Straßen, Schienen und Wege (allgemeine Diskussion)

  • Update von heute 17.35 Uhr:


    Bei Google Maps ist die Oberbilker Allee knallrot eingefärbt, zwischen Oberbilk S-Bahnhof und der Abbiegung Kruppstraße. Das Rot fängt sogar noch deutlich vor der Kreuzung zur Siegburger Straße an. Also ist dort alles komplett zugestaut.


    Sehr zur Freude der Anwohner, die nun noch mehr mit Abgasen der im Schritttempo fahrenden Autos beglückt werden. Aber hey, Düsseldorf hat seine nächste Umweltspur!! Darauf einen Dujardin!


    *kopfschüttelndab*

  • Also ohne es selbst gesehen zu haben, ist die Verkehrssituation lt. Google Maps rund um die von dir genannten Straßen angespannt. Laut der BV3 - Vorlage war das Ziel den Ausweichverkehr durch das Gurkenland zu verringern und zu verhindern, dass die 705 morgens (in der Vor-Corona-Zeit) im Stau steht. Es ist für mich eine Sache der Betrachtung - gehen wir davon aus, dass der Verkehr und Stau auf ein Vor-Corona-Level zurückgeht? Oder der jetzige Verkehr das neue normal? Soll sich der Verkehr in der Stadt stauen? Oder dort, wo die Stadt besser belüftet ist? Wie sähe die Situation für Autos in der Vor-Corona-Zeit aus, noch schlimmer? Finde ich keine einfache Entscheidung.


    Ich würde das nicht alles bei Herrn Geisel aufhängen, ich hätte es strategisch nach der Wahl gemacht, wenn ich es hätte machen wollen. Und gleichzeitig noch einen P+R Platz eröffnet.


    Aber das Glück für ihn ist, es wohnt dort niemand, der die Lokalpolitiker auf Kurzwahl hat oder einen RP-Journalisten von irgendwelchen Get-to-togethers kennt. Die gleiche Situation in Pempelfort, es würde viel mehr Rauschen im Blätterwald entstehen. Auch kann man hier nach der Dezernentin fragen, nach der Verwaltung, die solche Maßnahmen offenbar nicht mit Simulationen vorher durchtestet.


    Die Umweltspur(en) waren kein gewolltes Instrument der Stadtentwicklung sondern das kleinere Übel - entweder Dieselverbot, oder Umweltspur, so war m.E. die Vereinbarung mit dem NRW-Landesverkehrsministerium als Reaktion auf das Gerichtsverfahren. Wie man bei Corona sehen konnte, sind Menschen an belasteten Straßen stärker betroffen von Corona. Also die Diskussion um NO2 und Feinstaub ist keine akademische. In der Haut möchte man als Bürgermeister auch nicht stecken.


    Also die Nutzung von 5-6 Minuten pro Stunde, die verfängt bei mir nicht ganz, dann müsste man so einige Bahn-Strecken hier in Düsseldorf umwidmen, so dass Autos darauf fahren. Die meisten Strecken werden hier nicht besonders hochfrequentig durch Bahnen befahren. Die Idee ist doch, dass man mit Bahnen möglichst zügig mehr Menschen umweltfreundlich durch Städte transportiert als mit Autos. Deswegen sehe ich das Motto der Wahlfreiheit bei der Verkehrsmittelwahl kritisch von CDU u FDP. Das würde bedeuten, dass man mit Bahn und Rad gleich gut unterwegs wäre, wie mit dem Auto in Düsseldorf. Tatsächlich wurde Rad aber lange sträflich vernachlässigt (eher mit ein paar Feigenblatt-Aktionen gerade so viel gemacht, dass man sich fahrradfreundlich nennen durfte) und bei der Rheinbahn wurde auch lange vieles versäumt, wie z.B. Vorrangschaltungen an Ampeln, neue Bahnen, Ausbau des Netzes in Neubaugebiete und Anschluss von Hochhäusern.

  • Update 8.54 Uhr:


    Aktuell ist die gesamte Oberbilker Allee wieder rot gefärbt. 14 Minuten Zeitverlust bei Fahrt mit dem Auto. Autos stauen sich bis zur Mitte (!) der Karl-Geusen-Straße!

    Wer stoppt diesen Wahnsinn???

  • Ja das ist in der Tat umweltpolitischer und ideologischer Blödsinn...da ja auch im Gegenzug keine anderen Angebote zur Verfügung gestellt werden. Da freut sich der Radfahrer der jetzt noch schneller als zuvor schon innerhalb der Stadt als das Auto unterwegs ist.


    Aber: Nur Druck erzeugt umdenken...leider. Ich werfe mal die Frage auf wieviele der Leute in diesem Stau eine Strecke von unter 10km zur Arbeit haben...da sollte man mal wirklich drüber nachdenken ob es Alternativen wie das für diese Entfernung hervorragend geeignete Fahrrad gibt. Und ich möchte jetzt kein "Mimimi mein Anzug" oder "meine Kinder brauchen das Elterntaxi" hören. Da liegt nämlich der zweite Fehler...

  • Die Entfernung spielt nicht die entscheidende Rolle, sondern die persönlichen Umstände.

    Ich persönlich muss mein Equipment wie Notebook etc. jeden Tag mit nachhause nehmen und kann auch nicht verschwitzt oder durchnässt ins Büro - da ist das Fahrrad dann schon mal indiskutabel.

    Der ÖPNV ist für auch keine Alternative, da es auch noch ein Leben vor und nach der Arbeit gibt, für dass ich das Auto brauche.

    Zudem ist das Auto sowieso da (inkl. Garage und Parkplatz auf der Arbeit) und kostet Geld, warum soll ich da noch zusätzlich Geld für eine Monatskarte der Rheinbahn ausgeben (auch wenn bei uns auf der Arbeit es auch verbilligte Job-Tickets gibt).

    Meine bessere Hälfte nutzt ebenfalls das Auto zur Arbeit (7,8 km, innerhalb Düsseldorfs), da mit dem Auto 20 Minuten und mit dem ÖPNV und Fußweg 50 Minuten (wenn der Bus beim Umsteigen nicht vor der Nase wegfährt!).

    So haben viele ein oder mehrer Argumente, warum sie das Auto nutzen....

  • Da tut sich ja zum Glück bei den (großen) Arbeitgebern etwas. Umkleideräume + Duschen (+ z.T. Sportmöglichkeiten). Wenn man mit dem Fahrrad kommt und sportlich fährt, dann muss man zwingend duschen können. Wenn man dann noch Anzüge+Schuhe auf der Arbeit lassen kann und nur frisches Hemd und Unterwäsche mitbringen muss, dann ist Fahrrad eine Option.


    Ich schätze halt die flexible Wahl. Je nach Weg ist ÖPNV, Fahrrad, zu Fuß oder Auto optimal.

  • In der Tat wurde den Autofahrern nach der Teilsperrung der Oberbilker Allee kein alternatives Angebot zur Verfügung gestellt. Die Straßenbahnlinie 705 ist schon heute relativ voll - und wird lediglich Montag bis Freitag abends zwischen 20 und 21 Uhr verstärkt, außerdem am Samstag ganztägig. Mo-Fr zwischen Betriebsbeginn und 20 Uhr fährt die Bahn wie immer.


    Es ist im übrigen ein Trugschluss, zu glauben, man bekäme durch Abschraffierungen und andere Zwangsmaßnahmen auch nur einen Autofahrer mehr in die Busse und Bahnen. Die Autofahrer suchen sich andere Wege - oder stellen sich eben in den Stau und machen die Luft noch schlechter. Wo soll denn bitte auch das Umsteigepotenzial herkommen? Viele, die die Oberbilker Allee nutzen, kommen vom Werstener Kreuz, andere wiederum aus Lierenfeld, Vennhausen und Eller. Da fährt zwar zum Teil auch die 705 - aber nicht alle Nutzer möchten von da aus in die direkte Innenstadt. Die Oberbilker Allee hat eine wichtige Funktion als Zubringer zur Kruppstraße, die ihr durch Geisels Maßnahme genommen wurde.


    Ich habe bis vor einiger Zeit ausschließlich die Rheinbahn genutzt, wenn ich in Düsseldorf unterwegs bin. Inzwischen habe ich ein eigenes, wenn auch kleines Auto. Da ich selbständig bin und ein Berufsprofil wie das eines Handelsvertreters habe (viele jede Woche wechselnde Kundentermine in den unterschiedlichsten Stadtteilen und Nachbarstädten), war das mit dem ÖPNV einfach nicht mehr möglich.


    Gründe gegen den ÖPNV bzw. das Fahrrad:


    1. Viel zu lange Fahrzeiten - ich verliere in jeder Woche mehrere Stunden Lebenszeit. Übergänge zwischen den Terminen bzw. zwischen mehreren Städten sind mit Bus und Bahn nicht mehr darstellbar.


    2. Keine "Lagerfläche" im ÖPNV - ich muss alles ständig mit mir schleppen, von morgens bis abends. Lastenfahrrad ist für mich grotesk albern und hier in der Innenstadt auch nicht abstellbar bzw. wegschließbar.


    3. Fahrrad ist nur bei ganz bestimmtem Wetter okay: ab unter 10 Grad und über 25 Grad geht es klimatisch nicht mehr. Bin gestern mal ausnahmsweise mit dem Rad zum Kunden gefahren. Trotz kurzer Wege habe ich geschwitzt wie ein Affe und auch beim Kunden sicher noch eine halbe Stunde "nachgeölt". Unmöglich, indiskutabel. Genauso wie Fahren bei Regen - vollkommen lächerlich.


    4. Die Begründung, man könne sich ja in der Firma duschen nach dem Radfahren: Wo soll die Infrastruktur herkommen? Die meisten Spinde können nicht einmal einen kompletten Anzug aufnehmen. Außerdem müffelt der ja auch - und muss regelmäßig an der frischen Luft durchgelüftet werden. Wie soll das in einer großen Firma gehen? Wäscheleine für 50 Anzüge? Und möchte man sich sich wirklich vor Kollegen ständig an - und ausziehen? Will ich meine Kronjuwelen dem Kollegen XYZ unter die Nase halten oder im Gegenzug seine durchgeschwitzten Socken riechen? Vollkommen weltfremd.


    Nur noch mal zum Mitmeißeln: Ich fahre auch Bus und Bahn - zum Beispiel beim Einkaufen in die Stadt. Aber beruflich ist der ÖPNV einfach keine Alternative. Wird es wahrscheinlich auch niemals sein. Wir sind nicht Wien und London - und werden es auch nie werden.

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  • Ich würde die Diskussion gerne etwas weniger personalisieren und auch etwas von der 705 lösen. Mit Abschraffierungen hat man die Bahn an ein paar Stellen in der Stadt schneller gemacht oder verhindert, dass die Bahn mit den Autos an bestimmten Stellen im Stau steht. Erkrather Str. z.B. soll sich bewährt haben. WIe bereits festgestellt, ist die derzeitige Situation auf der O.bilker Allee keine gute Lösung. Ich würde aber nicht das Kind mit Bade ausschütten und alles Abschraffierungen deswegen in Frage stellen.


    Es unterstellt dir auch niemand, dass nur Auto fährst oder dass es durchaus die sinnvollste Lösung ist, wenn man in bestimmten Jobs ein Auto nutzt.


    Wenn ich die ganze Argumentation jetzt umdrehe, wird glaube ich klar, dass es Gründe für das Radfahren gibt und dann, die mit dir im Stau stehen, vielleicht die sind, für die es besser geeignet wäre, Rad zu fahren, es aber nicht tun, weil die Radwege schlecht sind. Damit wäre dir geholfen, der ein Auto braucht, aber nicht von denen aufgehalten wird, die eigentlich umsteigen könnten.


    1. Mit dem Rad bin ich etwas schneller als mit der Bahn. Mit dem Auto, wenn ich damit denn mal zur Arbeit fahre, bin ich in der Rushhour und mit Parkplatzsuche etwas länger unterwegs.


    2. Lagerfläche: Brötchen und Sportsachen passen in einen Rucksack, mehr transportiere ich nicht in der Regel zu/von der Arbeit.


    3. Bei den Temperaturen kann es für mich bis 0 Grad runtergehen und bei 35 Grad kann ich auch langsam den Weg nach Hause antreten. Da ich morgens zur Arbeit fahre, es ist da noch so kühl, dass sich das Schwitzen in Grenzen hält. Nach dem Rückweg kann man sich ja zuhause umziehen. Für Regen gibt es Regenhose und Regenjacke, es ist machbar, wenn auch nicht so schön, wie als wenn es trocken ist.


    4. Mein Arbeitgeber stellt Duschen zur Verfügung. Wie beschrieben, morgens hält sich mein Schwitzen sehr in Grenzen bei 4 km Fahrweg. Bei längeren Wegen würde ich ein E-Bike in Erwägung ziehen, um das Schwitzen zu verringern. Anzüge ist in der Tat etwas heckmeck, und nur für Angestellte umsetzbar, die jeden Tag beim gleichen Arbeitgeber sind. Zwei, drei Jackets kann man dort lagern (sofern man die noch anzieht :) ) und die Hose müsste man wechseln, da Anzughosen sonst beim Rad fahren durchscheuern. Hängt natürlich dann auch vom Arbeitsgeber ab, wieviel Platz man dort hat, bei mir reicht es.

  • Ich habe grundsätzlich nichts gegen sinnvolle Abschraffierungen - sinnvoll sind sie dort, wo der MIV genügend Platz hat. Auf einer Straße wie der Oberbilker Allee geht das einfach nicht. Bei der Erkrather Straße bin ich unsicher, weil ich dort selten in dieser Richtung fahre. Die Oberbilker Allee wurde von vornherein verkehrlich fehlkonzipiert, aber daran kann man nun auch nichts mehr ändern. Es gibt manche Straßen, wo die Straßenbahn relativ problemlos zusammen mit dem MIV verkehrt (z.B. Schloss-Straße in Derendorf) oder Grafenberger Allee. Aber die Oberbilker Allee ist nun einmal ein echtes Nadelöhr und für derlei Mal-Experimente ungeeignet.


    Auch der "Radweg" auf der Oberbilker, der beidseitig auf dem Gehweg geführt wird, ist eine absolute Katastrophe. Die Stadt Düsseldorf weiß aber sehr wohl, warum sie den nicht auch noch auf die Straße verlegt hat ... ;)


    Ich war nicht immer selbständig. Als ich noch angestellt war, musste ich mehrere Male die Woche in die Firma, Innenstadt, immer derselbe Arbeitsplatz. Dort gab es weder Stellplätze für Fahrräder (für Autos genausowenig) noch Duschen oder Umkleiden. Die Spinde hatten die Größe eines kleinen Trolleys. Da passten nicht einmal normale Jacken halbwegs knitterfrei rein.


    So dürfte es vielen Arbeitnehmern gehen ... wenn man nicht gerade im Handwerk arbeitet, wo Duschen Standard sein dürften ...

  • Nutzermeinungen? Gerne. Ich hab jahrelang auf der Oberbilker Allee gewohnt (Höhe Gangelplatz) und bin eher Richtung Oberbilk S/ U gelaufen als mit der Tram gefahren. Ich hatte allerdings auch das Glück, dass ich zur Steinstraße/Königsallee musste und somit wählen konnte. Warum bin ich bei jedem Wetter die 5 Minuten gelaufen?


    Wegen des Verkehrs! Ich steige in die Bahn und bin teilweise 10 min später an der Kruppstraße. Dazu warte ich teils ewig auf die Bahn, da alles im Verkehr steckt. Immer wieder waren auf der Strecke von Gangelplatz bis Oberbilk S drei Trams im Verkehr.


    Abends dasselbe. Bin auch gerne an der Kruppstraße ausgestiegen, um die letzte Station zu gehen, da ich dann schneller war als mit der Bahn.


    Noch etwas. Oftmals muss die geradeaus fahrende Bahn (Gangelplatz Richtung Oberbilk) auf Höhe Schmiedestraße warten, weil vor ihr Linksabbieger stehen.


    Gibt insofern viele Probleme für die 705 auf der Oberbilker Allee. Insofern bin ich gespannt, ob sich jetzt etwas verbessert. Gerade auch weil die Bahnen morgens wie abends immer wieder erstaunlich voll waren (morgens rappelvoll durch Massen von Schulkindern).

  • Die OA war schon seit Jahren rot, um es mit Google Maps zu betiteln. Die Straße ist von etwa 7 bis 10 Uhr fast jeden Werktag fast durchgängig dicht von Kruppstraße bis teilweise zur Karl-Geusen-Straße. Die Tram steckte entsprechend mittendrin.


    Wichtig ist jetzt, dass sinnvolle Möglichkeiten gefunden werden, den Verkehr in den ÖPNV zu führen. An sich finde ich es, und ich besitze ein Auto, schon sinnvoll, den Individualverkehr zu beschneiden. Denn was passiert sonst? Je mehr Platz für Autos geschaffen werden, desto mehr Autos werden den Platz nutzen = der Individualverkehr nimmt weiter zu.

  • Über das Fahrrad kann man diskutieren, ansonsten ist das eine klare Frage der Sicht. Verlierst du in der Bahn Lebenszeit oder gewinnst du sie, da du dich nicht auf den Verkehr konzentrieren musst und z.b. am Smartphone Serien schauen oder arbeiten kannst? Selbst, wenn ich länger fahre, habe ich mehr aktiv Zeit für mich als im Auto. Das sage ich als Dorfkind, dass schon immer ein Auto hatte und gerade mit dem Auto aus dem Urlaub in Italien zurückgekehrt ist.

  • Das Thema Geld kann ich sehr gut nachvollziehen. Da kommt dann schnell das Thema kostenloser (günstiger) ÖPNV auf, wodurch schon einmal ein großes Argument wegfällt. In Wien z. B. zahlen die Bürger pro Tag 1 Euro.


    Die Erhöhung der Taktung ist ebenfalls sinnvoll. Dazu wäre es wünschenswert, die ganzen Sharing-Angebote mit dem ÖPNV zu verbinden wie zum Beispiel in München. An Haltestellen gibt's dann Leihfahrräder, die ich überall abstellen kann. Hab ich dann 'ne Bahn verpasst, fahr ich eben direkt weiter zur Arbeit oder zur nächstgelegenen Bahn - am besten alles über eine App gesteuert, dir merkt, wenn die Bahn oder der Bus schon weg ist und mir das entsprechende Bike schon reserviert und die ideale Route darstellt.


    Das Ziel sollte es sein, für die Menschen eine attraktive Stadt zu schaffen, in der sie sich wohlfühlen und weniger durch Lärm und Abgase gestört werden.

  • Das Ziel sollte es sein, für die Menschen eine attraktive Stadt zu schaffen, in der sie sich wohlfühlen und weniger durch Lärm und Abgase gestört werden.

    Da gebe ich dir vollkommen recht!

    Abgase mag man ja noch sachlich einordnen können, Lärm aber nur eingeschränkt, da wird der subjektive Eindruck überwiegen.

    Zumal es bestimmt auch darauf ankommt, was man denn so am Lärm gewöhnt ist, der Handwerker, der den ganzen Tag mit Maschinen arbeitet und den Baustellenlärm gewöhnt ist, wird das anders sehen als der Yogalehrer. ;)

    Auch der Dorfbewohner sieht das bestimmt anders als der Stadtbewohner....

    Ich als Stadtkind, in Düsseldorf geboren, aufgewachsen und lebend (20 Jahre davon auf der Erasmusstraße gewohnt, Schlafzimmer zur Straße) bin einiges an Lärm gewöhnt (was aber nicht heißt, dass ich das toll finde und es nicht gerne leiser hätte!).

    Ich wohne am Merowingerplatz und habe die Münchener Straße/Südring und die Fleher Brücke (kann ich auch sehen)/A46 in Hörweite und da hat man nun mal einen gewissen Lärmpegel, der natürlich auch zu den Stoßzeiten lauter ist und auch nur zum Teil durch Pendler nach Düsseldorf verursacht wird.

    Allerdings empfinde ich diesen Dauerlärmpegel weniger schlimm als den temporär auftretenden Lärm durch Motorradfahrer und Autofahrer mit aufgemotzten Kisten, die man hört, bis sie über die Fleher Brücke drüber sind.

    Leider ist auch der ÖPNV nicht viel besser, die Straßenbahnen am Merowingerplatz nerven auch (wir haben damals mal eine Verkaufsbesichtung an der Merowingerstraße 150 gemacht, da dachte ich, die Bahn fährt durchs Wohnzimmer), wenn morgens um 4:32 die erste Bahn fährt, werde ich oft wach.

  • Nochmal zu Ray05 und seiner Frage, ob ich in der Bahn Lebenszeit gewinne oder verliere? Pauschal kann man das nicht sagen - aber seit ich ein Auto besitze, tendiere ich eindeutig zu "Lebenszeit verlieren". Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell und unabhängig ich mit meinem kleinen Pkw die aberwitzigsten Strecken schaffe, während ich mit Bus und Bahn mindestens die doppelte, nicht selten die dreifache (!) Fahrzeit habe. Angesichts dieses Zeitvorteils zugunsten des Autos kann ich in der Bahn nicht mehr entspannen.


    Es gibt aber weitere Gründe gegen den ÖPNV:


    1. Die Maskenpflicht, die mich extremst annervt. Nicht, weil ich gar nicht atmen könnte, aber das Atmen unter dem Mistding fällt eben schwer, vor allem dann, wenn man 30 Minuten oder länger unterwegs ist. Außerdem hält sich immer noch ein nicht kleiner Teil der Fahrgäste nicht an die Maskenpflicht bzw. trägt die Masken falsch (Nase frei). Das sorgt bei mir nicht gerade für ein Gefühl von Sicherheit. Ich meide den ÖPNV, so gut es geht. Und da die Maskenpflicht bis weit ins nächste Jahr anhalten wird, bleibt das auch so.


    2. Die fehlende Klimatisierung. Die letzten zweieinhalb Wochen hatten wir regelmäßig Temperaturen über 30 Grad, was in den Bahnen zu Innentemperaturen von an die 40 Grad führen konnte. Wie man in 2020 in Düsseldorf bis auf wenige Busse immer noch ohne jegliche Klimaanlagen fährt, ist mir absolut schleierhaft. Nur ein 100% klimatisierter Fuhrpark des ÖPNV kann überhaupt mit dem Auto mithalten. In meinem kleinen Autochen habe ich 21 Grad eingestellt - herrlich!


    3. Das Volk, das sich im ÖPNV tummelt. In Düsseldorf haben wir noch gewisse Vorteile, da fährt auch mal der gesittete Banker mit der Bahn ... aber generell gehen mir die Fahrgäste mehr und mehr auf die Nerven. Lautstarke Rowdies, die rumpöbeln, abends die Besoffskis, Junggesellenabschiede, schreiende Blagen mit hilflosen Müttern, stinkende Hunde etc. pp. Nie sehe ich Sicherheitskräfte, die auch mal in den Bahnen mitfahren würden und Asoziale endlich mal rauswerfen. Früher als Student fand ich Multikulti ganz putzig. Inzwischen auch hier nur noch: maximales Ärgernis, wenn sich Leute nicht benehmen können.



    Mein Fazit als neuerdings Auto-Nutzer: ÖPNV ja, aber nur noch dann, wenn ich muss. Sorry to say ... aber da ich vorher all die Jahre fast nie mit dem PKW gefahren bin, ist meine Öko-Bilanz eh lupenrein ...

  • Ein ausführlicher Bericht zur Parkplatzsituation in Düsseldorf, speziell in Flingern.


    Link RP


    Man könnte aus diesem Artikel ein Kreislauf ableiten:


    1. Viertel gentrifzieren sich, ärmere Menschen ohne Autos ziehen weg, reichere Menschen mit Autos ziehen ein.

    2. Legale Parkplätze werden knapp bzw. Regeln werden nicht mehr eingehalten

    3. Bürger beschweren sich bei der BV/OB über knappe Parkplätze /Knöllchen wg. Falschparken

    4. Ordnungsamt soll ein Auge zudrücken, es wird weniger kontrolliert bzw. eigentlich verbotenes (Gehweg-, 2. Reihe - etc.)-Parken legalisiert

    5. Bürger beschweren sich bei BV oder OB, dass gnadenlos alles zugeparkt wird

    6. Berichte über Feuerwehr / Müllabführ, die wegen Falschparkern nicht mehr durch Straßen fahren kann, nehmen zu.

    7. Ordnungsamt bekommt den Auftrag wieder mehr Knöllchen zu schreiben, bzw. (Gehweg-, 2. Reihe - etc)-Parken wieder zu erfassen.

    8. siehe 3.


    Was ich mir wünschen würde:

    a) Anwohnerparken beschließen und angemessen durchsetzen. Das hat in Wien wesentlich zur Entlastung beigetragen.

    b) Eine gewisse Verlässlichkeit zur Einhaltung von Verkehrsregeln. Das jetzige Vorgehen erodiert das Vertrauen in die Einhaltung von Regeln und machen Straßenschilder zum politischen Spielball. Das Ziel sollte doch sein, dass Verbote und Schilder dort nicht zum Bürger quälen stehen.

    c) Eine Strategie zum Umgang mit Parkplätzen in Gründerzeitvierteln/Viertel mit hohem Parkdruck erarbeiten.

    1. Dazu gehören mehr Tiefgaragen im Viertel.

    2. Parkplätze, die etwas weiter entfernt sind, für Leute, die im Schnitt nur 1-2 mal die Woche das Auto bewegen.

    Die bekommen einen Rabatt auf das Anwohnerparken.

    3. Und das klassische Anwohnerparken, dass durch die oben genannten Maßnahmen dann deutlich besser einen Platz finden, und dafür etwas mehr bezahlen. Mit Rabatt für systemrelevante Berufe, die wegen Schichtarbeit nicht den ÖPNV nutzen können.


    Die Maßnahmen würde ich so abarbeiten, dass die einfachen und günstigen wie Anwohnerparken relativ schnell eingeführt werden. Parkplätze für Dauerparker etwas außerhalb vom Viertel wären schon schwieriger und Tiefgaragen, dafür bräuchte man am längsten, diese zu planen und zu bauen und am teuersten wäre dies auch.

  • In Oberkassel ist man bei Schritt 5.).


    Link RP


    Anwohner beschweren sich, dass Schulkinder nicht sicher zur Schule gelangen können, da Kreuzungen und Überwege so zugeparkt sind. Gleiches gilt natürlich nicht in Flingern, weil es dort keine Kinder gibt und alle Falschparker das Auto vor 7.30 weggefahren haben.


    Wenn man schon zu so drastischen Mitteln greifen muss, dass Autos nachmittags bis zum nächsten Morgen auf dem Schulhof eingesperrt werden, dann zweifele ich am Rechtsbewusstsein der Menschen.


    Flüchtlingen Rechtsstaat, Leitkultur und Anpassung predigen, aber da wo es für einen selbst unbequem ist, im Straßenverkehr, da möge man doch bitte ein Auge zudrücken.


    Wenn "Die Partei" SUV-Spuren statt Umweltspuren im Wahlprogramm hat, fühlt sich das in Düsseldorf nicht mehr so absurd an, wie es eigentlich ist.


    Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es fast komisch.

  • Da die temporäre Radspur am Rhein aufgrund der schlechten Planung hier Wellen geschlagen hat, kann man die hiesige Erfahrungen anhand des Spiegel-Artikels mit anderen Städten vergleichen.


    Spiegel - Artikel


    Die Quintessenz daraus:

    Wer durchdachte, entschlossen umgesetzte Verkehrswendeprojekte sucht, muss sich im Ausland umschauen, zum Beispiel in Barcelona und Paris. Dort agieren Politiker mutiger. Nicht zuletzt, weil sie verstanden haben, dass man es nicht allen recht machen kann, wenn der Platz auf Straßen und Fußwegen knapp ist. Im Zweifel haben sie sich für Fußgänger, Radfahrer und den öffentlichen Nahverkehr entschieden - und damit gegen Autos.


    Eine mögliche Begründung:

    Denn eine gute Radinfrastruktur motiviere Menschen zum Umsteigen. Seien in der Folge weniger Pkw auf den Straßen unterwegs, profitierten auch die verbliebenen Autofahrer. "Fünf Prozent weniger Autoverkehr machen 50 Prozent weniger Staus auf den Straßen aus."


    Während in Düsseldorf der Popup-Radweg längst abgebaut ist, und München nun temporäre Radwege abbaut, wird in Berlin und Hamburg darüber gestritten.


    Trotzdessen steigt die Menge der Radfahrten in Düsseldorf signifikant: Link RP


    Zuletzt gab es eine Reihe von Artikeln in der RP zu schlechten Radwegen. Den Artikel zur Westfalenstraße fand ich besonders haarsträubend, da selbst Hinweise von einem Bezirkspolizisten zur Erhöhung der Sicherheit ignoriert werden. Link RP


    Es drängt sich hier fast der Eindruck auf, als ob die Verwaltung beim Thema Verkehrswende mitgenommen werden müsste. Durch Nichtstun spiel man mit dem Leben von Radfahrern, insbesondere bei den steigenden Zahlen,

  • Stadt Düsseldorf hat eine Bürgerbefragung veröffentlicht, wonach 88% gerne in Düsseldorf leben. Teilgenommen haben ca. 8.000 Menschen.


    Link Nachrichten


    Aus der Befragung geht auch heraus hervor, dass neben Wohnen der Verkehr als größtes Problem genannt wird.

    Link Befragung Detail

    So ist in der Top 10 der Probleme "Zu viel Straßenverkehr" auf Platz 2 mit 55%, "Zu unsichere Radwege" und "Zu wenige Radwege" auf Platz 4 und 5 mit 52% und 47% genannt.


    In öffentlichen Diskussionen in Düsseldorf sind meiner Wahrnehmung eher die Bedürfnisse der Autofahrer im Vordergrund, während die Bürgerbefragung ziemlich klar sagt, dass Belastungen aus dem Verkehr zu den größten Problemen gehört und deutlich mehr und bessere Radwege gebaut werden sollte. Meiner Meinung wird immer noch viel Geld in mehr Straßen gesteckt, während der Radwegebau nicht so richtig vom Fleck kommt.


    Ein Spiegelartikel zu Wien zeigt m.E. gut auf, wie man eine Mobilitätswende erreichen kann, ohne zu Holzhammermethoden zu greifen, sondern andersherum gedacht, wie man die Bürger dafür begeistern kann.

    "Wir müssen zwischen dem Autobesitz und der Autonutzung unterscheiden lernen. Alle Signale sprechen dafür. Die Stadt darf das aber nicht mit dem moralischen Zeigefinger begleiten, nicht mit pädagogischem Imperativ, sondern mit gutem Service."


    "Zur Verkehrswende gehört viel mehr: ein super Netz, strikte Parkraumbewirtschaftung, hohe Kosten für die Pkw – und handfester Stadtumbau. Wir haben etwa vor sieben Jahren die Mariahilfer Straße umgebaut, die größte Einkaufsstraße in Wien. Das wurde extrem polarisiert diskutiert, wir haben im Bürgerentscheid nur knapp eine Mehrheit für den Umbau zur Fußgängerzone bekommen. Heute will praktisch niemand mehr zum alten Zustand zurück."

    Spiegelartikel Wien


    Hier in Düsseldorf bin ich gespannt, welche Akzente die neue Koalition setzen wird. Ob man sich weiterhin nur die Enzis aus Wien kopiert oder auch bei Themen wie Verkehrswende weitergeht.

  • Ah ja ... 52% der Düsseldorfer mokieren sich über zu viel Straßenverkehr. Das irritiert mich insofern, als die meisten Einwohner dieser Stadt überzeugte Autofahrer sind und den Stau ja selber verursachen! Wir alle sind der Stau - soviel zunächst einmal dazu.


    Und zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gegen zu viele Autos:


    1. Ein "super Netz" wird Düsseldorf auf absehbare Zeit nicht haben. Die jetzigen Bahnlinien sind (abgesehen von der momentanen Corona-Flaute) am Limit, sie können nicht mehr viele Fahrgäste zusätzlich aufnehmen. Eine beliebige Takterhöhung ist ebenfalls nicht mehr möglich, da sich sonst die Bahnen spätestens im Tunnel stauen würden.


    Neue Bahntunnel zu bauen dürfte Jahrzehnte dauern - neue oberirdische Straßenbahnen sind aus Lärmschutzgründen kaum zu verwirklichen und scheitern ohnehin am Widerstand der Bürger (siehe jüngste Abstimmungen über die Wiedereinführung der Stadtbahn in Aachen oder Wiesbaden).


    Die Stadtteile ohne direkte Bahnanbindung (Vennhausen, Unterbach etc.) kann man kaum besser anbinden - weil immer mehrere Umstiege folgen, um in die Stadt zu kommen. Das schreckt die Bürger ab, auf den ÖPNV umzusteigen.



    2. Bei der Parkraumbewirtschaftung kann man gerne rangehen - von mir aus doppelt so hohe Parkgebühren für alle Lust-Einpendler, die nur zum Shoppen und Saufen kommen. Dann hätte ich als Handelsvertreter aber auch endlich gerne mal so etwas wie einen "Handwerkerausweis", da ich meine Kunden mit den Öffis nun einmal nicht besuchen kann. Hohe Parkgebühren könnten auch eine weitere Verödung der Innenstädte nach sich ziehen - nach Corona müssen sich die Kundenfrequenzen ohnehin erst langsam wieder regenerieren.



    3. "Hohe Kosten" ziehen die meisten Pkws nach sich - wer glaubt, man könne für 'n Appel und 'n Ei herumfahren, der irrt. Ich habe allerdings keine Böcke, als Autofahrer immer weiter zur Kasse gebeten zu werden. Autofahrer sind in der Tat Melkkühe, man denke nur an die Mineralölsteuer.


    4. Stadtumbau - das ist so ein großes Wort. Das wird auch Jahrzehnte dauern - und dann muss erstmal ein demokratischer Konsens gefunden werden. OB Keller wurde hier in Düsseldorf zu einem größeren Teil dafür gewählt, dass er die grenzdebilen Umweltspuren wieder abschafft - das wird er auch hoffentlich tun. Ich freu mich drauf ... Außerdem sieht man ja, wie stark die Umweltspur etwa an der Witzelstraße im Winter von Radlern genutzt wird - nämlich so gut wie gar nicht. Es ist lachhaft, wegen einer solchen Minderheit das Gros der Verkehrsteilnehmer zu gängeln.


    Fazit für mich: Düsseldorf ist weder Wien noch London noch Berlin - und wird NIEMALS auch nur annähernd den Standard des dortigen ÖPNV erreichen. Damit werden wir uns auch in Zukunft abfinden müssen. Und nein - ich sehe es nicht ein, noch mehr meines Verkehrsraums für Radspuren zu opfern. Es reicht langsam ... jedesmal, wenn ich an der Witzelstraße neben mir die Bus-/Radspur sehe, ist da a) nie ein Radfahrer unterwegs und b) kommt alle 20 Min. ein halbbesetzter Bus vorbei. Während die Autospur vom Werstener Kreuz bis zur Corneliusstr. dauerzugestaut ist, auch mittags um 12!