Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Das ist ja nicht zu glauben, nachdem BBI endlich im Bau ist, scheint es mit dem Schloss in absehbarer Zeit (<10 Jahre) auch endlich loszugehen... :lach:


    Abgesehen von der Diskussion Reko oder nicht finde ich, der Siegerentwurf hat zu Recht gewonnen, vor allem der Innenhof sieht deutlich besser aus. Wenn das ganze anständig ausgeführt wird und nicht allzu sehr im letzten Moment doch noch gespart wird, könnte das Schloss ein echter Hingucker werden... :daumen:


    Endlich, endlich, endlich... und dann noch jede Menge Ausstellungen, etc. ins Schloss und Berlin hat einen der größten Museumskomplexe überhaupt! :)

  • Mal was Grundsätzliches: Ich finde es doch immer wieder erschreckend, mit welcher immanenz und arroganz einige Menschen, zumeist sog. "Experten", zu wissen scheinen, was das gros der anderen Menschen toll bzw. schön findet. Das ist anmaßend. oder?


    In Dresden ist es gelungen, durch die Rekonstruktion der Frauenkirchen das umliegende alte Stadtquatier historisch bzw. historisierend wiederaufzubauen. Und was ist das Ergebnis: Dieser Aufbau selbst ist mittlerweile ein tourisitsches Ereignis an sich. Viele Menschen reisen nur deswegen nach Dresden und erfreuen sich an einem harmonischen, kleinteiligen Stadteseemble. Das , genau das will ein Großteil der Menschen. Viele Leute haben einfach die Schnauze voll von irgendwelche austauschbaren Beton oder Granitfassaden und renditeoptimierten Zuschnitten, wie wir es landauf landab in Köln, Frankfurt oder München sehen können.


    Die "moderne" Architektur hat mittlerweile selbst Patina angesetzt, schimpft aber stetig auf die "Rückwärtsgewandten" in ihrer Branche. Gerade in Deutschland, ein Land mit vielen architektonsichen Möglichkeiten, hat diese Meinungselite es in den letzten 50 Jahren versäumt, die Menschen zu begeistern bzw. mitzunehmen.


    Wäre dies gelungen, würden viele nicht nach Dresden fahren. Und das Stadtschloss stände nicht zur Debatte.

  • Nocheinmal zum Palast der Republik:
    In diesem Artikel der Welt wird noch einmal auf das Gebäude eingegangen. Ein älterer Blogeintrag findet sich hier.
    Es gibt einen Kritikpunkt an dem neuen Bau, der aber natürlich nicht von den Stadtschlossgegner aufgenommen wird. Stella sagt, dass die neue Fassade an den PdR erinnern soll. Ein Blick auf diese Fassade lässt mich aber zweifeln. Die Fassadengestaltung des PdR war beeinflusst von dem Palast der Sowjets und dem Bauhaus. Ich kann nicht erkennen, dass einer dieser Leitlinien hier aufgenommen wird.
    Frage: Ist dies ein Fehler? Ich glaube es ist sogar die bessere Lösung, man muss ehrlich sein, wer hat denn derartige Assoziationen überhaupt gehabt, wenn er den Palast gesehen hat. Allenfalls ein paar Architekturspezis aus dem Daf haben diese Zitate am PdR erkannt. Ich bin überzeugt, dass wenn das Schloss erstmal steht, die Identifikation der Bevölkerung mit dem Schloss weit höher sein wird, als sie es je mit dem Palast war.
    Und damit Stella etwas erreicht, was Graffunder mit dem Palast nicht so erreicht hat, ein echtes Volkshaus.

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  • Ich bin, was die im Tagesspiegel (Danke für den Link, Timmi) auch der Ansicht, dass der Siegerentwurf am Besten mit den Fassaden und den Innenhof umgeht. Wenn ich mir den Schlüterhof ansehe, so erscheint es mir, dass Stella am Besten damit umgegangen ist, während Mäkler und besonders Kleihues auf die reproduzierte Fassade einen Frontalangriff gestartet haben. Wenn ich nämlich Kleihues Vorschlag ansehe, muss ich leicht an das Technische Rathaus in Braunschweig denken, dass ein ähnlich schroffes Gegenüberstellen von Historie (In Berlin jetzt Repro) und Brutalismus offenbart, während Mäcklers Entwurf mit seinen Löchern in der Wand Erinnerungen an Giorgio grassis Entwurf für die Berliner Museumsinsel weckt, wo ja auch gesagt wurde, dass er an ein Gefängnis erinnere.

  • Zurück zur neuen Fassade: die einzige Möglichkeit an den PdR zu erinnern wäre, dass man die gleichen Steinsorte wählt! Ich meine damit die Steinsorte, die an der Fassade des PdR angebracht war.


    Wäre das ein guter Kompromiss?

  • http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/interview/883646/


    Also, Conradi demaskiert sich hier nun wirklich ein wenig. Dieses ewige Rumgeier, als hätte es keine Debatte gegeben, ist unglaublich nervend. Es scheint so, als habe er sich die prämierten Entwürfe noch nicht mal richtig angesehen.
    Vor allem haben viele Gegner der Schlossfassaden ein Problem mit der Terminologie: Ihre gesamte Argumentationsstrategie baut darauf, dass ein "Schloss" gebaut würde, worauf polemisch folgt, man wolle ins Kaiserreich zurück. Es wird jedoch kein Schloss errichtet, sondern ein Kultur- und Museumskomplex, der drei plus drei herausragende Barockfassaden Schlüters und Eosanders erhält. Gestern war zu sehen, dass das sehr gut gelöst werden kann.
    Noch etwas zu Conradi: Er war Präsident des BDA. Er hatte ab 1993 Zeit, eine Tagung oder einen Workshop zu organisieren, um Vorschläge der Architektenschaft zu präsentieren. Man hat sich von Seiten des BDA aber immer in die Jammerecke zurückgezogen... Konstruktives Gestalten, Mitbauen, Mitprägen ist etwas anderes.

  • Keine Debatte, so ein Quatsch, jeder der sich auch nur ein bisschen dafür interessiert, geht mittlerweile auf dem Zahnfleisch Arghhh!


    Also sagt mal, was für einen Stein wünscht ihr euch für die NEUE Fassade?

  • Es geht ja nicht um einen Investorenbau sondern um ein öffentliches Museum bzw. eine Bibliothek. Und allzuviele öffentliche Neubauten dieser Größe in der Stadtmitte wird es in unserer Lebenszeit wohl nicht mehr geben. Das heißt "Geschichte wird gemacht".


    Oh, doch gab es nicht die neue Gemäldegalerie in Berlin? Ein modernes Bauwerk, Architektonisch nicht gerade der Bringer würde ich meinen.
    In Frankfurt wird vermutlich das historische Museum als moderner Bau errichtet werden.


    Die Moderne muß sich nicht beklagen, speziell nicht in Berlin wo nach der Wende, der überwiegende Teil aller neuen Gebäude im modernen Stil erbaut wurden. Was die Stadt nicht gerade schöner gemacht hat.


    Ein bißchen mehr Reko und historische Fassaden, speziell in der historischen Mitte von Berlin würde der Stadt wieder eine Indentität geben.

    Einmal editiert, zuletzt von Wahnfried ()

  • Bzgl. : PdR:
    Ich nehme an, dass die berühmte Glasblume nun irgendwo im neuen Schloss untergebracht wird. Für die neue Fassade würde sich doch auch die Steinplatten des PdR anbieten. Auf diesem Bild kommt die Steinart ja leider nicht so gut rüber, dass müsste aber nach diesem Bild eigentlich der perfekte Stein für die Umgebung sein.
    Weiß einer was das für ein Stein an der Außenfassade des PdR war?

  • Kent


    Für Schlüterhof, Passage und Innenfassaden des Eosanderhofs sollte man den Sandstein des Schlosses wählen. Für die Kuben im Eosanderhof kann ein anderes Material verwendet werden. Deinen Vorschlag für die Rückfassade finde ich interessant. Ich denke aber, dass die Erscheinung des Palasts wesentlich vom Zusammenklang Bronzespiegelverglasung - weißer Marmor abhing. Diese waren großflächig angebracht und nicht in Form einer Lochfassade. Meiner Meinung nach sollte man die Rückfassade ebenfalls in Sandstein, vielleicht fabrlich etwas nuanciert und abgesetzt. Wunderbar wäre eine solch einfache, "fensterrahmenlose" Fassade wie bei Gehrys DG-Bank am Pariser Platz. Quasi als großer abstrahierter Setzkasten.


    Wagahai


    Ich kenne Conradi und empfinde seine Aussagen ebenso wie Du. Es ärgert mich jedoch, dass solche Leute in allen Fragen bevorzugt hervorgekramt werden. Die Schlossdebatte zeigt doch zweierlei: Zum einen die Abgehobenheit eines Teils der Architekten und ihrer Vertreter, die mit der ideologisierten Ausbildung an zahlreichen Hochschulen zusammenhängt; zum anderen den Zwang zur pseudo-intellektuellen Abgehobenheit einiger Journalisten, die mit vorgefasster Meinung gegen die Ergebnisse des Wettbewerbs anschreiben, auf diese aber im einzelnen nicht einmal eingehen. Hier wird kommentiert und nicht informiert. Es wird "Schloss" geschrieben und damit suggeriert, dass man nun wirklich andere Dinge zu tun habe, als einen Palast wieder aufzubauen. Dass die Fassade aber über Spenden finanziert werden soll, wird zum Teil unterschlagen.

  • Vor allem haben viele Gegner der Schlossfassaden ein Problem mit der Terminologie: Ihre gesamte Argumentationsstrategie baut darauf, dass ein "Schloss" gebaut würde, worauf polemisch folgt, man wolle ins Kaiserreich zurück. Es wird jedoch kein Schloss errichtet, sondern ein Kultur- und Museumskomplex, der drei plus drei herausragende Barockfassaden Schlüters und Eosanders erhält. Gestern war zu sehen, dass das sehr gut gelöst werden kann.


    An der Stelle möchte ich nochmal einhaken. Über die Jahre der Debatte habe ich es eigentlich so empfunden, dass die Terminologie des neuen Baus seine Kinderkrankheiten überwunden hatte. Sprach man in den frühen und mittleren Neunzigern von vom Wiederaufbau des Schlosses, hat sich bis zum heutigen Tag die Lesart "Humboldt-Forum" mit historischer Fassade durchgesetzt. Das finde ich essentiell wichtig, denn hier wird mitnichten ein Schloss gebaut. Der Widerstand von größeren Bevölkerungsteilen gegen das Projekt richtete sich meines Erachtens gegen genau diese Einstellung. Was soll das Gebäude repräsentieren? Ist es ein Museum im Schloss oder ein Kunst- und Wissenschaftsforum mit Fassadenteilen des alten Schlosses?
    Gerade die Befürworter der Rekonstruktion um Boddien haben in dieser Hinsicht einiges gelernt und vermehrt die Forumsidee propagiert. Ich habe in einer der letzten Ausgaben des "Extrablattes" vom Schlossverein festgestellt, dass diese Terminologie zum angenehmen Standard geworden ist. Die Terminologie war in meinen Augen vor allem ein Problem der Befürworter, woran sich die Gegner berechtigterweise gestört haben.


    Jetzt scheint aber plötzlich alles wieder dahin zu sein! "Italiener baut Schloss" heißen die Schlagzeilen, alle reden plötzlich wieder von dem Projekt, als wäre es ein Herrschaftsbau. Das halte ich teilweise für Bequemlichkeit (Schloss schreibt sich einfach schneller), andererseits aber auch für eine überwunden geglaubte Geisteshaltung zu dem Bauwerk. Also: "Stella baut das Humboldt-Forum!" Und das ist auch gut so ...

  • @ OriginalScore:


    Besten Dank für die Konkretisierung. Das ist richtig so. Kannst Du / Können Sie mir die Ausgabe des Extrablatts (Nr. / Jg. / Seitenzahl) mitteilen oder zumindest den Text hierein stellen? Würde mich sehr interessieren.
    Besten Dank.

  • Der Bitte kann ich leider nicht nachkommen. Das "Extrablatt" (zu dessen Lesern ich eigentlich gehöre - ich hätte mir ausgehend von einer Blanko-Situation ein identitätstiftendes modernes Gebäude à la Elbphilharmonie gewünscht) erscheint meines Wissens nicht regelmäßig und im Rahmen von Jahrgängen, Nummern oder anderen Regelmäßigkeiten. Es liegt an verschiedenen Orten in Berlin zur kostenlosen Mitnahme aus, ist also auch nicht über den Zeitschriftenhandel erwerbbar. Ich habe gerade einmal nachgeschaut, auf der Seite des Fördervereins findet sich auch kein solches Verzeichnis.


    Mein Eindruck bezog sich aber nicht auf einen bestimmten Artikel, Kommentar oder Aufsatz. Ich habe nur im generellen Ton (sachlich, maßvoll und "Humboldt-Forum statt Schloss") festgestellt, dass das reflexartige Geschrei nach dem Schloss (und nichts anderes!) auch bei den Befürwortern aufgehört hat.

  • Ich habe auf der Website des Bundesministeriums für Verkehr ... noch einige Ansichten der prämierten Entwürfe gefunden, die durchaus interessant sind:


    Kollhoff plante eine hyper-moderne Agora:
    http://www.bmv.de/jsp/fotoreih…&curr_img_nr=4&sprache=de


    Sergei Tchoban hat überraschend alle vier Seiten des Forums nach Schlüter gestaltet:
    http://www.bmv.de/jsp/fotoreih…&curr_img_nr=3&sprache=de


    Gleichzeitig setzte er einen interaktiven Glaskubus in die Mitte des Baus.
    http://www.bmv.de/jsp/fotoreih…&curr_img_nr=4&sprache=de


    Die Tchoban-Pläne gefallen mir auch ganz gut, das wäre für mich der zweite Platz gewesen.


    Jan

  • Nochmal zur Nomenklatur: Die Anmoderation der Berliner Morgenpost zeigt wieder einmal, dass dieses Schundblatt wirklich zu nichts zu gebrauchen ist. Das ist eine Bildzeitung mit kleineren Buchstaben:


    Wiederaufbau
    So alt wird das neue Berliner Stadtschloss aussehen
    Franco Stella soll dafür sorgen, dass in Mitte wieder Preußens Glanz und Gloria erstrahlen. Der Italiener hat mit seinem Entwurf den Wettbewerb um den Wiederaufbau des Stadtschlosses gewonnen. Der Prachtbau wird so sein, wie zu Kaisers Zeiten.


    In demokratischem Gruße, Jan :)

  • Ich muss mich verbessern, auf dieser Visualisierung sieht der Mäcklerentwurf sehr gelungen aus.


    Ein Überraschungsei bleibt, ob der Flussbefestigungsbereich des Palastes übernommen wird. Ich hab leider kein gutes Bild zur Verfügung. Hier kann man nur den Bereich im Ruinenzustand sehen.

  • Die Umgebungsgestaltung wird ja sowieso noch ein neues Fass, das aufgemacht werden muss. Nach dem Holzmodell gibt es ja zu allen Seiten noch Luft, den Anschluss an bestehende Straßen und Flüsse zu gestalten. Eine Uferpromenade auf den Fundamenten des alten Palast-Sockels wird sicherlich kommen. Auch die Gestaltung des Übergangs zum Lustgarten wird noch diskutiert werden...