Bauakademie - Rekonstruktion und Geschichte

  • Die Bauakademie ist auch nicht mehr im kollektiven Gedächtnis der Berliner Bevölkerung vorhanden.Sie ist auch nicht stadtbildprägend gewesen und ähnelt stark einem Industriebau der Gründerjahre.Die Bauakademie mag Bau und Architekturhistorisch bedeutsam sein,sie liegt aber nicht im Focus einer breiten Öffentlichkeit.War der Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche den Dresdnern und vielen Deutschen eine Herzensangelegenheit und hat auch international viel Sympathie erhalten,so ist dies bei der Bauakademie anders.


    Ich persönlich halte den Wiederaufbau der Bauakademie für nicht erforderlich,wegen der fehlenden Bedeutung für die breite Öffentlichkeit und der IMHO aus heutiger Sicht nicht so grandiosen Erscheinung.Wenn schon,dann könnte man eine "Bauakademie 2.0" nach moderner Architektursprache errichten.Eine Gedenktafel oder ein Wandauschnitt als Würdigung der Bauakademie wären m.E.ausreichend.


    Jetzt könnt ihr euch entrüsten;)

  • Der Verein will laut Website wohl diesen Herbst mit dem Spendensammeln anfangen. Mal sehen wie ernst sie es meinen, wie erfolgreich das wird und wie ernst man das Ganze nehmen kann. Erfolg wünsche ich ihnen durchaus für den originalgetreuen Nachbau - Unter den Linden ist ja sonst leider hauptsächlich eine Potjomkinsche Straße.


    Kleist:
    ich würde mich aber fragen wie ein Industriebau der modernen Zeit (Bauakademie 2.0) dort aussehen sollte.
    Allerdings mache ich mir keinerlei Gedanken darüber, dass da irgendwann etwas anderes stehen könnte als ein Bauakademie Nachbau. Ich denke das ist an der Stelle nicht mehr abzuwenden.

  • Kleist,
    ich bin da ganz bei dir, ich sehe das ähnlich und rechne auch, dass das mal so kommen wird wenn sich da nicht schnell etwas tut. Einzig das Argument, dass die Bauakademie mit der benachbarten Friedrichswerderschen Kirche mit ihrer Ziegelfassade ein phantastisches Ensemble ergeben (haben), macht sie besonders. Das kann ein Neubau mit heutiger Architektursprache nicht ersetzen, denn die heutige Architektursprache erzählt nicht in Größenmaßstäben einzeln gestalteter Ziegel, sondern da ist ja das kleinste gemeinsame Vielfache ein Fenster. So sehr ich mir die Bauakatemie zurück wünschen würde, ich halte deine Einschätzung für realistisch. Trotzdem hoffen wir das bessere: Die Reko.

  • Da nun auch der Schinkelplatz rekonstruiert wurde und auch die eine historisierende Falkoniergasse entsteht, ist die Reko die logischste Lösung, um dieses Grundstück zu füllen. Ensemblewirkungen sind doch einer der Hauptgründe, für eine Reko - oder auch dagegen, Stichwort "Kontraste". Aber diesen Teil übernimmt ja schon das Auswärtige Amt. Außerdem wars ja noch eines der ersten Gebäude seiner Art vom bekanntesten Architekten Berlins und Umgebung.

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  • Schinkels Bauakademie

    Die Bauakademie ist eine epochale architekturhistorische Ikone. Ein Stilprägendes Bauwerk. M.E. sind 40 Mio Euro für ein derart herausragendes Kunstwerk, dessen Pläne detailiert existieren und welches ohne weiteres wiederhergestellt werden kann, eine lohnende Investition; sogar wenn es gar keine Nutzung gäbe!
    Für ein Gemälde von vergleichbarem Rang würde man auf einer Auktion mindestens ebensoviel bieten.


    Würde man das Grundstück verkaufen und das Gebäude einem privaten Nutzer/Investor überlassen, wäre die Bauakademie bestimmt schnell rekonstruiert, denn die Räume und der Grundriss könnten ausgezeichnet genutzt werden.


    Die Rekonstruktion ist nicht das entscheidende Problem sondern die öffentliche Nutzung (die m.E. ebenfalls wünschenswert und sinnvoll ist um dem Gebäude gerecht zu werden).


    In Frankfurt und anderswo werden schiefe Fachwerkhäuser rekonstruiert. Ich bin sicher die Bauakademie wird kommen, wenn es auch leider noch etwas dauert.


    Um es nochmal zu betonen: Der Bau ist prägend für den Stil tausender Bauten der Industriealisierung in Europa und den USA (m. E. sind darunter viele besonders schöne) Dagegen ist die kunsthistorische Bedeutung des Berliner Stadtschlosses eher regional. Es ist denke ich unstrittig, dass es in Berlin kein zweites Bauwerk mit einer so bahnbrechenden Wirkung gibt/gab und das obwohl Berlin ja nicht arm an interessanten architektonischen Experimenten ist.

  • es wäre zum beispiel eine nutzung ähnlich wie für das grand palais in paris denkbar. eine wunderschöne stätte für ausstellungen, kleine messen, modenschauen, aber auch endlich ein ort für den intellektuellen austausch über die städtebauliche zukunft berlins, wie er in den 90ern im wunderbaren berlin-pavillion am s-bahnhof tiergarten existierte. der dann leider zu einem burger king umgewandelt worden ist.

  • Dass es in Berlin durchaus auch anders geht, sieht man ja an der Kommandantur in unmittelbarer Nähe. Da gab es allerdings auch keine öffentlichen Nutzungsansprüche. Die scheinen mir bei der Bauakademie nämlich der größte Hinderungsgrund zu sein...

  • ^
    Genau, deshalb fand ich die Idee, dass ThyssenKrupp dort seine Hauptstadtrepräsentanz realisiert auch nicht schlecht.


    Das Problem ist, sofern es vor Baubeginn keine festen Finanzierungszusagen in Form von Spenden gibt, wird kein Investor alá ThyssenKrupp 45m€ für eine OriginalReko auf den Tisch legen. Mit der Hälfte dürfte aber zumindest eine Reko der äußeren Hülle drin sein. Besser als nix...

  • ^ wenn ThyssenKrupp das Geld hätte, würde das Unternehmen bestimmt ein paar Mios springen lassen....da das Unternehmen aber ein "finanzielles Minuswachstum" zu verzeichnen hat, und die Stahlwerke in Bochum und Krefeld wahrscheinlich dichtgemacht werden, hat TKS etwas andere Probleme als eine Repräsentanz......schade drum :nono:

  • So knapp bei Kasse ist man offensichtlich nicht, wenn man trotzdem einen "spektakulären" Neubau nebens Schloss setzen möchte.

  • Ich zweifle ernsthaft daran, dass der Bau spektakulär ausfallen wird.
    Er wird meiner Vermutung nach eher zweckorientiert sein und sich (hoffentlich nicht) architektonisch nach dem TK Hauptquartier in Essen richten.


    Dies ist der Bauakademie-Thread. Der ThyssenKrupp-Representanz-Thread findet sich dort. Bitte themenbezogen diskutieren. Danke.
    Bato

  • Das Gerüst-Skelett mit der Plastik-Atrappe der Bauakademie präsentiert sich derzeit ziemlich zerfleddert. Vermutlich kommen frische Planen dran. Zeit wurde es.


  • ...wie er in den 90ern im wunderbaren berlin-pavillion am s-bahnhof tiergarten existierte. der dann leider zu einem burger king umgewandelt worden ist.


    Zum besten BK der Stadt allerdings. Ich ess da gerne :D


    Die Bauakademie empfinde ich auch als einen der schwersten Verluste der Berliner Baugeschichte. Auch ihre Ästhetik war zwar nüchtern und sachlich, aber auch sehr schön. Sie nicht zu Rekonstruieren wäre äußerst bedauerlich.


    Ums so auszudrücken: fürs Schloss zu spenden, da wäre mir mein Geld zu schade (obgleich ich den neubau auch gut finde). Die Bauakademie mag kleiner sein, aber wie schon Rotes Rathaus geschrieben hat, ist seine eigentliche Bedeutung größer. Da würde ich schon eher spenden. Leider verdien ich so wenig :confused:

  • Kann mich Wunderknabe bloss anschliessen, würde mich sehr übers neue Stadtschloss nebst der Bauakademie freuen, und wenn es steht, wird sich zeigen was für ein baulichen Stellenwert dieses Ensemble für Berlin einzunehmen vermag und hoffentlich eine Art architektonische Sogwirkung erzeugen könnte.


    Wenn ich so nach Frankfurt und Potsdam schiele, frage ich mich warum die ein oder andere Rekonstruktion in der Berliner Agenda nicht ein wenig nach oben rutscht.


    Mit der Bauakademie könnte das erste Juwel gerne wiederentstehen.

  • Ja, die Bauakademie wäre in der Tat ein echtes Juwel an dieser Stelle. Ich vermute, dass deren Wiederaufbau sich so lange verzögern wird, bis der Senat ein neues Nutzungskonzept vorschlägt und nicht einen wesentlichen Teil des Baus beansprucht, ohne dafür entsprechende Eigenmittel einzusetzen.


    Vielleicht kommt in dieses Projekt wieder mehr Leben, wenn das Stadtschloss deutlicher Gestalt angenommen hat.

  • Ich hab’s schon mal geschrieben. So wie man sich das bisher vorstellt das Gebäude möglichst originalgetreu wiederaufzubauen wird das nie was. Knapp 50m€ sind eine Menge Holz für eine Reko die fast ohne öffentliche Gelder auskommen muss und für private Investoren einen relativ geringen praktischen wie auch wirtschaftlichen Nutzen hat.
    Kollhoffs Vorschlag einen Betonrohbau mit minimalen Standards und angepappter Backsteinfassade für etwa die Hälfte des Geldes zu bauen halte ich da für wesentlich realistischer. Vielleicht findet sich dann auch eher der ein oder andere Mäzen der ein paar Millionen springen lässt.


    Auch die Vergleiche mit anderen Reko-Projekten bringen da herzlich wenig. Jedes Projekt und seine Entstehungsgeschichte ist dabei einzeln zu betrachten. Die Voraussetzungen die jeweils eine Reko erst möglich machen bzw. gemacht haben sind zum Teil doch deutlich verschieden.
    Das Stadtschloss Berlin wird im Wesentlichen vom Bund bezahlt, das von Potsdam durch das Land Brandenburg und einiger Großspenden H.Ps.
    Dresdens Frauenkirche war von ihrer Bedeutung her ganz anders einzustufen und die Altstadtprojekte in Frankfurt sind durch die Art ihrer Nutzung attraktiv für Privatinvestoren.


    Richard
    Nicht der Senat beansprucht einen wesentlichen Teil des Baus sondern der Verein Internationale Bauakademie Berlin.

  • War gestern vor Ort und habe in der Mitte der Rüstung einen massiven, etwa 1. Stockwerk hohen Klinkerwürfel gesehen. Handelt es sich dabei möglicherweise um Resteg des ehemaligen Gebäudes?

  • Das ist ein Musterraum.


    Dort stand vorher das DDR-Außenministerium. Nur Restteile der Fundamente blieben übrig.

  • Also, die Kollhoff-Pläne finde ich eine Frechheit und sollte nicht mal Erwähnung finden, die Bauakademie sollte möglichst originalgetreu rekonstruiert werden, von der Prämisse würde ich keinen Deut abweichen.


    Es wird sich ja wohl jemand finden, der diesen tollen Bau in Reichweite zum künftigen Schloss wieder an Ort und Stelle sehen möchte, ein Mäzen oder Investor.
    Ist ja vis a vis zum Humboldt auch keine unwesentliche Werbung und eine Form von Marketing, sollte sich jedoch keiner finden, plädiere ich für den Verzicht und opponiere gegen einer Alibi-Bauakademie.


    Dann doch lieber einen Park oder eine gepflegte Freifläche, vorm entstehenden und dominaten Pendant.


    Meiner Auffassung nach würde hier eine 100%ige Reko sich sehr gut machen, das Schloss hat ja bloss ein historisches Gewand und hinter diesem, aufm Karl-Marx-Forum soll ja nichts gestanden haben was sich lohnen würde zu rekonstruieren, zudem würde dieses Projekt wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

  • Es wird sich ja wohl jemand finden, der diesen tollen Bau in Reichweite zum künftigen Schloss wieder an Ort und Stelle sehen möchte, ein Mäzen oder Investor.


    Tja, es hat sich in den letzten 15 Jahren außer Hans Wall kein Mäzen gefunden der bereit wäre auch nur annähernd einen 2stelligen Millionenbetrag zu spenden. Warum sollte sich das in Zukunft ändern?


    Ist ja vis a vis zum Humboldt auch keine unwesentliche Werbung und eine Form von Marketing,


    Das wäre dann aber eine unglaublich teure Werbung für ein Unternehmen. Erscheint mir doch sehr unrealistisch.


    Noch mal, fast 50m€ soll der Spaß kosten. Ohne öffentliche Fördermittel (wenn man mal die Bereitstellung des Grundstücks vom Land Berlin außen vor lässt). Man darf gespannt sein wie leicht oder schwer das Geld für die Schlossfassade zusammenkommt. Eventuell lässt das auch Rückschlüsse auf eine mögliche Spendenbereitschaft für die Bauakademie zu.


    Ich hätte ja auch gerne eine Originalreko an der Stelle, aber die Chancen dafür sehe ich geringer denn je.