Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • @ wagahai:


    Falls Du den Mann auf dem Foto neben Tiefensee meinst, das ist Vittorio Magnago Lampugnani, der - glaube ich - Jahrgang 1951 ist.


    Bilder von Stella habe ich bis dato noch nicht gefunden. Allerdings war er mit seinem Mitarbeiter Zucchini an mehreren Wettbewerben, u.a. in Berlin, beteiligt. Hierzu gehörten Bundeskanzleramt, Grimm-Zentrum, ein Oberstufenzentrum, ein Wettbewerb in Regensburg sowie ein Concorso in Bologna.


    Seltsam, dass der Mensch keine Internetseite hat. Muss nochmal bei der Facoltà in Genua schauen...

  • Und er ist laut tagesspiegel im Jahre 1954 geboren (also nicht dieser), anderseits soll er jetzt Professor in Venedig sein (nicht Genua?). Kurzum: Kennt keine Sau :D
    Und das ändert sich jetzt, Glückwunsch.

  • Der Entwurf ist sehr gelungen im Hinblick auf die Vorgaben. Der Entwurf verzichtet leider auf eine Bezugnahme auf den Palast der Republik vollständig. Vermutlich wird nur die Glasblume in einem Foyer als Erinnerung angebracht werden.


    Rolf Lautenschläger vergreift sich recht deutlich in der TAZ und versäumt es dabei eine durchdachte Wertung abzugeben.


    Selbst der Spiegel lobt diesen Schloßentwurf als Balsam für eine von der Moderne geschundenen Stadt.


    Die FAZ lobt, dass Stella nicht den Ort für fragwürdige Experimente missbraucht hat, und die historischen Leitlinien übernimmt.


    Die Zeit hingegen vergreift sich mit plumper Wortwahl und dürren Argumenten. So enthält der Artikel kaum stichhaltige Kritik sondern nur einfach gestrickte Polemik.

    Einmal editiert, zuletzt von Kent ()

  • Rolf Lautenschläger vergreift sich recht deutlich in der TAZ und versäumt es dabei eine durchdachte Wertung abzugeben.


    Wenn die TAZ-Leute in Berlin bauen & machen dürften wie sie wollten, dass einzige was rauskommen würde wäre eine selbstgedrehte Tüte und ein Lagerfeuer an der Spree.


    Die TAZ ist nicht verdächtig FÜR etwas zu sein, sondern GEGEN etwas Stellung zu beziehen.

  • trotz komischer Jury...HURRA!! Das Schloss lebt!!

    Nur ein paar Fragen vorweg? Denn ich gehe davon aus, dass man in einer toleranten und meinungsfreien Demokratie auch ein paar, zugegebenermaßen provokante, Fragen stellen darf?! Aber ehrlich gesagt rechne ich damit, dass nach den kommenden Fragen eh wieder reflexhaft, also ohne sich mal mit der eigentlichen Frage zu beschäftigen oder diese unvoreingenommen zu hinterfragen, die verbale und ideologisch verblendete Nazikeule geschwungen wird. :)


    Wieso besteht die Jury zu einem preußischen Kulturbesitzthema eigentlich zum Großteil aus Ausländern?


    Kann sich ein jüdisches Jurymitglied aus Großbritannien alias David Chipperfield mit einem preußischen Schloß in Berlin angemessen identifizieren? Kann es die Bedeutung dieses Grundstücks für die deutsche Geschichte verinnerlichen und berücksichtigen? Soll nicht vielleicht ein modernes Gebäude (wie von Chipperfield favorisiert) auf diesem Grund und Boden gerade sämtliche Vergangenheit gänzlich aus der Erinnerung wegradieren?


    Wollte doch auch schon Sir Norman Foster statt der Reichstagskuppel lediglich ein Baldachin oder auf dem Schlossplatzgelände Segeltücher und Beach Volley Ball Felder installieren. Warum will man einer Stadt bewußt so schaden und sie lächerlich machen? Nur gut das beim reichstag und beim Schloss der Bundestag derartige Auswüchse moderner Architekten verhindern konnte und sie mit ihren Vorgaben in menschliche Bahnen zurück führte. Selbst Sir Norman Foster findet nun seine Reichstagskuppel recht gut.


    David Chipperfield ist ja auch nicht mehr der Jüngste und hat in seiner Familie vielleicht auch Naziopfer zu beklagen, liegt da nicht auch der Verdacht des Revanchismus nahe? Den Preußen Pifkes mal zur Rache was richtig hässliches (Modernes) und vor allem nicht Identitätsstiftendes historisches ins Herzen der Hauptstadt zu bauen?! Natürlich immer schön verpackt als moderne, zeitgenössische Kunst?! Ein identitätsstiftendes Gebäude, ja eines was zudem direkt auf Preußen zurück führt, eines was vielleicht zur Bildung von Nationalstolz beiträgt oder beigetragen hat, so etwas kann doch ein Herr Chipperfield nicht wirklich wollen?! Ein Gebäude das an alte (gute wie schlechte) Zeiten erinnert! Am besten auch den reichstag abreißen und ein modernes Verwaltungsgebäude hinstellen. Natürlich ohne deutsche Falgge auf dem Dach. selbstverständlich auch ohne Inschrift "Dem Deutschen Volke".


    Nunja, von den anderen Ausländern in der Jury mal ganz abgesehen, frage ich mich wirklich, ob z.B. England beim theoretischen Wiederaufbau des Big Ben oder Buckingham Palastes, oder ob Russland beim Wiederaufbau der Basilius Kathedrale am Roten Platz oder ob Polen beim Wiederaufbau ihres Warschauer Stadtschlosses gerade einen Preußen in den Vorsitz der Jury berufen hätten?! :-)) Wohl kaum, obwohl die Russen ja einen "Preußen" bei Gazprom in der Chefetage haben! ;)


    Außerdem würde mich ernsthaft interessieren, wie diese Nationen über moderne Gegenentwürfe und Diskussionen über zeitgenössische Kunst an den Orten ihrer einstigen Kathedralen und Schlösser reagieren würden. :) Zudem von einem Preußen entfacht! :) Ich glaube wenn dieser Preuße nur aus dem Land gejagt worden wäre, hätte er noch Glück gehabt. ;)


    Mir ist es schleierhaft, wie sich eine Jury von Ausländern mit einem preußischen Kulturthema identifizieren kann und es verwundert mich deshalb auch nicht, dass gerade solch eine Jury das Schloß nicht will!


    Ich finde es ein Armutszeugnis unserer modernen, entwurzelten Zeit, gerade in Berlin, dass dann die Bevölkerung nicht aufsteht und sich stärker für das Schloß engagiert. Aber nun ja, nationalsozialistischer Terror, kommunisitischer Terror und das Verbot der Religionen, entfesselter globaler Kapitalismus haben die Menschen im Endeffekt wohl so aus ihren Verankerungen gerissen, dass sie für nichts mehr einstehen oder zumindest für nichts staatsgetriebenes mehr. Jeder zieht sich in sein Familienglück zurück, wenn er es denn hat, und mischt sich in nichts ein und lässt einen David Chipperfield halt im Herzen Berlins machen was er will. Geschichtsbewußtsein wurde erfolgreich aberzogen.


    Umso mehr freue ich mich nun, dass doch kein weiterer austauschbarer und an Banalität und Hässlichkeit nicht zu überbietender moderner "zeitgenössischer" Bau aus glatten Flächen, grauem Sichtbeton, und Glas und Stahl entsteht!! :) Davon gibts in Berlin und Deutschland wirklich schon mehr als genug.


    HURRA!!! Das Schloss lebt!!!

  • Das Grundproblem war doch, dass erst mal ein gelungener Bau einer eigenständigen sozialistischen deutschen Moderne entsorgt werden musste. Gerade der PdR verband Bauhausmomente mit Zitaten des Sowjetpalastes und dem Schinkelschen Volkshaus. Der Innenraum des PdR bezog sich auf Raumstudien von Rubinow.


    Das Schloß in dieser Gestalt ist eine Bereicherung. Es sperrt nicht künstlich Bereiche der Stadt voneinander ab wie es der PdR tat, sondern verbindet.
    Mit dem Schloß wird ein Bauensemble vervollständigt.
    Zu kritisieren ist, dass ein eigenständiges deutsches sozialistischen Bauensemble dafür zerstört wurde. Es wird viel zu selten darüber nachgedacht, dass Fernsehturm und PdR zusammengehören. Aber das ist wahrscheinlich schon viel zu intellektuell für Taz und Zeit.


    Der PdR Innenraum muss dann wohl auf der gegenüberliegenden Seite in einem der folgenden Bauten integriert werden. Die künstlerische Innengestaltung des PdR ist ja auch schon teilweise auf Bundeskanzleramt und Bundespräsidialamt verteilt ;)


    Zu Ihrer Kritik, es waren deutsche Architekten, die Windräder, Glaspaläste etc vorgeschlagen haben, und ein italienischer Architekt hat dieses eher "klassisch" anmutendes Schloss entworfen. Italiener haben aber auch bei der Erstellung des Kremls eine gewichtige Rolle gespielt, und das Warschau insbesondere durch die sächsischen Baumeister geprägt ist, dürfte bekannt sein.

  • Nur ein paar Fragen vorweg? Denn ich gehe davon aus, dass man in einer toleranten und meinungsfreien Demokratie auch ein paar, zugegebenermaßen provokante, Fragen stellen darf?


    Provokation ist gut, was du hier aber formuliert hast strotz nur so vor Chauvinismus und haltlosen Unterstellungen ....

  • Habe King Salamanders Beitrag bereits in der Zeit gelesen.


    Das ist keine Provokation, sondern schlichtweg Schwachsinn und Chauvinismus, den ich nicht ertrage. Vor allem frage ich mich, was der Hinweis auf Chipperfields Konfession soll?

  • HURRA!!! Das Schloss lebt!!!


    Glückwunsch zum Usernamen, Kingsalamander, 1A!


    Wer bei Moderne an Sichtbeton, Plattenbauten & gläserene Dönerbuden denkt ist selbst schuld. Solche Zeitgenossen können zumeist nicht EIN Meisterwerk des 20. Jahrhundrts identifizieren, geschweige denn auch nur einen Namen nennen.


    Die anti-internationale Haltung die bei Dir durchscheint ist zum Glück weder in der Metropole Berlin noch in Deutschland besonders verbreitet.

  • Wofür TAZ und ZEIT nicht in der Lage waren, liefert uns der Tagesspiegel:
    eine kompetente Architekturkritik: Bernhard Schulz analysiert und beschreibt die Vorzüge des Baus.
    Die mit Abstand beste Architekturkritik bis jetzt!

  • Glückwunsch zur Entscheidung des Preisgerichts !


    Ich vergleiche die Sache mal symbolisch, nach einer "Schlägerei" hat Berlin u.a. einen Schneidezahn im Sichtbereich verloren. Nach der Goldzahnkrone PdR hat man jetzt doch entschieden, eine farblich und materiell passende Keramikkrone einzusetzen, um das Zahnensemble wiederherzustellen und der Stadt in diesem Bereich ihr ungetrübtes Lächeln zurückzugeben.


    Was ich immer noch nicht nachvollziehen kann, ist die vierte Fassade. Gerade beim klassischen Reko-Siegerentwurf erscheint mir diese nachwievor paradox. Anscheinend will man unbedingt einen Fehler einbauen. :confused:


    @ Kingsalamander


    Architektur als Repräsentant eines (national)politischen, (national)gesellschaftlichen oder (national)ideolgischen Systems der Vergangenheit oder der Gegenwart gehört hoffentlich zu einer aussterbenden Art.....


    Ungehemmt "deutschsein" kann man heute im Fußballstadion, hoffentlich bleibt es auch dabei...ich persönlich würde so manchen von "euch" nach 90 Minuten nicht mehr rauslassen.... ;)


  • Architektur als Repräsentant eines (national)politischen, (national)gesellschaftlichen oder (national)ideolgischen Systems der Vergangenheit oder der Gegenwart gehört hoffentlich zu einer aussterbenden Art.....


    ...und was ist mit ganz einfach typisch deutscher Architektur (ich verwende diesen Begriff vornehmlich positiv)?
    Es gibt zu viele, die häßliche (sprich "moderne") Architektur als gerechte Strafe für "die Deutschen" empfehlen.
    Damit werde ich mich nie abfinden! :nono:

  • ...und was ist mit ganz einfach typisch deutscher Architektur (ich verwende diesen Begriff vornehmlich positiv)?
    Es gibt zu viele, die häßliche (sprich "moderne") Architektur als gerechte Strafe für "die Deutschen" empfehlen.


    Die Moderne hat ihre stärksten Wurzeln in Deutschland, schon vergessen?
    Die moderne Architekturgeschichte ist maßgeblich von Deutschen geprägt und gedacht, schon mal aufgefallen?


    Modern = Deutsch !


    Das ist seit mehr als 100 Jahren so. Die Moderne hat in diesem Land demnach Tradition! Wer in Deutschland traditionell baut, baut modern. Alles klar ?

    Einmal editiert, zuletzt von Lear 1 ()

  • Die Zeit hat ja so tolle Argumente wie:
    1. Stück preußische Geschichte in der Mitte Berlins ist nicht spannend= subjektiv!
    2. der Wiederaufbau des Stadtschlosses ist ein hohles Bekenntnisse zur modernen Metropole =Floskel, wer hat denn da Definitionsmacht?
    3. Den Berlinern ist es eh egal was da steht
    4. Das Schloss ist ein Irrtum, dass Gerhard Schröder in einer "preußischer Erweckung" wollte
    Wo ist denn da überhaupt ein Argument? Das ist doch alles subjektiver Müll!


    Schön, dass vorallendingen der letzte Absatz alles über den Verfasser aussagt:
    Aber es gibt noch Hoffnung. Vielleicht findet sich ja noch jemand, der das Stadtschloss versenkt. Darin kommt zum Ausdruck: Egal was vorgeschlagen wird, man muss dagegen sein, weil es ja das Schloß ist.
    Traurig, wenn man keine besseren Argumente hat. Mich wundert sowieso, dass die Schloßgegner auch fast immer keine Ahnung vom PdR haben. Es gilt wohl das Prinzip: Dagegen sein ist eh cooler!

  • War die Aufgabenstellung nicht eigentlich auch die Rekonstruktion des Schlüterhofes?
    Ein Hof umfasst einen rundherum, dann sollte man ihn doch auch auf allen vier Seiten rekonstruieren. Ihm z.T moderne Fassaden zu geben zerstört die ursprüngliche Wirkung doch total. Wirklich schade.
    Das der zweite kleine Hof hauptsächlich modern ist ist dagegen ok, den hätte man auch auf allen vier Seiten modern gestalten können.

  • DaseBLN + Kent
    Da schleicht sich mir ein breites Grinsen aufs Gesicht. Dass es beim Schloßwiederaufbau nicht um rationale Argumente sondern um Emotionen geht ist ja wohl offensichtlich.


    Im Artikel wird ja auch geschrieben dass man den Bau den zugedachten Funktionen [ 2 Museen und die Zentral- und Landesbibliothek] gemäß konstruieren sollte. Und selbst die Schloßbefürworter bestreiten wohl nicht das es da funktional bessere Lösungen als den Schloßwiederaufbau gäbe.


    Und was die Symbolkraft angeht ist der Unterschied zwischen "Wiederaufbau des längst vergangenen zentralen Repräsentativbaus des ebenfalls längst vergangenen preußischen Kaiserreichs" und einem zeitgenössichen Neubau als Repräsentativbau unserer Jetztzeit wohl auch ziemllich eindeutig. Mal ganz abgesehen von der absichtsvollen Auslöschung der ja historisch auch nicht ganz unbedeutenden DDR-Zeit an dieser Stelle.

  • Mensch Chandler, wir haben das im Daf doch schon rauf und runter in geschätzten 2000 Beiträgen diskutiert.
    Und die Vervollständigung eines Ensembles ist ein gewichtiges Argument!
    Ansonsten schau in meine Kurzzusammenfassung hier.