Breitscheidplatz

  • @ Siegrief


    Das Problem mit der Ruine ist, daß sie schon "halbiert" ist. Sie wurde nach dem Krieg noch mal ruiniert, weil man das Kirchenschiff abgetragen hat. Die Gesamtruine sah wesentlich besser aus und hätte noch eindringlicher als Mahnmal gewirkt. Im SSC gibt es Bilder von der Ruine. Eiermann wollte, wie hier schon gesagt wurde, eine völlig moderne Kirche bauen - ohne Ruine. Rausgekommen ist dieses Kuddelmuddel. Der Nachkriegsgesellschaft fehlte einfach das Bewußtsein für solch einen progressiven Umgang mit der jüngsten Vergangenheit. Die waren ja alle noch auf Adolf und "Was, das hat jetzt nicht geklappt?" drauf. Wir haben ja heute ein ganz anderes Geschichtsbewußtsein.


    Das Tieferlegen der Flachbauten soll angeblich problematisch sein wegen U-Bahn und Zugängen. Vielleicht könnte man an anderer Stelle Kellergeschosse anlegen.


    @ all


    Die Gedanken hier zum Abriß der (großen) Eiermann-Bauten finde ich völlig realitätsfremd. Die werden auch noch in 100 Jahren stehen. So schlecht sehen sie ja nun auch nicht aus. Sie haben durchaus Esprit. Selbst die Flachbauten werden wohl erhalten bleiben. Ich denke, man kann den Platz auch so sehr zum Besseren verändern.


    Hier die vollständige Ruine 1953:


    http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/images/30013398-p1.jpg


    © Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (hoffe, das ist so richtig)


    Nein, ist es nicht (siehe Richtlinien für das Einbinden von Bildern).
    Bato

  • @ Kuddelmuddel:


    Da ist was dran, wobei ich die Eiermann-Hauptbauten (großes und hohes Polygon) nebst Ruinenrest völlig okay und auch sehenswert finde. Der "Rest" der Ruine ist nun mal weg.


    Die Flachbauten hingegen halte ich (städtebaulich) für entbehrlich, die darin befindlichen Funktionen könnte man evt. anderswo unterbringen. Dann noch die Buden und die Treppen entfernen, und schon sähe der Platz viel aufgeräumter aus.

  • Sieht doch richtig schön banal aus, könnte auch für Gelsenkirchen (Sorry) entworfen worden sein.


    Du wirst lachen, so was steht da sogar :)


    Also ich finde immer noch man sollte den Brunnen nicht zuschütten.
    Man sollte vielmehr überlegen, wie man das EC attraktiver gestaltet.


    Z.B. einen passenden Zugang vom "Loch" wie es hier genannt wird zum EC.


    Das größte Problem des Platzes ist m.E. nicht die Architektur sondern der Umstand, dass sich KuDam Konkurrenz stellen muss (Alexanderplatz, Potsdamer Platz)

  • Ich finde, diesem Platz wäre schon geholfen, wenn man die Ruine edlich mal wieder sehen würde. Des Weiteren kann ich mir nicht vorstellen, wie man das sogenannte Loch zuschütten soll, ohne die Wirkung des Wasserspiels zu beeinträchtigen.

  • Die Zugänge zum EC sind eher unauffällig und wenig einladend. Als ich vor Jahren zum ersten Mal einen Termin im EC hatte, musste ich erst den Zugang zum Turm und die Fahrstühle suchen.


    Ja, ich würde auch sagen, das Probelm ist weniger, dass der Brunnen den EIngang verdeckt, sondern dass der einfach zu klein ist und unscheinbar ist. Jetzt wo Mövenpik raus geht (laut Abendschau haben sie - wohl aus eingenen Stücken - den Pachtvertrag nicht verlängert Klarenbach) die Einheit trennen und den Eingang zum Platz erhöhen und durch Licht etc. stärker hervorheben. Zwei kleinere Flächen sind vielleicht auch einfacher an den Mann zu bringen, als eine riesige. Die wären ja immer noch groß genug.


    Ich finde die ganze Leuchtreklame eigentlich ganz knorke. Hat was von Times Square :D. Und einen höheren Wiedererkennungswert, als der Sockel an sich - was wohl daran liegt, dass alles damit vollgekleistert ist.

  • @echterberliner: Ich weiss zwar nicht, wie die Nachkriegsgesellschaft insgesamt drauf war, da ich zum einen später geboren bin und zum anderen auch keine Gedanken lesen kann, aber anders als Du empfinde ich die Collage von Turmruine und Neubauten ganz und gar nicht als Kuddelmuddel. Tabula rasa wurde in Berlin doch wahrlich flächendeckend betrieben seinerzeit; gegenüber der Neugestaltung etwa des Hansaviertels oder der historischen Mitte etwas später erscheint mir der Wiederaufbau am Breitscheidplatz als sehr viel angenehmer, da pragmatischer: weitgehende Beibehaltung des Vorkriegsstraßen- und Parzellensystems etwa, Wiederaufbau von noch brauchbaren Architekturen, Neubebauung mit Gebäuden, die der gründerzeitlichen Raumbildung durchaus Rechnung tragen (Bikini-Haus, ex-Defaka-Haus). Die KWG-Kirche eben nicht komplett abzuräumen sondern den Protest vieler Berliner ins Projekt einfließen zu lassen, erscheint mir gesellschaftlich verträglicher als ein Durchsetzen des puren Neubaus. Dass unsere Vorfahren Dein tiefes Geschichtsverständnis nicht vorausgesehen haben, solltest Du ihnen verzeihen.

  • Ich glaube, Ulgemax, du solltest die Diskussion mal genauer verfolgen bzw. meine Beiträge genauer lesen. Daß die Nachkriegsgeneration in einem Verdrängungszustand war, ist wohl nicht zu leugnen. Ich gebe Dir keine Negativbewertung, obwohl du meine Standpunkte schon sehr falsch wiedergibst. :)


    Das Kuddelmuddel ist entstanden aufgrund der Integration der Ruine, die ich sehr gut finde. Kuddelmuddel bezieht sich auch deutlich mehr auf die kleinen Flachbauten von Eiermann.


  • Bzgl. Tieferlegung der kleinen Eiermannbauten: Ich glaube nicht, dass dies baulich möglich ist, da sich unterhalb des Breitscheidplatzes die U-Bahn-Tunnel der U2 sowie im nördlichen Bereich die der Fußgängerzuführungen zum U-Bahnhof Kurfürstendamm und Zoologischer Garten in sehr geringer Tiefe befinden.


    Der U-Bahn-Tunnel liegt eher vor den Füßen des EC, ein Teil der Brunnenanlage liegt quasi auf der Tunneldecke. Die Zugänge zum U-Bahnhof Zoologischer Garten an der Budapester Str. dürften auch nicht stören, wenn man die kleinen Bauten unter die Erde bringen will.


    Es finden derzeit "Anrainergespräche" zur Umwandlung/Verbesserung/wasauchimmer des Platzes statt. Insbesondere das Bikini Berlin hat sich für eine Entschlackung des Platzes, also Entfernen der Bäume etc. ausgesprochen. Auch die Baumreihe unmittelbar vor dem Bikini stört, weil dadurch natürlich die Sicht auf die Fassade (und die Werbung...) vom Platz aus behindert wird. Die BVV hat dem aber widersprochen, es werden nur die eh kaputten 2-3 Bäume entfernt. Lücken werden durch entsprechende Nachpflanzungen gefüllt. Bikini Berlin wird verpflichtet, für 5 Jahre die Pflege (samt evtl. weiterer notwendiger Nachpflanzungen) zu übernehmen.


    Den Brunnen mag das Haus Pepper nicht, weil er genau vor dem (wie an anderer Stelle schon gesagt eher unscheinbaren) Eingang zum EC liegt, außerdem klagen die dort angesiedelten Gastronomen über zu wenig Platz. Daß das "Loch" nicht ideal fürs Geschäft ist, sieht man ja am Leerstand dort. Konzeptionell gehört es aber zum Brunnen, der ja seine Attraktivität auch und insbesondere durch die Wassertreppe erhält.


    Die Buden rund um die Kirche werden zum Jahresende, nach dem Weihnachtsmarkt, verschwinden. Die Kirchengemeinde findet dies aus 2 Gründen nicht gut: 1. bringen sie dringend benötigtes Geld, 2. haben die Budenbetreiber für Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit gesorgt. Die Gemeinde will nun im Foyer-Gebäude ein Cafe einrichten. Dafür wären aber weitreichende Eingriffe in die Bausubstanz nötig, weil die Gebäude ja eine Außen- und eine Innenhülle haben, und das Ganze unter Denkmalschutz steht.


    Daß die Kirchengebäude auf einem Sockel stehen, soll Eiermann zu verantworten haben, wurde uns gesagt. Ich bin mir aber nicht sicher, denn dann müssten die Ruinenteile ja eingefaßt sein...

  • ^ scheußlich, scheußlich...

    Ein Abriss wäre gut investiertes Geld.


    Ich habe mich schon vor fast 20 Jahren als Teenie gewundert, dass so etwas mal der Zeitgeschmack war. Diese völlig überflüssige Unterführung dort ist doch furchtbar, die Unterleuchtung billig und abgeranzt. Die Formen willkürlich und ungekonnt. Da sieht man das Architektur eine Begabung vorraussetzt, die eben nicht alle Architekten haben. Auch der Brunnen ist eine Hässlichkeit. Alles wirkt so wie in einer billigen Shopping-Mall.


    Anders als ich es oben geschrieben habe, kann man den Brunnen auch keinem anderen Platz zumuten. Vielleicht könnte eine Halde am Stadtrand mit allen missratenen Stadtmöbeln und Denkmälern errichtet werden. Da käme einiges zusammen. Ost und West in fröhlich-trostloser Harmonie. Was haltet Ihr davon? ;)

  • Wer redet denn die Situation schön? Dass das Loch in seinem jetzigen Zustand eine Zumutung ist, hat ja keiner bezweifelt.


    Sicher ist der Brunnen auf diesen Bildern nicht schön. Welcher ist das schon zu dieser Jahreszeit? Es liegt Müll drin und man sieht die Kalkflecken und die Algen. Da hat auch der Neptunbrunnen bis zum Frühjahr etwas von seinem Charme verloren. Die Beleuchtung kann man sich zu dieser Jahreszeit sparen...Von den gesparten Stromkosten kann man ihn dann mal wieder reinigen.


    Soll man unten richtige Glaswände vor die Ladeneinheiten machen, den Tunnel schließen und nen Club reinpacken. Dann ist da auch mehr los, wenn auch eher abends. Die Besitzer müssen sich dann dazu verpflichten, das Loch danach immer sauber zu machen. So hoch ist der Zugang ja wohl eh nicht frequentiert. Vielleicht auch einfach die Tür zum Loch hin versetzen, damit dieser Wurmfortsatz nicht auch zugemüllt wird. Du hättest ja wenigstens dein KFC-Menü wegräumen können ;). Dieser Überbau ist wirklich doof.

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  • Ich kann mich den Forderungen nach einem Abriss der hässlichen Eiermannbauten nur anschließen. Ohne "Lippenstift und Puderdose" hätte man freie Sicht auf das imposante Hauptportal, die markante Turmruine wäre besser in Szene gesetzt und könnte als Mahnmal gegen den Krieg somit auch ihre volle Wirkung entfalten.


    Am Fuße der historischen Gedächtniskirche entstünde ein großzügiger Auguste-Viktoria-Platz, der nach einer Entrümpelung abgenutzter Stadtmöbel wie des Wasserklopses, einem Abriss des heruntergekommenen Europa-Centers und einem Verbot von Pommesbuden auch wieder zum Verweilen einladen würde.


    Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche nach ihrer Fertigstellung um 1900:

    Quelle: Library of Congress, gemeinfrei


    Kriegsruine vor ihrem Teilabriss im Jahr 1954:

    Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-F001296-0004 / Brodde / CC-BY-SA


    Quelle: Bundesarchiv, B 145 Bild-F001296-0001 / Brodde / CC-BY-SA

  • Die Forderung, sämtliche Eiermannbauten (die heute die eigentliche Kirche darstellen) abzureißen, wird hier ja hächstens von einer kleinen radikalen Minderheit gestellt, die in der architektonischen Moderne von vornherein das Böse sieht, von daher würde ich mir da an deiner Stelle nicht zu viele Hoffnungen machen. Ein Abriss des Europa-Centers oder eine Rückbenennung in Auguste-Viktoria-Platz steht ebenfalls nicht auf der Agenda (der Platz heißt übrigens schon deutlich länger Breitscheidplatz als A-V-Platz und ist nicht aus ideologischen Gründen umbenannt worden, von daher macht es auch wenig Sinn, den älteren Namen zu benutzen).

    Einmal editiert, zuletzt von BardTK ()

  • Die Eiermann-Bauten sind eine der wenigen gelungenen Bauten des frühen Nachkriegs-Berlin. Ein Abriss sollte hier nicht zur Debatte stehen. Dass hingegen die Brunnensituation insgesamt unbefriedigend ist liegt auf der Hand. Hier schließe ich mich durchaus den Meinungen an, den Brunnen im Wesentlichen zu belassen, aber das "Kellerloch" großzügig zu öffnen.
    Sicher eine Herausforderung für die zukünftigen Planer dieses innerstädtischen Platzes. Gerade deutsche Stadtplaner tun sich insgesamt schwer bei der Planung von Plätzen einen gesunden Kompromiss zu finden zwischen unangepasster Kleinteiligkeit einerseits und überdimensionierten "Aufmarschplätzen"andererseits, wo nur der Wind durchpfeift. Vielleicht sollte man sich einen Planer aus Ländern holen, in denen das besser funktioniert. Vorschläge?

  • ^ Keine Sorge mit dem Turm und den Eiermannbauten ist ein "Aufmarschplatz" hier ausgeschlossen und tatsächlich sind diese ja unantastbar denke ich.


    Mein Plan wäre simpel:
    Brunnen weg, Loch zu, Eingang zum EC ins EG holen. Den Rest Pflastern und die Bäume als Allee entlang der Straßen setzen bzw. belassen. Das hieße, dass einige Bäume fallen, aber entsprechend einige neu gesetzt werden. Nun kann man noch über die Beleuchtung sprechen und muss für Ordnung sorgen. Fertig ist der Platz und zwar ein sehr guter, wie ich meine.


    Wenn das EC (Sockel) eines Tages eine neue Fassade bekäme oder durch einen Neubau ersetzt würde, hätte ich nichts dagegen. Den Turm finde ich denkmalschutzwürdig, da er eine gute architektonische Qualität und eine epochale Bedeutung hat. Insbesondere wenn der Kreisel in Steglitz sich so stark verändert. Dieser Stil existiert in Berlin sonst kaum (Postbank wäre noch zu nennen).

  • Ja, da ist noch das Europacenter. Eigentlich stört mich das an diesem Platz am meisten. Nicht dass ich das Romanische Haus I zurückhaben wollte, aber eine überarbeitete Fassade bei Beibehalten von Höhe und Bauvolumen wäre ein machbarer Ansatz.

  • Statt sich über die Bäume zu mokieren, sollte man sich lieber mal der Lampen annehmen. Dieses schmutzige Dunkelgrün passt zu nichts. Nichts zur blau gehaltenen Kirche, nicht zum Grün der Bäume, nicht rötlichen zum Brunnen, nicht zum hellgrauen Bodenbelag. Hinzu kommt natürlich gammelige Zustand. Dasselbe gilt dann auch für den restl. Laternen auf dem Tauentzien.
    Da hat man mal wieder eine Chance vertan und bei der Neugestaltung des Mittelstreifens die Laternen nicht durch neue ersetzt hat. Das hätte man dann auch ausweiten können. Der Stil ist auch nicht mehr das Wahre. Es müssen ja keine Schinkelleuchten oder Schupmannkandelaber sein, schon um Platz und Tauentzien vom Kudamm abzugrenzen.


    @Europa Denter
    Vielleicht können die Architektur-Zeichner (oder zumindest die, die mit diesen Programmen umgehen können), mal wieder was kleines beisteuern ;).

  • Vielleicht sollte man sich einen Planer aus Ländern holen, in denen das besser funktioniert.


    Also mir fallen jetzt nicht so viele "moderne" Plätze in anderen Ländern ein, wo die Gestaltung deutlich besser gelungen ist und auch die Platzfunktion funktioniert.


    Wie schwer es ist, hier eine Lösung zu finden, sieht man ja auch an den unterschiedlichen Meinungen hier im Thread. Den einen stört der Brunnen insgesamt, andere nur der untere Teil, wieder andere einzelne oder sogar alle Eiermann-Bauten. Hinzu kommen de Bäume oder Lampen oder das EC, die mal hier, mal da auf Unmut stoßen. Manchen ist selbst die Ruine zu wenig oder zu viel. Ich habe es ja schon zugegeben - eine Patentlösung wüsste ich auch nicht.


    Evt. sollte man daher besser nichts überstürzen und sich vielleicht erst einmal auf kosmetische Verbesserungen konzentrieren: Den Platz sauberer und aufgeräumter halten und die vorhandenen Bauwerke und Gebäude in Schuss halten bzw. bringen.


    Ich könnte mir vorstellen, dass nach Beseitigung der Buden und Abschluss der zurzeit laufenden Bauarbeiten der Platz deutlich besser aussieht.


    Zudem bringen einen solche "Negativ-Fotos" wie in #190 nicht weiter. Genauso kann man den Brunnen bei Sonnenschein, schönem Schäfchenwolkenhimmel und glitzernd-plätschernden Kaskaden auch sehr schön erscheinen lassen. Man kann fast alles durch entsprechende Bilder positiv oder negativ darstellen.

  • ^Das ist doch reine Propaganda: natürlich kann man Situation schönen oder bewusst schlecht darstellen, aber hier sind doch Leute im Forum, die das auseinanderhalten können. Die städtebauliche Situation ist nunmal so wie abgebildet - da hilft doch kein Sonnenschein und kein Schäfchenhimmel.


    Zumal ist es eine Tatsache, dass der Brunnen - Denkmal oder nicht - ungepflegt ist und sich in der momentanen Jahreszeit der Müll sammelt. Das liegt doch nicht an der inszenierung des Fotografen sondern an der städtebaulichen Situation, die die Ecken so uneinsichtig macht.