Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Phantomdebatte. Das Bauwerk kommt gerade aus dem Erdreich heraus.


    Auch Klarenbach wird damit leben müssen, auch wenn es ihm sichtlich Schmerzen bereitet. Dass Wettbewerbsergebnisse später verändert werden ist ja nichts Neues - auch dass diese Änderungen nicht kommuniziert werden. Der Sauerbroch-Hutton-Würfel "Alea" sieht auch ganz anders aus als im wettbewerb und da habe ich Klarenbach nicht krähen hören.

  • @ Klarenbach
    Ich kann deiner Argumentation wirklich nicht folgen. Die Stellafassade mag hier und da Veränderungen erfahren haben die man besser öffentlich diskutiert hätte. Mich persönlich hebt das ganze nicht wirklich an da ich die Fassade von Anfang an als unpassend empfand. Aber zu behaupten, sie hätte durch die Bearbeitungen plötzlich einen "gravierend" anderen Charakter bekommen als der 2008 präsentierte Entwurf, ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Wer die Fassade 2008 toll bis akzeptabel fand, wird sich jetzt nicht plötzlich hinstellen und sie für so inaktzeptabel halten, dass er dafür gerne lange Verzögerungen und erhebliche Mehrkosten zur Umsetzung der Braunfelsvariante in Kauf nimmt.


    Dem von vornherein absurden Vorstoß von Braunfels wurde meiner Meinung nach eine viel zu große Plattform geboten. Das hat bei einigen offenbar den Gedanken beflügelt, hier ginge noch was oder man könnte eine von allen Beteiligten schon abgeschlossene und von der Realität namens Baustelle schon vor Beginn ad absurdum geführte Debatte nochmal zu seinen Gunsten aufrollen.

  • Die Diskussion erscheint ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Nach über 20 Jahren Debatte ist eine Lösung beschlossen worden und mittlerweile mit erstaunlichem Fortschritt im Bau. Es war klar, dass ein Kompromiss herauskommen würde und Kompromisse schmecken nunmal allen und keinem. Insbesondere die nachträgliche Debatte um den Braunfels-Entwurf gehört für mich in die Kategorie "Hätte, hätte Fahrradkette". Sicherlich mag er Entwurf seinen Charme haben, wie ihn auch viele andere nicht verwirklichte Entwürfe hatten, aber er ist nun mal nicht der Siegerentwurf.


    Vielleicht noch ein sehr schlagendes Argument gegen diesen Entwurf ist der Mangel an Platz. Man mag es kaum glauben, die Dahlemer Museen werden im Humboldtforum wesentlich weniger Ausstellungsfläche haben, als in den jetzigen Bauten, dies wird von zahlreichen Experten bemängelt. Ein Entwurf, der die Gesamtfläche nochmals reduziert, in dem ein gesamter Flügel nicht gebaut wird, entspricht den Ausschreibungsbedingungen nicht und war daher abzulehnen.

  • ... Man mag es kaum glauben, die Dahlemer Museen werden im Humboldtforum wesentlich weniger Ausstellungsfläche haben, als in den jetzigen Bauten, ...


    Doch, das glaubt man sofort, wenn man sich mal die riesigen Ausstellungssäle in Sporthallengröße und -zig anderen großen Räume im gewaltigen Museumsbau in Dahlem anschaut. Ich war erst letztens seit längerer Zeit mal wieder dort. Unglaublich, die Menge an Platz und natürlich auch an (zum Teil sehr großen) Exponaten.


    Im Vergleich dazu kommt einem beim Blick von der Humboldtbox auf den entstehenden Schloss-Rohbau die Fläche gar nicht soo groß vor. Hinzu kommen ja Höfe und Platzverbrauch durch andere Nutzer.


    Hier mal der Versuch eines Vergleichs im Luftbild bei gleichem Maßstab. Die rot eingezeichnete Fläche des Schlosses ist zwar nicht 100%ig exakt, sollte aber halbwegs passen. Vielleicht ist die Gesamtgröße ähnlich, aber der Dahlemer Komplex beherbergt ausschließlich die Sammlungen, was beim HF ja nicht der Fall ist.


    Dahlem:



    Humboldtforum:


  • Hier noch mal eine "3-dimensionale" Teilübersicht, was wohin kommen wird. So z.B. Teile der Asiatischen Kunst in die Kuppel.


    Mir war gar nicht bewusst, dass zu den Museen Dahlem auch ein Altbau gehört. Komme wohl immer aus der falschen Richtung. Was wird doch gleich mit dem ganzen Komplex geschehen?

  • ^ Ich frage mich z. B., wo und wie man im HF die teils sehr großen und hohen Südseeboote aufstellen will, die in Dahlem in entsprechend hohen Sälen stehen. Diese gehören dort zu den beeindruckendsten Exponaten.


    Das Museum Europäischer Kulturen kommt demnach nicht ins HF, ist mit 700 qm Fläche in Dahlem aber auch eher "klein".

  • Ben. Ja der Altbau wurde vor 1914 begonnen und sollte als Erweiterungsbau für die aus allen Näthen platzenden Königlichen Museen entstehen. Die Bautätigkeit kam während des ersten Weltkriegs zum Erliegen. Die bis dahin fertiggestellte Altbau im spät-wilhelminischen Stil diente als Depot. Nach dem Krieg wurde Teile der im Westen verbliebenen Staatlichen Sammlungen dort konzentriert. So befand sich bis zu ihrem Umzug ans Kulturforum die Gemäldegalerie (West) im Komplex in Dahlem. Diese zog aus und wurde mit den Beständen aus den Ostberliner Sammlungen dort vereinigt. Daher verfügen die derzeitigen Dahlemer Museen über ein enormes Platzangebot in einem qualitativ hochwertigen und historisch gewachsenen Gebäudekomplex, dem seine etwas abgelegene Lage zum Verhängnis wurde.


    Nachnutzungen, die natürlich mit dem Denkmalschutz abzusprechen wären, sind sicherlich durch die FU möglich. Es wäre sicherlich nicht abwegig, Teile des Komplexes weiterhin für Depot,- Labor- und Archivflächen zu nutzen.

  • ^Aus meiner eigenen FU-Zeit weiß ich noch, dass es unter den Dekanen mal die Diskussion gab, den Geo-Campus (Geographie und Geologie) aus Lankwitz in die Räumlichkeiten der Dahlemer Museen zu verlagern, wenn diese frei werden, oder zumindest Teile des Geo-Campus. Der Campus in Lankwitz war auf Grund seiner Abgelegenheit zum FU-Hauptcampus unter Studierenden und Lehrenden nie sonderlich beliebt und es gibt wohl an der FU schon seit längerem Bestrebungen, die zum Teil sehr verstreuten Institute alle in Dahlem zu konzentrieren. Deshalb ja auch der Neubau der Holzlaube. Allerdings weiß ich nicht, ob diese Pläne noch aktuell sind. Die Infos die ich dazu mitbekommen habe, stammen ungefähr aus dem Jahr 2006. Sinnvoll wäre es sicherlich.

  • Ich habe noch einmal den ganzen dicken Thread durchgeblättert, und siehe da, die Loggien wurden schon Mitte 2011 aus Kostengründen gestrichen. Theresa Keilhacker hatte also auf der Veranstaltung am 18.11. recht gehabt.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…n-abgespeckt/4266968.html


    Angesichts dieser Situation ist es tatsächlich erstaunlich, dass die Zeitungen erst jetzt die Banalität der Ostfassade entdecken und jetzt erst eine Debatte zu dem Thema beginnen. Dennoch halte ich die Debatte nicht für obsolet.

  • Na, war doch nicht alle so intransparent und böswillig von langer Hand herbeigeführt, gell? Wenn alles schon in extenso vor zwei Jahren in der Zeitung stand...

  • ^Aus meiner eigenen FU-Zeit weiß ich noch, dass es unter den Dekanen mal die Diskussion gab, den Geo-Campus (Geographie und Geologie) aus Lankwitz in die Räumlichkeiten der Dahlemer Museen zu verlagern, wenn diese frei werden,


    Ich fände es eine tolle Sache wenn alle Zweigstellen der FU in Dahlem vereinigt würden.


    Was ich mich jedoch frage, ist der Zweck des Stadtschlosses.
    Laut Wiki soll eine "Expertenkommission" (keuch:nono:) die Sammlungen für außereuropäische und europäische Kunst dahin verlegt werden.


    "Ein „Agora“ genanntes Veranstaltungszentrum soll dem Dialog der Kulturen der Welt dienen."
    Was immer diese schöne politisch korrekte Worthülse "Dialog der Kulturen" auch immer in der Praxis bedeutet hat es doch schon einen Platz im Haus der Kulturen im Tiergarten oder nicht.


    Sehe ich das jetzt falsch:


    Es wird ein Museum, das man gut und gerne im Kulturforum hätte bauen können.
    Und ein Kongresszentrum, das bereits an anderer Stelle existiert.


    Riecht m.E. nach dem Kind auf Teufel komm raus einen Namen geben, da es auch ohne Zweck gebaut werden sollte.
    Wenn du nicht mehr weiter weißt bilde einen Arbeitskreis (Expertenkommission):D


    Gibt bestimmt passendere Verwendungszwecke bei denen auch der Ostflügel weggelassen werden kann

  • In der 3sat Mediathek kann man sich eine 46 Minuten lange Doku über Inhalt und Design der künftigen Museen im Humboldt Forum ansehen.


    Die Programmbeschreibung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz:

    Die Dokumentation "Unterwegs zu den Kulturen der Welt" zeigt eine Momentaufnahme der Arbeiten am Humboldt-Forum. Ein TV-Team begleitet den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, bei einer virtuellen "Begehung" des Humboldt-Forums.. Weiter werden die Innenarchitekten und ihr Chef Ralph Applebaum, New York, bei ihrer Arbeit vorgestellt. Die zukünftigen Nutzer – die Staatlichen Museen zu Berlin, die Humboldt-Universität und die Zentral- und Landesbibliothek – erklären ihr Konzept: Sie wollen das Forum zu einem ganz neuartigen, faszinierenden und einmaligen Ort der "Kulturen der Welt" machen.


    Das Humboldt-Forum wird bis 2018 gegenüber der Museumsinsel Berlin erbaut. Das Ethnologische Museum und das Museum für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz werden künftig dort beheimatet sein und die auf der Museumsinsel präsentierten Sammlungen ergänzen.

  • Es gibt sogar schon eine BI mit dem Namen „Der Bauherr ist das Volk“ die sich gegen den Stella-Flügel und für den Braunfels-Entwurf einsetzen.


    Ziel sei es die Bauarbeiten am Ostflügel zu stoppen und den Aufbau neu auszuschreiben.


    Heute um 20 Uhr im Spielhaus auf dem Bauspielplatz, Kollwitzstraße 37 ist Treffpunkt.


    Artikel Berliner Zeitung

  • Ich mochte Stellas Ostflügel ja noch nie aber...wie naiv und weltfremd sind eigentlich manche Leute...? Das Humboldt Forum befindet sich schon Jahre in der Planung und jetzt Umsetzung, so auch Stellas Ostflügel. Warum melden sich die Schreihälse erst jetzt? Sie hatten ihre Chance, viele viele Jahre lang. Jetzt alles umzuwerfen wäre absolut idiotisch, verdammt teuer und würde nochmals einige Jahre kosten. Wollen die einen zweiten BER oder Elbphilharmonie?
    Das "Schloss" wird ja auch nicht wieder aufgebaut, weil es ach so schön war (so hätte man das niemals durchsetzen können), sondern weil dort mehrere kulturelle Einrichtungen wie Museen und Bibliotheken einziehen werden, die teils dringenst hier einen Platz suchen. Und der Platz ist schon jetzt eng. Was, wenn nun ein kompletter Gebäudeflügel gestrichen wird?
    Außerdem wird ja nicht nur ein kompletter Flügel gestrichen, ein weiterer Gebäudeteil müsste dann komplett umgeplant und umgebaut werden (weil eben schon gebaut wird), um den Schlüterhof zu spiegeln. Das ist dann auch für mich, als großen Befürworter von Rekonstruktionen, ein bisschen zu viel des Guten und tatsächlich "Disneyland". Wie wärs noch mit einer zweiten Kuppel (wie ein wenig seriöser Verein mal vorgeschlagen hatte), einfach weils so schön ist und wir gerade dabei sind alles umzuplanen und Geld aus dem Fenster zu schmeißen? D:

  • Da kann ich Treverer und vielen anderen hier nur zustimmen. Gelegenheiten gab es genug, bzw. wurde nach Jahren ein Sieger gekührt und die Sache beschlossen. Es war lange still um das Projekt und nun reitet vorallem die Berliner Zeitung fast täglich mit neuen Artikeln auf dem Thema herum. Ich habe unteranderem ein Abo bei denen und kann es kaum noch ertragen. Wie naiv ist es bitte zu glauben, man könne mit dem Streichen des Ostflugels sogar noch Geld sparen? Und wer glaubt ernsthaft, man müsse nur einen Baustopp für den Ostflügel verhängen? Man müsste das ganze Konzept überarbeiten, mit umgedrehten Schlüterhof und co. ständen viele weitere neue Baustellen auf dem Plan. Solch ein Bauplan geht auch davon aus, dass die Ostfassade mitwächst, auch hier müsste man alles überarbeiten. Ein Baustopp und enorme Mehrkosten wären sicherlich die Folge. Und wenn das Projekt dann erstmal gestoppt wurde, sehen bestimmt auch noch andere ihre Chance gekommen, jetzt nochmal etwas zu überarbeiten und Änderungen vorzuschlagen. :nono:


    Die neue Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat die Tage erst in der Abendschau nochmal ausdrücklich eine Absage diesen Gedankenspielen erteilt. Sie betont, dass der Stella-Entwurf kommen wird, dies nach langem hin und her so entschieden wurde und nun eine erneute Diskussion schlichtweg zu spät kommt.

  • ^Für den eiligen Leser, der nicht vor Ort ist, gibt's das auch auf der Website der Stiftung "Berliner Schloß|Humboldtforum".


    Danke für den Link Konstantin.
    Diskussionsfordernder als der Kommentar von Tel33.


    Ich bleib aber bei meiner Frage jetzt sogar noch mehr wo ich die heiße Luft der Stiftung zum Humboldtforum gelesen haben.
    Wozu zur Hölle braucht die Welt ein Humboldtforum????
    Es existiert doch alles bereits in Berlin.
    Dies Forum ist doch nur ein Feigenblatt für den Wiederaufbau des Schlosses.


    Dann lieber 1zu1 bauen und bitte diese aus den Fingern gesaugte Begründung eines Humboldtforums sein lassen.
    So etwas gibts doch schon leider zu oft in diesem Land..

  • Eine 1zu1 Reko (mit rekonstruierten Räumlichkeiten etc) wäre viel zu teuer gewesen und niemals durch den Bundestag gekommen.
    Das Konzept Humboldt Forum, sein kultureller Überbau und die für Deutschland suggerierte Bedeutung gründet auf einen Vorschlag einer "Internationalen" Expertenkommission. Erst damit konnten die Abgeordneten überzeugt werden dort ein Gebäude mit den Außenfassaden des Stadtschlosses zu errichten.
    Kannst dir den Bericht ja mal durchlesen (PDF).