Analog zu den anderen Projektthreads ein aktuelles Luftbild der JSG in einer Mopo-Fotogalerie - Berlin im Spätsommer.
Museumsinsel und Erweiterungsbauten (James-Simon-Galerie)
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Also ich gebe zu, ich bin bei dem Bau hin und hergerissen. Meiner Meinung nach gibt es sowohl gewichtige Gründe, die für aber auch die gegen den Bau sprechen:
Positiv ist zunächst einmal, dass das Gebäude im Vergleich auch zu anderen internationalen Topmuseen eine wichtige Funktionslücke schließt. Ein zentrales Gebäude, wo man sich Karten besorgen kann, seine Gaderobe abgibt, wo man die Guides bekommt und welches über die unterirdischen Anschlüsse 4 der 5 Museen erschließt, ist rein logistisch ein riesiger Fortschritt. Es bleibt zu hoffen, dass das Gebäude den zu erwartenden Ansturm hinsichtlich der Kapazität auch ausfüllen kann.
Positiv ist aus meiner Meinung nach ferner, dass sich der Architekt bemüht, historische Elemente zu zitieren, zwar modern, aber immerhin. Man darf auch nicht vergessen, dass der Standort für eine zentrale Erschließung nicht optimal ist und welch immense Fläche hier verteilt werden musste und das in einem derart sensiblen Ensemble. So muss man sagen, dass es zumindest architektonisch nicht völlig missglückt ist.
Positiv ist für mich auch, dass der Bau die doch sehr umstrittene äußere Sanierung des Neuen Museums doch weitestgehend verdeckt. Für den ein oder anderen vielleicht bedauerlich, ich empfinde es als Wohltat.
Das große Aber ist für mich aber einerseits die Farbigkeit. Man hätte meiner Meinung nach einen deutlich beigeren Grundton wählen sollen. So wirkt der gesamte Bau im ensemble unnötigerweise künstlicher und fremder als er es gemusst hätte. Ob das ziel des Architekten war oder nicht müsste er dann beantworten.
Ferner ist die Massigkeit beim Blick vom Kupfergraben doch etwas zu viel des guten. Ob hier eine Unterbrechung des Säulengangs durch ein angedeutestes Portal oder eine weniger zierliche Ausführung der Säulen etwas geholfen hätte, wäre zumindest einer Überlegung wert gewesen.
So komme ich in der Summe zu dem Schluss, dass die positiven Aspekte die negativen überwiegen, allein schon weil der Bau meiner Meinung nach schon wegen den funktionellen Anforderungen gebraucht wird. Architekonisch hätte man aber noch etwas mehr rausholen können.
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Der Tagesspiegel mit einem kurzen Wasserstand zum Baufortschritt der Sanierung von Nord- und Mittelflügel des Pergamonmuseums: >klick mich<
- Kostensteigerung von 261 auf 477 Millionen Euro
- Verzögerung um 4 Jahre
- man sei sogar bereit, im Interesse des Steuerzahlers, auf den Bau des 4. Flügels zu verzichten
Ein Grund für die Verzögerungen sei der Fund eines historischen Pumpwerks vor dem Haupteingang.
Hinzu käme die Kündigung des Planers der technischen Ausstattung für den Museumsbau und damit die Neuauschreibung der Aufträge.Läuft...
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477 Millionen?? Das sind fast 3 rekonstruierte Frauenkirchen. Bis zum Stadtschloss-Neubau ist es auch nicht weit. Was veranstalten die dort bitte? Unfassbar.
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Hmmm, es wurde also ein zweigeschossiges historisches Pumpenhaus aus Stahlbeton (sic!) entdeckt ... entdeckt(!?!)
Wieso war das nirgendwo dokumentiert? Hat man im Vorfeld nicht die Bauplanungen gesichtet? Das kann doch gar nicht sein und ist auch nicht mit teilweisen Archivverlusten durch Bombenangriffe oder so zu erklären.
Wahrscheinlich ist es so, wie es so oft ist: Die Kosten für die Sanierung wurden einfach viel zu gering angesetzt, mögliche Risiken konsequent ignoriert und wenns dann eng wird, stellt man das Konzept in Frage und macht Symbolpolitik. Denn was soll der vorläufige Verzicht auf den 4. Flügel bringen außer weiteren teuren Umplanungen und einer späteren noch teureren Ergänzung des für den zugrunde liegenden Masterplan unverzichtbaren Ungersflügels
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Das ist wirklich ein absolutes Desaster. Wie kann es sein, dass kein größeres von der Stadt geplantes Projekt auch nur noch annähernd im Kosten- und Zeitrahen bleibt? Wir reden ja hier nicht über 5% oder 10% höhere Kosten, es geht teilweise ja um Verdopplungen oder Verdreifachungen bis hin zu zehnfach höhreren Kosten wie bei der Elbphilharmonie. Da liegt bei dem gesamten Planungs-und Ausführunsprozess in Deutschland bei öffentlichen Bauten doch grundsätzlich etwas völlig daneben.
Man kann mir im aktuellen Fall doch nicht weiß machen, dass die Entdeckung eines Pumpwerks (wobei sich die Frage stellt wie so etwas bei der Vorprüfung nicht gefunden werden kann) und der Wechsel der Technikausstattung zu einer Kostensteigerung von 200 mio Euro führt.
Ich frage mich generell eh, wie bei den aktuellen Sanierungen in Mitte diese immensen Kosten überhaupt zustande kommen können. Das Humboldtforum kostet ca. 600 mio. Euro. Und hier baut man alles neu, inklusive dem gesamten Fassadenschmuck. Diesen Schmuck haben Bauten wie das Pergamonmuseum oder die Staastoper nicht mal in Ansätzen. Auch musste beim Schlossneubau die extrem schwierige Fundamentlage gelöst werden. All das war hier ja gar nicht nötig und trotzdem wird das Pergamonmuseum obwohl es kleiner ist wie das Schloss und in seiner Struktur ja vorhanden war am Ende teurer als der komplette Schlossneubau?
Sorry Leute, aber da kann doch irgendwas nicht mehr stimmen.
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^Hier baut aber nicht die Stadt, sondern der Bund. OT: Der ist auch am Bau des BER beteiligt. Vielleicht mal die eigenen Vorurteile dahingehend überprüfen.
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Das es beim Pergamonmuseum Probleme mit dem Fundament geben würde, sollte eigentlich klar gewesen sein. Schon das erste Pergamonmuseum musste ja auch deswegen wieder abgerissen werden. Und bei den anderen Gebäuden auf der Museumsinsel mussten die Fundamente auch für viel Geld stabilisiert werden, da wäre es Unsinn anzunehmen, dass der jetzige Bau des Pergamonmuseums eine Ausnahme bildete und auf komplett festen Füßen stände.
Fraglich ist aber, warum dies alles wieder so "überraschend" kam. Man würde es ja noch verstehn, wenn man einfach mal drauf los gebaut hätte. Aber nein, hier gingen dem Ganzen jahrelange Planungen mit vielen Gutachten für zehntausende von Euros voraus. Man hat den Eindruck, dass diese Gutachten entweder das Papier nicht wert sind, auf dem sie geschrieben wurden oder dass man sie weitestgehend ignoriert um den Bau-Start-Preis möglichst niedrig zu halten.
Der Vorschlag auf den 4. Flügel zu verzichten wird wohl vor allem Symbolpolitik sein. Für die praktische Nutzung und die zusätzliche Präsentation von Großobjekten ist er unerlässlich. Allerdings wird man dessen Bau sicherlich nach hinten verschieben können. Bis dahin sollte das Humboldtforum und vielleicht auch das Museum des 20. Jahrhunderts fertiggestellt sein, dann dürfte es wieder leichter fallen zusätzliches Geld locker zu machen.
Allerdings wird sich durch die Kostensteigerung die Fertigstellung der Freiflächen auf der Museumsinsel und die Generalsanierung des Alten Museums weiter nach hinten verschieben. Komplettes Bauende vermutlich nicht vor 2030 - dann kann man bei der Alten Nationalgalerie wieder von vorn anfangen.;) -
Man weiß gar nicht mehr was man noch dazu sagen soll... *seufz*
Die Ausstellungsfläche des vierten Flügels war doch auch so wichtig für Ägyptens Großexponate, die schon seit vielen Jahrzehnten keiner mehr zu Gesicht bekommen hat.Mal eine andere Sache. Wie sieht es eigentlich mit der Untergrundpromenade aus, deren Hauptzugang ja die James-Simon-Galerie darstellt? Ist die Promenade bereits im Bau und sind da auch noch größere Überraschungen zu erwarten?
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wenn die den vierten Flügel streichen wird aus einem unverständlichen Ärgernis ein Skandal. Denn wenn ich als Steuerzahler platt gesagt ne halbe Milliarde ausgeb, dann will ich dafür auch was sehen und nicht nur die selbe Hütte haben, die ich auch vor der halben Milliarde im Prinzip schon hatte.
Die Erklärung einzig mit dem Pumpwerk ist natürlich lächerlich, außer man verfüllt dessen Grube mit 100% Gold.
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^ Sehe ich ähnlich. Den vierten Flügel wegzukürzen wäre ein echter Schildbürgerstreich und dem internationalen Rang der Museumsinsel unangemessen. Hoffen wir, dass es soweit nicht kommt; falls man mich als Steuerzahler fragt, ich bin in diesem Falle großzügig und langmutig.
Mit der längeren Bauzeit und den höheren Kosten war fast schon zu rechnen gewesen. Auch der Bund hat sich ja als Baumeister in letzter Zeit nicht mit Ruhm bekleckert – siehe das Debakel am Lüders-Haus. Solange am Ende keine Milliardensummen im Spiel sind, kommt mir das Ganze fast glimpflich vor. Alles in allem ist dem Fazit von Treverer wenig hinzuzufügen: *seufz*.
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Ich bin nach wie vor geschockt. Wenn man bedenkt, dass es vier Bauabschnitte geben soll und der erste 477 mio. und der zweite 173 mio kosten soll, und dann noch 2 weitere folgen, dann frage ich mich, wie das sein kann, da bewegt man sich am Ende in Richtung 1 Milliarde. Und das Schloss bei mehr Fläche und extrem aufwändigen Fassadenschmuck als komplette Neukonstruktion soll 600 mio. kosten. Ich versteh es nicht. Kann das hier jemand erklären?
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Ich bezweifle, dass wir einen "Insider" der Bauleitung unter uns haben.
Ansonsten habe ich drei heiße Tipps: Grundwasser, Denkmalschutz und Brandschutz. Und die dürften sich im Wechselspiel durchaus etwas hochschaukeln (die Brandschutzanforderungen werden schon lange jenseits des technisch Notwendigen festgesetzt, stattdessen ist das technisch Mögliche der Maßstab und technisch ist heute eben [exzessiv] viel möglich, wenn man es darauf anlegt alle Möglichkeiten auszureizen und es will sich ja auch keiner vorwerfen lassen irgendwas unversucht gelassen zu haben; das dann noch in einem hochkarätigen Baudenkmal, was durch Eingriffe den brandschutzrechtlichen Bestandsschutz verliert, aber nicht den Denkmalschutz, daher brauchst du extrem aufwändige Individuallösungen "um die Denkmalsubstanz herum" und dann natürlich noch der Sumpf, auf dem die Museumsinsel ruht, wegen dem man nicht beliebig technisch bzgl. Brandschutz planen kann, wegen dem man besonders behutsam mit dem Baudenkmal umgehen muss, usw.).
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Denkmalschutz hin oder her, das sind absolute Mondpreise. Das Pergamonmuseum ist ja nun kein protziger Prachtbau sondern gerade im innern relativ nüchtern. Eine meinetwegen auch nur grobe Kostenaufstellung würde ich da schon ganz gern mal sehen wollen.
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Am Querflügel (dem vierten Flügel) des Pergamonmuseums soll festgehalten werden, so Parzinger. Und er will einen Interimsbau für das Museum vorstellen, so dass den Besuchern ein Alternativangebot angeboten werden kann.
Und in Zukunft fordert er vom Bund, dass dieser seine baulichen Voruntersuchungen und Zwischenuntersuchungen deutlich verbessert, so dass so eine Kosteneruption nicht noch einmal geschehen kann.Q: BILD-Zeitung
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Es ist gewiss keine haltlose Spekulation, dass man bewusst keine solchen Voruntersuchungen vorgenommen hat, um nicht vorab Dinge zu finden, die man gar nicht finden möchte. Denn dann hätte die Planung von Anfang an abgespeckt werden können um Kosten zu sparen und mancher Wunsch für das Pergomanmuseum wäre dann ggf nicht in Erfüllung gegangen oder die Diskussion hätte sich weiter in die Länge gezogen,...
Denn das ist das sehr durchschaubare Muster bei vielen öffentlichen Projekten, da erzähle ich euch auch nichts neues. Zuerst rechnen die Befürworter die Kosten so klein es nur geht, dann wird die Sache beschlossen. Das Füllhorn des Steuerzahlers scheint endlos, Privatinvestoren die so kalkulieren wären pleite und würden eine halbfertige Bauruine hinterlassen, aber der Staat schießt ja immer weiteres Geld nach, "Augen zu und durch" (in der Tat hat auch niemand ein Interesse an einer Bauruine).
Das ist immer und immer wieder das Schema. Das Problem ist also keines der Ingenieure, sondern der Politik und der Öffentlichkeit. Analog beim BER, das durfte möglichst nix kosten, sollte aber hypermodern und stylish sein und möglichst schnell fertig werden und zwischendrin auch noch zig Umplanungen. Ja was haben wir denn erwartet, was dann passiert...
Ich befürchte, dass die Lernfähigkeit von Politik und Öffentlichkeit dahingehend aber nicht vorhanden ist. Es werden wieder Sündenböcke gesucht (und formaljuristisch auch gefunden) werden, sei es per Untersuchungsausschuss o. ä., dann geht es nächstes Mal trotzdem so weiter.
Nebenbei bemerkt: das Pergamon zu sanieren und dabei zu erweitern ist auch die halbe Milliarde wert. Auf der Museumsinsel ruht ein guter Teil des kulturellen Vermächtnisses aller Deutschen und auch anderer, teils längst untergegangener, Völker. Und das Pergomanmuseum ist ein Museum von Weltrang, wie es nur wenige andere gibt. Wer sich solch eine Sammlung aufbaut übernimmt damit auch eine Verantwortung und darf sich nicht vor entsprechenden Kosten scheuen. Ich hätte auch einen Umbau mit einem von Anfang an ehrlichen Budget von knapp einer halben Milliarde unterstützt. Aber ob das dann noch mehrheitsfähig gewesen wäre?
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Interimsbau - das "Pergamon"
Für 17 Mio. Euronen will die Stuttgarter Wolff Gruppe einen temporären Ausstellungsbau für das Pergamonmuseum auf eigene Kosten bauen, ohne öffentliche Gelder, zweigeschossig, als einfachen Bau aus Stahlblechen und Betonplatten, in der Länge 115 Meter und mit einem 35 Meter hohen messingfarbenen Zylinder.
Die Eintrittsgelder sollen das Übergangsprojekt finanziell tragen und so Besuchern einen kleinen Ersatz für die nun um vier Jahre längere Sanierung des Pergamonaltarraums bieten, mit Originalstücken und Animationen wie dem neu überarbeiteten Panorama der antiken Metropole des Künstlers Yadegar Asisi.
Der Bau soll geplante 15 Jahre halten, also auch noch dienen, wenn das Pergamonmuseum wieder eröffnet ist. Für den Entwurf ist das Berliner Büro "spreeformat architekten" verantwortlich. Er soll Ostern 2018 eröffnet werden, westlich gegenüber des Bode Museums, vor dem Neubau des Zentralarchiv der Staatl. Museen zu Berlin.
Q: RBB
Die Website der Architekten: Link
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Krass ... das 17-Mio-temporär-Ding sieht ja fast interessanter aus als das M20 von HdM ...
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^ Der Entwurf wirkt tatsächlich nicht schlecht. Im verlinkten Artikel finde ich zwei Zeitangaben: Das Pergamonmuseum wird bis 2023 eine Baustelle bleiben, das Gebäude sollte 15 Jahre halten. Das ist für meine Begriffe etwas länger als nur temporär - da so viele kommerzielle Bauten nach 20-30-40 Jahren abgerissen werden.
Auf der Webseite der Architekten wird auch ein Luftbild dargestellt, der Standort ist neben den Bahngleisen. Er wird durch den Bau nichts verlieren, vielleicht könnte man also den goldenen Zylinder länger behalten?
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^ Könnte ich gut mit leben, aber soweit ich weiß, betrachtet Asisi seine Panoramen als temporäre Installationen. Das Verschwinden nach einer gewissen Zeit gehört zum künstlerischen Konzept (habe ich mal in einem Interview mit ihm gehört). Auch das Mauerpanorama am Checkpoint Charlie soll nicht ewig stehen. Vermutlich wird er mit einer dauerhaften Ausstellung nicht einverstanden sein.
Außerdem sollen auf dem Grundstück, wenn das Pergamonmuseum denn mal fertig ist, die Museumshöfe als Ausstellungs- und Werkstattgebäude entstehen. Für den Zylinder wäre dann kein Platz mehr. Aber bei der Museumsinsel rechnen wir ja nicht in Jahren, sondern in "Jahrfünften" - drei, vier Jahrfünfte sollte das schon gehen...