Erweiterung Bauhaus-Archiv

  • Mein derzeitiges Lieblingsprojekt zeigt die ersten Fassaden. Da sage nochmal einer, in Berlin entstünde nur Mittelmaß. Interessant ist, wie die Lasten am Empfangsturm abgeleitet werden. Primär über den Treppenkern. Deswegen ist die aussenliegende Gitterstruktur auch so filigran. Fantastisch. Das echte Museum der Moderne ;)





    meine bilder

  • ^ Ich bin dort leider schon länger nicht mehr vorbeigekommen, umso größer die Überraschung über das Ergebnis. Bei den letzten beiden Fotos dachte ich erst, du hättest neue Visualisierungen eingestellt, so schick sehen die aus! 🙂


    Transparent, verspielt, filigran und leicht - als ob es vorgespannte Schnüre wären. So kann auch ein mäßig hoher Turm klasse aussehen! Auch die unterschiedlich hohen Etagen tragen zum sehr positiven Eindruck bei. Ein Gewinn für das Bauhaus Archiv und die ganze Gegend! 👍

  • Ich bin begeistert! Ich habe immer an dieses Projekt geglaubt, so wie es die ersten Visus und Modelle gezeigt haben. Fantastisch und in der Tradition des Modernen Bauens! Und wie ausgesprochen gut es war nicht den Blockrand zu schließen wie es hier im Forum immer wieder gefordert wurde.

    Tausend Dank für diese neue Ikone! Einziger Wermutstropfen, dass es nicht rechtzeitig zum Bauhaus Geburtstag 2019 fertig war.

  • Wow.


    Ich kann mich Camondo nur anschließen, eines der besten Projekte Berlins seit der Wende. Man muss ich den komplett stützenfreien Raum im Innern vorstellen, mit einer Sicht nach außen, die nur durch das Mikado eingeschränkt wird.


    Spannend wird nun, wie das Ausstellungsdesign den offenen Raum aufnimmt. Stellwände wären ein Desaster.


    Das Vorhaben ist insbesondere bemerkenswert, wenn man sich die neuen, m. E. gescheiterten Museen zum Jubiläum in Weimar und Dessau vor Augen führt.

    Das Warten hat sich gelohnt.

  • ^ Absolut. Gespannt sein darf man auch auf den Ehrenhof im 1. UG. Das ist ein bemerkenswerter Kniff von Staab, um den (Alt-)bau noch mehr in Szene zu setzen.

  • Das ist wirklich sehr genial!

    Und wird, wie ich gerade sehe, die auf mich immer eher langweilig wirkende Klingelhöferstraße um einen Hingucker bereichern.*


    *Dass ich jetzt- – als kunst- und architekturinteressierter Typ – das Bauhaus-Archiv in der Gegend zwischen Anhalter Bahnhof und Tempdrom vermutet hatte, lassen wir mal so stehen...

  • Vielleicht stehe ich ja am Schlauch, aber diese von Euch so gepriesene "Genialität" mag mir nicht ganz einleuchten. Zugegeben das sieht sehr freundlich, fast strahlend aus. Aber mein zweiter Gedanke geht dann doch eine Szenerie weiter; was wann die Baustelleneinrichtung und das zugehörige Material weggeräumt ist und das "Türmchen" doch etwas verloren auf dieser Riesenkreuzung zurückgelassen wird.

    Ich mags nicht vorverurteilen, bin aber gespannt auf die finale Raumwirkung, von der ich noch nicht überzeugt bin.

  • Ich bin auch sehr gespannt auf die finale Wirkung. Und warum sollte der Bau verloren wirken? Es war ja garnicht die Intention zu protzen oder mit den mittelmässigen Kisten wie KPMG und CDU-Zentrale in diesem Bereich, durch Masse zu konkurrieren. Der Bau überzeugt allein durch seine Gestaltung. Hier tut mal ein Blick auf die Erste Seite dieses Strangs gut. Wenn man die damaligen ultra-negativen Posts mit dem Gebauten von heute vergleicht. Auch um sich die Finanzierung des Projekts nochmals zu vergegenwärtigen. Allerdings 2005 bis 2023 ist ein langer Zeitraum. Liegt aber im Berliner Mittel. 8)

  • ^

    Wobei sich die negativen Kommentare ja auf einen anderen Entwurf beziehen. Der von Staab ist "erst" knapp 8 Jahre alt.


    Das Türmchen mit seiner feinen Stäbchenstruktur finde ich aber auch besser als erwartet. Wenn der Rest analog den Visus kommt ist das sehr gelungen.

  • Ich finde vor allem die Begeisterung hier ungemein erfrischend! Was so ein bisschen Ornament an der Fassade doch bewirken kann! Oder würde hier jemand die rein dekorativen Stäbchen anders bezeichnen wollen?


    Und das beim Bauhaus-Archiv. Das befriedigt mich wirklich sehr.

  • Ne, tragend ist der Treppenaufgang in der Mitte, das wurde oben schon geschrieben. Oder war das jetzt Ironie? Das "Oha" interpretiere ich fast als ironisch.


    Interessant ist, wie die Lasten am Empfangsturm abgeleitet werden. Primär über den Treppenkern. Deswegen ist die aussenliegende Gitterstruktur auch so filigran.

  • Dabei liegt der Treppenaufgang gar nicht in der Mitte. Inwiefern man die Stabstruktur als Ornament bezeichnen kann, ist dann wohl Interpretationssache. Es ist ja keine reine Deko, denn auch hier werden Lasten abgeleitet.


    Ich bin froh, dass hier der Blockrand nicht geschlossen und der Gropiusbau somit in den Hinterhof verbannt wurde. Was für eine absurde Idee das war. Wenn man von der Urania hinaufschaut zum Archiv, springt einem als erstes der Turm in's Auge. Somit ist das Versprechen für mich eingelöst, dem Bauhaus Archiv wieder eine Adresse zu geben.


    Wie in Frankfurt mit dem jüdischen Museum, ist dem Staab auch hier ein Meisterwerk gelungen. Preisverdächtig.

  • Wenn sie vielleicht teilweise auch tragende Funktion haben, so genau können wir das hier nicht nachrechnen, erfüllen die Stäbchen doch vor allem schmückende Funktion. Insofern sind sie Ornament in dem Sinne, den Loos als "Verbrechen" bezeichnet hat.


    Letztlich ist es sowieso nur eine ideologische Fragestellung, ob etwas eine statische Notwendigkeit hat oder nicht. Im Ergebnis ändert sich ja die Anmutung des Gebäudes dadurch nicht und die ist durch die Fassade verspielt und wäre ohne Stäbchen nüchterner und eher Bauhaus-like.


    Wenn man nach Kriterien der reinen Nützlichkeit bewertet, ist das ganze Türmchen wohl eher ein Schmucktürmchen, ein Bauwerk mit vor allem dekorativer Funktion.


    Ich finde es ja auch ganz hübsch, aber das hymnische Lob meiner Vorredner belustigt mich dann doch ein wenig. Wie groß scheint die Sehnsucht nach einer gestalteten Moderne zu sein! Für mich ist der Bau kein Meisterwerk, sondern hat ein Niveau, das Standard sein sollte. Er zeigt, wie armselig der tatsächliche Standard heute ist, und daran haben die Heroen des Bauhauses eben bedeutenden Anteil.


    Die Ergänzung des Jüdischen Museums in Frankfurt funktioniert auch nur, weil sie vom Altbau partizipiert. Die Bezugnahme ist gut gemacht, mehr nicht. Mit Begriffen wie genial oder Meisterwerk bin ich zurückhaltender.

  • Wie kommen Sie darauf, dass das Empfangsgebäude fast ausschließlich dekorativer Natur sei? Es ist das Empfangsgebäude und leitet die Besucher in die eigentliche Attraktion, dem Gropiusbau mit seinem Bauhausarchiv.

    Ich verstehe ja, dass der Tradionalist dem Defätismus fröhnen muss, wenn kein Treese, Nöfer, Patschzke oder mindestens ein 200 Meter Turm gebaut wird. Hier ist das allerdings völlig unangebracht.


    Übrigens: Der BDA hat den sogenannten Lichtbau des jüdischen Museums von Staab Architekten im Jahr 2022 mit der "Großen Nike" ausgezeichnet, einem der wichtigsten Architekturpreise des Landes.

  • Bloß weil der Turm neben seiner Funktion auch eine dekorative Aufgabe hat widerspricht das doch nicht dem Bauhaus-Gedanken. Staab hat hier in seinen Ausmaßen und der Gestaltung des Turms eine gute Mischung gefunden auf das Ensemble aufmerksam zu machen ohne den Bestand zu marginalisieren. Das ist ihm imho auch in FFM sehr gut gelungen - wobei mich da der Innenraum mit seinem Raum- und Lichtkonzept noch weit mehr beeindruckt hat.

    Ich glaube auch nicht, dass man die Schuld für die vielen negativen zeitgenössischen Resultate nutzungs- und renditeoptimierter sowie allerlei Bauvorgaben unterliegenden Bauprojekte dem Bauhaus geben kann. Hier ist aber eh nicht der richtige Thread darüber zu diskutieren.

  • Letztlich ist es sowieso nur eine ideologische Fragestellung, ob etwas eine statische Notwendigkeit hat oder nicht.


    Ich finde es ja auch ganz hübsch, aber das hymnische Lob meiner Vorredner belustigt mich dann doch ein wenig. Wie groß scheint die Sehnsucht nach einer gestalteten Moderne zu sein!


    Och nöö... bitte nicht wieder in die typische Moderne-doof-Diskussion mit den üblichen Platzhaltern und Kampffloskeln abgleiten. Die Ansichten sind hinreichend bekannt und besprochen.


    Die positive Resonanz - insbesondere aus der Fachwelt - bezieht sich ja vor allem auch auf die Gestaltung des Entwurfes entsprechend der Vorgaben (Was hier generell viel zu selten in den Diskussionen berücksichtigt wird). Also die Achtung und Sichtbarhaltung des Gropiusbaus und die vor Tageslicht zu schützenden Ausstellungsräumlichkeiten. Das umzusetzen und trotzdem dem Bauhaus-Archiv einen "Leuchtturm" zu schaffen, ist wirklich hervorragend gelungen.


    Das einzige was mich stört und was ich einfach nicht ignorieren kann, ist, dass dieses Türmchen für mich überhaupt nicht nach Bauhaus aussieht. Die in scheinbar zufälligen Winkeln stehenden Streben erinnern an einen Birkenhain, die unterschiedlichen Geschosshöhen an ein ungleichmäßig gewachsenes Wesen oder ein gebeuteltes, ungleichmäßig aufgezogenes Akkordeon. Das verleiht dem Bau ein gewisses organisches, willkürliches Antlitz, was aus meiner Sicht im Widerspruch zum kubischen, schnörkellosen, funktionalen und modularen Charakter der Bauhausarchitektur steht. Sicherlich wird das jemand mit mehr Bauhaus-Sachverstand irgendwie argumentativ zurechtbiegen können, aber es stört mich wie eine Wimper im Auge.

  • Ich halte dies Türmchen ja auch vorwiegend für ein dekoratives Element, deshalb lehne ich es nicht ab, es schaut ja sehr hübsch aus. Die Streben wirken auch recht filigran, aber wenn man die vorherige Visualisierung sieht, dann wird die innere Tragestruktur durch die eher spiegelnden Scheiben bei Tageslicht kaum sichtbar sein. Aber es gibt ja auch dunkle Wintertage, bei denen das Türmchen schön von innen leuchten wird. Trotzdem halte ich es in seinem Zierwert für ein Paradox zur ansonsten das Schnörkellose bevorzugenden Bauhausarchitektur.


    Allerdings - beim Bauhaus-Archiv wird ja nicht nur die Architektur des Bauhauses präsentiert, sondern auch die diversen Werkstätten und den Einfluss auf die Kunst. Und damit haben wir dann ja auch das Dekorative. Somit könnte das Türmchen z.B. für die Weberei des Bauhauses stehen, deren Produkte ja durchaus auch filigran und nicht immer streng gradlinig waren.

  • JimmyMcGill : Dein letzter Punkt ist auch für mich der zentrale: Die Entscheidung für eine Ästhetik jenseits der Ästhetik, die sich das Bauhau eigentlich verordnet hat: Nämlich eine Ästhetik, die möglichst unverschnörkelt auf dem Funktionalen erwächst. Man kann hier diskutieren, ob hier ausgerechnet an einem Ort, an dem das Bauhaus zelebriert werden soll, dessen Bankrott inszeniert wird. Für mich entscheidender ist der Punkt, ob es als Ensemble eine Erinnerung erzeugen kann - ob es für diesen Ort "adressbildend" ist. Und das scheint mir der Fall zu sein.

  • Das entscheidende ist doch, dass der Blockrand nicht geschlossen wurde. Bauhaus und Blockrand sind wirklich zwei unterschiedliche Welten. Insofern ist dem Bauhaus-Gedanken doch sehr entsprochen. Und diese feinen Stäbe oder Streben finde ich absolut nicht dekorativ sondern funktional. Das ist reiner Funktionalismus. Kieselgur .... die Verglasung ist doch innenliegend, so dass die Stäbe immer sichtbar sind.