Gebäude die Berlin verdient hätte!

  • Woher kam dieser Drang der Architekten nach dem 2WK, Berlin so drastisch verändern zu wollen? War es allein die einmalige Chance nach der Zerstöung der alten Stadtstruktur utopistische Planungen zu verwirklichen, die sonst nie konsensfähig wären? Viele der Planungen erscheinen mir ähnlich autokratisch wie das Germania-Projekt. Spielt hier auch eine Rolle, dass man zu dieser Zeit den Menschen neu erfinden wollte?

  • Laut dem Ausstellungskatalog war es so, dass es neben den offiziellen Wettbewerben, die von der Stadt und von der Regierung ausgelobt waren, auch inoffizielle Visionen für die gesamte Stadtmitte in Auftrag gegeben wurden. Dabei waren die Auftraggeber neben Tageszeitungen besonders Museen diverse Galerien und auch private Mäzene.
    Dabei handelte es sich um ein Phänomen, das vor allem in Berlin anzutreffen war.

  • Ich war auch in der Ausstellung und manches ist einfach nur krank. Auch wenn Visionen wohl eh nicht ausführbar sind, etwas realistischer könnten sie schon sein. Manches (vor allem Liebeskind) erinnert eher an abstrakte Kunst oder Mondsiedlungen, als an eine Stadt.

  • ^^
    Eben und deswegen ist Berlin halt die architektonisch vielschichtigste und interessanteste Stadt der Welt. :):cool::daumen:

  • Salamanderhaus


    (C) Bundesarchiv, gemeinfrei


    Das Salamanderhaus stand an der König- (Rathausstraße) Ecke Hoher Steinweg (Verlängerung der Jüdenstraße in das heutige "Rathausform" hinein.

  • ^^^^ Ich bin nicht sicher, ob ich dieses Bild richtig verstehe. Zwei von Mauern eingekreiste Straßenblöcke, in der Mitte führt eine Brücke mit Treppen über den Mauern und der Straße. Ein nachgebautes Ghetto, das man nirgendwo in Deutschland verwirklichen könnte, weil die eingeschlossenen Einwohner zuerst heftig protestieren und dann (im unwahrscheinlichen Fall der Niederlage) schnell wegziehen würden. Ein sehr makabres Projekt. Warum sollte Berlin solches verdient haben?

  • Kann mir jemand genaueres zu diesem Entwurf von Henselmann (1952) für den Alexanderplatz sagen?



    Keine Urheberrechte angegeben (1. Seite)


    Gibt es da noch genauere Modelle/Ansichten? Was hatte es damit auf sich? War das ein alternatives "Zentrales Gebäude" anstelle auf dem Schlossplatz? Wäre das die Vollendung der Stalinallee gewesen?


    Wo genau hätte das gestanden, lässt sich anhand des Bildes ja kaum sagen? Gibt es da Modelle von? Wie hoch wär das wohl gewesen, 140m ca.?


    Ich denke, man sollte einen historisierenden Wolkenkratzer am Alex bauen, der sich an diese Gestaltung anlehnt und sozusagen das Band vom Frankfurter Tor am Alex vollendet und so auch die städtebauliche Verbindung herstellt. Das wäre wirklich einzigartig, berlinerisch und etwas für die Ewigkeit.

  • Rein ästhetisch hätte ich kein Problem damit, obgleich ich andere Entwürfe passender fände und es gibt auch andere Möglichkeiten zu historisieren. Politisch dürfte es zudem kaum gangbar sein, so eine Hommage an die Architektur der DDR/ Sowjetzone zu schaffen.

  • Aus dem genau zuvor eingestellten Bild auf Seite 1 ist die Lage des Turms eigentlich gut einzusehen


    Interessant. Damit steht er ziemlich exakt auf der Fläche der Georgenkirche... sicherlich kein Zufall. Das Thema hatten wir doch gerade in einem anderen Thread.

  • Ein ebenso großer Verlust, das Columbushaus am Potsdamer Platz.


    Was ist denn der konkrete Verlust daran :confused:


    Völlig unpassend und egoistisch gegenüber der Nachbarschaft und banale Architektur.

  • ^^ Banale Architektur? Ganz und gar nicht, sondern zu seiner Zeit (1932!) sehr wegweisend und zu recht eine Ikone der modernen Architektur. Wenn es heute noch stehen würde, wäre es sicherlich ein Baudenkmal. ;) Unpassend und egoistisch ist ehrlich gesagt auch eine etwas naive Formulierung. Immerhin bietet sich so ein Grundstück wie der Potsdamer Platz für herausgehobene Bauten an.

  • Aus damaliger Sicht sicherlich beachtenswert aber da wir im Westen mittlerweile halbe Innenstädte haben die so aussehen, kann man da wohl heute gut drauf verzichten.

  • Ja, das Columbushaus von Erich Mendelsohn, in Augen mancher Historiker/Kritiker sein bester Bau, eine der ersten Curtain Walls im Bürohausbau, zudem unvergleich elegant in Architektur und Detail. Wenn heute in Westdeutschland halbe Innenstädte aus solcher Architektur bestünde, hätte die Moderne wohl kaum ein Akzeptanzproblem.

  • Ich beziehe mal die mittlere Position. Ich finde es heute auch nicht mehr besonders, aber es ist wohl schon ein Museumsstück. Das würde man aus Prinzip nicht abreißen, allerdings hätte man auch noch Massen an Gründerzeitbauten in der Umgebung, die die Modernität abfangen. Wenn das heute in unseren Städten stehen würde, wäre das schon eher ein Abrißkandidat. Ich habe auch schon anderswo, vielleicht im APH-Forum kritische Bezugnahmen auf's Columbushaus gelesen und zwar mit dem Tenor: Schaut euch mal an, nicht nur nach '45 hat man Schrott gebaut. Das fing schon in den 30ern an.

  • ...Wobei das sogenannte APH-Forum diesbezüglich wohl kaum als Instanz gelten kann, wurde das Columbushaus doch als Stahlskelettbau errichtet und nicht als Holzfachwerkkonstruktion ;)

  • das columbushaus ist und bleibt eine ikone der moderne in berlin! nirgendwo sonst hat man zu seiner zeit so fortschrittlich gebaut... und jetzt... schwelgt man hier (am potsdamer/leipziger platz) in zitatensammlungen der architekturgeschichte und baut bestenfalls auf kleinstadtniveau.
    schade schade.

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