Wohnungsmarktentwicklung München (Mieten & Kaufen)

  • 3.5 p.a. sind zulässig.


    Aber nicht pauschal und ohne Begründung.


    Eine Mieterhöhung muss sich an einer ortsüblichen Vergleichsmiete orientieren. Um diese festzulegen, gibt es den Mietspiegel. Dabei kann der Mietspiegel durchaus eine solche Erhöhung zulassen (Kappungsgrenze ist bei 20% in drei Jahren), wenn die derzeitige Miete entsprechend darunter liegt.


  • Ich habe seit 15 Jahren keine Mieterhöhung mehr vorgenommen. Ich bin allerdings nah dran, wenn ich sehe dass meine werten Mieter sowohl bei -10 Grad als auch bei strömendem Regen die Dachfenster offen lassen, obwohl ein nagelneuer Parkett verlegt worden ist und die Heizung nachweislich auf Hochtouren läuft.


    Red' mal mit deinen Mietern! Normalerweise sollten die schon kapieren, wie man ein Bauwerk behandelt. Ich habe eher den Eindruck, dass Fachwissen bei vielen Eigentümern sehr wenig oder nicht vorhanden ist. Wenn man ein Mietshaus besitzt, sollte man schon ein bisschen Ahnung von Konstruktion, Bauphysik oder Haustechnik haben. Aber bei vielen stehen eben nur maximale Rendite, die man bei geringsten Aufwand erzielen kann, im Vordergrund. Wer liest sich da schon in etwas Literatur ein?

  • Vielleicht kannst Du der Mieterhöhung ja widersprechen. Schau doch mal, ob die Erhöhung gemäß Mietspiegel überhaupt zulässig ist.


    Ich liege voll im Mietspiegel. Also nichts auffälliges. Für mich sind aber auch 13 Euro pro Quadratmeter leider richtig viel Geld. :(

  • Die Hochpreissituation treibt viele Münchner aus der Stadt um sich im Umland anzusiedeln. Laut SZ sind es gerade viele junge Familien die ausserhalb Münchens umschauen.



    http://www.sueddeutsche.de/bay…t-aus-der-stadt-1.1867429



    Man müsste mal berechnen wie groß der Verlust an Steuergeldern für die Stadt ist, wenn massenhaft junge Familien in den Vororten ihre Steuer entrichten und dann auch hauptsächlich dort konsumieren? Dafür wird die Stadt bei Rentnern beliebter, dank der guten Infrastruktur. Will damit sagen rein wirtschaftlich gesehen, müsste doch das Geld aus der Stadt rausfliessen, denn die die von der teuren Infrastruktur profitieren zahlen kaum noch Steuern.

  • Ein anderer Aspekt sind die hochsubventionierten Menschen, die von H4 leben. Für die bleibt München sehr attraktiv, da sie etwa aufgrund ihrer Herkunft das urbane Umfeld schätzen und dabei Kompromisse bei der Wohnungsgröße gerne in Kauf nehmen bzw. es aus ihrer Heimat gar nicht anders kennen.

  • Was ich sagen wollte ist, dass sich eine nachhaltige Stadtpolitik doch dafür einsetzen müsste, soviele Bewohner wie möglich innerhalb der Stadtgrenzen anzusiedeln, um so zu verhindern, dass sie ihre Abgaben woanders machen.


    Wirtschaftlich gesehen ist es doch völlig unsinnig einen derartigen Kapitalabfluss zuzulassen. Wobei, bei der Münchner Stadtpolitik müsste man ja schon fast von aktivem Fördern sprechen anstatt von passivem Zulassen.. :lach:

  • Ein anderer Aspekt sind die hochsubventionierten Menschen, die von H4 leben.


    Find ich ja interessant dass das hochsubventionierte Klientel das gar nicht zum Standorterfolg beiträgt sich aussuchen kann was es attraktiv findet und die spröden Arbeitsbienen vom äußeren S-Bahnbereich oder von Moosburg, Pfaffenhofen und Mühldorf einpendeln um in der Stadt die sie nicht mehr zahlen können ihre Arbeit zu verrichten. Da muss man sich doch verarscht vorkommen. DAS nenne ich soziale Ungerechtigkeit, nicht das aus den ewigen Heulsusendebatten.

  • Spricht hier der Stammtisch?

    ^^
    Wie ist deine und Iseks Argumentation zu belegen? Warum sollte der Zustand eines ALG II-Empfängers gerade in München ein erstrebenswerter Zustand sein? Ich verstehe es einfach nicht. Wie kann man Sozialneid auf Menschen entwickeln, die finanziell schlechter gestellt sind als man selbst?

  • Stammtisch? Ja! Entspricht es der Realität? Ja!


    Nachdem ich eine Nordafrikanerin geheiratet habe und ihr Netzwerk in München gut kenne, könnte ich etwa 15 der insgesamt 20 ihrer bekannten Familien als Fallbeispiele aufdröseln. Ich glaube es ist hier aber nicht dienlich..


    Fakt ist: Ein effektiver Mehrgewinn einer Arbeit nachzugehen ergibt sich bei Familie mit 2 Kindern und nicht arbeitender Frau in München ohne Wohneigentum erst ab einem Gehalt von gut 50.000 Euro p.a. Alles darunter hätte man durch H4 auch. Man muss dann mal umrechnen, welchen effektiven Stundenlohn etwa ein Akademiker mit 45 Jahren und 60.000 oder 65.000 Euro hat. Da braucht der H4ler nur einer geringfügigen Schwarzarbeit nachgehen und er hat wieder gleich viel in der Tasche.

  • Wie ist deine und Iseks Argumentation zu belegen?


    Was ist da schwer zu verstehen? Wenn man die Wohnung vom "Amt" bezahlt bekommt, kann es einem egal sein was die kostet. Also auch ev. Steigerungen.

  • Vielleicht doch ein Musterbeispiel, damit man auch wirklich kapiert, um was es geht:


    Ehemann: 400 Euro
    Ehefrau: 300 Euro
    Kind 1: 250 Euro
    Kind 2: 250 Euro
    Wohnung 3 Zimmer 80 qm: 1100 Euro inkl. NK


    --> Vorteil insg. 2300 Euro


    was ist das Jahresgehalt eines Familienvaters, der sich den selben "Wohlstand" in München erarbeiten muss?


    Kann man iterativ unter http://splashurl.com/knkohr9 ausrechnen: 3500 Euro (2 Kinder, Steuerklasse 3)


    Macht also mit 13. Monatsgehalt 45500 Euro p.a... Dazu muss man dann noch Kosten rechnen, die etwa im Freibetrag der Steuer schon drinnen sind aber noch nicht hier eingerechnet sind: MVV-Ticket / Auto / Haftpflicht / Benzin
    Dazu kommen dann noch kleinere Dinge wie Anspruch auf Küche, TV oder die obligatorische Privathaftpflicht. Auch Medikamente sind überwiegend abrechenbar.



    Das Beispiel macht natürlich auch deutlich, dass der Vorteil insbesondere in teuren Städten immer signifikanter wird. Wenn man etwa für die Wohnung am flachen Land nur 500 Euro aufbringen muss, würde sich Arbeit entsprechend viel eher lohnen.

  • Isek: noch zu oben: mein Mieter ist studierter Physiker und Gespräche gab es schon dutzende. Hilft aber alles nix...


    Naja, dafür hat man als Hartz 4 Empfänger einen unerträglichen Druck, keine Arbeit zu haben, soziale Ausgrenzung liegt oft auch nicht weit weg. Also dann lieber für´s selbe Geld arbeiten gehen :lach:

  • Naja, dafür hat man als Hartz 4 Empfänger einen unerträglichen Druck, keine Arbeit zu haben, soziale Ausgrenzung liegt oft auch nicht weit weg.


    Vielleicht war's ja ironisch gemeint, aber das empfindet sicher nicht jeder so. Der ein oder andere wird schon seine Tricks haben, damit ihn die Arbeitsagentur nicht zu sehr nervt mit Jobangeboten. Anders kann ich mir es nicht erklären, wenn gesunde Menschen jahrelang arbeitslos sind.

  • ^^


    Ja das kann sein, dass es die Sorte gibt, aber das ist eher ein Bruchteil. Wenn du über 45 bist hast du heute kaum noch Chancen eine angemessen bezahlte Arbeit zu finden.

  • Man muss das meiner Meinung nach anders sehen.


    Es gibt im 21sten Jahrhundert schlichtweg nicht mehr für alle Menschen im Land eine Arbeit, die auch aus gesellschaftlicher Sicht einen Mehrwert bietet (also keine reine ABM ist).
    Deshalb ist es nur recht, dass solchen Menschen in einer mehr und mehr automatisierten Welt ein vernünftiger Lebensstandard als Ausgleich geboten wird.
    Ich glaube nicht, dass wir in Deutschland das Problem haben überall nur noch arbeitsfaules Gesindel vorzufinden, das die sozialen Systeme ausnutzt.
    Ganz im Gegenteil hat man ein Klima der Angst geschaffen, das manche Leute gezielt psychisch kaputt macht, im Namen einer vermeintlichen sozialen Gerechtigkeit.


    In diesem Fall kann ich zwar nur aus meiner Sicht sprechen, aber ich würde niemals mit einem Hartz 4 Empfänger tauschen wollen, selbst wenn dieser seine Möglichkeiten optimal nutzt und dadurch ebenfalls ein gutes Leben führen kann.
    Da müsste schon eine Monatsrente von 5000,- netto ohne Bedingungen daher kommen, dann würde ich mich nur noch um Familie, Reisen und Hobbies kümmern :)
    Ich gönne die finanzielle Unterstützung aber jedem von ganzem Herzen, für den aus Altersgründen oder warum auch immer kein Platz mehr in der Arbeitswelt vorhanden ist.


    Und dass man Mißbrauch bekämpfen muss ist klar, aber die Hysterie und mediale Hexenjagd die bei diesem Thema vorherrscht, die ist maßlos übertrieben. Letztendlich ist das aber auch ein Ergebnis der politischen Untätigkeit, durch die so mancher längst bekannte Mißbrauch des Systems über Jahre hinweg toleriert wird.

  • ^deswegen stehe ich auch Ungläubig vor der zeitgenössischen Angst vor dem demografischen Wandel. Uns kann historisch kein größeres Glück passieren, als kurz vor der zweiten - noch viel einschneidenderen - Automatisierungswelle die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sukzessive zurückgehen zu sehen. Was ist denn mit einer stabilen, gar wachsenden Zahl junger Menschen wie zB in Frankreich geholfen, wenn die dann v.a. arbeitslos sind (vgl. Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland und Frankreich - und bevor der Einwand kommt, glaubt irgend jemand dass nur deutsche Behörden Statistiken "schön rechnen"?...). Die sind nur persönlich frustriert und perspektivlos und kosten die Gesellschaft zusätzliches Geld, anstatt die Sozialkassen durch Sozialbeiträge zu entlasten erreicht man das Gegenteil. Der "Fetisch" wachsender, gar junger, Bevölkerungen entstammt eben der langen Menschheitserfahrung, wir waren eben die meiste Zeit bäuerlich organisierte Gesellschaften, da war Wohlstand wirklich proportional an die Kopfzahl gekoppelt.


    Die nächste Automatisierungswelle steht bevor und wird viele Schreibtischjobs betreffen, in den USA übernehmen jetzt schon erstaunlich gute und immer bessere IT Recherchetools die Arbeit zigtausender Anwaltsfachangestellter, vernetzte IT macht die bisher gut bezahlten "Einkaufsabteilungen" in den USA bereits jetzt überflüssig, gut bezahlte Journalisten werden arbeitslos, weil die Zeitungen nach und nach vom Markt verschwinden, Steuerberater werden arbeitslos, weil Computerprogramme schneller und noch effizienter die Finanzen regeln und dabei auch garantiert keine Steuervermeidungsmöglichkeit übersehen (die digitale Datenbereitstellung aus Online-Banking, elektronischer Buchhaltung und elektronischer Steuererklärung macht es auch sehr einfach), usw.; darauf ist unsere Gesellschaft noch mitnichten vorbereitet und das wird viele hart treffen.


    Darum kann uns, wie gesagt, gar nichts besseres passieren, als der demografische Wandel. Ganz abgesehen von Themen wie Wohnungsmangel die sich langfristig damit selbst erledigen, steigende Lebensqualität für das Individuum wenn die Bevölkerungsdichte langsam sinkt, die Natur könnte wieder durchatmen wenn sich der Mensch wieder langsam zurück zieht und nicht mehr jeden Quadratkilometer zwischen Alpen und Nordsee irgendwie "nutzt",... die Rentenfinanzierung kriegen wir auch noch hin, aufjedenfall wäre es ein Trugschluss zu glauben, dass das leichter wäre, wenn wir zB Geburten oder Einwanderung verstärken (siehe Eingangs, was bringen einem mehr junge Leute, wenn die dann trotzdem keine Arbeit finden? Das sind strukturelle Probleme, keine vorübergehenden die man mit irgend einem politischen Wundermittel lösen kann). Umgekehrt sinken ja auch Kosten bei sinkender Bevölkerung an anderer Stelle und der demografische Wandel früherer Zeiten war weitaus dramatischer (Rückgang der Kinderzahl von Großfamilien auf 1,4 Kinder seit dem Pillenknick in den Nachkriegsjahrzehnten), den haben wir auch finanziert bekommen.


    Im Wohnungsmarkt spielen langfristige Migrations- und Demografieentwicklungen eine riesige Rolle, darum muss dieser Bereich mehr beleuchtet werden. Wir dürfen keine Fehler mehr machen, wie zB in den 90ern Plattenbausiedlungen im Osten für Milliarden Steuergelder kernsanieren und wenige Jahre darauf abreißen, weil die Leute aus der Region fortgezogen sind. Bei der Wohnungspolitik muss Demografie im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Für München und Umland könnte dies beispielsweise, wie auch in etwas geingerem Maß für den Raum Berlin, bedeuten, dort lokal wieder eine Wohnungsbauprämie einzuführen. Gesetze zu verändern, so dass unbebaute Grundstücke in entwickelter Umgebung eine so hohe Grundsteuer für den Eigentümer ergeben, dass dieser das Grundstück lieber bebaut oder weiterverkauft, als es weiter brach liegen zu lassen. Auch das Thema Flächenverbrauch muss man nämlich dringend angehen.



    Man sieht also, es geht im Grunde um viel mehr, als die Mietpreise. Die sind nur der Endpunkt eines viel größeren Zusammenhangs. Leider wird das wie gesagt nie so diskutiert und darum bleiben auch Hilfsversuche, wie eine "Mietpreisbremse" letztlich hilf- und erfolglos.


    Grüße :)

  • interessante Thesen!


    Bei einigem stimme ich dir zu, das Thema demographischer Wandel wird vernachlässigt, und die Mietpreisbremse ist ein unsinniges Instrument.
    Allerdings deine Vorbehalte zur zukünftigen wirtschaflichen Strukturierung im Zuge der "Automatisierungswellen" sind doch etwas negativ. Hoffe ich zumindest. Auch dem Glauben, dass der demographische Wandel bald die Mieten senkt stehe ich eher skeptisch gegenüber.


    Sicher ist, dass wir eine Zeit voller Wandel und wirtschaftlicher Umstrukturierung und Neuausrichtung vor uns haben. Einfache administrative Arbeiten werden wohl von Rechnern übernommen, einfache handwerkliche von Robotern. Der Trend geht hin zu hochspezialisierten Fachbereichen. Der einfache Arbeiter kommt bei dieser Umstrukturierung ins straucheln, dafür gibt es aber neue Jobs in hochtechnologischen/kreativen Bereichen, Software und Serviceprovider.


    So gesehen ist München nämlich ganz gut aufgestellt, als Technologiestandort mit einer hohen Dichte an Universitäten und einer gebildeten Mittelschicht. Aus diesem Grund werden Städte wie München in Zukunft wie ein Magnet wirken, auf diejenigen, die in diesen Sparten aktiv sind. Und deswegen werden Städte wie Essen, Bochum oder ländliche Regionen im Osten weiterhin Bevölkerung abbauen gelingt es ihnen nicht sich attraktiver aufzustellen, und bei der innerdeutschen/innereuropäischen Konkurrenz sehe ich das eher nicht. Ballungsräume werden wachsen insofern sie auf zukunftsfähigen Industrien aufgebaut sind.
    Was Sinn macht: fördern von Ballungszentren da deren Synergieeffekte sowohl für Firmen als auch für Bewohner von Vorteil sind, und weg von der agrarorientierten Kleinstadt Zersiedelung Deutschlands.


    Auf den demographischen Wandel zu setzen und zu hoffen, dass der sich der Wohnungsproblematik in München annimmt halte ich für etwas unausgereift, da alle Regionen in einen Topf geworfen werden. Die Weltbevölkerung wächst die nächsten Jahre erstmal noch gewalting weiter an, regionaler gesehen in Mitteleuropa nimmt die Bevölkerung eventuell leicht ab und noch regionaler in Metropolregionen wie München nimmt sie trotz allem wieder zu.. Das mit dem schwindenden Druck auf den Wohnungsmarkt wird also nichts. Und wenn, in welcher Zeit soll das geschehen? Mir wäre es doch Recht wenn sich noch zu meiner Lebenszeit was verbessert.


    Wie sich das auf die gesamtdeutsche Bevölkerungszahl auswirkt kann ich nicht sagen, mit Sicherheit wachsen aber die Metropolregionen. Und deswegen hinkt der Vergleich mit Frankreich, weil Frankreich sich weigert notwendige Reformen umzusetzen um sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen.

  • Trotz jediglicher Optimierung und Automatisierung ist den Menschen bisher nicht die Arbeit ausgegangen. Ich denke von Raumschiff Enterprise Zuständen werden wir noch lange entfernt sein.