Rund um den Potsdamer Platz

  • Ameisenbaer, erstmal herzlich willkommen hier im Deutschen Architekturforum.

    Für deinen ersten post hier lieferst du schon starken Tobak.

    Vielleicht möchtest du deine Meinung hier ein bisschen sagen wir mal unterfüttern und der verdutzten Allgemeinheit verständlicher machen. Forumsmitglied jan85 hat dir hierfür einen nahezu goldenen Weg bereitet. Du solltest diese Chance ergreifen oder für immer schweigen.

  • Um den Weg noch ein bisschen goldener zu machen will ich mal anmerken:

    Auch ich fand die Assymetrie im Zeltdach immer ein bisschen irritierend, und dass das Ganze durch seine Offenheit und sichtbare Vertäuung etwas seltsam Provisorisches an sich hat.


    Auf der anderen Seite ist es zu einer richtigen Ikone geworden.

    Es ist definitiv etwas das gelinde gesagt nicht jede Stadt hat.

    Die kulturelle Signifikanz (Mount Fuji), von der ich bis zu diesem Thread noch nie gehört hatte, macht es noch interessanter.

  • Hier ein paar Fotos zum Ist-Zustand.

    Kann mir gar nicht vorstellen, dass man diese wirklich gelunge Fassade umändern oder gar ein Teil des Gebäudes einreissen will. Zumal es keine Sichtachsen oder besondere Gebäude auf der anderen Straßenseite gibt, die dann besser in Szene gesetzt würden.


    Durchgang zum Sony Center Innenraum


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    Ben Gurion Straße Sony Center by Kleist Berlin, auf Flickr


    Durchgang 2

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    Ben Gurion Straße Sony Center by Kleist Berlin, auf Flickr


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    Ben Gurion Straße Sony Center by Kleist Berlin, auf Flickr


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    Ben Gurion Straße Sony Center by Kleist Berlin, auf Flickr

  • ^Die Fassade ist durchaus gelungen aber sie macht doch einen eklatanten Fehler: Sie lässte den Straßenraum verwaisen und stellt sich wie eine Mauer auf. Alles was Spaß macht, ist dahinter. Wenn die EG Ebene zur Straße hin geöffnet wäre, dann wäre das ganze nicht so abgeschirmt.

  • Ich mache mir ein bisschen Gedanken, dass durch eine Öffnung durch Abreißen der Außenriegel der Freiraum zwischen Sony-Center und Kulturforum noch riesiger und unförmiger wird.


    So gibt es wenigstens einer Ecke eine klare Kante.


    Man könnte doch einfach die ersten beiden Geschosse etwas einladender machen?

  • Das Problem ist einfach auch dass die sehr breite Schneise die die Ben Gurion Strasse schlägt, durch nichts zu überwinden ist, egal wie man die Randbebauung anpasst...

  • Wenn da eine vierspurige Straße ist und außer Verlegenheits-Grün nichts Attraktives auf der anderen Seite, dann kann man den Durchgang oder Durchbruch noch so prächtig gestalten: es wird keiner mehr als zuvor dort die Straßenseite wechseln.
    Einzig eine attraktive Blockrandbebauung mit Geschäften etc würde Flaneure auf die andere Seite locken.
    Die in 100 Metern + X Entfernung stehenden Gebäude des Kulturforums werden es nicht schaffen!

  • Diese Straße ist im Grunde verloren. Auf der einen Seite saugt es einen direkt in den Tunnelmund, auf der anderen Seite blickt man auf die undefinierte Gerümpel-Einmündung an den Ausläufern der Stabi. Besonders schwierig ist aber der disharmonische Straßenraum selber; auf der einen Seite kaum eingefasst durch die verzettelte Fassade des Instrumentenmuseums, das man als 'organhaft'-gestalteten Solitär in seiner eigenwilligen Gestalt vom Trottoir aus kaum zu greifen vermag. Auf der anderen Seite steht diese hermetisch-spiegelnde, enorme Bergwand aus Glas, die der Straße rein gar nichts zu geben hat und die sich weder in ihrer Form noch in den Dimensionen an irgendetwas anderem orientiert.


    Natürlich begrüße ich eine Öffnung des Sony Centers zu dieser Rückseite, durch Aufbrechen der elendig großen Spiegelglasfläche und wie zuvor schon beschrieben durch ein halböffentliches Erdgeschoss mit Gastronomie oder Handel. Furchtbar bleibt aber, dass der Radverkehr über den ohnehin schon schmalen Gehweg gejagt wird. Wer sich traut, zu Fuß am Instrumentenmuseum unterwegs zu sein, sollte gut versichert sein.

  • ... m.E. gibt es überhaupt keinen Grund das Erdgeschoß an der Ben-Gurion Straße zu öffnen oder dort Läden zu anzusiedeln. Das ist einfach keine Laufgegend, Parken kann man an der Straße auch nicht, es gibt überhaupt keinen Grund, an dieser Seite des Sony-Center an der wirklich erstklassigen Fassade die Hand anzulegen. Dort wird sich kein Geschäft halten können, wozu auch ? Nicht in jedem Winkel einer Stadt muss es urbanes Leben geben. Viel wichtiger wäre es, dass Sony Center hin zur Potsdamer Straße attraktiver werden zu lassen und das gesamte Areal wieder zu beleben. Auf die "Rückseite" kann man getrost verzichten, die sieht mit einer "reinen" Fassade wie sie jetzt ist, ohnehin besser aus.

  • ^^ Es gibt im gesamten Sony-Center nicht eine Fassade, die verspiegelt wäre.

    Es gibt kein verbautes Spiegelglas.

    Einmal editiert, zuletzt von DerBe ()

  • ^ Aber wir wissen doch alle, dass nichts intransparenter ist als eine Glasfassade. Natürlich spiegelt am Tage jedes Glas das Licht.

    Die Illusion, eine Glasfassade stehe für Offenheit, zerplatzt doch gerade in der Ben-Gurion-Straße, weil das Sony-Center besonders dort eben nicht offen, sondern abweisend wirkt.


    Und natürlich denken ich nicht an Geschäfte, die von Laufkundschaft leben. Aber es gibt ja z.B. auch Möbelgeschäfte o.ä., die dort einen Show-Room einrichten könnten.

  • Genau, Georges. Glasfassaden sehen abends mit Beleuchtung zwar immer ganz interessant aus, aber tagsüber sind es schwarze Löcher. Sie haben nichts mit Offenheit zu tun, sondern - je nachdem, auf welcher Seite der Fassade man steht - mit Exhibition-/Voyeurismus .


    Die beiden Straßen des Beisheim Centers sind auch nicht gerade breit, aber durch die Steinfassaden wirkt es auch bei schlechtem Wetter heller und einladender, auch es drinnen nicht viel spannender ist, als das SC.


    hanbrohat hat es auch erfasst. Es war nie geplant, das SC von außen attraktiv zu machen, sondern alles sollte sich drinnen abspielen. "Fußgängerzone", Springbrunnen, Gastro, Unterhaltung. Vermutlich war man sich schon damals bewusst, dass es außerhalb nicht ganz so heimlig ist und es auch nicht besser werden soll. Ist ja gegenüber auch nicht anders. Leben ist/war in der Alten Potsdamer und den Arcaden. Alle "äußeren" Straßen sind tot.


    Es bringt doch auch nichts, das SC zum Kulturforum hin zu öffnen, wenn dieses selber eine Barriere darstellt, wie es Georges schon beschrieben hat. Selbst wenn es nen Fußgängerübergang mehr gäbe, läuft man gegen ne Wand.


    Das Kulturforum ist zudem auch eher eine Steppe, wo man sich auch nur hinbegibt, wenn man konkret in die Museen will. Auch wenn es dort große Pläne gibt, wer weiß schon, wann und ob die mal realisiert werden - und ob das was ändern wird? So einmalig die Bauten auch sein mögen, es ist ein Tumor im Organismus der Innenstadt. Bis vor 30 Jahren hat es vielleicht noch Sinn gemacht, aber inzwischen ist es überholt. Aber wie Kleist schon sagte, es muss nicht alles urban sein.

  • Diskutieren wir hier ernsthaft über Glasfassaden? 🤔 Der Ort hat ganz andere strukturelle Probleme als seine Fassaden. Wir müssen uns in Berlin wirklich auf die Ursachen konzentrieren und nicht über "abweisende Glasfassaden". Seid mir nicht böse, aber zielführend wird das nicht.

  • ^Welche strukturellen Probleme hat der Ort denn deiner Meinung nach?

  • Selbstverständlich spiegelt Glas. Es handelt sich aber nicht um Spiegelglas. Das ist einfach was anderes.

    Ich weiss auch nicht warum hier angeblich ein fehlende Transparenz bemängelt wird.

    Die gibt es bei den Kollhoff Bauten weder Tags noch nachts.

    Der Kardinalfehler des SCs wird m. E. von

    hanbrohat gut beschrieben.

  • Ich kann mich noch sehr gut an die Zeit des städtebaulichen Wettbewerbs Anfag der 90er Jahre erinnern. Gewonnen hatten ihn Hilmer & Sattler glaube ich.


    https://www.stadtentwicklung.b…rb/teilnehmer/index.shtml


    Diese präsentierten für den Bereich der den des gesamten Debis-Areals, des jetzigen Sony-Bereichs und des Beissheim- Areals umfasste, eine ansprechende Baumassenverteilung, sehr homogen, sehr urban. Was dann passierte als sich die einzelnen Eigentümer ihre Jeweiligen Architekten suchten und diese ihre jeweiligen Tortenstücke planten und schliesslich bauten, ist das heutige Resultat. Aldo Rossi, Richard Rogers, Kolloff und Renzo Piano versuchten etwas das wie europäische Stadt wirken sollte im Debis-Areal umzusetzen, Helmut Jahn baute eine amerikanische Shopping-World auf dem Sony-Areal. Eine weitere Schar namhafter Architekten bebauten das restliche Tortenstück. Daraus ergibt sich auch das heutige Problem, dass jeder nur in seinem Tortenstück gedacht, geplant und gebaut hat und so keinerlei Zusammenhang und Interaktion unter den einzelnen Teilen stattfindet, sie sind stilistisch und von Verständnis der Stadt her auch viel zu unterschiedlich. Das ganze wird dann noch von einer Bundesstrasse und einer immensen Tunneleinfahrt zerschnitten. Weiter schliessen sich an diesen Bereich sehr komplizierte fast konfrontative Stadträume an, wie das in der Zeit des Kalten Krieges geplante Kulturforum und die extrem schwer zu bespielende Doppelstruktur von Potsdamer Platz und Leipziger Platz mit dem sich anschliessenden riesigen Areal des Holocaust Mahnmals.. Was finden wir also vor? Fast ausschliesslich gegeneinander gesetzte Stadtstrukturen mit extrem harten Brüchen, Parks und Plätze die nicht vermitteln sondern die Kanten noch mehr betonen und dann noch unterschiedliche Konztepte von Stadt. Das alles auch noch zu einer Art Zentrum der wiedervereinigten Stadt hochstilisiert. Irgendwie verwunderlich, dass es überhaupt einigermassen funktioniert. Trotzdem, will man dem gesamten Bereich etwas urbanes, verbindendes, heilendes antun, darf man zukünftig nicht nur die einzelnen Bereiche für sich betrachten, wie jetzt schon wieder beim Kulturforum der Fall. Mann muss diese so unterschiedlichen Tortenstücke miteinander verzahnen und das gelingt nur auf Kosten des Strassenraums.

    2 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • Ich verstehe es wirklich nicht, wie man hier ernsthaft Abrisse fordern kann. Es ist noch nicht lange her, dass hier anspruchsvoll gebaut wurde. Das Ergebnis steht für seine Zeit und wirkt beim Sony Center nach wie vor frisch und deutlich überzeugender als der heutige Durchschnitt.


    Der nie fertig gewordene Regierungs-Spreebogen steht da deutlich schlechter dar.

  • ch kann mich noch sehr gut an die Zeit des städtebaulichen Wettbewerbs Anfag der 90er Jahre erinnern. Gewonnen hatten ihn Hilmer & Sattler glaube ich.

    Tatsächlich auch m.M.n der beste Entwurf. Die anderen Teilnehmer sehen teils geradezu absurd aus (Kleihues), völlig übertrieben (Kollhoff) oder konzeptionslos, unurban und zersiedelt (Orter & Orter). Interessant, dass wohl mal angedacht war, statt des Tilla-Durieux-Parks ein Wasserbecken anzulegen. Je mehr ich mir von den Alternativentwürfen anschaue, desto mehr kann man eigtl. froh sein, dass der Potsdamer Platz geworden ist wie er geworden ist. Hier hat Berlin ausnahmsweise mal jede Menge Glück gehabt.

  • Ich kannn mich noch gut an den Entwurf von Hilmer& Sattler erinnern, der so "künstlerisch" skizzenhaft unpräzise war, dass ihn jeder Architektur-Professor seinem Studenten um die Ohren gehauen hätte.
    Was mir aber besonders gefiel, war das Motto: "Städtebau ist Singen im Chor"! :*
    Hans Stimmann hat das so gut gefunden, dass er diesen Spruch selbst auch verwendet hat.