Festspielhaus (nicht realisiert)

  • Projekt Festspielhaus wird vorerst ad acta gelegt

    Bei einem Gespräch zwischen Stadt und Sponsoren wurde heute entschieden:
    Das Projekt Festspielhaus wird vor dem Hintergrund der katastrophalen Haushaltslage der Stadt vorerst nicht weiter verfolgt.
    Die wirtschaftliche Situation der Bonns verlange derzeit andere Prioritäten.
    Quelle
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    Zumindest gibt es jetzt Klarheit und dieses unerträgliche Herumlavieren der Stadt hat ein Ende.
    Was bleibt: Enttäuschung. Das gesamte Verfahren war/ist ein Ärgernis sondergleichen (siehe oben). Und wenn ich mir nochmal die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs anschaue... :nono:
    Ich bin sehr skeptisch, dass Bonn zu meinen Lebzeiten eine adäquate Spielstätte bekommt, die den Namen Beethoven verdient.

    Einmal editiert, zuletzt von Joams ()

  • Das Missmanagement mit finaler Absage des Projektes ist für die Stadtentwicklung eine Katastrophe sondergleichen. Jürgen Nimptsch sollte recht bald zurück an seine Schule gehen.

  • Nach der Katastrophe um den Schauspielhaus-Neubau in Köln - nun der nächste städtebauliche und kulturelle Supergau in Bonn. :nono:


    In Köln wollte der Rat - und eine bürgerliche Verhinderunsguerilla torpediert das Projekt - und in Bonn bekommt die Stadt Angst vor der eigenen Courage. Kulturhochburg Rheinland! :Nieder:

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    Wenigstens bleibt die Beethovenhalle erhalten, ein wirklich fantastisches Bauwerk und eine echte Sünde, es abzureißen! Wird bviele hier nicht trösten, schon klar. Aber warum nicht stolz auf Qualität sein, die man schon HAT?

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    Weil die Beethovenhalle - die als Mehrzweckhalle konzipiert war - für Konzerte eben NICHT die geeignete Qualität besitzt!
    Nach meinen Informationen würde auch eine Sanierung oder ein Umbau (beides auf absehbare Zeit aufgrund der Haushaltslage vollkommen ausgeschlossen) daran nichts ändern. Allein die Bühnengröße ist ein Witz, und kann nur mit einem großen Verlust von Sitzplätzen erweitert werden. Kurt Masur sprach vor kurzem in einem Interview davon, dass man in dieser Halle Beethovens 9. Symphonie eigentlich gar nicht aufführen könne.
    Ich zitiere:
    "Das größte Werk Beethovens ist in seiner Geburtsstadt nicht aufführbar."
    "Die Neunte hier ist eine Verlegenheitslösung"
    "Die Halle ist so wie sie ist, sie ist nicht verbesserbar"

    Quelle


    Ein solches Konzerthaus in der Geburtsstadt eines der größten Komponisten dieser Welt, das zumindest grundlegenden Ansprüchen genügt, wird also jetzt - und in de kommenden Jahren - nicht gebaut werden. Die Stadt Bonn hat damit die große Chance vertan, sich als Beethovenstadt profilieren zu können.


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    Ein Veranstaltungshinweis, den ich auf der Homepage der Fest.Spiel.Haus-Freunde gefunden habe:


    "Nach der Pleite mit dem Festspielhaus - wie geht es weiter mit dem Kulturstandort Bonn?" Benedikt Hauser (CDU), Wilfrid Klein (SPD), Gisela Mengelberg (Grüne), Werner Hümmrich (FDP), Johannes Schott (BBB), Jürgen Repschläger (Die Linke), Moderation: Andreas Mühl, General-Anzeiger Bonn


    Dienstag, 27. April um 19.00 Uhr, Studio der Beethovenhalle

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    Gut, ich kann die Argumentation bzgl der Qualität des Klangs schon verstehen. ich bezog mich auf die Qualität der Gestaltung und des Erscheinungsbildes der 1950er. Aber dass die Halle unbedingt weg MUSS, damit ein Neubau kommen kann, will mir nicht so recht in den Kopf. Immerhin könnte man die B-Halle ja auch anders nutzen, z.B. für Musicals, Kino oder sowas in der Art.

  • Die halle sieh fantastisch und modern aus-allerdings nur in der der Perspektive vom anderen Flussufer und in abendlicher Beleuchtung.
    Der Zentralbau mit geschwungenem Dach hat wirklich etwas besonderes. allerdings gibt es auch architektonische Schwächen (abgesehen von der fraglichen Eignung des Innenraumes):
    -Der Zentralbau ist komplett eingeschachtelt durch niederige Umbauung. erst aus der Entfernung (also nur der anderern Flussseite) erkennt man die Form der Halle. Die übermäßige Umbauung mit niedrigen, verschachtelten Hilfsgebäuden nimmt der Halle jede Souveränität.
    - Die Halle öffnet sich mit dem Eingangsbreich zur (tristen) Vorstadt der 50der Jahre. Die wunderbare Position über dem Rhein wird kaum genutzt, keinerlei Öffnung zum Rheinufer und hier intensiv genutzten öffentlichen Raum. lediglich das niederige Restaurant kaschiert hier die vollständig geschlossenen Fassade des Zentralsbaus.
    -das niedrige langgestreckte Eingangsgebäude trennt den Besucher vom Zentralbau, die direkt vor dem bescheidenen Eingang gelegene Parkzone war sicherlich der Traum der 50er Jahre, erinnert aber eher an die Stadthalle einer Kleinstadt
    -die rechte und linke Seitenflanke sind unansehbare funktionslose Ecken. insgesamt hat die Halle 3 Rückseiten und eine fragliche Vorderseite.

  • Wie der GA heute berichtet, steigt die Telekom endgültig aus der Finanzierung für den Neubau des Festspielhauses aus. Sollte das Projekt irgendwann wiederbelebt werden, kann sich die Telekom allenfalls eine Unterstützung des laufenden Betriebs vorstellen. Das Bauherrenmodell, mit dem Telekom, Post und Postbank etwa 100 Mio. Euro für den Bau des Festspielhauses bereitstellen wollten, ist damit endgültig ad acta gelegt. Bislang haben die Konzerne bereits fünf Mio. Euro in die Planungen investiert.


    Die Post will sich weiterhin finanziell engagieren, sollten die Planungen für ein "Festspielhaus von Weltformat entsprechend dem Ursprungskonzept" Bestand haben. Über die Bereitschaft der Postbank steht nichts im Artikel, aber die bevorstehende Übernahme durch die Deutsche Bank sehe ich nicht gerde positiv in diesem Zusammenhang.


    Nicht überraschend zeigt man sich bei den DAX-Unternehmen angefressen über Verwaltung und Politik. Manfred Harnischfeger, ehemaliger Kommunikationschef der Deutschen Post und deren Beauftragter für die Stiftung Festspielhaus, beschreibt in der Zeitschrift "Crescendo" die Hintergründe des Scheiterns. "Verwaltung, Rat und große Teile der (sehr kulturaffinen) Bürgerschaft" hätten sich "als ein in seligen Vergangenheits- und Bedeutungsträumen verhafteter, bildungsbürgerlicher Debattierklub" erwiesen.


    Die Verwaltung sei mit dem WCCB-Debakel überfordert gewesen, der Politik wirft er Kleinmut und Unschlüssigkeit gegenüber den Gegnern vor. Der OB habe sich visionslos gezeigt und eine Kontroverse zwischen "Befürwortern sozialer Wohltaten" wie Schwimmbädern und Kindergärten einerseits und "Vertretern einer scheinbaren Kultur-Elite" andererseits losgetreten, obwohl das Festspielhaus den städtischen Kulturetat nur mit höchstens drei Mio. Euro jählich belastet hätte.


    Solle die Festspielhaus-Idee doch noch bis zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens im Jahr 2020 realisiert werden, müsse dazu "eine eindeutige, klare Initiative von der Stadt" ausgehen.


    GA: Festspielhaus: Telekom geht auf Distanz

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    Herrn Prof. Harnischfeger ist in seinen Ausführungen uneingeschränkt zuzustimmen. Bis heute macht mich dieses von Rat, OB und Verwaltung aufgeführte Schauspiel einfach nur ärgerlich. Was soll ich denn von einem OB halten, der sich im Wahlkampf ausdrücklich zum Festspielhaus bekennt, dann eine Bürgerbefragung ankündigt und ein halbes Jahr später alles zu Grabe trägt. Es wurde zu keinem Zeitpunkt eine wirkliche Initiative der Stadt gezeigt, die Bürgerschaft von dem Projekt zu überzeugen. Dieser Mann führt diese Stadt nicht, und ist in meinen Augen eine krasse Fehlbesetzung auf diesem Posten.


    Aus Insiderkreisen hört man übrigens - ich kann dies nur ohne Quelle angeben -, dass die Telekom außerordentlich froh und erleichtert war, dass OB Nimptsch im Frühling das Projekt auf Eis gelegt hat. Das herausragende Engagement der Herren in magenta schien von Anfang an nicht ansatzweise vergleichbar mit dem der Gelben aus dem Tower.


    Ich halte das Projekt Festspielhaus leider in der bisher geplanten Form (Hadid, Hermann&Valentiny) für gestorben. Es wird - wenn überhaupt - , zu einer Kompromisslösung kommen. Längstens überfällige Sanierung der Beethovenhalle (mit hoffentlichem Abriss und Neubau der Nebengebäude) oder ein kombiniertes Festspiel- und Opernhaus.


    Bei meinem Besuch des Beethovenfestes vor einigen Tagen ist mir der aktuelle Zustand der Halle noch einmal deutlich geworden. Frau Schmiel macht eine tolle Arbeit, aber diese Halle versaut einem jeden Konzertabend. Keine Sicht auf die Bühne, Akustik in den hinteren Reihen grenzwertig, das Foyer für Menschenmassen eine Gefahr, die sanitären Anlagen ein Graus. Egal was: Es muss etwas passieren. Diese Halle führt das Beethovenfest in seiner jetzigen Form schlicht ad absurdum.


    Ich weiß gerade nicht ob diese Studie hier im Zusammenhang des Festspielhauses schon einmal erwähnt wurde, aber sie ist durchaus auch in diesem Zusammenhang interessant. Ich zitiere:

    Konkret kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass jeder Euro des 2009 gezahlten öffentlichen Zuschusses (Anmerk. "für das Beethovenfest") vierfach über die Ausgaben zurückfließt, welche die Künstler, Besucher und Sponsoren in der Region tätigen. Die Zuflüsse an Kaufkraft in die Region Bonn / Rhein-Sieg können mit dem Multiplikator 4,15 auf 5,3 Millionen Euro beziffert werden. Betrachtet man nur die Auswirkungen für die Stadt Bonn, belegt die Studie darüber hinaus neben direkten steuerlichen Rückflüssen von 76.000 Euro auch erhebliche indirekte werbewirksame Effekte des öffentlichen Engagements in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro.

  • Soll das Festspielhaus ins WCCB integriert werden?
    OB Nimptsch hat bei einem Pressetermin erweiterte Nutzungsoptionen für den Erweiterungsbau des World Conference Center Bonn vorgestellt.
    Demnach wird u.a. als Möglichkeit gesehen:

    Unterteilung des großen Saals in einen Konzertsaal mit 1 367 Sitzplätzen, in dem auch die bereits im Saal vorhandenen Hubpodien weiterhin verwendet werden. Zusätzliche Plätze auf der Empore.


    Und etwas weiter in der PM heißt es dann:

    Für die Aufführung klassischer Konzerte im großen Saal können durch den Einsatz eines geeigneten elektronischen Raumakustiksystems gute raumakustische Verhältnisse erreicht werden.


    Quelle und weitere Infos und Optionen ausführlich hier
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    Bin gespannt wie sich das weiter entwickelt. Man könnte dies durchaus als Indiz dafür werten, dass die Stadt sich kein eigenes Festspielhaus mehr leisten will.

  • Die Mut- und Visionslosigkeit unseres OB und seiner Verwaltung sind zum Verzweifeln. Natürlich spricht man erstmal nur von einer "zusätzlichen Spielstätte" und nicht von einem "Ersatz" für das Festspielhaus, aber wie soll sich ein Festspielhaus noch durchsetzen lassen, wenn sich dieses Provisiorium einmal etabliert hat? Man liefert den Gegnern einmal mehr eine Steilvorlage und zeigt, dass man das Festspielhaus eigentlich gar nicht will.

  • Die Politik hat sich nun zu einer zügigen Entscheidungsfindung über das Festspielhaus durchgerungen. Der Kulturausschuss hat die Verwaltung beauftragt, in Zusammenarbeit mit den DAX-Konzernen, dem Bund und dem Land belastbare Angaben über die finanziellen Rahmenbedingungen vorzulegen - und zwar bis spätestens nach der Sommerpause. Auch über die Betriebs- und voraussichtlichen Sanierungkosten der Beethovenhalle und mögliche Alternativstandorte für das Festspielhaus soll Klarheit geschaffen werden.


    In der Politik hat sich wohl die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich das Zeitfenster, in dem man noch auf private und öffentliche Gelder zur Umsetzung dieses Projekts hoffen kann, langsam unwiederbringlich schließt. Noch vor Dezember soll es, so ist zu hören, zu einer Entscheidung über den Ratsbürgerentscheid kommen, der in kommenden Frühjahr stattfinden soll. Dann sollen die Bürger über die Zukunft des Festspielhauses entscheiden.


    Quelle: Zukunft des Festspielhauses: Entscheidung nach der Sommerpause

  • Die Stadt Bonn hat gegenüber dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Interesse geäußert, sich für das Jahr 2020 um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt zu bewerben. Im Jahr 2020 feiern Musikfreunde in aller Welt den 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven.
    Angedacht wird wohl eine mögliche Kooperation mit Beethovens 2. Heimat Wien.
    Einige Politiker und auch die Intendantin des Beethovenfestes halten eine Bewerbung nur in Verbindung mit einer Entscheidung für ein neues Festspielhaus für sinnvoll. Insgesamt erhofft man sich allein durch eine Bewerbung wichtige Impulse und Anstöße für die Bonner Kulturpolitik.
    Quelle

  • Die Bonner Lokalzeit hat am vergangenen Freitag über den aktuellen Stand des Projektes Festspielhaus berichtet. Interessant in dem Beitrag (hier zu finden) die Stellungnahmen der möglichen Sponsoren.


    Hier eine kurze Zusammenfassung der Aussagen aus dem Beitrag:
    Telekom: Grundsätzlich gibt es viele Argumente für ein Festspielhaus, vor allem auch als Angebot für die eigenen Mitarbeiter. "Der Ball liegt bei der Stadt. Die muss den Ball wieder zurück ins Spiel bringen."
    Postbank: Die Zusage zur Unterstützung bleibt vorhanden. Die Postbank steht weiter zu ihrem Wort.
    Deutsche Post: Die Stadt muss sich entscheiden, ob sie ein Festspielhaus will. Erst wenn ein Kulturkonzept steht, und der klare Wille der Stadt erkennbar ist, werden die Unternehmen sich Gedanken über eine Förderung machen.

  • Ich kann mir kaum vorstellen, dass bei der momentan bundesweit herrschenden "Dagegen"- Kultur ausgerechnet im einschlägig bekannten Bonn ein Festspielhaus zustandekommt! Vielleicht sollten Post und Co ihr großzügiges Angebot lieber an Sankt Augustin oder Remagen richten. Dort würde es bestimmt mit Kusshand angenommen..


    Achja: Das mit der Kulturhauptstadt ist ja ne nette Idee. Aber glaubt denn im Ernst jemand, dass die Bonner Verwaltung die nötige Disziplin hat, um das Bewerbungsverfahren durchzustehen?! Und der Rat erst.. denn wahrscheinlich kostet die Bewerbung Geld, und das wird aus Prinzip nicht mehr ausgegeben, egal wie sinnvoll die Investition wäre...

  • Toller Artikel im Spiegel: Beethoven 21. Der Artikel analysiert treffend die herrschende Stimmung des Zerredens und Dagegenseins im Nachklang der Hauptstadt-Seligkeit und vor dem Hintergrund der WCCB-Misere.

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    In der Tat ein hervorragender Artikel, der die Situation gut zusammenfasst.


    Wenn es noch ein Festspielhaus geben sollte, halte ich nur noch folgende Varianten für denkbar - wenn auch leider kaum mehr für realistisch:
    - kombiniertes Festpiel- und Opernhaus bei Abriss der alten Oper
    - integrative Lösung (Schuster&Schuster, Antonio Citterio, David Chipperfield, Allies and Morrison)


    Vielleicht war es tatsächlich im Nachhinein ein Fehler, keinen integrativen Entwurf mit in die Endauswahl zu nehmen.
    Leider sehe ich aber generell keine Figur, ob aus Politik oder Gesellschaft, die das Festspielhausprojekt mit genügend Überzeugungskraft noch einmal angehen könnte. Ich halte Herrn Nimptsch - das eigentlich natürliche Zugpferd für eine solche Sache- zwar für einen würdigen Repräsentanten dieser Stadt, als Chef der Verwaltung kommt er allerdings einem Totalausfall gleich.


    Alles sehr traurig....

  • Es scheint immer mehr auf einen Alternativstandort hinauszulaufen - wenn es je zum Bau eines Festspielhauses kommen sollte. Die Projekt-Architekten aus dem Büro Zaha Hadid äußerten sich auf einer Veranstaltung der Fest.Spiel.Haus.Freunde zum Stand des Entwurfs. Er sei hinsichtlich Nutzung (Rockkonzerte) und Akustik bei einer Planungstiefe, wie sonst nur nach Beauftragung. Auf einen alternativen Standort sei man eingestellt, dieser müsse allerdings am Rheinufer liegen (Alter Zoll oder Rheinaue nahe Posttower).


    Und die Vorsitzende der Fest.Spiel.Haus.Freunde, Monika Wulf-Mathies, äußert sich so: "Wir kämpfen nicht für den Abriss der Beethovenhalle, sondern für ein neues Festspielhaus". Das klingt, als orientiere man sich längst zu einem alternativen Standort. Das kann aus meiner Sicht nur die Rheinaue sein. Die Post könnte mit einem Festspielhaus in Blickweite des Towers sicher leben.


    GA: Debatte um Bonner Festspielhaus