Museumsinsel und Erweiterungsbauten (James-Simon-Galerie)

  • Als Beitrag zur Versachlichung der Debatte hier drei Bilder vom Stülerschen Treppenhaus im Neuen Museum:


    Vorkriegszustand:

    Quelle: David Chipperfield Architects

    Nachkriegszustand:

    Quelle: Rotary Club Berlin

    Istzustand:

    Quelle: David Chipperfield Architects

  • ^Und welches ist das schönste?


    Das wird selbstredend jeder anders sehen. Vielleicht plädiert der Eine oder Andere auch für Bild 2.


    Ich jedenfalls muss sagen: Ganz klar Bild 3. Die kritische Rekonstruktion trägt doch auch sehr schöne Früchte. Chipperfield und Stüler bilden einfach eine perfekte Symbiose. Ich glaube Konstantin liegt falsch in seiner Prognose. Dieses Bauwerk ist eine Ikone und wird dauerhaft erhalten werden, sollte keine Katastrophe es zerstören und eine Neuinterpretation fordern.

  • Ich sehe das genau wie du, Rotes Rathaus. Der "Ruinenlook" kombiniert mit dem klaren, schlichten modernen Erscheinungsbild der Treppe hat mit seiner zeitgemäßen Ästhetik ganz klar seinen Charme, so wie das Original einen anderen Charme hatte. Man mag es mögen oder sich eine Rekonstruktion des Originals wünschen, das hängt wohl vor allem von der grundsätzlichen Einstellung ab. Ich finde das Ergebnis als zeitgemäße Antwort jedenfalls sehr gelungen.

  • Ich persönlich finde das erste Bild am schönsten. Verlorene historische Gebäude, die Teil eines bedeutenden Ensembles wie der auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes stehenden Museumsinsel sind, sollten meiner Meinung nach zumindest äußerlich originalgetreu wiederaufgebaut werden. So wie man beim Alten Museum die Rotunde rekonstruiert hat, hätte man beim Neuen Museum auch das Treppenhaus wiederherstellen können.

  • Der "Ruinenlook" kombiniert mit dem klaren, schlichten modernen Erscheinungsbild der Treppe hat mit seiner zeitgemäßen Ästhetik ganz klar seinen Charme, so wie das Original einen anderen Charme hatte. Man mag es mögen oder sich eine Rekonstruktion des Originals wünschen, das hängt wohl vor allem von der grundsätzlichen Einstellung ab. Ich finde das Ergebnis als zeitgemäße Antwort jedenfalls sehr gelungen.


    Vielleicht kann man sich darauf einigen, daß beide Optionen ihren Charme haben und in Berlin des öfteren verwirklicht werden sollten.


    Ich verstehe nicht, wieso es eine Schmähung darstellt, wenn ich schreibe, daß der Pergamon-Bau symbolisch zerstört wird durch den modernen Flügel. Ich schrieb ja ganz bewußt symbolisch.


    Es ist auch in der Tat wenig erheblich, ob ein vierter Flügel schon früher geplant wurde. Danke hier an Eisber für seine Ausführungen, die sich meiner Meinung nach von selbst ergeben. Die über 80 Jahre währende Eingangssituation war grandios und hätte meiner Meinung nach erhalten werden sollen.


    Man muß nicht die Tuilerien heranziehen, der Vergleich mag schief sein. Es geht ums Grundsätzliche, daß das Pergamonmuseum nun einmal so, wie es ist, ins historische Gedächtnis eingebrannt ist und ganz zufällig so eine prima Figur macht. Ich finde das Entrée wie gesagt grandios, und man sollte es nicht opfern. Mal schauen, wie sich das später ansehen läßt. Vielleicht bleibt ja noch etwas von dem alten Feeling erhalten. Das Pergamonmuseum ist jedenfalls das berühmteste von Berlin. Da ist der Pergamon-Altar drin, das Ischtar-Tor etc. Da finde ich solch eine starke Geste wie bisher angemessen.

  • ^ Ich bin im gegensatz zu Architektenkind ein Freund des Pergamonmuseums, es zitiert antike ägyptische Tempel, was man durchaus öfters tun könnte. http://upload.wikimedia.org/wi…-Edfu_Tempel_Pylon_01.JPG


    Die Ehrenhofsituation, wie sie bis vor kurzem war, wirkte dennoch vermurkst. Die DDR-Treppe über den Kupfergraben und der Eingangswürfel waren lieblos, trist, abweisend und spießig. Der Hof ist für einen Ehrenhof zu eng, ohne sinnvolle Sichtbeziehungen. In Zukunft werden alle Seiten des Baus viel besser von außen zugänglich und herausgearbeitet sein. Der Hof bleibt öffentlich, ganztägig über den offenen Durchgang (Arkadengang) unter dem vierten Flügel zugänglich und auch gut einsehbar. Ich bin mir sicher, wenn uns einer in zehn Jahren Fotos des Hofes von 2010 zeigt, werden wir uns über die verstaubte und beklemmende Situation wundern. Im Grunde war der Hof die schlechteste Seite des Gebäudes. Auch die Farbunterschiede in dem Bereich, wo jetzt der vierte Flügel entsteht, wirken schmuddelig. Der Bau ist einfach unfertig.


    Bisher:
    http://wp002.asisi.de/wp-conte…monmuseum-scaled10007.jpg


    In Zukunft:
    http://www.tagesspiegel.de/ima…0354/2-formatOriginal.jpg

  • ^
    Dann sollte man es jetzt am besten einfach fertig bauen. Was nun geplant ist wirkt eher wie der Wandelgang eines botanischen Gartens. Aber wie hier schon angemerkt wurde, kommt die Debatte viel zu spät. Der Drops ist lange gelutscht und ich habe mich darüber auch schon genug echauffiert.


    Ansonsten würde mich mal interessieren, was Chippi im Treppenhaus denn genau "kritisch rekonstruiert" hat. Er hat ein Dach und eine Treppe reingebaut. Beides so schmucklos wie möglich und gleichzeitig unerlässlich. Der Rest ist Ruine, den hat er nicht angerührt und wenn dann nicht rekonstruiert, auch nicht kritisch.

  • Ich hatte jetzt erstmals die Chance mir das Neue Museum auch mal von innen anzusehen und ich muss meine frühere Generalkritik am Gebäude in einigen Punkten neu justieren.


    Die Außengestaltung finde ich nicht gelungen, die Aussparung der historischen Fassade an den Außenseiten tut dem Bau nicht gut, es wirkt weder spannend noch besonders sondern einfach nur störend und ästhetisch wenig ansprechend.


    Die Gestaltung des Inneren ist hingegen in wesentlichen Teilen gelungen. Die Sanierung wirkt sehr wertig, die Materialien, besonders die Türen, sind exzellent ausgewählt, das Kellergeschoss würdig in den Museumsbau integriert. Die rekonstruierten Räume wirkten mit ihren zahlreichen Fehlstellen dennoch würdevoll.


    Das Konzept der kritischen Rekonstruktion funktioniert meiner Meinung nach aber dann nicht mehr, wenn es keine Originalsubstanz mehr gibt. Das ist z.B. im völlig zerstörten Kuppelsaal so. Dies trifft aber auch die Innenhöfe und insbesondere das Treppenhaus.


    Das Treppenhaus ist der große Schwachpunkt des Museums. Die hier verwendeten Materialen wirken nicht wertig, der Betonteil wie ein Fremdkörper und zwar wie ein schlecht eingesetzter, als wäre hier das Geld ausgegangen und man hätte improvisieren müssen. Hätte Chipperfiled sich hier etwas anderes ausgedacht, wäre die Innensanierung ein wirklicher Erfolg gewesen, so gibt es gewaltige Abzüge in der B-Note.

  • Oh, ich auch:



    Die Langsamkeit des Baufortschritts ist hier schon ziemlich bemerkenswert, insbesondere wenn man es mal mit anderen ungleich größeren Rohbaumaßnahmen vergleicht...

  • Naja, wir haben sechs Jahre gewartet, dass überhaupt mal was gebaut werden konnte....dafür ist das jetzt doch ganz okay wie das seit sechs Monaten vorwärtsgeht.

  • ^ Lies nochmal, was Theseus geschrieben hat, und überdenke den Sinn Deines Satzes... ;)


    EDIT @Rotbewerter:


    Du fragst rhetorisch: "solltest DU dich wirklich zum thema sinn äußern?" Darauf antworte ich:


    1. Why not?
    2. Tel33 dachte irrtümlich, Theseus habe von Monaten gesprochen, in denen auf der Baustelle nichts passiert sei. Dabei wollte auch Theseus den jahrelangen Stillstand hervorheben. Darauf habe ich tel33 – inkl. Zwinkersmiley – aufmerksam gemacht. Weise mir nach, was daran sinnlos ist!
    3. Die Begründung für Deine Rotbewertung ist ein argumentum ad hominem – also bezogen nicht auf die Sache, sondern auf die Person des Gegners. Nur zur Information: Unter Diskutanten mit Niveau ist so etwas verpönt.

    2 Mal editiert, zuletzt von Architektenkind ()

  • James-Simon-Galerie wird erneut teurer

    Laut einer Meldung des RBB wird die im Bau befindliche James-Simon-Galerie nochmals um fast 35 Millionen Euro teurer als geplant. Zusammen mit dem bereits im Jahr 2013 bekanntgegebenen Kostenanstieg rechnet das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung jetzt mit Gesamtkosten von rund 134 Millionen Euro. Das ist fast das Doppelte der ursprünglich veranschlagten Summe von 71 Millionen Euro für das künftige Empfangsgebäude der Berliner Museumsinsel.


    http://www.rbb-online.de/kultu…-35-millionen-teurer.html

  • ^
    Was für ein Desaster, gerade für das BBR. Aus deren Aufgabenbereich:

    Das BBR ist Bauverwaltung und Bauaufsicht vor allem für Verwaltungsgebäude, Ministerien, Forschungseinrichtungen und Museen, aber auch Botschaftsgebäude und Konsulate sowie Goethe-Institute im Ausland.


    Das mit der Aufsicht scheint nun gerade für diese Baustelle ja leider nicht so geklappt zu haben.

  • Billig kommt halt doppelt so teuer...

    Na, dass öffentliche Baumaßnahmen am Ende mindestens doppelt so teuer werden wie geplant, ist doch eher der Normalfall als die Ausnahme. Braucht beim BBR ja auch keinen zu interessieren, da verliert ja auch nie jemand seinen Posten und wenn nur abgesichert mit gut bezahltem vorzeitigem Ruhestand.


    Und man hat doch alles richtig gemacht und sich streng an die Vergabekriterien gehalten, bei der ja immer nur der billigste Jakob zum Zuge kommen darf. Ob dieser überhaupt für solch einen Auftrag geeignet ist und die nötigen Referenzen aufweisen kann prüft doch keiner nach. Genausowenig, ob bei dem Ausschreibungswettlauf um das günstigste Angebot, dieses am Ende überhaupt seriös kalkuliert worden ist. Wenn der Auftragnehmer clever genug ist treibt er eben nach Auftragsannahme die Kosten durch zig Zusatzleistungen in die Höhe, die wegen schlechter Vorplanung notwendig werden. Oder die Firma geht halt in die Insolvenz, wie in diesem Falle mal wieder geschehen. (Oder die Insolvenz erfolgt spätestens bevor die ersten Mängel auftauchen.)


    Früher haben Korruption und Absprachen die Baupreise in die Höhe getrieben. Heute ist es die organisierte Verantwortungslosigkeit, die das Bauen am Ende genauso teuer macht...