Umbau Friedrichsbrücke
Baufortschritt an der Friedrichsbrücke. Der neue verbreiterte Brückenkopf vor den Arkaden der Nationagalerie wurden schon mit (natürlich alten) Sandsteinplatten verblendet:
Baufortschritt an der Friedrichsbrücke. Der neue verbreiterte Brückenkopf vor den Arkaden der Nationagalerie wurden schon mit (natürlich alten) Sandsteinplatten verblendet:
Man mag es ja kaum glauben, aber endlich geht's auch offiziell mit der Baumaßnahme los. Laut Die Welt und Focus findet am 18. Oktober die Grundsteinlegung für den Neubau der James-Simon-Galerie statt. An dieser wird Kulturstaatsminister Bernd Neumann teilnehmen. Dies wurde durch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mitgeteilt.
Im Baunetz dazu heute eine Bildergalerie, die die Weiterentwicklung des Projekts darstellt:
In einem Artikel bezeichnet die Berliner Zeitung den Bau der James-Simon-Galerie als Millionengrab, da jetzt bekannt wurde, dass der Foyerbau erneut teurer wird und inzwischen 98,8 Mio. Euro kosten wird - die 100-Mio-Euro-Schallmauer sei in Sicht.
Als ein Hauptgrund wird der schwierige Baugrund genannt und noch einmal ausführlich erläutert. Da dieser zuvor bekannt war, wird auch die Standortwahl kritisiert.
Zum Vergleich werden verschiedenen andere bedeutsame Museumsbauten in anderen Städten genannt, deren Bau deutlich weniger gekostet hat.
Angeblich gibt es bereits eine interne Streichliste, um die Mehrkosten wieder hereinzuholen. Diese betrifft u. a. das zeitliche Verschieben des Baus des Zentraldepots in Friedrichshagen, die Sanierung der Neuen Staatsbibliothek und evt. die Ausstellungsausstattungen im Pergamonmuseum und im Humboldt-Forum. Auch die Archäologische Promenade unter der Sockelgeschossen der Museumsinsel könnte zur Disposition gestellt werden, womit die James-Simon-Galerie einen Teil ihrer Berechtigung verlöre.
In diesem Zusammenhang kritisiert die Berliner Zeitung in einem weiteren Artikel das angeblich veralterte Konzept der Museumsinsel. Der geplante Hauptrundgang durch die Archäologische Promenade für den Massentourismus sei unsinnig, da Erfahrungen zeigen, dass Besucher sich ungern in Museen lenken lassen. Es werden mal wieder Vergleiche zu Paris und London gezogen, wo natürlich alles besser ist. Dort gäbe es mehr Platz im Eingangsbereich und die Besucher können sich dann verteilen, wie sie es möchten.
Noch ist die radikalste aller Lösungen des Problems möglich: Auf den Bau zu verzichten. Den wie nötig ist er wirklich? Seit 100 Jahren gelangen die Menschen in die Museen ohne eine James-Simon-Galerie.
Für das Geld könnte man locker die früher vorhandenen Brücken wiederaufbauen, um die Museen zu verbinden. Aber das wäre ja Rekonstruktion und damit Teufelszeug. Und es würde wohl die hochfliegenden Pläne der Bauherren stören, die sich hier ein weiteres Eigentor geschossen haben.
Selbst die größenwahnsinnigen Nazi-architekten haben diesen Baugrund gemieden: Auf dem Plan für das neue museumsviertel (wilhelm kreis, 1941) sind dort Bäume eingezeichnet.
Aber heute ist man ja technisch weiter. Einen 40 Meter tiefen Schlamm-Kolk zu überbauen? - Kein Problem! Und Geld spielt ja keine Rolle in Berlin. Denn ist der Haushalt erst ruiniert, baut sichs gänzlich ungeniert.
Na so lange, wie sich das schon durch diese ganzen Wasserprobleme zieht, ist das ja kein Wunder...Wobei 1/3 mehr ja eigentlich noch tolerabel ist. "Unerwartet schwierig" ist ja auch klasse!
Wieso hat man sich nicht dafür entschieden, den zentralen Eingang ins Schloss/einen Neubau auf derselben Fläche zu integrieren? So wäre dieses auch noch an die Promenade angebunden, es bekäme somit eine weitere Aufgabe/Daseinsberechtigung, das Neue Museum würde nicht zugestellt, der Baugrund wäre besser gewesen und man könnte von Süden nach Norden laufen, statt hin und her, wenn man auch noch ins Alte Museum möchte...Die nun zu bebauende Fläche hätte man begrünen können. Statt den Säulengang in Stein fortzuführen, hätte man dies z.B. durch eine Doppelreihe von Bäumen machen können...Vielleicht hat man aber davon abgesehen, weil die Nazi-Pläne ähnliches vorsahen :D?
Um es jetzt aufzugeben dürfte schon zu viel Geld den Kupfergraben hinunter geflossen sein...Aber ja, die Brücken (oder stattdessen auch Tunnel) wären wohl die simpelste Lösung gewesen.
Der Tagespiegel berichtet auch über die Kostensteigerungen allerdings in einem gemäßigterem Ton. Die Hauptschuld wird der unfähigen, insolvent gegangenen, ersten Baufirma zugeschoben, deren Pfusch zusätzliche Kosten und Verzögerungen bedeutet hätte. Das mag sein, ich frag mich aber immer wieder, warum muss immer der billigste Anbieter genommen werden und warum werden keinerlei Referenzen gefordert, die qualitative Arbeit sicher stellen! Da versteckt man sich auch sehr hinter dem Ausschreiberecht! Wenn der billigste Anbieter einem im Endeffekt hinterher teurer kommt, hat man damit ja nix verdient.
Im Artikel geht der Tagesspiegel auch auf die Planänderungen ein, die sich gegenüber der früheren Entwürfe ergeben haben. So werden etwa die Fenster im Sockelgeschoss am Kupfergraben erwähnt und auf den Verzicht der Überdachung der Freitreppe wird hingewiesen.
^^^ zuletzt #953
Der neue nördliche Brückenbogen zur Verbreiterung der Friedrichsbrücke wurde inzwischen eingesetzt:
Hier sieht man gut, dass der nördliche Gehweg dann wieder auf den Kolonnadengang vor der Nationalgalerie führt:
Dann noch zwei Fotos vom Baufortschritt nördlich der Nationalgalerie an der Spree (siehe auch zuletzt Beggis Beitrag #944
Bin ja mal gespannt, ob sie es diesmal hinbekommen, die neue Brücke fugenlos in den Bestand einzufügen... Bei der Monbijoubrücke haben sie es nicht hinbekommen und es sieht bei näherer Betrachtung billig und wie Pfusch am Bau aus. Bei der Rathausbrücke gibts zwar keine Fugen, wo ein ganzer Daumen reinpasst, aber man hat sich keinerlei Gedanken um eine mit dem Rest der Uferbefestigung harmonierende Steinverkleidung gemacht. Das darf doch eigentlich nicht sein, oder?
Eine nicht Rhetorische Frage: Was sind denn das für Fenster in der Uferbefestigung hinter dem Pergamonmuseum? Ich bezweifele doch stark, dass man da Fenster einbauen wird... Das heißt, ich hoffe zumindest, man wird da keine Fenster einbauen. Auf Visualisierungen zum Umbau der Museumsinsel sieht man die jedenfalls nicht...
Ich glaube, es steht nirgendwo, was da passiert, oder? Vermute mal, das werden Depot-Räume, hoffentlich als Ersatz für jene in dem zugemauerten Kolonnadenabschnitt. Viel mehr als Fenster fürchte ich, dass dieser Abschnitt vielleicht nicht verkleidet werden könnte.
Der graue Kasten war nur etwas provisorisches, oder?
@ Ben:
Hier sieht man auf der Visualisierung (ganz unten), dass eigentlich keine Fenster und (Gott behüte!) kein Sichtbeton geplant ist:
http://www.museumsinsel-berlin…monmuseum-spreeseite.html
Der graue Kasten ist der provisorische, neue Eingang für das Pergamonmuseum und wird wieder fallen, sobald die Umbauarbeiten am Museum abgeschlossen sind. Das wäre ca. 2025.
^ Ich vermute schon, dass man dort unter dem zukünftigen Platz (Lager)-Räume errichtet. Auf Beggis erstem Foto in #944 kann man es erahnen. Aus meiner Sicht spricht auch nichts dagegen, sofern darüber die begehbare Fläche wie geplant angelegt wird.
Fenster zur Spree wären doch nicht einmal schlimm - man wird die weiße Betonwand drumrum schon mit Sandstein verkleiden. Es wäre dann ein ähnliches Ergebnis wie beim U-Bf. Spittelmarkt.
Warten wir es mal ab.
Abendliche Eindrücke von der Museumsinsel, Festival of Lights
In der Nähe, an den Ufern, am Deutschen Museum
Blick in die Oranienburger Straße
Im Beitrag 961 tauchte die Frage auf, ob der neugebaute "Spreekeller" zur mit Sandstein verkleidet wird. Wird er. Auf den Bildern sieht man die erste Probeecke, für die man scheinbar aufgearbeitete Alt-Steine verwendet hat, wodurch es hinterher nicht strahlend neu aussehen wird. Siehe hier und hier.
...und noch eine Totale der Friedrichsbrücke.
Hatten wir eigentlich hier schon diese Seite des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung zum Bau der James-Simon-Galerie verlinkt?
Der letzte Stand dort ist zwar September 2013, aber es gibt eine hübsche, bebilderte Dokumentation des bisherigen Bauablaufs samt aufgetretener Probleme. Und unter Punkt 3. Termine findet sich dort auch ein Bild der bereits im Rohbau fertiggestellten neuen Kolonnaden zwischen James-Simon-Galerie und Pergamonmuseum.
Am Gebäude der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der HU sind nun die Hüllen gefallen.
Ich muss mein positives Urteil oben leider etwas einschränken und zugeben, dass mir der Erhalt der Zeitspuren in der Fassade eindeutig zu weit geht.
Insbesondere dieser Schaden hätte m.E. saniert werden müssen. Ich weiß auch nicht, von was er zeugen soll, außer von dem Einfluss von Wind und Wetter. Sieht fast wie ein absichtlicher Einblick in die Fassadenkonstruktion aus.
Vielleicht kommt aber auch doch noch ein Restaurator für das EG?
Und tatsächlich kam noch ein Restaurator:
So finde ich die Zeitspuren (Kriegsspuren) in Ordnung und durchaus lehrreich, wenn man drumherum noch das ein oder andere Rekonstruiert.
Nach dem Einsetzen des fehlenden Brückenbogens sind die neuen Ausmaße der Friedrichsbrücke nun vollständig zu sehen. (zuletzt in #960)
Die enorme Verbreiterung ist m.E. sehr beeindruckend im Vergleich zur schmalen Nachkriegsbrücke!
Hier noch einmal gut erkennbar, wie die Brücke in Zukunft direkt in die Kolonnade münden wird.
Die Sandsteinverkleidung für die Brücke liegt parat und wird vor Ort feingeschliffen.
Ein tolles Stück Stadtreparatur wie ich finde.
Ich glaube der Effekt durch die wieder vervollständigte Brücke wird enorm werden und zu einer Re-Urbanisierung an dieser Stelle beitragen...
... denn bei der zukünftigen Breite nehme ich an, dass es nicht wieder eine reine Fussgängerbrücke werden wird ...
Bei SenStadt heisst es: "Ein Projekt in historischem Kontext"
Verkehrliche Bedeutung: Die Friedrichsbrücke befindet sich im Stadtbezirk Berlin-Mitte und überspannt die Spree im Zuge der Bodestraße. Das Brückenbauwerk fungiert als Teil des übergeordneten Erschließungs- und Verkehrskonzeptes für die Welterbestätte Museumsinsel und ist als reine Geh- und Radwegbrücke konzipiert. Sie soll instand gesetzt und ergänzt werden. Hierbei soll das Brücken- und Straßenprofil verbreitert werden, um die ursprüngliche Bezugnahme des Bauwerks auf die Kolonnade vom Neuen Museum und die Nationalgalerie wieder zurückzugewinnen.
Die Friedrichsbrücke soll funktional und architektonisch als Eingangsbauwerk zu der als „Freistätte der Wissenschaft und der Kunst“ konzipierten Museumsinsel wieder Signalcharakter erlangen.
^ "reine Geh- und Radwegbrücke"
Das hoffe ich auch sehr. Kfz-Verkehr würde den stark von Touristen und Fußgängern frequentieren und (nach Abschluss aller Bauarbeiten) attraktiven Bereich doch sehr stören.
Bei den dort auftretenden Menschenmassen ist die Breite auch als Fußgänger- und Radfahrerbrücke sicher nicht überdimensioniert. So bleibt auch mehr Platz für Straßenmusiker usw. und leute, die einfach an der Brüstung lehnen und auf die Spree gucken. Und im Notfall kann auch ein Rettungswagen rüberfahren.
Ich finde, man sollte sich mal allgemein Gedanken machen zur Verkehrsführung auf der Museumsinsel. Das ist ja ein totales Kuddelmuddel. Gerade diese Sackgasse der Bodestr. zur Brücke hin ist doch als Fahrbahn total überflüssig. Asphalt weg und Pflastern und nur noch für Lieferverkehr zugänglich machen. Mal schauen, was kommt, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind.
Nur eben schade bei der Brücke - wie auch bei den anderen der letzten Jahre - dass sie jetzt bzw. weiterhin nen Bogen hat und nicht mehr wie einst gerade über die Spree führt, sodass man das andere Ufer sehen kann.