Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

  • ^... das meine ich auch gehört zu haben. Geht ja auch wegen der Anschlüsse nicht.

    ErSieEs Bei aller Nachhaltigkeit muß man es auch nicht wieder ganz urdeutsch auf die Spitze treiben. Ich bin für eine Rekonstruktion, original in den Fassaden mit alten Ziegeln und den historischen Fugen, die Musterecke kann da wie erwähnt nicht mithalten, von daher...

    Weiter sollte man da jetzt auch nicht einen Dauerbrenner drausmachen. Es wäre schön und absolut wünschenswert, wenn die Akademie innerhalb der nächsten Jahre dort steht und ebenso wieder einer akademischen Nutzung im weitesten Sinne (Ausstellungen, Seminare, Diskussionsforen zu Städtebau/Geschichte/Architektur, Sitzungen des Baukollegiums, Präsentation der Stadtmodelle und anderer Wettbewerbsgewinner von Nationalem Rang, etc ...) zugeführt werden kann.

    Ich meine wenn es möglich ist Notre Dame de Paris dieses Jahr, nach 5 Jahren Wiederaufbau, wiederzueröffnen, sollte dies doch ein Klax sein, no? ;)

  • Paris ist voll von Rekonstruktionen der letzten Jahre, London auch. Ganz geräuschlos. Dort betreibt man "Weiterbauen" sogar so, dass Architekten tatsächlich in der Lage sind Materialien und Formen früherer Epochen / der Umgebung in situ aufzunehmen und nein, kein Mensch sagt dazu dann "Disneyland", weil es nämlich so aussieht als wäre es schon 100 Jahre dort.


    Das ist umgekehrt auch meine größte Sorge bei allen Hybriden. DASS DAS dann "Disneyland" ist und auch in 100 Jahren die Leute fragen, was ist da denn passiert? Deswegen hat man auch in Paris schnell die Diskussionen bezüglich verändertem Wiederaufbau von Notre Dame aufgegeben, selbe Schlussfolgerung.


    Da kann dann nur sowas herauskommen:


    https://de.m.wikipedia.org/wik…i%3ANikolaiviertel_2a.jpg

  • Eine postmoderne Idee wäre es, an dieser Stelle eine abstrahierte kritische Rekonstruktion zu platzieren und auf dem heutigen Marx Engels Forum östlich der Spree zwei Gebäude mit komplett rekonstruierten Fassaden der schinkelschen Bauakademie nebeneinander zu stellen.


    Das würde dem Stadtraum gut tun.


    Ansonsten schließe ich mich dem Tenor hier an. Die Fassaden gehören historisch rekonstruiert. Nur dieses Vorgehen wird auf Dauer als befriedigend wahrgenommen.

  • [...]
    Wie der Tagesspiegel (Bezahlschranke) berichtet, soll der Streit über die künftige Fassade der Bauakademie in Mitte zwischen den Befürwortern einer historischen Rekonstruktion und den Befürwortern des klimapositivem Bauens durch eine neue Studie entschärft werden, bevor dann der Wettbewerb ausgelobt wird.


    Diese Vorstudie hat die Bundesstiftung Bauakademie im Januar in Auftrag gegeben. Das Ergebnis soll im März vorliegen. Beauftragt wurde das Büro schneider+schumacher in Frankfurt/Main. Es soll drei bis fünf „Varianten der Abstraktion von der historischen Fassade erarbeiten und damit auch Bilder davon, wie eine solche Abstraktion aussehen könnte“, so Guido Spars, Gründungsdirektor der Bundesstiftung. Die Vorstudie soll aber nicht den nachfolgenden Wettbewerb vorwegnehmen, sondern lediglich die Wettbewerbsaufgabe konkretisieren.

    [...]

    Aber lassen wir uns überraschen und schauen, was der März bringt.

    Ich habe Gerüchte gehört, dass die Vorstudie mit den Bildern / Renderings / Visualisierungen der verschiedenen Varianten (manche ähneln dem historischen Bauakademie Gebäude, manche nicht so sehr) der möglichen zukünftigen Bauakademie nicht veröffentlicht werden soll, sondern nur für die Diskussion zwischen Bund, Land Berlin und der Bundesstiftung verwendet werden soll. (Also für die Diskussion um den Ausschreibungstext des zukünftigen Architektur-Wettbewerbs)


    Ich würde es schade finden, wenn die Öffentlichkeit so ein bisschen von der Diskussion ausgeschlossen wird.


    Andererseits würde ich es auch ein kleines bisschen verstehen, da in einer Diskussion unter Ausschluss der Öffentlichkeit eventuell schneller eine Einigung über den Ausschreibungstext erzielt wird.

  • Egal wie man sich im Konsensland Deutschland entscheiden wird, es wird wohl niemand glücklich werden.

    Wir wissen alle, dass die Traditionalisten sofort Zeter und Mordio schreien werden, wenn auch nur ein Nagel, der nicht aus dem 19Jhr stammt, zum Einsatz kommt, vom Aüßeren des Baus mal ganz abgesehen.


    Und ein völlig modernes Gebäude ist genauso unwahrscheinlich. Innen sowieso nicht und auch wegen der völlig unterschiedlichen Gebäudetechnik.

    So wichtig Kompromisse im Leben sind, so falsch sind sie meistens in der Architektur. Diese verbessern nicht das Ergebnis, sie verwässern es eher. Da aber fast alle Architekturentscheidungen in dieser Stadt viel politischer sind als anderso, will sich niemand die Finger verbrennen und jeden irgendwie ruhig stellen. Dass man aus jahrelanger Erfahrung weiss, dass das nicht klappt, demonstriert leider den völligen Mangel an Lernfähigkeit und der Mangel an Kompetenz im Städtebau.

    Und dabei ist die Architekturentscheidung nur ein Aspekt. Daneben wird das Umfeld auch gleich instrumentalisiert, wie am Schloss bestens zu sehen, eine mittlerweile ins exzessive reichende Erinnerungskultur wir in den Neubau integriert, bestes Beispiel auch wieder das Schloss mit seinen zahllosen Bezügen zum Palast. Das soll dann suggerieren, dass man es allen recht machen will.

  • Egal wie man sich im Konsensland Deutschland entscheiden wird

    Darüber wurde eigentlich schon entschieden, mit einem Bundestagsbeschluss 2016, der Stiftungssatzung der Bundesstiftung sowie zuletzt durch den Koalitionsvertrag und die Senatsverwaltung des Landes Berlin.


    Umso mehr überrascht mich, wie erfolgreich die eigentlich recht unmaßgeblichen Gegner einer Rekonstruktion die Umsetzung torpedieren.

  • Die Berliner Zeitung berichtet über einen neuen Vorstoß der Landeskoalition. Es geht um einen Antrag, wonach "die Wiederherstellung der historischen Fassade an einer Seite des Gebäudes für zeitgemäße Anforderungen“ geöffnet werden könne.


    Dabei geht es um den Einwand, eine Fassadenrekonstruktion würde "aktuelle Anforderungen wie die Schaffung eines barrierefreien Zugangs" nicht erfüllen. Nun ja, auch bei Altbauten kann man Barrierefreiheit herstellen.


    Christian Gräff (CDU) schlägt nun vor, diese Anpassungen auf die Seite zum Auswärtigen Amt hin zu begrenzen. Ich lese da keine komplett ahistorische Süd-Fassade hinein, sondern modifizierte Eingänge in der rekonstruierten Fassade.


    Es wird auch noch einmal deutlich angekündigt, eine Gestaltungssatzung zu erlassen, wenn es zu keiner gütlichen Einigung im Sinne einer Rekonstruktion kommt. "Hintergrund: Die Bundesstiftung wollte sich bisher vor einem Wettbewerb nicht auf eine bestimmte Gestaltung festlegen."


    Bei den Grünen sieht man es so: „Statt einfach nur die alte Fassade zu rekonstruieren, muss die neue Bauakademie ein Leuchtturm für nachhaltiges Bauen und moderne Stadtentwicklung werden“ und Schinkel „hätte heute sicher nicht noch mal so gebaut wie vor fast 200 Jahren“ (Julian Schwarze). So kann man auch die Aufführung einer Beethoven-Symphonie ablehnen mit der Begründung, Beethoven würde das heute so nicht mehr komponieren.


    Auf einen Regierungswechsel mit grüner Beteiligung schielen wohl auch alle Verzögerungstaktiken.


    Als solche würde ich es auch einordnen, dass die Vorstudien zur Fassade immer noch nicht fertig sind. Im Januar wurden diese beim Büro schneider+schumacher beauftragt, im März sollten sie fertig sein. Wir haben bald Juni. Ganz schön viel Zeit für ein paar angepasste Eingänge und wegretuschierten Fassadenschmuck. Halten diese Architekten ihre anderen Auftraggeber auch so lange hin?


    Ein Witz ist vor diesem Hintergrund, dass Julian Schwarze (Grüne) sich zum Thema Verzögerung wie folgt äußert: "Wenn es aufgrund der Forderungen der Koalition zu einer Absage oder weiteren Verzögerung [sic] kommen würde, wäre das schlecht für Berlin." Vielleicht sollte Schwarze mal seine eigenen Forderungen hinterfragen. Als Grünen-Wähler ärgern mich solche Pseudo-öko-Possen ganz besonders.


    Der Satz schließt mit zwei Sätzen, die tief blicken lassen: "Zum Zeitplan erklärt die Stiftung: Ziel sei es, 'den Abstimmungsprozess in den nächsten Monaten abzuschließen'. Erst nach Beendigung des Abstimmungsprozesses könne ein verbindlicher Zeitplan für den Architekturwettbewerb mit allen nachfolgenden Arbeitsschritten bis zur Fertigstellung des Bauakademie-Gebäudes vorgelegt werden."


    Es ist wirklich keine Posse mehr, sondern einfach nur noch ärgerlich, wie endlos hier taktiert wird. Und mit welch langem Atem für wichtige Rekonstruktionen gekämpft werden muss, während Allerweltsbauten oftmals problemlos durchgewunken werden.

  • Haben die Berliner Grünen wohl das Frankfurter Architekturbüro infiltriert um dort ihre dunklen Machenschaften auszüben? Und die Bundesstiftung wahrscheinlich auch, weil die hat ja dem infilitrierten Architektürbüro den Auftrag erteilt? Die Regierungskoalition aus SPD und CDU haben die Grünen auch unterwandert um darüber den neuen Antrag zu stellen? Sie sind einfach überall und hinter allem!


    So konnten sie letztlich ganz perfide ihre Meinung im öffentlichen Raum äußern, ein Skandal.

  • GeorgSchimmel

    Natürlich sollte man die Blockadehaltung nicht allein an einem der Akteure festmachen, was hier aber mE auch nicht der Fall ist.


    Aber es ist doch zunächst mal eindeutig nachzuverfolgen, dass die Bundesstiftung eine Rekonstruktion (wie sie der Deutsche Bundestag beschlossen hat und sie in der Satzung der Stiftung verankert ist) massiv behindert. Dass sie dafür von den Berliner Grünen unterwandert wurde, wurde nirgendwo behauptet. Dass sie im selben Kontext (aber nicht als identischer Akteur) genannt werden, ist sachlich nachvollziehbar.


    Und der Berliner Landesregierung hat der Vorredner mE überhaupt keinen entsprechenden Vorwurf gemacht, schon gar keine Unterwanderung. Sie versuchen nun scheinbar vielmehr, einen Kompromiss zu finden, der möglichst viel Reko aber auch moderne Funktionalität beinhaltet und ggf auch die Gegner der Reko etwas milder stimmt. Das kann man durchaus als zu großes Zugeständnis kritisieren, wenn man das möchte, ohne dass daraus gleich die hier von Dir konstruierte Strohpuppe würde.


    Einzig beim beauftragten Architekturbüro gehe ich mit, dass ich den suggerierten Vorwurf einer gezielten Verzögerung zu weit hergeholt bzw nicht entsprechend belegt und somit insgesamt eher unangemessen/ nicht zielführend finde. Dass die Stiftung auch bei der Auftragserteilung die selben Interessen wie grundsätzlich auch sonst verfolgt, wäre ja noch nahe liegend. Nur warum sollte das Büro den Auftrag gezielt in die Länge ziehen? Das ist ja dann auch ihr Ruf, wenn sie bei so einem öffentlichkeitswirksamen Projekt trödeln oder ineffizient arbeiten.


    Falls Du das alles wirklich so Aluhut-mäßig wahrgenommen/ interpretiert hast, ist das mE eher Deine eigene Projektion als dass man es normal allein anhand des Textes so verstehen würde. Entsprechend wundern mich auch etwas die Likes. Wir sollten uns hier möglichst keine Worte in den Mund legen und im Zweifel auch eher nochmals lesen und auch mal weniger absurde Lesarten prüfen...

  • Ohne den Nachhaltigen politischen Widerstand - in dem Fall von Links (bei anderen Projekten von Rechts, nur um hier politisch korrekt die Balance zu wahren) - wäre das Ding seit mindestens 10 Jahren gebaut. Schon vor vielen Jahren hätte man mit einer Großspende von Hans Wall vollständig rekonstruieren können. In anderen Städten wäre man stolz auf ein engagiertes Grossbürgertum. In Berlin fand man sich durch das Spendenangebot gegängelt und lehnte es ab. Der Widerstand von Links läuft nach dem Motto: Lieber eine Brache als den Bürgerlichen nochmal eine Reko wie das Schloss zugestehen zu müssen. Das wird als massiver Betriebsunfall wahrgenommen, der sich direkt gegenüber auf keinen Fall wiederholen darf. Der entscheidende Schachzug war, dass es gelang für eine Board-Besetzung zu sorgen, die diesen ideologischen Kurs mitträgt. Es ist allerdings nichts dagegen einzuwenden, wenn man demokratisch legitimiert seine Ideologie vorantriebt - wie hier geschehen. Eine Mehrheit für diesen Kurs in der Gesamtbevölkerung dürfte es aber meine subjektiven Einschätzung nach nicht geben / nie gegeben haben.

  • GeorgSchimmel


    Ich wüsste gern, ob du den bisherigen, überlangen und ergebnislosen Prozess ganz normal findest.


    Der Abgeordnete Julian Schwarze kann natürlich seine Meinung äußern, wo und so oft er will. Aber der Landesregierung Verzögerung vorzuwerfen, weil sie sich für die Durchsetzung einer längst getroffenen Entscheidung einsetzt, und im gleichen Atemzug selbst Forderungen aufzustellen, die Verzögerungen beinhalten würden, das ist unlogisch. Und wird dann von mir auch so kommentiert. Ebenso wie die generell unlogischen Argumente, die im Zitat gegen eine Rekonstruktion ins Feld geführt wurden. Wenn du das anders siehst, führe es doch bitte näher aus, anstatt nur so eine Glosse zu verfassen.


    Jan85 hat in der für ihn typischen abgewogenen und sachlichen Art (die ich bewundere) schon einiges zurechtgerückt.


    Meine kritische Haltung zum ausbleibenden Projektabschluss des Architekturbüros war als Frage formuliert. Ich hätte es schon gut gefunden, wenn die Berliner Zeitung dort mal nachgehakt hätte. Wenn ein Zieldatum öffentlich kommuniziert wird (welches m. E. absolut realistisch ist), darf man durchaus fragen, warum dieses so deutlich überschritten wird. Der Imageschaden für das Büro dürfte dennoch überschaubar sein, weil einerseits nur ein ganz kleines Szenepublikum davon Kenntnis nimmt. Zudem kann ich mir ganz gut vorstellen, dass die Kollegen dafür eher auf die Schulter klopfen, zumal z. B. der BDA sich hochoffiziell gegen eine Rekonstruktion positioniert hat. Was freilich keine Überraschung ist. Man kennt und schätzt sich und pflegt gemeinsame Denkmuster. Wobei sich schneider+schumacher zwar stark abwertend gegen die (Teil-)Rekonstruktionen des Berliner Schlosses oder auch des neuen Frankfurter Altstadt-Areals geäußert haben, andererseits aber nicht einseitige Gegner sind und sich durchaus um Differenzierung bemühen.


    Dennoch: Die Stiftung hat sich für genau dieses Büro entschieden und nicht etwa für z. B. Mäckler Architekten (ebenfalls aus Frankfurt); Expertise mit sensiblen Lagen und Rekonstruktionen hätte man dort jedenfalls.


    Über Gründe kann man natürlich spekulieren, aber Fakt ist, dass schneider +schumacher aktuell schon um Monate überziehen und ein neues Zieldatum nicht genannt wurde. Sobald die Entwürfe vorliegen, geht es in einen "Abstimmungsprozess in den nächsten Monaten", auf den eine Erarbeitung eines neuen Zeitplans folgen soll, auf den die Erarbeitung von Wettbewerbsvorgaben folgen soll, auf die der Wettbewerb folgen soll. Schwupps, sind zwei Jahre vorbei, Wahlen stehen an, die Karten werden neu gemischt... usw. Wie in den letzten Jahrzehnten.


    Der Vertrauensvorschuss für die Stiftung ist meinerseits seit langer Zeit aufgebraucht und ich betrachte daher jede ihrer (wenigen) Regungen mit Misstrauen.


    Oranien: Bei der Unterscheidung in Links/Rechts möchte ich nicht ganz mitgehen. Ich möchte vielmehr betonen, dass z. B. die SPD als linke Partei hier stark pro Rekonstruktion agiert. Auch in anderen Städten passen solche einseitigen Zuschreibungen nicht. Vielmehr gibt es für wichtige Rekonstruktionen meistens einen großen Konsens in Politik und Bevölkerung, der größer als die üblichen bürgerlichen oder progressiven Mehrheiten ist. Ohne demokratische Beschlüsse, flankiert von ganz viel vorausgehender und nachbegleitender Ehrenamtsarbeit, ist ja auch kaum eine Rekonstruktion umsetzbar- aufgrund der Widerstände aus der Fachwelt. Leider haben Einzelpersonen, Verbände wie der BDA, Fachzeitschriften wie Bauwelt und zuletzt auch große Medienhäuser es vermocht, die Kritik größer wirken zu lassen als sie ist und die Unterstützung nicht in der richtigen Relation dargestellt. Es wird ja alles zunehmend polarisiert, leider. Davon sollten wir hier wenigstens Abstand nehmen? Dem Abriss des "Palastes der Republik" hatte 2002 sogar die PDS zugestimmt, für die Schlossfassaden stimmten 2/3 der Abgeordneten, auch von den Grünen und der SPD, der Fraktionszwang war damals aufgehoben. Das wird zu oft vergessen und kann daher nicht oft genug erinnert werden. Und auch der Beschluss für die rekonstruierte Bauakademie wurde auf Bundesebene von CDU und SPD, auf Landesebene von SPD, Linken und Grünen mitgetragen. Wäre die Stiftung anders besetzt, stünde das Haus vielleicht schon.

  • Nun soll eine Rekonstruktion laut Stiftung baurechtlich gar nicht möglich sein. Der Tagesspiegel berichtet Details zur "überraschenden Wendung" hinter einer Paywall (dabei hatte die Stiftung doch davor noch wirklich alles versucht, so schnell wie möglich so originalgetreu wie möglich zu rekonstruieren - wie groß muss der Ärger und die Bestürzung da sein).


    Doch die dafür nun präsentierte Visualisierung vor der Paywall sieht dafür selbst für eine Vorstudie schon einmal extrem vielversprechend aus. Wenn man das direkt so oder sehr ähnlich dorthin bauen sollte, wird sicher niemand die Schinkelsche Formensprache vermissen. Anlehnend an eine These der Reko-Gegner könnte man sogar behaupten: Schinkel selbst hätte heute exakt SO gebaut!


    Zumindest hätte Berlin nach dem Museum der Moderne dann noch eine Ikone (der gescheiterten Umsetzung) moderner Architektur:

    Griechische Tempelarchitektur: Treffer. Versenkt.

    Schinkelsche Bauakademie: Treffer. Versenkt.

    What's next?


    Vielleicht ist aber auch das Ziel, dass die Reko-Befürworter bei solchen Bildern zugestehen: Dann lieber kein Bisschen Schinkel und ganz modern. Bevor ich die Bauakademie so verhunzt sehe, bewahre ich lieber den Gedanken und Entwurf in seiner Reinheit in meinem Bewusstsein. Wie die Mutter in Salomons Gerichtsverfahren sage ich da: Nimm einfach alles und mach was Du willst. Nur lass Schinkel dafür leben.

    4 Mal editiert, zuletzt von jan85 ()

  • ^


    Ich verstehe nicht genau was Du meinst.


    Der Vorschlag macht mich etwas traurig. Warum kann man so ein Fassädchen in Berlin nicht einfach rekonstruieren und dahinter ein modernes Inneres in der gerasterten Struktur entstehen lassen? Eine geeignete Nutzung dürfte wirklich kein Problem sein, da gibt es viele Möglichkeiten.


    Warum ist das alles so kompliziert und ideologisch? Moderne Bauten werden doch in Massen gebaut und prägen unsere Umgebung. Jedes Jahrhundert überformt die Welt immer stärker. Trotzdem können ein paar hochwertige und punktuelle Rekonstruktionen keine breite Zustimmung finden, insbesondere bei Architekten - schade.


    Drei Seiten und eine verhunzte sind aber besser als nichts.

  • ^^ hier gibt es etwas "Mehr" zu lesen ( kostenfrei)

    Entwicklungsstand.de. ( Quelle)


    Dieser letzter "Musterturm" Soll

    Abgerissen werden .Dies empfiehlt eine Vorstudie des Büros schneider + schumacher und soll durch ein Neubau ersetzt werden.


    M.m.n soll es als Erinnerung erhalten bleiben. Den Rest könnte man gerne weiterbauen auf der freie Fläche.


    ©ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN⬇️

    Screenshot-20240531-134018-2.png

  • Rotes Rathaus Dann hast mE eher Du etwas verpasst! Den von Dir beschriebenen Kompromiss hatte der Senat ins Spiel gebracht, DAMIT man möglichst viel originalgetreue Struktur errichten und zugleich moderne Funktionalität ermöglichen könnte.


    Die Baustiftung behauptet nun dagegen, eine originalgetreue Rekonstruktion sei so oder so nicht umsetzbar. Es geht nur noch um Abstufungen der Vereinfachung bzw Abstraktion. Schau Dir den zuletzt verlinkten Artikel mal an und dann betrachte nochmal genauer die Vorstudie. Da sieht man mE gut, was von Schinkel übrig bleiben würde. Statt so einem Schinkel-Verriss soll man es mE lieber ganz lassen: Ein Freiraum (Grünanlage/Platz) oder ein komplett moderner Bau. Mit so einem Humunkulus-Hybrid kann ich nichts anfangen. Mal sehen, wie die restlichen Vorstudien aussehen. Ich befürchte aber, dass man wohl kaum die schlechteste Version im Artikel präsentiert hat.

  • Das Argument lässt sich doch nun durch die Bauaufsicht Mitte entkräften. Es es für sie vorstellbar und unter welchen Voraussetzungen, einen Bau, der teilweise nicht den Vorschriften zur Barrierefreiheit entspricht, zu genehmigen.

  • Realistisch betrachtet wird die nächsten zehn Jahre da nichts gebaut.

    Alle buddeln sich gerade in ihren ideologischen Schützengräben ein. Und klar, das Landesdenkmalamt! Will natürlich auch mitreden, hält sich sowieso für den Architekturgral und versteht es zu verhindern, dass man in Berlin mal was Neues bauen darf. (Wenn ich nur an diese unsägliche Entscheidung denke, den Abriss des Hutmacherhauses zu verbieten)

    Das Baurecht wird jetzt wieder bemüht, die Sichtachse zum TV Turm für Rollstuhlfahrer ist nicht gewährleistet, also müssen die Fenster bodentief werden (frei interpretiert und ich habe absolut nichts gegen Inklusion beim Bauen oder sonstwo) Aber all das weiss man seit 10 Jahren und jetzt wird das rausgekramt.


    Das ganze ist eine Farce und hat mir Ringen um die beste Lösung nichts mehr zu tun. Es geht wie meistens in Berlin Mitte bei solchen Bauten um Egos, um Ideologie um Deutungshoheit und was weiss ich noch alles.

    Am besten wäre es jeder legt seinen Vorschlag auf den Tisch und jeder darf einmal würfeln. Wer die höchste Zahl hat, dessen Entwurf wird gebaut.

    So könnte man 20 Jahre lange Brachen vermeiden, Milliionen von Kosten für die Steuerzahler für die ganzen Bauverzögerungen und Kostensteigerungen, Unsummen für Studien und Experten und Kommissionen, die alle daran jahrelang prächtig verdienen usw. usw.


    Und vor allem. Die Qualtiät würde auch nicht darunter leiden. Letztlich wäre alles vertretbar. Ein historische Konstruktion, eine modifizierte historische Konstruktion (worauf es in Berlin nach Jahrelange Debatten doch sowieso immer hinausläuft, damit sich ja jeder eingebunden fühlrt oder ein Neubau.

  • Also wegen mir muss es keine Vollrekonstruktion sein, aber das Argument mit der Fensterhöhe, bzw. Tiefe, ist doch eher ein Scherz aus Schilda, oder?


    Ich denke, die ganze Sache sollte einfach beerdigt werden, da sie völlig totgeritten ist.


    Vielleicht tut's da eine Grünanlage mit ein paar Bäumen auch.

  • Also wegen mir muss es keine Vollrekonstruktion sein, aber das Argument mit der Fensterhöhe, bzw. Tiefe, ist doch eher ein Scherz aus Schilda, oder?

    Ich denke eher, denen ist inzwischen einfach jedes Mittel Recht und die "Argumente" sind da eh nur ein Mittel zum heiligen Zweck.


    Ich erinnere mich jedenfalls noch sehr gut, dass zwischenzeitlich die Ziegel als absolutes No Go angegeben wurden, da es die Klimabilanz völlig ruiniere und man jetzt aufgrund der Klimakatastrophe alles 100% auf Öko trimmen müsse. Von Barrierefreiheit war da übrigens noch gar keine Rede. Scheinbar wurde das Klima-Veto dann irgendwann durch plausible Gegenargumente wie Ziegel-Recycling etc entkräftet. Denn jetzt zeigen sie ja selbst eine reine Ziegelfassade, sowohl bei der abstrahierten Schinkel-Tapete als auch bei der genialen Eigenschöpfung.


    Aber nun wurde in der Visualisierung dafür eben dann extra noch ein Rollstuhlfahrer direkt neben der modernen Fassade positioniert, um die neuen Einwände mit einer bombensicheren/ alternativlosen Legitimation zu versehen. Wer keine (übrigens extra klimafreundlichen) bodentiefen Fenster will, der ist gegen die Inklusion so wie davor den Ziegelbefürwortern der nahende Weltuntergang sch..ßegal war.


    Falls da jetzt auch Gegenargumente/ Lösungsvorschläge kommen und man bspw. neben einer modernen Fassade mit passenden Einlässen noch kleine Rampen zu ein paar der relevanten Fenster vorschlägt, dann fällt denen auch wieder sofort etwas ein. Dann atmet der Bau halt den Geist des Kolonialismus und der Arbeiterausbeutung, des Patriarchats ja ohnehin und vielleicht noch Nationalismus etc pp Mit solchen Leuten kann man meiner Erfahrung nach nicht sachlich diskutieren. Die haben einen Buzzwortschatz, da siehst Du in einem Bullshit-Bingo kein morgen mehr. Und wenn man was anders sieht, ist man mindestens ein egozentrischer Umwelt- und Menschenfeind, der Minderheiten zum Frühstück verputzt.

  • Dass diese Argumente höchstwahrscheinlich vorgeschoben sind, lässt sich durch ein Gedankenexperiment relativ leicht feststellen: Schinkel war doch zu Lebzeiten begeistert von der urklassischen griechischen Architektur. Also könnte man ja im Geiste Schinkels eine völlige Neuschöpfung mit allen zeitgemäßen Kriterien zur Barrierefreiheit, Energiebilanz und Belichtungsanforderung entwerfen, die aber in ihrer Formensprache einem schlichten Klassizismus entspricht - warum sollte das weniger im Geiste Schinkels sein, als eine rationalistisch-moderne Lösung?


    Ich bin mir sehr sicher, dass die Reaktion der Stiftung auf so einen Lösungsvorschlag blitzschnell klar machen würde, dass sie sich nicht an der mangelhaften Barrierefreiheit und Energiebilanz stört, sondern an dorischen Säulen, Friesen und Kolossalpilastern. Es geht ihnen doch nur darum, mit allen verfügbaren Mitteln eine klassische Formensprache zu verhindern und irgendwelchen Architekten, die sich für den neuen Schinkel halten, ein Denkmal zu setzen. Als hätte man dafür nicht auch in der Europacity die Chance gehabt - oder an der Mediaspree - oder an etlichen weiteren Orten in der gesamten Innenstadt.