Berlins neue Mitte (...?)
Jeder redet von der neuen Brache mitten in Berlin: Dort, wo der neue Hauptbahnhof entsteht. Nach Süden hin erstreckt sich das neue Regierungsviertel (vor allem für Touristen interessant), nach Westen sieht man Langeweile wohin das Auge reicht (sprich: Wohnviertel in Moabit und nicht weit weg die JVA), nach Norden ist in der Tat erstmal gar nix.
Nur ein paar Schritte nach Osten allerdings ist jetzt schon genug da, um erstmal die neue Mitte Berlins zu werden. Nur direkt am HBF warten ein paar Brachflächen darauf, bebaut zu werden.
Hier eine Fotostrecke die Invalidenstraße bis zur Kreuzung Chausseestr./U-Bahn Zinnowitzer Str. (zu Fuß gut 15 Min. vom Hauptbahnhof). Das Viertel ist eine nette Mischung aus recht vielen historistisch-klassizistischen Gebäuden, ein paar mehr oder weniger gelungenen Neubauten und für Berliner Verhältnisse wenigen Bausünden, aber ein paar Brachen in der westlichen Hälfte. Kulturell ist die Gegend schön gemischt: Ministerien und öffentliche Bauten neben Hotels, mehreren Humboldt-Universitätsgebäuden (natürlich auch Wirkungsbereich der Charité) und mehreren Wohngebäuden, eher wenigen Geschäften und Restaurants. Und, als Highlight, zwei der großen und interessanten Berliner Mussen (Hamburger Bahnhof und Naturhistorisches Museum).
Und mit dem Spandauer Schifffahrtskanal fließt auch noch ein Wässerchen hindurch (übrigens die Grenze zwischen Tiergarten und Mitte).
Blick nach (Süd)Westen auf die alten Gebäude der Charité und der hässlich/kultige Bettenklotz davon (im Vordergrund die Kisten der Bahn...):
Und ein Schwenk rüber zum Sozialgericht (1874/5 im klassizistischen Stil als Direktionsgebäude der Berlin-Hamburger Eisenbahngesellschaft gebaut)
Das erste architektonische und kulturelle Highlight, der Hamburger Bahnhof (1845-47 von Neuhaus und F.W. Holz zwischen italienischer Renaissance und Klassizismus errichtet, seit 1984 wieder aufgebaut)
Der Westflügel
und von vorne:
Bis hierhin war Stadtteil Tiergarten, ab jetzt beginnt der Stadtteil Mitte.
Westflügel des Bundesministeriums für Wirtschaft (hintere, eher unscheinbare Seitenflügel von 1746-48, 1997-98 neu aufgebaut):
Und Straßenseite (1903-1910 im typisch wilhelminischen neobarocken Stil errichtet):
Blick nach Süden Richtung Humboldthafen/Charité:
Hinter dem Wirtschaftsministerium ist 1996 der interessante, aber etwas kühle Invalidenpark angelegt worden. Im Hintergrund schon der Neubau des Verkehrsministeriums (2002 Dudler).
Am Platz eine der Bausünden (gemäßigt): Massenwohnungsbau an der Habersathstr.
Gegenüber an der Südseite der Straße ein Teil der (soweit ich weiß) Zahnklinik der Charité, der ehemalige Haupteingang ist noch immer in einem jämmerlichen Zustand seitdem der Grenzübergang hier verlief. Steht soweit ich weiß überwiegend leer...
Noch ein Flügel des Wirtschaftsministeriums:
Häuserzeile an der Luisenstr. (inkl. B90/Die Grünen-Zentrale, gelbes Haus)
Einzelansicht des Neubaus an der Ecke und ein Blick nach Süden Richtung Charité:
Und ein wohlproportionierter Neubau als Solitär gegenüber Richtung Westen:
Das Hotel La Vie Joachimshof (das nicht so besonders doll sein soll für den Preis von 100 Euro aufwärts):
Der Eingang vom Bundesverkehrsministerium (umgebauter Altbau)
Direkt dahinter: Der zweite Höhepunkt der Invalidenstraße, das naturhistorische Museum mit Institut für Biologie und Landwirtschaft auf dem Gelände (1874-1889 August Tiede, Erweiterungsbauten um die Jahrhundertwende):
Blick in die Hessische Straße gegenüber:
Und schließlich die mittlerweile recht urbane Ecke Chausseestr./Invalidenstraße (U-Bahn, Bus und Straßenbahn, stark befahren und seit kurzem ist auch die größte Bausünde, das hässlichste Gebäude der HU - ehemalige Physik - und eines der schlimmsten in ganz Berlin - erbarmenswerterweise nicht fotografiert - wieder in Betrieb, so dass auch studententechnisch einiges los ist.
In dem komplett renoviertem neobarocken Altbau (1891) hat es bei der Renovierung vor zwei Jahren noch ziemlich krass gebrannt, jetzt ist ne Kaffee- und Sandwichkette drin. Musste eigentlich nicht sein, na ja...
Das Art Deco ähnliche Gebäude ist übrigens imo eins der schönsten Gebäude die während der DDR (als Industrie/Handelskammer 1954-1961 insgesamt, Päßler und Borchard/Balke) gebaut wurden.