Es sollte auch nicht um das Lobhulden von Rekonstruktionen gehen. Die Suche nach anderen Lösungen ist in sofern ja nicht verwerflich, sondern sehr interessant (für mich jedenfalls).
Die Argumentation und die Rechtfertigung der Entwurfsverfasser für ihre Alternativen, sind aber mindestens so einäugig, wie ihre Gegenargumente zur „Fake-Bauakademie“.
Nehme man nur die Äußerung: "städtebaulichen Etikettenschwindel" und stelle fachlich betrachten DIESEN Entwurf dagegen…
Welchen Eindruck gewinnt der Fachmann, wie der Leihe, ohne von den bisher geführten Grabenkämpfen vorbelastet zu sein???
Für mich sieht das eher SO aus. Wie ein Louis Sullivan; in den Anfängen der Hochhausentwicklung. Ein Gebäude was aussieht als hätte man es vom Chicago Ende des 19. Jahrhunderts, in die Mitte Berlins des 21. Jahrhunderts drapiert.
Städtebaulich völlig abwegig und die Proportionen des Schinkelbaus miserabel verzerrt. Da wollte jemand zeigen wohin Schinkels „innovativstes Gebäude“ uns HEUTE hin geführt hat, was heute möglich ist und zeigt uns dabei ein Gebäude was ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammen könnte, aber ebenfalls „die Moderne verneint“ . = „städtebaulicher Etikettenschwindel“, Etikettenschwindel mit billigen Plagiaten von Übersee!? Das kann nur als Provokation oder als Denkanstoß, Kunst etc. (jedenfalls nicht als ernsthafter Entwurf) empfunden werden, mit moralischen oder grundsätzlichen Bedenken zur geplanten Rekonstruktion, oder mit architektonischem Sachverstand hat das nichts zu tun. Was eine tolle Parodie auf Schinkel, der Mann traut sich ja was.
Bei dem anderen Entwurf ist Analogie zum olympischen „BIRDS NEST“ nicht ganz zu verleugnen. Ich finde den Entwurf gar nicht so übel, er hat aber mit dem Standort recht wenig zu tun.
Und für die, die Doppelmoral und kuriosen Argumente beider Seiten nochmal sehr anschaulich, und sprichwörtlich, sehen möchten, nochmal der bekannte Entwurf des renommierten Architekturbüros Bolles + Willson, mit der Bauakademie als „doppeltes Lottchen“. Eine Alternative zur Schlossrekonstruktion, indem man den Schlossgrundriss flutet, ein Gebäude auf Stelzen hinein stellt, an dem rekonstruierte Innenräume hängen, dagegen aber die Bauakademie gleich zwei mal um das Gebilde rekonstruiert.
Also ich würde das alles nicht zu ernst nehmen, es ist typisch für die Berliner Intellektuellen- und Kunstscene und als solches auch ein Teil der Berliner Identität.;)
@ Gralsritter
Bei dem Begriff „Kulturbolschewismus“ braucht man nicht begriffsstutzig zu sein, um ihn vielmehr mit einer allseits bekannten Ideologie zu verbinden. Diesen Begriff finde ich im Allgemeinen nicht sehr angebracht.