Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Ja, die Kosten für das Schloss sind hoch, allerdings bin ich der Meinung, daß man auch den Weg des Dresdner Schlosses hätte gehen können: ein Wiederaufbau, der sich über mehrere Jahre, wenn nicht gar Jahrzente, ertstreckt würde zwar schlussendlich genauso viel kosten, aber aufs Jahr gerechnet nicht so schwer ins Gewicht fallen. Seltsam, daß man nicht diesen Weg gegangen ist, würde doch die Akzeptanz und der Wille, daß es endlich fertig wird, bei den Bürgern bestimmt noch ausgeprägter sein. Das Originalschloss wurde ja auch nicht innerhlab von fünf Jahren gebaut.

  • 50 Jahre Baustelle, das wär selbst für Berlin neuer Rekord :D. Hm, aber würde das nicht mehr kosten, wie andere Projekte, die sich so lange ziehen, auch wenns dies mal absichtlich so wär? Das originale Schloss wurde ja nicht vor 500 Jahren (oder wann auch immer) als das geplant, was es zu seiner Sprengung war.
    Man hätte sich lieber Herr Stella (oder einen seiner Kollegen) sparen sollen. Nicht wegen der Qualität, sondern einfach, weil man nach Schlüter, Eosander, Stühler usw. (oder Knobelsdorf in Potsdam) mMn nicht nochn Star-Architekten braucht. Fritzchen Müller von um die Ecke oder sone Art "Senatsarchtiekt", der die bestehenden Pläne ohne Promizuschlag erneut umsetzt, hätte es auch getan. Das Innere hätte auch der neu gestalten können.

  • Diese Diskussion um die Fassade als Aufhänger empfinde ich schon als recht verlogen. Es ist kein Geheimnis, dass diese nur ein Bruchteil der Baukosten ausmacht. Eine moderne Fassade, die an sich einen ästhetischen Anspruch stellt, hätte wohl ebenfalls eine Stange Geld gekostet. Daher finde ich es auch falsch, dass der Bund die Kosten der Fassade nicht von sich aus übernimmt, unabhängig von den Spenden des Vereins, die könnten dem Gegenüber natürlich aufgerechnet werden. Sicher ein gutes Druckmittel um die Spendenbereitschaft zu stärken aber im Grunde eigenartig. Entweder man steht zu dem was man beschließt oder nicht. Momentan gleicht das eher eine zwitterhaften Einstellung.

  • Ich finde vor allem bedenklich, dass es nach Angaben des Vorsitzenden der Stiftung Berliner Schloss Manfred Rettig keinen Plan B für den Fall gibt, dass die 80 Millionen Euro an Spendengeldern nicht zusammenkommen. Jede einigermaßen professionelle und seriöse Bauplanung muss mit allen Eventualitäten rechnen und darf sich nicht auf Wunschvorstellungen gründen. Man stelle sich vor, was passiert, wenn sich im Laufe des Baus herausstellen sollte, dass das Geld doch nicht reicht. Dann ist ein Plan B unverzichtbar. Ansonsten besteht die Gefahr, dass dann in einer schnellen Hauruck-Aktionen relativ konzeptionslos irgendwelche Dinge gestrichen werden, um das Budget einzuhalten.


    Es gibt aber noch weitere Ungereimtheiten. Derzeit ist zum Beispiel überhaupt nicht klar, wie die Schlosskuppel finanziert werden soll. Dennoch wird munter ein Gebäude mit Kuppel geplant. Ich finde es ziemlich verantwortungslos, dass hier ein Projekt geplant wird, dass zu einem Teil auf Wunschdenken und ungedeckten Finanzierungen beruht. Durch dieses Vorgehen sind Probleme und Kostenexplosionen eigentlich schon vorprogrammiert. Am Ende könnte ein Desaster stehen, das das BER-Desaster noch in den Schatten stellen könnte. Ich bin daher der Meinung, dass die Stiftung Berliner Schloss und vor allem ihr Vorsitzender Manfred Rettig mit diesem Vorhaben völlig überfordert ist und dass hier personelle Veränderungen nötig sind. Ansonsten sehe ich für das Humboldtforum schwarz.


    Lesenswert ist auch der Kommentar der Berliner Zeitung. Dieser befürchtet, dass der Schlossbau am Ende zu unkalkulierten Risiken für den Steuerzahler führen könnte:


    http://www.berliner-zeitung.de…st,10809148,20593946.html

  • Welches öffentliche Großprojekt führt nicht zu unkalkulierten Risiken für den Steuerzahler? Als durch den Sturm Kyrill ein tonnenschwerer Zier-Stahlträger vom neuen HBF auf die Treppen darunter krachte war das auch ein unkalkulierbares Risiko, nicht nur für den Geldbeutel....
    Plan B und C sind in meinen Augen völlig offensichtlich. Plan B ist, dass der Bund einspringt. Wer sonst, er ist schließlich der Bauherr. In dem er der Schlossstiftung vertraut, dass diese das Geld für die Fassade aufbringt, trägt er logischerweise auch die Risiken für den Fall, dass dies nicht zu 100% funktioniert. Überraschend ist dies in keinem Fall. Der Rahmen der Möglichkeiten in dem sich so eine Stiftung bewegt dürften bekannt sein.


    Plan C: man baut die Fassade und die Kuppel in billigster Ausführung was wohl nicht geschehen wird, es sei denn man ist gewillt sich völlig der Lächerlichkeit preis zu geben.

  • Saxonias Aussagen ist kaum mehr etwas hinzuzufügen. Natürlich ist der "Plan B", dass die Gesellschafter der Stiftung (also der Bund und Berlin) die Differenz ausgleichen. Das ist beim Flughafen oder der Elbphilharmonie genauso.


    Immer wieder muss ich aber die "Mehr"-Kosten von 80 Millionen für die historischen Fassaden gegenüber einer imaginären "modernen Fassade" in Zweifel ziehen. Wäre sonst mit Stahl, Glas und komplexen Befestigungssytemen gebaut worden glaube ich kaum, dass die "moderne Fassade" billiger geworden wäre. Über langfristige Unterhaltskosten brauchen wir gar nicht zu reden.

  • Also ich finde nicht, das ein verantwortungsbewusstes Verhalten darin besteht, öffentliche Bauprojekte erst schönzurechnen und dann darauf zu vertrauen, dass der Bund und das Land die Kostensteigerungen schon bezahlen werden. Letztendlich führt ein solches Vorgehen zu Mehrausgaben, die an anderen Stellen eingespart werden müssen. Man muss sich dann nicht wundern, wenn dann am Ende beispielsweise das Programm "Städtebaulicher Denkmalschutz" gekürzt wird, weil das Geld für Mehrkosten des Berliner Schlosses gebraucht wird. Ich finde solche Aussichten überhaupt nicht erfreulich sondern ziemlich gruselig.


    Ich bin kein Insider der Stiftung Berliner Schloss, aber wenn die dortigen Akteure so denken sollten wie Saxonia oder Konstantin, dann wäre das erst recht ein Grund für ihre Ablösung.

  • Die wären sicher nicht die einzigen in solchen Positionen, die so denken. Macht es natürlich nicht besser, aber wär kein Gegenargument. Den meisten Desinteressierten und/oder Auswärtigen wärs wohl eh am liebsten, wenn dort gar nichts bzw. einfach eine Grünfläche hin käme, als dass Bundesgelder für einen solchen Bau (wie auch immer er aussehen mag) ausgegeben werden.

  • Also erst einmal bin ich ziemlich sicher, dass die veranschlagten Baukosten für das Schloss nicht allein auf Schätzungen der Stiftung beruhen. Der Bund wird da schon eigene Modelle als Kalkulationsbasis genommen haben. Es ist also unwahrscheinlich, dass man sich das Objekt runterrechnet obwohl man davon ausgeht die Mehrkosten wohl ohnehin selber tragen zu müssen. Das scheint mir reichlich absurd.


    Und ich bin weiterhin überzeugt, dass die "dortigen Akteure" nicht insgeheim auf Kostenübernahme spekulieren. Je mehr Kapital die Stiftung für den Bau zur Verfügung stellen kann desto mehr Einfluss kann sie auf die konkreten Ausführungen nehmen. Wenn zum Beispiel genug Geld für die Gigantentreppe da sein sollte und funktionale Aspekte der Rekonstruktion nicht im Weg stehen, wäre man ja dumm nicht das Geld der Stiftung für deren Bau zu nutzen und stattdessen eine vom Bund finanzierte Ausführung zu bauen.

  • Ich bin kein Insider der Stiftung Berliner Schloss, aber wenn die dortigen Akteure so denken sollten wie Saxonia oder Konstantin, dann wäre das erst recht ein Grund für ihre Ablösung.


    Dann müsste sich Klarenbach dafür einsetzen, dass ALLE deutschen Ministerpräsidenten umgehend abgelöst werden.

  • Den meisten Desinteressierten und/oder Auswärtigen wärs wohl eh am liebsten, wenn dort gar nichts bzw. einfach eine Grünfläche hin käme, als dass Bundesgelder für einen solchen Bau (wie auch immer er aussehen mag) ausgegeben werden.


    Die meisten (?) Auswärtigen haben auch das prinzipielle Konzept einer Hauptstadt noch nicht erfasst und sind auch im Jahre 2012 noch in kleinstaatlichem Provinzialismus verhaftet. Das mag durchaus noch eine Generation dauern bis die Erkenntnis gereift ist, dass Berlin in erster Linie mal Hauptstadt für die gesamte Bundesrepublik ist und erst danach auch ein Bundesland unter vielen.

  • Ich verstehe die Diskussion nicht ganz.


    1. Würde man schon jetzt verkünden, dass der Bund/Bauherr für ein eventuelles Defizit bei den Spenden einspringt, würden womöglich weniger Leute spenden. Zu erwarten, dass man diesen Plan B jetzt verkündet eine Mischung aus naiv und kontraproduktiv - meines Erachtens.


    2. Dass öffentliche Projekte so oft wesentlich teurer werden als geplant - und zwar statistisch in signifikant höherem Masse als privat finanzierte - ist ein systemisch angelegter Kollateralschaden moderner Demokratien. Moderne publizistisch/populistisch begleitete Planungsprozesse erzeugen regelmässig Kostenunterschätzungen. Wem das nicht passt braucht ein autoritäreres Regierungssystem - bei dem Öffentlichkeitswirkungen weniger wichtig sind.

  • Ich finde vor allem bedenklich, dass es nach Angaben des Vorsitzenden der Stiftung Berliner Schloss Manfred Rettig keinen Plan B für den Fall gibt, dass die 80 Millionen Euro an Spendengeldern nicht zusammenkommen. Jede einigermaßen professionelle und seriöse Bauplanung muss mit allen Eventualitäten rechnen und darf sich nicht auf Wunschvorstellungen gründen. Man stelle sich vor, was passiert, wenn sich im Laufe des Baus herausstellen sollte, dass das Geld doch nicht reicht. Dann ist ein Plan B unverzichtbar. Ansonsten besteht die Gefahr, dass dann in einer schnellen Hauruck-Aktionen relativ konzeptionslos irgendwelche Dinge gestrichen werden, um das Budget einzuhalten.


    Man stelle sich vor, ich habe erst vor einigen Tagen zu diesem Punkt geschrieben (vgl. 1508). Plan B ist somit völlig klar und um mir den Ton des zitierten Artikels zu leihen ist dies auch "erwartbarerweise" so, was kritisiert werden kann aber nicht muss (oder ist die Alternative wünschenswerter?). Wie ich damals ausführte, hat sich der Bund durch sein Hin und Her mE selbst ins Bein geschossen (vermutlich sogar doppelt bzw. in beide) und muss sich nun nicht wundern, wenn in Folge weniger Spenden kommen. Ein Viertel der Zielsumme halte ich zudem angesichts des Zeitpunkts und der Verunsicherung nicht gerade für wenig. Wie ich ferner betonte ist es wahrscheinlicher, dass durch zweckgebundene Spenden sogar noch Sonderwünsche hinzukommen als dass irgendetwas wegfällt, denn für die Standard-Variante bürgt ja nun der Bund!


    Es gibt aber noch weitere Ungereimtheiten. Derzeit ist zum Beispiel überhaupt nicht klar, wie die Schlosskuppel finanziert werden soll. Dennoch wird munter ein Gebäude mit Kuppel geplant. Ich finde es ziemlich verantwortungslos, dass hier ein Projekt geplant wird, dass zu einem Teil auf Wunschdenken und ungedeckten Finanzierungen beruht. Durch dieses Vorgehen sind Probleme und Kostenexplosionen eigentlich schon vorprogrammiert. Am Ende könnte ein Desaster stehen, das das BER-Desaster noch in den Schatten stellen könnte. Ich bin daher der Meinung, dass die Stiftung Berliner Schloss und vor allem ihr Vorsitzender Manfred Rettig mit diesem Vorhaben völlig überfordert ist und dass hier personelle Veränderungen nötig sind. Ansonsten sehe ich für das Humboldtforum schwarz.


    Also mW wurde für die Kuppel mal angekündigt, dass es mindestens einen ernsthaften Interessenten gab/ gibt und ich kann mir auch kaum vorstellen, dass niemand diesen potentiellen Werbeeffekt nutzen wird und gute Werbung kostet immer. Bisher ist zudem überhaupt nicht abzusehen, inwiefern aufgrund der Finanzierung mit Problemen zu rechnen ist, denn diese ist doch sicher. Ebenso halte ich es gegenwärtig in Ermangelung sachlicher Grundlagen für völlig unseriös ein finanzielles Debakel à la BBI zu beschreien. Natürlich kann man immer auf den Nostradamus-Effekt hoffen bzw. auf die Chance auch eines bilnden Huhnes auf das berühmte Korn. Und wenn einem die Wirklichkeit dann doch nicht Recht gibt, dann vergisst man eben mal ganz schnell, was man damals gesagt hat. Man kann so nur gewinnen ;)


    Lesenswert ist auch der Kommentar der Berliner Zeitung. Dieser befürchtet, dass der Schlossbau am Ende zu unkalkulierten Risiken für den Steuerzahler führen könnte:


    http://www.berliner-zeitung.de…st,10809148,20593946.html


    In meinen Augen ist der Artikel auffallend schlecht geschrieben und daher nicht zwangsläufig eine empfehlenswerte Lektüre. Diese Ansicht gründet nicht allein auf meine abweichende Haltung, sondern lässt sich zur Abwechslung auch mal sachlich begründen:
    1. Der Titel ist zum einen wenig kreativ und zum anderen allzu suggestiv angesichts eines nun folgendem unfundierten Schrieb. Man kann auch sagen, der Rhetoriker will sich selbst in Szene setzen und so von den fehlenden Argumenten ablenken. Rhetorik sollte aber stets auch ein Diener der Logik sein und sie nicht ersetzen. Form ohne Substanz ist gerade auch in der schreibenden Zunft ein Armutszeugnis.
    2. So heißt es gleich im ersten Absatz, das Schloss WIRD teurer für den Steuerzahler und es sei nur eine Frage der konkreten Summe - aber diese werde sicher astronomisch hoch sein. Gleich im nächsten Absatz heißt es dann, die Indizien für eine Steigerung des Bundesanteils würden sich verdichten, aber bald sei es sicher gewiss. Ein klarer Widerspruch zum vorherigen Absatz, der angesichts der Dramatik à la Bild überdeckt werden soll. Zudem ist überhaupt nicht klar, von wem die "gigantische - und so letztlich selbstbetrügerische - Summe" denn nun proklamiert wird außer vom Schreiber selbst, der sie sich so aber aus der Affäre zieht und die Aussage als gesetzt gelten lässt. Wieder ein krasser Fall von schlechtem bis dilletantischem argumentativen Stil.
    3. Die Polemik von "Schmuck-Schnickschnack" über die fleißig sammelnden "Schloss-Freunde" bis hin zum "grauen Sichtbeton mit vorgebohrten Löchern" in den dann "jede weitere ausfinanzierte Sandsteinranke fix ans Haus" gedübelt werden könne ist mehr als entbehrlich. Wenn man mangels jeglicher realer Bezüge dann auch betonen muss, dass es ja nicht so kommen wird, kann man es auch gleich weg lassen. Außer man möchte sich auch weiter der Tendenz des substanzlosen Sich-selbst-auf-die-Schulter-Klopfens überführen.
    4. Der Vergleich mit der Frauenkirche soll dann auch dem letzten Zweifler alles klar machen und so die "Argumentation" in trockene Tücher bringen, aber er wird keinesfalls ausreichend ausgeführt oder gar belegt. Die Definition von einem "über Stadt und Land hinaus strahlende[n] Projekt mit einer fulminanten Wirkung an Ort und Stelle" kann man auch auf das Humboldtforum in den Schlossfassaden beziehen. Auch die Aussage, dass das Schloss "weder architektonisch noch symbolisch mithalten kann" ist nur in den Raum gestellt, aber nicht belegt. Zudem ist dem Schreiber wohl immer noch nicht aufgefallen, dass nicht das Schloss wiedererrichtet wird, sondern ein neues Gebäude mit einem neuen Konzept und einigen historischen sowie einigen modernen Innen- und Außenfassaden. Aber über die Zusammenwirkung von innen und außen wie sie sowohl in der Architektur als auch in der Argumentation gelten sollte, muss man dem Autor sicher erst einmal aufklären. Er hat sie ganz offensichtlich nicht verstanden.
    5. Im übrigen gilt auch hier das Nostradamus-Prinzip, denn dieser Artikel wird sicher nicht zitiert werden, wenn er sich nicht erfüllen sollte. Falls aber doch wird er sich in nochmals gesteigerter Häme und Polemik fortsetzen und so das Evangelium der Schlosskritiker bereichern.


    Warum ich mir und Euch die Mühe mache, diesen Artikel so zu zerpflücken (ich hätte es natürlich noch weitaus detaillierter tun können, aber das war mir der Schrieb dann doch nicht wert)? Weil ich finde, dass die Diskussion ein erschreckendes Niveau erreicht, wenn schon solche Artikel als Lektüre empfohlen bzw. dann wohl doch eher als guter Beleg der eigenen Meinung herangezogen werden. Dann lieber Bilderserien von Plattenbauten, die zwar auch irgendwo (dafür aber auf einem mE sehr angemessenen Niveau) propagiert werden, denn eine eigene Meinung darf man ja auch weiter haben, wenn sie sich nicht so unangemessen profiliert wie in diesem Fall.


    Übrigens - wo wir jetzt schon beim Empfehlen sind - kann ich angesichts dieses Falles nur diese beiden Links ans Herz legen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Fehlschluss
    http://yourlogicalfallacyis.com/


    Oranien: Leider ein Irrtum, denn der Bund hat diesen kontraproduktiven Ansatz bereits gewählt bzw. musste ihn gehen und hat so das Sammeln von Spenden gleich doppelt torpediert:
    http://www.berliner-zeitung.de…de,10809148,20592100.html

  • ^^

    In meinen Augen ist der Artikel auffallend schlecht geschrieben und daher nicht zwangsläufig eine empfehlenswerte Lektüre. Diese Ansicht gründet nicht allein auf meine abweichende Haltung, sondern lässt sich zur Abwechslung auch mal sachlich begründen:
    ........
    ........
    http://www.berliner-zeitung.de…de,10809148,20592100.html


    Naja, der Artikel ist doch offenbar ein Meinungskommentar zu dem Artikel den du unten verlinkt hast und hat gar nicht den Anspruch neue Sachinformationen mitzuteilen.


    Du müsstest dich also sinnvollerweise an dem anderen Artikel abarbeiten der ja der eigentliche Nachrichtenartikel ist und in dem dargestellt wird weshalb mehr Spenden erforderlich sein werden als ursprünglich geplant usw.

  • Chandler: Wie gesagt kritisiere ich zunächst, dass ausgerechnet dieser Artikel zur Untermauerung von Argumenten benutzt wird. Davon abgesehen kann natürlich auch ein Kommentar fundiert oder dilletantisch verfasst sein; auch eine Meinung kann und sollte mE sinnvoll und aus Argumenten heraus überzeugend artikuliert werden. Diesen Anspruch sollte zumindest eine Zeitung an sich selbst stellen, wenn sie halbwegs seriös erscheinen will. Den Sachartikel habe ich hingegen eher wohlwollend zur Kenntnis genommen, da er tatsächlich inhaltlich fundiert und sachlich angemessen verfasst ist. Dort wird von Kausalitäten und damit verbundenen Wahrscheinlichkeiten gesprochen, aber der Kommentar baut keinesfalls auf diesem hohen Niveau auf wie ich es von seriösen Zeitungen her kenne. Vielleicht sind wir dieses Niveau in der Presse aber auch schon zu sehr gewohnt...


    Sorry für diesen kleinen Exkurs, aber gerade bei solchen polarisierenden Themen ist es mE sehr ärgerlich, wenn auf diesem Niveau weiter aufgestachelt wird.

  • Allein die Definition des "Nostradamus-Prinzipes" hat die Lektüre von Jan85' Beitrag lesenswert gemacht. Wir müssen eben feststellen, dass es in puncto Schloß eben häuserkampfartig weiter geht - Baubeginn hin oder her.


    Mal sehen ob das fertiggestellte Potsdamer Stadtschloß die Kritiker dergestalt überzeugt, dass eine Fassadenreko künstlerisch machbar ist. Viel Hoffnung habe ich da aber nicht - die Rekos von Kommode, Oper, St. Hedwig, Prinzessinnen- und Kronprinzenpalais sowie Kommandantur haben diesbezüglich auch kein Gramm mehr Einsicht bewirkt.

  • Ich kann ja verstehen, dass es hier im Forum einige Berliner Lokalpatrioten gibt, die Mehrkosten beim Schlossbau nicht weiter schlimm finden, weil der Bund ja ohnehin die Rechung zahlen wird. Ich bin ja auch ein überzeugter Berliner und wünsche mir eine möglichst gute Entwicklung meiner Stadt.


    Dennoch denke ich, dass man bei der Diskussion dieser Frage nicht nur auf Berlin schauen sollte. Ich bin viel in den neuen Bundesländern unterwegs, und ich sehe ständig, in welch traurigem Zustand sich dort viele Baudenkmäler befinden und wie viele von ihnen abgerissen werden. In Altenburg beispielsweise wird gerade jetzt ein Baudenkmal abgerissen, das im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammt. Vor wenigen Tagen wurde gleich nebenan ein barockes Bürgerhaus aus der Zeit um 1750 abgerissen. Und diese Abrisse sind keine Einzelfälle. In den letzten Jahren wurden in Altenburg reihenweise Baudenkmäler abgerissen, darunter ein Renaissancehaus von 1576, barocke Bürgerhäuser und klassizistische Wohnhäuser. Dies alles geschah nicht, weil es in Altenburg eine kulturlose Stadtverwaltung gibt, sondern weil das Geld für den Denkmalerhalt an allen Ecken und Enden fehlt. Oft wären weniger als eine Million Euro nötig, um Baudenkmäler zu retten, aber selbst daran mangelt es.


    Ähnlich ist die Situation in vielen anderen ostdeutschen Städten. In Weißenfels wurden ganze Straßenzüge mit barocken Bürgerhäusern abgerissen, in Zeitz verschwanden Wohnhäuser aus der Barock- und Renaissancezeit, in Eisleben wurden Ackerbürgerhöfe aus der Renaissancezeit abgerissen, und in Zittau mussten wertvolle barocke Kaufmannshäuser weichen. Überall mangelt es an Geld, um die vorhandenen Baudenkmäler zu erhalten, und weil die Städtebauförderung immer weitere gekürzt wird, wird die Lage immer katastrophaler.


    Angesichts dieser Lage finde ich es verantwortungslos, wenn wir Berliner jetzt Mehrkosten bei unseren Bauprojekten bewusst in Kauf nehmen würden, so nach dem Motto: "Im Zweifelsfall trägt ja der Bund die Kosten." Man muss immer auch bedenken, wieviele Baudenkmäler man mit dem Geld, das in das Berliner Schloss gesteckt wird, retten könnte. Daher würde ich es ziemlich verantwortungslos finden, wenn das Projekt am Ende vielleicht 100 Millionen Euro mehr kostet, während anderswo weiterhin hochkarätige Baudenkmäler abgerissen werden, weil es in anderen Städten an viel kleineren Beträgen mangelt.


    P.S. Für alle, die gern ihr Geld für schöne Schlösser spenden wollen, will ich noch zwei Hinweise hinzufügen:


    http://www.rettung-schloss-blankenburg.de/


    http://www.schloss-zerbst.de/

  • ^
    Ist ja auch wirklich schade um solche alte Bauten in Weißenfels und Co.
    Aber was hat das mit dem Humboldtforum zu tun? Weder werden Weißenfelser Barockbauten vom Bund, noch vom Berliner Senat finanziert.

  • Hobbyist
    Die Erhaltung von Baudenkmälern in Weißenfels hat durchaus etwas mit dem Bund zu tun, da diese durch die Städtebauförderung, vor allem durch das Programm "Städtebaulicher Denkmalschutz" finanziert wird. Bei dem letzteren Programm trägt der Bund 40 Prozent der Fördergelder, 40 Prozent kommen von den Ländern und 20 Prozent von der Kommune. Dieses Programm wurde durch die Bundesregierung in den letzten Jahren immer weiter gekürzt, daher gibt es diese Finanzprobleme.