Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“

  • Bisher weiß man ja noch gar nicht genau, was eigentlich der ausschlaggebende Terminkiller war, es fällt immer nur das Stichhwort Brandschutz. Der vorbeugende Brandschutz ist in den letzten Jahren in der Tat zu einer der größeren Herausforderungen im Hochbau geworden, vor allem bei den Projekten mit viel Publikumsverkehr (BER, Stuttgart 21, Hochhäuser). Die Planungen zu diesen beiden Großvorhaben hatten und haben u.a. die in Teilen völlige Neukonzeption des vorbeugenden Brandschutzes zu verarbeiten.Der Großbrand auf dem Düsseldorfer Flughafen am 11.4.1996, der wohl die weltweit größte Brandkatastrophe in einem Flughafengebäude war, hat in den beteiligten Kreisen ein mittleres Erdbeben ausgelöst, dessen Schockwellen auch BER erreicht haben dürften.


    Ergebnis der juristischen Aufarbeitung dieses Brandes, die wohl noch immer nicht beendet ist, war die völlige Überarbeitung der einschlägigen Regelwerke zum vorbeugenden Brandschutz, das bisherige Regelwerk hatte sich als ziemlich untauglich herausgestellt. Es hat schließlich Jahre gedauert, bis die einschlägigen Fachkreise sich auf neue Regeln geeinigt haben und diese in DIN-Normen, Richtlinien, Technischen Bestimmungen, Zertifizierung von Baustoffen, organisatorische Konzepte und schließlich Bauordnungen Eingang gefunden haben; teilweise ist dieser Prozess noch im Gange (z.B. sind die sog. TRStrab (BS) - technische Richtlinien für den Bau von Straßenbahnen, die z.B. den Brandschutz in U-Bahnhöfen regeln werden, noch nicht verabschiedet). Verschiedene Bau- und Brandkatastrophen (z.B. Bad Reichenhall, Kaprun) haben überdies verschärftes Augenmerk auf die strafrechtliche Verantwortlichkeit der Architekten, Sachverständigen und Mitarbeiter der Baubehörden gelenkt.


    Dieser mindestens ein Jahrzehnt dauernde Prozess bewirkt zweierlei: erstens müssen in Arbeit befindliche Projekte bis zur Abnahme dem jeweils gültigen Regelwerk, also dem Stand von Recht und Technik angepasst werden und zweitens ist kein Prüfsachverständiger, Brandschutzsachverständiger oder Baukontrolleur sonstwie Verantwortlicher mehr geneigt, irgendwelche Abweichungen hinzunehmen, wenn er dafür im Brandfall auch noch nach Jahren strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann. Daraus folgt: beim vorbeugenden Brandschutz gibts kein Pardon. Die Komplexität des Themas veranschaulicht nachstehendes Bildchen, das von der Bayr. Architektenkammer stammt:



    Wenn z.B. in irgendwelchen verdeckten Schächten in einer frühen Bauphase Kabel verlegt wurden, die nach neuen Regeln ein "veraltetes" Ummantelungsmaterial, d.h. eine gefährliche Brandlast enthalten, müssen sie komplett ersetzt werden. Eine besonders schwer zu beherrschende Materie ist die stockwerkübergreifende oder raumübergreifende Ausbreitung von Brandgasen und Rauch (in Düsseldorf hat keines der Opfer vermutlich auch nur ein Flämmchen gesehen, die sind alle erstickt oder vergiftet worden).Und wenn in einem derart komplexen Beziehungsgefelcht die Kommunikation der Verantwortlichen nicht gut funktioniert , kann es nur schiefgehen - wie in BER. Natürlich, das entschudligt nichts, aber erklärt vielleicht einiges.


    Ff. Diskussion habe ich nach dort verschoben.
    Bato

  • Replik der pg bbi

    Hallo,


    gemäß aktueller SPIEGEL-Printausgabe hat die "pg bbi" die Vorwürfe der Flughafengesellschaft in einer 99-seitigen Replik gekontert.
    Weiß jemand, ob man die irgendwo downloaden kann? Oder kann die jemand online stellen?


    VG
    Showertower

  • BBI wird wohl "größer"

    Laut aktuellen Presse-Artikeln, gibt es einige interessante Entwicklungen. So wird eine neue Luftverkehrsprognose erstellt und zudem werden gegenwärtig viele Optionen geprüft, die unter anderem von den zu erwartenden Verzögerungen und dem Finanzierungsspielraum abhängen werden:


    -Bei der Gepäckausgabe könnte es nun doch zusäzliche Förderbänder geben (evtl. auch unteriridisch, unter den neu gebauten Pavillons)
    -Eine Erweiterung des Terminals oder eine Ergänzung um Satelliten wird ebenfalls erwogen; letztere könnten entweder ebenerdig oder unterirdisch angebunden werden (die Brücken sind wohl vom Tisch)
    -Evtl. wird nun auch die alte Piste (zukünftige Nordbahn) früher saniert; rechtlich könnte es schwierig werden, denn die Flieger müssten dafür schon vor Schließung Tegels auf die zukünftige Südpiste ausweichen und zudem seien dort das LAN-Netzwerk und die Beleuchtung noch nicht voll funktionsfähig


    Auch eine (Teil-)Privatisierung der Flughafengesellschaft wird nun inwischen erstmals (laut) erwogen. So könnte auch die Zustimmung der EU-Kommission zu neuen Finanzierungsschritten einfacher fallen.


    http://www.morgenpost.de/flugh…paeckbaender-pruefen.html


    Es bleibt also weiterhin spannend. Amman klingt übrigens noch immer/ inzwischen wieder recht zuversichtlich. Ich finde es trotz des Desasters sehr positiv, dass man nun nicht den Kopf verliert sondern weiter an das Gelingen glaubt und die kritischen Punkte anpackt. Dass nun offensichtlich endlich auch die unangenehmen Bereiche offen an- und ausgesprochen werden, könnte zudem ein Zeichen sein, dass langsam (wieder) Ordnung rein kommt. Es ist mE zudem sinnvoll erst einmal keinen neuen Termin zu nennen bis sich dieser klar und logisch abzeichnet.

  • ^Mit Verlaub aber das ist für mich Zweckoptimismus. Die unentwegten Umplanungen sollen laut Presseberichten genau zu diesem "Chaos" gefürt haben, anstatt sich nun drauf zu konzentrieren - mit allen Kräften, bis zum letzten Mitarbeiter, ausnahmslos - diesen Flughafen endlich in einem betriebssicheren Zustand fertigzustellen wird schon wieder über Umplanungen diskutiert. Lernkurve streng monoton fallend. Zum Haare raufen!:Nieder:

  • BBI wird womöglich frühzeitig 1. Satelit erhalten

    Während ein neuer Eröffnungstermin weiter aussteht, wird nun schon die Erweiterung um den 1. Satelit geprüft der jährlich 7,5 Mio zusätzliche Passagiere aufnehmen soll. Die Kosten werden auf etwa 500 Mio geschätzt und müssen noch irgendwie finanziert (und auch ausgeplant) werden...


    Es muss auch entschieden werden, ob Checkins und Gepäckanlage im Hauptterminal entsprechend erweitert werden (dieses soll selber von 27 auf 30 Mio Passagiere erweitert werden) oder ob im Sateliten eigene kapazitäten geschaffenw erden sollen. Auf jedem Fall müsste für die Arbeiten am Sateliten das Rollfeld an einigen Stellen wieder aufgebrochen werden...


    Nötig wird das Ganze, weil die Entwicklung des Passagieraufkommens stark unterschätzt wurde. Inzwischen rechnet man in sieben Jahren mit 33 bis 38 Mio Passagieren pro Jahr. Ramsauer fordert deshalb, die fehlenden 10 Mio-Kapazität rechtzeitig zu gewährleisten.


    http://www.morgenpost.de/flugh…es-Terminal-bekommen.html

  • HAHA, ist das geil!


    Um die Kapazitäten zu erhöhen soll Tegel nun für bis zu 50Mio saniert werden (technisches, Parkplätze usw.) und der provisorische Terminal möglicherweise für bis zu 30Mio durch einen "richtigen" ersetzt wird.

  • Das finde ich gar nicht mal bedauerlich. Nach allem was öffentlich bekannt ist sind die Tegel-Gebäude im Kern solide und in gutem Zustand. Egal was für eine Nachnutzung es geben wird, es wäre sinnlose Wertvernichtung die Tegel-Gebäude abzureißen, das wird nicht geschehen. Und umgekehrt kann jede Nachnutzung nur davon profitieren wenn die Haustechnik generalüberholt wird, auch das neue Gebäude wird mit Sicherheit eine Nachnutzung finden. Gerade eine junge Gründerszene produzierender Unternehmen, an der es Berlin schmerzlich fehlt, braucht kostengünstige aber zeitgemäße Gebäude für die ersten Jahre.


    Ich kann mir gut vorstellen dass man den Fluggastterminal z.B. sehr flexibel umbauen könnte. Es handelt sich um sehr große Innenräume und Trockenmauern zur Neueinteulung sind schnell eingezogen (nur umgekehrt ist es schwieriger, wenn viele kleinere Räume durch massive und tragende Mauern abgeteilt sind). Und die langgezogene Front mit der Vorfahrtstraße ist ideal um separate Eingänge einzubauen.


    Die Architektur ist im Kern solide und kann mit einer Modernisierung durchaus wieder ähnlich "clean" und fortschrittlich wie zur Eröffnung dastehen. Gerade die aktuelle sog. "moderne" Architektur erinnert ja ungemein an die Architektur aus der Zeit der Erbauung des Flughafens (man muss sich natürlich Jahrzehnte von Verschleiß und Umbauten wegdenken). Das insgesamt sehr große Gelände ist ideales Bauland, vielfach ist ja auch schon Infrastruktur im Boden vorhanden. Selbst die Rollbahnen könnte man wohl als Unterbau von Straßen teilweise weiterverwenden. Investitionen in Tegel sind also mit Sicherheit gut angelegt, jetzt und für die Zukunft.

  • ^ Das klingt ja alles ganz fluffig, laut Artikel wird ein nicht geringer Teil der Gelder allerdings in Dinge fließen, die nicht wirklich nachhaltig sind (Terminal C, Ersatz C3, technische Eingreiftruppe, Parkplätze, Infobildschirme). Nichtsdestotrotz sind die Investitionen zu begrüßen, denn Tegel verdient Geld und sollte damit auch weiterhin wachsen können, bis BER in Betrieb geht.


    Investitionen in SXF halte ich dagegen für unnötig, der Flughafen hatte schon einmal weitaus mehr Passagiere, außerdem wird dort das Terminal D nach dem 4U-Abzug kaum noch benutzt.

  • Mehdorn wird Chef vom BER.... Auch wenn er von keinem geliebt werden wird, aber da haben sie sich einen ausgesucht, ders auch schaffen könnte, den Flughafen mal zu eröffnen. Zumindest hat er bewiesen in politischer Gemengelage (Bahn) und unter wirtschaftlichem Druck (Air Berlin) Entscheidungen zu treffen und erfolgreich durchzuziehen....


    http://www.spiegel.de/wirtscha…ughafenchef-a-887585.html

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  • "ßänk ju for häwing so matsch päischens wis auer ärport!"


    Na dann... vielleicht werden die neuen Satelliten gekürzt und die Decken des Terminals mit Gipskarton abgehängt, aber dafür öffnet BER rechtzeitig zur WM in Katar.


    Mal im Ernst: Mehdorn ist sicher kein Sympathieträger und bestimmt sehr umstritten, aber immerhin entscheidungsfreudig und ein Macher-Typ. Es gäbe da schlechtere Besetzungen für den Posten.

  • Zumindest hat er beweisen in politischer Gemengelage (Bahn) und unter wirtschaftlichem Druck (Air Berlin) Entscheidungen zu treffen und erfolgreich durchzuziehen....


    Naja, die Bah hat er mächtig gegen die Wand gefahren. Unter seinen Fehlentscheidungen wird das Unternehmen noch die nächsten zehen Jahre leiden. Die kurzfristigen wirtschaftlichen Erfolge kamen eben auch auf Kosten der Substanz zustande. Und wenn ich die Nachrichten richtig verfolgt habe, dann steht AirBerlin momentan auch alles andere als gut da.


    Ein Macher und Entscheider ist Mehdorn auf jeden Fall. Allerdings habe ich große Zweifel an der Zukunftsfähigkeit seiner Entscheidungen. Hoffen wir, dass er es diesmal nicht (noch weiter) vergeigt.

  • ^^ Jede Diskussion über/zu Mehdorn sprengt den Thread. Ich erlaube mir dennoch Dir folgenden Diskussionsbeitrag auf SPON zu Deiner Behauptung zu empfehlen. Es entspricht nicht nur meiner Meinung. Es stammt auch aus meiner Feder. Und wäre der Inhalt, den ich normalerweise auch hier posten würde, wenn es denn kein Architektur-Forum wäre....


    Da das hier eigentlich der Bauthread sein soll, habe ich die nachfolgende Diskussion dorthin verschoben.
    Bato

  • Laut MoPo lässt die Berlins FDP-Landeschef Martin Lindner vom wisschenschaftlichen Dienst des Bundestages prüfen, ob und in wiefern eine offenhatung Tegels juristisch durchführbar ist


    http://www.morgenpost.de/berli…des-Flughafens-Tegel.html


    Dabei geht es wohl darum festzustellen, welche arten der offenhaltugn denkbar sind --komplette offenhaltung oder nur Offenhaltung für die Flugebereitschaft---sowie die juristischen Grundlagen dafür. Von einer simplen aufhebung des wiederrrufs der Betriebsgenehmigung bis zu einem neuen Planfeststellungsverfahren.



    Ich bin mal gespannt, was raus kommt

  • Parallelbetrieb BER und TXL

    Der Tagesspiegel und die Berliner Zeitung berichten heute, dass laut einem Gutachten des Bundestages (!) der Parallelbetrieb von Tegel und Schönefeld möglich ist. Mehr dazu hier.


    Zum Thema BER und Bauen und Planen: Der Tagesspiegel hat vorgestern berichtet, dass die Klage zwischen BER und GMP Architekten ruht. Mehdorn arbeitet an einem Comeback der Architekten für sein "Sprint"-Programm. GMP äußerst sich nicht, hatte jedoch bereits im Februar bekundet, dass sie mitzögen, wenn das "Scharze-Peter-Spiel" aufhöre. Allerdings verzichtet (oder verschiebt) Meinhard von Gerkan z. Zt. auf die Veröffentlichung seines Buches "Black Box BER"....

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  • Offensichtlich ist es ja noch nicht bis zur FDP Fraktion durchgedrungen, dass es in diesem Lande eine Gewaltenteilung gibt und es nicht ihnen obliegt, die Entscheidungen eines Oberverwaltungsgerichts zu revidieren. Es ist vollkommen unerheblich was für manchen vielleicht 'denkbar' sei - die Rechtslage ist klar.

  • Umbau / Aufteilung Sprinkleranlage

    Laut airliners.de beginnen inzwischen erste Umbaumaßnahmen:


    BER-Umbau beginnt: Sprinkler-Anlage wird aufgeteilt - am 21.05.2013 bei airliners.de


    Demnach wird die zentrale Sprinkleranlage in drei separate Kreisläufe für Main Pier, Süd Pier und Nord Pier und damit auf 3 voneinander unabhängige Sprinklerzentralen (von denen 2 erst noch gebaut werden müssen) aufgeteilt... so wie es das zuständige Bauamt laut dem Bericht seit Jahren fordert.


    Damit soll die notwendige Redundanz geschaffen werden, die es erlaubt, beim Ausfall einer Sprinkleranlage vom benachbarten System aus einzuspeisen.

  • Einige kleine Updates gab es inzwischen (ich kann mich aber spontan nicht mehr an die Quellen erinnern):


    -Die Baustelle wurde "aufgeräumt": Viele Bauzäune und Container sind weg
    -Ein Springbrunnen wurde in Betrieb genommen damit wenigstens die Optik angenehmer wird (bei den hohen laufenden Kosten macht das wohl auch nichts mehr)


    -Zwischendurch hieß es ein Teil des Flughafens könne womöglich schon im Herbst 2013 eröffnen, nun ist ein Teilstart 2014 in der Diskussion (Mehdorn treibt diesen Plan voran)


    -Ansonsten wurde die Müggelsee-Route gerade vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg bestätigt. Ein neues Gutachten über die Umweltverträglichkeit sei nicht notwendig. Hier hab ich auch eine Quelle:


    http://www.focus.de/politik/de…gewiesen_aid_1015645.html

  • ^ Soso, ein BILD-Leser :D


    Naja, wenn man den "Artikel" anschaut, findet man ohne Ende Relativierungen und Zweifel...

    • "Wenn alles optimal läuft..."
    • "Brandschutz-Sachverständige halten eine Eröffnung vor Ende 2015 für weiterhin ausgeschlossen..."
    • "Vertreter der Gesellschafter Berlin, Land und Bund sind ebensfalls skeptisch..."
    • "... ein enormes Risiko ..."
    • usw.


    Andere Berliner Zeitungen melden (noch) nichts davon (BZ, Berliner Zeitung, Tagesspiegel), auch SPON nicht...


    Nach allen Erfahrungen glaube ich es erst, wenn BER tatsächlich eröffnet.