Karl-Marx-Allee/Frankfurter Allee

  • ^ Soweit ich den Brief verstanden habe, die Unterzeichner finden die beiden ersten Teile von Urban Living nicht gut. Ich finde, dort gibt es ein paar interessante Ansätze - etwa der Entwurf Team Eckert Negwer Suselbeek verdichtet nach, wobei die Gebäudeform in meiner Empfindung etwas an den ältesten Teil der KMA angelehnt ist. Das Haus soll dem Text der Architekten nach besser die Straße fassen.


    Kann mir ein ortsansässiger Berliner erklären, wieso im Brief in der ersten Zeile zweiter Seite vom "Ideen"wettbewerb (mit Gänsefüßen) die Rede ist? Es sind doch Ideen, oder? Müssen wir dem Berliner Sprachgebrauch nach auch vom "Brief" der "Unterzeichner" mit "Bedenken" reden?
    Die wollen doch hoffentlich nicht Denkverbote und verbotene Ideen einführen, wenn sie unabgestimmte Auslobung bemängeln?

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  • Also ich würde die ganze Geschichte unter der Rubrik "Eselei der Verwaltung" abbuchen. Wie schon geschrieben, laufen derzeit Abstimmungsprozesse zwischen dem Stadtplanungsamt des Bezirkes Mitte, das für die Planung in diesem Bereich zuständig ist, den betroffenen Bürgerinitiativen und dem Landesdenkmalamt. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (konkret: der Bereich Städtebau und Projekte) ist in diesen Prozess auch einbezogen, allerdings ist sie für die Planung in diesem Gebiet nicht zuständig.


    Die Sache war nun die, dass ein Bereich der Senatsverwaltung, der an diesen Planungen nicht beteiligt war (nämlich der Bereich IBA 2020), den Wettbewerb "urban living" ausgeschrieben hat, der das Ziel hatte, modellhafte Lösungen für bezahlbaren Wohnungsbau zu schaffen. In diesen Wettbewerb wurden auch Grundstücke im Bereich Karl-Marx-Allee einbezogen, dabei wurden die Wettbewerbsteilnehmer allerdings nicht über den Welterbeantrag und auch nicht über die gültigen planungsrechtlichen Rahmenbedingungen (Denkmalschutz, Erhaltungsverordnung) informiert. Das Resultat waren dann Entwürfe, die nicht genehmigungsfähig sind.


    Bei der Vorstellung der Wettbewerbsarbeiten hatte Kristina Laduch, die Leiterin des Stadtplanungsamtes Mitte, dann auch deutlich gemacht, dass die Entwürfe für die Karl-Marx-Allee nicht genehmigungsfähig sind. Regula Lüscher hatte dann gemeint, dass diese Entwürfe nur Gedankenspiele wären und dass es nicht die Absicht der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wäre, den Welterbeantrag zu torpedieren. Man könnte diese Entwürfe ja auch an einem anderen Ort realisieren. Ich bin daher der Meinung, dass dieser Angelegenheit kein Konflikt über die Zukunft dieses Gebietes zugrundeliegt, sondern dass hier einfach die rechte Hand nicht wusste, was die linke Hand tat.


    Meines Wissens werden aber überhaupt keine "urban living" - Entwürfe realisiert werden, weil die städtischen Wohnungsgesellschaften, die diese bauen sollen, nicht so sehr begeistert sind.

  • Klarenbach: Daraus, dass alle Wohnungen belegt sind, lässt sich ableiten, dass es Nachfrageüberhang gibt. Die Frage ist jedoch, ob es diesen gibt, weil das Gebiet städtebaulich und architektonisch besonders gelungen ist - oder ob es diesen gibt, weil die Bewohner dort zulasten der übrigen Stadtbewohner subventioniert werden.


    Ich meine Letzteres. Das Gebiet hat eine geringe urbane Dichte im Verhältnis zu seiner Lage. Die der Lage entsprechend gute/teure Erschliessung mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Versorgungssystemen, die grosse Nähe zu öffentlichen und privaten Institutionen aller Art wird nicht seinem Potential entsprechend refinanziert. Die günstigen Mieten in Verbindung der für die Lage verhältnismäßig geringen Verdichtung sind, gesamtstadt-ökonomisch betrachtet, eine Subvention, die man sich leisten können und wollen muss.


    Zynisch könnte man anmerken: Viele der dortigen Bewohner gehörten schon zu DDR-Zeiten zu den Privilegierten und haben ihre Bevorzugung nahtlos in den Kapitalismus retten können.


    Ich persönlich finde das anti-ubrane, ja fast autistische, des Städtebau-Stils in dieser Gegen besonders problematisch. Die Innen-Stadt findet drum herum statt. Sie findet trotz der Gegend statt - und nicht in der Gegend. Der Bereich muss aus allen Richtungen wie eine Wüstenei überwunden werden. Solange solche Bereiche im Kernbereich einer Stadt nicht überhand nehmen, ist das jedoch sicher verschmerzbar.

  • ^^ Zynismus hin oder her. Das Subventionierungsargument gab es hier schon und es ist äußerst stichhaltig. Ich halte auch Deine Argumentation hinsichtlich der freien Wohnungen für natürlich nachvollziehbar und die "Fotobelege", die hier immer wieder in verschiedenen Einflugschneisen gebracht werden inzwischen für oberalbern. Ich könnte umgehend drei Schilder in meinem Altbaukiez fotografieren und posten, mit gleichem Inhalt und gleicher Aussagekraft: NULL!


  • Hi,
    ich bin neu an Forum. Ich interessiere mich gerade wegen KMA Wohngebiet.
    Hat jemanden zufälligerweise irgendwelche Pläne in bessere Auflösung dann die hier oben?
    Vielen Dank für Ihre Beiträge.

  • Karl-Marx-Allee wird nicht Weltkulturerbe

    Laut einem Bericht des Tagesspiegels hat die Kultusministerkonferenz Berlin bei der Auswahl der künftigen Nominierungen zum Weltkulturerbe völlig außen vor gelassen. Wie am Donnerstag bekanntgegeben wurde, hat man weder die gemeinsame Bewerbung von Hansaviertel und Karl-Marx-Allee noch die des Jüdischen Friedhofs Weißensee berücksichtigt. Stattdessen wurden unter anderem der Jüdische Friedhof Altona in Hamburg sowie die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt nominiert. Nun wollen Bürgerinitiativen zusammen mit Abgeorneten eine neue politische Diskussion über diesen für sie völlig unverständlichen und auch empörenden Ausschluss entfachen.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…tkulturerbe/10036516.html

  • Eine wundervolle Nachricht. Das ganze war eine unfassbare Beleidigung für den Titel Welterbe. Warum macht sich Berlin nicht einfach selbst irgendwelche Titel für sein unermessliches Ego?

  • ^ Demnach haben Berlin und Brandenburg 8 von 37 deutschen Weltkulturerbe-Objekten, also gemessen etwa an der Bevölkerungsanzahl sind sie eher überrepräsentiert als benachteiligt. Davon gibt es gleich 6 (sechs) Siedlungen der Moderne, die somit massivst überrepräsentiert sind - eine kurze Zeit steht für 3/4 aller Objekte beider Länder.


    Unter dem Link steht was von Einzigartigkeit als Kriterium - im TS-Artikel sind es hingegen 25 Jahre des Mauerfalls und eine ominöse Versöhnung der Ost- und Westberliner, die sich demnach bisher gegenseitig gehasst haben mussten. Muss das Ganze wirklich ins Absurde abgleiten, ist in Berlin erwachsenen Leuten das Groteske an der Sache verborgen? Ich wüsste nicht, wie politische Diskussion ein Bauwerk einzigartiger machen sollte - am besten sollte Berlin die Kultusminister und die UNESCO auf den Rechtsanspruch auf ein weiteres Welterbe-Bapperl zum Jahrestag verklagen.


    Dass ich etwa an der nominierten Darmstädter Mathildenhöhe wesentlich mehr Einzigartigkeit als an Berliner Plattenbauten des Musters Q erkennen kann, möge man mir verzeihen.

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  • ^ Das sind nicht irgendwelche Plattenbauten, sondern diese Straße ist einmalig in Deutschland und es wird nie wieder etwas vergleichbares entstehen.
    => Schade dass es nicht geklappt hat.

  • ^^ Einmalig heisst nicht erhaltenswert. Die Platten sind hässlich und minderwertig. Es sind Verbrauchsgüter, nichts was die Nachwelt interessiert. Punkt. Nur mit der entsprechend politisch eingefärbten Brille kann man da wohl etwas Schönes hineininterpretieren.

  • …ist einmalig in Deutschland…


    Der Titel heisst Weltkulturerbe und nicht deutsches Kulturerbe. Die Einzigartigkeit ist nicht gegeben da es einfach nur sozialistischer Klassizismus ist. Die Einzigartigkeit für Deutschland steht natürlich außer Frage.


    Diese Straße von der Bedeutung her auf eine Stufe mit den Pyramiden von Gizeh zu stellen ist wohl stark übertrieben. Die letzte erfolgreiche deutsche Bewerbung, den Bergpark Wilhelmshöhe würde ich zwar auch nicht auf diese Stufe stellen wollen, aber was die kulturelle Bedeutung angeht ist die Karl-Marx-Allee dagegen ein schlechter Scherz.
    (die anderen Berliner Welterbestätten inkl. Sanssouci würde ich allerdings auch noch unter dem Bergpark ansiedeln)

  • Die Zuckerbäckerbauten sind durchaus einmalig in Deutschland und erhaltenswert. Hier reicht aber auch der Denkmalstatus, da in anderen osteuropäischen Groß- /Hauptstädten so einige ähnliche Bauten in dem Stil vorhanden sind.

  • Aus der Pressemitteilung der Kultusministerkonferenz geht hervor, dass im aktuellen Auswahlverfahren nur 9 von 31 Bewerbungen berücksichtigt wurden. Das bedeutet aber nicht, dass die nicht berücksichtigten Anträge jetzt völlig chancenlos sind. Vielmehr gibt es die Chance, die jetzt nicht berücksichtigten Anträge bei einer nächsten Auswahlrunde von 2017 bis 2019 erneut zu stellen. Ich sehe also keinen Grund für Mutlosigkeit.


    http://www.kmk.org/presse-und-…tschland-ausgewaehlt.html

  • Ich sehe also keinen Grund für Mutlosigkeit.


    Selbst wenn das passieren würde (was ich für die anderen zukünftigen Bewerber nicht hoffe) dann hätte die Karl-Marx-Allee bei der UNESCO selbst einfach keine Chance. Da hätte sogar der Flughafen Tempelhof deutlich bessere Chancen.

  • ^^ Einmalig heisst nicht erhaltenswert.


    Das ist sicherlich richtig.


    Die Platten sind hässlich und minderwertig. Es sind Verbrauchsgüter, nichts was die Nachwelt interessiert


    Kann es sein, dass wir über unterschiedliche Gebäude reden?


    Nur mit der entsprechend politisch eingefärbten Brille kann man da wohl etwas Schönes hineininterpretieren.


    Bevor ein Missverständnis entsteht: Ich bin auf keinen Fall auf politischer Richtung der Linken.

  • Aus meiner Sicht hat der im Stil des sozialistischen Klassizismus erbaute Abschnitt der einstigen Stalinallee zwischen Frankfurter Tor und Strausberger Platz durchaus das Potenzial zum UNESCO-Weltkulturerbe, da er die für eine Aufnahme nötigen Kriterien I-VI wohl erfüllen dürfte. Was den moderneren Teil zwischen Strausberger Platz und Alexanderplatz angeht, bin ich mir da allerdings nicht so sicher:


    http://www.unesco.de/348.html

  • Ich sehe also keinen Grund für Mutlosigkeit.


    Muahahaaa haa haa .... ha... Klarenbach again: "you made my day". Darf mir unhöflicherweise die Frage gestattet sein: Was rauchst du eigentlich? Berliner Luft? KMA Weltkulturerbe ist (zurecht) durchgereicht, kein Tiefgang, jetzt folgt natürlich verklärendes Verhalten, aber alles schön, ist gut, machen wir halt 5 Jahre später nochmal den gleichen Unsinn!!!.... we shall overcoooohahooooom, we shall over overcoooohahooooom.... Sorry Leute! Da hilft nicht mehr Tee.


    PS: Wenns um ZwischenStraussbergerundFrankfurterTor ginge, wär es ja noch nachvollziehbar.... geht und ging es aber nicht. Und wird es auch nicht gehen in fünf Jahren. Es geht um Platte und die wird niemals in Nähe von "Welt" und "Kultur" und "Erbe" kommen...