Architekturstile Berliner U-Bahnhöfe

  • Architekturstilkarte Berliner U-Bahnhöfe

    Da Berlin viele nette und recht unterschiedliche U-Bahnhöfe hat, habe ich schon seit Monaten vorgehabt, eine Karte der Architekturstile zu machen. Nun habe ich endlich einen Versuch geschafft. Allerdings bin ich mir in der Benennung und Zuordnung der Stilrichtungen etwas unsicher. Für Ratschläge, Ideen, Anregungen, Hinweise und Kritik wäre ich deswegen sehr dankbar.


    Hier ist eine provisorische Version:



    Wer dazu Fotos einzelner Bahnhöfe ansehen will, hier ist eine gute, vollständige Fotoseite: http://www.untergrundbahn.de/bahnhoefe.htm


    EDIT: Karte geupdatet.

  • Tolle Sache! Aber warum auf Englisch, sowas stört mich.


    Vielleicht könnte man die Architekten der jeweiligen Stationen noch unterbringen, zumindest die wichtigen und richtungsweisenden wie Grenander oder Rümmler.
    Außerdem: der Alex hätte natürlich noch ein Sternchen verdient.

  • Danke! Um auch in einem internationalen U-Bahnforum um Rat zu bitten, war ich zwischendurch auf Englisch umgestiegen. Ich ändere es gleich wieder zurück.


    Alex finde ich persönlich trotz der Größe nicht so spektakulär.


    Wäre gut, wenn sich ein Stilrichtungs-Profi fände, der meine Zuordnungen einmal kritisch betrachtet.

  • Klasse Idee. Aber sind nicht auch die Bahnhöfe zw. Kochstr. - Reinickendorfer Str. insofern erwähnenswert, dass sie - wenn sie auch nicht unbediungt in bestem Zustand sind - mit den verzierten Stahlträgersäulen etc. eben zu einer bestimmten U-Bhf.-Stil-Epoche gehören...?
    Weiß einer vielleicht, wie es mit der Wiederherstellung der Bahnhöfen Stadtmitte und Hausvogteipl. aussieht?
    Diese Seite (ist das deine?) ist auch echt gut! Bes. diese Ansage ist eine lustige Idee. Interessiere mich auch für U-Bahnen und nehme mir aus jeder Stadt einen U-Bahnplan mit - vorausgesetzt sie verfügt über eine U-Bahn ;).

  • Kompliment Micro, ganz grosses Kino.
    Ich freue mich schon jetzt auf meinen nächsten Berlin Besuch, die Karte ist gespeichert und wird sicherlich auch Verwendung finden!


    :daumen:

  • Ben
    Die U6-Bahnhöfe werde ich auf jeden Fall wieder reinnehmen. Ich finde inzwischen auch, dass sie erwähnenswert sind, auch wenn die Farbe grün dann dominiert. Untergrundbahn.de ist von André Loop, der bin ich nicht.



    @MagBeam
    Danke! Die Karte wird sich sicher noch etwas ändern, sie ist ja noch in der Entstehung.

  • Die U6-Bahnhöfe werde ich auf jeden Fall wieder reinnehmen.


    Das ging ja schnell ;)!
    Dann ist das Grün eben dominierend...Wenn dieser Stil nun mal der am meisten verstretene in diesem Gebiet ist...

  • Tolle Idee! Könnte man nicht noch das Jahr zu den Stationen schreiben, in der die Station ihr noch heute dominantes Gepräge bekam? Notfalls können es ja auch zwei Zahlen sein, Ersteröffnung und stärkster Umbau... Dann kann man sich auch bei den nicht zuordbaren Stationen ungefähr vorstellen, was einen erwartet.

  • Interessante Fragestellung...


    Allerdings sind wohl Rosa-Luxemburg-Platz und Senefelderplatz (beide U2) vom selben Stil. Ob nun durch die Umgestaltung sozialistisch, das weiß ich nicht. Fliesen waren in den 60er und 70er Jahren bei Plattenbauten modern, wurden allerdings nicht nur im Osten verwendet.


    Alexanderplatz (U5, U8) dürften wohl Moderne sein. Beide Bahnhöfe wurden auch im Zusammenhang mit dem Alexander- und Berolinahaus errichtet (eigene Zugänge). Alexanderplatz auf dem Bahnsteig der U2 ist wohl eher Historismus, wenn man an die ionischen Kapitelle der Stützen denkt.


    Daher finde ich den Bahnhof auch sehr interessant und bemerkenswert. Alle drei Bahnsteige wurden vom selben Architekten geschaffen (Grenander). Hier läßt sich am ehesten die Entwicklung nicht nur eines Stils, sondern auch eines Architekten beobachten. (darüberhinaus auch die Weiterentwicklung des Schienenverkehrs mit der Umstellung von Klein- auf Großprofil. Dies ist allerdings eine technische Frage, keine der Architektur)


    Stilistisch müßte Alexanderplatz (U2) ebenso wie Klosterstraße, Potsdamer Platz und Spittelmarkt eingeordnet werden.


    Wittenbergplatz ist nur mit Einschränkung neoklassizistisch (nur die Fassade der oberirdischen Halle).


    Aber ich denke, daß man sich streiten kann. Gerade in der Kaiserzeit gingen die Stile nur so durcheinander und wurden kurzlebiger, Einflüsse kamen von hier und von dort. Dazu noch die knappen Geldmittel, sodaß die Bahnhöfe mancherorts relativ schmucklos wurden im Gegensatz zur Oberirdischen Architektur...

  • Micro,


    Du hast Dir wirklich unheimlich viel Mühe mit der Erstellung dieser Karte gegeben. Dafür erst einmal herzlichsten Dank! Als Diskussionsgrundlage und Basis für ein umfassend kartographiertes Berlin nach architektonischen Kategorien ist Deine Arbeit von großem Wert.


    Ich komme allerdings nicht umhin, auch heftige Kritik an Dich zu richten, sorry:


    [modus/schlaumeier]



    - "Rationalismus" und "Purismus" sind Begriffe der Philosophie und keine Architekturstile.


    - "Pop-Art" ist eine Kunstrichtung, die per Definition nicht den Sprung in die Architektur geschafft hat (und es auch nicht schaffen konnte)


    - "sozialistischer Realismus" ist eine von verschiedenen Lagern genutzte Umschreibung bestimmter Rahmenbedingungen oder manchmal auch der Versuch einer Rechtfertigung. Bestimmte stilistische Merkmale besitzen Bauten dieser Ära eher zufällig. Diese Merkmale überschneiden sich auch mit anderen, tatsächlichen Architekturstilen.


    - Die Moderne und der "Modernismus" verhalten sich zueinander wie Feuer und Wasser (ich sag' nur: "Judäische Volksfront" vs. "Volksfront Judäas" :D). Ich vermute mal, dass Dir dieser Unterschied bisher nicht oder kaum bewußt war.


    - Deine Einteilung wirkt an einigen Stellen leider sehr willkürlich und es erschließt sich einem nicht, weshalb Bauten mit ähnlichen Merkmalen und aus der gleichen Zeit stammend von Dir in vollkommen verschiedene Kategorien gesteckt werden. Ein Beispiel wäre Hallesches Tor/ Kottbusser Tor/ Schlesisches Tor/ Bülowstraße.


    - Der Bahnhof Wittenbergplatz (bzw. dessen oberirdischer Bereich) ist - auch wenn hier mehrfach anders geurteilt wurde - ein gutes Beispiel für den Jugendstil in Deutschland.


    - Zum Alexanderplatz: Architektur beschränkt sich nicht auf den Aufbau und die Gestaltung einer klar umrissenen Wandfläche. Unter den Gesichtspunkten, die diesen Bahnhof sonst noch auszeichnen, ist er wohl alles andere als "uninteressant".



    [/modus]


    Es gibt zahlreiche deutschsprachige Bücher, die sich mit der Architekturtheorie beschäftigen. Über viele Zusammenhänge und deren Beurteilung/ Katalogisierung ist man sich längst nicht einig. Deshalb solltest Du es nicht als ehrenrührig empfinden, wenn ich mal ein paar meiner Kritikpunkte an Deiner Arbeit aufgelistet habe. Es ist rein konstruktiv gemeint. :)

  • @ AeG, danke für die Hinweise. Ich sehe das nicht als Schlaumeierei, ich habe ja schon oben geschrieben, dass ich mich bei der Zuordnung der Stile etwas unsicher fühle, bin also dankbar für jeden konstruktiven Ratschlag.


    Ich habe mich u.a. an dem englischsprachigen Buch "...isms" von Jeremy Melvin orientiert, das den Bauhaus-Stil als Rationalism bezeichnet. Vielleicht sollte ich also statt Rationalismus lieber Bauhaus-Stil schreiben? Da Du Dich ja stilsicher auszukennen scheinst, wäre ich nicht abgeneigt, noch konkretere Ratschläge zu bekommen, per PN oder hier im Thread, wenn Du denn Lust und Zeit dazu haben solltest. (Mein nächstes Ziel wird sein, auch S-Bahnhöfe einzubeziehen.)

  • Bölde englischsprachige Literatur :mad: machen aus Jugendstil Art nouveau
    egal ob das jetzt wiener sezessionszeugs ist oder nicht, und dann noch aus Bauhaus Rationalism = Ich krieg das Kotzen!;)

  • Zitat von AeG

    - "Rationalismus" und "Purismus" sind Begriffe der Philosophie und keine Architekturstile.

    Was würdest Du denn stattdessen vorschlagen? Minimalismus?


    Zitat von AeG

    - "Pop-Art" ist eine Kunstrichtung, die per Definition nicht den Sprung in die Architektur geschafft hat (und es auch nicht schaffen konnte)

    Welcher Begriff wäre denn für diese bunte Siebziger-Architektur geeignet?


    Zitat von AeG

    - "sozialistischer Realismus" ist eine von verschiedenen Lagern genutzte Umschreibung bestimmter Rahmenbedingungen oder manchmal auch der Versuch einer Rechtfertigung. Bestimmte stilistische Merkmale besitzen Bauten dieser Ära eher zufällig. Diese Merkmale überschneiden sich auch mit anderen, tatsächlichen Architekturstilen.

    Das würde dann vielleicht immerhin zu den beiden ziemlich unterschiedlichen Bahnhöfen passen, die ich so gekennzeichnet habe...


    Zitat von AeG

    - Die Moderne und der "Modernismus" verhalten sich zueinander wie Feuer und Wasser (ich sag' nur: "Judäische Volksfront" vs. "Volksfront Judäas" :D). Ich vermute mal, dass Dir dieser Unterschied bisher nicht oder kaum bewußt war.

    Hier kann ich leider nicht folgen, zumal ich mich nicht in und mit Judäa auskenne.


    Zitat von AeG

    - Deine Einteilung wirkt an einigen Stellen leider sehr willkürlich und es erschließt sich einem nicht, weshalb Bauten mit ähnlichen Merkmalen und aus der gleichen Zeit stammend von Dir in vollkommen verschiedene Kategorien gesteckt werden. Ein Beispiel wäre Hallesches Tor/ Kottbusser Tor/ Schlesisches Tor/ Bülowstraße.

    Können zu gleicher Zeit nicht unterschiedliche Stile entstehen? Kottbusser Tor und Prinzenstr. haben mal ausgesehen wie Görlitzer Bhf. (lt. untergrundbahn.de "Siemens&Halske-Einheitsarchitektur"), wurden aber anders und recht langweilig wiederaufgebaut, weshalb ich sie grau gemacht habe. Bülowstr. kommt mir irgendwie historisierend vor, aber vielleicht täusche ich mich.


    Zitat von AeG

    - Der Bahnhof Wittenbergplatz (bzw. dessen oberirdischer Bereich) ist - auch wenn hier mehrfach anders geurteilt wurde - ein gutes Beispiel für den Jugendstil in Deutschland.

    Drinnen hängen alte Werbetafeln im Jugendstil, aber irgendwo habe ich gelesen, dass das Gebäude neoklassizistisch ist, was mir auch plausibel vorkam, aber ich lasse mich gern belehren.


    Zitat von AeG

    - Zum Alexanderplatz: Architektur beschränkt sich nicht auf den Aufbau und die Gestaltung einer klar umrissenen Wandfläche. Unter den Gesichtspunkten, die diesen Bahnhof sonst noch auszeichnen, ist er wohl alles andere als "uninteressant".

    Du meinst, er hätte einen Stern verdient?

  • Bezieht sich hierauf.


    Ich finde es auch manchmal schade, dass diese Bahnhofsgestaltungen verschwinden. Manchmal ist es irgednwie auch nicht ganz nachvollziehbar, weil eine originalgetreue Sanierung nicht wie eine große Herausforderung scheinen, z.B. Halemweg oder Rathaus Steglitz. Viele neu gestaltete/neue Bahhöfe sehen aus wie Badezimmer. Aber hier empfinde ich die Neugestaltung nicht als Verlust und diese Fliesen sind richtig schön und hochwertig. Erinnern an S-Bahnhof Anhalter Bahnhof und Potsdamer Platz, bis auf die Farben. Das Mosaik ist auch spannend. Vor allem mit dieser wechselnden Perspektive ist es auch noch kreativ. Ist auf beiden Seiten dasselbe Bild? Oder z.B. ein mal der Privatmensch (wie wir es auf den Bildern sehen) und ein mal als Kanzler mit Pickelhaube.


    Eine wirkliche Katastrophe ist der neue Walther-Schreiber-Platz. War vor der Sanierung schon lahm, und nun sieht er aus, wie ein Kohlebergwerk und wirklich unvollendet...Die ursprüngliche Planungen sahen anders aus.

  • ^

    Walther-Schreiber-Platz ist nur ein Provisorium, naja, die halten bekanntlich lange. Halemweg finde ich gelungen, insbesondere die Vorhalle.

  • Ja, finde Halemweg jetzt auch gut, aber den alten auch. Hätte man ohne großenn Aufwand wiedder so oder ähnlicher wieder herstellen können.


    Mit dem WSP ist natürlich erleichternd.

  • Das Problem mit der Sanierung der Bahnhöfe Bismarckstraße, Halemweg und Jakob-Kaiser-Platz war die exzessive Verwendung von

    furnierten Sperrholz-Platten. Das war ein Rümmler-Tick mit der Verwendung von Holz. Zur gleichen Zeit errichtete Bahnhöfe der Münchener U-Bahn (U1/8) verwendeten aus Brandschutzgründen bereits Eternit-Platten. Man hätte natürlich versuchen können, die Platten aus einem anderen Material zu ersetzen, aber es gab bei diesen Bahnhöfen keine Auflagen des Denkmalschutzes. Holz hat auch die unangenehme Eigenschaft, dass es bei Feuchtugkeit aufquillt und Vandalismus ist ein Thema für sich. Neuerdings, insbesondere in Frankreich, kommt aber die Verwendung von Holz in U-Bahnhöfen wieder in Mode.

  • Ich weiß nicht ob jemand es gesehen hat oder es mal berichtet wurde .


    Letztes Jahr wurde auf der ARD Mediathek die schönsten U Bahnhöfe Berlin präsentiert. Bzw. die Top 30. Deren Architektur und Jahrgang & Geschichte wird berichtet.


    Wenn jemand Interesse hat , kann es kostenlos anschauen. Dauer 89 min.


    Platz 1 ist der U Bhf Heidelberger Platz. ( Altbau)


    Meiner Meinung nach, wenn es um den modernen Bahnhof geht finde ich den U Bhf Märkisches Museum und von Alten bin ich auch der Meinung Heidelberger Platz. Ein sehr interessantes Video - Doku.


    Die 30 schönsten Berliner U-Bahnhöfe


    Wichtig: Das viedeo ist Nur noch bis zum 20.9.25 kostenlos verfügbar.

  • Das Problem mit der Sanierung der Bahnhöfe Bismarckstraße, Halemweg und Jakob-Kaiser-Platz war die exzessive Verwendung von

    furnierten Sperrholz-Platten.

    Schade ist halt, dass am Bahnhof Bismarckstraße mit dem Holz auch die Aluminiumverkleidung dran glauben musste. Dieser Bahnhof ist mit den grossflächigen Kacheln in Grün und Rot zwar wertig saniert worden aber ich persönlich fand das spacige Design mit Aluminiumpanelen und gelbgrüner Farbe cooler.

    Leider sind die Aluminumpanele aber wohl auch vandalismusanfâlliger...


    Einer meiner persönlichen Lieblingsbahnhöfe ist der Bahnhof Deutsche Oper. Eigentlich unscheinbar aber m.M.n. sind dort die schönsten Stahlstützen in Jugendstildesign erhalten.

  • Ja, auf dem Bahnhof Deutsche Oper sind noch die Kapitele an den Säulen erhalten geblieben. Allerletzte Anklänge an den Jugendstil sozusagen. Leider wurden sie auf anderen U-Bahnhöfen dieser Epoche entfernt. Ähnlich wie hier im Forum erwähnt, wurde insbesondere ab den 1920er Jahren damit begonnen, nicht nur die Stuck-Fassaden zu entsorgen. Die Gestaltung der gesamten Hochbahnstrecke in Kreuzberg war in den 1920ern verpönt als kitschige Auftragsarchitektur. Zu dieser Zeit musste die Hochbahn aus statischen Gründen bereits saniert werden und viele Elemente aus der Anfangszeit mussten dran glauben, z. B. die Portale des Bahnhofs Hallesches Tor von Cremer&Wolffenstein, glaube ich. Die Platten der Fahrbahn wurden erneuert, ursprünglich waren auch deren Geländer kunstvoller gestaltet. Durch notwendige Umbauten der 20er und 30er ist von den Bahnhöfen Warschauer Straße, Kottbusser Tor, Möckernbrücke und Hallesches Tor nichts mehr übrig. Beim Bahnhof Prinzenstraße wurde der untere Teil der Fenster verblecht. Es waren zuvor Typenbahnhöfe, bei denen man versuchte, durch Verzierungen etwas Abwechselung zu erzeugen.