Prinzipiell nicht schlecht - Bauhaus in modern, allerdings nicht an dieser Stelle.
Im ersten Moment dachte ich beim betrachten des Bildes "Huch, ein neuer Kaufhof?"
Prinzipiell nicht schlecht - Bauhaus in modern, allerdings nicht an dieser Stelle.
Im ersten Moment dachte ich beim betrachten des Bildes "Huch, ein neuer Kaufhof?"
Seh ich genauso. Schick und schön, würde ich gerne an einer anderen Stelle in Frankfurt sehen.
Also wenn man mal ein vorläufiges Fazit ziehen will, dann denke ich, dass der Wettbewerb, soweit man die Ergebnisse kennt, doch an dem formulierten Anspruch, "besondere architektonische Qualität", deutlich gescheitert ist.
Eigentlich zeigen alle Entwürfe eine gewisse Hilflosigkeit, Ratlosigkeit und Ideenlosigkeit, wie mit dieser städtebaulich so wichtigen und für die weitere Entwicklung der Innenstadt entscheidenden Stellen umzugehen ist. Die Formensprache der einzelnen Entwürfe ist derartig austauschbar und wilkürlich, dass man davon ausgehen muss, dass der Wettbewerb, der ja nicht offen war, ganz offensichtlich keine belastbaren städtebaulichen Vorgaben gemacht hat, sondern rein nutzungsorientiert gewesen ist und das Ganze eigentlich nur ne einigermaßen gefällige und vermarktbere Fassade bekommen sollte. Ein städtebaulicher Impuls, der Entwicklungslinien aufnimmt, weiterführt und eine weitere Aufwertung der Umgebung befördert und, ja, auch inspiriert, war offenbar nicht gewünscht.
Eigentlich müsste es einen neuen, diesmal offenen Wettbewerb geben, der klare städtebauliche Vorgaben enthält. Ich weiß, dazu wird es nicht kommen, schade, schade ...
"Liebe Frankfurter,
den Wettbewerb für das Rundschau zu gewinnen hatte unser Büro kaum zu hoffen gewagt. Eigentlich haben wir nur schnell unser CAD-Programm 'ne öde Ökonomie-optimierte Investoren-kompatible Kiste ausspucken lassen. Die hier so gelobte Kubatur stellen wir uns so vor: Ein 6-geschossiges erdrückend monotones Fassadenraster lastet bleiern auf einem vollverglasten unstrukturierten Erdgeschoss, über all dem hängt völlig ohne Bezug ein ebenso liebloses Stafelgeschoss. Damit das ganze nicht total uninspiriert aussieht, öffnen wir den Block zur Stiftstraße und hängen da irgendwie so 'ne perforiert Blechwand rein. Schwups ist ein Gebäude fertig, dass sich perfekt in eure öde, hässliche, verdreckte Innenstadt einfügt. Wir finden, das passt echt super in den Kontext aus Karstadt, ehem.Woolworth, Galeria Kaufhof, Erweiterung Flemings/Bayer Hochhaus, Palais Quartier und was sonst noch so an gesichtslosem Schrott in der unmittelbaren Umgebung herumsteht. Da wir in der schönen coolen Hansestadt Hamburg residieren, bleibt uns der Anblick von diesem Klotz zum Glück erspart. Dass da mal bis vor ein paar Jahren ein dezent großstädtisches Gebäude aus den fünfziger Jahren stand ist uns echt egal - erinnern sich eh bald nur noch ein paar alte Leute dran. Wer auf Retro steht, kann ja bald eure 5 oder 6 putzigen Fachwerkhäuschen anschauen, die ihr euch da gerade am Römerberg zusammenbastelt. So, wir und STRABAG machen jetzt mal schön Kohle und in ein paar Monaten rollen dann die Bagger an. Wem das alles nicht passt, den können wir beruhigen – in spätesten 30 Jahren wird die Kiste eh wieder abgerissen. Da brauchen wir uns ja jetzt auch keine Mühe mit nachhlatigem Städtebau zu geben!
Eure Hadi Terani Architects"
Ja, ottoxii an Deinem "Hammer" ist was dran. Speziell diese Gegend dort ist irgendwie ein Unort, der extrem schwer zu gestalten ist und dem man schnell auch eine resignative Gleichgültigkeit entgegenbringt.
Mir kommt Goethe in den Sinn. Schon der soll über Frankfurt abgeledert haben: "Nichts Schönes, nichts Erhebendes. Die ganze Stadt ein leidig Loch !".
Im ersten Moment dachte ich beim betrachten des Bildes "Huch, ein neuer Kaufhof?"
Nein, das hat mit Kaufhof nichts zu tun. Das zitiert das alte C&A-Gebäude (nicht das was jetzt an der Konstabler steht).
Der Entwurf zitiert auch das Kaufhaus Petersdorff in Breslau: http://de.wikipedia.org/wiki/Kaufhaus_Rudolf_Petersdorff
Zitiert oder kopiert?
Lassen wir es bei "zitiert", denn Herr Forster schafft es nie, die Dinge dann richtig zu Ende zu bringen. Da hören Strukturen und Linien gerne mal unvermittelt auf oder es werden Segmente nicht richtig und konsequent abgeschlossen.
Dennoch macht er bessere Sachen, als der Einheitsbrei...
Vielen Dank für den Hinweis auf den Behrens-Bau (nein, Mendelssohn!) in Breslau, Regent. Mir kam der Forster-Entwurf auch irgendwie bekannt vor, auch wenn ich zuerst an das Stuttgarter Schocken-Kaufhaus dachte. Schön wäre so ein Rückgriff auf die Stromlinienarchitektur der 30er Jahre schon, zumal sie gerade der Bauaufgabe 'Kaufhaus' vielfach in überzeugender Weise Form verliehen hat. Und da in dieser Ecke unserer schönen Stadt ja schon fast jeder andere Stil anzutreffen ist, wäre es geradezu eine Ergänzung der (An-)'Sammlung'. Außerdem hat Forster genau das Problem der flachen 45-Grad-Ecke erkannt und löst es mit einem aus der Front herausgerückten halbierten Turm, der in dieser Situation erst eine wirklich markante runde Ecke schafft. Schade nur, daß sich wie RYAN_FRA schon schreibt, die ganze Kraft des Entwurfs auf halber Länge der Front längs der Eschenheimer bereits erschöpft hat. Die anschließenden Fassaden Richtung Thurn&Taxis bzw. längs der Stiftstraße sind allerhöchstens als Platzhalter zu bezeichnen, schon Einheitsbrei wäre da zu viel der Ehre. Kein Wunder, daß das Preisgericht hieran vorüberzog. Aber irgendwie schade ist es schon, zumal man weiß, daß er's kann, wenn er will.
Wieso Behrens? Der Bau in Breslau ist doch von Mendelsohn – ebenso wie das von dir zurecht erwähnte ehemalige Schocken in Stuttgart. Das kam mir übrigens auch zuerst in den Sinn.
Vom 2. bis 12. Juni werden im Planungsdezernat die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs zum ehemaligen Rundschau-Areal gezeigt. Die Ausstellung ist geöffnet von Montag bis Freitag, 8.30 bis 18 Uhr, im Atrium des Planungsdezernats, Kurt-Schumacher-Straße 10. Das meldet heute die Stadt.
Sorry, blöder Fehler. Ich lese gerade über Behrens, war wohl eine Art Übersprungshandlung. Natürlich Erich Mendelsohn.
Heute am 3.6.2015 erneut ein Artikel in der FAZ. Darin kritisiert ein Architekt in der Ausstellung erneut den ersten Entwurf, als zu wenig umgebungsorientiert.
Der Vorsitzende des Preisgerichts wehrt sich, dass sich die Kritik der Öffentlichkeit (sind wie gemeint?) zu sehr an der Fassadenoptik festmachen würde und nicht an den der inneren Raumplanung und Gestaltung.
Diese Pläne sind uns nicht bekannt, also können wir sie nicht kommentieren.
Weiterhin hebt er die Solitär-Wirkung in einem unruhigen Bauumfeld heraus und verweist auf die Dominanz des Nexttowers.
Wurde bereits hier kontrovers diskutiert.
Ausserdem verweisen er und Martin Wentz darauf, dass der 3. Platz Tektonik erhebliche Mängel aufweisen würde.
Meiner Meinung nach heilbare Mängel.
Zuletzt, vermutlich aufgrund fehlender Argumente flüchtet sich Wentz in Sarkusmus.
Der Entwurf von Tektonik wäre trotz Schwächen visuell am besten umgesetzt und würde das Gebäude besser darstellen, als es wäre.
Diese Aussage empfinde ich schlicht impertinent. Mir scheint, den Herren schwimmen die Felle davon und die Nerven liegen blank.
Dank an die FAZ.
Die innere Raumplanung und Gestaltung? Ist damit etwa die innere Gliederung des Gebäudes gemeint, wie etwa: wo sind Flure, Treppen, wie groß sind die Räume usw.?
Ein Gebäude hat doch in erster Linie einen Effekt "nach außen". Dazu gehört nunmal die Fassade und die Gestaltung der Baukörper.
Es ist doch bestimmt nicht schwer die innere Aufteilung anzupassen. Da schiebt man am Rechner ein bisschen die Wände hin und her.
Das gestalterisch mE nach wirklich anspruchsvolle ist die Außenwirkung durch die Fassadengestaltung. Da wurde hier 100%ig versagt!
Vor einiger Zeit habe ich einen Kommentar in der FAZ zu einem ähnlichen Thema gelsen. Sinngemäß wurde hier gesagt, dass es bei Neubauten an prominenten Stellen eben nicht auf die Verwirklichung von Investoreninteressen oder Architektenverwirklichung ankommen darf, sondern auf das Befinden der Anwohner und der Bevölkerung!
Diesen Kommentar finde ich auch hier sehr passend.
Gruß Gaius
Die Arroganz dieser Herren ist unerträglich. Gerade mal eine Zeitung nimmt sich diesem sehr wichtigem Thema an. Nur durch die FAZ erhält man überhaupt ein paar Bildchen und brauchbare Informationen, die anderen Zeitungen machen es sich einfach und drucken nur den Pressetext. Wie sonst soll man sich eine Meinung bilden, wenn nicht auf dieser Basis? Und dann kommt der Planungsdezernent daher und nennt die Diskussion "unterkomplex", etwas zwischen naiv und einfältig also. Herrn Cunitz scheint die Bodenhaftung verloren zu gehen.
Wolfgang Dunkelau bezeichnet die Fassade des Siegerentwurfs von Teherani als "öden Rückgriff in die sechziger Jahre". Herr Dunkelau hat sich nicht nur die Ausstellung angesehen, er ist auch der Vorsitzende des Bunds Deutscher Architekten in Frankfurt! Nach seiner Ansicht führt das Gebäude zu einem Bruch mit der Umgebung. "Das stellt man sich im Industriegebiet vor" hat er laut FAZ gesagt. Dunkelau fordert, dass die Fassade komplett überarbeitet werden soll. Die Mängel beim Tektonik-Entwurf wären seiner Meinung nach bei einer Überarbeitung zu beheben gewesen.
In dem sehr guten FAZ-Artikel zur Ausstellungseröffnung gestern wird Martin Wentz nicht genannt. frank353 meint wohl stattdessen Ferdinand Heide, den Vorsitzenden des Preisgerichts.
Die Aussagen der Herren sind ein Witz und zielen nur auf die Verteidigung der Preisentscheidung ab. Den Bauträger kann ich in sofern verstehen, dass er am günstigten und profitabelsten bauen will. Das geht nunmal nicht, wenn man nun noch viel an der Planung ändert. Die Optik wird dem auch egal sein.
Am meisten hat die Stadt Frankfurt versagt! Durch einen vernünftigen Bebauungsplan mit engen planerischen Vorgaben, wäre es erst gar nicht zu einem solch rückwärtsorientierten Entwurf gekommen. Dass auch eine enge Vorgabe bei Gestaltungsparametern vielfältige und interessante Entwürfe hervorruft, zeigt sich beim Campus Westend der Goethe Uni.
Gruß Gaius
Den Bauträger kann ich in sofern verstehen, dass er am günstigten und profitabelsten bauen will. [...] Die Optik wird dem auch egal sein.
So ist es. Strabag Real Estate hat seinen Sitz in Köln. Noch Fragen?
^Ja, Strabag hat kein städtebauliches Interesse in Frankfurt. Man will bezahlbar bauen, fertig werden, vermieten und Geld verdienen. Das versteht man.
Interessant ist, wie man die Preisgerichtsentscheidung eitel zu verteidigen sucht.
Selbst Herr Cunitz, der sich langsam in seiner Rolle extrem gut gefällt, sich offenbar immer mehr als epochaler Stadtbaumeister sieht, versteigt sich virtuell in Höhen, die er eigentlich nicht real erklimmen kann - seine kleinmännische Hybris verleiht ihm anscheinend selbstgefällige Kraft dazu.
Cunitz hätte einschreiten müssen!
Ich finde es erstaunlich, wie deutlich Herr Dunkelau wird und die eitle Arroganz von Heide&Co. angreift.
Der Entwurf ist vermurkst, die Chance, an dieser prominenten Stelle etwas richtig Guttuendes (für Mensch und Stadtbild) zu schaffen ist vertan, denn es bleibt zu befürchten, dass man auf Grund der massiven Kritik die Türen erst recht zumacht und den Siegerentwurf baut. Dann wird die Ecke wohl leider doch öde und entfernt sich selbst aus der aktiven Teilnahme am Stadtleben. Denn an diesem kühlen Monstrum wird man nur schnell vorbeikommen wollen - wie etwa an der Ladenzeile an der Berliner Straße.
Auch wenn ich Herrn Cunitz durchaus schaetze, so sehr muss ich ihm in dieser Angelegeheit widersprechen. Natuerlich geht es mir erstmal um die Visualisierungen, um die auessere Gestalt des Gebaeudes. Das ist doch das was den Buerger in erster Linie interessiert, weil er es jeden Tag sieht (in diesem Fall eher: ertragen muss). Vielleicht haette man mal konkret die Maengel von Grundrissen und Erschliessung des Tektonik-Entwurfs benennen/zeigen koennen? Und ausserdem, adaequate Grundrisse schliessen doch eine ansprechende Architektur nicht aus?!
Mein Trost: ganz so alt bin ich noch nicht, so dass ich eine Revitaliserung oder einen Abriss noch durchaus erleben kann ....