Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Danke für die Mühe Kent.
    Also das Platzproblem ist ja eigentlich nichts Neues und wurde ja schon oft diskutiert. Sollte man jetzt erst feststellen, dass der Entwurf an sich zu wenig Platz bietet, dann hoffe ich mal, dass zumindest von den Proportionen und der Kubatur nicht nachgebessert wird. Der originale Stella-Entwurf macht das Humboldt-Forum zu einer Einheit; in deinem Entwurf wirkt der Anbau wie ein Fremdkörper. Und dein Vorschlag den Bau bis ans Ufer ranzubauen gefällt mir auch eher weniger da dies die Offenheit der Ostseite m.E. einschränken würde; und das ist gerade einer der Vorteile des Stella-Entwurfs.


    Das BBR hat nun auch auf ihrer Homepage eine Übersicht der Entwürfe und dazu die Beurteilungen des Preisgerichts sowie Kommentare der Architekten.


    Link BBR

  • Ich war gestern noch mal unterwegs und habe diese Bilder geknipst. Das Areal ist wirklich ein Wüste.





    Ein par Dinge, die mir aufgefallen sind:
    Das Kronprinzenpalais ist wieder eingerüstet, diesmal sogar mit undurchsichtigen Planen.
    Überall Weihnachtsrummel und indianische Flötenspieler.
    Das Upper East Side hat einen wirklich schönen Kolonnadengang bekommen. Der rechte Bau von Kahlfeldt ist im Ergeschoss immer noch nicht fertig und es ist auch kein Fortschritt zu erkennen. Zu den Linden hin wird man jetzt von O2 Werkeverteilern belappt und die Rückseite ist auch noch nicht fertig.

  • Eine scharfe Kritik der andauernden Diskussion um die Wahl des Stella-Entwurfs für die Teilrekonstruktion des Stadtschlosses nimmt R. Knodt im Deutschlandradio Kultur vor, wobei er u.a. die Haltung von Spiegel und Zeit aufs Korn nimmt. Wohl zu recht hält er die Diskussion für verspätet und provinziell (insb. das Argument, den Stella kenne doch keiner) und plädiert, aus dem angenommenen Entwurf das beste zu machen.
    Quelle: http://www.dradio.de/dkultur/s…tischesfeuilleton/890354/


    Ich denke auch, jetzt sollte man wirklich eher überlegen, wie die Innenräume gestaltet werden können. Die Sorge, der Bau könne den musealen Anforderungen nicht genügen, teile ich jedenfalls nicht. Das Schloß war auch in der Weimarer Republik ein Museum, wobei seine frühere Repräsentationsfunktion oder die Platzverhältnisse den Museumsbetrieb nicht erkennbar beeinträchtigten.

  • Das Bundesbauministerium fordert nach einem Bericht des Tagesspiegel in einem Bericht an den Haushaltsausschuß des Bundestags eine Reduktion der Wiederaufbaukosten, u.a. durch Verzicht auf Wiederherstellung historischer Fassaden im Inneren des Gebäudes. Linksfraktion und FDP (sic!) dringen auf unbedingte Einhaltung der Kostenobergrenze.


    Quelle: http://www.tagesspiegel.de/ber…nco-Stella;art974,2686332


    Auch wenn so etwas irgendwann kommen mußte, ist die Forderung überaus enttäuschend: Immerhin hat Tiefensee den Entwurf mitgekürt. Bei dem jetzigen Ansatz des Bauministeriums wird am Ende nur ein Billigbunker mit vorgeblendeter Fassade herauskommen.


    Stella soll übrigens erklärt haben, die Einhaltung der Kosten sei sein wichtigstes Ziel. Eigentlich sollte sein Ziel doch eher die möglichst weitgehende Umsetzung seines Entwurfs sein. Hoffentlich meint er das nicht ernst.

  • Das ist sehr bedauerlich, denn es ist auch die schöne Kontrastierung im Eosanderhof, die Stella gut gelungen ist. Wird dort gespart, dann wird es vielleicht doch zu uniform.


    Mich würde mal interessieren, wieviel die Preisträger realistisch veranschlagt haben und ob Stella wirklich ein "teurer" Entwurf ist. Ich könnte mir vorstellen, dass Mäckler und Kollhoff noch teurer gekommen wären.

  • Irgendwie werden medial auch noch die kleinsten Dinge der Dramatik wegen übertrieben.
    Ich glaube nicht, daß es Stella schwerfallen dürfte die betreffenden Wände einfach nur auf eine eventuelle spätere Anbringung der historisierenden Fassadenteile vorzubereiten. Etwas großartig anderes wird an den drei Außen- und Schlüterfassen doch auch nicht gemacht, da für die der Schloßverein zuständig ist.

  • Eosanderhof als hist. Kopie? Meinen die etwa die Hofseiten der beiden Portale zu diesem öffentl. Korridor hin oder habe ich was nicht mitbekommen? Naja, solange die Kuppel bleibt. Dass es am Ende teurer wird, als geplant, dürfte doch wohl aber klar gewesen sein...

  • Stellas Konzept sah vor, den Eosanderhof an drei Seiten zu rekonstruieren. Damit wird dem Schlüterhof genau entgegengesetzt die historische Gestalt wieder gegeben. Das Schlossforum, der Durchgang, ist zu beiden Höfen hin modern vorgesehen. Wenn du es genau wissen willst, sind es die West-, Nord- und Südseite, die im Eosanderhof rekonstruiert werden sollen.


    Ich habe mir gestern Gedanken gemacht und ich könnte mir vorstellen, den Bau in zwei Realisierungsstadien zu teilen. Als erstes wird mit vorhandenem Budget und ohne Kompromisse der eigentliche Baukörper errichtet, der vorgesetzte Ostflügel würde dabei erstmal aussen vor bleiben. Dadurch würde man zu aller erst keine Nutzfläche verlieren, aber die Baukosten im realistischen Rahmen halten.
    Die Ostseite würde als unverputzte Stahlbetonwand stehen bleiben und könnte für eine gewisse Zeit mit einem großflächigen Plakat behängt werden, welches über die widersprüchliche Geschichte des Ortes informiert und einen Ausblick auf die Zukunft bietet. Zu einem späteren Zeitpunkt, vielleicht drei vier Jahre nach Fertigstellung, wird der Ostflügel nach den realen Bedürfnissen errichtet. Dann ist genau absehbar, wieviel Nutzfläche noch benötigt wird und wie sie geschnitten sein muss. Ich könnte mir vorstellen, dass der Ostflügel die jetzt etwas beengte Bibliotheksnutzung aufnehmen könnte. Vor allem lässt diese Zweiphasenlösung allen Beteiligten Zeit, über Nutzung und Gestalt des Ostflügels noch nachzudenken.


    Grüße, Jan

  • Guter Vorschlag. Ich vermute aber, daß eine Zurückstellung des Ostflügels nicht durchsetzbar wäre. Der Stella-Vorschlag ist insgesamt so stark an das frühere Schloß angelehnt, daß es zu starker Opposition der Schloßgegner käme.


    Nachdem das Bauministerium nicht voll hinter dem jetzigen Entwurf steht, ist wahrscheinlicher, daß (1) zwar der vollständige Baukörper errichtet wird, aber (2) die historische Gestaltung des Eosanderhofs und evtl. auch der Kuppel eingespart werden.

  • Laut Artikel des Tagesspiegels wird die Kuppel wie in Stellas Entwurf gebaut (Bund und Senat seien sich sicher). Auch die künftigen Nutzer, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Landesbibliothek und die Humboldt-Universität, müssten anscheinend nicht mit Einschränkungen rechnen.


    Link TS


    Die Rekonstruktion der Innenhöfe könnte übrigens ja auch längerfristig in der Zukunft umgesetzt werden....man muss ja nicht gleich alles vollständig bauen.

  • So schaut her, dass habe ich mit meinem Einwurf gemeint:

    Meiner Meinung nach eine Verschlimmbesserung des Originals. Den Stella Entwurf zeichnen für mich drei Dinge aus 1) die Symmetrie des Baukörpers 2) ein Gleichgewicht zwischen Kuppel und Ostfassade 3) die Trennung von Alt und Neu. Alle drei Aspekte gibst du mit deinen Veränderungen grundlos auf.


    1) Mit der Verlängerung der Ostfassade zerstörst du die Symmetrie, was das Gebäude (nicht subjektiv sondern ganz objektiv) hässlicher macht. Symmetrie ist immer schöner als Asymmetrie, weil symmetrische Lebewesen gesunde Lebewesen sind. Das deckt sich mit unserer Erfahrung und überträgt sich auch auf Gegenstände wie Autos und Häuser. Wer die generelle Gleichsetzung von Symmetrie und Schönheit in Frage stellt, der kann ja mal einen Schönheitschirurgen fragen, ob er auch Frauen kennt, die sich ihre symmetrischen Brüste asymmetrisch operieren lassen wollen.


    2) Das Schloss sind bei Stella im Wesentlichen nur die Teile, die er mit einem gemeinsamen Satteldach verbindet. Alle drei Höfe sind unterschiedlich in Form, Größe und Funktion, aber das gemeinsame Dach verbindet sie wieder, wie ein großer Bilderrahmen. Das sieht man zwar nur im Modell und später auf Luftbildern, aber dieses "Bauen aus einem Guss" ist gerade die Stärke von Stella. Aus diesem Rahmen brechen nur zwei Elemente heraus, die Kuppel auf der einen und die Ostfassade auf der anderen Seite. Diese bilden eine Art optisches Gegengewicht zueinander, sonst könnte man meinen, das Schloss hätte zur Kuppel hin Schlagseite. Mit deiner verlängerten Ostfassade hat das Gebäude wiederum zuviel Schlagseite nach Osten. Auch deswegen ist Stella's Entwurf der Gewinner, weil sein Schloss in einem harmonischen Gleichgewicht der Baumassen steht.


    3) Außerdem entsteht durch deine Verbreiterung der Ostfassade ein komplett neuer Gebäudeteil ohne jede historische Fassade, dies hat Stella ganz bewusst nicht gewollt. Stellas Idee ist, dass man das komplette historische Schloss auch hinter den modernen Elementen noch erkennen können soll. Er will, wie er sagt, das Schloss lediglich "weiterbauen", so dass alle modernen Teile wie zusätzlich wirken. Anstatt dass wie befürchtet die historischen Fassaden wie aufgesetzt wirken, ist es bei Stella genau umgkehrt, die modernen Fassaden wirken fehl am Platze und sind bis hin zu einem intakten Schloss wegdenkbar. Deinen massiven Ostflügel kann ich mir aber nicht mehr wegdenken, er ist ein eigenständiger moderner Gebäudeteil ohne Bezug zum Schloss.


    Du nennst die Ostfassade einen "architektonischen Gag ohne Funktion" das stimmt so nicht ganz, ihre ästhetische Funktion (über die praktische Funktion wird noch zu reden sein) besteht darin, da zu sein und modern zu sein, ohne dabei das eigentliche Schloss kaputt zu machen. Auch definieren Ostfassade und Kuppel ein schmuckloses Hinten und ein prächtiges Vorne an dem Gebäude. Die Ostfassade ist aus gutem Grund nicht so breit und mächtig wie die anderen Gebäudeteile, denn sie gehört nicht richtig zum Schloss, sie soll nur die Rückseite sein. Ich war wie du weisst von Anfang an kein besonderer Fan von der Idee, drei alte mit einer neuen Fassade zu kombinieren, aber wie Stella dieses Problem gelöst hat, indem er die Ostfassade absetzt und ausgliedert, ist die eigentliche Genialität an seinem Entwurf.

    Damit hätte man einen Großteil der Platzprobleme beseitigt. Müsste keine Kompromisse bzgl. der Innenraumgestaltung machen, und hätte die Wanne mit ihren Räumen sicherlich besser angebungen.

    Die Wanne ist zugeschüttet, ein Keller für das Schloss ist nicht (mehr) geplant. Die Wanne des Palast muss also gar nicht angebunden werden. Sie ist ein rein statisches Problem, das schlimmstenfalls dadurch gelöst wird, indem man die gesamte Wanne wieder aus dem Boden holt, deswegen muss man aber nicht die Form des Schlosses daran anpassen. Die vorgeblichen Platzprobleme sind meiner Meinung nach gar keine. Jedes Musem hat in seinen Magazinen nochmal die dreifache Menge dessen, was öffentlich ausgestellt ist. Man muss also immer eine den Räumlichkeiten entsprechende Auswahl treffen, sich mit den vorhandenen Räumlichkeiten arrangieren. Ich fordere mal ganz dreist "Function follows Form". Wenn ein Schloss mit einer fixen Höhe und Breite und mindestens einem großen unbedachten Hof gewünscht ist, dann lässt sich darin eben auch nur eine begrenzte Zahl an Quadratmetern bereitstellen. Wenn wirklich mehr Platz gebraucht/gewollt wird, kann man die aus Kostengründen gestrichenen Kellergeschosse ja wieder mit einplanen. Das ist dann aber ein Geld- und kein Platzproblem. Entscheidender wird aber sein, sich selbst zu beschränken und eine vernünftige Auswahl aus den vielen verschiedenen Nutzungsideen zu treffen.

  • Und nun mein eigener Vorschlag (frei zur Kritik):



    Ich würde vom Äußeren her nur minimale Änderungen vornehmen. Stellas Ostfassade ist (typisch Moderne) ein variationsloses Rechteckraster. Lösst man dieses an zwei drei Stellen auf, hat man gleich ein bisschen Gliederung an der sich das Auge festhalten kann und schafft ein angedeutetes Portal, einen Eingang, der die Fassade öffnet und dazu einlädt das Humboldt-Forum auch von dieser Seite her zu betreten.


    Die bisher wohl noch funktionslose Ostfassade könnte man doch gleich zum Haupteingang für die Besuchermassen machen, und dort Garderobe, Toiletten, Souvenirshop und Restaurant unterbringen. Dadurch blieben die eigentlichen Schlossräume ausschließlich der kulturellen Nutzung vorbehalten und das Hauptportal, das nicht so leicht an die Bedürfnisse von Touristen angepasst werden kann, würde von der Bürde, Start- und Endpunkt jedes Rundgangs sein zu müssen, entlastet. Die Ostfassade wäre dann sowas wie das funktionale Pendant zur Chipperfields Eingangsbau auf der Museumsinsel.


    Dazu müsste man die Ostfassade wenigstens zum Teil verglasen. Wenn man die Scheiben weit nach innen legt, dann müsste der gewünschte Effekt der Lochfassade eigentlich erhalten bleiben. Eine schöne Aussicht, was ja anscheinend die Bedeutung von Belvedere ist, kann man dann immer noch haben. Und wenn man dann dort einen weichen Teppich reinlegt und große Sessel hinstellt, so dass, man einen warmen Kaffee trinken kann, während draußen ein kalter Wind weht, dann wird die Aussicht um so schöner.


    Ansonsten ist Stellas Entwurf schon weitgehend perfekt. In den Innenhöfen gibt es wohl noch ein paar Stelzenwälder, die gelichtet und aufgelockert werden müssen und auch den modernen Fassaden an den Innenhöfen kann etwas mehr Gliederung nicht schaden, aber abgesehen davon hat Stellas Schloss ein schönes Gleichgewicht und eine Symmetrie, die das Original so nie hatte.

    Einmal editiert, zuletzt von Guderian ()

  • Deine Ideen finde ich fantastisch, muss ich zugeben :) Die wirklich sehr leichten Modifikationen haben umso größere Effekte. Zwei Sachen würde ich allerdings zu bedenken geben:
    - Die hauptsächliche Erschließung vom Kuppelportal an die Ostseite zu verlegen, wird warscheinlich nicht mehr zu machen sein, dazu müsste man das Innenraumkonzept wahrscheinlich auf den Kopf stellen. Nichtsdestoweniger ist ein sechstes Portal an der Stelle eine klasse Idee. Irgendein Wettbewerbsteilnehmer hatte auch eine Brücke an dieser Stelle geplant. Das könnte ja später mal aufgenommen werden, um den Baukörper mit dem MEF zu verbinden.
    - Im restlichen Teil des Schlosses würde ich keine kosmetischen Änderungen mehr machen. Das scheint mir nicht nur fast perfekt, das fast würde ich weglassen. Gerade im Eosanderhof wirken die hohen Stelzen wunderbar, wie ich finde. Allerdings brauchen sie wohl den Kontrast zur barocken Innenfassade, mal sehen was sich in dieser Hinsicht noch tut.


    Die Ostfassade gefällt mir in deiner Modifikation aber großartig. Schön, wie der Entwurf durch zwei drei Auslassungen einen schönen Rhythmus bekommt. Am Baukörper des Flügels würde ich auch partout nichts rütteln.


    Grüße, Jan

  • @ Guderian,
    schön, dass du wieder dabei bist. Klasse finde ich, dass meine Vorschläge mittlerweile länger besprochen werden als der Originalentwurf. Das zeigt, welchen Stellenwert ich mir im Forum erarbeitet habe ;):daumen:.


    Deine Kritik finde ich vollkommen berechtigt. Die Erweiterung würde dem Entwurf viel Eleganz nehmen. Zusätzlich würde der Riegel, den Stadtinnenraum begrenzen. Mein Riegel wäre auch sicherlich zu dominant.
    Eine offene Frage bleibt, wie man den Platz vor dem Schloss eine Dimension geben möchte. Dies wurde schon in den frühen Phasen diskutiert. Auf diese Frage antwortet der Stella-Entwurf trotz seiner vielen Stärken aber leider nicht. Deswegen sind die Konzepte von Rauschenberg, Kohlhoff zumindestens eine Überlegung wert.


    Der Keller sollte trotzdem sinnvoll eingeplant werden. Ich glaube kaum, dass die Wanne aus dem Untergrund verschwinden wird. Ich hoffe zudem, dass diese geschickt mitverwendet wird. Ein grundsätzliches Problem ist natürlich, wie man die verschiedenen Nutzungen in dem Schloss unterbringen will. Die Mischnutzung soll Akzeptanz schaffen, inwieweit aber den Ansprüchen gerecht wird, ist nicht klar. Gerade diese Mischnutzung kann im Zweifel seltsam anmuten.


    Deine Variation der Gliederung finde ich sehr gelungen. Wahrscheinlich wird aber Stella sich darauf nicht einlassen ;). Falls du seine vorherigen Arbeiten im Forum schon bestaunt hast, wirst du sehen, dass der Mann ziemlich dem italienischen Rationalismus a la Adalberto Libera etc verbunden ist. Ich kann auch ehrlich gesagt, überhaupt keinen Bezug zu den Planungen zu Aldo Rossi erkennen, obwohl dieser immer als Pate angeführt wird.
    Glasscheiben weit hinter den Öffnungen zu platzieren halte ich für sinnvoll. Auch in Berlin kann es im Winter recht kalt werden, so dass die Aufenhaltsqualität bei einer reinen Freiluftkonstruktion kaum gewahrt werden kann. Den Ostteil zusätzlich mit Nutzungen auszustatten ist ebenso sehr sinnvoll.

  • ....und ich würde die "moderne Fassade", die gar nicht modern ist, sondern gar nichts ist, ganz einfach als kariertes Papier sehen, auf dem man anfangen kann, eine Fassade zu zeichnen. Guderian hat den Anfang schon gemacht, indem er die erste richtige Entscheidung getroffen hat, nämlich dem Ganzen eine Mittelachse zu geben und den entstehenden Flügeln leicht Außen ein "Ereignis" zuzuordnen.....


    Die Verfehlung besteht darin, ausgerechnet die "Schokoladenseite" des Schlosses, also die Spreeseite, nicht als Bestandteil des Schlosses erkennen zu lassen.


    Genau dort wäre durch das topographische Potential eine Verbesserungsmöglichkeit des alten Schlosses gelegen. Das "Ereignis" Spree hätte dazu führen können, dass dort die 1. Seite des Schlosses entsteht. Die Kombination mit Wasser hätte dort zu einer barock-venizianischen Erschließung führen können und hätte die eigentliche Attraktion des Schlosses werden können.....


    Das dies ausgerechnet von einem Italiener nicht erkannt wurde.....?


  • Die Verfehlung besteht darin, ausgerechnet die "Schokoladenseite" des Schlosses, also die Spreeseite, nicht als Bestandteil des Schlosses erkennen zu lassen.


    Genau dort wäre durch das topographische Potential eine Verbesserungsmöglichkeit des alten Schlosses gelegen.


    Sehe ich auch so. Aus meiner Sicht ist der Stella-Entwurf - entgegen Guderian - weit entfernt davon, perfekt zu sein. Sein einziger Vorteil ist die plausible Verbindung von rekonstruierten und neuen Teilen. Die als schlichter Rasterblock vorgesetzte Ostseite ist dagegen mißlungen. Sie hat keinen Bezug zur restlichen Außenfassade und ist austauschbar.


    Wenn man zur urspr. Ostfassade zurückkehren oder die Schlüterfassade auf der Ostseite fortsetzen würde, würde der Stella-Entwurf zwar seiner inneren Logik beraubt. Ich denke aber, er wird sowieso nicht dauerhaft sein: Irgendwann wird man ihn stückweise durch weitere Teilrekonstruktionen ersetzen.


    Vollständigkeitshalber: Ein weiterer Verriß, diesmal durch eine Sammlung von Architekturexperten, auf den Seiten des art-magazins veröffentlicht. Die vorgebrachten Argumente sind nichts Neues, wenn auch gut aufbereitet. Ich will nicht näher drauf eingehen.
    Quelle: http://www.art-magazin.de/arch…adtschloss_berlin_debatte

  • Also dieser Gedanke immer mit weiteren Rekonstruktionen die in Zukunft angefügt werden (abgesehen von den beschlossenen natl.) scheint mir völlig abwegig. Es war schon schwer genug das Gebäude so halbwegs rekonstruiert wie jetzt durchzusetzen. Dass sich später mal eine Lobby durchsetzen könnte, die noch bissl weiter am dann fertigen im Betrieb befindlichen Schloss rumrekonstruiert halte ich für völlig ausgeschlossen.

  • Und außerdem wird bis dahin Stellas Anbau bestimmt aus irgendwelchen schleierhaften Gründen dann selbst unter Denkmalschutz stehen, so daß man zwar den Rest des Schlosses wieder abreißen könnte, während Stellas Anbau stehen bleiben müßte...

  • Der Keller sollte trotzdem sinnvoll eingeplant werden. Ich glaube kaum, dass die Wanne aus dem Untergrund verschwinden wird.

    Dann wird sie begraben und vergessen, bis irgendwelche Archäologen sie wieder ausbuddeln und heilig sprechen. Natürlich ist es eine Verschwendung die Wanne ungenutzt zu lassen, schon der gesamte Palastabriss war eine riesige Verschwendung, da kommt es auf eine sinnvolle Nutzung der Wanne wohl nicht mehr an. Außerdem ist trotz aller Verschwendung scheinbar nur ein Billigschloss geplant, beschlossen ist vom Haushaltssausschuss eine "verbindliche Kostenobergrenze" von 552 Millionen Euro. Davon sind schon 72 Millionen Euro für die Erstausstattung vorgesehen, allein die drei Außenfassaden sollen 80 Millionen Euro kosten (Spendenaufkommen unsicher!), für Kuppel und Innenhöfe schätze ich auch noch mal 100 Millionen, dann bleiben für den eigentlichen Bau nur noch 300 Millionen Euro übrig. Deswegen hat Tiefensee den Keller schon früh streichen müssen. Ich befürchte, dass es eher noch weitere Abstriche geben wird, als dass man die Wanne wieder mit einbezieht.

    Deine Variation der Gliederung finde ich sehr gelungen. Wahrscheinlich wird aber Stella sich darauf nicht einlassen.

    Danke! Wahrscheinlich wird er überhaupt nie von meiner kleinen Idee erfahren und sie daher gar nicht ablehnen können. :Colgate: Der Bundestag wird ihn schon noch zu irgend einer konkreten Nutzung der Ostfassade nötigen. Ein bloßer offener Wandelgang würde bei typisch deutschem Wetter wie eine nasskalte Bauruine wirken. Berlin ist eben doch nicht Rom. Ich bin mir sicher, bei der Ostfassade ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, mindestens ein Geländer, das Wandelgänger vor einem Absturz bewahrt, werden die Bauvorschriften dem Architekten schon noch aufzwingen. Stellas eigenen Stil würde ich nicht als Rationalismus bezeichnen, das klingt so vernünftig. Ich würde dazu eher Minimalismus sagen, er kennt ja wirklich nur Pfeiler und Rechtecke. Mit Proportionen kennt er sich aus, aber seine Formensprache ist so reich wie die von Timmy. Damit tritt er aber eben auch nicht in Konkurrenz zu den historischen Fassaden. Er malt nur die Lücken dazwischen aus.