Quartier Central (ehemals Güterbahnhof Derendorf)

  • Ich finde es immer wieder erstaunlich, mit welcher Chuzpe oftmals die eigene Meinung als Fakt herausgehauen wird und die Realität ohne tiefere Kenntnis anhand von Fotos beurteilt wird. Und allzu gerne in einer negativen, herablassenden Art. Wer jemals im Quartier Central war, weiß, dass das Viertel von einer zentralen Parkanlage geprägt ist, die von den Anwohner genutzt und gelebt wird. Diese liegt exakt auf der anderen Häuserseite der gezeigten engen Bebauung. Alles rechteckig und steril? Das trifft zumindestens für die ersten Bauabschnitte westlich des Parks nicht zu. Fehlende Cafés? Die Bar Olio liegt auf dem Gelände des Quartier Central, Zimmer No. 1 ist keine 250m von der gezeigten Baustelle, das Bermudadreieck an der Tußmannstr. beginnt am Ende des Parks des Quartier Centrals. Fehlende Menschlichkeit? Ich empfinde dieses Viertel als überdurchschnittlich lebendig. Wenn euch als selbsternannte Architekturexperten dieses Viertel (und so vieles andere) nicht gefällt, gebongt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Bewohner des Viertels das extrem anders sehen.

  • ^ Ich finde es eher unverfroren (wir müssen ja nicht immer mit Fremdwörter um uns werfen, die man dann erst mal ergooglen muss) von dir, dir anzumaßen, darüber zu urteilen, was anderen zu gefallen hat.

    Keiner hier bezeichnet seine eigene Meinung zur Wohnlichkeit (dazu muss man auch kein Architekturexperte sein) als Fakt - auch deine Meinung ist nur dein persönliches Empfinden oder willst du die hier als Fakt verkaufen?

    Dem einen gefällt es eben und dem anderen nicht - und von der Architektur wollen wir erst gar nicht sprechen, damit kann man keinen Blumentopf gewinnen.

    Die letzten Beiträge und der Fotobericht von mir beziehen sich übrigens auf den Bereich östlich des Berty-Albrecht-Parks zur Toulouser Allee hin und insbesondere auf das H2-Hotel.

    Diesem Bereich (inkl. der Hochhäuser) empfinde ich als kalt, seelenlos und ungemütlich, daran ändert auch der Park, den ich auch als wenig gelungen ansehe, nichts.

    Im übrigen dürfen die meisten, die hier ihr Meinung abgegeben haben (und erkennbar aus Düsseldorf sind), den Bereich auch schon persönlich gesehen haben....

  • Ich war persönlich da, und meine Meinung ist zwiegespalten: Es gibt durchaus gelungene Abschnitte in diesem 'französischen Quartier', hochwertiges Wohnen. Anderseits finde ich das Vollstopfen a la Nachverdichtung mit großen rechteckigen seelenlosen Baukörpern (Gewinnmaximierung!) der Investoren weniger gelungen. Ich möchte nicht in meiner neuen teuren Wohnung hinter dem letzten Klotz quasi Tür an Tür wohnen. Alles Geschmacksache. Und der Park wird erst in ein paar Jahren seine volle Größe und somit Urbanität und Mehrwert ausstrahlen.

  • Schon erstaunlich, wie abgehoben manche Leute sind. Les Halles und Le Flair sind mindestens gehobene Architektur, von der sämtliche übrigen NRW-Städte nur träumen können.

  • ^ Erst einmal hat persönlicher Geschmack nichts mit abgehoben zu tun und selbst wenn es "gehobene Architektur" (was immer man darunter verstehen mag) sein sollte - muss mir das dann gefallen oder ist das ein Maß für Schön? Eindeutig Nein!


    Zudem reden wir aktuell auch gar nicht von Les Halles (Westlich des Berty-Albrecht-Park) oder Le Flair (Nördlich der Zoo-Brücke an der Marc-Chargall-Straße), sondern wie oben schon geschrieben, vom Bereich östlich des Berty-Albrecht-Parks zur Toulouser Allee hin, inkl. der Hochhäuser und insbesondere über das H2-Hotel.

  • es geht nicht um persönlichen Geschmack, sondern darum, dass manche Leute Architektur in Düsseldorf für Standard halten. Das hier realisierte Level gibt es hierzulande noch in München oder Hamburg. In der großen Mehrzahl anderer Großstädte wie Essen, Dortmund, Hannover oder Bremen ist die bauliche Realität eine ganz andere!

  • Was ich ganz gelungen finde, ist das was an der Schirmerstr gebaut wurde, zB New York Village, was das Flatiron Gebäude etwas zitiert. Auch das übrige, was im ersten Bauabschnitt Quartier Les Halles realisiert wurde, gefällt mir ganz gut. Le Flair ist m.E Dubai-Architektur, aus der Weite sieht das teuer aus, aus der Nähe irgendwie kitschig, mit den Säulen und dem Putz. Eine Architektin erzählte mir mal, dass dort in den Wohnungen billiges Material wie Klickparkett verbaut wurde, was teuer aussieht, aber billig ist.


    Im übrigen nerven mich die französischen Namen etwas, weder hat das dort irgendetwas mit französischer Architektur zu tun, noch hat es Flair. Etwas wie Restaurant in die Touri-Städten, die einheimische originale Gourmetküche bewerben, aber überteuerten Standard-Fraß anbieten.


    Das Les Halles Gebäude abzureißen, finde ich einen großen Fehler, dass hätte dem Viertel Flair gegeben, warum Bar Olio die Abrißbirne überlebt hat, keine Ahnung..


    Unter gehobene Architektur verstehe ich auch z.B Gebäude von Ralf Schmitz, die werden recht geschmackvoll designt und an den Materialien wird nicht gespart, zumindest was man außen sehen kann mit Natursteinfassaden, was wiederum auch die Architektin als Gegenbeispiel zu Le Flair erwähnte... Sind dafür aber so unglaublich teuer.

  • Auch als nur Ex-Ddorfer mit Freunden in der Stadt, die gute eineinviertel Stunden von meiner aktuellen Provinzheimat Münster entfernt ist, erlaube ich mir ein Urteil.

    Das Olio war schon zu meinen Studienzeiten Anfang des Jahrtausends angesagt. Das Zimmer No1 kenne ich von mehreren Besuchen. Und beide sind ja nun das beste Beispiel, dass im Viertel selbst etwas fehlt. Denn beide Läden leben vom Charakter ihrer Gebäude, insbesondere das Zimmer. Das Olio hat man quasi umbaut& will es jetzt als gastronomische Monstranz vor sich hertragen, obwohl das ganze Viertel- vom Hotel abgesehen- selbst nichts in dieser Richtung und zur weiteren Belebung beiträgt?


    Und, ja, der Neubau an der Toulouser 11a ist eine optische Zumutung sondergleichen, schon auf der Visu, die ja sonst bekanntermaßen wie weichgezeichnete Idealdarstellungen daherkommen. Geschmäcker sind verschieden und Wohnvorstellungen auch, so dass hier natürlich, neben reinen Anlegern, auch echte Menschen glücklich sind und werden. Aber in einem Architekturforum dürfen hoffentlich auch weiterhin wir Laien und „selbsternannten Experten“, die ja trotzdem tagtäglich Betrachter solcher neuen Stadtteile sind, unsere ganz subjektive Meinung zum Besten geben. Wer hier nur architekturtheoretische Elfenbeinturm-Kamingespräche unter Fachleuten führen möchte, der möge seinen eigenen Strang mit Zugangskontrolle errichten.

  • Ich sehe das auch so. Das Viertel ist ähnlich dem Frankfurter Europaviertel-West bis auf den oben schon erwähnten ersten Bauabschnitt gesichtslos und lieblos umgesetzt. Ich habe Freunde die zwei Wohnungen im LeFlair bewohnen. Die Qualität der verbauten Materialien ist echt nicht gut - auch nicht echt schlecht. Aber das was sich aussen zeigt, setzt sich innen fort - Beliebigkeit. Und dann bei Preisen wo ich als Hausbesitzer aus dem Düsseldorfer Umland mit den Ohren schlacker bei 1500-2000€ pro qm weniger hätte ich das einen fairen Preis genannt....das städtische Wohnumfeld ist meinem klein- bis mittelstädtischen haushoch von der Lebensqualität (mit Kindern) unterlegen....Im LeFlair die 5-8 jährigen Kinder mit den Worten "geht mal alleine draußen spielen" ohne Sorge (Toulouser Allee, Straßenbahn, Raser im Wohnviertel - sorry anders kann ich das nicht sagen) raus zu schicken ist annähernd unvorstellbar...


    Die Bauten die in Ende der 50er/Anfang der 60er durch die Bundespost, die Deutsche Bundesbahn und Genossenschaften errichtet wurden (vornehmlich Lörick/Oberkassel) sind von der Großzügigkeit - und ich lehne mich mal aus dem Fenster auch von der Qualitätsanmutung und der Anlage des Wohnumfelds im Vergleich der Jahrzente deutlich hochwertiger gewesen (Mein Opa und Oma haben auf dem Lichtenbroicher Weg ein Postwohnung bewohnt). Eine Einschränkung: Dieser fiese Sandputz auf dem keine Tapete hält.


    Es wird Zeit den Wohnungsbau auch von Seiten der Politik wieder in die Hände von dem Gemeinwohl orientierten Bauherren zu vergeben und die Investoren für diese unsägliche Preisspirale abzustrafen. Auch die Unternehmen die damals Werkswohnungen errichtet haben, waren nicht in erster Linie am Profit orientiert, sondern wollten ihren Mitarbeiten ein Wohlfühlumfeld bieten, um diese länger an die Firma zu binden - was sich langfristig als profitabel herausstellt.

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  • Ich kann viele der angeführten Punkten zum Quartier Central nachvollziehen. Sicherlich sind nicht alle Gebäude in dem Viertel optimal gestaltet oder platziert worden.

    Trotz alledem ist das Viertel sehr beliebt und gerade bei gutem Wetter auch sehr lebendig. Die Leute sind bereit hohe Mieten in zu bezahlen um dort wohnen zu können.


    Eigentlich sollte doch gerade das der Maßstab für eine gelungene Quartiersentwicklung sein.

  • Wenn Leute, die hohe Mieten zahlen, die Art sind, wie wir die Dinge bestimmen, dann gehen wir in eine seltsame Richtung. Die Leute mögen vielleicht eine Wohnung und haben trotzdem ein Problem mit dem Stadtgefüge des Viertels.


    Grafental hat hohe Mieten und ist für mich das schlechteste Beispiel für Stadtplanung, die das gut aussehen lässt. Auch es gilt als gehobenes Wohnen. Ist aber wieder seelenlos. Stadtteile brauchen kleine Cafés in den Parks. Eine Mischung aus etwas Einzelhandel an der Straßenfront, um den Stadtraum zu beleben. Ansonsten altert es nicht gut, und es gibt viele Beispiele für dieses Versagen weltweit, ganz zu schweigen von unserer Stadt.


    Ich bin für Dichte und Höhe und neue Auswirkungen auf eine Stadt. Aber halten Sie es richtig gemischt genutzt. Wenn uns Covid etwas gezeigt hat, dann, dass wir in der Lage sein wollen, zu Fuß zu gehen und in unserer direkten Nachbarschaft mit mehr lokalen Geschäften, Läden und Cafés zu leben. Gebiete, die diese Integration vernachlässigen, werden nicht erfolgreich sein, wenn in den nächsten 5 Jahren strengere Regeln für den Autobesitz, Parkgebühren usw. als Teil der grünen Revolution eingeführt werden.


    Aber das ist nur meine Meinung.

  • ^ alles vollkommen richtig erfasst. Wir sind derzeit in Holland im Urlaub. Was ich hier immer bewundere ist, dass selbst in den kleinsten Städten einem stets das Gefühl vermittelt wird, dass es sich um einen lebhaften und angenehmen Ort handelt. Eben weil die ganzen kleinen Cafés Läden und so weiter überall durchgängig vorhanden sind. Selbst die moderne/neuere Wohnbebauung ist in aller Regel eine angenehme Weide für das Auge wo man sich gerne aufhält.


    Da kann das, was bei uns in den letzten Jahrzehnten gebaut wurde und noch wird nicht im Ansatz das Wasser reichen.