Museumsinsel und Erweiterungsbauten (James-Simon-Galerie)

  • Die freie Sicht auf das Neue Museum existierte ja auch erst, nachdem 1938 der Packhof abgerissen worden war. Von daher weiss ich nicht, wo da das Problem ist. Willst Du bei jedem Gebäude komplett freie Sicht haben? Ich finde, eine gewisse Dichte gehört auch dazu. Denn bedenke: Ein Platz muss auch mit Leben gefüllt werden können, sonst ist er tot.

  • Naja tot wäre der Platz wohl kaum an prominenter Stelle.
    Und selbst wenn dort niemand flanieren würde - schöner Parkstreifen vor dem Neuen Museum würde sich meiner Meinung auch deutlich besser machen als diese Betonstelen.
    Ausserdem kann man die Begründung mit Packhof ja wohl nicht anführen (ok - bei Lars101 könnte das natürlich schon ziehen ;)).


    Mir ist das ganze Eingangsgebäude, genauso wie der Vorbau des Pergamonmuseums, schlicht viel zu stinkefad. Schade um das Ensemble.

  • Aber ein vernünftiges Eingangsgebäude muss nun mal sein. Wenn das Ganze zu einem Großkomplex zusammengefasst werden soll, und mit solchen Museen wie dem Louvre oder den Vatikanischen Museen erfolgreich konkurrieren will, dann muss auch die Geste für die Besucher auch da sein,und das geht nur über einen vernünftigen Eingang, der die gesamte Infrastruktur bedient. Denn so wie es jetzt sich darbietet, kann es ja wohl nur als Interregnum angesehen werden, allein schon wenn ich mir das am Pergamon-Museum anschaue. Als einen großen Schritt nach vorne wäre schon das Bode-Museum zu betrachten, wo im Inneren des Gebäudes ein Café und einen Shop gibt. Wenn das Ganze in etwa wie in den Vatikanischen Museum gehändelt würde, wo es auch an mehreren Ecken kleine Läden gibt´, dann wäre es ideal, aber wichtig ist, dass in Bezug auf Cafés, Geschäfte und Restaurants die Hauptmusik am Eingang spielt und deswegen muss ein derartiges Gebäude nun mal sein, oder!?

  • Thema Galerie von Chipperfield gegenüber der Museumsinsel: Was ist eigentlich mit dem Gebäude, dass rechts neben dem Chipperfield angrenzt? Für was wird es genutzt? Wenn die Fassade etwas gereinigt würde, dann stände es wenigstens farblich dem Neubau etwas näher. Oder ist/war der Effekt so gewollt?

  • Nein, er meint dieses vergammelte Gebäude neben dieser privaten Gallerie auf der anderen Seite des Kupfergrabens. Da ist irgendwas von der HU dirn glaube ich, aber keine Ahnung was und ob und wann da mal was passiert.

  • Da warte ich schon seit acht Jahren - solange bin ich in Berlin - dass das mal saniert wird. Ich finde das würde bestimmt wunderbar aussehen.
    Aber wenn es wirklich der HU gehört, wird es bestimmt verkauft in den nächsten Jahren. Naja, Investoren sollten sich ja reichlich dafür finden lassen.

  • Genau dieses Gebäude meine ich. An sich hat es ja einen perfiden Charme, sind da noch Einschußlöcher von WWII? Nur der Kontrast zu Chipperfield ist (allein schon farblich) sehr krass finde ich. Aber wie schon erwähnt, vielleicht findet sich mal ein Investor der sich dieser Herausforderung annimmt :)

  • Na das ist ja nun nicht mehr neu.
    Ich denke die stehen vor vollendeten Tatsachen und abgesehen davon sind das ein paar dutrzend Hardcore-Nostalgiker die nicht einsehen wollen dass das dies eben insgesamt gesehen das beste Konzept für das Neue Museum ist.


    Man darf doch nicht vergessen, dass die ganze Museumsinsel im Prinzip originalgetreu saniert und wiederhergestellt wird. Nur beim Neuen Museum, bei den Gebäudeteilen die völlig zerstört wurden, wird eben bewusst eine andere Formensprache gewählt. Ich halte das für legitim.


    Sogar der Neubau für den Eingangsbereich kann man ja nicht gerade als revolutionär modern bezeichnen, ich hätte mir den wesentlich abgesetzer von den gegenwärtigen Bauten vorstellen können, ohne übermässig hervorzutreten.


    Ich denke auch, es ist einfach unlauter von dieser Gesellschaft zu behaupten es würde etwas zerstört oder ein 'Welterbe' vernichtet. Das Neue Museum wurde im 2 Weltkrieg zerstört und nicht von Chipperfield.
    Dieses Welterbe existiert seit über sechzig Jahren nicht mehr.

  • Ich bin mir nicht sicher ob ihr mit eurer Einschätzung über Hardcore-Nostalgiker richtig liegt. Ich schätze die Mehrzahl der Menschen, bevorzugen Vor-Bauhaus Architektur. Das läßt sich zwar schwer beweisen, aber gerade Städte mit historischer Bebauung, wie Heidelberg oder Wiesbaden werden als schön empfunden und solche Städte wie Ludwigshafen zum Beispiel mit vorwiegend Nachkriegsarchitektur werden als hässlich empfunden, jedenfalls ist das in meinem Umfeld die vorherrschende Meinung.
    Zwar wurde die Museumsinsel im 2 WK teilweise zerstört, aber was solls? Man kann sie trotzdem Originalgetreu wiederaufbauen. Ich bin zurzeit beruflich in England ansässig und unweit von Southampton in Portsmouth gibt es ein Museumsschiff, nämlich die HMS Victory aus dem 18. Jahrhundert. Kaum eine Planke von diesem Schiff ist noch originalgetreu, trotzdem sieht es noch so aus wie zuvor. Weil das Schiff ständig renoviert wird. Das Schiff würde aber extrem bescheiden aussehen wenn plötzlich moderne Aufbauten darauf errichtet würden. Ich persönlich finde ein modernes Gebäude innerhalb eines Ensemble mit Gebäuden aus der Gründerzeit verdirbt die ganze Optik. Genauso unpassend wäre ein Gründerzeitgebäude in Brasilia oder in einer modernen Bürostadt.
    Viel besser als der Chipperfield Entwurf würde ein historischer Arkadengang passen. Allerdings muß ich dem Chipperfield Enwurf zugute halten das er dezent ist.

  • aber selbst in der kritisch rekonstruierten Spandauer Vorstadt konnte man sich nicht eins zwei modernen Gebäude entwehren, die jetzt zwischen wiederhergestellten Fassaden "Kontraste" setzen. Also was soll das Gezetere, zum jetzigen Zeitpunkt ist es doch schon zu spät etwas zu ändern...

  • ^Wem sagst Du das? Ich frage mich auch, wo das letzten Endes münden soll!? Wollen diese Reflex-Kämpfer auch so ein Gezeter wie bei der Dresdner Waldschlößchen-Brücke? Ausserdem, wenn die mit Chipperfields Plan ein Problem haben, können sie selbst etwas besseres aus dem Hut zaubern? Denn wenn mich etwas tierisch aufregt, dann sind das Typen die die Vorschläge anderer so mirnichts Dirnichts in der Luft zerreissen, aber selber nichts Besseres vorweisen können, das sind meines Erachtens nach die größten Rindviecher bei solchen Diskussionen.

  • Jeder würde es für lächerlich halten, antike Ruinen Originalgetreu wieder auf zu bauen, sie sind unter gegangen und so wird höchstens ergänzt und gesichert. Die Bauwerke stehen sinnbildlich für den Verfall einer Kultur. Wenn das Museum Geschichte transportieren möchte, dann ist chipperfields sehr würdevolle kritische Rekonstruktion das beste Vehikel. Das Rekonstruktionen heute wieder beliebter werden, liegt womöglich daran, das Architekten oftmals nicht in der Lage sind, mit ihren zahlreichen Möglichkeiten, Gesellschaftskompatible Architektur zu schaffen, welche Tradition und Moderne vereint. Was Berlin gerade betreibt ist Geschichte zu beschönigen, Misstöne vergangener Zeiten sollen aus der Sinfonie dieser Großstadt getilgt werden. Unter dem Deckmäntelchen der Stadverschönerung bewegen wir uns nicht nur städtebaulich rückwärts!

  • Was mich am Eingangsbau hauptsächlich stört ist, dass damit zwar durch die Vertikalität der Fassade Bezug genommen wird auf die klassische Bebauung - damit aber wieder eine neue Optik eingeführt wird. Vor allem in Anbetracht der Lage des Bauwerks unmittelbar vor dem wiederaufgebauten Neuen Museum, dass selbst schon zwei verschiedene Materialen verwendet durch den Neubau.


    Das Ganze wird mir viel zu bunt & uneinheitlich.
    Jetzt haben wir Sandstein im Historischen und Backstein im Angefügten.
    Warum nicht wenigstens eine der beiden schon vorhandenen Alternativen verwenden??


    Ich zetere hier gegen den (verd*) weißen Beton.

  • Das Material des Eingangsbaus mißfällt mir auch. Die ersten Illustrationen ließen ja auf Sandstein hoffen und dieser wäre m.E. auch angemessener.


    Jedoch gebe ich zu bedenken: Die baustilistische Epoche, die hier sicherlich von vielen der Traditionalisten beschworen wird, nämlich der Stüler'sche Spätklassizismus, zeichnete sich durch eine hohen Material- und Frabvielfalt aus. Man betrachte nur Farbigkeit der Alten Nationalgalerie (von Stüler gelpant!) - sowohl im Inneren als auch außen.


    Die Frage ist also eher, ob das Material Sichtbeton hier so wünschenswer ist. Und Herrn Chipperfield muß man immerhin zugestehen, daß er meist ein gutes Händchen für Materialien hat. Sieht also sein Beton nicht unbedingt wie beton aus, ließe sich damit leben.

  • In meinen Augen wäre Sichtbeton, wie ihn Axel Schultes und Tadao Ando verwenden, eine gasnz schlechte Wahl, da hier viel mit den alten Materialien gearbeitet wurde, was auch an den neuen alten Trakten des Neuen Museums von aussen ersichtlich wird. Ausserdem muss auch grundsätzlich darauf geachtet werden, wie sich die Materialien im Verlauf der Zeit entwickeln, und da sehe ich bei Sichtbeton schwarz, da für gewöhnlich derartige Bauten früher oder später nur noch den Charme eines Atlantikwall-Bunkers ausstrahlen. Von daher wäre bei der James-Simon-Galerie Material, dass den Farbton von Sandstein hat und entsprechend verwittert adäquat, oder gibt es Einwände von irgendwoher!?

  • Vor allem in Anbetracht der Lage des Bauwerks unmittelbar vor dem wiederaufgebauten Neuen Museum, dass selbst schon zwei verschiedene Materialen verwendet durch den Neubau.


    Soweit ich das auf Fotos erkennen kann und wie auch bei Wikipedia nachzulesen war, wurde das Gebäude in verputztem Ziegelmauerwerk erstellt und lediglich die dekorativen Elemente wurden in Sandstein ausgeführt. So ähnlich ist Chipperfield bei den Ergänzungsbauten auch vorgegangen! Auch er integriert alte Skulpturen in die neue Fassade. Es soll ersichtlich werden, wo ergänzt wurde, ohne jedoch dem Architekten gegenüber respektlos zu erscheinen. Die Kraft und Magie dieses Gebäudes bleibt, auch wenn nur Fragmente blieben, erhalten.