Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Also mal abgesehen davon, dass es sich hier eben nur um eine Musterfassade ohne jede bauliche Funktion handelt, glaube ich schon, dass man heutzutage die Grundlagen der Statik weitaus besser beherrscht als anno 1705... Diese Fassade dürfte wohl kaum eine tragende Funktion haben.

  • Ich mache mir sicherlich keine Sorge über die statische Funktion einer verschlankten Außenwand.
    Sorge bereitet mir die veränderte Qualität der restaurierten Fassade.
    Die darf doch nicht nur im Material und der Ausführung der Schmuckteile liegen.
    Auch der Lichteinfall in die Innenräume lebt doch von der Tiefe der Wandungen.
    Ohne die Materialehrlichkeit einer dick gemauerten Ziegelwand und die optische Tiefenwirkung wäre ja der "Disneyland-Vorwurf" ein Stück mehr berechtigt.

  • Musterfassade

    Auf den Fotos ist es schlecht zu erkennen, aber die vorgemauerte Fassade hat eine erhebliche Tiefe, die weit mehr als eine Ziegelbreite beträgt. Gut möglich das es sogar 75 cm sind. Ich habe es mir vor Ort angeschaut und es sieht finde ich sehr ordentlich aus.

  • "sehr ordentlich" ist gut! :daumen:


    Im nachhinein fällt mir ein, daß im TAGESSPIEGEL stand, mit der Probefassade solle der Lichteinfall in die Innenräume erprobt werden.
    Somit würde die Mauerstärke Sinn machen.


  • Ohne die Materialehrlichkeit einer dick gemauerten Ziegelwand und die optische Tiefenwirkung wäre ja der "Disneyland-Vorwurf" ein Stück mehr berechtigt.


    Warum denn? Ich denke man muss bei diesem Bau einfach akzeptieren, dass es sich eben keinesfalls um eine Rekonstruktion des Schlosses handelt, sondern um einen modernen Neubau. Er erhält ja nur eine äußere Hülle, damit er sich auf akzeptable und gebührende Art und Weise wieder ins Stadtbild einfügt. Damit steht er in einer langen Tradition historischer Bauten in der Mitte Berlins. Sei es St. Hedwig, die Kommode, die mehrfach entkernte Staatsoper, oder gar die 'Bertelsmann' Kommandantur - das sind alles nur noch Fassaden um den Schein zu wahren. Und dennoch prägen sie seit Jahrhunderten das Bild der Stadt.

  • Warum denn? Ich denke man muss bei diesem Bau einfach akzeptieren, dass es sich eben keinesfalls um eine Rekonstruktion des Schlosses handelt, sondern um einen modernen Neubau.


    Ich denke ReinhardR hat den berechtigten Wunsch, dass die Fassade echt wirkt, dazu gehört auch eine etsprechende handwerkliche Ausführung und plastische Tiefenwirkung. Schließlich soll es keine Fototapete werden.


    Man kann die tiefe des Mauerwerks aud dem Foto mit Dom erkennen. Nur im EG ist die Mauerfassade vorgesetzt, oben sieht man den Stahlbeton. Auch dies ist mehr als eine reine Visualisierung. Es geht auch um eine Erprobung unter realen Bedingungen, bevor der eigentliche Bau begonnen wird.

  • Echt bis unter die Haut

    ... oder gar die 'Bertelsmann' Kommandantur - das sind alles nur noch Fassaden um den Schein zu wahren.


    Das ist so nicht ganz richtig.
    Bei der Stadtkommandantur hat man bei der Ziegelfassade genau darauf geachtet, die Spuren des mehrfachen Umbaus genau zu rekonstruieren (schließlich war dies mal ein ganz normales zweistöckiges Wohnhaus des frühen Barock) - mit allen Fehlern und Maßabweichungen
    zur Fassaden-Symmetrie.
    Auch unter dem Putz sollte alles möglichst echt aussehen, falls er mal abbröckeln sollte.
    Find´ ich faszinierend... ;)

  • Er spricht von optischer Tiefenwirkung also wäre es wohl auch für die Außenwirkung durchaus relevant.


    Ja natürlich! Aber deshalb muss man nicht grundsätzlich eine 75 cm Ziegelwand errichten - das lässt sich auch schon beim Gießen des Beton-Rohbaus realisieren. Wobei ich aber davon ausgehe, dass man es dennoch so machen wird ;).

  • Na ein Stahlbetongebäude kann bauphysikalisch keine Jahrhunderte überdauern, auch wenn man den Instandhaltungsaufwand auf die Spitze treibt. Allein darum ist Vollziegel und Verzicht auf Fertigteile etc entscheidend, soll es mehr als zeitgenössischer Kulissenzauber sein. Den bestechensten Gedanke finde ich ja späteren Generationen zu ermöglichem eine Vollrekonstruktion umzusetzen. Dazu muss die Substanz von entsprechender Qualität sein.

  • ^Nun, dieser Gedanke mag bestechend sein, geht aber an den planerischen Realitäten vorbei. Eine 'Vollrekonstruktion' ist natürlich nicht möglich und es wird auch grundsätzlich ein Stahlbetongebäude. Daran ändert auch eine an 3 Seiten vorgesetzte Ziegelfassade nichts. Selbstverständlich ist das eine Kulisse. Aber eben eine notwendige.

    Einmal editiert, zuletzt von tel33 ()

  • Schlossfassade

    Und wer sich mal bei unserer Schwesterstadt Potsdam umschaut, kann aktuell gut verfolgen, wie die Rekonstruktion einer Barockfassade in Kombination mit tragenden Betonwänden abläuft.


    Dort werden aktuell schon die Fassaden des Stadtschlosses gemauert und ne dicke Isolierschicht befindet sich auch noch zwischen Beton und Ziegelwand.

  • Na ein Stahlbetongebäude kann bauphysikalisch keine Jahrhunderte überdauern, auch wenn man den Instandhaltungsaufwand auf die Spitze treibt. Allein darum ist Vollziegel und Verzicht auf Fertigteile etc entscheidend, soll es mehr als zeitgenössischer Kulissenzauber sein. Den bestechensten Gedanke finde ich ja späteren Generationen zu ermöglichem eine Vollrekonstruktion umzusetzen. Dazu muss die Substanz von entsprechender Qualität sein.


    Den ersten Satz musst du mir bitte mal erklären ... als Bauingenieur möchte ich da wehement widersprechen und auf das Fernhalten der Korrosionsträger verweisen !

  • Natürlich gibt es immer vieles zu meckern, aber wenn man bedenkt welche Schwierigkeiten dem Stadtschloss im Wege standen, so ist es wohl ein Wunder dass es tatsächlich wieder aufgebaut wird.


    - Es gibt zu wenig Überreste
    - Es gibt zu wenig Dokumentation (Fotos, etc..) über das Schloss
    - Die Finanzierung war völlig unklar
    - Die Bürger waren skeptisch
    - Seit den 50er ist das Schloss komplett verschwunden (im gegensatz zur z.B. Frauenkirche in Dresden)
    - Auch die Finanzkrise 2009 hat seine Spuren hinterlassen


    Nun aber kann 2013 endlich mit dem Bau begonnen werden. Glaubt jemand, dass wenn das Schloss wirklich steht, dass es jemand dort nicht mehr haben möchte? Bisher sind sämtliche Rekonstruktionen in Deutschland eine Erfolgsgeschichte.


    Ein interessanter Artikel dazu:
    http://www.welt.de/kultur/arti…osses-ist-ein-Wunder.html

  • Wiederaufbau im Blick der Öffentlichkeit

    Heute erschien in der Morgenpost folgender Artikel über den Wiederaufbau des Schlosses:


    http://www.morgenpost.de/kultu…topie-Realitaet-wird.html


    Ich hoffe es macht Schule und die publizierte Meinung zum Stadtschlosses wird insgesamt positiver. Schließlich handelt es sich um ein wunderschönes Bauwerk zum nutzen aller Berliner und der Besucher der Stadt.


    Deutschland hat es sich verdient, dass bedeutende in Kriegs- und Nachkriegszeit zerstörte Bauwerke wieder aufgebaut werden. Wie in diesem Artikel beschrieben, geschieht ähnliches in Potsdam, Dresden und sogar Frankfurt a.M. und das mit großem Efolg. Meine Meinung ist klar: mehr davon, wenn die Qualität stimmt.

  • - Es gibt zu wenig Dokumentation (Fotos, etc..) über das Schloss


    Da irrt "DIE WELT".
    Das Schloss wurde sogar telemetrisch vermessen, sodass ein auf +/- 1 cm genau wieder aufgebaut werden kann.
    Vor allem die repräsentativen Räume wie der Rittersaal, die Paradekammern oder das Gigantentreppenhaus wurden pedantisch genau in Farbe dokumentiert.
    Schwächen gibt es nur bei der Renaissance-Spreeseite und dem Fenster-Schmuck.
    Beides hatte man für nicht so wichtig gehalten...

  • Ich teile die eher positive Haltung gegenüber der Rekonstruktion (besonders eingebettet in das Gesamtkonzept der Stiftung Preußischer Kulturbesitz!), aber bitte ohne diesen gestrigen "Für Deutschland"-Pathos. Berlin soll sich freuen vom Bund eine Bereicherung für sein Stadtbild, mit minimaler Eigenbeteiligung, finanziert zu bekommen und sich tunlichst mit Großmannsgehabe zurückhalten.

  • Den ersten Satz musst du mir bitte mal erklären ... als Bauingenieur möchte ich da wehement widersprechen und auf das Fernhalten der Korrosionsträger verweisen !


    http://de.wikipedia.org/wiki/Carbonatisierung_%28Beton%29


    Und das Fernhalten von Korrosion ist nur in der Theorie möglich, die ganzen Betonbauten der 70er und 80er wurden viel viel viel schneller als das alle damals für möglich hielten zu Sanierungsfällen und Bauruinen, der Sanierungsauwand vergleichsweiser junger Stahlbetongebäude ist gegenüber uralten Ziegelmassivbauten jenseits von Gut und Böse. Aber in der Errichtung ist Stahlbeton halt billiger, das ist ja bei einem Discounterschuppen oder einer Mietskaserne im Geschosswohnungsbau akzeptabel aber nicht bei solch einer Landmarke die Jahrhunderte überdauern sollte, wie bei einem Schloss. Zumal ich der Meinung bin dass Baukunst nicht nur aus dem Schein, der Fassade besteht. Da muss man bei solch einem wichtigen Gebäude halt etwas mehr Aufwand fahren als Fertigteile und 0815 Tiefgaragenbauweise. Ich seh schon die weißen Kunststofffenster im Stadtschloss eingebaut...

  • Wer noch nicht das Glück hatte in / auf der "Humboltbox" gewesen zu sein (so wie ich) der schaue sich folgende Panoramas an:


    Richtung Dom / Museumsinsel:
    http://www.kubische-panoramen.de/index.php?id_id=7787&p=


    Richtung Marstall / Staatsratgebäude:
    http://www.kubische-panoramen.de/index.php?id_id=7789&p=


    Altes Stadtmodell:
    http://www.kubische-panoramen.de/index.php?id_id=7788&p=


    Ich finde durch diese Panoramas bekommt man einen guten Eindruck der Baufläche sowie der näheren Umgebung! Auch wenn die Humboltbox auf diesem Platz erstmal wie ein UFO aussehen mag, so denke ich werden dadurch auf alle Fälle viele Leute zum Spenden für die Fassaden und die Kuppel animiert... :daumen:

  • Das Stadtschloss ist fertig!

    http://www.tagesspiegel.de/ber…-das-schloss/6041620.html


    ...leider nur in LEGO!


    Pascal Lenhard hat das Berliner Schloss wieder aufgebaut.
    Seit gestern ist es das neue Glanzstück des Legoland Discovery Centres am Potsdamer Platz.
    400 000 Legosteine und 1.200 Arbeitsstunden in eineinhalb Jahren hat es gebraucht. Und viel Liebe zum Detail!
    York Stuhlemmer, der vom Förderverein Berliner Stadtschloss mit den Fassadenplänen beauftragte Architekt, der auch schon die Rekonstruktion der Stadtkommandantur geleitet hat, half mit Rat und Tat.


    Der Maßstab ist 1: 60 (wenn ich richtig gerechnet habe).


    Jetzt freue ich mich auf die 1 : 1 Version!