Botschaften und Residenzen in Berlin

  • Residenz des irakischen Botschafters in Dahlem

    Ja das dürfte so ziemlich der architektonische Tiefpunkt im Botschaftsviertel sein.


    Als Kontrast dazu verlinke ich hier mal ein Bild der Residenz des irakischen Botschafters aus Dahlem, welche wohl auch als Botschaft an sich fungiert. Es handelt sich um den Bau eines Textilunternehmers, welcher meines Wissens nach ab 1925 errichtet wurde. Als die berüchtigte Göttinger Gruppe noch existierte kaufte sie das Gebäude, um dort die von ihr ebenfalls hinzugekaufte Partinbank unterzubringen. Es wurde ohne Rücksicht auf die Kosten saniert und in einen hervorragenden Zustand gebracht, aber meines Wissens nach nie wirklich durch die Partinbank bezogen.


    Nachdem die Göttinger Gruppe zusammengebrochen war und die Verantwortlichen teilweise untergetaucht waren, wurde das Gebäude an die Iraker weiterverkauft. Das Bild ist zwar nicht von mir, aber ich habe das Gebäude schon vor längerer Zeit selber in Augenschein genommen als es noch der GG zuzuordnen war. Einfach klasse:


    http://www.flickr.com/photos/93243867@N00/8010123582/


    Wenn man in dem Fotostream scrollt, dann findet man auch noch das eine oder andere Gebäude, das weiteren diplomatischen Diensten zuzuordnen ist.

  • Eine Verbindung zwischen dieser miesen hundsmiserablen nicht schön zu trinkenden "Architektur" und den gegenwärtigen Verhältnissen in Griechenland herzustellen, halte ich für schief. Der Bau wurde in den "fetten Jahren" geplant, wo an Krise, Merkel mit Hitlerbärtchen und Massenarbeitslosigkeit in Griechenland noch nicht mal gedacht wurde. Am allerwenigsten von den eifrigen Wir-nehmen-jeden-auf-Politikern bei uns.


    Die Verbindung von Architektur und der zeitgenössischen politischen Situation im entsprechenden Land kann zugegebenerweise an einem anderen Botschaftsneubau wirklich klar abgelesen werden....na, an welchem? ;)

  • Ich tippe mal stark auf die US-Botschaft im Festungsstil.


    Die griechische Botschaft ist trotzdem auch eine echte Tragödie (elios und phobos = jammern und schaudern). Die Tragödie wurde ja wie so vieles von den Griechen selbst erfunden, aber damals hatte man wenigstens noch einen Sinn für Ästhetik. Bekanntlich war dieses Ideal ja sogar lange Vorbild für die europäische Architektur (und das mE völlig zu Recht). Das ist aber wie der Spruch mit den Eulen nach Athen tragen leider lange, lange passé bzw. letzterer hat inzwischen eine ganz andere Bedeutung erhalten. Es ist einfach nur schade, dass die Griechen ihren alten Botschaftsbau nicht angemessen ergänzen konnten.

  • Low Budget statt Repräsentation

    Es ist ein gutes Zeichen in der Steuer-Verschwenderstadt Berlin auf Low-Budget statt Repräsentation zu setzen. Die aufwendige Rekonstruktion des Sandsteinbaus hätte man sich unter Umständen sparen können....

  • ^Was hat ein Botschaftsbau mit Steuerverschwendung zu tun?
    Die Rekonstruktion des Sandsteinbaus kann man nicht mit einem Billigbau vergleichen der in der Stadt seinesgleichen sucht!
    Es geht beim Bauen um Schaffung von Lebensraum sprich Urbanität...und hier wird eine Wellblechfassade wie aus dem Gewerbepark als "Zeichen" gesehen?!
    Interessant :confused:

  • "Low Budget statt Repräsentation?" Dann sollte man sich einen Botschaftsbau (aka "Repräsentanz") lieber komplett sparen und sich mit einem E-Mail-Verkehr begnügen. Wichtige Dokumente dann eben per Eulenpost.


    Mal ehrlich: Natürlich würde es gerade in Deutschland nicht gut ankommen, wenn Griechenland jetzt für irrwitzige Summen den Athene-Tempel kopiert hätte, aber das hier gebotene ist dann doch zu viel des Schlechten. Da ist doch vor allem die ästhetische Qualität bescheiden. Das wirkliche Signal/ Symbol ist mE, dass Griechenland eine tolle Vergangenheit (Altbau) und eine ziemlich durchwachsene Gegenwart/ Zukunft (Hangar) verbindet. Ich hoffe, dass ist nicht schon die Marschrichtung für den (überwiegenden) Rest Europas...

  • und Portugal?
    ich hab nur diesen alten Artikel gefunden:
    http://www.welt.de/welt_print/…auwerk_als_Botschaft.html


    Auf der Website der Senatsverw. f. Stadtentwicklung ist zur damaligen Planung noch zu lesen, dass der Botschaftsneubau auf dem Grundstück Hiroshimastraße 25 entstehen soll.
    Dieses Grundstück wird jedoch mittlerweile von Portugal zum Verkauf angeboten. Damit dürfte ein Neubau in Berlin für das von der Euro-Krise stark betroffene Land vorerst vom Tisch sein.

  • Der bekannte Architekturjournalist Wolfgang Kil hat in der Bauwelt Mai 2013 einen ganzen Artikel über den Neubau der polnischen Botschaft geschrieben.
    hier frei zur Einsicht:
    http://www.bauwelt.de/sixcms/m…9/bw_2013_5_0008-0011.pdf


    Da kann man nur hoffen, dass die Polen auch endlich mal mit dem Bau beginnen.
    Hier noch ein Informationsfilm über die Botschaft: Film auf Youtube.
    Man beachte die Rasterfassade. Der jetztige Entwurf hat nur noch sehr wenig mit der Formensprache der früheren Entwürfe zu tun. Der Bau passt jetzt hervorragend in die 90er und Hans Stimmanns Vorstellungen vom Bauen in Berlin. Nur halt 10 Jahre zu spät...


    Ich bin mal gespannt, wie die bekannten "Lindenblätter" von Fritz Kühn in den Neubau integriert werden.

    Berlin, Polnische Botschaft, Fassade
    Zentralbild Pech-25.7.69 Berlin: 244 Blätter aus Stahl schmücken den Eingang zur Botschaft der Volksrepublik Polen in der DDR. Prof. [Fritz] Kühn setzte in seinem Grünauer Atelier für Kunstschmiedearbeiten diesem Schmuckrelief einen Lichtpunkt auf. Auf einem Lindenblatt hat sich Unter den Linden in Berlin ein kleiner Vogel (rechtes Foto) niedergelassen.


    Namensnennung: Bundesarchiv, Bild 183-H0725-0201-005 / CC-BY-SA
    Bild steht zur freien Verfügung: http://commons.wikimedia.org/w…t,_Fassade.jpg?uselang=de

    Einmal editiert, zuletzt von Kent ()

  • Ich hab noch mal eine Frage:


    Folgende Überlegung vorangestellt. Mittlerweile ist ein Großteil der Botschaften in Berlin fertiggestellt mit Ausnahme der polnischen und der portugiesischen Botschaft.
    In der DDR wurden Botschaften verschieden untergebracht. Altbauten wurden wohl nur teilweise bezogen. Befreundete Staaten durften Botschaften im Zentrum Berlins errichten.
    Hierzu gehören die russische Botschaft im sog. Zuckerbäckerstil. Meines Wissens nach ist es die einzige Botschaft in Ost-Berlin in diesem Stil.

    Bundesarchiv, Bild 183-54710-0001 / CC-BY-SA


    In einer zweiten Welle konnten befreundete Länder wie die damalige Tschecheslowakei, die Volksrepublik Polen, Ungarn und Nordkorea Botschaften im Zentrumsbereich errichten. Ich nenne dies mal die zweite Phase.
    polnische Botschaft (wird ersetzt)

    Namensnennung: Bundesarchiv, Bild 183-1987-0130-311 / CC-BY-SA


    ungarische Botschaft (existiert nicht mehr)

    Namensnennung: Bundesarchiv, Bild 183-E1004-0004-001 / CC-BY-SA


    Nordkoreanische Botschaft (wird noch genutzt)

    Bundesarchiv, Bild 183-1987-0130-315 / CC-BY-SA


    Sehr interessant ist, dass weniger wichtige Länder in einem standardisierten Botschaftsbau untergebracht wurden. Der Architekt Eckart Schmidt hat einen Standardtypenbau für Botschaften entwickelt, der von diversen Ländern genutzt wurde. Hier die Botschaft der Schweiz. Dieser Bautyp wurde in leicht abgewandelter Art dutzendfach in Pankow erstellt.

    Bundesarchiv, Bild 183-M0322-0344 / CC-BY-SA


    Besonders wichtige Länder wurden in einer Edelplatte untergebracht. Hierzu gehört zB. die Botschaft vom Irak. Dieser Typ wurde von Horst Bauer entworfen.
    Die dekorativen Elemente stammen aus der Werkstatt von Hedwig Bollhagen.

    Bundesarchiv, Bild 183-1990-0917-024 / CC-BY-SA


    Doch wie verhält es sich mit Rumänien, Albanien und Jugoslawien? In was für Bauten waren die Botschaften dieser Länder untergebracht?
    Gab es für diese Länder auch eigene Neubauten? Mir ist teilweise auch nicht ganz klar, ob diese Frage abschließend beurteilt werden kann. Es gibt teilweise diplomatische Missionen, Residenzen der Botschafter und Botschaften.


    Gibt es noch mehr eigenständige Botschaftsgebäude aus DDR Zeiten?


    Ich habe noch folgende Adressenliste von Botschaften in der ehemaligen DDR gefunden: (Berlin. Buchplan 1988; VEB Tourist Verlag; S. 52–54)



    Alle Bilder stehen zur freien Verfügung:

  • Die Bulgarische Botschaft ist doch erst in den 1980er Jahren fertiggestellt worden. In diesem Zeitraum wurde doch gar keine weitere Botschaft in Ost Berlin fertiggestellt, oder?

  • Griechische Botschaft

    Update. Die Griechen fummel sehr gemächlich weiter an ihrer Botschaft rum, seit #235 (Ende März!) sind kaum sichtbare Fortschritte zu verzeichnen.


    An der Hildebrandstraße stehen weiterhin Bauzäune und Baucontainer, man frickelt am EG und innen sowieso:



    Die Seite zur Hiroshimastraße mit dem Wellblech-Anbau kennen wir ja schon:



    Dessen verglaste Südseite ist seit ewiger Zeit und immer noch eingerüstet:



    Das EG hat eine Art Lamellen-Vorhang bekommen:



    Diese Kalkstein-Platten wurden immer noch nicht angebracht:



    Und auf dem freien Grundstücksbereich neben dem Reko-Altbau wird in provisorischen Holzbeeten Gemüse gezüchtet:



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  • Botschaft von Griechenland - eine endlose Geschichte

    ^ Es ist unglaublich, die Griechen wollen einfach nicht fertig werden mit ihrer Botschaft. Seit dem letzten Update ist auch schon wieder ein halbes Jahr vergangen. Man bastelt weiterhin an den Außen- und Zaunanlagen rum, ohne das man irgendwie vorwärts kommt. Hier die Hildebrandstraße - praktisch kein Unterschied zu den Bildern im Beitrag zuvor:


    griechische_botschaft01.jpg


    griechische_botschaft02.jpg


    Ansicht Hiroshimastraße:


    griechische_botschaft05.jpg


    griechische_botschaft04.jpg


    Doch, es gibt einen Fortschritt - das Baugerüst vor der verglasten Südfassade ist verschwunden:


    griechische_botschaft03.jpg


  • Besonders wichtige Länder wurden in einer Edelplatte untergebracht. Hierzu gehört zB. die Botschaft vom Irak. Dieser Typ wurde von Horst Bauer entworfen.
    Die dekorativen Elemente stammen aus der Werkstatt von Hedwig Bollhagen.

    Bundesarchiv, Bild 183-1990-0917-024 / CC-BY-SA



    Kann mir einer von euch helfen?
    Wer ist dieser Horst Bauer? War das ein Bauingenieur von einem Berliner Baukombinat? Hat der gute Mann noch weitere Bauten konzipiert?
    Mir ist bekannt, dass er die folgenden Gebäude entworfen hat:
    Die Botschaften Frankreichs, Italiens, Australiens und der Residenz des polnischen Botschafters in der DDR.

  • Kürzlich wurde gemeldet, dass die ehemalige Australische Botschaft Grabbeallee 34 vom Abriss bedroht ist.


    http://www.tagesspiegel.de/wir…-plattenbau/10072000.html


    Daher will ich eine kleine Serie zu den Botschafts- bzw. Residenzgebäuden des Typs IHB machen.
    Der Typ IHB wurde von einem Kollektiv des Bau- und Montagekombinats Ingenieurhochbau Berlin (IHB) unter Leitung von Horst Bauer entworfen. Das Gebäude wurde in Stahlbeton-Skelettbauweise der Bauart SK Berlin 72 ausgeführt. Da die Botschaften unterschiedlichen Platzbedarf hatten, entwickelte Bauer ein modulares Konzept aus einem dreigeschossigen Grundsegment und zweigeschossigen Ergänzungssegmenten. Auf diese Weise entstanden der Typ IHB I, der nur aus einem Grundsegment bestand und der eine Nutzfläche von 1174 Quadratmetern bot. Der Typ IHB II bestand aus einem Grundsegment und zwei Ergänzungssegmenten und bot eine Nutzfläche von 1785,9 Quadratmetern. Der Typ IHB III wurde aus einem Grundsegment und vier Ergänzungssegmenten gebildet, er bot 2428,8 Quadratmeter Nutzfläche. Charakteristisch für die Gebäude war die Fassade aus Carrara - Waschbeton, die vorkragenden Brüstungselemente und die große Terrasse über dem Erdgeschoss. Der Typ IHB I wurde im Erdgeschoss mit Formsteinverkleidungen verblendet, die Typen IHB II und IHB III erhielten Keramikverkleidungen von Hedwig Bollhagen. Außerdem wurde allen Gebäuden großzügige, künstlerisch gestaltete Gärten zugeordnet.


    Insgesamt wurden sieben Gebäude des Typs IHB errichtet, die Bauzeit lag zwischen 1974 und 1979.


    Jetzt komme ich zur ehemaligen Australischen Botschaft Grabbeallee 34. Dieses Gebäude ist das einzige Haus des Typs IHB III. Derzeit wird es von der Firma tape.tv genutzt.
    Das ist die Straßenseite:







    Die südliche Giebelseite:



    Das ist die Gartenseite:



    Hier erkennt man die große Terrasse:






    Begründet wird der geplante Abriss mit den hohen Kosten für eine energetische Sanierung. Ich würde aber eher vermuten, dass es dem Eigentümer um eine intensivere Ausnutzung des Grundstückes geht. Aber wir werden sehen, was nach dem Abriss passiert.


    Alle Fotos: Klarenbach

  • Jetzt komme ich zu den anderen Gebäuden des Typs IHB.
    Am Majakowskiring 47 befindet sich ein Gebäude des Typs IHB I, in dem früher die Residenz des polnischen Botschafters untergebracht war. Jetzt befindet sich hier ein Institut der Polnischen Akademie der Wissenschaften.



    In der Tschaikowskistraße befindet sich ein kleiner Komplex aus vier Gebäuden des Typs IHB. Im Haus Tschaikowskistraße 47 (IHB I) befand sich die Residenz des schwedischen Botschafters. Jetzt ist hier ein Architekturbüro untergebracht.





    Hier erkennt man die Formsteine:



    In der Tschaikowskistraße 45 (IHB I) befand sich die französische Botschafterresidenz. Auch hier befindet sich jetzt ein Architekturbüro.



    In der Tschaikowskistraße 49 (IHB I) war die italienische Botschafterresidenz untergebracht. Auch dieses Gebäude wird von dem Architekturbüro genutzt.




    Alle Fotos: Klarenbach

    Einmal editiert, zuletzt von Klarenbach ()

  • Eine traurige Berühmheit hat die ehemalige irakische Botschaft Tschaikowskistraße 51 erlangt. Dieses Gebäude des Typs IHB II ist seit Jahren dem Leerstand und Verfall ausgeliefert. Hier gibt es ein paar Eindrücke:




    Auch hier sind Verkleidungen von Hedwig Bollhagen zu finden:



    Der große Garten ist völlig verwildert:





    Das war das Foyer:




    Eine Wandgestaltung im Treppenhaus:




    Zum Schluss will ich noch auf die ehemalige Botschaft Äthiopiens Arnold-Zweig-Straße 19 (jetzt Asta-Nielsen-Straße 11) hinweisen. Dieses Gebäude des Typs IHB II wurde zu einer Kindertagesstätte umgenutzt und dabei bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.




    Alle Fotos: Klarenbach

  • ^"Verstümmelt" ist der falsche Ausdruck. Ist ja noch alles da. Ich würde sagen grob entstellt oder besser - im warsten Sinne des Wortes - infantilisiert. Dagegen waren die 70er-Jahre-Typenbauten wirklich Republikkulturerbe.

  • So verschieden sind die Geschmäcker. Ich würde keines der Gebäude vermissen und halte die Kita für eine starke Verbesserung. Besonders die Farbkombination gefällt mir gut.
    Aber ich kann schon verstehen, dass sie einem IHB-Liebhaber ein Graus ist.
    Würde mir genauso gehen wenn die Kita zuvor beispielsweise ein gründerzeitliches Gebäude gewesen wäre.