Museumsinsel und Erweiterungsbauten (James-Simon-Galerie)

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    Naja die Totalitäre Repräsentationsarchitektur der 00er bis 40er Jahre ist nur eine modernistische Weiterentwicklung der sehr späten Feudalen Repräsentationsarchitektur. Egal ob das jetzt Kolonial-Imperialistische Demokratien wie die USA, Belgien, das British Empire waren, die Stalinistische Sowjetunion das Faschistische Italien oder das Nationalsozialistische Dritte Reich usw. Es wiederholt nur die relative Loslösung vom Feudalismus als ein Art emanzipation von diesen durch die Umdeutung und Vereinahmung seiner Stilmittel. Das fängt eben an mit der Gründerzeit in dem der Bürger in Miniatur-varianten von feudaler Architektur lebte, dasselbe beim Staat in dem Institutionen sich ihre Schlösser bauten. Nachdem ersten Weltkrieg wird man dann immer eigenständiger im Stil, welcher es in der späten Nachkriegszeit schließlich ist.


    Die Nazis wiederum waren Modernistisch orientiert. Man reduziert deren Architektur immer auf die paar Monumentalbsuten die in ausgewählten Gau-Städten stehen sollten. Die Endplanung sah aber eher amerikanische Nachkriegsverhältnisse vor. Der Konsument im Einfamilienhaus-Sprawl, funktionsgetrennt ala Le-Corbusier. Natürlich war das ganze halt nicht mit einem Ford und einem New-England Stil Haus, sondern mit Käfer und Voralpen-Stil Dorfhütte, Arisch gerecht nach Blut und Boden. Das haben die Nazis ja auch überwiegend gebaut: Kasernen, Kultur- und Rathäuser sowie Einfamilienhäuser im Voralpen Heidi-Stil. Ausnahmen sind die Zeilengebäude für die unzähligen Hermann-Göring Siedlungen und die wenigen Großstädtischen bauten (von denen einige aus Planungsbeschüssen der Weimarer Republik stammten und mit teiweise wenigen Änderungen(meist Fassaden) ausgeführt wurden). Bei Fabriken war man sogar dem Funktionalismus ergeben, siehe z.b. die Neufert oder Henselmann Bauten.


    Die in den vorangegangenen Post getätigten Aussagen sind slso wenig haltbar. Chipperfields Gebäude ist aus guten Kontextgründen eher als Zwangsretro zu sehen in Richtung Jahrhundertwende.
    Im übrigen hat sich die von mir eingangs aufgeführte Telelogie in einer Neo-Totalitaristischen Nachkriegsarchitektur bis Brasilia fortgeführt. Die Bundesdeutsche Nachwende Architektur hat sich ja mit dem Braunfelschen Band des Bundes in diese Art von Repräsentationsarchitektur eingegliedert ...

  • ^es ging mir hier ja nicht um NS Architektur im Allgemeinen sondern um die korrekte Einordnung der JSG und um die diskutierte, IMHO eben falsche, Assoziation mit einer spezifischen NS Architektur. Das wollte ich mit anschaulichen Beispielen belegen. Mich würde auch gar nicht wundern wenn Chipperfield beim Brainstorming über den Neoklassizismus eine Verbindung zu Schinkel suchte und dabei auch an den bekannten Bau des Tokyo Palais in Paris dachte und sich davon inspirieren ließ. Ja, ich meine Neo-Neoklassizismus beschreibt die JSG treffend.

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    Ich hab dir doch zugestimmt. Jahrhundertwende ist 1900 und damit vorwiegend Neo-Klassizismus. Die Antwort war ja auch für die vorangegangenen Posts mit fragwürdigen Inhalt.

  • Albert Speers Bauten hatten aber einen Neo-klassizistischen Stil, die Moderne in Form des Bauhausstils wurde von den Nazis doch abgelehnt!
    Ich meine die größenwahnsinnige Umsetzung von Bauprojekten macht die Architektur dieser Zeit faschistoid.


    Die JSG ist absolut nicht überdimensioniert und unterdrückt auch keine anderen Bauten der Museumsinsel. Im Gegenteil, sie setzt eine Leichtigkeit gegen den massiven und massigen Bau des Pergamonmuseums.


    Ich stimme Timmis Beitrag in der Hinsicht zu dass sich RobertKWFs Beitrag so liest als würde ein "fremdländischer" Architekt das Museumsensemble dazu benutzen sich auf Kosten der "deutschen Hauptadt" ein Denkmal zu setzen. Ich kann mit dieser Argumentation wirklich nichts anfangen! Berlin ist eine weltoffene und internationale Stadt, leider wird hier derzeit wenig wirklich spektakuläre Architektur gebaut aber von internationalen Architekten darf sie doch wohl stammen!


    Es wird ja wohl auch niemand behaupten, Sir Norman Foster hätte den Reichstag mit seiner Kuppel vergewaltigt!

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    Offiziel schon aber bei modernen Fabriklayouts war man sich dessen nicht zu schade. Und es ist ein modernistischer Klassizismus den man auch "Stripped Classicism" nennt, er ist eine "beliebte" strömung Totalitaristischer Architektur. Dabei werden Klassizistische Elemente Abstrahiert und auf grosse glatte Flächen projiziert, was den monumentalen Propotionen entgegenkommt. Das ist eine herangehensweise der Klassischen Moderne. Die "Bauhausschlacht" wurde eigentlich nur inkosequent um Dachformen geführt. Wie gesagt gilt diese Strömung unter den Nazis, nur für die wenigen zu erhaltenen Großstädte, der Grossteil der Bevölkerung sollte wie “Germanen“ in Dorfgemeinschaften leben. Die Planungen des Wiederaufbaustabs unter Ernst Neufert sahen dabei eine Massenproduktion von kitschigen Einfamilienhäusern wie im Amerika der Nachkriegszeit vor. Albert Speer hat ja auch kaum etwas gebaut und bisschen Visioniert und war eher der Koordinator jeglicher politischer Repräsentanz. Die Nazis bauten ja auch wie bereits aufgeführt, überwiegend in Bayern kleine Traditionalistische Gebäude in einem voralpinen-Stil -- das ist die wahre Nazi-Architektur.


    Das JSG ist ein später Vertreter einer langen Telelogie solcher Repräsentationsarchitekur passend zum Tempelgestus der Museumsinsel, passend zur Reduziertheit Schinkel´s der immer viel bei seinen Bauwerken Sparen musste und oft, zum less is more gezwungen war.


    Und natürlich macht Chipperfield es für das Prestige der Bauaufgabe. Sein Originaler Entwurf war übrigens auch nicht so schlecht. Es ging ja nicht um normalen Glas sondern eher um ein milchig-eisiges, wie in seiner Cite de Culture. Natürlich wäre das immernoch unpassend gewesen, aber nicht halb so schlimm wie es hier einige darstellen


    Es wird ja wohl auch niemand behaupten, Sir Norman Foster hätte den Reichstag mit seiner Kuppel vergewaltigt!


    Schon, Sir Norman Foster wollte den Reichstag "vergewaltigen" in seinem Siegerentwurf. Es sollte vorallem ein riesiges Stahldach über dem Korpus geben. Sein Entwurf gewann, musste aber Gottseidank auf Sanierung und Kuppel reduziert werden. Er hätte aus dem Reichstag eine Art Archäologische Ruine machen wollen. Er tut heute noch so als wäre das Ergebnis seine normale Idee gewesen. Ich meine wir reden hier über Norman Foster den König des Technizismus-Stils.

  • Da noch keiner da war, lege ich zur Verbesserung der Diskussionsgrundlage einige Fotos von heute nach. Da das Dämmerlicht am Dezembermorgen sowie die Kamera nicht optimal waren, haben die Fotos keine ausreichende Qualität, um das Material zu beurteilen.





  • Vom Kupfergraben aus gesehen wirkt die Sockelgeschosszone in der Gesamtproportion der JSG gegenüber der eigentlichen Säulenhalle schon sehr dominant. Beim Pergamonmuseum daneben ist der Sockel nochmals gegliedert und wirkt dadurch aufgelockerter.


    Meiner Meinung nach sind auch die Bauten der 30er im Sockel stärker rustifiziert und durchfenstert. Die JSG ist also ein Kind der heutigen Zeit. Nur wer unbedingt Diffamierungsmöglichkeiten braucht, wird Vergleiche mit ideologischen Bauten früherer Zeiten suchen.
    Der "glatte Wand"-Eindruck wird hoffentlich noch etwas abgemildert, wenn der Schriftzug wie in den Visualisierungen angebracht ist. Aber die James-Simon-Galerie besitzt ja nicht nur die Seite zum Kupfergraben. Die beiden anderen Seiten sind deutlich strukturierter und wirken dadurch stimmiger.

  • “James-Simon-Galerie“

    [FONT=&quot] Rotes Rathaus, #1286[/FONT]
    [FONT=&quot]Gute Dokumentation[/FONT]

    [FONT=&quot]Museumsinsel und Erweiterungsbauten (ehemalige F-E-Kaserne )[/FONT]

    [FONT=&quot]Sowohl die Gesamtansicht, als auch Detailansichten der “James-Simon-Galerie“, [/FONT]
    [FONT=&quot]vom Wasser aus gesehen, erinnern mich beeindruckend an ein riesiges, modernes [/FONT]
    [FONT=&quot]Kreuzfahrtschiff, das gerade in Venedig angelegt hat und morgen wieder ablegen will, [/FONT]
    [FONT=&quot]besonders die Stellen mit den Öffnungen und den Treppen, wo bei den riesigen Ozean-Schiffen [/FONT]
    [FONT=&quot]die Passagiere und die Tender unten passieren, ausgebracht werden und anlegen können. [/FONT]
    [FONT=&quot]Und oben bei den Stelen an die neuerdings vielen, teuren Außenkabinen der Luxus-Liner.[/FONT]
    [FONT=&quot]Ob das so gewollt ist?[/FONT]
    [FONT=&quot]Ja, ein bisschen Farbe und ein Schriftzug fehlen noch.[/FONT]

  • Ist nur irgendwie etwas glatt für die Größe. Vielleicht hätte man noch...weiß nicht...Spolien, die man beim Buddeln gefunden hat oder irgendwelche thematisch zum Standort passenden Reliefs anbringen können.


    Vom Kupfergraben aus gesehen wirkt die Sockelgeschosszone in der Gesamtproportion der JSG gegenüber der eigentlichen Säulenhalle schon sehr dominant. Beim Pergamonmuseum daneben ist der Sockel nochmals gegliedert und wirkt dadurch aufgelockerter.
    [...]
    Der "glatte Wand"-Eindruck wird hoffentlich noch etwas abgemildert, wenn der Schriftzug wie in den Visualisierungen angebracht ist.


    Sehe ich persönlich anders. Dadurch dass der Sockel glatt ist, nimmt er sich zurück gegenüber der Säulenhalle. Würden noch Reliefs etc dazu kommen, würde er noch viel plastischer und voluminöser wirken. Bereits jetzt nimmt der Sockel ca. die halbe Höhe des Bauwerkes ein, weswegen ein Vergleich mit dem Pergamonmuseum nicht so recht hinhaut. Dort ist der Sockelanteil deutlich geringer und der Sockel muss wegen der Massivität des Museums darüber selber Massivität ausstrahlen. Die Säulen der JSG sind hingegen sehr filigran und benötigen diese glatte Fläche, um nicht unterzugehen.

  • Wenn das seltsame, schmale Terräschen am Kupfergraben nach Eröffnung zugänglich sein wird kann man sich aus nächster Nähe einen Eindruck vom Material machen. Auf den Visus gibt es hier kein Geländer, ich hielt das für einen Darstellungsfehler. Tatsächlich scheint dieser Streifen am Kupfergraben aber tatsächlich ohne Geländer ausgeführt zu werden?! Na ich bin mal gespannt, ob das nicht zu Sperrungen dank der Sicherheitsbürokratie führt bzw. ob das wirklich so frei zugänglich sein wird. :confused:

  • Die Anbringung von Spoilen würde ich auch als weniger passend empfinden. Ich möchte ebenfalls keinen rustifizierten Sockel für die JSG, glatt an sich ist schon ok. Aber zwei Fensteröffnungen mehr, die Fortführung des "Anlegesteges" am gesamten Sockel entlang, am oberen Ende ein minimaler Vorsprung oder eine geringe Hervorhebung der Knicke hätten schon viel Auflockerung bewirkt, ohne dass der Sockel die Säulenhalle darüber erschlagen hätte. Kommt am oberen Abschluss noch ein Metall/Glas Geländer? Dies würde die Strenge auch etwas mildern.


    Und ansonsten werden die größeren Flächen am Sockel vermutlich genutzt werden, um dort Plakate für diverse Ausstellungen anzubringen. Nur hoch oben zwischen den Säulen angebracht, würden die vom Kupfergraben aus gesehen nur schwer zu lesen sein. Das lockert dann auch auf.:)

  • Achja, ich hatte letztens daran erinnert, dass ursprünglich der 1. Preis zu diesem Bau an einen anderen Architekten vergeben wurde, bevor sich die SPKB aus dieser Vergabe noch herauswinden konnte.


    Das war der Siegerentwurf von 1994 (Giorgo Grassi):


    http://68.media.tumblr.com/d19…ine_n5ggcjsnGi1qkukxg.jpg


    ich meine, dagegen ist Chipperfields "Mauer" doch geradezu locker und filigran (Modell gegen Modell im Vergleich, in situ hätte Grassis Entwurf wahrscheinlich noch viel klotziger gewirkt, als sein Modell erahnen lässt).

  • ^^ Von Grassi stammt übrigens auch der "ergänzende" Wiederaufbau des Neuen Museums, so wie er seinerzeit umgesetzt worden ist...
    Chipperfield sah in seinem Wettbewerbsentwurf dagegen eine originale Rekonstruktion der Fassaden und der Innenräume einschließlich stülerschem Treppenhaus vor!

  • Äußerlich wirkt die James-Simon-Galerie fast fertiggestellt, sogar der entsprechende Schriftzug ist mit einigen Verrenkungen schon sichtbar.


    Die Gesamtwirkung des zukünftigen Eingangsgebäudes ist imposant, nach meinem Geschmack stört aber die Höhe des Sockels am Wasser ein wenig. Eine Verlängerung der Säulen nach unten hätte vielleicht einen noch besseren Eindruck erzeugt.





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    Ja da bin ich heute auch dran vorbei geschlendert :)


    Leider hab ich keine Fotos machen können. Was mich gestört hat:


    Auf dem Sockel sind jetzt schon hässliche Schmutzfahnen zu sehen.


    Der Übergang der Kolonaden zu den Kolonaden des Neuen Museums ist brutal und nicht sehr elegant gelöst.


    Haben Sie da evtl. Bilder zu?

  • Dazu einige Fotos von mir:


    Bild 1


    Bild 2


    Bild 3


    Bild 4


    Bild 5


    Bild 6


    Bild 7


    Bild 8


    Bilder mit über 1024 Pixel Breite bitte auf diese Größe verkleinern oder (wie jetzt hier) als Link einfügen. Der Thread wird sonst schwer lesbar auf den üblichen Bildschirmen, weil auch geschriebene Zeilen entsprechend verlängert werden und man seitwärts scrollen muss, um sie zu lesen. Höhere Auflösungen bitte nur im Galerie-Bereich. Danke.
    Bato

  • TwistedRoad
    Bei den sogenannten Schmutzfahnen würde ich locker bleiben. Bei den Schmutzfahnen verhält es sich ähnlich wie bei Kupfer und Patina. Es gehört zum natürlichen Alterungsprozess dazu. Beim Pergamonmuseum unmittelbar daneben kann man sehen, daß solche Schmutzfahnen nicht automatisch schlecht aussehen müssen. Problematisch ist tatsächlich jedoch die Tatsache, daß das Galeriegebäude deutlich heller ist als das Pergamonmuseum. Bin mir aber sicher, daß das nicht der einzige Schmutz bleiben wird, der über die Jahre sich am weißen Sockel ausbreiten wird. Da werden sicher noch andere "unschöne" Flecken dazu kommen. Aber das finde ich eigentlich gar nicht so schlimm. Sowas habe ich in meiner Erwartungshaltung bereits eingeplant. Hochkultur muss nicht unbedingt Hochglanz sein.

  • Gegenüber dem Bode Museum haben recht umfangreiche Erdarbeiten begonnen. Es geht hier wohl um den Kulturgasometer "Pergamon", dem temporären Ausstellungsbau für das Pergamonmuseum (vgl. #1237 und folgende). Hier, zur Erinnerung, die Projektseite: http://www.spreeformat.com/por…/pergamon-panorma-berlin/


    Zum "Kulturgasometer" ein TV-Beitrag: https://www.rbb-online.de/rbba…teht-als-projektion-.html
    Kein "Autohaus" (wie eine interviewte Passantin ironisch angesichts des Äußeren meinte) wird der langgezogene flache Bau davor entlang der Stadtbahn-Trasse :D Im Mittelpunkt steht die Rotunde, wie sie einst im Hof des Museums stand und nun in überarbeiteter Form 5 Meter höher entsteht.
    Das Gros der wichtigsten Funde aus Pergamon kann dort präsentiert werden. Der Pergamonaltar aufersteht als Projektion per Beamer mindestens in der Originalgröße.


    Geplante Fertigstellung ist Ende 2017, Eröffnung im Frühjahr 2018


    Vorgeschmack Asisi aus 2010: http://www.tagesspiegel.de/med…von-pergamon/4673774.html
    Quelle: http://www.tagesspiegel.de/kul…ichquartier/14819950.html

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