@New Urban
Naja, mit der fehlenden Originalsubstanz hast du vollkommen recht. Aber vieleicht kommt die ja noch!
Mit den Fassadentapeten vom Neumarkt und dem Braunschweiger Shoppingschloss, kann ich dir nicht ganz zustimmen. Die Nutzung kann sich mit der Zeit auch ändern, das ist nicht das Problem. Man muss nur eine dem Bauwerk angemessene Nutzung finden.
Bekanntestes Beispiel der Louvre - prima Museum im Vergleich zu Berlin gab es da angemessenere Raumstrukturen. (Vorausgesetzt das man diesen Vergleich, wie auch die nächsten überhaupt in punkto Umnutzung mit Berlin ziehen kann, da es sich um einen Neubau handelt.) Das teilzerstörte Mannheimer Schloss ist ne Uni, wie in Karlsruhe und Münster. In den stark zerstörten Schlössern von Hannover und Stuttgart hat heute der Landtag Einzug genommen. Das sehr stark und großflächig rekonstruierte Bruchsaler Schloss ist da wohl am ehersten sich selber treu geblieben. Die kräftig rekonstruierte Münchner Residenz, Museum und Ort für alles Mögliche. Ähnliches ist in Dresden geplant. Und die teilrekonstruierten Schlösser von Brühl und Würzburg sind heute Weltkulturerbe! Und fast überall machte die Denkmalpflege kräftig mit. Der Unterschied ist natürlich das wir über eine Kopie reden. Vieleicht ein wenig mehr Kopie als anderswo.
Wenn man nicht in ähnlicher Weise beim Schloss an die Sache geht wie bei der Frauenkirche brauch man garnicht erst anfangen zu bauen! In diesem Fall ist es nur ein Teil der Fassade, wenn du so willst, das was bei den meisten, oben genannten Fällen stehengeblieben ist. Andernfalls hätte man auch den "bronzenen Lampenladen" stehen lassen können.
Es kommt jetzt darauf an wie und womit man rekonstruiert und ob die Nutzung damit konform ist. Sonst ist der Titel der schönsten und größte Tapete Deutschlands bald in Berlin und nicht mehr in Braunschweig! (Kann mich aber immer noch nicht entscheiden ob ich da den Neumarkt noch schlimmer finden soll.)
Rekonstruktion als Selbstzweck, wenn das Haus an der nächsten Ecke früher eine sooo schöne Fassade hatte, NEIN DANKE! Diese eine Debatte recht schon um sich aufzuregen.
Völlig entgegen dem Leitspruch der Moderne "form follows funktion"
Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Altbausanierung und Umnutzungen würden für Architekten im eigentlichen Sinne dann auch entfallen.
Das Hamburger Beispiel der Michaliskirche ist genau das richtige. Der Übervater der Hamburger Architektur, Fritz Schrumacher, war immer gegen jede Rekonstruktion. Was weg ist, ist weg. Als der Turm nun brannte, dachte er plötzlich anders und war für eine Kopie.
Ich sags immer wieder, es muss eine Ausnahme in Einzelfällen bleiben, wenn es keine besseren Alternativen gibt. - sonst brauchen wir keine Architektur mehr sondern nur ein dickes, reichbebildertes Geschichtsbuch!