Quartier am Tacheles

  • Auch ein Rücken kann entzücken, deshalb fang ich mal von hinten an.


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    An der Ziegelstraße gibt’s noch jede Menge Gerüste, allerdings wurde hier auch heute fleißig gewerkelt.


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    Die Plastizität der Fassaden lässt sich schon gut erkennen.


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    Die Fensterelemente werden hier mit weiterem Abstand von der Straße mit zunehmenden Winkel nach innen gestellt.


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    So wirkt das Oro vom Gehweg aus.


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    Es sind noch nicht alle Fester gesetzt, man beginnt jetzt aber die Fassade zu mauern. Der Stein hat eine ähnlich rauhe Oberfläche wie beim benachbarten Gebäudeflügel und am Torhaus in der Friedrichstraße, ist aber kleiner.


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    Von der Farbigkeit und Materialität wirkte das auf mich erschreckend eintönig. Es wird halt unglaublich viel verdammt gleich…


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  • Es wirkt auf den Bildern tatsächlich sehr klinisch und riecht dadurch einfach zu sehr nach Investorenarchitektur. Auch wenn man es mit denn Klinkern mit Strukturen ja versucht hat, so hätte hier mehr Farbigkeit gewagt werden müssen. Insgesamt hätte hier eine klassischere Architektur der durch das Oro an sich spannenden Konzeption gut getan. So war es auf den ersten Skizzen ja auch zunächst dargestellt, wenn Google mich da nicht täuscht. Im Endeffekt stehen dort nun die üblichen strengen (Raster-)Fassaden, die mit so etwas hier eben nicht konkurrieren können, wenn es um die Gestaltung eines sinnlichen Stadtraums oder Verweilortes geht.

    Quelle: GuD Planungsgesellschaft für Ingenieurbau mbH

    Quelle: Congress for the new Urbanism


    Ich habe das Projekt nicht mehr ganz vor Augen. Falls hier irgendwas falsch dargestellt ist, dann korrigiert mich gerne ;)

  • Zum Glück ist dieser Walt Disney Schmonz (New Urbanism), für die es naürlich auch Investoren gebraucht hätte, an uns vorbei gegangen. Furchtbare, rückwärtsgewandte Architektur.

    Für das jetzt umgesetzte Projekt bin ich optimistisch. Die Vielfalt der Farben und Fassaden lassen einen spannenden umbauten Raum erwarten.

  • Was genau ist daran rückwärtsgewandt?


    Die europäische Architekturgeschichte ist die Geschichte permanenter Rückgriffe auf die Vergangenheit. Von Renaissance über Gründerzeit bis Postmoderne.

  • Die Altbauten gammeln leider immer noch vor sich hin wie mir scheint. Ansonsten würde ich empfehlen über DerBes Stöckchen nicht drüber zu springen. Diese Verunglimpfung der Planskizzen von damals ist in meinen Augen wieder mit den üblichen plumpen Allgemeinplätzen gespickt und eine reine Geschmacksäußerung, die man teilen kann, aber ganz sicher nicht muss.

  • Nun, ich war dann wohl nicht der Einzige, der diesen Schmonz, an dieser Stelle nicht errichtet hat sehn wollen. Kein Investor, kein verantwortlicher Politiker, noch nicht einmal eine Bürgerini. Und das ist in meinen Augen auch ganz gut so.


    Wenden wir uns doch lieber dem zu, was da heuer tatsächlich gebaut wird.

  • Wie kommt man zu dieser Einschätzung?
    Ich wiederhole meinen Beitrag von vor einiger Zeit:


    1. Maximale Diversität die völlig Zusammenhanglos zur Umgebung wie ein Raumschiff in die Friedrichsstraße geknallt wurde, mit dem Kardinalfehler möglichst "sich abheben zu wollen"! Das ist leider im schlechtesten aller Sinne gelungen

    2. Büro-Architektur zur Friedrichsstraße hin

    3. Das Oro als Lichtblick hat weder spannende Farben zu bieten, noch das Gebäude auf der Friedrichsstraße - der 70ér Retro Look des Gebäudes Links vom Oro ist irgendendwie cool - aber passt hier ja ebenfalls nicht im geringsten hin.

    4. Die Passage hat aufgrund Ihrer Historie einen Bezug zu den 20érn Architektonisch aufgreifen können.

    5. Die Aufenthaltsqualität wird speziell in dieser sehr windanfälligen und kalten, engen Passage in etwa 0 sein.


    Die Chancen die ich noch sehe sind. Das Oro wird ein Hingucker und der alte Teil des Tacheles harmoniert mit dem Teil des Oro, wenngleich da ja auch ein STück Bürogebäude-Architektur der langweiligsten Art dazwischen hängt.

    Wo sind jetzt hier eigentlich die üblichen Stimmen, dass das Frau Lüschers Werk ist? Ist es nicht ein ums andere Mal der Versuch, dass Investoren versuchen die Politik und den Bürger zu täuschen um auf Basis großartiger Websites und 3D Renderbeschiss (sorry) völlig etwas anderes zu suggerieren als am Ende geliefert wird?


    Das wird mir hier im Forum, ob Hochhaus oder nicht, viel zu selten kritisiert. Die Investoren werden geschont und das Politik-Bashing ergötzt man sich in ständig wiederholenden Phrasen, weil man die eigene politische Meinung nicht repräsentiert sieht. Das alleine wäre es schon Wert, ein wenig Selbstkritik einfließen zu lassen. Was ist das überhaupt für eine Meinung die hier immer wieder Investoren und die Immobilienblase immer wieder völlig einseitg in Schutz nimmt. Sollten wir mal Off-Topic im Blick behalten. Das ist ja nicht im Interesse der Allgemeinheit - im Gegenteil!


    Die Investoren müssten mit hohen Vertragsstrafen rechnen - das wäre Aufgabe von Politik und die Immobilienbranche muss man - von mir aus gerne auch mit viel härteren Gesetzen - an Ihre Verantwortung an Gesellschaft und Stadtbild erinnern.

    Und letzter Satz und damit zur Architektur! Warum hält sich ein Bauherr beim Forum Museumsinsel an seine Planung und die versprochene Architektur bei gleichem Senat, während man in der Friedrichstraße quasi einen Investor erlebt, der dort ein Ensemble realisiert, dass weit hinter all den geschürten Erwartungen zurückbleibt. Ein Fake auf Kosten der Stadt Berlin.

  • "Disneyland" etc. sind rückwärdtsgewandte Floskeln, mit denen man schon vor 20 Jahren um sich geworfen hat, als es noch um die Reko des Schlosses oder Patzschke-Neubauten (wie auch diesem Entwurf) ging. Inzwischen eigentlich nur noch selten zu hören, sodass die Verwendung schon einen stimmungsmachenden Beigeschmack hat.


    Obs allein die geschmackliche Entscheidung der Investoren oder eher eine finanzielle war oder an Vorgaben der Adimistration und Wettebwerben lag, sei mal dahingestellt. Bin so oder so gespannt, wenns fertig ist. Es ist ja nicht schlecht oder banal, wie das Ding auf der Fischerinsel.


    Schader finde ich, dass die Altbauten offenbar übergangen wurden, wie Dunkle_ich erwähnt. Hätte der Investor ja noch gleich mitkaufen können :D.

  • Man hätte natürlich für die Alternativen Entwürfe auf ne hochwertige Umsetzung hoffen müssen. Es sieht für mich auch bei GuD und new Urbanism eher, erstaunlich nach KMA aus als nach Disney - klassisch halt wär mir aber auch zu großspurig für die Ecke so richtig gepasst hätte das hier m.M.n. auch nicht wirklich. Rückwärtsgewandt ist für mich aber der Klobige Kram aus ner Mischung aus 60er Jahre Legebatterie und billiger 80er Jahre Postmoderne hier genauso.

    Schön würd ich das Ergebnis jetzt hier auch nicht nennen. Besonders an der Oranienburger Straße - sehen die Fassaden mit ihrer Verkleidung hässlich und unpassend für das altbauliche Umfeld aus. Der Bau mit der Grünlichen Natursteinfassade und den Triglyphen unter dem Sims wirkt noch ganz interessant - reist aber mit den fingerbreiten Fugen und den Kunstofffenstern alles ins Lächerliche und Billige - der Nachbarbau sieht aus wie n Parkhaus mit ner
    Plasmabildschirmausstellung und ans Oro setzt man noch mal ne Ziegelverkleidung die den Bau wirken lässt als wär sie Teil ner unverputzte LPG Mastanlage das sah schon bei der Rasterfassade besch… aus. da wartet man ja förmlich aufs WDVS - wenn das zeitgemäß gestaltet ist dann lieber Disney. . Ich rechne nicht sonderlich mit viel Erfolg für dieses Projekt - und es wird auch längst nicht so ansehnlich werden wie das Museumsquartier / man sieht ihm die knallharte Kalkulation und die Lieblose Gestaltung wie ich finde jetzt schon an. Das wär vielleicht noch n Upgrade für die Heidestrasse oder den Bahnhof - hier fällts zur Qualität seiner Umgebung eher nach unten.

  • Furchtbare, rückwärtsgewandte Architektur.

    Rückwärtsgewandt ist deine Intoleranz gegenüber anderen Architekturstilen.


    Eine Weltstadt wie Berlin lebt vom Stilmix. Und da gehört der New Urbanism genauso dazu wie das Bauhaus. Die Kunst besteht darin, die verschiedenen - sich manchmal sogar widersprechenden Architekturstile - unter einen Hut zu bringen. In einer großen Stadt wie Berlin dürfte dafür genug Platz sein.

  • Man kann das natürlich schön finden, aber die Entscheidung so dort nicht zu bauen, sollte einfach akzeptiert werden. Dies ständige "alles hätte so schön sein können, wäre nicht dies und das gewesen...", hilft einfach nicht weiter. Schon gar nicht, wenn mal wieder irgendwelche gemalten oder retuschierten Bilder, als Vorbild gezeigt werden, die nur ein wages Abbild dessen bieten, was tatsächlich war oder hätte sein könnten.


    Und das alles bevor die Gebäude überhauptfertig sind. Ermüdend...

  • Architektur-Fan:

    Du schreibst: "Rückwärtsgewandt ist deine Intoleranz gegenüber anderen Architekturstilen"


    Wenn dem so wäre, wäre der Gipfel an Rückwärtsgewandtheit das Bauhaus und die nachfolgende Moderne. Denn keine Architekturbewegung war so konsequent intolerant gegenüber Orts-Bezügen und Zeit-Bezügen wie diese. Man denke Beispiel an den Plan Voisin von LeCorbusier (Link).


    Diese Verweigerung von Bezügen, diese nahezu totalitäre Brutalität im Umgang mit Ort und Zeit, ist übrigens echt einzigartig in der Architekturgeschichte. Und aus meiner Sicht die Wurzel für die Umstrittenheit dieser Bewegung.

  • Es sieht für mich bei new Urbanism eher, erstaunlich nach KMA aus als nach Disney - klassisch halt wär mir aber auch zu großspurig für die Ecke so richtig gepasst hätte das hier m.M.n. auch nicht wirklich.

    Daran musste ich auch denken. Maßgabe war Haussman aber am Ende ist Stalin-Allee rausgekommen. Upsi...


    Ich hätte das an der Stelle auch überhaupt nicht passen gefunden. Disneyland mag vielleicht ein zu hartes Urteil sein, aber kitschig wirkt es allemal.


    Ich finde, es ist noch viel zu viel Baustelle, selbst um die Wirkung von Einzelgebäuden abschätzen zu können, aber was man bisher erkennen kann, gefällt mir gut. Auch das Portal an der Friedrichstraße, welches vor Ort viel eindrucksvoller wirkt, als es auf Fotos rüberkommt.

  • , aber die Entscheidung so dort nicht zu bauen, sollte einfach akzeptiert werden.

    .. und das bestimmst du, was akzeptiert werden soll?


    Im Thread zur Fischerinsel weichst du meiner Frage aus (Stichwort: "Was ist deine Vorstellung von Stadt?) Und in diesem Thread antwortest du anstelle von DerBe, der hier mit der Rückwärtsgewandtheit-Keule um sich schwingt.


    Im Übrigen kann ich mit den bisherigen Ergebnissen sehr gut leben, da aus meiner Sicht vor allem das Oro wichtig ist, das ja noch nicht entkleidet ist.

  • Die Investoren werden geschont und das Politik-Bashing ergötzt man sich

    Die Politik wäre aber die Instanz, die die Interessen der Stadtbewohner gegenüber Investoren zu vertreten hätten. Es gibt hier gegensätzliche Interessen: Ein attraktives Lebensumfeld und Profitmaximierung. Man kann die Investoren nicht dafür kritisieren, wenn sie ihre Interessen durchdrücken, weil die Politik es ihnen leichtmacht oder sie sogar dabei unterstützt.


    Diese Verweigerung von Bezügen, diese nahezu totalitäre Brutalität im Umgang mit Ort und Zeit, ist übrigens echt einzigartig in der Architekturgeschichte. Und aus meiner Sicht die Wurzel für die Umstrittenheit dieser Bewegung.

    Dazu kommt der schlichte Wunsch, als Mensch nicht Teil einer Tabellenkalkulation zu werden. Es scheint heutzutage so viel Zeit für die Kostenkalkulation draufzugehen, dass man anschließend die Excel-Tabelle einfach für den Entwurf übernimmt. So auch hier. Gut, das Ganze dann hier und da noch ein bisschen geneigt oder verformt plus winzige Details, die man erst bei genauer Betrachtung entdeckt. Na warten wir mal auf die Fertigstellung, der bessere Teil steht ja noch aus. Aber dass das insgesamt kein gelungenes Projekt wird, steht in meinen Augen nach dieser neuerlichen Rasterorgie fest. Eine weitere riesige vertane Chance in zentraler Lage (MIchels Unfug Nummer 325)...

  • Aber ich würde mich gerne über die Architektur unterhalten. Ich hatte ja bereits geschrieben, dass ich mit den bisherigen Ergebnissen gut leben kann. Worüber ich gerne diskutiern würde, ist diese Aussage:

    Die Vielfalt der Farben und Fassaden lassen einen spannenden umbauten Raum erwarten.

    Bei den Fassaden gehe ich grundsätzlich mit, da es tatsächlich unterschiedliche Gestaltungsmuster gibt, wie z.B. abgerundete Ecken oder auch kantigere Muster. Anders sieht es bei den Farben aus. Die Fassaden sind in einem sehr kleinen Spektrum von grau bis weiß gehalten. Eine Vielfalt an Farben kann ich jedenfalls nicht erkennen.


    Textteil gelöscht, da er sich auf einen Beitrag bezog, der in den Papierkorb verschoben wurde.

  • Architektur-Fan

    ... nur erscheint es mir besser hier im Strang beim Thema zu bleiben Du kannst ja gerne Fragen zur allemeinen Vorstellungsfähigkeit von Stadt einzelner Foristen stellen, nur ist das besser in der Lounge aufgehoben.

    Was hier angesprochen wurde, dass die Einkaufsgalerie wie von einem anderen Stern an diesen Platz abgeworfen scheint .... kann ich so nicht nachvollziehen. Die Architektur sowohl von Chipperfield als auch die etwas streng gegliederte in der Friedrichstrasse passen sehr gut zur schon vorhandenen Bebauung sowohl der Älteren als auch der neueren Gebäude. Im übrigen verhielt es sich zur Entstehungszeit der ersten Galerie wohl ähnlich was den Eindruck eines reingedrückten Fremdkörpers betrifft. Die Architektur war schon recht eigentümlich, ich erinnere mich an einige hier gezeigten Fotos des Inneren. Und wenn man wollte könnte man auch argumentieren, dass sich diese in keinster Weise mit der Architektur und Sozialstruktur des damaligen Scheunenviertels arrangierte. Aber das ist Grosztadt, das ist Friktion, daraus entsteht wieder etwas aufregendes Neues. Bei der Farbwahl bin ich auch der Meinung, das hätte was akzentuierter ausfallen können.

  • Eine ernstgemeinte Frage (ohne jetzt eine große Diskussion noch weiter befeuern zu wollen, ich meine das wirklich ernst): Warum findet ihr die alten Entwürfe kitschig? Was verbindet ihr überhaupt mit Kitsch? Disney verstehe ich: Bunte Schlösser die ein billiger Abklatsch der ursprünglichen Realität sind in einem Satz gesagt. Das sehe ich aber in den alten Entwürfen in keinster Weise...

  • ... die ersten Entwürfe dieser Art poppten ungefähr Mitte der 90er Jahre auf. Ich glaube zur gleichen Zeit wie die sehr ansprechenden ersten Entwürfe für die amerikanische Botschaft am Pariser Platz. Meiner Erinnerung nach war es auch ein Architekturbüro aus San Francisco, das hier wirklich alle Register der Spätzeit der Postmoderne gezogen hat. Seinerzeit war ich völlig von den Socken, diese überbordende Ornamentalität, trotzdem Leichtigkeit und eine Verheissung einer nichtgekannten Urbanität.

    Mit der Zeit (2000-heute), zeigte sich was in Berlin baubar ist, was gewünscht ist, was Bauvorschriften und Gestaltungssatzungen noch ermöglichen. Herausgekommen ist diese Langeweile, die sich in endlosen Lisenen und Rastern ergötzende Architektur, die wahrlich und zu Recht kritisiert ist aber letztendlich doch zu einem mit Berlin identifizierbaren Stil geworden ist.

    Es ist halt sehr schwierig heute diese Art von Architektur umzusetzen. Sie hat ihre Zeit gehabt, in Berlin sind nur sehr wenige wirkliche Bauvorhaben dieses Stils umgesetzt worden, darunter einige IBA-Bauten von 1987.

    Ich denke, dass dies auch eine Frage des Zeitgeistes ist. Die Patzschke-Brüder versuchen es bis heute und werden zurecht ob ihrer gequetschten Belle-Etage oder der Wahl des Fassadenmaterials kritisiert. Andere bedienen sich eines für Berlin emblematischeren Stils, des Art Deco, wählen noble Materialien und sind erfolgreich. Wie Chipperfield, Nöfer, Kollhoff oder Langhof.