Königstadt-Carrée + Umgebung (Friedrichshain | in Nutzung)

  • Grundsätzlich sehen Glasbrüstungen erstmal gut aus. Nur: es bedarf durchgehender Pflege. Und wenn der Balkon dann noch zur Abstellfläche wird, oder Bastmatten etc. zum Sichtschutz angebracht werden, dann sieht das von außen irgendwann chaotisch verwahrlost aus.

  • Ich kann diese Kritik an Glasbrüstungen und die damit einhergehenden, angeblichen Verwahrlosung nicht nachvollziehen.

    Ich finde das positiv, wenn die Bewohner sich ihren letzten Rest Individualität bewahren und ihre Balkone nutzen. Auch mit Sichtschutz. Auch mit Pflanzen. Auch mit unterschiedlichen Materialien. Aber der Deutsche mags halt geregelt und geordnet. Alles andere ist Verwahrlosung.

  • Aber der Deutsche mags halt geregelt und geordnet. Alles andere ist Verwahrlosung.


    Das ist wieder so ein typisches Klischee, was da wieder etwas leicht verächtlich ausgepackt wird.

    Ich habe sehr lange in Cannes in einem großen immeuble (Gebäude) gewohnt und als ich an der Gitterverkleidung der Terrasse eine Verkleidung angebracht habe, wurde ich mehrfach von der Hausverwaltung darauf aufmerksam gemacht, diese sei so nicht zulässig und ich müsste mich an die Regeln halten und hatte die Auswahl entweder eine vorgeschriebene Verkleidung zu wählen oder nichts anzubringen. Nachdem ich das ignoriert hatte, bekam ich dann eine Anklagedrohung. also musste das gute Stück weg.

    Ich kann diese Behauptung aus eigener Erfahrung also nicht bestätigen. Ich weiß auch nicht warum viele noch immer glauben, wir wären soviel ordentlicher pedantischer als andere. So verwahrloste Grünanlagen wie in Berlin zum Beispiel ,hab ich nicht mal in Bukarest so gesehen vor 20 Jahren und die hatten bestimmt weniger Geld als Friedrichshain Kreuzberg, in Frankreich oder UK völlig undenkbar.

  • Ich kann diese Kritik an Glasbrüstungen und die damit einhergehenden, angeblichen Verwahrlosung nicht nachvollziehen.

    Ich finde das positiv, wenn die Bewohner sich ihren letzten Rest Individualität bewahren und ihre Balkone nutzen. Auch mit Sichtschutz. Auch mit Pflanzen. Auch mit unterschiedlichen Materialien. Aber der Deutsche mags halt geregelt und geordnet. Alles andere ist Verwahrlosung.

    Du musst deinen Selbsthass nicht auf lexibexi projizieren.

    Natürlich finde ich eine individuelle Balkongestaltung angenehm, als eine monotone Fassade. Allerdings kann diese individuelle Balkongestaltung auch in Verwahrlosung kippen, denn es gibt genügend Leute denen das egal ist. Dann stapeln sich leere Bierkästen und tote Topfpflanzen.

    Kommt dann eben auf die Bewohner an in welche Richtung es kippt.

  • aber diese Betonwüste geht gar nicht.

    Verlegt werden daher auch teure Granitsteine.


    Aber der Deutsche mags halt geregelt und geordnet. Alles andere ist Verwahrlosung.

    Ich lehne mich einmal aus dem Fenster und behaupte, so gut wie niemand, gleich welcher Ethnie angehörig, lebt gerne in unordentlichen Umgebungen ;).

    In Deutschland lässt der erreichte Wohlstand glücklicherweise gegenteiliges zu, doch je höher der erreichte Grad an Ordnung, desto mehr fällt ein wenig Unordnung auf - ob jedoch schon Bastmatten und sonstiges Balkonmobiliar beim Betrachter gravierende seelische Beeinträchtigungen verursachen? Da wirkten die früher noch massenhafter installierten Satellitenschüsseln auf mich störender. Ansonsten stimme ich dir zu, eine auch sichtbare Nutzung des Balkons finde ich allemal besser als einen völlig sterilen, nach leerstehender Wohnung aussehenden.

    Auszug aus der Hausordnung eines MFH mit 230 Wohneinheiten und Glasbalkonen: "Der Balkon darf nicht als Abstellraum genutzt werden, dies gilt insbesondere für Getränkekisten, leere Flaschen sowie Fahrräder. Das Trocknen von Wäsche auf den verglasten Balkonen ist untersagt."

  • Da bin ich neulich extra mal durchgegangen um mir ein Bild zu machen und war sehr angetan.


    Im Windschatten vom Alex entsteht hier fast sowas wie ein gemütlicher kleiner Kiez in der Plattenlandschaft.

    Der EDEKA-Markt hilft dabei sicherlich auch.


    Man sollte allerdings tunlichst Augenmaß walten lassen wenn es darum geht DDR-Scheiben abzureißen, denn gerade die Mischung aus eher langweiligem und dem neuen Gebäude macht glaube ich viel aus (wenn das mit Betonwüste gemeint war).

  • ^ Und die St.-Bartholomäus-Kirche und vor allem der nahegelege Volkspark Friedrichshain... Und ja, auch ich fand die Atmosphäre dort unerwartet gut.

  • Auszug aus der Hausordnung eines MFH mit 230 Wohneinheiten und Glasbalkonen: "Der Balkon darf nicht als Abstellraum genutzt werden, dies gilt insbesondere für Getränkekisten, leere Flaschen sowie Fahrräder. Das Trocknen von Wäsche auf den verglasten Balkonen ist untersagt."

    Solch eine Hausordnung wird selbst in Deutschland von keinem Gericht bestätigt werden. Insbesondere ein Verbot, Wäsche auf dem Balkon zu trocknen, wird regelmäßig für unwirksam erklärt. Und natürlich kann man auch ein Kasten Bier auf den Balkon stellen. Fehlt eigentlich nur noch die Vorgabe, stets ordentlich gekämmt zu sein.

  • Guten Morgen,


    also Bewohnerin des achso-hässlichen Plattenbaus gegenüber (klar schön ist anders, aber ... ich kann jetzt dem Neubau auch nicht so viel Ästhetik abgewinnen) melde ich mich nach einigen Jahren hier mal mit einigen Eindrücken zurück.


    1. Das Gebäude ist für Wohnmieter fertiggestellt. Laut Website sind nur noch 12 von 120 Wohnungen nicht vermietet. In der Realität ist es aber am Abend in gefühlt mehr als der Hälfte der Wohnungen jedoch noch sehr dunkel. Wer da also mietet ("echte Bewohner" oder ...?) ist mir schleierhaft.


    2. Ich frage mich immer noch, wie man dort freiwillig - umgeben von Platten - zu diesem Preis (!) einziehen kann. Klar, die Ausstattung ist hochwertiger. Aber wenn ich monatlich so viel Geld locker hätte, würde ich eher über einen Kauf nachdenken...

    Wohnen in den Genossenschaftsplatten nebenan: 6,50 € / qm (Neuvermietung 2014)

    Wohnen in den landeseigenen Platten im Quartier: analog, 6,50 € / qm (Neuvermietung 2020/2021)
    Wohnen im Königsstadtquartier: ca. ab 16,60 € / qm bis 20,80 € / qm (Neuvermietung 2020/2021)


    3. Grundsätzlich ist der entstandene Innenhof zwischen dem Königsstadtquartier und der gegenüberliegenden Platte zur Otto-Braun-Straße eine Aufwertung. Es gibt hier nun eine Tischtennisplatte, einen kleinen Buddelkasten und Schaukeln. Wer dort planerisch tätig war, scheint allerdings keine (kleinen) Kinder zu haben. Die Abgrenzung der Flächen mit Steinen mag schick sein, ist aber im Alltag einfach nur gefährlich! Auch die Anordnung der Bänke ist nicht ganz logisch. Aber gut, das ist Meckern auf hohem Niveau.

    Ich bin gespannt, wie sich die Nutzung in den wärmeren Monaten am Abend entwickelt. Vor allem die Geräuschkulisse steigt bestimmt an (Menschen auf ihrem Balkon, Menschen im Innenhof).

  • Liebe Desiree


    Das ist kein meckern auf hohem Niveau allein, sondern leider auch ein Fakt! Berlin wird nicht für Berliner gebaut, umgebaut und geplant, sondern zur Repräsentanz. Da fehlt es mir schlicht an Balance, mehr Feingefühl und vor allem: Leidenschaft vor Ort.


    Danke auch für deinen Text, Desiree. 😊

  • 2. Ich frage mich immer noch, wie man dort freiwillig - umgeben von Platten - zu diesem Preis (!) einziehen kann. Klar, die Ausstattung ist hochwertiger. Aber wenn ich monatlich so viel Geld locker hätte, würde ich eher über einen Kauf nachdenken...

    Wohnen in den Genossenschaftsplatten nebenan: 6,50 € / qm (Neuvermietung 2014)

    Wohnen in den landeseigenen Platten im Quartier: analog, 6,50 € / qm (Neuvermietung 2020/2021)
    Wohnen im Königsstadtquartier: ca. ab 16,60 € / qm bis 20,80 € / qm (Neuvermietung 2020/2021)


    Ich will hier niemanden zu nahe treten, allerdings glaube ich, dass die angebotenen Alternativen nicht unbedingt realistisch sind.


    zu 1,

    Die Kaltmieten in diesem Gebäude sind 16,50 pro qm, ein bestimmt kein übermäßig großer Preis angesichts der Lage und Qualität. Viele, die in subventionierten Wohnungen leben, ist vielleicht nicht immer bewusst, was die Preise auf dem freien Wohnungsmarkt sind. Ebenso sind ja Landesgesellschaften - die ja bisher auch noch Gewinne erwirtschaftet haben - um Investitionen und Sanierungen durchzuführen, seit der Mietpreisbremse nicht mehr in der Lage dazu. Das heißt, nichts anderes, als dass der Steuerzahler diese Verluste tragen muss, also die Kosten der Mietpreisbremse zahlt die Allgemeinheit.


    Wohnungen im Plattenbau in der Mollstrasse werden für 5.300 Euro pro qm angeboten, der Standard ist wesentlich niedriger aber selbst diese Wohnung würde mindestens 600.000 inkl. Nebenkosten erfordern bei 100qm. Das ist nicht unbedingt eine Alternative. Ein Neubau wie dieser ist kaum unter 6500 - 7000 pro qm zu erwerben.


    zu2.

    Wohnen in der Genossenschaftswohnung ist leider kaum möglich und mittlerweile eine rein theoretische Alternative, da die Wartelisten extrem lang sind, man schlichtweg keine Wohnung bekommt.

    Dadurch, dass RRG den Genossenschaften keine Grundstücke überlässt und sie ausbremst wo es geht, durch die Mietpreisbremse zusätzliche Knüppel in die Beine wirft, können Genossenschaften auch kaum noch neue Projekte anbieten, schon gar nicht im Zentrum.

    Und man sollte sich sich auch keinen romantischen Illusionen hingeben. Genossenschaftswohnungen kosten viel Geld, Man braucht Eigenkapital und zahlt monatlich eine Miete. Insgesamt gesehen ist das interessant für bestimmte Personen, aber Genossenschaften müssen Marktpreise verlangen. Vielleicht spart man sich die Gewinnspanne und der Preis ist günstiger als andere Wohnungen, aber Qualität und Ausführung sind meist recht einfach. Und die Risiken sind nicht zu unterschätzen, wenn man sich ansieht wie es dem Projekt an der Yorkstrasse ergangen ist. Eine jahrelange Verzögerung verbunden mit Kostensteigerungen. Das zehrt gewaltig an den Nerven. Und es dauert bis man eine Wohnung hat, zwischen Erwerb und Einzug können Jahre vergehen. Keine Alternative, der schnell ein Wohnung braucht.


    zu 3.

    Wohnen in der landeseigenen Platte.

    Das ist auch nicht so einfach wie beschrieben. Die meisten Wohnungen sind belegt, vor allem die, die Zentrumsnah sind. Und mit Verlaub, die Qualität ist schon gewaltig anders als in einem Neubau, selbst wenn ein Plattenbau saniert ist. Von den geförderten Wohnungen will ich gar nicht anfangen, denn durch die völlig unnötige Ausweitung des geforderten Mindestjahreseinkommen, was eine Verdoppelung der berechtigten Personengruppe nach sich zog, ist es wesentlich schwieriger geworden, eine entsprechende Wohnung zu bekommen.


    Das ist kein meckern auf hohem Niveau allein, sondern leider auch ein Fakt! Berlin wird nicht für Berliner gebaut, umgebaut und geplant, sondern zur Repräsentanz. Da fehlt es mir schlicht an Balance, mehr Feingefühl und vor allem: Leidenschaft vor Ort.


    Sicherlich gibt es Objekte, die als Zielgruppe Investitionen für die sogenannten 'Superreichen' darstellen, aber dieses Objekt gehört bestimmt nicht dazu.

    Das ist geradezu lachhaft.

    Es ist nämlich für Berliner gebaut. Man mag es kaum glauben, aber die Mehrheit der Berliner ist nach wie vor in der Lage, Wohnungen wie diese zu bezahlen. Die Armutsquote in Berlin beträgt knapp 20%. Sicherlich zu hoch, allerdings heißt, das auch, dass 80% nicht armutsgefährdet sind, die große Mehrheit. Auch wenn nicht jeder von diesen in der Lage sein mag 16,50 Euro für den qm auszugeben, gibt es nach wie vor - und es werden immer mehr - viele Berliner, die das können.


    Dass ein bestimmter Prozentsatz Wohnungen mietet ohne permanent in Berlin zu wohnen, ist auch kein Verbrechen sondern Bestandteil jeder Millionenstadt.

    Was zum Teufel ist daran auszusetzen? Es gibt eben auch eine entsprechende Anzahl von Menschen, die nicht permanent hier wohnen. Soll man also diesen Menschen verbieten, eine Wohnung zu mieten?

    Und diese Personen zahlen entweder durch Zweitwohnsitz oder durch Steuern aus betrieblicher Tätigkeit hier Steuern, diese plumpen 'Berlin den Berlinern' klingenden Parolen sind schon arg einfach.


    Es macht doch überhaupt keinen Sinn, die Einen gegen die Anderen auszuspielen und'gefühlte Wahrheiten' zu verbreiten. Wenn es zu wenig Wohnraum für die wahren Berliner - was immer auch das sein soll - gibt, dann liegt das nicht an den Superreichen oder denjenigen, die eine Wohnung als Zweitwohnsitz erwerben, sondern in erster Linie an der Wohnungsbaupolitik diese Senats und den Realitäten dieser Welt.

  • Viele, die in subventionierten Wohnungen leben, ist vielleicht nicht immer bewusst, was die Preise auf dem freien Wohnungsmarkt sind.

    Also, meine Wohnung ist nicht "subventioniert", und ich zahlte vor dem Mietendeckel 8,33 Euro (nördliches Friedrichshain). Das ergab der Mietspiegel von 2018.

    Genossenschaftswohnungen kosten viel Geld, Man braucht Eigenkapital und zahlt monatlich eine Miete. Insgesamt gesehen ist das interessant für bestimmte Personen, aber Genossenschaften müssen Marktpreise verlangen.

    Das "Eigenkapital" beträgt z.B. beim Beamten-Wohnungsverein 400 Euro für den Genossenschaftsanteil und 250 Euro Aufnahmegebühr. Habe mir bei denen mal eine sehr prächtige Wohnung mit Balkon, hohen Räumen und Stuck an der Decke angeschaut. Kostete 2018 7,20 Euro (kalt) in Moabit. Wenn das Marktpreise sind, zeigt es nur, wieviel andere institutionelle Vermieter so oben drauf legen (zumindest im Altbau).

    Es macht doch überhaupt keinen Sinn, die Einen gegen die Anderen auszuspielen und'gefühlte Wahrheiten' zu verbreiten. Wenn es zu wenig Wohnraum für die wahren Berliner - was immer auch das sein soll - gibt, dann liegt das nicht an den Superreichen oder denjenigen, die eine Wohnung als Zweitwohnsitz erwerben, sondern in erster Linie an der Wohnungsbaupolitik diese Senats und den Realitäten dieser Welt.

    Was Du hier gelassen unter den Tisch fallen lässt, sind Investoren, die sich mit dem Immobilienboom der letzten zehn, fünfzehn Jahre mehr als nur eine goldene Nase verdient haben. Aber das läuft sicher unter "Realitäten dieser Welt" und darf von niemandem krisiert werden, der sich nicht als ideologisch verblendeter Idiot ohne Ahnung von der Wirklichkeit outen will.


    Und, nein: Ich halte weder das Königsstadt-Carree für einen Skandal noch erwarte ich 6,50-Wohnungen für alle.

  • Also, meine Wohnung ist nicht "subventioniert", und ich zahlte vor dem Mietendeckel 8,33 Euro (nördliches Friedrichshain). Das ergab der Mietspiegel von 2018.

    Naja, da bin ich mir nicht so sicher. Wie ich bereits geschrieben habe, alle Wohnungen, die den Landesgesellschaften gehören, sind natürlich de facto subventioniert, wenn diese Landesgesellschaften Verluste machen. Und das ist halt mit der Mietpreisbremse kaum zu vermeiden. Bis davor war die klare Vorgabe, dass Landesgesellschaften keine Verluste machen sollen. Mit den geänderten Rahmengesetzen die die Linke geschaffen hat, ist das mittelfristig nicht mehr machbar. Entweder Verluste oder keine Sanierungen und Renovierungen mehr, wenn's blöd läuft wahrscheinlich beides.


    Abgesehen davon ist ja der Mietspiegel nicht die Abbildung der Realität sondern eher ein Instrument von Kommunen und Mietlobbyisten um deren Interessen durchzusetzen, aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.



    Das "Eigenkapital" beträgt z.B. beim Beamten-Wohnungsverein 400 Euro für den Genossenschaftsanteil und 250 Euro Aufnahmegebühr. Habe mir bei denen mal eine sehr prächtige Wohnung mit Balkon, hohen Räumen und Stuck an der Decke angeschaut. Kostete 2018 7,20 Euro (kalt) in Moabit. Wenn das Marktpreise sind, zeigt es nur, wieviel andere institutionelle Vermieter so oben drauf legen (zumindest im Altbau).

    Also ich weiß jetzt nicht ob 2000 Euro Kaltmiete so günstig sind für eine Wohnung in Moabit. Abgesehen davon gibt es nur wenige Genossenschaftswohnungen zur Miete.


    Was Du hier gelassen unter den Tisch fallen lässt, sind Investoren, die sich mit dem Immobilienboom der letzten zehn, fünfzehn Jahre mehr als nur eine goldene Nase verdient haben. Aber das läuft sicher unter "Realitäten dieser Welt" und darf von niemandem krisiert werden, der sich nicht als ideologisch verblendeter Idiot ohne Ahnung von der Wirklichkeit outen will.

    Natürlich darf dieser Verweis auf Gewinne nicht fehlen. Es gibt sicherlich Einige, die an diesem Boom verdient haben, bestimmt auch einige, die bestehende Gesetzeslagen grenzwertig ausnutzen. Wenn ein Harz IV Empfänger in Mallorca Urlaub macht, sprechen Bild Zeitung und andere von Sozialschmarotzern, die das System ausnutzen. Was Du bestimmt zu Recht als Meinungsmache verdammst, genauso handelst du aber, wenn es um Immobilien und die entsprechende Gesetzeslage geht.

    Sich immer nur auf die vielleicht 5 Prozent zu konzentrieren, die ein System über Gebühr ausnutzen, ist absolut unsinnig. Es funktioniert für 95 Prozent, das ist das Entscheidende. Ein System zu verdammen, dass für 95 Prozent funktioniert ist, ist falsch und reine Meinungsmache.


    Das gleiche hier. Es wird permanent so getan als ob alle Immobilienbesitzer sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern. Das ist einfach falsch.

    Sich über die Menschen zu ereifern, die Gewinne mit dem Immobilienboom erwirtschaftet haben ist absolut legitim, allerdings solltest du dann auch die Wahrheit darüber verbreiten, dass diese Menschen vielleicht vorher zehn Jahre nur Geld verloren haben, weil die Preise nicht gestiegen sind, vielleicht solltest Du auch erwähnen, dass viele Menschen die nach der Wende eine Immobilie erworben haben oder darin investiert haben, viel Geld verloren haben, weil die Preise nach anfänglichen Optimismus erstmal kräftig gefallen sind, sie also völlig überhöht gekauft haben.

    Dieser Immobilienboom ist Bestandteil von Stagnation und Blase von 25 - 30 Jahre und kann nicht getrennt davon gesehen werden. Und von dem Risiko, Dass sich Menschen und Unternehmen das Risiko auf sich nehmen, sich persönlich einschränken um in Immobilien zu investieren und sich eine Alterssicherung aufbauen um nicht vom Staat abhängig zu sein, davon willst du auch nichts hören. Das sei schließlich ihr eigenes Risiko. Aber sobald mal ein paar Jahre die Preise steigen, wird gleich wieder geschrien, die bereichern sich auf Kosten anderer und das muss gestoppt werden.

    Du machst es Dir schon arg leicht.

  • ^ Gut, ich mache es mir leicht, Probleme auf dem Mietmarkt existieren nur durch Linke, die Kommunen und "Mietlobbyisten" und richtig gerecht ist die Welt erst, wenn selbst der Mietspiegel abgeschafft ist. Außerdem schäme ich mich dafür, "auf Kosten der Allgemeinheit" zu leben, sobald die WBM Verluste macht, wie Du so feinsinnig andeutest. (Schade, dass ich keine drei Mietskasernen geerbt habe. Dann wäre ich Rentier und gleichzeitig "Leistungsträger" – aber man kann nicht alles haben.)


    Lassen wir es dabei. Nur drei Anmerkungen:


    1. Ich bin nicht so bescheuert, wie Du anscheinend denkst. Mir ist die Komplexität des Problems durchaus bewusst. Ich habe oben nur Aspekte erwähnt, die Du "vergessen" hast, weil Sie in Deiner Form der Problembeschreibung keinen Platz finden. Und da gehört die Kapitalflucht in den Immobilienmarkt seit der Finanzkrise nun mal dazu. Das Problem sind nicht "Menschen", die vielleicht drei Wohnungen oder auch eine Mietskaserne besitzen. Das Problem sind große Unternehmen, die sich in den vergangenen Jahren hunderte oder tausende Wohnungen zusammengekauft haben. Und selbst denen mache ich keine moralischen Vorwürfen. Es geht mir um ökonomische Mechanismen, nicht um Personen – den Vergleich mit der Bildzeitung und den dort angeklagten "Sozialschmarotzern" kannst Du Dir also sparen. Er trifft mich nicht.


    2. Kannst Du Dir vorstellen, dass es in der "Realität" viele Menschen gibt – richtig viele sogar –, die sich einschränken können, wie sie wollen, und trotzdem nie genug Geld haben werden, um in Immobilien zu investieren? Kannst Du Dir vorstellen, dass diese Leute gar nicht vom Staat abhängig sein "wollen", es im Alter aber trotzdem sind, weil sie ihr Leben lang schlechte Löhne erhalten haben? Und kannst Du Dir vorstellen, dass diese Leute nicht einfach zu faul, zu dumm oder zu risikoscheu sind, um mehr zu verdienen, sondern schlicht Jobs haben, die unsere Ökonomie zu zigtausenden hervorbringt?


    2. Bei Genossenschaftswohnungen zahlt man den Anteil und die Beitrittsgebühr natürlich nur einmal. Wie kommst Du auf 2000 Euro Kaltmiete? Bei 7,20 Euro hätte sie dafür 278 Quadratmeter haben müssen.

  • Durch Ironisieren widerlegst Du Argumente nicht.

    Es ist sicherlich nicht dein 'Verschulden' dass die WBM vielleicht Verluste macht, aber die ökonomische Wahrheit auf die Du ja bestehst, ist nun mal so, dass Verluste durch den Steuerzahler gedeckt werden.

    Du hast Recht, es gibt viele, die sich kein Wohneigentum leisten konnten und können, Es gibt noch mehr, die es hätten machen können, aber nicht gemacht haben. Das gehört auch zur Wahrheit. Davon waren und sind auch ziemlich viele, die zu faul, zu dumm und zu risikoscheu waren. Das ist auch keine neue Erkenntnis und nicht weiter wild. Aber anstatt diesen Menschen mehr Hilfestellung zu leisten, Sicherheiten zu gewähren und ermutigen Wohneigentum zu erwerben, hat der Staat viel zu wenig unternommen. Die Maßnahmen immer nur auf Mieter zu fokussieren und nicht auf Wohneigentum zu setzen, das ist mein Vorwurf.

    Warum wurden die Wohnungen an Wohngesellschaften verkauft und keine Modelle wie in Osteuropa entwickelt, staatliche Wohnungen an Mieter zu verkaufen durch langfristige Laufzeiten, Garantien und zinslosen Darlehen? Weil es einfacher war und die Linkspartei ideologisch kein Wohneigentum fördern will. Je mehr Wohneigentum, desto geringer die Wahrscheinlichkeit von Altersarmut und zusätzlich sinkt der Anteil der wirklich Bedürftigen um die man sich dann wesentlich besser kümmern kann.


    Es gibt diese großen Gesellschaften die Wohnungen erworben haben, aber diese sind unter anderem erst groß geworden weil Kommunem im großen Stil Wohnungen verkauft haben, weil sie damit nicht umgehen konnten. Aber jetzt diese Gesellschaften enteignen wollen. Warum auch nicht, und dann wieder Milliarden Entschädigungen zahlen, das ist wirklich ein Armutszeugnis. Die Kommunen haben ihre Aufgaben nicht erfüllt und machen jetzt die Privaten dafür haftbar. Einfacher kann man es sich nicht machen.

    Was Du vielleicht auch erwähnen solltest, ist die Tatsache, dass in Deutschland wohl die restriktivste Mietgesetzgebung existiert. Die rechtliche Möglichkeiten eines Vermieters sind ziemlich eingeschränkt und die Rechte der Mieter sehr groß. Dagegen ist auch im Prinzip nichts zu sagen, aber das heißt auch, dass Mieterhöhungen enge Grenzen gesetzt sind. Es gibt keinen Freibrief für Vermieter. Jeder, der eine Wohnung besitzt und vermietet, weiß wie schwierig das Ganze ist.

    Wenn Du dir die Durchschnittsmieten der Deutschen Wohnen oder Vonovia ansiehst, dann wirst du feststellen, dass diese jetzt nicht gerade besonders hoch sind in Berlin. Auch wenn es im Einzelfall bestimmt Problemfälle gibt, ist das Mietniveau bestimmt für die allermeisten bezahlbar.

    Was an der Kapitalflucht in Immobilien so fatal sein soll, erschließt sich mir nicht. Das Kapital fließt immer dahin wo das Optimum aus Sicherheit und Rendite vorhanden ist. Das ändert sich auch wieder, ist nur ein Frage der Zeit. Außerdem gibt es gerade in Berlin Sonderfaktoren was den Wohnraum betrifft, das ist auch nichts Neues. Von ganz allgemeinen Faktoren wie Landflucht und der insgesamt viel zu niedrigen Eigentumsquote in Deutschland, ganz zu schweigen.


    Was die Bereitstellung für Wohnraum für die wirklich Bedürftigen betrifft, haben wir uns schon an anderer Stelle lang und breit ausgetauscht.

    Wir haben halt völlig unterschiedliche Vorstellungen darüber, und vor allem über die Lösungsansätze der Linkspartei. Ist halt so.

  • Je mehr Wohneigentum, desto geringer die Wahrscheinlichkeit von Altersarmut und zusätzlich sinkt der Anteil der wirklich Bedürftigen um die man sich dann wesentlich besser kümmern kann.

    Vielleicht, aber auch: Je mehr Wohneigentum, desto geringer die Wahrscheinlichkeit der gesellschaftlichen/sozialen Mobilisierung. Wer einen Kredit abzuzahlen hat oder wer Eigentum/Werte zu verlieren hat, der muckt nicht so schnell auf und hat ein starkes Interesse an wirtschaftlich stabilen Verhältnissen (zu seinen Gunsten, versteht sich). Das ist durchaus ein legitimes politisches Kalkül.

  • ^^Du beschreibst ein wirklich wichtiges Problem. Die Eigentumsquote in Deutschland ist Alptraumhaft-niedrig.


    Die Deutschen - das sind arme Menschen in einem reichen Land. Und woran liegt das: An einer verschwinden geringen Eigentumsquote. Was in Spanien oder Griechenland ganz normal ist, nämlich das man kauft und dafür Kredite tilgt, anstelle von Mietzins ist in Deutschland immer noch umstritten.


    Wie kann so etwas umstritten sein? Das kann nur am "kollektiven Trauma" des 2. Weltkriegs liegen. Dort haben viele ihren ganzen Besitz verloren. Ich höre meine Großeltern noch heute sagen: Wir mieten lieber, wer weiß wann der nächste Krieg kommt, da wird einem doch eh nur wieder alles zusammen geschossen.

  • Theseus532 Ich weiß gar nicht so genau, was ich von den Lösungsansätzen der Linkspartei halten soll. Ernsthaft. Ich teile nur Deine Haltung nicht, im Markt allein die Lösung zu sehen, und alle Probleme, die existieren, den Linken in die Schuhe zu schieben – vom Verkauf des städtischen Wohnungsbestandes an Investoren (was damals voll im neoliberalen Zeitgeist lag) bis zur hohen Mietquote. Das geht – wie der eigentlich kluge Bousset hier zeigt – bis an den Rand der Verschwörungstheorie.


    Vom Mietendeckel profitiere ich persönlich (ca. 50 Euro im Monat), bin jedoch skeptisch, wie er sich auswirken wird. Ich sehe durchaus Gefahren, halte manche Untergangs-Prophetie aber für deutlich überzogen – erinnert mich an die Marktauguren, die den Mindestlohn als sicheren Weg in die Massenarbeitslosigkeit brandmarkten. Betonen möchte ich (weil das in der Debatte fast nie auftaucht), dass der Mietendeckel als einmalige Maßnahme zur Abkühlung eines heißgelaufenen Marktes gedacht ist (ob das funktioniert oder nicht). Der neue Stadtentwicklungssenator Scheel hat eine Verlängerung über die geplanten fünf Jahre hinaus explizit ausgeschlossen.


    Dass Verluste öffentlicher Unternehmen aus Steuermitteln ausgeglichen werden, ist mir natürlich bekannt. Was mich stört, ist die moralische Anklage, die in Formeln wie "auf Kosten der Allgemeinheit" mitschwingt. Sowas hört man von Freunden des Marktes nie, wenn Steuermittel für private Unternehmen aufgebracht werden oder diese gar retten. Über eine Milliarde Euro Subventionen für den Multimilliardär Musk? Vorausschauende Technologiepolitik! Ein paar Millionen für eine öffentliche Wohnungsbau-Gesellschaft? Marktmanipulation "auf Kosten der Allgemeinheit"! Ganz so einfach ist es nicht, denn die Wertschöpfung der Berliner Wohnungsbaugesellschaften ist von 2016 bis 2019 von 1,7 auf 2,9 Mrd. Euro p.a. gestiegen. Sie zahlen Steuern, sie bieten mehrere tausend Arbeitsplätze und sie vergeben massenhaft Aufträge an Privatfirmen vom Klempner bis zum Baukonzern. Auch das ist in die "ökonomische Wahrheit" einzuberechnen.


    Und was an der Kapitalflucht in die Immobilien problematisch ist? Sie generiert eine gewaltige Nachfrage, was einen hohen Anteil an den steigenden Kaufpreisen und (abgeleitet) steigenden Mieten hat. Zudem erhöht es den Anreiz, Immobilien nicht zum Wohnen oder zum Vermieten zu kaufen, sondern als Spekulationsobjekte. Und schließlich steigt die Gefahr der Blasenbildung – die besonders jene Kleineigentümer treffen kann, die Du so hochhältst. Wenn die Blase platzt, ist die Altersvorsorge nur noch die Hälfte wert.


    Aber wir könnten das jetzt noch ewig weiter führen. Bringt ja nichts. Schönen Restsonntag, wünsche ich.


    Bousset Willst Du hier ernsthaft behaupten, die Linkspartei wolle die Leute arm halten, um sie für eine Art Aufstand mobilisieren zu können? Ich fasse es nicht...


    EDIT: Die nachträglich grün markierten Textstellen beruhen auf einem Missverständnis. Ich bitte Bousset um Entschuldigung.

    2 Mal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Missverständnis klargestellt.