Berliner Immobilienwirtschaft

  • Das Thema Mietpreise für Wohnraum bleibt aussen vor. Allerdings kann man sich schon vorstellen, was in den nächsten Jahren in Berlin preislich passieren wird, nämlich das die Toplagen Bezirk Mitte, PBerg und Cburg, als auch die Entwicklungslagen KBerg und FHain sich zu den teuersten Wohngebieten Deutschlands entwickeln werden dürften. [...] Berlin und günstig wohnen ist Geschichte.


    Die Folgerung ist falsch, da es noch viele andere Stadtteile gibt - alle können nicht zu Toplagen werden, so viele vermögende Leute gibt es nicht. Hier besprach ich im Februar diesen BZ-Artikel und dieses Tagesspiegel-Kommentar über Euren Stadtentwicklungsplan Wohnen, der keinesfalls jedem das Wohnen im ausgewählten begehrten Stadtteil verspricht.
    Es hat schon immer bessere (teurere) Stadtteile gegeben, die sich nicht jeder leisten kann, was man einfach akzeptieren sollte - und egal, wie sich die Preise dort entwickeln, tangiert es einen nicht. Was kümmert mich, dass etwa am Rheinufer in Düsseldorf-Oberkassel bis zu 20.000 EUR/Qm fällig sind? Bewußt bin ich in einen Stadtteil gezogen, von dem es nur noch ein paar weniger begehrte gibt - preiswert und eine Mode für diesen kommt nie. Das kann auch in Berlin jeder machen, der sparen möchte.

  • In den verschiedenen Medienberichten wird es konkreter, vor allem, wenn der Leiter der Berliner Aengevelt Niederlassung, Peter Starke, zitiert wird. Im City Report 2007 wurde für Berlin eine durchschnittliche Nettokaltmiete von 6,65 Euro verzeichnet, im vergangenen Jahr war diese bereits auf 9,11 Euro und damit um 37 Prozent gestiegen. "Die Entwicklung wird weitergehen, wir sehen mittlerweile Mieten in Höhe von 15 oder 16 Euro pro Quadratmeter." Er wies weiterhin darauf hin, dass angesichts dieser Entwicklungen auch in den Nebenlagen wie Spandau oder Marzahn der Leerstand auf dem Wohnungsmarkt deutlich rückläufig sei.


    Berliner Morgenpost, 09.04.13
    Immobilienmarkt
    Berlinern drohen Mieten wie in München – Investoren freut es
    http://www.morgenpost.de/berli…n-Investoren-freut-es.htm

  • Was in diesen Diskussionen leider oft fehlt, ist die Einfluss der öko-/energetischen Sanierungen auf die Entwicklung der Mietpreise, also durch das Anbringen von Dämmung, neuen Fenstern und Heizungen.


    Auf der einen Seite sind solche Sanierungen ja irgendwie sinnvoll, aber eben auch teuer und müssen von den Vermietern wieder reingeholt werden. Ich vermute mal, dass die sogenannten Luxussanierungen dagegen marginalen Einfluss auf die Mietpreisentwicklung haben.

  • @ Necrokatz:


    Diese Vermutung trifft so mW nicht zu. Ich kenne jedenfalls jemand auf dem Bau der regelmäßig Sanierungen durchführt. Es sind nicht immer gleich extreme Luxus-Sanierungen (auch solche kennt er), aber i.d.R. doch eine klare Aufwertung und so sind die Wohnungen anschließend dann auch deutlich teurer als vorher. Die Auftraggeber sind nämlich sehr oft Ausländer oder Deutsche aus dem restlichen Bundesgebiet, die natürlich meist nicht selbst in den Wohnungen leben sondern vermieten oder verkaufen und da will man sicher auch deutliche Gewinne einstreichen. Im Gegensatz dazu berichtet er von eher wenigen Investoren, die (meist auch nur anteilig) Mietwohnungen nur rein funktional sanieren und auffrischen und die Miete anschließend kaum erhöhen. Er selbst findet diese Entwicklung sehr problematisch und glaubt nicht, dass es so lange nachhaltig sein kann: Irgendwann gibt es einfach nicht mehr genug Leute, die sich die hohen Mieten leisten können und die Blase platzt zumindest im überdurchschnittlich teuren Segment. So seine Theorie, die aber bis jetzt scheinbar nicht durch die besagten Investoren, Makler etc. geteilt wird.

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    2 Mal editiert, zuletzt von dieselbär ()

  • Na, da kommt das ZDF etwas spät. Das Thema wurde ja schon vor ein paar Monaten zu Tode geritten.


    Wenn man dem Titel des Beitrags folgt, handelt es sich sicherlich auch nicht gerade um einen journalistischen Höhepunkt...




    P.S.: Na wenn das mal kein Zufall ist. Über die o.g. Reportage des ZDF mit dem Titel "Luxus rein - Mieter raus?" gibt es eine sehr negative Kritik auf welt.de zulesen. Wenn man diesem Artikel folgt, wird in der Reportage eher an niedrige Triebe appelliert und fleißig Sozialneid geschürt.


    http://www.welt.de/wirtschaft/…ntrifizierer-schuert.html.



    Wie gut, dass ich kein Fernsehen gucke...

    7 Mal editiert, zuletzt von necrokatz ()

  • Die Frage ist: Ist das Thema totgeritten oder ist es so drängend, dass es eben ständig in der Diskussion ist?


    Es ist jedenfalls sicherlich kein Zufall, dass fast jeder, mit dem ich mich unterhalte, ähnliche Geschichten über Modernisierungen, Umwandlungen und damit stark steigende Mieten zu erzählen hat. Und von den Schwierigkeiten, ein Ausweichquartier zu finden.


    Die Frage der Bewertung dessen hängt natürlich davon ab, inwiefern man der Meinung ist, dass Wohnen allein marktwirtschaftlich orientiert tatsächlich der richtige Weg ist.


    In dieser Frage werden wir uns vermutlich nicht einigen - ich bin nicht der Meinung, dass das Argument: "Wat, kannste dir nich mehr leisten? Na dann zieh doch weg!" das überzeugende sein sollte.

  • Lt.Tagesspiegel wird die " Maison de France " und das Kino Paris am Kurfürstendamm geschlossen.Das Gebäude soll verkauft werden,das Kulturinstitut in die Botschaft ziehen.Hintergründe seien Sparmassnahmen.
    Niketown schliesst ebenso im Juni,soll wohl in veränderter (verkleinerter) Form ins EC einziehen.

  • Die Deutsche Wohnen will die GSW schlucken. Damit entstünde nach MoPo-Angaben der viertgrößte Konzern mit Mietwohnungen in Europa. Der alleinige Sitz soll in Berlin liegen wo die beiden Unternehmen auch die meisten Immobilien betreuen. Rund 5,5% aller berliner Mietwohnungen würden dann zu dem neuen Konzern gehören. Der berliner Mieterverein befürchtet allerdings, dieses neue Schwergewicht bedeute "nichts Gutes". Die MoPo fantasiert hingegen offenbar zwischen den Zeilen schon wieder über einen DAX-Konzern mit Sitz in Berlin, auch wenn das wohl zumindest vorerst trotz eines zu erwartenden Börsenwertes von über 4 Mia € kein echtes Thema sein wird.


    http://www.morgenpost.de/berli…uer-Immobiliengigant.html
    http://www.morgenpost.de/berli…berstimmung-herrscht.html

  • PM: Detailliertes Verzeichnis stellt Neubauprojekte in Berlin vor

    Pressemitteilung riv-media, 19.12.2013
    http://www.inar.de/neubauprojekte-berlin/


  • Wohnanlage "Lux" - doch nur 10.588 Euro/m²

    In der künftigen Wohnanlage "Lux" auf dem Neustädtischen Kirchplatz in der Nähe des Brandenburger Tores mit 64 Appartements stehen noch 14 Top-Wohnungen in den oberen Etagen zum Verkauf. Der Quadratmeterpreis liegt bei 10 588 Euro, die Wohnung kostet gut zwei Millionen Euro.


    Wer solche Schnäppchen macht und noch ein paar mehr interessante Aussagen von Nikolaus Ziegert (54), Inhaber und Geschäftsführer der Berliner Maklerfirma Ziegert Bank- und Immobilienconsulting, im Interview mit dem


    Tagesspiegel, 6. Januar 2014
    Immobilienmakler Ziegert im Interview
    „Berlin wird nicht Paris oder London“
    http://www.tagesspiegel.de/wir…-oder-london/9290082.html

  • IBB Wohnungsmarktbericht 2013 - Mieten in Berlin steigen weiter

    PM IBB, 28. Februar 2014
    http://www.ibb.de/desktopdefau…2/216_read-8963//back-52/



    BZ, 28.02.2014
    Wohnungsmarkt. Die Mieten in Berlin steigen weiter
    http://www.berliner-zeitung.de…er,10809148,26424600.html


    Die Mieten für Wohnungen, die auf dem Immobilienmarkt angeboten wurden, stiegen zwischen Oktober 2012 und September 2013 um zehn Prozent auf durchschnittlich 8,36 Euro/m² Kaltmiete, die Angebotspreise für Eigentumswohnungen um 14 Prozent auf 2.500 Euro je Quadratmeter. Ausgewertet wurden für diese Unersuchung 69.000 Angebote für Eigentumswohnungen und rund 96.000 Mietangebote. Zugleich zeigt dies laut dem Bericht die Verknappung des Angebots, denn es sind etwa 2000 Mietangebote weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Allerdings sollen auch viele Wohnungen gar nicht mehr im Internet angeboten, sondern direkt an Interessenten weitervermietet werden.


    Die sogenannte Kleinstwohnungen mit einer Fläche von weniger als 40 Quadratmeter sind besonders teuer, sie wurden vom vierten Quartal 2012 bis zum dritten Quartal 2013 je nach Baualter zu Durchschnittsmieten zwischen 7,90 und 9,72 Euro je Quadratmeter angeboten. Die kleinen Wohnungen mit 40 bis unter 60 Quadratmetern Fläche sind etwas günstiger, doch lagen die Angebote auch hier noch über den Preisen für Wohnungen mittlerer Größe. Entsprechend sind Wohnungen mit einer Größe von 60 bis unter 90 Quadratmeter in fast allen Baualtersklassen pro Quadratmeter am günstigsten. Die höchsten durchschnittlichen Angebotsmieten werden mit 11,66 Euro je Quadratmeter für große Wohnungen verlangt, die ab dem Baujahr 2002 entstanden sind.


    Am stärksten betroffen von den steigenden Wohnkosten sind Haushalte mit geringen Einkommen. Da das Wohngeld, für dessen Höhe der Bund zuständig ist, seit 2009 nicht an die gestiegenen Kosten angepasst wurde, müssen die rund 30.000 Wohngeldempfänger_innen einen größeren Anteil des Einkommens für das Wohnen aufbringen. Auch mit der Finanzhilfe des Staates betrug bei Wohngeldbezieher_innen Ende 2012 der Anteil der Miete rund 44 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die Miete aufbringen, wohingegen es 2009 noch etwa 42 Prozent waren. Die ebenfalls gestiegenen Kosten für Heizung und Warmwasser noch dabei noch gar nicht eingerechnet.


    Die rund 165.000 Student_innen in Berlin bezahlten im Jahr 2012 durchschnittlich 35 Prozent ihres Einkommens für das Wohnen, womit sich der Anteil gegenüber 34 Prozent im Jahr 2003 nur um ein Prozent erhöhte.


    Besonders stark betroffen sind die rund 11.000 Obdachlosen (Stand: Ende 2012) und von Obdachlosigkeit bedrohte Personen. Die landeseigenen Wohnungsunternehmen und einige private Vermieter hatten zugesagt, jährlich ein Kontingent von knapp 1400 Wohnungen im sogenannten geschützten Marktsegment bereitzustellen. Zwar konnten von 2011 bis 2013 zwar mehr Wohnungen als geplant für Mehrpersonen-Haushalte bereitgestellt werden, aber die Ziele bei den Wohnungen für Alleinstehende wurden nur zu 82 Prozent erfüllt.

  • Berlin wächst spürbar. Ähnlich wie beim Wohnungssektor steigt nun daher auch beim Bürosektor die Nachfrage und führt zu sinkendem Leerstand und steigenden Mieten, weil angestammte Unternehmen wachsen und neue hinzukommen. In Folge wird wieder mehr entwickelt, teils auch spekulativ. In Zahlen stellt sich 2014 wie folgt dar:
    773.800m² wurden neu vermietet
    285.000m² wurden neu errichtet
    870.000m² (4,4%) von 19,10 Mio m² Bürofläche stehen momentan leer
    http://www.morgenpost.de/berli…aesst-Mieten-steigen.html


    Neben dem Postbankturm wird übrigens offenbar bald eine weitere bekannte Bankenzentrale "verwaisen" (wenn man bei der aktuellen Marktlage/ Nachfrage überhaupt noch davon sprechen kann). Die Berliner Volksbank will ihren Firmensitz im markanten Eckbau an der Budapester Straße neben dem Zoo-Aquarium verlassen. Nun also der endgültige Schritt, nachdem frühere Umbau- und Aufstockungspläne aufgegeben wurden (mE zum Glück da ich den Entwurf nicht besonders mochte). Die ca. 500 Mitarbeiter dieses und weiterer Gebäude werden an einem neuen Standort zusammengezogen.
    http://www.morgenpost.de/bezir…laesst-die-City-West.html


    Gespannt bin ich noch auf die aktuellen Zahlen vom Hotelgewerbe und dem Einzelhandel. Dort wurde ja zuletzt auch immer mehr Volumen auf den Markt gebracht, aber anscheinend bisher ohne diesen zu überhitzen. Zumindest bei den Hotels ist die Bettenauslastung zuletzt erfreulich angestiegen.

  • Guten Abend zusammen und Gruß aus der Landeshauptstadt :D. Das habe ich per Zufall auf CNN gesehen.


    "Squatter's paradise to Millennial's dream: Berlin's real estate boom"


    http://edition.cnn.com/2015/07…e-square-meter/index.html



    Die Top Immobilie in diesem YOO Building, glaube "Am Zirkus" wird das hier im Forum geführt geht laut CNN für 27.000€ /m². Das läuft offenbar wie geschmiert.



    mfg.

  • Bei CNN merkt man die amerikanische Perspektive und kommt indirekt auch zu einem der größten verteiligungspolitischen Probleme der Deutschen: wir sind ein Volk von Habenichtsen. Das Vermögen ist auch deswegen so extrem ungleich verteilt, weil die Deutschen ein Volk von Mietern sind und damit durch ihre laufenden Mietzahlungen den Vermögenszuwachs der vergleichsweise wenigen Eigentümer finanzieren, eine permanente Umverteilung.


    Einerseits weiter befördert zB durch Abschaffung der Eigenheimzulage, andererseits auch dadurch befördert, dass die ökonomisch wenig gebildete Masse im Glaube sediert wird, damit im Grunde doch auch besser zu fahren, als mit Eigentum. Weil man den Vermieter anrufen kann wenn die Klingel kaputt ist und der sich dann darum kümmern muss. Das macht er natürlich gern, weil er trotz der ach so dollen Mieterrechte spielend eine knapp zweistellige Rendite einfährt (dazu muss er noch kein böser Gentrifizierer sein, die haben noch ganz andere Renditen). Das macht durch Zinseszinseffekt auf die Lebenszeit eines durchschnittlichen Beschäftigten ein massiver Verlust an potentiellem Vermögen aus, dass die Deutschen auch Zinsen auf Cash-Anlagen lieber den Banken schenken (vgl. Sparbuch), als selbst einzustreichen, weil man sich selbst vor soliden Aktieninvestments fürchtet, macht es natürlich nicht besser.


    Aber bereits eine viel höhere Eigenheimquote wäre förderlich für eine gleichmäßigere Verteilung des Wohlstands in unserer Gesellschaft. Man stelle sich einen Moment vor, wir hätten in Berlin die selbe Wohneigentumsquote wie in London, dann hätte von dem enormen Wertzuwachs der Immobilien in Berlin nicht nur "der Hauswirt" (oder moderner: der "Investor") profitiert, sondern Atze und Bolle ganz genauso. Aber Atze und Bolle sind ja Mieter und haben daher nur die Schattenseite der Entwicklung.


    Das ist das eigentliche Problem an allen deutschen Immobilienmärkten und nochmal ganz besonders in Berlin, mit einer besonders niedrigen Wohneigentumquote.


    Man kann das auch schön an anderen Ländern sehen. So wuchs der Wohlstand der Mittelschicht in Großbritannien - wo man bis ca. Mitte des 20. Jh. eine ähnlich hohe Mieterquote wie hierzulande hatte - geradezu explosionsartig in den Nachkriegsjahren an, das Vermögen des alten Adel und der alten "Gentlemen" sank immer stärker (prozentual am Gesamtvermögen in UK). Einfach weil die Regierung massiv Wohneigentumförderung betrieb (Eigentumswohnungen ebenso wie Eigenheime). Thatcher strich das alles radikal zusammen, seitdem hat sich die Entwicklung wieder gedreht, zu immer mehr Mietern und immer weniger Eigentümern, zurück zur Nation der "Habenichtse", des modernen Proletariats, das von der Hand in den Mund, Monat für Monat, lebt. Ohne eigenes Vermögen und analog ohne echte, eigene politische Stimme.


    Und das alles binnen weniger Jahrzehnte in UK, analog konnte man die Entwicklung von Wohlstand insgesamt, "Schere zwischen Arm und Reich", usw. beobachten, eine perfekte Sozialstude, die die These, dass eine hohe Wohneigentumsquote das beste Rezept für Massenwohlstand und eine starke Mittelschicht in einer Nation sind, eindrucksvol belegt. Zumindest gilt dies in der Volkswirtschaftslehre inzwischen unbestritten so. Selbst in der BBC, also der breiten Presse, ist das in UK Thema, siehe zB http://www.bbc.com/news/business-17026462



    Leider bei uns gar nicht, die Menschen sind im Glaube eingelullt worden, dass diese moderne Tagelöhner (bzw. Monatslöhner) Existenz für sie genau richtig sei, wer braucht schon Eigentum... und genau weil das ja alles so unattraktiv ist, das böse Immobilieneigentum das ja keiner braucht, genau darum investiert jeder, der wohlhabend ist und noch wohlhabender werden will in Immobilien (nicht nur jetzt, schon immer, der Immobilienmarkt durchläuft höchstens Zyklen, wo dies mal ausgeprägter, mal weniger ausgeprägter ist).


    Und die beste Altersvorsorge ist ohnehin selbstgenutztes Wohneigentum, wo man außer für Instandhaltung und Unterhalt nichts mehr für sein Wohneigentum vom Einkommen ausgeben muss und dieses daher größtenteils für seinen eigenen Lebensunterhalt verbrauchen kann und, sollte man ein Pflegefall werden, auch Vermögen hat, das man zu Cash machen kann, um sich ein ordentliches Pflegeheim mit bester Pflege leisten zu können, statt das Minimum, was auch das Sozialamt übernimmt, usw. Was machen die Leute stattdessen? Stecken ihr ohnehin durch die hohen Mieten stark gemindertes Nettoeinkommen dann noch in überteuerte Rentenvorsorgeverträge, an denen nur die private Versicherungswirtschaft verdient, aber kein Durchschnittsbürger (die Versicherungen rechnen mit der durchschnittlichen Lebenserwartung; wird man nur durchschnittlich alt, dann verdient die Versicheurng immer noch, sie will ja schließlich verdienen und nicht draufzahlen, diese "Wette gegen die Versicherung" gewinnt nur, wer außergewöhnlich alt wird - das ist aber per Definition nur eine kleine Minderheit, die Masse zahlt also drauf).


    Auch hier, auch beim Thema Altersvorsorge, sähe die Lage der Masse der Bürger schon ganz anders aus, wenn das Thema Wohneigentum stärker ausgeprägt wäre.


    Das ist der "Elephant in the room", über den nur keiner spricht. Die beste "Mietpreisbremse" ist, wenn ich der Bank meinen Immokredit zurück zahle und die durchschnittliche Vermieterrendite dabei selber, als Einsparung, einstreiche. Und während mir am Ende der Mietzeit, nachdem ich dem Eigentümer die Wohnung, in der ich gewohnt habe, abbezahlt habe, mit leeren Händen dastehe gehört mir am Ende der Kreditlaufzeit die Immobilie. Da würden sich Atze und Bolle deutlich mehr über die Entwicklung am Immobilienmarkt in Berlin freuen! Aber nicht mal mit den aktuellen Bauzinsen, die unter der langjährigen Inflation liegen, kann man die Leute dazu prügeln eigenes Immobilienvermögen zu finanzieren, das machen weiterhin gewiefte Unternehmer und Investoren und vermieten dann, zzgl. ihrem Schnitt, an Atze und Bolle. Und die freuen sich, dass der Vermieter die kaputte Klingel reparieren muss und der BGH urteilt, dass bestimmte Renovierungsklauseln im Mietvertrag unwirksam seien. Supi, Habenichtse mit Rechten.

  • Ich denke du hast bewusst etwas übertrieben um deinen Punkt zu machen.
    Im allgemeinen ist die Eigentumsquote in Deutschland nicht so niedrig, besonders auf dem Land und in Kleinstädten ist die Quote ziemlich hoch.
    Gerade diejenigen, die auf Eigenkapital durch Eltern oder Erbe zurückgreifen können und selber genügend verdienen steht Erwerb von Wohneigentum sehr hoch.


    Das eigenliche Problem ist nicht der mangelnde Wille oder die Erkenntnis darüber sondern die Tatsache, dass man - ohne Erbe oder Unterstützung von Angehörigen - selbst von einem mittleren bis hohen Einkommen (3000 - 5000 Euro brutto) in einer deutschen Großstadt einfach kein Wohneigentum mehr erwerben kann, das war vor dreissig Jahren noch anders.
    Das ist meiner Meinung nach das Alarmierendste, man hat kaum Chancen aufzusteigen, wenn die Voraussetzungen nicht stimmen und daher auch der Trend zu weiteren Verstärkung der Umverteilung der Vermögen.


    Und wenn es schon unter diesen Umständen nicht möglich ist Wohneigentum zu kaufen wie sollen es dann die eine Million Niedrigerwerbs- bzw. Transferleistungsempfänger schaffen - egal ob es fast zinslosen Darlehen oder Eigenheimzulagen gäbe. Die Sozialstruktur in Berlin ist nun mal etwas anders als in München.


    Du hast natürlich Recht, dass man Wohneigentum mehr ins Bewußtsein rücken sollte, vielleicht auch das ein oder andere Modell in man es erwerben kann, das mehr Unterstützung gewährt, mehr genossenschaftliches Wohnen fördert, allerdings Basis - egal was man machen will - ist eine starke wirtschaftliche Entwicklung und die ist in Berlin zwar da, aber eben nicht so wie es nötig wäre um vor allem die davon Betroffenen in die Lage zu versetzen selbst einfachstes Wohneigentum zu erwerben.
    Und ein Minimum an Eigenkapital braucht man eben. Woher soll das kommen, wenn man kein Erbe zu erwarten hat, bzw. jeden Monatsende im Dispo versinkt und für substantiell besser bezahlte Jobs ist man nicht qualifiziert genug. Ein Teufelskreis, da bleibt nur mieten.


    Das gleich übrigens was du über Immobilien sagst, liesse sich auf über Aktien sagen, die Deutschen - wenn man mal pauschal urteilen will - kaufen auch keine Aktien und das - das liesse sich auch belegen - wäre langfristig die beste Anlage, die man machen kann.


    Änderungen wären sicherlich gut, aber ehrlich gesagt bin ich da eher pessimistisch.
    Ich finde auch, dass dein Kommentar etwas verächtlich rüberkommt, das steht Dir natürlich frei, aber ich denke halt, dass man Faktoren die nun mal da sind und die Sachlage erklären, nicht völlig ausblenden kann und du machst es Dir etwas leicht.

  • Eher genervt als verächtlich. Weil man da auch gegen Windmühlen kämpft.


    Die konservative Politik findet das gut so und protegiert die Besitzständler ja auch aktiv, die linken Parteien finden das zwar nicht gut aber sind Privateigentum ja eher generell abhold und differenzieren daher auch nicht weiter zwischen selbstgenutztem Wohneigentum und "Investoren", sondern liebäugeln generell mit Verstaatlichung sowie staatlichen Regularien für Privatvermieter, als Allheilmittel für die Wohnprobleme. Und die Interessen der Masse der Menschen stehen da genau dazwischen und keiner schützt sie.


    Die Masse der Menschen sind außerdem keine Geringverdiener, die können freilich keine Vermögensbildung betreiben, sind aber auch nicht das große Problem. Die Mittelschicht ist das Problem in Deutschland, auch der Anwuchs der armen Haushalte ist ausschließlich durch abgerutschte, vormalige Mittelschichtshaushalte zu erklären - das ist schon statistisch augenfällig. Und das ergibt im Detail ja auch Sinn, wenn sich die Miete um 50 % binnen weniger Jahre erhöht, das Einkommen aber nicht im gleichen Maße, dann rutsche ich mit meinem verfügbaren Resteinkommen ab und stehe plötzlich für existentiellen Problemen, wenn die Waschmaschine kaputt geht, was ich vorher, mit 300 € mehr im Monat, so nicht hatte (und 300 € gestiegene Miete für eine dreiköpfige Familie in den letzten Jahren ist leider gar nicht so unrealistisch).


    Der Staat mischt hier übrigens auch ganz aktiv mit. Siehe die ganzen Sparkassen (in Staatshand!), siehe die Großbank KfW die im Immobilienbereich besonders stark tätig ist. Was macht sie aber, finanziert sie soliden Mittelstandshaushalten mit Bonität einen Wohneigentumkredit, sei es für eine Dreizimmerwohnung in einem Wohnblock, zu fairen Marktkonditionen, unter zu Hilfe nahme der besonders günstigen Refinanzierungskosten dank Staatshaftung? Nein. Im Gegenteil. Da wird an die Privatbanken verwiesen. Was aber fördert die KfW (sie spricht sogar selbst nicht nur von "finanzieren" sondern von "fördern"!)? Die überteuerten energetischen Sanierungen, die ein maßgeblicher Hebel für Mietpreissteigerungen sind, weil sich der Eigentumer Kraft Gesetz die Wertsteigerung seines Eigentums, indem er das Gebäude saniert, vom Mieter komplett durchfinanzieren lassen darf, binnen weniger Jahre auf die Miete umgelegt.


    Ohne, dass die Miete anschließend wieder um diesen Betrag gesenkt werden muss, d. h. nach ca. 10 Jahren, in denen der Vermieter die Sanierungskosten umlegen durfte, sind sie abbezahlt, der Mieter ist genauso eigentumslos wie vorher, wenn er zB ausziehen würde, der Vermieter hat seine Immobilie im Wert gesteigert und kassiert natürlich weiter die höhere Miete bzw. nimmt weitere Mietsteigerungen von diesem erhöhten Ausgangsniveau vor (die Ersparnisse bei den Heizkosten stehen natürlich in keinem Verhältnis dazu, es ist eine glatte Lüge der Politik, wenn sie immer behauptet, dass man damit die Interessen der Mieter im Blick habe). Der Staat macht also sogar aktiv sehr viel dafür, dass die Mieter noch immer weiter geschröpft werden. Und da die monatliche Miete für die allermeisten Menschen der mit Abstand größte Kostenfaktor ist betreibt man damit natürlich massive Umverteilung, mehr als es alle "Nullrunden" bei Tarifverhandlungen, Steuererhöhungen, Leistungseinschränkungen bei der Krankenkasse, usw. jemals könnten, von Unten nach Oben. 300 € mehr Kaltmiete im Monat sind 3.600 € mehr im Jahr, sind 36.000 € mehr in 10 Jahren, usw. Mehr auf der Seite des Eigentümers, weniger auf der Seite des Mieters. Plus Zinseszins, geläppert auf eine Lebensspanne.


    Und da wundert sich noch einer über die lausige Vermögensverteilung in Deutschland, nach der ein Durchschnittsdeutscher, wenn man die reichsten 1 % herausrechnet, zB weniger Vermögen hat, als ein Durchschnittsgrieche, trotz 7 Jahre Dauerkrise in Griechenland? Das soll nicht "Neid" auf die Griechen schüren, sondern dies soll zeigen, wie falsch unser Selbstbild von einem "reichen Land" eigentlich ist. Die große Masse buckelt als Monatslöhner und wirtschaftet in die Tasche weniger Habenden. Ganz massiv auch über den Bereich Wohnen/Immobilien!


    So wird in Deutschland umverteilt und die Leute schnallen es auf gut Deutsch einfach nicht. Ja, das ist frustrierend.