Ein posives Fazit zieht Spiegel-Online bzgl. des Neuen Museums. Chipperfield, der als wichtigster Architekt Deutschlands bezeichnet wird, habe dem zerstörten Gebäude die Würde zurückgegeben. Angabegemäß lässt Chipperfield in einer spannungsgeladenen Architektur Vergangenheit und Gegenwart aufeinander treffen. Er scheue keine dramatischen Brüche und damit interpretiere er die ganze historische Mitte der Hauptstadt auf angemessene Weise neu. Kaum ein anderer Architekt der Gegenwart wäre so mutig gewesen.
Museumsinsel und Erweiterungsbauten (James-Simon-Galerie)
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Das ist sicherlich auch etwas übertrieben, denn es war ja nicht unbedingt Chipperfields Konzept von Beginn an, den Aufbau auf diese Art und Weise durchzuführen.
Nach den ellenlangen Debatten, polemischen Für und Wider hoffe ich jetzt eigentlich nur, dass der Aufbau als eine mögliche Art, dies zu tun, respektiert und reflektiert wird. Es kann gefallen oder nicht, man mag davon intellektuell stimuliert oder abgestoßen werden, wichtig ist, dass auf der Museuminsel diese Pluralität an Möglichkeiten, mit Bausubstanz und Geschichte umzugehen, wiederhallt.
Jan
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In dem Bericht aus der MoPo vom 27.02. sagt Chippy: "Das Unesco-Weltkulturerbe habe besseres verdient als einen nachgebauten Pseudo-Stüler, begründet der Brite (...)".
Wie bitte definiert er (oder ihr) Pseudo-Stüler bzw. wie definiert er den echten Stüler? Besteht der Anteil Stülers an diesem Bau nicht "nur" in den Plänen, der Idee? Was wär denn daran "pseudo", wenn man sich an diese hält? Wenn, dann wär ne Reko doch eher ein Pseudo-Max Mustermann, weil der schließlich das Gebäude in seiner Substanz geschaffen hat...
@Spiegel
Schon das Vorwort ist ja ein Witz...Oh Gott, die Hauptstadt Berlin hätte einen Repräsentationsbau bekommen können! Was für eine Katastrophe! Die ticken ja wohl nicht mehr richtig...Außerdem würde ich dieses Neue Museum nicht nicht als Repräsentationsbau beschreiben. Durch das ganze Tamtam, das es verursacht hat, hat es schließlich schon einen Ruf und repräsentiert die das Idealbild der "behutsamen Rekonstruktion" oder irgendson pseudo-philosophischen Quatsch... -
Noch ein Interview mit Chippie im Deutschlandradio.
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/929787/
Als mp3 zum anhören:
http://ondemand-mp3.dradio.de/…0090305_1610_76357e16.mp3Bei Posts, die nur aus Links zu externen Artikeln bestehen, stets etwas Inhalt in eigenen Worten wiedergeben, bitte. Sie bleiben nicht ewig online. Besser noch: Selbst etwas texten.
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Die Skepsis verwandelte sich erst kurz vor der Vollendung in Begeisterung. Das Lob ist angemessen. Chipperfield, 55, lässt in einer spannungsgeladenen Architektur Vergangenheit und Gegenwart aufeinander treffen. Er scheut keine dramatischen Brüche und damit interpretiert er im Grunde die ganze historische Mitte der Hauptstadt auf angemessene Weise neu. So mutig wäre kaum ein anderer Architekt der Gegenwart gewesen.
Aus dem Spiegel Artikel über das Neue Museum
http://www.spiegel.de/kultur/g…aft/0,1518,611478,00.htmlIst das tatsächlich so, das es Begeisterung über die Sanierung des Neuen Museums ausserhalb, der vermutlich kleinen Schicht der Anhänger moderner Architektur gibt?
Findet die Mehrzahl der Berliner die "gebrochene" Sanierung /Reko des Neuen Museums, besser als die ziemlich orginalgetreue des Alten Museums, oder des Bode Museums?
Bisher hatte ich überwiegend negatives über das neue Neue Museum gelesen und eher positives über die voll Rekos.
Vermutlich ist der Autor des Spiegel Artikels ein Anhänger moderner Architektur. -
^^
Wenn ich mich recht erinnere, konnte man vor nicht allzu langer Zeit auch häufig lesen, wie sehr die Berliner Bevölkerung den Flughafen Tempelhof beführwortet und wie wichtig er für die Stadt selbst sei. Die Berliner Bevölkerung hat dann wenig später doch etwas Anderes durchblicken lassen als überwiegend in den Medien zu lesen war.
Im Übrigen: Ich glaube sowieso, es wird vielzuviel über Anhänger moderner Architektur bzw. von Rekonstruktionen gesprochen. Ich glaube doch, dass die meisten Menschen Anhänger guter Architektur sind( wie ich zum Bsp.), egal ob alt oder neu. Diese extreme Abgrenzung ist der größte Schwachsinn. Viele Architekten wissen ja auch den Wert der Arbeit vergangener Architektengenerationen zu schätzen. Es wäre doch aber äußerst armselig, würden sie ausschließlich das Selbe bauen wollen. Wo bliebe da die (Weiter-)Entwicklung?
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Ich dachte bisher auch, dass die Gegner dieser Pläne in der Überzahl sind. Vielleicht haben sie gebrüllt, während die Befürworter ruhig argumentiert haben Wir auch immer, diese Umfrage hier überrascht mich jedenfalls:
http://www.morgenpost.de/meinu…useums_fuer_gelungen.html
Gerade das Morgenpost-Klientel neigt doch im Allgemeinen zu "historischen" Richtungsentscheidungen und in der Zeitung war wenig ausgewogenes oder positives zu lesen. Dass dennoch der größte Anteil auf "ich bin begeistert" geklickt hat (35%) ist schon erstaunlich. Nun ja, überbewerten sollte man es auch nicht
Jan
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Seit drei Tagen mit Grippe im Bett, habe ich mich dann heute doch zum offenen Tag hingeschleppt um mir das Ganze mal anzusehen.
Ich bin schon sehr beeindruckt von dem was da gemacht worden ist. Ich glaube gerade dadurch, dass man es nicht perfekt nachgebaut hat, wirkt das Ganze noch viel authentischer. Es ist geradezu ein Wunder, dass diese Ruine, denn mehr war es wirklich nicht über 40 Jahre, wenn man die Bilder mal ansieht mit den wachsenden Bäumen im jetztigen Treppenhaus usw. - , nicht abgerissen wurde. Sich vor zehn Jahren, sich zu diesen Konzept zu entschliessen, finde ich schon beachtenswert und aussergewöhnlich. Wenn man sich die Bilder ansieht, wie das ganze um 1985 ausgesehen hat, dann brauchte es schon eine gewaltige Phantasie und Überzeugungsarbeit um sich das damals so vorzustellen.
Wie man die fehlenden Teile ob Südkuppel, ägyptischer Hof oder Nordwestflügel ergänzt hat, anderes behutsam restauriert und wiederhergestellt hat, ist schon beeindruckend und ich habe das noch bei keinem anderen Gebäude in dieser Form gesehen.
Es klingt vielleicht paradox, aber gerade dadurch, dass man vieles nur noch ansatzweise erkennen kann, ob Fresken oder Decken oder Mosaikböden usw, und somit die originäre Ästhethik dieser Säale nur erahnen kann, kommt diese doch viel mehr zur Geltung wie durch einen vollständig nachgebauten Raum, bei dem nicht mehr zu unterscheiden wäre, was original echt und was ergänzt wurde.
Und man versteht auch , warum dieser Bau trotz der gewaltigen Schäden eben diese Befürworter zu Erhaltung gefunden hat.Ich denke es passt zu Berlin und zur Museumsinsel mit dem Neuen Museum so vorgegangen zu sein. Und wenn ich mir die Mitbesucher angesehen habe, mit was für einem positiven Interesse das Ganze beäugt wurde, wie man die Vorher - Nachher - Schautaufeln eines jeden Saals bevölkert und studiert hat, dann denke ich, hat Chipperfield die beste aller möglichen Lösungen gefunden.
Ich denke, es wird ein ganz grossartiges Museum, und bin schon sehr neugierig wie die Sammlungen in dieser Umgebung wirken werden.
Ich denke mal, Nofretete wirds gefallen. -
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Schoen zu lesen, das ein zunaechst sehr kritisiertes Projekt, dann doch noch erstaunlichen Zuspruch bekommt. Ich selbst finde im allgemeinen ein Verbindung von historischen Gebaeuden mit modernen Elementen stoerend, aber ich werde mir hoffentlich bald selbst ein Bild machen koennen, wenn ich mal wieder nach Berlin fahre.
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Also ich bin heute mit einem Kollegen, über Kontakte, ab 9 Uhr ins Gebäude gekommen. Da wars noch schön ruhig und man konnte alles auf sich wirken lassen. Ich bin total begeistert. Ich war sehr skeptisch, aber bin jetzt durchweg überzeugt. Die sehr klare Formensprache und die wertigen Materialien... das wirkt alles total faszinierend und einzigartig. Sowas findet man auf der ganzen Welt nicht mehr. Auch wenn es hier und das einen etwas morbiden Touch hat Aber sher schön auf jeden Fall
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Ich war heute auch in der Meute und am Ende des Tages hat doch die Enttäuschung überwogen. Im Prinzip wirkt das Neue Museum durch seine erhaltenen Teile und seine originale Raumfolge. Die Ergänzungen scheinen mir beliebig und mit schwankender Qualität. Als Materialen wurden u.a. verwendet: Backstein in groß und klein, gelb und rot, mit Überzug oder ohne, Beton in hell- oder dunkelgrau und die grobkörnige Mischung, die angeblich Marmor imitieren soll, Holzdekor, Metall, Glas und verschiedene Arten von Terrazzo. Weniger wäre hier wirklich mehr gewesen. Die gesparten 30 Mio hätte ich in konsequenten Marmor investiert. Ansonsten hat das Runinenmuseum den Charme des Checkpoint Charlie, an dem man die Teilung und Zerstörung bis heute ablesen kann - eine Art Ruinendisneyland für Erwachsene. Wahrscheinlich wird es aber in diesem Zustand mehr Touristen anziehen als vollsaniert. Mit den Exponaten wird das Bauwerk mehr in den Hintergrund treten.
Bildervorschau:
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Danke, paderwan! Irgendwie hat dieser morbide Charme ja schon was (zumindest auf den Bildern) und er macht das Gebäude recht interessant. Hat was von antiken Ruinen. Es ist auch mal was Ungewöhnliches und steht in Kontrast zum perfekten und "auf Hochglanz polierten" Standart. Andererseits weiss ich natürlich nicht, wie eine rekonstruierte Version ausgesehen hätte. Aber es wirkt insgesamt recht positiv auf mich. Ich will's mir auf jeden Fall demnächst auch mal persönlich ansehen.
Was ist eigentlich mit dieser grauen Fassade im 2. Bild? Die gehört nicht zum Museum oder? Ich finde die sollte auch mal dringend saniert werden, sieht nämlich mehr als unpassend aus neben all den hellen Gebäuden drumrum.
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Ich war auch dort. Ich kann mich nur erneut wiederholen. MMn ist das neue für sich gesehen durchaus gelungen. Diese großen dunklen Holztüren z.B. würde ich mir vielleicht auch im Büro einbauen lassen - wenn ich eins hätte ;). Dieses helle Material ist auch nicht schlecht. Nur ist das alles kein Ersatz für das alte. Das schlimmste ist das Treppenhaus und - verglichen zum alten - der Ägypt. Hof. Und die verstümmelten Säulen auf dem vorletzten Bild sind irgendwie schon...beängstigend. Gegen die konservierten Wandgemälde etc. habe ich nur bedingt etwas einzuwenden. Was erhalten ist, ist es dank der Konservierung und teilw. Restaurierung auch sehr gut. Naja, und "ein paar" Fehlstellen empfinde ich nicht als SO katastrophal. Mit am schönsten fand ich ehrlich gesagt, die Mosaikböden. Ich werde morgen auch ein paar Bilder hochladen.
Johnny
Nein, das Haus auf dem zweiten Bild gehört nicht zum Museum. Das steht gegenüber. Ich glaube, die Uni hat da irgendwelche Einrichtungen untergebracht. Tja, dass das saniert werden muss, ist wohl klar. Dürfte wohl einerseits am Geld liegen, andererseits daran, dass man Spuren der Geschichte ja erhalten und Kontraste erzeugen muss ;). -
Ich muß sagen, obwohl ich zuerst Gegner von Chipperfields Meinung von Restaurierung war, muß ich sagen, die Architektur hat was. Die Proportionen stimmen, das Alte verbunden mit dem neuen harmoniert. Chipperfield hält sich ziemlich zurück. Und auch die große Freitreppe wirkt schon beeindruckend. Allerdings ist der Preis dafür, dass das Original fehlt. Und ich nehme an, dass Chipperfield bei einem Neubau so ein Treppenhaus nie so bauen würde. Von daher ist Stüler Tribut zu zollen, dass er so etwas angelegt hat, dass selbst ohne Verzierung noch beeindruckend aussieht.
Es kann aber auch sein, dass mit der Zeit diese Behandlung des Neuen Museums in dieser Art der Rekonstruktion als Fehlgriff gesehen wird. Die Dachaufbauten auf Altbauten in den 50iger und 60igern und sonstige Verstümmelungen beim Wiederaufbau sind jedenfalls heute nur noch ein Alptraum gegenüber dem Originalzustand.
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LeFay
Was die Treppe angeht, gebe ich Dir Recht, da wird die Zeit offenbaren, ob das mit dem Sichtbeton eine gute Idee war (Meine persönliche Haltung gegenüber diesem Material ist ja allgegenwärtig bekannt).
Was die übrigen Räume betrifft, so bin ich auch der Ansicht das Chipperfield dem Gebäude und besonders der Geschichte gegenüber vollen Respekt gezollt hat.
Berlin ist nun mal Berlin und daran gibt es nichts zu rütteln, oder? -
Sowas findet man auf der ganzen Welt nicht mehr.
http://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Pinakothek
Ich bin immer noch nicht von dem Konzept überzeugt. Für mich hat man die "Ruinen-Restaurierung" zu sehr übertrieben. Ich kann ja verstehen, dass man die Geschichte zeigen will, aber muss man selbst Wasserschäden in der Decke konservieren?
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arnd
Was heißt bitte "Berlin ist Berlin"? Ein ewiges Ruinenfeld?Ich kann sowas auch nicht mehr hören...
Wenn hier im Forum sogar schon heruntergekommene Häuser mit abbröckelnden Fassaden (z.B. das Haus neben der neuen Gebrüder Grimm-Bibliothek) gutgeheißen werden, nur weil sie eben in BERLIN stehen, dann...gute Nacht.
Berlin mag im Gegensatz zu anderen europäischen Kapitalen (wie Rom, Paris oder London) keine so weit zurückreichende Historie haben, aber bis ins Mittelalter reicht sie immerhin doch. Naziherrschaft und Krieg machen innerhalb dieser Zeitspanne nur einen kleinen Part aus. Ein Teil, der auch schon wieder über 60 Jahre in der Vergangenheit liegt. Wann kommt man endlich von diesem Ruinenfetischismus in dieser Stadt weg? Man sieht doch auch so schon an jeder Ecke, dass hier ein Krieg gewütet hat. Überall! Warum noch dazu das wenige Schöne mutwillig entstellen?Eine Frage die ich mich außerdem stelle: Wie wird man wohl die Halbruine des Neuen Museum restaurieren, wenn es in einigen Jahrzehnten wieder mal an der Zeit dazu ist? Wird man alle Schäden dann gleich doppelt konservieren?
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Gewütet haben in Berlin nicht nur Krieg sondern auch beabsichtigter Verfall und Abriss ganzer stadtviertel... in Ost und West.
Ich sehe das Neue Museum nicht unbedingt als hulding des ruinenfetischimus, sondern eher pragmatisch. Ein abriss des bestands wollte man nciht und eine historisierende reko wäre teuer und das ergebnis wäre auch fragwürdig. Also man hat das beste aus der situation gemacht, finde ich.