Museumsinsel und Erweiterungsbauten (James-Simon-Galerie)

  • Ich bin von einem großzügigen Innenraum ausgegangen. Einem Foyer für die Museumsinsel, das Busladungen von Besuchern erstmal aufnehmen und Puffern kann. So wird es eine Art kalte Banhofshalle. Das ist funktional etwas ganz anderes, zumal wir bisher kein mediterranes Klima haben.


    Ich verstehe nicht warum man auf der engen Insel so viel Raum verschenkt. Mal sehen. Ich muss mich erstmal dran gewöhnen.


    Die neuen offenen Kollonaden schließen ja an die alten an. Ich dachte der Witz wäre, dass man einen großen, benötigten Innenraum schafft und dabei die Kollonaden zitiert. Der Bau hat wie gesagt eine Funktion und dient nicht nur dem Passanten als Blickfang.

  • Es bleibt ja nicht das ganze Gebäude offen, nur der Teil zur Spree hin und da auch nur teilweise. Ist alles etwas schwer auszumachen... Und dann gibt es doch auch noch die unteren Geschosse, wo die Galerie an die alles verbindende Promenade anschließt. Das ist schon großzügig genug.

  • Schon klar. Sonst wäre es ja Unsinn.


    Trotzdem finde ich das irritierend. So schön finde ich einen riesigen Unterstand nicht, zumal es die Kollonaden und die Freitreppe gibt.


    Erinnert mich an den Spreebogenpark mit seinen Betonrampen. Es kommt natürlich auf die Gestaltung der riesigen Rückwand an. Hoffentlich wird es nicht trashig.

  • Danke Luik71 fuer diese Visualisierungen. Die zeigen fuer mich nochmal deutlich dass hier ein Raum mit grosser Aufenthaltsqualitaet geschaffen wird. Und auch der Ausblick von den Kolonnaden auf das Humboldt Forum und den Kupfergraben zeigt was fuer ein "grosses Ganzes" hier entsteht.
    Die Ergaenzungen zum Pergamonmuseum machen absolut Sinn und der 4. Fluegel gibt dem Gebaeude eine ausgewogenere Proportion die so ja auch von Messel schon gewuenscht war.


    Wie "unfertig" dieses Gebaeude im Grunde 1930 eingeweiht wurde sieht man schon daran dass nicht einmal die Figurengruppen an den Giebelfassaden mehr ausgefuehrt wurden sondern im Rohzustand belassen wurden.


    Wenn das alles nur ein bisschen schneller gehen wuerde...die archeologische Passage werd ich wohl erst zur Rente begehen koennen...

  • Die Berliner Zeitung berichtet heute über die James-Simon-Galerie und bezeichnet sie etwas abfällig als "die teuerste Garderobe der Geschichte". Insgesamt lässt der Autor kaum ein gutes Haar an dem Gebäude, bezeichnet es als "Schwesterchen des Marbacher Literaturarchivs". Berichtet wird auch, dass sich die Baukosten bislang fast verdoppelt hätten.

  • ^ So rein vom äußeren Eindruck der sichtbaren Größe des Bauwerks habe ich auch meine Zweifel, ob der Platz für die geplanten Nutzungen (Café, Shop, Kassen, Garderoben, Raum für Wechselausstellungen, Toiletten usw.) ausreicht... Auf den Visus sind ja immer nur recht wenige Leute zu sehen. Wenn ich mich an das Gedränge und die Schlangen nicht nur an Regensonntagen im alten Foyer des Pergamonmuseums erinnere, dürfte es auch in der JSG eng werden...


    Andererseits sollen ja die jeweiligen individiuellen Eingänge/Kassen der einzelnen Museen erhalten bleiben, soweit ich weiß, was die Besucher etwas verteilen dürfte. Man wird sehen...

  • ^^ Der Artikel ist derart darum bemüht, den Bau schlechtzumachen, dass es fast schon wieder lustig ist. Na klar: lange Bauzeit, hohe Kosten, im Kern eher Empfangsgebäude als Galerie. Das ist alles richtig, aber nun wahrlich nichts neues. Nikolaus Bernau tut jedoch so, als würde hier ein komplett dysfunktionales und ästhetisch misslungenes Gebäude im Geiste eines piefigen Traditionalismus entstehen, und das ist nun mal völliger Quatsch. Er lobt hingegen den "großen Atem", den Chipperfields erster Entwurf ausgestrahlt habe. Dem kann nicht einmal ich als Freund der Moderne und als Chipperfield-Fan mich anschließen; die Glaskiste fand ich einfach nur langweilig.


    Was den Platzbedarf angeht: Die JSG wird, wie Backstein ganz richtig schreibt, kein Eingangsgebäude für 3,5 Millionen Besucher pro Jahr sein müssen. Warum sollte ich dort einsteigen, wenn ich mir nur das Alte Museum anschauen will? Genauso wenig werde ich vom Bode-Museum durch die unterirdische Passage zurück in die Galerie latschen, wenn ich ein Klo suche oder meine Jacke loswerden möchte. Außerdem sollte man die Dimensionen nicht unterschätzen: Das Gebäude misst ca. 120x20 Meter. Das ist eine Grundfläche von 2.400 Quadratmetern - auf drei Etagen lässt sich da schon einiges unterbringen.


    P.S.: Lieber Backstein, bitte sei vorsichtig mit dem abscheulichen Wort "Regensonntag". Die Assoziationen, die ich damit verbinde, stürzen mich mitten im Frühling zurück in die tiefste Novemberdepression... ;)

  • Einzigartige Kosten und Verzögerungen für ein einzigartiges Gebäude, das ein einzigartiges Ensemble ergänzt. Ich kann vieles von dem Genörgel ebenfalls nicht nachvollziehen. Man muss etwas Fantasie haben und sich die Museumsinsel nach dem Masterplan "fertig" vorstellen. Das wird ein wirklich weltweit einmaliges Kleinod. Das Schmuckkästchen Berlins. Das darf man sich schonmal was kosten lassen.


    Der Artikel selbst nennt ja viele Zahlen. Ich greife nur einmal exemplarisch heraus - Baukosten von derzeit 134 Mio € und für 3,5 Mio Besucher p. a. ein wichtiger Funktionsraum. Private können Baulasten über 50 Jahre im Rahmen der AfA abschreiben. Auf 50 Jahre umgelegt sind das 2,68 Mio. €. Das ist dann weniger als 1 € pro Besucher/Jahr (Instandhaltung fehlt hier - die Inflation dürfte dies aber mehr als kompensieren, 1 € ist in 10 oder 20 Jahren nicht mehr 1 € heute).


    Ein kluges Investment in die nächsten Jahrzehnte der Museumsinsel.

  • Warum der James-Simon-Galerie das Galerie-Sein absprechen, wie das in sattsam bekannter Weise heute die BZ tat, moderater auch die FAZ. Unter Galerie versteht man keineswegs nur einen Ausstellungsraum, wie er im Untergeschoss in beachtlicher Größe geplant ist, sondern als Architekturtopos auch einen langgestreckten Raum mit zahlreichen Lichtöffnungen an der Längsseite. Diese Beschreibung trifft doch exakt, was Chipperfield mit der grandiosen Pfeilerpassage in Richtung Pergamon und Milet da ins Werk setzt. Ich freu mich jetzt schon auf meine Erstbegehung dieser Galerie.

  • Die einzige Lachnummer, die ich in dem Kommentar der Berliner Zeitung (abgekürzt vielleicht jetzt BZ?) sehe, ist Herr Bernau. Er hat sich mit nichts eingehend beschäftigt, weder mit der Architektur der Galerie, dem Baugrund, den umliegenden Bestandsbauten, dem Zweck oder irgendetwas sonst. Dafür spuckt er laute Stammtischparolen und erhebt seinen eigenen Geschmack nebenbei zum allein gültigen Standard. Peinlich...

  • Was er schriebt ist unterstes Niveau. Und das in einer Berliner Zeitung, die den Anspruch erhebt, ernst zu nehmenden Journalismus zu liefern. :Nieder::Nieder:


    Da haben Beiträge, in denen wir hier rumzanken ja meist noch mehr Niveau. Das diese Zeitung sich so eine Fundamentalkritik gegen ihre eigene Stadt erlaubt finde ich skandalös. Es gab ja bereits Einen Verriss aller Projekte in Mitte, ganz
    egal ob Schlossreko oder moderne Kulturbauten, ob staatlich oder privat. Eine destruktive und dämliche Haltung.


    Im Gegensatz zur bisherigen Planung im Kulturforum bleibt die Planung für die Museumsinsel sehr hochwertig und wird konsequent verfolgt. Trotz Kostensteigerung - gut so!

  • Jetzt gefällt sich auch noch die BILD-Zeitung im JSG-Bashing: Sie dichtet heute "Deutschlands teuerstes Kassenhäuschen"

  • Gut wird's!

    Die JSG is schon nen ziemlicher Klopper...


    Mir gefällt die James-Simon-Galerie, nach allem, was man bisher weiß bzw. sehen kann. Wenn ein Gebäude auf der Museumsinsel ein "Klopper" ist, dann das allseits beliebte Pergamonmuseum, das zudem den Zusammenhang des Ensembles zerstört, weil es die Insel in Ost-West-Richtung teilt (zusammen mit dem Bahndamm).


    Da selbst das älteste Gebäude auf der Museumsinsel trotz der historischen Anmutung des Ensembles auch gerade mal knapp 200 Jahre alt ist (Altes Museum, 1830), darf die Museumsinsel ruhig weiterentwickelt werden, solange sich das Neue gut zum Alten fügt. Und das kann Chipperfield m. E. hervorragend (ich weiß, da gehen die Meinungen auseinander, aber gut ... ).

  • Kein Klopper, sondern trotz der immensen Größe leicht und elegant, finde ich. Vor allem im vorderen Teil, wo man Richtung Neuem Museum hindurchschauen kann. Schick!