Quartier am Tacheles

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    Naja, meines Wissens ist die Passage komplett unterkellert und da ist es eigentlich völlig egal, ob das Pflaster das Oberflächenwasser in eine Retention auf der Kellerdecke leitet, oder dieses über versiegelte Flächen und Rinnen passiert. Bei Starkregen ist das natürlich von Vorteil, aber versickert wird dort nichts.

  • Ja die Passage ist komplett unterkellert.

    Darunter befindet sich ja der Rewe, Rossmann und die Tiefgarage.


    Herr Klatt spricht deshalb auch von einem 1,40 Meter tiefen Bodenaufbau, vermutlich gemessen ab Kellerdecke, als Speichervolumen. Das ist sicher vorteilhaft bei starkem Regen um Pfützen in der Passage zu verhindern.

  • Ich habe heute die fertige Tacheles-Passage zum ersten Mal durchquert und dabei einige Aufnahmen gemacht. Einige Details, wie die Gestaltung der Ladenfronten oder das Bruchsteinmaterial der Fassade gefallen mir sehr gut. Es ist einfach das lustlose Überziehen aller Fassadenflächen mit der gleichen Gestaltung, die ein Gefühl von Monotonie aufkommen lässt. Insbesondere der innere Platz mit dem "Dekagon" ist eine vertane Chance. Man hätte diese besondere Stelle mit einer anderen Fassadenvariante bespielen sollen, um den zentralen Raum hervorzuheben und den Gesamteindruck der Passage insgesamt aufzulockern.


    Vorerst nochmal ein Detail aus der alten Passage. Ich habe lange gerätselt, ob die Gestaltung der Brücke permanent ist oder ob sie noch von einem schützenden Blech umgeben ist, das später abmontiert wird. Ich hoffe Letzteres...


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    Hier der neue Teil:


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    Einmal editiert, zuletzt von maselzr ()

  • @ Orakel: Wenn Du Dich mit "Oktogon" auf die Öffnung in den Bildern 6 und 7 von DerBe beziehst – ich zähle zehn Ecken, es handelt sich also um ein Dekagon. ...

    Es ist von den umseitigen Gebäudeseiten her ein Oktagon und wird auf dem "Masterplan" auch als solches bezeichnet. Nur der "Betonkragen" am oberen Rand ist ein Dekagon. 🙂


    Bei meiner Erstbesichtigung heute fand ich die Passage gar nicht so schlecht. Der aktuell etwas monotone und sterile Eindruck wird sich noch deutlich ändern, wenn alle Läden in den EG eröffnet haben und viel hängt davon ab, was für Gastronomie dort kommt. Ein paar Cafés/Restaurants usw. mit Tischen und Stühlen draußen können das Ganze schon deutlich auflockern und bereichern.


    Die herabhängenden Grünpflanzen finde ich durchaus eine gute Idee und hoffentlich dürfen sie sich noch etwas ausbreiten. Auch die hängenden Lampen sind für mich ok. Auf dem Oktagon-Platz hätte man evtl. noch einen zweiten Baum pflanzen können. Aber der eine wächst ja mit der Zeit.


    Ein endgültiges Urteil kann sich man erst bilden, wenn wirklich alles fertig ist, aber zum jetzigen Zeitpunkt würde ich zu einem "voll befriedigend" tendieren.


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  • Ich habe mir die Passage nun auch mal angeguckt und muss sagen, dass der fehlende untere Abschluss der Lisenen sehr schade ist. Konstruktiv und auch optisch muss da einfach noch was hin. Es gibt ja darunter auch noch diese Betonsäulen zwischen den Fensterfronten, die so oben ohne Abschluss sind. Das sieht irgendwie unsinnig aus.


    Das Oro wirkt unglücklich geraten. Da gibt es an der ganzen Strassenseite diese Fugen, immer in der gleichen Lage unter den Fenstern, die man leider nicht nur bei Streiflicht gut sehen kann. Sieht nach einem frühen Baumangel aus und bleibt hoffentlich nicht so. Auch das Nachbargebäude mit dem gleichen Fassadenmaterial allerdings mit versetzter Anordnung passt nicht so richtig. Schade.


    Ansonsten wirkt aber vieles sehr hochwertig und die Passage mit dem historischen Portal ist bestimmt eine architektonische Bereicherung.

  • ^ Kleine Korrektur. Konstruktiv fehlt dar gar nichts. Man mag das aus ästhetischen Gründen monieren, baukonstruktiv passt das. Diese Lisenen müssen ja keine Kräfte nach unten leiten. Mir persönlich gefällt dieser Überstand über dem EG ganz gut und zum Glück wurde die nicht bis zum Biden gezogen. Somit gibt es eine klare Differenzierung. Erdgeschoss und Fassade

    2 Mal editiert, zuletzt von DerBe ()

  • Stimmt, das Problem ist eher optisch.


    Unten gibt es Betonstützen, die aber nichts tragen und darüber gibt es die gemauert aussehenden Lisenen, die nirgends aufliegen.

  • So, ich war gestern auch dort und konnte mir einen eigenen Eindruck von der Passage machen. Dieser war leider etwas ernüchternd. Sie ist nicht schlecht, aber gemessen an meinen offenbar zu hohen Erwartungen doch eine kleine Enttäuschung. V.a. scheint sie mir zu eng zu sein, wodurch man nicht den Eindruck hat, unter freiem Himmel zu gehen. Eher fühlt man sich wie in einer Shoppingmall. Zudem wirkt die Einheitlichkeit der immer wiederkehrenden Stilelemente doch etwas steril. Ein wenig wird sich das verbessern, wenn alle Läden belegt sind und die Passage mehr frequentiert sein wird.

    Insgesamt fühle ich mich ein wenig an das Hackesche Quartiert erinnert, das ich ebenfalls mit Vorfreude und, wie sich herausstellte, zu hohen Erwartungen begleitet hatte. Denn als es fertig war, blieb das Quartier eigentümlich matt, hob sozusagen nie richtig ab und hatte jahrelang mit Leerständen zu kämpfen. Hier ist die städtische Lage noch einmal deutlich besser, das wird also aller Wahrscheinlichkeit nicht eintreffen. Aber undenkbar ist das für mich nicht mehr.


    Hier noch ein Blick in den großzügigeren und in diesem Sinne attraktiveren Aaron-Bernstein-Platz (er ist noch nicht frei zugänglich).


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    (Bilder von mir, gemeinfrei.)

  • Mich erinnert das Spiel der Linien an Fassade/ Lisenen/ Säulen und Drähten/ Lampen spontan an Stalaktiten und Stalagmiten. Insgesamt fühlt es sich daher für mich ein wenig wie ein steinerner Talkessel oder fast schon eine Art Höhle an (klar ohne Decke kann es keine echte Höhle sein sein). Die Struktur der gebrochenen Steine unterstützt dieses an sich durchaus reizvolle rustikale Bild.


    Allerdings fehlt mir hier etwas eingestreutes Grün wie Moose, Flechten, Sukkulenten, ggf auch Kletterpflanzen etc wie man es von gelungenen Fassaden- und Dachbegrünungen kennt. Es müsste ja nicht gleich flächendeckend sein, könnte den in seiner Monotonie etwas zu streng-steinernen Kessel aber auch schon situativ etwas lockerer, organischer und somit insgesamt lebensfreundlicher wirken lassen (Licht- und Wasserspiele an den Lisenen wären auch cool, aber auch energieaufwändig). So wird man im übertragenen Sinne ja fast schon von einer Steinlawine erschlagen.


    Klar wird die Monotonie auch noch durch Geschäfte und Geschäftigkeit abgedämpft werden. Aber auch dann bleibt es für mich eher ein Konsum-Kessel als ein rundum einladendes urbanes Biotop.

  • Mir gefällt das alles recht gut. Teilweise entsteht da glaube ich ein richtiges kleines Wunderland mit den Designer-Fassaden und Dschungelelementen.


    Die Gassen dazwischen haben entgegen meiner Erwartung etwas von Stadtstraßen, was ich sehr schön finde, da Berlin von solchen krummen, nicht allzu breiten Straßen – im Gegensatz zu z.B. Hamburg – nicht so viele hat.

    Vielleicht entwickelt man da künftig Innenhöfe noch mehr in die Richtung, so dass im Ergebnis ein veritables Netz aus diesen kleinen Gassen, unterbrochen von den Magistralen, entsteht (Die Entwicklung an der Neuen Schönhauser Straße macht mich dahingehend auch gespannt).

  • Das Fassadenmuster in der Passage wirkt viel zu homogen. Wenn man von der Erdgeschosszone absieht, gibt es nur ein einziges Fassadenmuster, welches wiederum aus einem einzigen Gestaltungselement besteht. Mehr gestalterische Vielfalt hätte der Passage sicherlich gut getan.


    Man hätte das vorhandene Fassadenmuster mit einem zweiten Fassademuster abwechseln können, so dass unterschiedliche Fassadenabschnitte in der Passage entstehen. Die Vielfalt wäre aus der Einteilung in verschiedene Abschnitte entstanden.


    Eine andere Idee wäre gewesen, dass einzelne Fassadenelement mit einem zweiten oder dritten Fassadenelement zu kombinieren. Diese Kombination aus mehreren Fassadenelementen kann man dann über die gesamte Länge der Passage durchziehen, Ein Einteilen in Abschnitte ist dann nicht mehr notwendig, weil die Fassade von Grund auf vielfältiger wirkt.


    Mit wenig zusätzlichem Aufwand hätte man aus der Passage deutlich mehr rausholen können. Fairerweise muss man einräumen, dass es vielleicht gar keine gestalterischen Gründe waren, sondern der finanzielle Rahmen den Ausschlag gegeben hat. Man weiß es leider nicht.

  • Beim "Vert" in der Johannisstraße fallen die Gerüste. Für so ein hochpreisiges Projekt ist die Ausführung der Putzarbeiten unbefriedigend, sieht bei näherer Betrachtung zudem aus wie DDR-Kratzputz. Die Balkonbrüstungen aus Maschendraht wirken billig.

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    Passage, kurz bevor das Unwetter über uns nieder ging.

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    Alle Bilder von mir (c) Betonkopf

  • ^ danke! Das Vert in der Johannisstraße hatte ich mir auch schon näher angeschaut und bin zwiegespalten.


    Ja, der schlammgraue/beige Putz erinnert an abgestuckte Altbauten, andererseits passt er nach Berlin und farblich durchaus auch in die Straße. Billg sieht es m. E. nicht unbedingt aus. Die gewellte Fassade mit gestaffelten Obergeschossen gefällt mir, die schrägen Fensterlaibungen sind ganz interessant. Die Maschendrahtbrüstungen hingegen sind gewöhnungsbedürftig. Der Gesamteindruck wirkt einserseits irgendwie nicht stimmig, andererseits hat er was. ich empfinde das Haus durchaus als einen Hingucker. In diesem Bild aus Dexters Beitrag wirkt es auf mich heller und freundlicher.


    Ich warte mit meinem finalen Urteil mal ab, bis die gesamte Straßenfront fertig ist.

  • Ja, der schlammgraue/beige Putz erinnert an abgestuckte Altbauten

    Mich erinnert das Vert eher an einen postmodernen IBA87-Bau, der mal einen neuen Anstrich bräuchte. Die geschwungene Fassade gefällt mir eigentlich ganz gut, aber wegen der nicht mitschwingenden, irgendwie hineingestanzten Fenster wirkt es – gemessen an den fabulösen Quadratmeter-Preisen – ein wenig billig gemacht.

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Tippfehler korrigiert.

  • Eine etwas gewagte Assoziation, vielleicht, aber auf mich wirkt das Vert so, als ob Herzog & de Meuron sich an die barocke Dynamisierung der Fassaden inspiriert hätten, wie sie besonders eindrucksvoll Francesco Borromini in der Kirche "San Carlo all Quattro Fontane" in Rom gewagt hat. Der Clou wäre, dass es sich hier um die Barockisierung eines biederen deutschen Mehrfamilienhauses aus den 50er oder 60er Jahren handelte. Das würde die von Betonkopf monierten, auffallend billigen Merkmale erklären und entspräche im Übrigen jener besonders von Boris Groys ausgearbeiteten Kulturökonomie, bei der es in Kunst und Hochkultur stets darum geht, abgewertete, trashige, banale, "profane" Zeichen (hier: billige, öde, maschendrahtartige Balkonbrüstungen, biederer Putz, triste Farbe etc,) und valorisierte, "hohe" Zeichen (barocke Dynamisierung der Fassade, Spitzenlage) zu verbinden.

  • ^^^^ Von ganzen Style am Tacheles finde ich fast alles schön bis auf die Johannistrasse das eine Gebäude. Finde die Farbe wirkt bisschen älter das Gebäude und die Balkonen & Fenster passen nicht zu diesen Projekt. Man könnte Beim 1 Blick Denken, dass das Gebäude Saniert wurde und es kein Neubau ist. Echt enttäuschend.

  • Noch ein paar Aufnahmen


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    Das doch etwas blass geratene Gebäude mit einem kleinen Fehler in der Putzfassade (weiter unten ist noch einer)


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    Die gebogene Form ist sicherlich ganz gelungen, aber die Putzfassade entwertet diese Millionärswohnungen (as per Architektenkind)




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    Innenhof bzw. Passage



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    Früher war eine Tür ein Stück Holz, heute sieht das schon sehr nach Hightech aus vor allen an der Verbindung.


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    Und noch ein Blick auf das Türmchen


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  • Kleines Update zum Vert in der Johanisstr. Je mehr man von der Fassade sieht, desto besser gefällt sie mir. Bis auf die schlecht ausgeführten Putzstellen. Die sind wirklich ärgerlich.


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    meine bilder

  • Ich verstehe einfach nicht, wie man sich in einer baumlosen Straße in einer Stadt mit vielen grauen (Winter-)tagen für ein verrußtes Mausgrau entscheiden kann. Wirklich alles wäre besser gewesen, aber wenigstens mit einem strahlenden weiß oder einem mediterranen Beige wäre man auf Nummer sicher…

  • ^ Vor Ort hab ich das gar nicht als so schlimm empfunden. Vor dem zurückgesetzen Teil des Gebäudekomplex sollen, laut Plan, ja noch Bäume gepflanzt werden. Beim betrachten der Bilder kann ich aber nachvollziehen, warum die Putzfassade überwiegend auf Ablehnung stößt.

    Einmal editiert, zuletzt von DerBe ()