Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

  • Hauptpunkte gegen die Originalfassade, dass dadurch angeblich keine Raumaufteilung nach modernen Ansprüchen möglich ist

    Gibt es dafür auch irgendeine offizielle Quelle? Ich meine, es muss doch öffentlich begründet werden, warum Steuergelder für "Schaun-wir-mal-Entwürfe" ausgegeben werden.


    Die Stiftung wurde meines Erachtens ja vor allem gegründet, um das Aufgabenspektrum der Institution Bauakademie zu definieren und das spätere Gebäude mit Leben zu erfüllen. Es befremdet, dass sie sich stattdessen so intensiv mit der Fassade beschäftigt, bei der es eigentlich kaum etwas zu diskutieren gibt.


    Die Satzung (S. 2) führt den Stiftungszweck wie folgt aus: "Förderung von Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie Kunst und Kultur auf den Gebieten des Bauwesens [...], der Stadtentwicklung, des Wohnens und der Baukultur."


    Wie sie diese Ziele verwirklichen soll, ist auch genannt: "Ausstellungen (Dauer- und Wechselausstellungen) und andere Veranstaltungen in den Bereichen

    Bauwesen, Stadtentwicklung, Wohnen und Baukultur (z.B. Foren, Seminare, Labore, Werkstätten) einschließlich des Angebots von Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für technische Berufe in den genannten Bereichen."


    Meines Erachtens verfehlt der Auftrag an das Architekturbüro den Stiftungszweck. Wann und von wem wurde eigentlich festgelegt, dass die Stiftung die Errichtung des Gebäudes organisiert? In der Satzung steht davon nichts. Warum macht das nicht z. B. das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung?


    Die von ErSieEs eingebrachte Idee, den Wiederaufbau als Projekt zur Lehrunterweisung zu nutzen, finde ich großartig. Dürfen Lehrlinge Gebäude bauen?

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  • Unter Aufsicht, natürlich, sonst dürften Lehrlinge ja auch auf keiner anderen Baustelle arbeiten.


    Dass das Maurerhandwerk in seinen Feinheiten heute vorwiegend in Berufsschulen und Hallen von Bildungsträgern im Rahmen der überbetrieblichen Unterweisung stattfindet ist nur der Tatsache geschuldet, dass die Lehrlinge das in der Praxis kaum noch lernen könnten, weil die Bauweisen heutzutage halt sind wie sie sind.


    In unzähligen Berufsschulen und sonstigen Institutionen mauern junge Leute für den Bauschutt. Das Material wird so oder so verbraucht, soviel zum ganzen Gerede zur ach so schlechten Nachhaltigkeit wenn man den Bau aufziegeln würde. Wir verschwenden lieber Ziegel für Mockups, um das klassische Handwerk noch irgendwie bei zu bringen und verkünsteln uns dann lieber bei der echten Baustelle mit was auch immer, denn Hauptsache es wird keine historische Rekonstruktion!


    Wahlloses Beispiel für an Mockups vergeudeter Arbeitskraft und Materials, weil die Azubis in der realen Welt das Maurerhandwerk nicht mehr nennenswert ausüben können:


    https://adolf-reichwein-schule…bote/berufsschule/maurer/


    PS: das ist übrigens keine abgefahrene Idee von mir, die seit 2 Jahrzehnten fertige Ecke, über die auch nie diskutiert wird, wurde exakt so gebaut, von Azubis, als Lehrbaustelle und bleibendes Gebäude zugleich. Der Rest hätte auf die selbe Weise schon zigmal fertig sein können. Aber ohne Vorstudien, Studien und Wettbewerbe und promovierte Projektleiter und so weiter geht ja nichts mehr bei öffentlichen Bauprojekten. Wir leben echt in Absurdistan.


    https://www.baunetz.de/mobil/meldung.html?cid=5725


    Das ist die einzige Studie die ich gebraucht hätte:


    https://www.flickr.com/photos/wolf-rabe/3641149581


    Beiträge zusammengeführt.

  • ^Witzig, wie da die Wahrnehmung auseinandergeht. […] alles Beispiele, die ich für ausgesprochen gelungen und oft sogar besser als die Originale halte.

    Ich glaube da hast Du mich missverstanden. Es sind gelungene Beispiele von Adaptionen/Abstraktionen des hist. Bestandes, die sich über einen Material- und/oder Farbwechsel definieren. Gelungene Beispiele in Sinne von Herrn Spars, mit gleicher Farbgebung und gleicher Materialiät, kenne ich keine.


    ErSieEs, hat hierzu einen wichtigen Punkt angesprochen - die Musterecke. Die genannten Beispiele benötigen ebenfalls alle ein gewisses Abbild der Ursprungs der Abstraktion, um nicht zur Karikatur zu werden.

  • ^--- ich hatte vor Jahren auch schonmal auf die Musterecke verwiesen. Gut, dass sie von Bau-AzuBis geschaffen wurde! Aber für eine Rekonstruktion kommt die Ecke zu grobschlächtig und ”Neu“ daher. Für eine Rekonstruktion erwarte ich die Verwendung von alten gebrauchten Ziegeln im Originalformat mit sehr geringen Fugenzwischenräumen. Sollte die gesamte Fassade genau wie die Ecke unter Verwendung neuer Ziegel und zu großen, nicht historischen Fugenabständen wiederaufgebaut werden, würde ich eher dazu neigen, davon abzusehen. Wenn historisch dann auch im eigentlichen Sinn und nicht irgendwie.

  • Die "Kämpfer für die Reduktion" - ob die Nachhaltigkeit wirklich jemals interessiert solange nur eine Reko verhindert wird frage ich mich ehrlich gesagt schon - bringen es fertig und reißen die wunderschön und mit viel Handwerkskunst gebaute Musterecke ab um ganz besonders "nachhaltig" zu bauen.


    Ich denke da mit Schrecken daran was mit einem Dino-Museum in Frankfurt am Main von einem Geschäftsführer und einem Architekten, jeweils im Renteneintrittsalter, angerichtet wurde, sozusagen als Vollendung ihres Lebenswerks haben sie nochmal ganz "unkonventionell" konventionelle Betonarchitektur verwirklicht und dafür vorgefundene Bausubstanz zerstört.


    Ehrlich, wann hört dieser Hass gegenüber unserem Erbe endlich auf? Was ist das nur? Eine Projektion von schwierigen Familiengeschichten weil Vater oder Opa in der NS Zeit verwickelt waren? Ich kenne wirklich kein Land in dem Rekos so ein Politikum sind, es muss ja eigentlich etwas mit der NS Zeit und dem, wie schwer sich viele Deutsche mit der Geschichte tun, zu tun haben.


    Ich beobachte mit Interesse Städtebau in vielen europäischen Ländern und normalerweise sind Rekos eigentlich primär wegen der Kosten umstritten. Aber das Geld wurde ja schon vor Jahren zur Verfügung gestellt. "Hier, nehmt!". Fast schon flehend von unserem Parlament beschlossen. Ich begreife all das einfach nicht.

  • Die Argumentation ist hinsichtlich der Ökologie ist absurd - bezogen auf die Gesamtheit der Stadt. Wenn man etwas tun will, das hinschlicht eines grünen Umbaus wirklich die Zeiger bewegt, würde man meinetwegen Genehmigungsverfahren für Solardächer vereinfachen, den öffentlichen Nahverkehr in Stadt-relevantem Masse ausbauen und beschleunigen. Man würde vor allem für Schatten sorgen (Bebauungspläne ändern und Hochverdichtung ermöglichen). Selbst so fragwürdige Dinge wie eine effektive Vereinfachung des Holzbaus (Brandschutzregeln etc) würde mehr bringen. Man würde alles mögliche tun - aber sich garantiert nicht am Wiederaufbau der Bauakademie abarbeiten. Die gibt es nur 1x in Berlin und die ist für eine Ökobilanz völlig egal. Die Bauakademie ist für den ökologischen Städtebau das, was für die Verkehrswende die 500 Meter Friedrichstasse sind: Symbolpolitik - getrieben von Ideologen.

  • Um Ökologie und Nachhaltigkeit geht es hier sicher nicht vordergründig. Absurd ist daneben ja wirklich auch, wie die Stiftung sich seit Jahren selbst Arbeit beschafft, eine eigene Agenda aufbaut und ihre eigentliche satzungsgemäße Mission beharrlich ignoriert bzw. offen in Frage stellt. Da wedelt irgendwie seit Jahren der Schwanz mit dem Hund, nur lockt es den aktuell geschlagenen Hund bzw. Bund offenbar nicht hinterm Ofen hervor. Oder so ähnlich.

    Aber auch das hatten wir ja schon, wie gefühlt jeden weiteren Aspekt. Es wurde ja schon richtig geschrieben: Produziert wird hier seit Jahren nur Papier bzw. Daten (und natürlich Kosten). Zumindest das ist sicherlich nicht nachhaltig. Aber so lange der Bund sich das weiter anschaut, ist das wohl höchstens ein Fall für den Rechnungshof oder investigativen Journalismus. Die haben aber auch so schon eine Menge Arbeit. Oder gibt es theoretisch doch irgendeine (juristische) Kontrollinstanz, die man in so einem Fall einschalten könnte?


    Ich persönlich hätte ja noch nicht mal was gegen einen hochwertig gemachten Hybrid (auch wenn ich die originale Reko einfacher und folgerichtiger finde). Aber dieses Possenspiel und diese Selbstermächtigung finde ich langsam wirklich nur noch absurd. Es bleibt eigentlich wie immer nur die Hoffnung: Was lange währt, wird endlich gut. Aber dafür muss wohl erstmal jemand entschlossen den Stachel entfernen, den man sich mit dieser schrägen Stiftung selbst in den Hintern befördert hat.


    OT: Sorry für den saloppen Stil. Aber irgendwann bleibt mE nur noch Ironie oder derber Spott, wenn man so ein Theater noch aushalten und kommentieren will.

  • Die gibt es nur 1x in Berlin und die ist für eine Ökobilanz völlig egal. Die Bauakademie ist für den ökologischen Städtebau das, was für die Verkehrswende die 500 Meter Friedrichstasse sind: Symbolpolitik - getrieben von Ideologen.

    Mit der Argumentation tust du der Sachen keinen Gefallen. Nach der Logik brauchst du auch diesen Euro nicht ins Sparschwein schmeißen oder heute mal nicht Joggen gehen. Was macht es schon für einen Unterschied, wenn ich nicht wählen gehe? Was bringt es, wenn ich mich klimabewusst verhalte? Wieso soll ich mich Unannehmlichkeiten, Entbehrungen und Herausforderungen stellen, ich alleine kann die Welt doch nicht retten.... Wenn man im allgemeinen so denken und handeln würde, würde die Menschheit nichts auf die Kette kriegen. Kein überzeugendes Argument.


    Man muss sich hier schon bewusst dagegen entscheiden, wohl wissend, dass man ästhetische und historische Ansprüche über die des progressiven, nachhaltigen Bauens stellt. Wie letzteres bei größeren, repräsentativen Gebäuden aussehen wird, kann man an den angepassten Entwürfen für das Museum der Moderne erkennen. Und da muss ich für mich klar sagen: Hier bitte nicht.


    Natürlich gibt es die Position, die meint, dass der innovative Charakter des Gebäudes und der angebliche "Geist Schinkels" einer originalgetreuen Reko widersprechen würden. So kann man argumentieren, aber mich überzeugt das letztendlich nicht. Das Gebäude ist nicht dazu verdammt, innovativ zu sein. Es sollte wieder die Schinkelsche Bauakademie werden und bleiben. Weil sie an prominentester Stelle ein Leuchtturm für einen extrem einflussreichen Architekten und seinen Architekturstil wäre, der ein bedeutender Teil des kulturhistorischen Erbes dieses Landes ist. Ich würde die Rekonstruktion als Architekturdenkmal für Schinkel verstehen, welches grade wegen des stilistischen Kontrasts zu den Umgebungsbauten besonders gut wirken wird.


    Ich würde auch gerne sagen, dass ich gespannt auf die Ergebnisse der Studie wäre, aber für mich ist die Marschroute klar: Eine Aufweichung der Pläne zur originalgetreuen Rekonstruktion der Fassade. Was soll es sonst sein?


    Vielleicht wird am Ende eine Zwitterlösung wie am Berliner Schloss stehen. Ich könnte damit leben, wenn die Originalfassaden zum Schinkelplatz und Kanal weisen.


    Ich hoffe sehr, dass das hier nicht passiert. Beim Schloss - als rekonstruierten absolutistischen Herrschaftsbau - finde ich es richtig und wichtig, dass sich der kontroverse gesellschaftliche Diskurs auch in der Architektur widerspiegelt. Bei der Bauakademie habe ich primär den Eindruck, dass Menschen in Entscheidungspositionen der Verlockung nicht widerstehen können, der Sache ihren Stempel aufzudrücken.

  • Das Ego der Zeitgenossen ist sowieso ein riesiges Problem, vgl. der "Weiterbauer" und der Umgang mit dem Dino-Museum in Frankfurt, das wurde hier im Forum mit zahlreichen Fotos dokumentiert. Sowas würde ein Hybrid werden, nur vermutlich mit noch weniger Original. Und die Musterecke wird zerschlagen und in der Grünanlage vergraben. Das nennt man dann "progressive" Architektur.


    Ich habe mich sehr zu Kommentaren zur Stiftung zurückhalten müssen, kaum zu glauben beim bisherigen rant, was? Aber jemand anderes hat es gut ausgedrückt, Selbstermächtigung ist ein schönes, sachliches Wort, das mir vor lauter Ärger nicht eingefallen ist.


    Hoffentlich bleibt der Bund beim Arbeitsauftrag konsequent. Der Bundestag möchte eine Rekonstruktion. Ganz oder gar nicht. Und bevor ein Machwerk entsteht und damit vollendete Tatsachen geschaffen werden sage ich wirklich: dann lieber gar nicht. Dann bleibt wenigstens die Möglichkeit für die Zukunft erhalten und der Bauplatz frei.

  • "Abgeordneter

    Markus Uhl

    (CDU/CSU)

    Welche Maßnahmen wird die Bundesregierungr ergreifen, um die „Wiedererrichtung des Gebäudes der Bauakademie Berlin“ im Wege der Rekonstruktion (entsprechend der Beschlusslage des

    Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages

    vom 10. November 2016) sicherzustellen, und welche Umsetzungsschritte sind hier im Einzelnen vorgesehen (bitte unter Angabe von zeitlichem Verlauf)?


    Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Sören Bartol

    vom 22. Mai 2023


    Anliegen der Bundesregierung ist es, dass die Bundesstiftung Bauakademie (BSBA) am Standort der Bauakademie ein Gebäude errichtet, das

    nachhaltig und klimagerecht ist und zugleich die baukulturellen Werte

    von Karl Friedrich Schinkel verkörpert sowie Bezug nimmt zur historischen Umgebung. Derzeit erarbeiten die BSBA, das Land Berlin und der

    Bund in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit auf Fachebene

    einen Auslobungstext für den anstehenden Realisierungswettbewerb.

    Dies bedingt eine sorgfältige Abwägung aller Interessen. Der Wettbewerb wird auf der Grundlage von notwendigen weiteren Vorabstimmungen nach sorgfältigen Abwägungen geplant und durchgeführt werden.

    Das Ergebnis dieses noch nicht abgeschlossenen Prozesses wird zuerst

    im Stiftungsrat der BSBA zur Diskussion gestellt werden. Ziel ist es, nach der Sommerpause im Stiftungsrat zu beraten und zu entscheiden.

    Im Stiftungsrat sind neben Vertretern der Bundesregierung und einem

    Mitglied des Landes Berlin auch fünf vom Deutschen Bundestag entsandte Mitglieder vertreten.

    Berlin, den 26. Mai 2023"


    aus Seite 57 der BT-Drucksache 20/6994 (als amtliches Werk genießt dieses kein Urheberrecht und kann mit Quellenangabe frei verbreitet werden)



    Der erste Satz der Antwort ist nicht kongruent mit dem Bundestagsbeschluss. Demnach handelt die Stiftung aber ganz nach dem Wille der Bundesregierung, wie er hier geäußert wurde. Statt einer klaren Rekonstruktion ist architektonisch nur noch eine Bezugnahme auf die Umgebung gefordert, nachhaltig und klimagerecht sowie eine Verkörperung der Werte von Schinkel, was also alles und nichts heißt.

  • Nun fragt ihr euch vielleicht ist da was komisch gelaufen, ein Missverständnis?


    "Schließlich erweiterte der Ausschuss auf Antrag und mit der Stimmenmehrheit der Koalitionsfraktio-

    nen der CDU/CSU und SPD bei Titel „Zuschüsse für Investitionen zur Wiedererrichtung des Berliner Schlosses

    – Bau des Humboldt Forums im Schlossareal Berlin“ die Erläuterungen und brachte den neuen Titel „Zuschüsse

    für Investitionen zur Wiedererrichtung des Gebäudes der Bauakademie Berlin und der historischen Kolonnaden

    auf der Schlossfreiheit Berlin“ mit einem Baransatz und einer Verpflichtungsermächtigung aus." aus Seite 103, BT-Drucksache 18/9826. Das war 2016.


    Amtliche Drucksachen sind ja glücklicherweise alle archiviert und öffentlich.


    Wie das mit der Wiederrichtung der historischen Kolonnaden gelaufen ist wissen wir ja inzwischen. Ergo, der Bundestag bestellt einen Wiederaufbau und bekommt am Ende, per Salami-Taktik irgendwas ganz anderes, für das er von Anfang an vielleicht nie einen Cent zur Verfügung gestellt hätte.


    Nachdem aus den historischen Kolonnaden eine, ich weiss nicht wie man das nennt, eine Wippe?, wurde, wird aus dem Budget für den Wiederaufbau der Bauakademie Berlin vielleicht ein Windrad. Wäre nicht weniger seltsam.

  • ErSieEs Bei den Kolonnaden war das mE deutlich anders gelagert. Damals waren meiner Erinnerung nach vielmehr diese eine Art Alleingang.


    Bei der Bauakademie werden offensichtlich intransparent neue Tatsachen geschaffen. Wenn die Ampel-Regierung dabei eingebunden war, macht es das mE nicht wirklich besser. Denn dann wurden mE auf noch höherer Ebene demokratische Prinzipien mit Füßen getreten: Es gab einen gültigen und öffentlich bekannten Beschluss und diesmal gab es ja noch nicht einmal eine öffentliche Debatte für die Kursänderung. Diese "vertrauensvolle" Arbeit besitzt jedenfalls keinesfalls mein Vertrauen. Solche Mauscheleien im Hinterzimmer kenne ich aus Berlin genug. Bei Corona mussten Juristen die Regierung erinnern, dass es in einem Rechtsstaat sehr wohl Regeln und rote Linien gibt. Vielleicht wird es auch bei solchen etwas kleineren Themen mal Zeit. Wegducken und heimlich aus dem Verborgenen regieren kann unserer demokratischen Kultur ja wohl nicht würdig sein. Mich wundert nur, dass die CDU nicht mehr Kapital aus der mE dreisten Antwort auf ihre Anfrage geschlagen hat. Wahrscheinlich weil man Angst vor einem anti-grünen Image hat.

  • Man muss sich hier schon bewusst dagegen entscheiden, wohl wissend, dass man ästhetische und historische Ansprüche über die des progressiven, nachhaltigen Bauens stellt.

    Ich stimme dir in allen Aussagen deines Kommentars zu. Nur in dieser nicht. Wenn das Gebäude, wie auch schon die Musterecke, von Lehrlingen gemauert wird, ist das auf jeden Fall nachhaltig. Denn wie oben geschildert, wird in der Ausbildung meistens für den Schuttcontainer gemauert. Zur Anwendung könnten zudem alte Ziegel kommen. Andere Baustoffe müssten auch nur zur Baustelle transportiert werden. Bei der Gebäudetechnik und den Materialien im Innenausbau können ja modernste Materialien verwendet werden und Solaranlagen auf dem Dach wären auch nicht störend. Das Dach böte sich ja geradezu an. Das falsche und vorgeschobene Argument, Rekonstruktion sei nicht nachhaltig, sollte nicht unwidersprochen bleiben.


    Nebenbei finde ich es erstaunlich, wie einträchtig sich die Kommentatoren hier bisher geäußert haben. Sonst fetzt ihr euch doch immer gern... :) Anscheinend wird die Schinkelsche Bauakademie auch von jenen sehr gemocht, die sonst nicht also Reko-Freunde verdächtig sind.

  • Es kommt doch auf die Umgebung an. Wäre das rundherum inzwischen ein reines Plattenbauviertel und am Ort der einstigen Bauakademie wäre aktuell eine Tischtennisplatte und Hausmeisterrasen, dann fände ich den Vorschlag einer Rekonstruktion albern und unpassend.


    Hier korrespondiert eine richtige Rekonstruktion schon alleine so herrlich mit der wundervollen Friedrichswerdersche Kirche, dass ich das für einen no brainer halte. Nur, mit Dogmatikern lässt sich so pragmatisch halt nicht sprechen. Manche Menschen sind halt aus Prinzip beim Neubau Gegner jeglicher Architektur prä Bauhaus im Allgemeinen und von Rekonstruktionen im Besonderen.


    Ich wünschte mir manchmal nur, dass man das dann auch einfach offen als subjektive Meinungsfrage kennzeichnet, dann kann man im Mehrheitsmodus abstimmen und fertig. Unsere höchste Volksvertretung im Staate hat das getan und damit wäre das eigentlich erledigt. Es dann nicht sein zu lassen, sondern trotzdem dagegen zu arbeiten, finde ich persönlich undemokratisch.

  • ErSieEs Eine politische Entscheidung zu revidieren, ist ja grundsätzlich gar nicht verboten und auch kein ungewöhnlicher Vorgang. Nur sollte es dann mE im selben Rahmen geschehen und öffentlich vermittelt werden wie die ursprüngliche Entscheidung. Tatsächlich ist die Demokratie ja ohnehin schon massiv in der Krise und dann wird weiter so gewurstelt (wie gesagt bei den Kollonaden war es ähnlich intransparent und problematisch, nur damals unter Beteiligung der CDU). Ganz so, als wäre man sich keiner Verantwortung bewusst - und am Ende noch über die problematische Gesinnung der verärgerten Bürger schwadroniert und philosophiert. Bei den Prozentzahlen geht das nur lange nicht mehr auf, dass die verdrossenen Menschen alle problematisch ticken. Da stinkt der Fisch wie so oft vom Kopf.


    Hier im konkreten Fall finde ich es jedenfalls auch absolut unangemessen, wie mit der Zeit und den Ressourcen gewirtschaftet wird und eben auch wie intransparent dabei vorgegangen wird. Die Akademie hätte längst stehen können, sollen und müssen - ob als Vollreko oder guter Hybrid. Stattdessen ist das Ganze gefühlt zur Plattform für Wichtigtuer mit Geltungsbedürfnis geworden, die in Summe viel mehr schaden als nutzen und dafür auch noch mit Steuern subventioniert werden. Für mich ist das in dieser Form schon ein kleiner bis mittlerer Skandal, auch wenn man den Begriff nicht inflationär gebrauchen sollte und die Thematik gewiss auch lange nicht die gesellschaftliche Tragweite von anderen Themen besitzt. Ein Ärgernis bleibt es aber absolut.

  • JimmyMcGill : Vielleicht verstehst Du das Argument nicht. Denn: Gerade wenn man sich für den Klimawandel oder fürs klimagerechte Bauen interessiert - und man begrenzte Ressourcen hat, - muss man sich auf das konzentrieren, was wirklichen Impact hat. Du bestätigst insofern was ich schreibe: Dir ist Symbolik wichtiger als Ergebnis. "Wünsch Dir was" mit endlosen Resourcen gibt es nämlich nicht. Es würde sogar wesentlich mehr bringen, wenn man denselben Klimaschutz-Aufwand in einen beliebigen Plattenbau irgendwo in Marzahn stecken würde - statt sich symbolisch damit an der Bauakademie abzuarbeiten.


    Es wird aber meines Erachtens sowieso erstmal für viele weitere Jahre nichts passieren. Die Fronten sind zu verhärtet. Man wird Wege finden, die Entscheidung weiter hinauszuzögern - von jeder Seite aus mit der Hoffnung, dass sich in ein ein paar Jahren die politische Konstellation zu den eigenen Gunsten verbessert.

  • Berlin wurde aus dem Kahn erbaut. Die Erfindung des Ringofens durch Berliner Baumeister in Fürstenwalde und Stettin machte den Ausbau Berlins zur Industriemetropole ja erst möglich.

    Dass ab den 30er Jahren die Zwangsarbeit die Produktionssteigerung garantierte ist der unvermeidliche schwarze Fleck in der Geschichte des Siegeszugs des Ziegels.

    Nun wird in Adlershof an Baustoffen aus Pilzmyzel geforscht. Also wäre der Ziegel als Fassadenmaterial einer rekonstruierten Bauakademie, in der die Ergebnisse der aktuellen Baustoffforschung präsentiert und diskutiert werden, doch ideal.

    Die Belassung der Musterecke kann ich mir nicht vorstellen. Sie ist halt...ein Muster und als solches in eine Rekonstruktion kaum integrierbar.

  • Vielleicht verstehst Du das Argument nicht. Denn: Gerade wenn man sich für den Klimawandel oder fürs klimagerechte Bauen interessiert - und man begrenzte Ressourcen hat, - muss man sich auf das konzentrieren, was wirklichen Impact hat.


    Ich weiß tatsächlich nicht so recht, wo du damit hinwillst. Jetzt sind "die Ressourcen" schon so begrenzt, dass man sich entscheiden muss, ob man eine Bauakademie oder einen Plattenbau klimagerecht gestaltet? Das ist doch wieder an den Haaren herbeigezogen. Aus der Klimaschutz-Perspektive ist die Sache klar: Alle neu geschaffenen Gebäude sollten klimagerecht erbaut werden. Das hätte den größten Impact und das wäre trotz der angespannten Wirtschaftslage möglich. Das Problem ist doch, dass die daraus resultierenden Gebäude im Regelfall zu Tode isolierte Klötze mit Gucklöchern sind.


    So leid es mir tut, deine Argumentation baut auf grundlegend falschen Prämissen auf, da hilft es auch nicht, wenn du sie mit jedem Kommentar leicht abänderst.

    Einmal editiert, zuletzt von JimmyMcGill () aus folgendem Grund: Formatierung

  • Berlin wurde aus dem Kahn erbaut. Die Erfindung des Ringofens durch Berliner Baumeister in Fürstenwalde und Stettin machte den Ausbau Berlins zur Industriemetropole ja erst möglich.

    Dass ab den 30er Jahren die Zwangsarbeit die Produktionssteigerung garantierte ist der unvermeidliche schwarze Fleck in der Geschichte des Siegeszugs des Ziegels.

    Nun wird in Adlershof an Baustoffen aus Pilzmyzel geforscht. Also wäre der Ziegel als Fassadenmaterial einer rekonstruierten Bauakademie, in der die Ergebnisse der aktuellen Baustoffforschung präsentiert und diskutiert werden, doch ideal.

    Die Belassung der Musterecke kann ich mir nicht vorstellen. Sie ist halt...ein Muster und als solches in eine Rekonstruktion kaum integrierbar.

    Und das demaskiert für mich dann das ganze als teure Akademikerliebhaberei.


    Bereits verbaute Ressourcen nicht zu integrieren wäre nicht mit Nachhaltigkeit vereinbar.


    Es gehört auch ein bisschen zur Arroganz der Postmoderne, dass wir ständig meinen es besser zu wissen und zu können als unsere Vorfahren. Wir müssten nur Holzbauweise hochskalieren und hätten damit CO2 Abscheidung und da Holzschutz heutzutage konstruktiv, nicht chemisch, erfolgt ist Massivholz der perfekte Kreislaufbaustoff. Es kann nach einem Abriss entweder gefahrlos weiterverarbeitet werden oder auf einem Haufen irgendwo verrotten. Dabei wird genauso soviel CO2 frei wie der Baum einst aufgenommen hat. Das Perfekte kann man nicht mehr verbessern.

    Und das typisch deutsche, reflexartige Brainstorming nach Bedenken, weswegen am Ende doch alles so bleiben müsse wie bisher, lässt sich wie so oft mit der knappen Bemerkung "funktioniert in anderen Ländern auch" abkürzen. Schwedische Städte brennen weder ständig ab, noch (Bedenken X eintragen). Man kann auch wunderbar mehrstöckig bauen. Massivholzwände bestimmter Dicke machen sogar jede zusätzliche Dämmung überflüssig.


    Wäre es uns jenseits teurer Projektarbeit für das Schaufenster ernst mit Nachhaltigkeit beim Bauen müsste man nichts erforschen oder erfinden, Zimmerleute haben Massivholzbau längst "ausentwickelt", sie sind dafür flächendeckend qualifiziert, es könnte sofort losgehen, von Beton und Ziegel auf Holzbauweise umzustellen. Die gesamte Technologie und Lieferkette ist ausentwickelt und beherrscht und muss nur hochskaliert werden, nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern ist möglich und bietet mehr als genug Baumaterial. Forste könnten auch auf Ackerland neu entstehen, wo bisher zB Biodiesel "angebaut" wird, das soll ja eh sukzessive verschwinden. Selbst ein reiner Wirtschaftswald hat mehr Biodiversität und Grundwasserneubildung als jeder Acker. So gehen wir gleich weitere Probleme parallel an.


    Zweiter Aspekt, warum ich das nicht ernst nehmen kann, wieso entdeckt man die Leidenschaft für Nachhaltigkeit ausgerechnet und nur, zufällig!, dann wenn's um eine Rekonstruktion geht. Wieviele Bauprojekte starten täglich in ganz Berlin? Vermutlich hunderte, vom neuen Verkaufsgebäude für Discounter X mit Parkplatz davor bis zu Wohnbau YZ. Fliegt alles unter dem Radar, interessiert niemanden.


    Aber ganz zufällig ist Nachhaltigkeit und der Baustoff Ziegel plötzlich unvereinbar wenn's um diese eine Rekonstruktion geht, in einer Gesellschaft deren Architektur-Establishment Rekonstruktionen traditionell verachtet. Zufälle gibt's. Ist natürlich nicht an den Haaren herbei gezogen nur um diese Rekonstruktion zu verhindern, whatever it takes.

    Das meinte ich mit unredlicher Diskussion, in der Leute nicht in der Lage sind einfach zu sagen "mir gefällt die Rekonstruktion nicht, ich mag es nicht, meine Meinung" und dann entscheidet die Mehrheitsmeinung. Nein, es wird immer nach objektiven "Gründen" gesucht, damit es eben nicht um Meinungen geht und man dadurch zur Not auch einer Mehrheit die eigene Meinung aufzwingen kann.


    Das hat auch lange Methode in unserer Republik, deswegen sucht man ja auch ob man nicht irgendwo eine Unke finden kann wenn man gegen einen Bahnhofsneubau ist und Leute, denen die Fauna der Ostsee bisher komplett egal war, entdecken ihre Sorge für Brutgebiete vor Rügen, wenn's um einen LNG Terminal geht, Leute mit Steingärten werden zu Vogelliebhabern sobald ein Windrad in ihrer Gegend gebaut wird, usw. Ist immer und immer die selbe Charade und wir sind nur gewohnt so zu tun als wüssten wir das nicht ganz genau. I call bullshit.



    Ich behaupte, dass es hier am Ende einfach nur um einen Meinungsstreit zwischen Befürwortern und Gegnern einer Rekonstruktion geht, ein Streit der seit Jahrzehnten läuft. Er wurde zwischenzeitlich von unserem höchsten Parlament entschieden. Bis dort eine neue Entscheidung gefällt wurde, das ist natürlich möglich, ist sie zu respektieren.

  • Ich finde leider die Quelle nicht mehr, aber Kollhoff selbst hat doch gesagt, dass die Musterfassade für eine vollständige Reko nicht zu gebrauchen wäre.

    Kann mich auch täuschen. Ich suche weiter.