Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Ich finde diesen Vorschlag einer Chimäre aus dreiviertel alt und ein Viertel neu bei der Fassade sowieso total bekloppt. Das Motto sollte hierbei lauten: Ganz oder gar nicht d. h. entweder wird rundum die alte Fassade gesetzt oder es kommt ein völlig anderer Bau wie in Niebuhr damals bei dem Wettbewerb geplant hatte hin. Dieses Rumgewurschtel wegen der einen Fassade ist doch total neben der Spur. Das ganze würde auf mich eher den Reiz eines verfaulten Apfels machen, der auf der einen (Historisch geprägten) Seite noch ganz schön aussieht, aber auf der anderen (Modernistisch) manifestierten einen Wurm in sich trägt und faulig ist.

  • Laut Morgenpost schlägt Lür Waldmann als Vorsitzender der "Stadtschloss Berlin Initiative" eine "Hotel Preussen Alternative vor. Ein privat finanziertes Stadtschloss mit historischer Fassade und eines zusätzlich wiederhergestellten Apothekerflügels zur Spreeseite hin. In dem Gebäude soll es dann neben kulturellen Einrichtungen ein "Hotel Preußen" geben.


    http://http://www.morgenpost.de/content/2007/05/29/berlin/902378.html

  • In der aktuellen Ausgabe der Zeit ist ein Artikel über den Wiederaufbau drin.
    Leider ist noch vieles ungeklärt. Es wird sogar darüber diskutiert auf die Kuppel zu verzichten. :confused:
    Weiterhin gibt es wohl Probleme mit der Innenraumgestaltung. Gerade die außereuropäische Kunst brauch teilweise enorme Deckhöhen. Die Deckenhöhen könnten eine Rekonstruktion von historischen Zimmern unmöglich machen.

  • Wieder mal etwas neues von der Schloßfront, was nicht allen Gefallen dürfte.


    http://www.berlinonline.de/ber…/print/berlin/687279.html


    Kurz vor Beginn der internationalen Architektenausschreibung erklärt ein Staatssekretär des Bundesbauminesteriums jetzt die Architekten müssten "unter Berücksichtigung der historischen Fassaden" entwerfen. Eine Originalgetreue Reko ist also nicht zwingend vorgeschrieben.


    Der Förderverein ist alarmiert, Geschäftsführer Boddien dazu: "Es kann nur eine historisch exakte Rekonstruktion der Fassaden geben". Man habe Angst, der Bundestagsbeschluss würde nun verfälsch werden, dieser sehe ja eine originalgetreue Rekonstruktion an drei Fronten vor.


    Staatssekretär Lütke-Daldrup beruft sich zwar auch auf den Bundestag, jedoch auf einen älteren Beschluss. Verteter des Bundes gehen davon aus, wenn die Ausschreibung auch so unverbindlich formuliert wird, kommen 90% Entwurfe moderner Architektur.


    Auch der Staatsekretär teilt diese Einschätzung: "Ich denke, wir werden im Wettbewerb eine Spannbreite von Entwürfen bekommen, vom denkmalpflegerischen Purismus bis zur Teilrekonstruktion".

  • Ok, wenn man wieder wut- und hasserfüllte Grabenkämpfe möchte, dann ist dieses Vorgehen richtig! Aber was soll das? Eine Weichenstellung ist das nicht!
    Stattdessen ein lauwarmes unentschlossenes Vorgehen!

  • Bund stoppt Berliner Stadtschloss-Planungen

    Der Bundestag hat den Architekturwettbewerb fürs Stadtschloss heute NICHT Genehmigt. Tiefensee erhielt kein OK, weil der Haushaltsausschuss von Kosten, die weit höher als die Veranschlagten 480 Mio.€ liegen, ausgeht.
    Einige Parlamentarier haben Schwierigkeiten mit den Finanzzusagen Berlins und der unsicheren Finanzierungs-Situation der Schloss-Freunde.


    Im Herbst wird der Haushaltsausschuss erneut entscheiden, hierfür muss ein verbesserter Entwurf vorgelegt werden. Wird dieser genehmigt, kann der Wettbewerb beginnen.


    http://www.baunetz.de/db/news/?news_id=84547


    Never Ending Story, man darf gespannt sein auf die weiteren Episoden der Spektakels. Schade, hatte mich schon auf die Wettbewerbsbedingungen gefreut, wollte mal sehen, ob Lütke-Daldrup die Wahrheit gesagt hat.

  • ich verstehe das alles nicht:nono: wie kann das sein???? die Geschichte schien doch nun ein gutes Ende zu nehmen und jetzt ist alles unsicherer denn je...überhaupt habe ich das Gefühl, dass Berlin in letzter Zeit die Visionen ausgehen, was Architektur betrifft. Klar, es gibt viele Pläne, die spannende Architektur versprechen (die Gegend um den Hauptbahnhof, Fertigstellung Leipziger Platz, Alexanderplatz...), aber eine Umsetzung in nächster Zeit ist unwahrscheinlich. Stattdessen macht sich zunemend billigste Investorenarchitektur breit, die in Innenstädten und erst recht in einer Hauptstadt NICHTS zu suchen hat; um nur einige wenige Bespiele zu nennen: ursprünglich von Rossi geplantes Hotelgebäude in Lichtenberg, überhaupt die Gebäude aller möglichen Hotelketten wie Motel One und Melia, Einkaufszentrum Alexa, Lückenschließungen wie die beiden Bürohäuser in der Weinmeisterstraße, diverse Bürogebäude in der Friedrichstraße...)
    die erneut aufgeflammten Diskussionen um den Wiederaufbau des Stadtschlosses sind ein weiterer Rückschritt. Besucht man andere europäische Hauptstädte wie Rom oder Paris und bewundert das dortige prächtige Stadtbild, steht doch außer Zweifel, dass es zum originalgetreuen Wiederaufbau keine Alternative gibt. Das ist das mindeste, was man zur Stadtreparatur beitragen MUSS, um wenigstens an dieser zentralen Stelle angemessene Architektur vorweisen zu können.
    Und neben der um sich greifenden Biliigarchitektur passt zu der Entwicklung natürlich wunderbar, dass sich auch die einschlägigen Filialisten ÜBERALL breitmachen. Eine neue H+M Filiale in der Neuen Schönhauser Straße und Douglas und Zara in der Friedrichstraße sind nur der Höhepunkt dieser traurigen Entiwcklung....Berlin auf dem Weg zur totalen EIntönigkeit. Hat die Stadt denn keine Ansprüche mehr an sich selbst???

  • Besucht man andere europäische Hauptstädte wie Rom oder Paris und bewundert das dortige prächtige Stadtbild, steht doch außer Zweifel, dass es zum originalgetreuen Wiederaufbau keine Alternative gibt.


    Vielleicht kannst du ja mal, etwas weniger polemisch, erläutern, warum das der Fall ist und moderne Architektur anstelle dessen wahrscheinlich das Allerletzte ist;)


    Im Übrigen würde ich das Alexa nicht zu "billigster Investorenarchitektur" zählen, denn es sind ja schon offensichtliche Unterschiede zu dem Motel One am Alex oder auch am Zoo zu entdecken.

  • Das einzige was ich nicht leiden kann ist, wenn Brachen zum Lidl samt Parkplatz werden. Hab ich in letzter Zeit recht häufig beobachten können.


    Nicht schön. :Nieder:

  • Vielleicht kannst du ja mal, etwas weniger polemisch, erläutern, warum das der Fall ist und moderne Architektur anstelle dessen wahrscheinlich das Allerletzte ist;)


    Im Übrigen würde ich das Alexa nicht zu "billigster Investorenarchitektur" zählen, denn es sind ja schon offensichtliche Unterschiede zu dem Motel One am Alex oder auch am Zoo zu entdecken.


    ich würde hier wahrhscheinlich eine Grundsatzdiskussion auslösen, wenn ich behaupte, dass moderne Architektur meistens daran scheitert, Urbanität zu schaffen und langfristig attraktiv zu bleiben; klar, es gibt auch genug Beispiele, die das Gegenteil beweisen, aber Fakt ist, dass gerade an dieser historisch bedeutsamen und städtebaulich hochsensiblen Stelle wie dem Lustgarten ein modernes Gebäude wirklich sehr kreativ und anspruchsvoll sein müsste, um dem Standort gerecht zu werden. Und dies würde natürlich die Kosten in die Höhe treiben, weshalb ich befürchte, dass man, wenn man auf die historische Fassade verztichtet, sich für die billigste Variante entscheidet und nichts wirklich tolles bei raus kommt.


    Und was Alexa betrifft, hat das Gebäude zumindest von seinem äußeren Erscheinungsbild nicht sehr viel zu einer städtebaulichen Aufwertung an dieser Stelle beigetragen.


  • Und was Alexa betrifft, hat das Gebäude zumindest von seinem äußeren Erscheinungsbild nicht sehr viel zu einer städtebaulichen Aufwertung an dieser Stelle beigetragen.


    hm, vorher war dort ein hässlicher grauer parkplatz, garniert mit ein paar sträuchen und büschen. also wenn das alexa nicht eine städtebauliche aufwertung für diese stelle bedeutet, dann weiß ich auch nicht.

  • ^^ Eben, der gesamte Bereich die S-Bahntrasse entlang wird unendlich dadurch aufgewertet. Dort bewegte sich die letzten 15 Jahre lang kein Mensch hin, außer zum Parken oder wenn Weihnachtsmarkt war. Jetzt entsteht dort ja schließlich eine sehr ansehnliche Einkaufsgasse, wenn dort erstmal Läden eingezogen sind. Man kann sich aber schließlich so ein Urteil nur erlauben, wenn man vorher und nachher schon mal da war.;)

  • Fakt ist, dass ein modernes Gebäude wirklich sehr kreativ und anspruchsvoll sein müsste, um dem Standort gerecht zu werden. Und dies würde natürlich die Kosten in die Höhe treiben


    Die Baukosten für das wiederhergestellte Schloss wird die eines modernen Entwurfs sicherlich ohnehin übersteigen, oder zumindest erreichen, denn die originalgetreue Rekonstruktion (allein der Fassade) ist unglaublich teuer. Eine moderne Fassade muss auch erstmal auf den Preis von knapp 100 Millionen Euro kommen. Zudem ist vor allem die Größe des zukünftigen Humboldtforums enorm durch die Vorgabe der historischen Form beschränkt. Dann müssten sich Stadt und Bund auch nicht darum streiten wer welchen Bereich beziehen darf.;)
    Wie wir jetzt sehen, werden die Kosten ja höchstwahrscheinlich die halbe Milliarde weit überschreiten und ich denke das mit diesem Geld sehr wohl ein äußerst hochwertiger moderne Entwurf zu verwirklichen wäre.

  • Und was zur Hölle hat an dieser prominenten Stelle - dem Ursprung Berlins in seiner historischen Mitte - ein moderner Bau verloren?
    Was denkst du, warum der Palast der Republik gerade abgerissen wird? Er hat städtebaulich einfach nicht dahingehört. Sicher geht damit auch ein Stück deutscher Geschichte für immer verloren, aber dieser Verlust schmerzt nicht annähernd so wie der des Schlosses. Zumal das Schloss einige Jahrhunderte länger an dieser zentralen Stelle verweilte.


    Hätte Onkel Erich seinen Lampenladen etwas weniger aufdringlich und weiter außerhalb errichtet, hätte ich kein Problem mit dem hässlichen Kasten, man hätte ja immernoch ein einigermaßen spannendes DDR-Museum oder was auch immer daraus machen können. Aber so bin ich einfach nur froh, nie wieder dieses diarrhöbraune Scheusal erblicken zu müssen.
    Vive la Reconstruction! :Colgate:

  • @Alle: Es wäre schon, wen der eine oder andere etwas schärfe aus der Diskussion nehmen würde! Eine sachliche Diskussion ist sowieso viel lesenswerter. Auch wenn es ein heikles Thema für viele ist, bitte nicht immer gemeinsam mit den Pferden durchgehen. Danke :daumen:


    Zum Thema:


    http://www.berlinonline.de/akt…il.php?msg=ddp_1905375730


    Herr Tiefensee versichert, dass es bei den vereinbarten 480 Mio € bleibt. Das seien alles hochaktuelle Kalkulationen, so habe der Bundestag bestellt, so werden man dies auch für den Preis "liefern". Der Haushaltsausschuss bekomme in den nächsten Wochen eine präzisse Auflistung der Baukosten.


    Tiefensee argumentiert, der Bundestag habe ein Gebäude bestellt, keine Möbel und kein Inventar, dies könne man jetzt nicht in die Bausumme einrechnen, das sei Unfair. Die Überdachung des Schlüterhofes könne die Bausumme gar nicht erhöhen, da Sie gar nicht vorgesehen sei (viel zu teuer).

  • Wenn die Berlner die Ostfassade haben wollen, dann können sie die gerne selber bezahlen. Sich von den übrigen 15 Bundesländern ein Schloss schenken lassen, und dann noch mehr Ansprüche stellen ist da escht unangebracht. Wenn man so viel Ged geschenkt bekommt, dann muss man damit sorgsam umgehen und verdammt dankbar sein - noch mehr zu fordern ist total unangebracht.


    Man sollte sich auch ernsthaft fragen, ob in dem Stadtschloss nur die Höhepunkte deutscher Geschichte bgelaufen sind, oder ob es vielleicht sinnvoller ist auch mit dem Bau einer modernen Fassade klar zu machen, dass sich diese Bundesrepublik klar vom alten Preußen distanziert.
    Wenn man auf eine Fassade verzichtet, stört das den Bau in seiner Wirkung kaum, wenn er gut gemacht ist, wirken die Schlossfassaden vielleicht sogar besser, es ist aber ein klares Zeichen, das unser Land ncht auf den Wurzeln Preußens steht.


    PS: Damit will ich keinen Streit auslösen will ich betonen.

  • Du bist ja ziemlich verallgemeinernd, von wegen "Die Berliner". Also ich lasse mir nicht alles bezahlen oder schenken und stelle dann noch höhere Ansprüche. Ich glaube auch nicht, dass man das vom Großteil der Berliner Bevölkerung sagen kann.


    Das liest sich gerade so, als ob der normale Berliner in seinem Größenwahn zu blöd ist, mit Geld umzugehen.


    Ich glaube du verwechselst den Berliner Senat mit den Berlinern.


    Zum Schloss: Mit einer fehlenden Fassade kann ich leben. Wenn allerdings alle Fassaden "modern" werden, so würde ich das Gebäude dann nicht mehr als Stadtschloss bezeichnen. Dann fände ich einen Neubau unnötig und man sollte das Geld lieber woanders investieren.

  • zum ersten Teil: Das ist wohl eher ein linguistischer Missgriff meinerseits gewesen. Den Inhalt kann man aber trotzdem vertsehen. Wenn jemand, wie hier erwäht, alle Fassaden haben will, dann bitte nicht auch das noch von meinem Geld.


    Das alle Fassaden modern werden ist ja ausgeschlossen, es geht ja nur um die Ostfassade. Ein modernes Zitat halte ich aber für bitter nötig, damit wenigstens eine kleine Abgrenzung zwischen Preußen und BRD bleibt. DIese Staat war nun wirklich das Gegenteil von allem was wir unserer Demokratie anrechnen, und auch die Bewohner des Stadtschlosses kann man durchaus als fragwürdig bezeichnen.

  • Also diese ganze Hinterfragung der Vergangenheit eines Gebäudes finde ich relativ unsinnig. Nun gut, würde es sich hier um ein Gebäude handeln, dass die Nationalsozialisten errichtet haben, aber so? Damit will ich nicht die Missetaten der Preußen herunterspielen, die waren ja auch nicht gerade das, was man als Unschuldslämmer bezeichnen würde. Aber wen interessiert bei dem faszinierenden Anblick später wirklich, was das Schloss früher war und für die Menschen bedeutete? Die Stadt braucht ihr Zentrum wieder, darum geht es doch hier.


    Es bildete schlicht und ergreifend den architektonisch überwältigenden Mittelpunkt Berlins, von dem Schloss ging seine gesamte Entwicklung (und sein späterer Aufstieg zu einer Weltmetropole) aus. Mit dem Wiederaufbau könnte sich dieser Schritt eventuell erneut vollziehen, natürlich nicht mehr in der selben rasanten Gangart und dem großen Maßstab (sowie selbstredend ohne das militaristische Preußenvolk) - aber möglicherweise zeichnet sich durch diese großartige Chance eine neue Entwicklung für unsere Hauptstadt ab, hin zu alter Größe. Ich würde es der Stadt wirklich wünschen. :)