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Nein eigentlich nicht. Frühindustrielle Bautechniken haben nichts mit 'Moderne' im Sinne von Architekturstil zu tun.
Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte
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^ Ich meinte es auch nicht im Sinne von Architekturstil sondern im Sinn von Verwendung neuester Techniken und moderner industriell gefertigter Materialien, wie ich bereits schrieb. Das stellt für mich und nicht nur für mich den Beginn der Moderne dar.
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Du hast recht, Camondo!
Die Bauakademie hatte einTragwerk aus Gußeisen - so, wie später die Stahlträger-Skelettbauten.
In diesem Metallkäfig wurden zunächst die Geschoßböden ausgefächert und das Flachdach aufgesetzt.
Danach wartete man fast zwei Jahre, bis sich die Konstruktion auf dem morastigen Boden des Werdes gesetzt hatte.
Dann erst wurde die Fassade (curtain-wall) vorgemauert bzw. teilweise gehängt.
Tragende Metallkonstruktion, nur sich selbst tragende Fassade, nach innen entwässerndes Flachdach - das war damals absolut revolutionär! -
Frühindustrielle Bautechniken haben nichts mit 'Moderne' im Sinne von Architekturstil zu tun.
Frühindustrielle Bautechniken im 18. und 19. Jhd sind wichtige Grundsteine für die Entwicklung der modernen Architektur. Fabriken, Werkstätten und Bürogebäude, die im Zeitalter der Industrialisierung entstanden, gelten als Vorreiter der Moderne.Hier ein Link bezüglich der Industriearchitektur:
http://de.wikipedia.org/wiki/IndustriearchitekturAuch die Bauakakademie - wie schon angemerkt- war aufgrund der besonderen Konstruktion und der seriellen Bauweise bzw. Bautechnik richtungsweisend für die moderne Architektur.
http://www.schinkelsche-bauaka…schichte-bauakademie.html -
Die Moderne ist kein 'Stil'
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Frühindustrielle Bautechniken haben nichts mit 'Moderne' im Sinne von Architekturstil zu tun.Frühindustrielle Bautechnicken nahmen manche Grundprinzipien der Moderne vorweg.
Die Moderne ist hier aber kein Stilbegriff. Die Moderne ist ohnehin nie ein Stilbegriff. Sie ist eine Epoche, in der unzähle Stilbegriffe entstanden und entwickelt wurden, welche häufig konträr zueinander aufgestellt waren. So etwa der Backsteinexpressionismus der 20er Jahre, neben dem sich das Bauhaus in geradezu diametraler Weise augestellt hat. Und auf dessen sog. Internationalen Stil wiederum reagierte als gezielter Gegensatz der spätere Brutalismus. Alle gemeinsam und sehr, sehr viel mehr bilden die Epoche der Moderne. 'Modern' als übergeordneter Grundbegriff ist also selten sonderlich konkret.
Die meisten modernen Strömungen und Stile, wenn sie denn wirklich die Komplexität des Stilbegriffs erfüllen, eint indes, dass Grundprinzipien ihrer Konstruktion und Herstellung manchen Ursprung z. B. in Schinkels Bauakademie haben.
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Die Moderne ist hier aber kein Stilbegriff. Die Moderne ist ohnehin nie ein Stilbegriff. Sie ist eine Epoche, in der unzähle Stilbegriffe entstanden und entwickelt wurden, welche häufig konträr zueinander aufgestellt waren. So etwa der Backsteinexpressionismus der 20er Jahre, neben dem sich das Bauhaus in geradezu diametraler Weise augestellt hat. Und auf dessen sog. Internationalen Stil wiederum reagierte als gezielter Gegensatz der spätere Brutalismus. Alle gemeinsam und sehr, sehr viel mehr bilden die Epoche der Moderne. 'Modern' als übergeordneter Grundbegriff ist also selten sonderlich konkret.
Moderne ist schon ein Stilbegriff nur verhält er sich wie in der Kunst. Dort war der Jugendstil (Kunst) der letzte einheitliche Kunststil (Klassik,Barock) der aber bereits ein zerfasern in Avantgardismen behandelte (Modern Style, Art Deco, Wiener Seccesion, Jugendstil usw.). Darauf kam die Moderne welche nur ein Metabegriff war der die einzelnen Strömungen umfasste.
In der Architektur ist es dasselbe, nur kann man da eher den Eklektizismus des 19.Jahrhunderts bis zum Jugensdstil (Architektur) als diesen Letzten PseudoStil-Begriff gebrauchen.
Die Klassische Moderne der 20er Jahre wurde von den großen Architekturhistorikern jener Zeit: Giedion, Kaufmann und Pevsner definiert. Alle hingen einer Teleologie an nach welcher alles seit 1750 zur Moderne führen musste. Sie rezeptierten dabei eine streng bipolare Sichtweise. Auf der einen Seite das Moderne, dargestellt als die exponentiell wachsende Technologie die der Fortschrittsmotor in der Industrialisierung ist. Und auf der anderen Seite das rückständige, „a-technologische“ welches sich aus dem althergebrachten des Mittelalters heraus bildet. Das ganze zieht sich durch die komplette Diskussion um die Moderne, so geht es zu Beginn des 20 Jahrhunderts als die großen Probleme der Industrialisierung offensichtlich werden in einer verfeinerten Betrachtung um das Industriell hergestellte Produkt versus das handwerkliche hergestellte Produkt. Darauf bezieht sich der Initialstreit von Muthesius (Seriell) gegen Van der Velde (Individuell) im Kontext des Werkbundes. In der Architektur betrachtet geht es in den Zwanzigerjahren entsprechend um das seriell hergestellte Gebäude der Industrie welches durch das große Raster und die universelle Sprache der Architektur definiert ist gegen das Organische , sich an Kontext und Topographie anpassende Gebäude und deren Architektonischen Sprache. Das ganze muss man natürlich im zeitlichen Kontext betrachten. Das 20te Jahrhundert musste ein polemisches Bild vom 19ten Jahrhundert entwerfen, damit sie zu Überwindung dessen solche Kraft entfalten konnte. Auch muss man Pevsner und seine Zeitgenossen aus ihrer Zeit heraus betrachten, denn diese hatte einen gewissen Technophilen Grundkanon welche den Expressionismus als Rückständig bewerten musste. Seinen eigentlichen Höhepunkt erreichte diese Darstellungsweise im Jahr 1932 mit der Ausstellung „ The International Style“ im MoMa New York. Diese große Zäsur, von Phillip Johnson und Russell Hitchcock, erschaffen die Orthodoxie in der Haltung der Moderne. Der Erfolg des International Style basierte auf einer klaren verständlichen Architektursprache welche universell anwendbar und Leicht zu vermitteln war. Der auf Kontext und Anpassungsfähigkeit ausgelegte Expressionismus konnte dies natürlich nicht leisten. So wurde der Expressionismus als Oppositionelle Strömung der Moderne zementiert. Davor war der Expressionismus noch ein allgemeines Phänomenen welche auch Jugendstil, Gaudi oder die Brasilianische Moderne umfasste, mit Johnsons Buch taucht dann der Begriff des deutscher Expressionismus auf, ähnlich der Malerei Richtung des Impressionismus welche aus einer beleidigenden Bewertung heraus entstanden ist. An diesem Punkt stellt sich die Frage auf was er sich mehr beziehen soll, die Strömung oder den Baustil? Beide haben ihre Rechtfertigungen aber meist nur aus einem eng gesetzten Rahmen aus der Sicht einer aufgezwungenen Opposition heraus. Selbst als die Funktionalistisch geprägte Moderne nach dem Krieg scheiterte und plötzlich der Expressionismus zum Tonangebenden Kanon guter Architektur erkoren wurde, war die Klarheit einer Definition durch alte und neue Formalistische Rahmenbedingungen endgültig hinüber. Nach dem ersten Weltkrieg war der Expressionismus noch eine Reaktion auf diesen, da die Technologie scheinbar nur zur seriellen Vernichtung fähig war, sollte der Beginn des Baustils aus einem Humanistischen Sozialismus herauskommen, welcher auch in seiner Darstellung absichtlich das althergebrachte Historisierende aber auch das Funktionalistische und damit strenge verweigerte. Als der Zweite Weltkrieg beendet war setze der serielle ideologisierte Konsum ein, welcher nun einen anderen Aspekt der Vernichtung darstellte. Eine grundlegende Skepsis, eine Antihaltung gegen das Technophile und geradlinige feierte für kurze Zeit nun den Expressionismus für seine Unangepasstheit, genauer gesagt für seine Opposition, zumindestens solange bis der Formalistische Architekturbetrieb wieder die Oberhand gewann bis zur Hinwendung in die Postmoderne.
Dieser Grundkonflikt guasi die Makro Begriffe, einer Rationalen und einer Expressionistischen Architektur ziehen sich bis in die Zeitgenössische "Noch"irgendwas Moderne mit der gegenüberstellung von Koolhaas und der X,L,M,S Gruppierung sowie seinen Konterpart Eisenman und seiner Formophilen Gruppierung.Schinkel jedenfalls ist eine für die Architekturgeschichte und Theorie wichtiger Punkt, die Bauakademie ist ein ähnliches rezipientes Objekt wie die Villa Rotunda unabhängig davon, das Schinkel die Baumethoden aus dem Englischen Industriebau hat oder es auch einige andere und frühere Beispiele gibt. Der schussendliche repräsentative Kulminationspunkt in der Frühmoderne ist die Bauakademie und ich wüsste kein Gebäude was diese in ihrer Exemplarische Kraft gleichkommen könnte.
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Wie es aussieht, scheine ich mit meiner Meinung hier in der absoluten Minderheit zu sein, aber ich bin strikt gegen eine Rekonstruktion der Bauakademie!
Einig sind sich hier wahrscheinlich alle, dass der derzeitige Zustand dieser potemkinschen Kiste an Stelle der Bauakademie seit etlichen Jahren untragbar ist. Aber eine Rekonstruktion wäre aus vielerlei Hinsicht eine verpasst Chance.
Doch zunächst mal ein Plädoyer gegen den Schinkelfetisch, den hier offenbar einige hegen. Bei allem großartigen Bauen darf man ruhig auch Kritik üben. Mir kommt es vor (das gilt nicht nur für den Bereich der Architektur), dass manche Menschen tot offenbar fähiger zu sein scheinen, als sie es zu Lebzeiten je hätten sein können.
Um mal die Perspektive ins gegenteilige Extrem zu drehen, mit der Hoffnung eines Zusammentreffens in der Mitte: Karl Friedrich Schinkel war ein pegasusverliebter Baudiktator. Als Maler eine schlechtere Version von Casper David Friedrich, als Naturbeobachter der verkümmerte dritte Humboldtbruder und als Architekt nur einer unter vielen, die er durch seine Monopolstellung nicht zum Zuge hat kommen lassen.
Allerdings ist der Stil der Bauakademie durchaus spannend - war sie vielleicht damals schon nichts Innovatives in England, war es für Preußen doch ein redlicher Schritt hin zu einer Weiterentwicklung was die Wahl der Materialien oder die Konstruktion angeht.
Schinkel war dabei auf der Suche nach bedachtem, aber doch kontinuierlichem Fortschritt der Architektur und wollte keinesfalls auf ewig im Alten verhaften bleiben. Es ist Ironie, dass jetzt ausgerechnet die Schinkeljünger eines seiner 180 Jahre alten Gebäudezombies wieder auferstehen lassen wollen, das sich doch gerade dadurch auszeichnet, sich loszulösen vom Alten, um in neue Gefilde aufzubrechen und gleichzeitig jemand, den Schinkels Architektur zwar fasziniert, aber nicht in die Schinkelreligion konvertieren möchte, ihn und seine oft fortschrittlichen Ansichten verteidigen muss.
Eine Rekonstruktion käme auf eindrucksvolle Weise einer weiteren Zerstörung der Bauakademie gleich: die Zerstörung ihres Geistes, der in ausdauerndem Ehrgeiz nach einer Vervollkommnung der Kunst strebte. Schinkel selber beschreibt es in seinem Lehrbuch und in seinen Briefen selbst so: „Jede Hauptzeit hat ihren Styl hinterlassen in der Baukunst, warum wollen wir nicht versuchen, ob sich nicht auch für die unsrige ein Styl auffinden läßt?“. (Brief an Susanne Schinkel, 19.06.1826)
Die Energie sollte aufgewendet werden, um einen Stil für diese Zeit zu finden und ich bin mir sicher, wir kommen ohne nackte Jünglinge und Mädchen auf der Fassade aus, deren Bedeutung heute sowieso aus der Zeit gefallen zu sein scheinen. Dabei sollte das Kredo lauten, von Schinkel zu lernen und nicht, ihn dümmlich zu kopieren.
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Die Energie sollte aufgewendet werden, um einen Stil für diese Zeit zu finden und ich bin mir sicher, wir kommen ohne nackte Jünglinge und Mädchen auf der Fassade aus, deren Bedeutung heute sowieso aus der Zeit gefallen zu sein scheinen. Dabei sollte das Kredo lauten, von Schinkel zu lernen und nicht, ihn dümmlich zu kopieren.
Nur war Schinkel, auch ein Befürworter der Rekonstruktion und Idealisierung, das gehörte zu seiner Inkonsistenz dazu.
Das andere ist, der Wunsch nach Idealisierung und Wiederherstellung ist genauso eine Zeitgenössische Bedürfnis wie etwas neues zu kreieren, es gehört zu jeder Zeit dazu. Egal ob 19tes oder 20tes Jahrhundert, es ist ein Dauerhaftes Phänomenen, welches die Reflektionsfähigkeit, als auch das Besinnen auf bereits errechtes darstellt und unweigerliche Ausgangsbasis für Zukunftsträchtiges ist.
Außerdem gibt es wohl kein Dümliches Kopieren, da dass nunmal ein wichtiger Bestandteil eines jeden Kreativen Schaffens ist. Speziell zu Schinkels Zeit war das Ewige Kopieren, erst im Zeichnen, dann in den Ersten Bauten die Ausgangsbasis für später Eigenständiges.
Diese ewige Kapitalistische Verwertungslogik nach dem ständig Neuen, am besten reflektionsfrei und am Besten aus dem Nichts erdacht, ist illusorisch. Gesellschaftlich gesehen ist es zwar normal das man dem Generationenkurzeitgedächntnis Dinge manchmal neu verkaufen muss, gutes Bsp. das Elektroauto, weil nunmal keiner sich an das Frühe 20te Jahrhundert errinnern kann (Erste vehrkehrstote der Welt war 1901 von einem Elektrotaxi in New York überfahren worden, die Hälfte aller Kraftfahrzeuge in Berlin um 1900 waren Elektrofahrzeuge hauptsächlich Milchwagen und Taxis).
Aber dieses forciert Technophile, Anti-Rückgewante, ewige (Wieder)Erfinden des Neuen und Spektakulären ist zwar eine zeitgenössische Strömung, man sollte sie aber nicht überbewerten. Sie sind nur ein extrem, genauso wie die Totalitäre Rekonstruktion. Ein nivelliertes Verhältnis tuts am Ende und da finde ich die Rekonstruktion der wichtigen Bauakademie, welche ja dann trotzdem einen anderen Modernen Inhalt haben wird, wichtig. -
Allerdings ist der Stil der Bauakademie durchaus spannend - war sie vielleicht damals schon nichts Innovatives in England, war es für Preußen doch ein redlicher Schritt hin zu einer Weiterentwicklung was die Wahl der Materialien oder die Konstruktion angeht.
Das klingt nach einem für Deutschland ganz besonderen Gebäude, welches unbedingt wiederhergestellt werden sollte - damit die künftigen Generationen es nicht nur auf alten Fotos sehen können. Dass Schinkel vielleicht nicht der beste Maler oder Naturwissenschaftler sein mochte, spielt wirklich keine Rolle.
BTW: Formulierungen wie "Schinkelfetisch", "der verkümmerte dritte Humboldtbruder", "in die Schinkelreligion konvertieren" klingen nicht besonders überzeugend. Was für eine "Religion"?
Die Energie sollte aufgewendet werden, um einen Stil für diese Zeit zu finden
Wie so oft geschrieben - außerhalb der Altstadt und zum Teil auch in dieser, auf den restlichen 99,9...% des Stadtgebiets, kann man sich mit der Suche beliebig austoben. Dass es nicht geschieht, liegt bestimmt nicht an den Plänen für dieses eine Grundstück.
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Dass es offenbar einen Wunsch von vielen Menschen nach Rekonstruktion gibt, bezweifle ich ja nicht. Ich kritisiere ihn ja
Wo Schinkel tatsächlich ein gesamtes Gebäude exakt so wieder aufgebaut hatte, wüsste ich nicht, aber vielleicht liegt das Missverständnis im Wort Kopie: wenn mit Kopieren das Beobachten von bereits Vorhandenem und das in neuer Konstellation Zusammensetzen gemeint ist - teils abgeändert, Dinge hinzugefügt und andere abgezogen, oder in einer wie auch immer gearteten Weise bearbeitet, dann halte ich das auch für kreativ und ja, das haben sicher alle Architekten des Historismus (und anderer Epochen) gemacht.
Unelegant ist jedoch die exakte 1:1 Kopie:1. Eine solche Kopie ist unkritisch. Ich bin generell gegen eine dogmatische Übernahme, sondern Befürworter des Versuchs, lieber möglichst das Gute zu erhalten, aber gegebenenfalls zu verbessern (gilt für Neubau, Denkmalpflege ist wieder ein anderes Kapitel). Dafür muss man im Fall der Bauakademie diese zunächst entmystifizieren und genau mit nüchternem Verstand recherchieren. Dementsprechend sind wir einer Meinung, was das unbedingt nötige Geschichtsbewusstsein und die intensive Auseinandersetzung mit dem Bestand angeht.
2. Ein guter Architekt (und das war Schinkel ohne Zweifel) beachtet bei einem Entwurf nicht nur Ort und Lage mit städtebaulichem Kontext, geeignete Materialwahl, übergeordnetes Konzept u.ä. sondern auch die Zeit, in der der Entwurf entsteht. Oder anders gesagt: er kann gar nicht anders!
Was in den 1830ern von Bedeutung war, muss aber heute schon lange nicht mehr von Bedeutung sein bzw. es wäre arger Zufall, wäre dem so.
Um das an anderen Werken von Schinkel zu verdeutlichen: die zeitweilige Euphorie für den gotischen Baustil ist doch nur allzu gut verständlich, in einer Zeit, in der ein Gefühl nach einem einheitlichen Deutschland aus diesem Flickenteppich generiert werden sollte. Französische Revolution, Napoleon, Machtkämpfe zwischen Österreich und Preußen... Die Gotik schien da ganz passend, um etwas Einheit in die Kleinstaaterei zu bringen! Es ist doch nicht zu leugnen, dass in dieser Zeit eine Motivation herrschte, die auch durch Architektur zu legitimieren versucht wurde (eindrucksvolles Beispiel wäre die Walhalla bei Regensburg).
Auch Siegerdenkmäler, um mal wieder dem Erbfeind Frankreich eins auszuwischen sind aus der damaligen Sicht doch verständlich. Aber wollen wir das heute?Zugegeben, die Bauakademie ist nicht so offensichtlich symbolbelastet; ich habe das eher ausgeführt, um zu verdeutlichen, dass die Denke in dieser Zeit nun mal grundverschieden war zur heutigen. Zu erkennen geben sollten aber z.B. die vielen Terrakotten. Ovids Metamorphosen, Homers Illias und Odyssee und auch die Mythen, die sich um die verschiedenen Säulenordnungen ranken, sind Dinge, die man wissen darf - aber nicht muss. Schinkels Intention, als er die Terrakotten entwarf, war, die auszubildenden Architekten bereits mit seinem Gebäude zu belehren. Heute können die wenigsten die Symbole verstehen (zu 100% womöglich niemand) und wenn, bezweifle ich, dass sie zum unbedingten Repertoire eines guten Architekten der Gegenwart gehören. Meine Generation wird konfrontiert werden mit Klimawandel, Veränderungen durch Digitalisierung und wenns blöd kommt, Krieg. Kann man da nicht andere Symbole finden, die passender wären? Ein Gebäude, das vielleicht besonders nachhaltig ist (ich mag auch Elektroautos)? Eines, das vielleicht auch einen nicht ganz so verschlossenen Eindruck macht – natürlich mit sorgfältiger Betrachtung des Umfeldes und nein, mir schwebt kein fantasieloser Glas-Stahlkasten, öder International Style oder Dekonstruktivismus ala Gehry oder Hadid vor. Und auch hier sind wir in einem Punkt einig: die ewige kapitalistische Verwertungslogik wäre meiner Ansicht auch ein Aspekt, gegen den es sich zu kämpfen lohnt.
Ein Neubau an dieser Stelle ist sicher eine Herausforderung, aber ich finde, man sollte sie angehen. Wie genau, ist eine andere Frage.
Diese Vorentscheidung zur Rekonstruktion nervt mich am meisten, denn dann können Argumente erst gar nicht angebracht werden.
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EDIT: Ich beziehe mich hier auf Baldius ersten Beitrag. Sein zweiter bedarf (und verdient) eine eigene Kritik.
Bin ja selten mit Bau-Lcfr einer Meinung, aber hier schon. Baldius baut einen Popanz auf ("Schinkelreligion"), um sich als tapferer Einzelkämpfer gegen eine Verblendung inszenieren zu können, die gar nicht existiert. Unbestritten war Schinkel eine ambivalente Figur - einerseits großer Stilist, andererseits Wegbereiter eines kitschigen Historismus, dessen Protagonisten von Schinkels Können weit entfernt waren. Unbestritten aber auch, dass die Bauakademie mit Schinkels kitschiger Seite wenig zu tun hat, sondern wie kaum ein anderer Bau seine Tugenden verkörpert. Ich bin Rekonstruktionen gegenüber im Allgemeinen skeptisch eingestellt, würde mich aber auch keinem Antireko-Fetisch zuordnen. Wenn ein ästhetisch hochwertiges und architekturhistorisch wichtiges Haus wieder aufgebaut wird - warum nicht?
@ Whywolf-Larry: Die verbreitete romantisierende Ablehnung der Moderne ist nicht das "ganz Andere" des Kapitalismus und nicht die Lösung für dessen Probleme, sondern nur die andere Seite der gleichen Medaille. Man kann nicht das eine gegen das andere ausspielen, sondern muss beide Phänomene als Momente des gleichen historischen Prozesses kritisieren. "Dialektik der Aufklärung" heißt das bei Horkheimer und Adorno. Und der "erste Verkehrstote der Welt" kam mit Sicherheit nicht um 1900 unter einem Elektroauto ums Leben - eher um 1900 v. Chr. unter einem Ochsenkarren.
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Trotz deiner Kritik finde ich Baldius Beitrag in höchstem Maße bedenkenswert. Tangiert er doch auch die Frage der Authentizität und auch den Aspekt ob man Schinkel nicht konterkariert wenn man seine Bauakademie wiederaufbaut. Ich werde den Vormittag damit verbringen darüber zu reflechieren...
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Wo Schinkel tatsächlich ein gesamtes Gebäude exakt so wieder aufgebaut hatte, wüsste ich nicht ...
Damals gab es keine Rekonstruktionen und auch keinen Denkmalschutz, heute gibt es Beides. Gerade habe ich im Düsseldorfer Unterforum den Streit um eine öde beschmierte Tankstellenmauer der 1950er Jahre beschrieben, die aus irgend einem Grund unter Denkmalschutz steht - eine der erwogenen Optionen ist Nachbau nach dem am Standort geplanten Neubau ("die Mauer nach dem Bau der Tiefgarage wieder aufstellen"). Ob die Tankstellenmauer dann echt oder unecht wäre, spielt dabei keine Rolle - nur ob es räumlich ginge.
Wenn der Aufwand für eine meist als öde empfundene Mauer möglich sein sollte, dann erst recht für ein Gebäude, welches hier so oft als Wegbereiter der Moderne bezeichnet wurde.
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Schinkel konterkarieren hin oder her - auch wenn ich grundsätzlich kein Rekofreund bin, muss ich sagen, dass eine genaue Rekonstruktion der Bauakademie einschließlich ihres inneren konstruktiven Gefüges architektonisch das Beste ist, was ich mir für diesen Standort vorstellen kann, angesichts dessen, was in den letzten 15 Jahren in Berlin so gebaut worden ist zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz. Na gut, man könnte ja noch mal Frau Sejima oder Herrn Souto de Moura fragen, sobald es ein konkretes Raumprogramm und eine Finanzierung gibt, und dann entscheiden. Die beiden sähe ich eh gerne mal in Berlin bauen, by the way.
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Gerade habe ich im Düsseldorfer Unterforum den Streit um eine öde beschmierte Tankstellenmauer der 1950er Jahre beschrieben, die aus irgend einem Grund unter Denkmalschutz steht
Es handelt sich hier weder um eine Tankstellenmauer, noch um ein Bauteil aus den 1950-ern! Es handelt sich hier um eine platzbildende Raumskulptur aus dem Jahr 1970, die der Erbauer des Schauspielhauses als Gesamtensemble des Areals entworfen hat. Der Erbe des Urheberrechts des Schauspielhaus-Erbauers Bernhard Pfau erhebt jetzt Einsprüche gegen die Pläne des Abbruchs bzw. gegen die geplante Bebauung des Platzes. -
^ Tatsächlich 1970, allerdings eine Tankstelle gab es dort ebenso. Da spielt plötzlich eine nachgeordnete Rolle, ob die Mauer echt oder eine Kopie wäre. Hier habe ich mal ein Beispiel aus Berlin erwähnt - kaum wurde ein Plattenbau unter Denkmalschutz gestellt, schon wollten welche die einstigen grauen (später überpinselten) Fugen haben. Meine Beobachtung: Leute, die so gerne über "vergangen ist vergangen" oder "Zeitschichten" (falls ein Bau aus der Zeit vor den 1920er Jahren nicht ganz vergangen ist) reden, bei späteren Bauten würden plötzlich jede hässliche Fuge oder Sichtbeton-Mauer wiederherstellen. Da spielt die Echtheit keinerlei Rolle, einzig die privaten Vorlieben. Na gut, dann erübrigt sich die Echtheit-Problemstellung für frühere Bauten wie die Bauakademie wohl ebenso.
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Wo Schinkel tatsächlich ein gesamtes Gebäude exakt so wieder aufgebaut hatte, wüsste ich nicht, aber vielleicht liegt das Missverständnis im Wort Kopie: wenn mit Kopieren das Beobachten von bereits Vorhandenem und das in neuer Konstellation Zusammensetzen gemeint ist - teils abgeändert, Dinge hinzugefügt und andere abgezogen, oder in einer wie auch immer gearteten Weise bearbeitet, dann halte ich das auch für kreativ und ja, das haben sicher alle Architekten des Historismus (und anderer Epochen) gemacht.
Unelegant ist jedoch die exakte 1:1 Kopie:
Eine 1:1 Rekonstruktion ist doch sowieso nicht möglich, alleine Brandschutz, Elektrische Leitungen, je nach Nutzungsprofil Barriefreiheit und Fahrstuhl lassen das auch nicht zu. Zum anderen wird eine wie auch immer geartete Nutzung das Gebäude zusätzlich verformen, ich weiß nicht worin das Problem liegt, auch das man ein Funktionsfähigeres "Flachdach" verbaut um die Unterhaltskosten zu senken ist doch wohl klar.
Ich verstehte ehrlich gesagt nicht wie man auf eine 1:1 Rekonstuktion kommen kann?Zugegeben, die Bauakademie ist nicht so offensichtlich symbolbelastet; ich habe das eher ausgeführt, um zu verdeutlichen, dass die Denke in dieser Zeit nun mal grundverschieden war zur heutigen. Zu erkennen geben sollten aber z.B. die vielen Terrakotten. Ovids Metamorphosen, Homers Illias und Odyssee und auch die Mythen, die sich um die verschiedenen Säulenordnungen ranken, sind Dinge, die man wissen darf - aber nicht muss. Schinkels Intention, als er die Terrakotten entwarf, war, die auszubildenden Architekten bereits mit seinem Gebäude zu belehren. Heute können die wenigsten die Symbole verstehen (zu 100% womöglich niemand) und wenn, bezweifle ich, dass sie zum unbedingten Repertoire eines guten Architekten der Gegenwart gehören.
Es war keine Belehrung an sich sondern war ein zeitgenössischer Pädagogischer Ansatz ein Kreeativ-Inspirierendes Umfeld zu schaffen welche die Fantasie anregen und eine Ausgangsbasis bieten kann. Weiterhin verdeutlichen sie aber auch Schinkels bestrebungen von Musterbüchern welche frei zugängliche Vorlagen für Handgewerke boten.Meine Generation wird konfrontiert werden mit Klimawandel, Veränderungen durch Digitalisierung und wenns blöd kommt, Krieg. Kann man da nicht andere Symbole finden, die passender wären? Ein Gebäude, das vielleicht besonders nachhaltig ist (ich mag auch Elektroautos)? Eines, das vielleicht auch einen nicht ganz so verschlossenen Eindruck macht – natürlich mit sorgfältiger Betrachtung des Umfeldes und nein, mir schwebt kein fantasieloser Glas-Stahlkasten, öder International Style oder Dekonstruktivismus ala Gehry oder Hadid vor. Und auch hier sind wir in einem Punkt einig: die ewige kapitalistische Verwertungslogik wäre meiner Ansicht auch ein Aspekt, gegen den es sich zu kämpfen lohnt.
Ich bin 26, ich glaube wie gehören durchaus zur selben Generation.
Und genau da spielt die Bauakademie eine wohwohlende Rolle. Ein Rationalistischer Industriebau mit relativ Nutzungsneutralen Grundriss, Tektonischer Ausformulierung und zurückhaltenden Dekor.
Ich sehe es als Diachronischen Idealbau, welches alte Architektonische Wertigkeiten in Ihrer Endkonsequenz mit Modernen Problemen vermengt, darstellt. Der Grundgedanke vom (Architektonischen) Rationalismus, nicht unbedingt in einer Telelogie aber in einer Analogie von Bestimmten Prinzipien die nicht umsonst von der Urhütte bis zum Wolkenkratzer immer und immer wieder angewandt wurden und ihre Grundberechtigung haben, spielt hier für mich ein große Rolle.Ebend diese Probleme der Zukunft, sind es die einen dazu antreiben nach Lösungsansätzen zu suchen. Es ist nun einmal so das die Energieverschwendung an offenen Bebbauungsstrukturen, Kapitalistische Pseudoökohäuser und Gehrys Disney-Konstruktionen nichts lösen und Probleme eher verstärken(zumindestens grob weitestgehend).
Deswegen denke ich das bestimmte Bebauungsformen der Geschichte, Materialwahlen als auch Konstruktionsgedanken das Grundlegende Lösungsformat (natürlich ergänzt durch "Modernes" Wissen) sein können. Ebend die angesprochene Diachronie und zu diese zähle ich die Bauakademie als Aspekt.Denken sie nur an die Rekonstruktion der Meisterhäuser in Dessau, ich denke das ist ein sinnvoller Ansatz für den Rekonstruktiven Umgang mit der Bauakademie.
Ehe jetzt wieder Anschuldigungen kommen, ja ich habe der kürzehalber Polemisert und bin schwammig geblieben. Nein ich bin kein absoluter Rekonstruktionsbefürworter. Ich besitze auch noch keine ausformulierte Haltung, zurzeit bewegt sich dessen Ansatz zwischen einem Rationalismus (Dudler) einem Dirty Realism (Brandlhuber+) und der Koolhaschen Beliebigkeit.
Und der "erste Verkehrstote der Welt" kam mit Sicherheit nicht um 1900 unter einem Elektroauto ums Leben - eher um 1900 v. Chr. unter einem Ochsenkarren.
Ja gemeint war ja auch der erste Vehrkehrstote durch ein Automobil. Trotzdem kann 1900v.Chr. auch nicht sein da der Begriff Verkehr ein Neuzeitlicher ist, welche eine Abspaltung vom Ursprungsbegriff "Handel" ist der aufgrund der zunahme von Komplexität und Geschwindigkeit des (Handels)vehrkehrs mitte des 19ten Jahrhunderts entstanden ist. -
Zu Bau-Lcfr
Das klingt nach einem für Deutschland ganz besonderen Gebäude, welches unbedingt wiederhergestellt werden sollte - damit die künftigen Generationen es nicht nur auf alten Fotos sehen können.
Ganz richtig, es war ein besonderes Gebäude. Eine Rekonstruktion ist aber ein Neubau und als Neubau in der heutigen Zeit ist es, meiner Ansicht nach, unpassend. Damit die zukünftige Generation unseren eigenen Versuch sehen kann, wie wir mit der Problemstellung umgehen und dass es wenig förderlich ist, in Altem zu verhaften. Nochmal: das ist kein Plädoyer für eine Geschichtsvergessenheit, eher das Gegenteil: sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen bedeutet auch, sich als ein Teil dieser zu verstehen und in diesem Sinne verantwortungsbewusst zu handeln.
BTW: Formulierungen wie "Schinkelfetisch", "der verkümmerte dritte Humboldtbruder", "in die Schinkelreligion konvertieren" klingen nicht besonders überzeugend. Was für eine "Religion"?
Kurz darauf schreibe ich explizit, dass ich die Perspektive bewusst ins Extreme verschiebe, mit der Hoffnung, sich in der Mitte zu treffen. In etlichen Büchern, oder auch Publikationen des Fördervereins Bauakademie wird von Schinkel gesprochen, als sei er der nächste Heiland. Das war mein Kritikpunkt und ich denke, er war auch als solcher erkennbar.
Wie so oft geschrieben - außerhalb der Altstadt und zum Teil auch in dieser, auf den restlichen 99,9...% des Stadtgebiets, kann man sich mit der Suche beliebig austoben. Dass es nicht geschieht, liegt bestimmt nicht an den Plänen für dieses eine Grundstück.
Das ist nicht die Fragestellung. Es geht um die Bauakademie und darüber kann man streiten. Solche Sätze sind nicht hilfreich, sonst sind wir nur damit beschäftigt und gegenseitig zuzurufen, dass die jeweils andere Meinung sich doch in 99,9…% des Stadtgebiets austoben darf.
Gerade habe ich im Düsseldorfer Unterforum den Streit um eine öde beschmierte Tankstellenmauer […]
Was hat diese Mauer mit der Bauakademie zu tun? Du kennst meine Meinung zu dieser Mauer doch gar nicht (habe auch keine).
Meine Beobachtung: Leute, die so gerne über "vergangen ist vergangen" oder "Zeitschichten" (falls ein Bau aus der Zeit vor den 1920er Jahren nicht ganz vergangen ist) reden, bei späteren Bauten würden plötzlich jede hässliche Fuge oder Sichtbeton-Mauer wiederherstellen. Da spielt die Echtheit keinerlei Rolle, einzig die privaten Vorlieben. Na gut, dann erübrigt sich die Echtheit-Problemstellung für frühere Bauten wie die Bauakademie wohl ebenso.
Deine Beobachtungen treffen auf mich nicht zu.
Zu Whywolf_Larry
Eine 1:1 Rekonstruktion ist doch sowieso nicht möglich, alleine Brandschutz, Elektrische Leitungen, je nach Nutzungsprofil Barriefreiheit und Fahrstuhl lassen das auch nicht zu. Zum anderen wird eine wie auch immer geartete Nutzung das Gebäude zusätzlich verformen, ich weiß nicht worin das Problem liegt, auch das man ein Funktionsfähigeres "Flachdach" verbaut um die Unterhaltskosten zu senken ist doch wohl klar.
Ich verstehte ehrlich gesagt nicht wie man auf eine 1:1 Rekonstuktion kommen kann?Ich kann Dich beruhigen, das ist wohl jedem klar. Mit 1:1 Rekonstruktion meine ich natürlich den gestalterischen Aufbau der Fassade nach möglichst exaktem Vorbild und gehe nicht davon aus, dass hier sonst jeder von einem archäologischen Nachbau spricht.
Ich bin 26, ich glaube wie gehören durchaus zur selben Generation.
Und genau da spielt die Bauakademie eine wohwohlende Rolle. Ein Rationalistischer Industriebau mit relativ Nutzungsneutralen Grundriss, Tektonischer Ausformulierung und zurückhaltenden Dekor.
Ich sehe es als Diachronischen Idealbau, welches alte Architektonische Wertigkeiten in Ihrer Endkonsequenz mit Modernen Problemen vermengt, darstellt. Der Grundgedanke vom (Architektonischen) Rationalismus, nicht unbedingt in einer Telelogie aber in einer Analogie von Bestimmten Prinzipien die nicht umsonst von der Urhütte bis zum Wolkenkratzer immer und immer wieder angewandt wurden und ihre Grundberechtigung haben, spielt hier für mich ein große Rolle.Das sind doch alles Dinge, die man auch bei einem hochwertigen Neubau beachten kann. Und ich gehe soweit, dass es mit heutigem Wissen auch besser geht! Es gibt offenbar eine Entwicklung von der Urhütte bis zur Bauakademie und die gilt es fortzusetzen, nicht in ihr zu verharren. Auch hier ist die Bauakademie ein gutes Beispiel: zur Zeit Schinkels und die Jahrzehnte danach wurde die Bauakademie sehr kritisch begutachtet, wenn nicht sogar als hässlicher roter Klotz verschrien. Aber nur durch diesen Schritt war eine weitere Entwicklung möglich.
Ebend diese Probleme der Zukunft, sind es die einen dazu antreiben nach Lösungsansätzen zu suchen. Es ist nun einmal so das die Energieverschwendung an offenen Bebbauungsstrukturen, Kapitalistische Pseudoökohäuser und Gehrys Disney-Konstruktionen nichts lösen und Probleme eher verstärken(zumindestens grob weitestgehend).
Deswegen denke ich das bestimmte Bebauungsformen der Geschichte, Materialwahlen als auch Konstruktionsgedanken das Grundlegende Lösungsformat (natürlich ergänzt durch "Modernes" Wissen) sein können. Ebend die angesprochene Diachronie und zu diese zähle ich die Bauakademie als Aspekt.Zunächst einmal ist eine Rekonstruktion sicher nicht per se die Vorhut des Antikapitalismus (siehe Schloss Arkaden Braunschweig). Das wäre genauso falsch, wie Pauschalurteile über moderne Architektur – egal ob positiv oder negativ – zu fällen.
Zu Gehrys Dekonstruktivismus besteht doch immerhin zwischen uns kein Dissens – Disney-Konstruktion trifft aber eher auf die Rekonstruktion zu. Sie spielen eine Heile-Welt-Nostalgie vor. Bilbao und Co. würde ich eher unter effekthascherisch einordnen (aber da könnte man auch noch drüber diskutieren, vielleicht sollten wir weiter bei der Bauakademie bleiben).
Kapitalistische Pseudoökohäuser ist doch auch nicht das, wofür ich plädiere. Das Wort Nachhaltigkeit wird oft missbraucht - das heißt doch aber nicht, dass Nachhaltigkeit schlecht ist, sondern der Missbrauch.
Nachhaltigkeit fasst ja nicht umsonst ökonomische, ökologische und soziale Fragestellung in ihrer Fülle zusammen. Zur Ökonomie gehört somit der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes, oder zur Ökonomie, dass langlebige und qualitativ hochwertige Materialien genutzt werden (man also auch hier wieder in langen Zeiträumen denkt). Redliche Nachhaltigkeit würde es allerdings einer Rekonstruktion doch etwas schwieriger machen. Jedenfalls schränkt eine Rekonstruktion ungemein ein, will man in anderer Hinsicht (wie Nachhaltigkeit) optimieren (man denke z.B. an die Graue Energie des Backsteins).Denken sie nur an die Rekonstruktion der Meisterhäuser in Dessau, ich denke das ist ein sinnvoller Ansatz für den Rekonstruktiven Umgang mit der Bauakademie.
Du bist also für einen an das Original angelehnten Neubau, wie bei den zerstörten Meisterhäusern? Das kommt doch meiner Auffassung viel näher, als der Wunsch nach einer Rekonstruktion! Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass einige Aspekte der Bauakademie auf der Suche nach der besten Lösung übernommen werden müssten. So zeigt der Lageplan sehr schön, wie sich der Solitär der Bauakademie mit einer Seite an die Spree und mit der anderen an die Straße ausrichtet und gleichzeitig mit der wieder anderen Seite den Werderschen Markt (Platz) begrenzt. So geschickt in die Umgebung eingefasst und trotzdem unverkennbar als Solitär gedacht – mir fällt auch keine bessere Form ein! Aber das heißt zunächst einmal nur, dass ein Neubau die Form übernehmen kann, es sei denn, irgendwem fällt eine noch viel bessere Möglichkeit ein, die natürlich ordentlich begründet werden müsste. Aber diese Form des Neubaus würde ich nicht unter Rekonstruktion fassen.
P.s.: ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich hier duzte.
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@ Baldius:
Ich habe vor, Dir noch ausführlich zu antworten, aber leider gerade keine Zeit. Nur soviel: Du schiebst mir lauter Zitate unter, die nicht von mir sind, sondern von Bau-Lcfr. Ich denke mal, Du bist beim Lesen im Beitrag verrutscht, und bitte um Korrektur!
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Schinkel war dabei auf der Suche nach bedachtem, aber doch kontinuierlichem Fortschritt der Architektur und wollte keinesfalls auf ewig im Alten verhaften bleiben. Es ist Ironie, dass jetzt ausgerechnet die Schinkeljünger eines seiner 180 Jahre alten Gebäudezombies wieder auferstehen lassen wollen, das sich doch gerade dadurch auszeichnet, sich loszulösen vom Alten, um in neue Gefilde aufzubrechen und gleichzeitig jemand, den Schinkels Architektur zwar fasziniert, aber nicht in die Schinkelreligion konvertieren möchte, ihn und seine oft fortschrittlichen Ansichten verteidigen muss.
Das ist leider eine sehr simple Art der Argumentation, die mich immer wieder verwundert.
Wir wollen nicht Schinkels Mentalität, Weltbild oder sein Philosophie kopieren, sondern sein tolles Gebäude, das viel zur Identität des Ortes beiträgt.
Deine Argumentation ist einfach ein Taschenspielertrick. Wir wollen nicht im Geiste Schinkels bauen, wie er sich heute manifestieren würde, sondern wir schätzen Schinkels realen, wahrhaftigen Bau zu seiner Zeit.
Du kannst ja gerne Argumente dafür bringen, wie man den Bau anders bauen sollte etc., aber du solltest auf solche Camondo'schen Taschenspielertricks verzichten.
Der hat in dieser Richtung auch eine gewisse Vorliebe.
Wer weiß übrigens - wie würde sich Schinkel heute entscheiden, wenn es um sein eigenes Bauwerk geht? Wer weiß das schon? Du verfrachtest Schinkels Geist kontextlos in die Gegenwart. Ich meine, was soll das? In der Zwischenzeit ist 'ne Menge passiert.
Schinkel würde dies sicherlich in seine Überlegungen einbeziehen. Aber ich will hier Schinkel nicht für meine Vorstellungen instrumentalisieren, wie du es tust. Vielleicht würde Schinkel auch an dieser Stelle gerne eine Kaufland-Filiale hinbasteln, weil er das für das Nonplusultra der Modernität hielte?
Wir wissen es nicht.