Der Welterbe-Status wird inzwischen ebenso politisch wie touristisch ge- und missbraucht. Wer besondere Freude an und Geduld für den aufwendigen bürokratischen Prozess hat, ist klar im Vorteil. Deutschland hat zum Beispiel 51 Welterbestätten - das Vereinigte Königreich nur 33. Obendrein hat Deutschland 12 weitere auf der Tentativ-Liste. Gerade die KMA erschliesst sich mir nicht. Es gibt quer durch Osteuropa doch wenigstens ein halbes Dutzend Orte, wo solche Ensembles grösser, geschlossener und konsequenter zu finden sind als in Berlin. Keiner dieser Orte ist Weltkulturerbe. Und wie schon erwähnt: Von Berlin bis Bukarest stehen lediglich auf Befehl gebaute Kopien. Eine eigene kulturelle, städtebauliche oder architektonische Leistung war das nicht. Soll verstehen wer will....
Karl-Marx-Allee/Frankfurter Allee
-
-
-
Das liegt daran, das es nicht nur um die Gebäude, sondern gerade um den Kontext geht und den gibt es halt nicht quer durch Osteuropa noch ein halbes dutzend mal, sondern nur und in der Art einzigartig in Berlin (damit meine ich die Kombination zweier Bauensembles die zu gleicher Zeit, nur wenige Kilometer vom einander entfernt, aber unter verschiedenen Vorzeichen entstanden sind).
Und das es im UK (God save the king), "nur" 33 Weltkulturerbestätten gibt, liegt vielleicht auch an der wesentlich kontinuierlicher verlaufenden Geschichte dort, die viele Vorteile hatte, aber eben nicht diese Diversität wie sie auf deutschen Boden bestand, hervorgebracht hat.
-
Offenbar fehlt mir die Phantasie, dieses Kriterium in der Liste der Kriterien für ein Welterbe wieder zu finden:
- Das Objekt ist eine einzigartige künstlerische Leistung, ein Meisterwerk eines schöpferischen Geistes.
- Das Objekt hatte beträchtlichen Einfluss auf die Entwicklung der Architektur, des Städtebaues, die Kunst oder die Landschaftsgestaltung in einer Region, zu einer bestimmten Zeit.
- Es ist ein einzigartiges Zeugnis einer untergegangenen Zivilisation oder Kulturtradition.
- Es ist ein herausragendes Beispiel eines Typus von Gebäuden oder Ensembles oder einer Landschaft, die einen bedeutenden Abschnitt der menschlichen Geschichte darstellt.
- Es ist ein Beispiel für eine überlieferte Siedlungsform, für eine Landnutzung, die für eine bestimmte Kultur typisch ist.
- Es ist mit Ereignissen, Traditionen, Glaubensbekenntnissen oder Ideen sowie mit künstlerischen Werken von universeller Bedeutung eng verknüpft.
- Die Stätte ist eine überragende Naturerscheinung von außergewöhnlicher Schönheit.
Aber wenn's klappt: Berlin sei es gegönnt. Den Tourismus-Einnahmen wird es sicher nicht schaden.
-
Da steht es doch in 3.; 4. und 6.
Der Systemkonflikt im 20. Jh. in Europa ist durch diese Bauviertel und die Berliner Mauer sozusagen zementiert.
Wer von Kopien spricht und die spezifische Leistung der Architekten gerade für die KMA1 nicht erkennt argumentiert sowieso manipulativ. Da stehen keine Kopien.
Der Welterbe Status ist Auszeichnung und Bürde zugleich und schützt wichtige Denkmäler davor beschädigt zu werden. Allzu restriktiv sollte man bei der Vergabe also nicht sein.
Ich würde mich durchaus freuen, wenn das klappt obwohl ich auch meine Zweifel habe. -
Sorry, leider stimmt so gut wie nichts davon - meines Erachtens.
Ideengeschichtlich sind die Gebäude ebenso wie deren städtebauliche Anordnung klare Kopien aus Moskau. Das ist so eindeutig wie Wasser nass ist. Man eiferte den Vorgaben der Moskauer Diktatur in freiwilligem, vorauseilendem Gehorsam nach. Und wer das nicht tat, dem wurde irgendwann eine Ansage gemacht. In Sinne des Antrag originär ist mE nur die räumliche Nähe zum Hansaviertel.
Auch Punkt 3 trifft mE in keinster Weise zu. Ich bezweifle doch stark, dass in den Augen eines Kulturhistorikers die DDR als untergegangene Zivilisation qualifiziert. Es ist ein untergegangenes politisches System - aber bitte! - doch keine untergegangene Zivilisation!Und Punkt 4: Es ist zweifelhaft, ob die ganze DDR ein "bedeutender Abschnitt der menschlichen Geschichte" ist. Wir reden hier nicht über die Hochkultur der Maya - sondern über ein Augenzwinkern in der Ideengeschichte des Realen Sozialismus. Garantiert ist aber die kulturhistorische Bedeutung der KMA kein "bedeutender Abschnitt der menschlichen Geschichte".
Und Punkt 6: Wie kann etwas "universelle" Bedeutung haben, wenn es eine Kopie ist? Universelle Bedeutung (weil Ausstrahlung in alle anderen osteuropäischen Städte) haben die Moskauer Originale - aber garantiert nicht die Ostberliner Kopien.
Für mich ein Paradebeispiel von Berliner Selbstüberschätzung - aus Mangel an übergeordnetem Blick. Aber wie gesagt: Wenn es wider alle Logik klappt: Herrlich. Es wäre ein rotzfrecher Coup. Und das wäre dann doch auch wieder sehr Berlinerisch. -
Dir scheint zumindest nicht klar zu sein, was eine Kopie ist. Dort stehen keine Kopien. Dass Stalin selbst klare stilistische Vorgaben gemacht hat, an denen sich Henselmann et al orientieren mussten, ist ja unbestritten.
Es handelt sich um Zeugnisse eines sehr wichtigen Abschnitts der jüngeren Geschichte. Ich glaube schon, dass Berlin neben den beiden Welterbestätten preußischer Genese und den Siedlungen der Moderne, eine vierte Welterbestätte mit einem Bezug zum Weltkrieg und dessen Folgen bekommen wird. Dies könnte auch der jüdische Friedhof in Weißensee oder der Flughafen Tempelhof sein. Die Mauerreste wären wohl doch etwas zu mickrig.
Diese extreme Häme nervt jedenfalls. Ganz so doof sind alle anderen dann eben auch nicht. -
Ich denke auch dass dieses Vorhaben Hansaviertel und KMA unter UNESCO-Welterbe-Schutz zu stellen, genau am Punkt der mittlerweile stattgefundenen baulichen Veränderungen und erst recht an den sowieso teilweise stark veränderten Plattenbauten im 2ten Teil der KMA scheitern wird.
Die Vergleichbarkeit der Nachkriegsmoderne in Ost und West scheint hier vielleicht interessant zu sein macht aber für mich nur bei wenigen Bauten wirklich Sinn.Ich mag sowohl den Neoklassizismus der frühen KMA als auch die Pavillons, das Café Moskau mit seiner Häkeldeckchenarchitektur als auch das Kino International mit waghalsigen Betonarchitektur die sich für eine interessante oberflächentextur an ihren Flanken nicht zu schade ist. Das sind aber eher schutzwürdige Einzeldenkmale.
Es überwiegt im jüngeren Teil der standardisierte Typenbau in Form der Platte der zudem in jüngerer Zeit optisch verfreundlicht wurde, das ist weder was besonders neues, was kultureigenes, noch was System- oder ortsspezielles und rechtfertigt eigentlich keinen besonders beäugelnden internationalen Schutzschirm.
Der jüngere Teil der Kma ist in seinem Qualtätsanspruch der hier und dort auflodert -einfach zu unbeständig umgesetzt worden und gleicht sich sehr stark den bundesdeutschen und internationalen Gepflogenheiten des Wohnungsbaues dieser Zeit anBaukünstlerisch und kulturhistorisch stellen diese Platten gar keinen Wert dar.
Das sind lediglich auf vereinfachte Reproduzierbarkeit angelegte Begleiter einer Ost-Magistrale die in dieser Form in vielen anderen Städten existiert. Das Berolinahaus ist ein Kompletter Neubau und gehört schon gar nicht in dieses Ensemble auch wenn es geschickt gestaltet so tut als ob.
Zudem soll dieser Teil ja auch noch mit Pavillons verdichtet werden - damit greift man nochmal in die dem HV gegenübergestellte Ausschließlichkeit der ostdeutschen architekt. Genese. der Paradestrasse von der städtebaulichen Tradition bis zur Internationalisierten Moderne, in die Authentizität dieser Systemtypischen, städtischen Struktur ein.
Ich denke daher nicht dass die Bewerbung die KMA so in voller Länge und Umfang für ein Unesco Schutzprädikat als „Erbe der Menschheit“ auf internationaler Bühne Erfolgreich sein kann.Genauso bezweifle ich übrigens diesen außergewöhnlichen Schutznimbus für den Corbusierbau - der Entwurf ist schon durch damalige Bauauflagen verfälscht worden und ein einziger Kompromiss. Corbusier hatte sich von diesem Bau distanziert - sah es also nicht als Teil seines Oeuvres - für die Vermarktung der Eigentumswohnungen dieser Immobilie und die Stadtgeschichte mag der Name ihres Schöpfers vielleicht relevant sein ob das international bestehen kann, bezweifle ich eher.
-
BV Sanierung Pavillion Karl-Marx-Allee 35 / "Mokka-Milch-Eisbar"
Beim Vorbeiradeln habe ich vor einigen Tagen gesehen das die frühere "Mokka-Milch-Eisbar" eingerüstet und erfreulicherweise die Sanierung des Pavillons begonnen wurde.
Das Anfang der 1960er errichtete Gebäude befindet sich direkt neben dem "Kino International" und ist ebenfalls denkmalgeschützt (Link zur Denkmaldatenbank).
Bis 2019 wurde hier das Restaurant "Alberts" betrieben, aber im Zuge der Sanierung der Karl-Marx-Allee geschlossen.
Dessen Logo ist noch auf dem Dach zu sehen. Die Berliner Woche berichtete seinerzeit am 13.08.2019
Seitdem war das Gebäude verwaist und machte immer mehr einen runtergekommenen Eindruck.
In der Baugenehmigungsliste 2022 des Bezirks Mitte findet sich ein Eintrag dazu vom Juli 2022 (pdf Link / Seite 34).
Demnach ist Sanierung und Umbau in einen Veranstaltungsort für max. 200 Personen, statt Restaurant vorgesehen.
Wer Bauherr, Investor oder Nutzer ist konnte ich nicht herausfinden.
Anbei ein paar aktuelle Eindrücke.
[Alle Bilder ©bauhelmchen 2023]
Blick auf die Rückseite.
Ansicht Berolinastrasse.
-
^ Schön, dass der Mokka-Milch-Eisbar-Pavillon nun saniert wird. Aber wie steht es um die neuen Pavillons, die die bestehenden ergänzen sollten?
https://www.kma-mitte.de/projekte/sechs-neue-pavillons
Eigentlich sollte ja kommendes Jahr mit dem Bau begonnen werden, aber im Zuge des Umzugs der ngbk-Gallerie, die in einen der Neubauten ziehen soll, aus Kreuzberg in die Zwischenunterkunft Karl-Liebknecht-Str. ließ sich nun erfahren, dass die Gallerie den "Einzug in einen von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa zu bauenden Pavillon" erst "langfristig ab 2027" plant (Quelle: https://ngbk.de/de/site/index.…-land-is-my-land&Itemid=8), in der BZ ließ sich gar von Seiten der ngbk lesen, dass der Neubau wohl nicht "vor 2030" fertig würde (Quelle: https://www.bz-berlin.de/ich-u…sellschaft-bildende-kunst).
-
Ich finde die die Bewerbung zum UNESCO Welterbe grundsätzlich spannend und diskussionswürdig. Hier eine kurze Zusammenfassung des Artikels:
Die Karl-Marx-Allee und das Hansaviertel scheiterten erneut im deutschen Unesco-Vorentscheid für das Welterbe. Die KMK folgte der Empfehlung eines Fachbeirats, der die Bewerbung kritisierte. Es fehle der Nachweis, dass Berlin einen universellen Einfluss auf die Stadtentwicklung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte. Zudem hält der Fachbereit es für unzureichend belegt, "dass die Wechselspiele in Ost und West über die Stadt hinaus „von Bedeutung gewesen“. Darüber hinaus sei westliche Architektur bereits ausreichend auf der Unesco-Liste vertreten. Die Karl-Marx-Allee hat möglicherweise noch eine Chance aufgrund ihrer einzigartigen Vereinigung beider Hauptspielarten des sozialistischen Städtebaus.
Trotz Einbeziehung des Hansaviertels wurde das Thema bisher immer in diesem Thread erwähnt, z. B. hier ff. Daher verschoben.
-
BV :Sanierung Pavillion Karl-Marx-Allee 35 / "Mokka-Milch-Eisbar
Nach ca. 7 Monate später. Hier wird weiter noch Saniert / gearbeitet. Das Gebäude Ist Fast komplett eingerüstet- bedeckt . Am Dach wurde heute gearbeitet.
© Johannes_9065 ( heute)
&
-
BV Sanierung "Kino International"
Seit Mitte Mai 2024 ist das Kino International auf der Karl-Marx-Allee für eine umfassende Sanierung für zwei Jahre geschlossen.
Der denkmalgeschützte Bau (Wikipedia Eintrag und Link zur Denkmaldatenbank) feierte im November letzten Jahres sein sechzigjähriges Bestehen.
Entworfen wurde das Gebäude von Josef Kaiser und Heinz Aust.
In diesem Rahmen und auch in den letzten Wochen haben diverse Medien über die Geschichte des Hauses und das Sanierungsvorhaben berichtet.
(u.a. RBB vom 13.05.2024, die TAZ am 15.02.2024 oder die Berliner Morgenpost am 09.11.2023)
Bis zur Berlinale 2026 will man die Maßnahmen umgesetzt haben.
Die grundsätzliche Gestaltung des Hauses bleibt dabei bestehen. Die fensterlosen Nord-, Ost- und Westfassaden wurden bereits vor einigen Jahren saniert. Die Front wurde zuletzt 2019 saniert (siehe auch Berliner Woche vom 08.09.2019).
Die gesamte Haustechnik wird erneuert, also die Luft- und Wärmeversorgung, die Lichttechnik, die Innenräume und deren Ausstattung, das Dach und natürlich die Kinotechnik. Die Kosten werden auf 13 bis 15 Millionen Euro geschätzt, wie die Berliner Zeitung im November 2023 berichtete.
Es wird vermutlich von außen nicht so viel vom Baufortschritt zu sehen geben. Da es aber immer ein schönes Motiv ist, ein paar aktuelle Eindrücke.
[Alle Bilder © bauhelmchen 2024]
Und eines vom November 2023 zum Jahrestag des Hauses.
-
BV Sanierung Pavillon Karl-Marx-Allee 35
"Mokka-Milch-Eisbar"
Zuletzt hier #611
Nach etwas mehr als einem Jahr scheint die Sanierung des Pavilons Karl-Marx-Allee 35 äußerlich fertiggestellt zu sein.
Im Inneren laufen noch Arbeiten. Kleingeister haben leider schon ein erstes Graffiti hinterlassen.
Anbei aktuelle Eindrücke des mE. nach schönen Bauwerkes. Ich bin gespannt wie das Gebäude genutzt wird.
[Nachtrag: Unter mokkamilcheisbar.de findet sich eine Vermarktungswebsite der Miranda Vermögensverwaltung mit Bildern von den Bauarbeiten und Grundrissen des Gebäudes.]
[Alle Bilder © bauhelmchen 2024]
BV Sanierung "Kino International"
Zudem noch ein Blick auf das vollständig eingerüstete "Kino International".
Zuletzt ^ im Beitrag zuvor.
-
-
BV Sanierung Pavillon Karl-Marx-Allee 35
"Mokka-Milch-Eisbar"
Zuletzt hier #613
Schon seit einigen Wochen ist auch der Schriftzug der Mokka-Milch-Eisbar auf den Pavillon zurückgekehrt.
Auf der Website des beteiligten Berliner Malereibetriebes Lüttgens findet sich übrigens eine umfangreiche Bildergalerie des Inneren.
Anbei nochmal ein paar Eindrücke des noch leerstehenden Bauwerkes.
[Alle Bilder © bauhelmchen 2024]