Der Vergleich von Städten wie Amsterdam oder Kopenhagen mit Düsseldorf hinkt in etwa so gewaltig, als wenn man die NRW-Landeshauptstadt mit London oder Paris vergleichen wollte. Die Niederlande und Skandinavien haben eine völlig andere Einstellung zum Fahrrad als das Gros der Düsseldorfer. London und Paris haben im Vergleich zu D-Town Unmengen mehr an Platz, den sie Fahrrädern einräumen könnten - außerdem verfügen sie über ein hervorragendes Tube- und Metro-System, mit dem wir hier auch nicht ansatzweise mithalten können.
Das Grundproblem von Düsseldorf: Pendler aus zum Teil weit entfernten Städten wie Essen, Duisburg, Krefeld, Mönchengladbach, Neuss, Dormagen und dem gesamten Kreis Mettmann, die pro einfache Strecke locker 20-30 km oder mehr fahren müssen. Mit Ausnahme von Essen und Duisburg, die sehr häufige Regionalexpressverbindungen nach D'dorf anbieten, müssen die Pendler aus anderen Städten teilweise Takte von 30 Minuten und mehr hinnehmen. Fällt ein Zug aus, wartet man auch gerne mal 60 Minuten auf den nächsten. Die S 11 in den Neusser Süden braucht lange, viele Vororte von Neuss liegen nicht an der Bahnstrecke, die Zubringerbusse sind eine Katastrophe. Und auch hier: Maximal alle 20 Minuten eine Bahn. Noch schlimmer dran sind Leute aus Solingen, Hilden oder Haan. Von Wuppertal ganz zu schweigen - auf der Trasse des RE 4 bzw. RE 13 verkehren nach wie vor nur alle 30 Min. REs, und zwar mit einer einzigen Wageneinheit, die natürlich morgens und nachmittags komplett überfüllt ist. Wieso wird hier nicht wenigstens in Doppeltraktion gefahren? Auch die S 8 verkehrt immer mal wieder mit einem Wagen - in Corona-Zeiten eine Unverschämtheit.
Wer sollte da dauerhaft auf den ÖPNV umsteigen? Zumal ja nicht alle Pendler zum Hbf wollen, dann also innerhalb Düsseldorf nochmal umsteigen müssen, eventuell sogar mehrmals. Die Fahrzeit mit Bus und Bahn liegt in der Regel doppelt bis dreimal so hoch wie mit dem Auto, trotz Stau.
Fazit: Man müsste den ÖPNV vom Takt her mindestens verdoppeln - also etwa auf allen S-Bahnstrecken alle 10 Minuten fahren. Gleiches gilt für die "Fern-"Busse auf der Corneliusstraße. Die haben einen viel zu geringen Takt, um attraktiv zu sein. Heute nachmittag fuhr ein SB 50 neben mir her, in dem nur 2 Fahrgäste saßen!
Die Idee, diese Pendler zum Umstieg auf das Rad zu bewegen, ist angesichts der topographischen Verhältnisse im Bergischen kompletter Irrsinn. Man hat es eben jahrzehntelang verpennt, den ÖPNV in der Region zu verbessern, das fällt einem nun auf die Füße. So etwas kann 10-20 Jahre dauern ... wenn es überhaupt klappen sollte ...