Das sind die Hochhäuser am Strausberger Platz. Sie markieren den Anfang des (sowjetischen) neoklassizistischen Teils der Karl-Marx-Allee. Bis zum Frankfurter Tor sind die Häuser übrigens fast alle saniert so weit ich weiß. Erst danach (in der Frankfurter Allee bis zur Kreuzung Niederbarnimstr.) sind die Häuser ziemlich runtergekommen.

Berlin
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stativision
Na z.B. Abriss von alten Gründerzeitbauten und Neubau von Supermärkten. -
weil das Thema hier jetz grad nochmal hochkommt: ich bin schon lange auf der suche nach fundierten und detailierten informationen über die entstuckungswelle in GANZ deutschland.. das entstucken von Häusern hat ja genau genommen schon in den 30er Jahren angefangen und ging bis anfang der siebziger. ich möchte einfach mal ganz genau wissen: wieso, weshalb warum ? hat jemand nen ordentlichen Text zu dem Thema ?
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Danke für die Antworten, ich habe diese Häuser noch nie live gesehen, auf dem o.geposteten Bild sehen die beiden sehr sehr schick aus finde ich...könnten auch in N.Y. stehen...hat noch jemand zufällig Bilder von den beiden Hübschen aus einer anderen Perspektive ?
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Hallo yyyves, auf die Schnelle:
http://www.dhm.de/magazine/fot…lehnartz/gross/abb105.jpg
Quelle: http://www.dhm.de/magazine/fot…lehnartz/gross/abb105.jpg
Es handelt sich auf dem Bild um den Strausberger Platz 1955, also einfach den Namen bei Google eingeben, wirst bestimmt noch fündig.
Die Bauten (und ein Großteil der Straße) sind in der Tat Beispiele für gelungene Architektur der Nachkriegszeit, die sonst eher selten in der Stadt zu finden ist. -
Danke...Wow, wird ja immer besser...
die sind echt schön die Jungs... -
Gelungene Nachkriegsarchitektur?
Vielleicht mal etwas allgemeines zur kurzen Neoklassizistischen Welle in Berlin. Nach dem Krieg sollte Berlin ursprünglich als Bandstadt aufgelöst und von großen Grünäumen durchzogen werden, als eine Konsequenz aus Mietskasernenproblemen und Bombenkrieg. Stalin hat die (ursprünglich linke) Moderne jedoch, wie man in Moskau sieht, nicht in sein totalitäres Führerkult und Selbstdarstellungsbild gepaßt, weswegen er die Devise zum monumentalen, traditionalistsischen Bauen mit regionalen Einflüssen herausgab. (Sehr schöne Beispiele dafür findet man übrigends in Kiev, viele der dort als "Alt" einegstuften bauten sind in Wahrheit stalinistisch). Die Regionalisierung der Stile sollte als Wiedergutmachung für die politische Gleichschaltung dienen.
In Berlien fand man diesen Regionalen Stil in den Bauten Schinkels, in Kiev in Barocken Formen. Im Süden der UdSSR in eher orientalischen, in Sibirien in typisch nordischerr Architektur.
Die Straßenplanung war bestimmt von den Demonstarions- und Paradevorstellungen Stalins, so führten die großen Achsen, sich immer weiter verbreiternd, ins Stadtzentrum. Die Straßenbreite ist dabei nicht nach Verkehrsaufkommen bemessen worden, sondern nach den Arbeitermassen bei großen Aufmärschen.
Die Bauten in Berlin standen unter dem Motto "Wohnpaläste fürs Volk" und waren dementsprechend ausgeführt. Der Architekt (leider Name vergessen) wohnte afaik auch selbst in einem seiner Gebäude.
Das Problem war nur, dass diese Häuser viel zu teuer und aufwendig waren um die Wohnungsnotleidende Bevölkerung unterzubringen. Deshalb halte ich diese Bauten auch für schlechte Architektur im weitesten Sinne, da diese Architektur ihre Primäraufgabe in keinster Weise erfüllen konnte. Das ganze ist eine stalinistische Wunschträumerei, protzig aber damals in Anbetracht der Not unmenschlich und in diesem Sinne keine Option für einen gelungenen Wiederaufbau. Sie ist überhaupt keine Option, da total Realitätsfern, weil hier so gut wie nichts vorgefertigt werden konnte. Im Endeffekt hat diese Architektur dazu beigetragen, dass unter Chruschtschow unter Zeitdruck die übelsten Platten möglichst schnell hochgezogen werden mussten um entsprechend viel Wohnraum schaffen zu können. -
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mik meint damit sicher, dass die Bauten an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigegangen sind - Ich bezog mich ausschließlich auf die Architektur als solche und genauer gesagt auch auf die heutige Situation und Sichtweise.
Für viele (auch für mich) sind Gründerzeitbauten gelungene Architektur, oder Häuser des Barock usw. (im Prinzip jedwede "schöne" Architektur), ohne auf die genauen Umstände der Entstehungszeit schauen zu müssen.
Hingegen wirken die vielgepriesenen Arbeitersiedlungen der 20er-Jahre auf mich oft dunkel und sehr beengt / klein, während ein pompöses Treppenhaus und hohe Decken in der Wohnung z.B. in Prenzlauer Berg großbürgerliches Wohnen versprechen.Was mich bloß wundert: Die Wohnungsnot zu der Zeit ist eine Tatsache, das stimmt, aber ich habe aus flüchtigen Gesprächen mit ehemaligen Bewohnern der neoklassizistischen 50er-Jahre-Bauten in Erinnerung, dass das Leben dort im Vergleich zur sonstigen Wohnsituation luxuriös war; mit eigenem Bad, ausreichend Platz, guter Küche usw., was der "schlechten" Architektur widersprechen würde. Gute Architektur gab es ja immer, solange es Eliten gab / gibt, die wiederum in jedem Regime oder System existieren.
Grüße
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Je genau, ich sage ja nicht, dass diese Gebäude rein architektonisch schlecht sind, ganz im Gegenteil sie sind "zu gut". Ich finde es nur sinnvoll, nebenbei zu erwähnen, dass diese Architektur trotzdem kein Vorbild für einen gelungen Wiederaufbau ist, da man die finanzielle Realität eben trotzdem Berücksichtigen muss. Ich richte mich also nur gegen die verkörperte Utopie, da zumindest ich persönlich ohne mein Hintergrundwissen früher dazu geneigt hätte diese Qualität als Maßstab für den weiteren Wiederaufbau herzunehmen. Deshalb fände ich es aber eben nicht so gut, wenn jemand sagen würde: "...seht euche diese langweiligen Trümmersteinmietswohnungen an, das ist ja der letze Dreck, so wie in Ostberlin, an der Frankfurter Allee, so hätte man aufbauen sollen!..."
Hätte man so wiederaufgebaut, wären wir eben heute noch damit beschäftigt unsere "Wohnpaläste" zu bauen. Trotzdem sind das schöne Gebäude und historische Baudenkmäler einer kurzen utopischen Epoche des Wiederaufbaus. -
OK, hab ich dann falsch verstanden...
Danke für die Ausführungen -
Zitat von b-a-t-o
stativision
Na z.B. Abriss von alten Gründerzeitbauten und Neubau von Supermärkten.
den hab ich übrigens ganz überlesen. wo werden denn derzeit gründerzeitbauten für supermärkte abgerissen? -
an snitch:
Zum Thema Entstuckungen nochmal. Hier eine Denkschrift von Adolf Loos.
Ornament und Verbrechen.
http://www.neumarkt-dresden.de/Texte/loos.html
Ich habe folgende erkenntnis gefunden und der welt geschenkt: Evolution der kultur ist gleichbedeutend mit dem entfernen des ornamentes aus dem gebrauchsgegenstande.
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@ nitsche: danke ... kenne ich aber schon wurde schon in einem anderen hochinteressanten Forum gepostet
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