ÖPNV & Regionalverkehr (bis 20.02.15)

  • Hätte Winne nur die beim Schildadialog favorisierte Variante gezahlt und nicht auf stur geschaltet, wäre man hier schon längst weiter. So geht das Gezeter um die Sparvariante Jahre weiter.

  • Störfaktor Stadtbahn?


    ...Ich bewerte die Entwicklung am Berliner Platz bis jetzt in der Summe sehr positiv. Fehlt nur noch die Tieferlegung der Stadtbahn an dieser großen Kreuzung...


    Selbiges schrieb Wagahai im Kontext einer Beurteilung der ihm wie mir recht gelungen scheinenden "Rosenberghöfe" - eine Äußerung, die mich zu einem Veto veranlasst:
    Mir als häufiger Nutzerin des ÖPNV ist bis heute nicht recht einsichtig, woher die unstillbare Lust mancher Zeitgenossen rührt, den Schienennah- und Fernverkehr möglichst umfassend und rückstandsfrei unter den Boden zu bringen. Für mich klingt das verdächtig nach verkehrsplanerischer Mottenkiste der 50er- und 60er-Jahre, als der ADAC und andere Verfechter einer totalen Automobilmachung notorisch gegen das „Verkehrshindernis Straßenbahn“ hetzten, was durchaus in vielen Fällen „Früchte“ trug.


    Inzwischen hat aber nicht nur in Europa ein Umdenkprozess eingesetzt. Amerika, wo die Straßenbahn so konsequent ausgerottet wurde wie nirgendwo sonst, erlebt seit einiger Zeit eine regelrechte „streetcar“-Renaissance, wie dieser Artikel belegt:


    http://orf.at/stories/2206235/2206236/


    Auch München, das die Straßenbahn noch in den 1980ern aufs Abstellgleis befördern wollte, weiß heute längst, was es an seiner oberirdischen Tram hat – neben, zunehmend aber auch statt der teuren U-Bahn, die ihren Geschwindigkeitsvorteil oft genug durch große Haltestellenabstände und lange Wege in den Untergrund relativiert. Zugegebenermaßen liegt der Fall in Stuttgart durch das „Zwitterwesen“ Stadtbahn mit seinem Zwang zu den stadtgestalterisch manchmal grenzwertigen Hochbahnsteigen speziell. Tragisch vor allem: Will man keinen neuerlichen System-Mischmasch provozieren, gibt es diesbezüglich leider absehbar kaum eine Chance zum Umschwenken auf Niederflurtechnik.


    Dennoch empfinde ich die (mit den neuesten Fahrzeugen nun deutlich gefälliger daherkommenden) Stadtbahnen in Stuttgart von drinnen wie von draußen als urbane Bereicherung und auch als im Stadtbild präsente Werbeträger für den ÖPNV. Dass sie in der Wahrnehmung mancher Menschen offenbar als störende, eigentlich dringend zu beseitigende Elemente erscheinen können, während man zugleich den Individualverkehr am selben Ort keinesfalls in Frage stellt, ist für mich persönlich ehrlich gestanden befremdlich. Ohne das Thema bei solch unpassender Gelegenheit ein weiteres Mal auswalzen zu wollen, beleuchtet diese unterschiedliche Beurteilung im "Kleinen" vielleicht auch ein wenig den diametral unterschiedlichen Blick auf das Projekt S21 innerhalb der beiden „Lager“.


    Was übrigens Wagahais konkret für den Berliner Platz ausgesprochenen Wunsch angeht, so dürfte sich der wegen der komplexen Gleislage nur schwer bzw. durch Aufgabe des Astes zum Hölderlinplatz (weder eine Komplettuntertunnelung noch eine neue Rampe scheinen hier mit vertretbarem Aufwand machbar) realisieren lassen. Abgesehen davon gibt es jedoch noch einen weiteren, angesichts klammer kommunaler Kassen womöglich immer brisanter werdenden Aspekt, der den Drang zum Untertunneln deutlich bremsen sollte: München muss alleine während der nächsten 10 Jahre geschätzte 770 Millionen Euro in die Sanierung seiner nach 40 Jahren heftig bröckelnden U-Bahntunnel und Haltestellenbauwerke investieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass man in absehbarer Zukunft auch in Stuttgart angesichts davongaloppierender Unterhaltungskosten für jeden Meter oberirdisches Gleis dankbar sein wird, ist nicht unbeträchtlich…

  • da bin ich hin- und hergerissen. Zum einen geht es mir genauso wie dir, Strassenbahnen empfinde ich im Stadtbild als sehr gefällig, und bei Schmuddelwetter in einer "fremden" Stadt mache ich nichts lieber als mich in die Straßenbahn, sofern vorhanden, zu setzen und einfach auf verschiedensten Linien durch die Stadt kurven zu lassen.


    Andererseits gefällt mir der Stuttgarter Schloßplatz als Fußgängerzone ohne Autos und Straßenbahnschienen deutlich besser.


    Spannend wird es allerdings in der Tat, wenn die ganzen unterirdischen Bauten der 60er/70er Jahre grundsaniert werden müssen.


    Wenig zielführend dürften jedoch pauschale Verteufelungen sowie dogmatisches durchsetzen einzelner Verkehrsmittel auf Kosten der anderen Verkehrsmittel sein, egal ob jetzt Auto, Rad oder ÖPNV.

  • Mir als häufiger Nutzerin des ÖPNV ist bis heute nicht recht einsichtig, woher die unstillbare Lust mancher Zeitgenossen rührt, den Schienennah- und Fernverkehr möglichst umfassend und rückstandsfrei unter den Boden zu bringen.


    Für mich stellt die Stadtbahn keine urbane Bereicherung dar. Selbst mit einer Niederflurtechnik würde ich die Stadtbahn gerne komplett unter der Erde sehen, da ich einfach nichts schönes an den Gleisanlagen, den Haltestellen und den Stromversorgungsleitungen sehen kann. Das sage ich übrigens als Dauer-ÖPNV-Nutzer. Mir ist es in der Stadtbahn letztlich egal, ob ich raussehen kann oder nicht, weil meine Nutzung der ÖPNV nicht durch eine schöne Aussicht begründet ist.


    Im übrigen würde ich auch gerne die Hauptverkehrsachsen für Autos wie die B14 unter der Erde sehen: Vier Spuren unterirdisch in jede Richtung und gut ist. In beiden Fällen - also Stadtbahn und Autos unter der Erde - könnten wir dann ein paar schöne Alleen anlegen.

  • Interessant – das meine ich jetzt ganz ohne die bei mir manchmal nicht zu unterdrückende Ironie! –, wie doch die ästhetischen und sonstigen Empfindungen auseinanderklaffen können, wobei ich freilich auch schon an anderer Stelle im Forum feststellen durfte, dass madmind und ich einfach extrem unterschiedlich zu ticken scheinen…


    Grundsätzlich bin ich immer bereit, eigene Positionen kritisch zu überprüfen und mir die Frage zu stellen, ob ich möglicherweise nur eine völlig unmaßgebliche Minderheitenmeinung vertrete. Hans.maulwurf ist mir ja – ungeachtet seines nicknames – schon etwas beigesprungen, wobei ich mit ihm aber auch darin übereinstimme, dass am Schlossplatz und auf der Königstraße zumindest eine Stadtbahn Stuttgarter Prägung heute nur noch schwer vorstellbar wäre. Anders sieht’s an weiteren innerstädtische Orten aus: Betrachtet man sich historische Aufnahmen, muss man zumindest aus meiner Sicht feststellen: Schöner sind etwa der Charlottenplatz oder der Arnulf-Klett-Platz durch den Wegfall der Straßenbahn nicht eben geworden.


    Nebenbei und etwas off topic bemerkt: Derzeit ist in Nürnberg unter dem Titel „Plätze in Deutschland 1950 und heute“ eine Ausstellung zu sehen, die anhand der simplen Gegenüberstellung historischer und aktueller Fotos einen teilweise bestürzenden Niedergang in der Stadtraumgestaltung dokumentiert.


    http://www.sueddeutsche.de/kul…erbaermlichkeit-1.1867869


    Für mich stellt die Stadtbahn keine urbane Bereicherung dar. Selbst mit einer Niederflurtechnik würde ich die Stadtbahn gerne komplett unter der Erde sehen, da ich einfach nichts schönes an den Gleisanlagen, den Haltestellen und den Stromversorgungsleitungen sehen kann. Das sage ich übrigens als Dauer-ÖPNV-Nutzer....


    Wie schon in meinem letzten Beitrag erwähnt, mag Stuttgart mit seiner teils sehr „u-bahnesk“ daherkommenden Stadtbahn einen Sonderfall bilden, bei dem die verträgliche Einbindung ins Stadtbild da und dort bemüht oder auch misslungen wirkt. Doch madmind geht in seiner dezidierten Wortmeldung ja ins Generalisierendere, indem er jegliches innerstädtische Schienenverkehrsmittel zum Störfaktor erklärt.
    Ohne spontan detaillierte Zahlen und Quellen präsentieren zu können, sehen das nach meinem Eindruck Einheimische wie Besucher in Städten wie München, Wien, Zürich, Prag, Lissabon usw. anders; niemand käme dort ernsthaft auf die Idee, die ausgedehnten Straßenbahnnetze auch nur irgendwo zu untertunneln – und das hat nichts mit mangelnden finanziellen Mitteln zu tun. Bemerkenswerter Weise schreibt man all den genannten Metropolen einen überdurchschnittlich hohen Attraktivitätsfaktor zu.


    Madmind stört sich an den „Gleisanlagen“, „Haltestellen“ und „Stromversorgungsleitungen“. Dabei scheint es, wenn man entsprechende Quellen studiert, mittlerweile in der modernen Stadtplanung weitgehend „common sense“ zu sein, dass Schienenbahnen sich eben gut in den urbanen Raum einfügen lassen, ohne ihn zu zerstören: Der Gleiskörper reduziert sich in der Praxis auf zwei (bzw. vier) Rillen im Asphalt, Kopfsteinpflaster oder jedem beliebigen sonstigen Belag; er kann aber bekanntlich ebenso in einem Rasenkörper, einer Sommerblumenwiese o.ä. verschwinden. Zu den Haltestellen: Hochbahnsteige sind (siehe oben) fraglos oft problematisch, wobei selbst in Stuttgart an ein paar sensiblen Stellen (etwa Daimlerplatz Bad Cannstatt) die Einbindung akzeptabel gelungen ist. Bei Niederflurbahnsteigen vermag ich die Ablehnung gar nicht nachzuvollziehen, denn dann müsste man auch Bushaltestellen, Verkehrsinseln sowie sonstige Schilder und Masten als ästhetische Zumutung empfinden.
    Zuletzt der Fahrdraht: Einmal mehr gibt Stuttgart mit aufwendiger Abspannung und teils sehr massiven Masten nicht immer das beste Beispiel, wobei es andererseits etwa beim Streckenneubau in der Alexanderstraße (U15) gelungen ist, die Oberleitung wie eh und je mit Mauerhaken unauffällig an den Häusern zu montieren. Generell gilt aber: Es ginge bei Masten und Spannungsversorgung wesentlich filigraner, und für städtebaulich hypersensible Zonen besteht mittlerweile sogar die Option, durch Energiespeicher gewisse Abschnitte oberleitungslos zu durchfahren.


    Madmind ist es laut eigener Aussage gleichgültig, ob er „aussichtslos“ durch die Gegend rollt oder nicht, da seine Fahrten stets nur dem Zwecke des Befördertwerdens von A nach B dienen. Dies wird bei anderen ÖPNV-Nutzern meist nicht anders sein, und doch gibt’s eben auch Faktoren, die über den reinen Transportaspekt hinausreichen. Dass manche Fahrgäste gerne hinausschauen, lässt sich übrigens schon daran ablesen, in welchem Maße die bei manchen Verkehrsbetrieben geübte Praktik, Fensterflächen in die Fahrzeugwerbung miteinzubeziehen, immer wieder zu erheblichen Protesten führt.
    Der Stadtplaner Johannes Bouchain, der auf einer eigenen Internetseite eine energische Lanze für Tram & Co bricht, führt aber noch wesentlich mehr Punkte auf, die die Frage einer unter- oder oberirdischen Fortbewegung keineswegs so sekundär werden lassen, wie es vielleicht manchem zunächst scheint:
    Im Unterschied zum U-Bahn-Nutzer, der den Stadtraum stets nur punktuell erleben kann, ermöglicht die Oberflächenbahn ihren Fahrgästen, sich ein durchgängiges Bild zu machen. Noch viel bedeutsamer ist jedoch der sozialräumliche Aspekt, indem die sichtbar präsenten Gleise und Bahnen eine starke Verbindungswirkung signalisieren. Grade zu Tagesrandzeiten, bei denen man sich nicht nur als Frau (man denke an die tödlichen Übergriffe in München und Berlin) in einer noch so adrett gestalteten, kameraüberwachten U-Bahnstation meist recht unwohl fühlt, bietet laut Bouchain die im Straßenraum verkehrende Bahn „eine soziale Kontrolle von innen nach außen und umgekehrt“ und wirke damit „kriminalitätshemmend“.


    http://www.stadtbahnqualitaeten.de/stadtraum.html


    Als man bei der Umstellung des Astes nach Stuttgart-Stammheim diskutierte, ob die zukünftige Linie U15 ober- oder unterirdisch durch die Unterländer Straße fahren solle, sprachen sich die meisten Einzelhändler entschieden für die Untergrundlösung aus, weil sie um Parkplätze für ihre Kundschaft fürchteten. Tragikomischer Weise erlebten allerdings mehrere Läden der Haupt-Tunnelverfechter die Einweihung der neuen U-Stadtbahnstrecke gar nicht mehr – mutmaßlich, weil die Behinderungen während der Bauzeit ihre Kundschaft vergrault hatten…
    Anderswo denkt man da inzwischen generell eher um, nachdem sich herumgesprochen hat, dass es durchaus werbewirksam sein kann, wenn ein Laden im Vorbeifahren gesehen wird und man nur schnell mal die Fahrt unterbrechen muss, um seine Einkäufe zu erledigen.


    „Ist ja in der Theorie alles recht und schön, was sie sich da wieder zusammengegoogelt“ hat, mag der eine oder andere Forenkollege an dieser Stelle sicher einwenden; „aber wie sieht’s denn in der Praxis aus?“


    Nun – da gibt es seit einigen Jahren Erfahrungswerte insbesondere aus Frankreich, das einige Jahrzehnte der Straßenbahn nahezu komplett abgeschworen hatte. Stadtväter- und mütter im Verein mit Planern, deren Überzeugungen sich grundlegend von jenen madminds zu unterscheiden scheinen, sorgten und sorgen noch für eine beispiellose Renaissance der „tram“, die inzwischen zum regelrechten Symbol und zur Initialzündung für eine moderne, menschengerechte Stadtplanung geworden ist. Angesichts der rundum gelungenen Umgestaltung urbaner Räume im Zuge des Baues neuer Straßenbahnlinien fragt man sich manchmal, warum Vergleichbares hierzulande so selten gelingt – ob’s, neben anderen, vielleicht lobbybedingten Ursachen doch auch an einem bei unseren westlichen Nachbarn einfach feinsinniger wie auch sinnlicher ausgeprägten ästhetischen Empfinden liegt?


    http://www.spiegel.de/spiegelspecial/a-561628.html


    Während madmind sich im Stadtkontext an Gleisen und Oberleitungen stört, leide ich persönlich in sensiblen Momenten eher unter ganz anderen Erscheinungen – etwa darunter, wie lückenlos Stoßstange an Stoßstange sämtliche, auch architektonisch eigentlich höchst sehenswerte Straßen jeder Stadt heutzutage bis hin zu den „rundgeparkten“ Kreuzungen zugestellt sind - ein Monitum, das die Mehrheit hier im Forum zweifellos achselzuckend oder gar mit Kopfschütteln ob solch verbohrt-sektiererischer Autofeindlichkeit zur Kenntnis nehmen wird. Dass die PKW-Dichte nun mal so ist wie sie ist und sich die Fahrzeuge nach ihrem Abstellen nicht einfach in Luft auflösen können, ist auch mir bewusst. Und doch: Als es Filmaufnahmen in meiner neuen Heimatstadt vor einigen Monaten mit sich brachten, dass eine normalerweise durchgehend autogesäumte Straße sich durch Sperrung plötzlich völlig frei und unverstellt präsentierte, wurde mir erst wieder bewusst, was uns da eigentlich an ästhetischer Qualität im Alltag entgeht…


    Ich habe dieses Beispiel nicht gewählt, um zum Ende neuerlich die Rivalität Auto vs. innerstädtischer Schienenverkehr aufs Tapet zu bringen, die hier eigentlich explizit ausgespart werden sollte. Vielmehr wollte ich schlicht und einfach greifbar machen, dass das Empfinden darüber, was ein Stadtbild bereichert und was eher nicht, eben extrem unterschiedlich ausfallen kann.

  • Carina
    Gibt es einen Grund, warum du mich in deinen Textwüsten nicht direkt ansprichst? ("Doch Madmind geht..", "Madmind stört sich...", "Madmind ist es laut eigener Aussage...", "Während madmind..."). Ich hoffe ja, dass du das hier nur mit einer Seminararbeit verwechselt, befürchte aber u.a. wegen deines ersten Satzes, dass du einen auf passiv-agressives Ignorieren machst, onwohl ich quasi direkt neben dir stehe. Dazu passen würde auch mein Gefühl, dass du versuchst, mit den ganzen Stadtplanern, Fußgängern und Buchautoren meine Meinung als die eines Dummerchens darzustellen, die man getrost ignorieren kann.


    Ist letzteres der Fall, dann sage ich: "Ja, Mama. Ich stelle mich in die Ecke und denke darüber nach, was ich getan habe. Ich werde nie wieder etwas pragmatisches über Straßenbahnen sagen und damit deine Liebe schmähen". So, können wir damit dieses Kindergartenniveau wieder verlassen?

  • Du mußt das verstehen Madmind – in Deutschland hat man die Wahrheit eben nur gepachtet wenn man feministisch-links-grün eingestellt ist. Warum eine Straßenbahn jetzt urbaner als eine U-Bahn sein soll leuchtet mir auch nicht ein. Ist New York weniger urban wie Stuttgart weil man dort keine Straßenbahn hat? Oder anderst gefragt, wäre New York urbaner wenn Straßenbahnen die 5th Avenue herunter fahren würden? Natürlich machen Straßen/Stadtbahnen Sinn, in Brooklyn z.B. könnte ich mir diese als Ergänzung auch gut vorstellen. Aber wo es Verkehrstechnisch Sinn macht sollten die Verkehrsmittel auch getrennt werden. Wenn ich mir nur anschaue wie oft es in Stuttgart zu Unfällen mit Stadtbahnen kommt – bei mir vor dem Haus wurde letztes Jahr ein 18 jähriges Mädchen von einer Stadtbahn erfasst und getötet. Ein paar Wochen später eine ältere Dame, und im Monat darauf wurde ein kleiner junge bei so einem Unfall schwer verletzt. Rund einmal im Monat kommt es auf der selben Linie außerdem zu einem schweren Unfall mit einem PKW (U2/U9). Aber in der links-grünen Gedankenwelt gibt es diese Probleme natürlich nicht, denn in ein paar Jahren fahren wir ja sowieso alle mit dem Fahrrad, trinken den ganzen Tag Latte Macchiato und haben am Wochenende nichts besseres zu tun wie mit der Straßenbahn durch die Gegend zu fahren und aus dem Fenster zu schauen. :daumen:


    Ich will mit diesem Beitrag ausdrücklich niemand beleidigen oder Straßenbahnen schlecht reden.

  • Hallo,


    Regent:

    in Deutschland hat man die Wahrheit eben nur gepachtet wenn man feministisch-links-grün eingestellt ist...Aber in der links-grünen Gedankenwelt gibt es diese Probleme natürlich nicht...Ich will mit diesem Beitrag ausdrücklich niemand beleidigen


    Ich lese das schon so, als ob Du damit jemanden beleidigen willst, sachlich ist das jedenfalls nicht. Soviel von mir dazu, zurück zum Thema:


    Gerade komme ich aus NYC zurück und musste feststellen, dass in NYC gerade sehr viel für oberflächengebundenen Nahverkehr getan wird. ich bin mit dem Selectbus jedenfalls über mehrere neue Busspuren gefahren. Ein Straßenbahnnetz gibt es in NYC nunmal nicht.
    Die 5th Avenue könnte durch aus ein paar Einschränkungen im Individualverkehr vertragen, so wie es ja auch am Broadway schon geschehen ist. Der jetzige Zustand ist jedenfalls dem Geschäft nicht mehr zuträglich.


    Carina:
    Ein sehr ausführlicher Essay, auf den ich aber nicht in der selben Ausführlichkeit antworten möchte.
    Du nimmst Lissabon als Beispiel: Gerade hier wurde die Straßenbahn fast komplett durch die U-Bahn ersetzt. Die Straßenbahn spielt im Alltag nur noch Richtung Belem eine Rolle. Die restlichen Bahnen sind nur noch für die Touristen da.
    Und das ist auch der Punkt: Es ist ja nicht die erste Frage, ob es schöner ist, über die Oberfläche oder durch den Untergrund zu fahren, sondern wie mehr Fahrgäste gewonnen werden können. Und bzgl. Schnelligkeit und Fassungsvermögen hat die Stadtbahn eben zumindest auf langen Distanzen doch die Nase vorn.
    Ob die Straßenbahn wirklich so einen negativen Einfluss auf das Stadtbild hat, glaube ich auch nicht. Andererseits hat sich Aachen gerade gegen eine Straßenbahn entschieden und in Karlsruhe wird die Straßenbahn gerade aus der Fußgängerzone heraus in den Untergrund verbannt.
    Die großen Veränderungen seit den 50er Jahren wurden ja wohl in erster Linie wegen des Autoverkehrs vorgenommen und nicht wegen des ÖPNV. Und der Individualverkehr hat eben um Dimensionen zugenommen, darum die Veränderungen im Stadtbild.
    In Frankfurt wird übrigens seit Jahren darüber diskutiert, wie die U1/2/3 Richtung Heddernheim in den untergrund verlegt werden kann, weil es seit Ausbau der Strecke zu mehreren Dutzend Toten gekommen ist - das ist durchaus ein ernstzunehmendes Problem im Straßenbahnverkehr.


    Holger

  • Zu Stadtbahn vs. U-Bahn hatten wir bereits *205 bis 228 eine ähnliche Debatte geführt.


    Ich bin durchaus ein Liebhaber der gemütlichen Straßenbahn (auch Lissabon, Porto oder Milano), aber unterirdisch geht es eben doch wesentlich schneller und vor allem sicherer, inbesondere wenn wenig Verkehrsfläche bei dichter Taktfolge mit anderen dichten Verkehren (Autos, Radfahrer, Fußgänger) geteilt werden muss. In der Amsterdamer Innenstadt muss ich für jeden überstandenen Tag dem Herrgott danken, an dem meine Haxen nicht von einem der tausend Trams abgefahren werden, ähnliches gilt für Karlsruhe oder sogar Mannheim. In dicht bebauten und verkehrsreichen Großstädten tut man im Allgemeinen sehr gut daran, zumindest an den verkehrsreichen Kreuzungen zu untertunneln. Leider hat man sich damals das Geld im Stuttgarter Kessel, insbesondere am Olgaeck und am Berliner Platz (Planungen zur Tieferlegung gab es wohl), und damit an den falschen Stellen gespart. Ansonsten sehe ich die oberirdische Führung aber weniger kritisch.

  • Maybachstrasse 25.01.2014

    Der U-Bahnhof Maybachstrasse erhält einen neuen Zugang, und endlich einen Aufzug.




    Bilder: Silesia

  • U12 Hallschlag - Aubrücke 25.01.2014

    Weiterbau der U12 von Hallschlag Richtung Aubrücke. Der Damm ist weitgehend verschwunden, die Trase der U12 bis zum Bahndamm der Schusterbahn ist gut erkennbar.












    Bilder: Silesia

  • U12 Europaviertel 26.01.2014

    Stadtbahnbrücke für die U12 im Europaviertel. Der Gleistrog ist erkennbar.



    Dahinter entsteht übrigens ein erstes Stück für den neuen S-Bahntunnel Richtung der künftigen S-Bahnhaltestelle "Mittnachtstrasse". Die neue Trasse der U12 liegt in dem Bereich über dem neuen S-Bahntunnel.


    Neue Verbindung über dem Tunnelportal der U12 im Europaviertel.


    Baurbeiten am Zwischenangriff für vor dem z-up an der Heilbronner Strasse.



    Bilder: Silesia

  • U-Bahnhof Stadtbibliothek 26.01.2014

    Der U-Bahnhof Stadtbibliothek (ehemals Türlenstrasse) wird schon seit Monaten bearbeitet. Die Zwischenebene hat sich sehr verändert. Ein neuer Treppenabgang zur Stadtbahn stadtauswärts ist entstanden, dazu wurden die Abgänge verglast. Die Zwischenebene erhielt neue Deckenelemente, und die Seitenwände wurden verglast. Beide Aufzüge sind in Betrieb. Auch eine kleine Ladenfläche entstand. Momentan werden die Tiefbahnsteige erhöht, damit dann die Stadtbahnen fahrgastfreundlicher in der Mitte halten können, was v.a. die Doppeltraktionen betrifft, da der Weg zu den Ausgängen nicht mehr so weit ist wie bisher.












    Bilder: Silesia

  • Naja, als Ursache gibt die Bahn ja Vandalismus an – würde mich nicht wundern wenn S21-Gegner dahinterstecken. Das Niveau der Bande ist ja bekannt, und ihre Wertschätzung für das hart erarbeitete Gut anderen auch.

  • ^^ das is dein Ernst oder? Die Bahn behauptet, die Bahn behauptet das is irgendwie so ein Mantra hier. Könnte es nicht eventuell sein dass die Bahn an manchen Ecken und Enden ein wenig zu viel gespart hat? Analogie zu maroden Eisenbahnbrücken in Deutschland bitte selber herstellen.


    und vor allem was soll das für ne Art von Vandalismus sein um nen Aufzug wie an der S-Bahn Universität für Monate lahmzulegen? Generell ist Vandalismus bei Aufzügen deutlich schwerer vorstellbar.

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  • Aufzüge kann man z.B. beschädigen wenn mehrere Personen darin auf und ab springen. Man kann auch Türen gewaltsam öffnen und Gegenstände in den schacht werfen. Deine Pauschalisierungen das alles was schlecht läuft direkt mit S21 zu tun haben soll geht mir langsam auf den Sack. Daher unterstelle ich jetzt mal einfach pauschal das die Gegner, die ja als einzige ein Interesse daran haben S21 aus dem Ruder laufen zu lassen, genausogut etwas damit zu tun haben können.

  • ^^ ich hab nicht gesagt dass das was mit S21 zu tun hat sondern ich habe gesagt man sollte sich erstmal darum kümmern dass der Bestand (d.h. S-Bahn) in Ordnung ist bevor ich was neues anfang.


    Das Problem betrifft ja nicht nur den Grossraum Stuttgart sondern ist auch in anderen Grossstädten zu finden man denke nur an die S-Bahn Problematik in Berlin welche auch von der DB betrieben wird. (Da gibts doch wohl keine S21 Gegner die man dafür verantwortlich machen kann)

  • Ohne spontan detaillierte Zahlen und Quellen präsentieren zu können, sehen das nach meinem Eindruck Einheimische wie Besucher in Städten wie München, Wien, Zürich, Prag, Lissabon usw. anders; niemand käme dort ernsthaft auf die Idee, die ausgedehnten Straßenbahnnetze auch nur irgendwo zu untertunneln – und das hat nichts mit mangelnden finanziellen Mitteln zu tun. Bemerkenswerter Weise schreibt man all den genannten Metropolen einen überdurchschnittlich hohen Attraktivitätsfaktor zu.

    Stuttgart erreicht regelmäßig ebenfalls einen überdurchschnittlich hohen Attraktivitätsfaktor, insbesondere bei der eigenen Bevölkerung! Und nun?


    Nun – da gibt es seit einigen Jahren Erfahrungswerte insbesondere aus Frankreich, das einige Jahrzehnte der Straßenbahn nahezu komplett abgeschworen hatte. (...) Angesichts der rundum gelungenen Umgestaltung urbaner Räume im Zuge des Baues neuer Straßenbahnlinien fragt man sich manchmal, warum Vergleichbares hierzulande so selten gelingt – ob’s, neben anderen, vielleicht lobbybedingten Ursachen doch auch an einem bei unseren westlichen Nachbarn einfach feinsinniger wie auch sinnlicher ausgeprägten ästhetischen Empfinden liegt?

    Feinsinniger und ästhetischer, wo sie doch "jahrzehntelag komplett abgeschworen hatten"? Da scheint mir ein durchgängig vernünftigerer Umgang (fein)sinniger als zwischenzeitliche modische Renaissancen.


    Vielmehr wollte ich schlicht und einfach greifbar machen, dass das Empfinden darüber, was ein Stadtbild bereichert und was eher nicht, eben extrem unterschiedlich ausfallen kann.

    Wahre Erkenntnis. Definitiv keine Bereicherung sind jedenfalls durch Straßen-Unterfinanzierung politisch motivierte Staus - weder fürs Stadtbild, noch für die Umwelt und schon gar nicht für die Menschen.