Spree 2011 - saubere Spree und neue Flächen

  • Und dann muß das Ganze unbedingt mit einem banalen Flussbad kombiniert werden? Was soll dieser Unsinn?


    Was ist an einem Flussbad banal?
    Das Flussbad ist u.a. Ausdruck des momentanen Zeitgeistes. Im positiven Sinne.



    Falls mir jetzt jemand vorwerfen sollte, daß ich übertreiben würde, dem gebe ich folgendes zu bedenken. Die Legitimation für die Finanzierung durch Bundesmittel war die kulturelle Einzigartigkeit der Museumsinsel. Als es um die Finanzierung gegangen ist, galt die Museumsinsel als Heiligtum. Und jetzt plötzlich nimmt man es mit der Heiligkeit dieser Stätte nicht mehr so genau.


    "Heiligtum" ist aber auch Begriff mit Interpretationsspielraum. Ein Flussbad mitten in der Stadt kann ein sehr _schöner_ Ort werden, der die Museumsinsel hervorhebt und ihr ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal gibt.


    Das ist die Smartphone-Generation. Alles muss irgendwie kombiniert und integriert werden. Von daher ist es natürlich konsequent, daß man eine UNESCO-Weltkulturstätte mit einem Freibad kombiniert.


    Wenn man es so betrachtet: ja.
    Ja und?
    Ist die sogenannte Hochkultur etwas, das man nur im Anzug entsprechend würdigen kann? Vielleicht tut der (oft elitär wirkenden) Hochkultur ein bisschen Volksnähe ja gut.
    Auch damit sind wir wieder beim Zeitgeist.



    Frage: Warum realisiert man hier ein Freibad? Warum eigentlich keine Döner-Bude? Warum kein Bordell? Schließlich nehmen wir es mit der Hochkultur ohnehin nicht so genau, nicht wahr?


    Weil ein Freibad kein Bordell ist.


    (Ich ließ mir sagen Hochkulturgänger seien gelegentlich auch Bordellgänger)

  • Weil ein Freibad kein Bordell ist.


    Natürlich handelt es sich um unterschiedliche Dinge, aber beide sind hier gleichermaßen fehl am Platz. Die Nennung eines Bordells sollte eine pointierte Spitze darstellen. Wenn du dich daran störst, dann streiche ich das Bordell aus meiner Argumentation. Am eigentlichen Argument ändert das allerdings nichts.


    Aus meiner Sicht ist auf der Museumsinsel alles fehl am Platz, was über die Nutzung als Museum bzw. als Ausstellungsstätte von Kulturgütern hinaus geht.


    Nochmals: Berlin ist nun wirklich groß genug. Falls es an Freibädern mangelt, läßt sich sicher an anderer Stelle ein Platz für ein Freibad finden. Aber nicht hier!

  • Ich finde die Pläne ganz schön weitgehend in einer sehr sensibelen Umgebung. Im Bereich der Fischerinsel gehen sogar potentielle Bauflächen verloren. Der Charakter des Spreekanals wird auch durch das Schilf völlig verändert. Hat da nicht der Denkmalschutz etwas mitzureden? In einer weniger historischen Lage wäre das alles machbar. Aber Hier?


    Zumindest müsste eine sorgfältige Pflege sichergestellt sein. Nicht gerade eine Stärke Berlins, leider.

  • ...daß man eine UNESCO-Weltkulturstätte mit einem Freibad kombiniert.


    Vom UNESCO-Teil der Insel sieht man nichts vom Flussbad. Der Filtergraben ist Süd-Östlich und der Schwimmbereich hört vor dem Alten Museum auf. (Er wird durch die Bäume des Lustgartens klar von diesem getrennt sein)


    Der Standort ist so gewählt, da so im nördlichen Spreearm der Schiffsverkehr normal weitergehen kann.


    Eine große Freitreppe neben der Wippe gefällt mir rein optisch sehr gut und das von Berlin international angestrebte junge und kulturelle Image verkörpert ein Flussbad an genau dieser Stelle erstklassig.


    Der Filtergraben würde durch Flora und Fauna seinen Bereich eher aufwerten, und ich persönlich würde mich nicht von Badenden gestört fühlen falls ich mir die moderne Wippe oder das moderne Dachrestaurant antun möchte. (Die einzigen Standorte auf der Insel, von wo man die Badenden überhaupt richtig bemerkt)


    Edit: Rotes Rathaus, warum gehen Bauplätze auf der Fischerinsel verloren?

  • Nichts gegen ein Flussbad, war früher gang und gäbe. Auf der Spree in Mitte und anderswo gab es um 1900 richtige Schwimm-Meisterschaften.


    Trotzdem: warum genau hier, wo die Spree fast am schmalsten ist und der Fluss optisch richtiggehend unterbrochen wird? Im übrigen sehe ich auch schon unappetitlichen Müll im Schilf hängen. Und wer will vor den Augen tausender Touris baden? Ich glaube, man will mal wieder besonders cool und laissez-faire sein und aller Welt zeigen seht wie öko alles ist, man kann sogar mitten in der Stadt im Fluss baden. An sich auch wiederum keine so schlechte Message, aber der Ort ist wirklich respektlos gewählt. Dass dann noch 2,6 Mio öffentliche Fördergelder da rein wandern macht mich schon etwas fassungslos. Naja, die Hipster und Berufscoolen werden sich freuen, dem überall lauernden Bildungsbürgertum schön eins ausgewischt zu haben ;)


    Weitere schiefe Vergleiche: Pissoir auf dem Bebelplatz, einer Skaterbahn unter den Linden, ein Spielplatz im Lustgarten oder Kleingärten im Tiergarten. Oder ganz real: Kennt jemand diese unmöglichen riesengroßen rotweißen Absperrschilder, die in der Friedrichstraße die Nebenstraßeneinmündungen seit nicht allzu langer Zeit völlig versauen? Damit dort Fahrräder stehen können, als wenn das nicht eleganter ginge. Alles hat am sensibel gewählten, richtigen Ort seine Berechtigung und erhöht die Lebensqualität der Stadt, gewaltsam irgendwo reingepresst bewirkt es oft das Gegenteil.

  • Ich glaube die Frage, warum genau hier lässt sich recht einfach beantworten, zumindest wenn so was in zentraler Lage umgesetzt werden soll. Der Spreearm ist nun mal nicht für Schiffe freigegeben. Ich fände auch die Rummelsburg als zentrale Bademöglichkeit sehr gelungen, allerdings ist es ja auch nicht so, dass es Berlin an Bademöglichkeiten mangeln würde.
    Dementsprechend finde ich das Projekt in zentraler Lage spannend und es legitimiert sich durch seine Einzigartigkeit. Auch die natürliche Flussreinigung in zentraler Lage finde ich auch sehr gut. Alle reden immer davon, dass Berlin vorreiter sein soll. Das wäre doch mal ein Ansatz.

  • Es geht in der Spree vermutlich nur hier, da nur der Seitenarm so geklärt werden kann (keine Schifffahrt). Oder eben an der Rummelsburger Bucht, was man auf jeden Fall zusätzlich machen sollte, da hier kaum Badeseen liegen. Alternativ müsste man die Stadtspree komplett sauber bekommen und könnte mehrere Flussbäder einrichten (vermutlich viel teurer).


    Zu den Bauflächen: Der Mäander, zu dem der Kanal an der Fischerinsel werden soll, macht eine Bebauung bis an die Kanalmauer unmöglich. Hier wären momentan potentielle Bauplätze für eine Verdichtung vorhanden.


    Ich würde das Bad dort bestimmt gelegentlich, eventuell sogar häufiger nutzen, zumal ich ganz in der Nähe arbeite. Dort zu schwimmen, das hätte schon etwas. Dennoch bin ich skeptisch, auch wenn man sich den siffigen Zustand von manch übernutzter Badestelle in Berlin anschaut. Das kann bei zigtausenden Touristen auch ganz schön aus dem Ruder laufen, wenn im Lonely Planet ein solches Bad als Muss angepriesen wird.

  • Was spricht dagegen?
    Was dafür spricht ist doch _gerade_ der Standort.


    Auch wenn ich persönlich an der Stelle kein Flussbad bräuchte, sehe ich das in diesem Fall ähnlich.


    Ob es uns Berlinern nun gefällt oder nicht, Berlin hat sich in den letzten 20 Jahren nun einmal einen Ruf als globale Metropole des Easy living und der schrägen Gegensätze erworben und lebt davon nicht schlecht.


    Und da muss man halt alle paar Jahre einen neuen Akzent setzen, wenn man verhindern möchte, dass das Markenimage verblasst. Über ein "Flussbad in Rummelsburg" wird in London, New York und Tokio jetzt eher nicht berichtet, über ein "Flussbad zwischen Schloss und Weltkulturerbe-Museen" ganz sicher.

  • Wie man sieht sind im unteren Bereich, zwischen der Gertrauden- und der Schleusenbrücke ein riesiges Filterbecken mit meterdicker Kiesschicht und Schilf zur natürlichen Reinigung des Flusswassers geplant. [...] Ich finde es mindestens gewöhnungsbedürftig, oder gar befremdlich?


    Danke zunächst für die Bilder! Mir gefällt gerade das erste Bild mit dem kleinen "Uferpfad" besonders gut (auch wenn ich stark annehme, dass man diesen nicht wie gezeigt völlig ohne Absperrung realisieren könnte). Aber für mich wäre das eine klare Aufwertung der doch oft steril wirkenden Spree. Etwas Flora und womöglich auch Fauna würde zurückkehren. Dem oft angesprochenen fehlenden Bezug der Stadtmenschen zur Umwelt würde hier entgegengewirkt und selbst zu einer saubereren Innenstadtluft würde immerhin ein kleiner bescheidener Beitrag geleistet. Leider teile ich aber die bereits geäußerte Skepsis daran, ob so was gerade in Berlin lange sauber bleiben würde. Wir hatten in der Schule auf dem Außengelände auch mal einen kleinen naturierten Bereich mit Teich/ Schilf etc. Nach einer Weile war das nur noch eine hässliche Müllhalde von den üblichen Blechbüchsen, Plastik- und Papierstückchen bis hin zu kompletten Fahrrädern. Das wäre mE leider auch hier nicht unwahrscheinlich, zumal die Vermüllung ja nach dem "broken-window-Effekt" stetig zunimmt wenn - wie in Berlin üblich - lang genug gar nichts passiert um Abhilfe zu schaffen.


    Bild 3 kannte ich schon. Ich fände allein die Aussicht auf so schöne Ufertreppen großartig und irgendwie auch geradezu weltstädtisch urban. Für Schwimmer (zu denen ich mich gelegentlich auch zähle) wäre so ein optisch reizvoll umrahmtes 750m-"Becken" auch genial. Zumindest gegen Ende des Sommers dürften die Wassertemperaturen in der aufgeheizten Innenstadt auch einigermaßen erträglich sein und kurze Erfrischungen attraktiv machen. Bliebe bei einem so langen und breiten Schwimmbereich mit Strömung aber ganz ohne Bahnen der Aspekt der Sicherheit. Das dürfte wie die Sauberhaltung des gesamten Kanals nicht ganz billig bzw. einfach werden.


    Mein Fazit: Wenn man es so geliefert bekäme wie auf den Bildern suggeriert, dann wäre ich begeistert. Ich fände das auch keinesfalls unsensibel oder unwürdig für den Standort. Auf der praktischen Ebene bin ich hingegen etwas skeptisch. Und wie teuer das Ganze am Ende tatsächlich wird, ist ja auch noch offen. Ob man das alles wirklich zum Anlaufen bekommt und dann am Laufen erhalten kann?

  • 1. Die Spree in Berlin ist völlig überlastet mit Freizeit-Schiffsverkehr. Deshalb ist zwischen Kongresshalle und Oberbaumbrücke z. B. schon das Paddeln und Rudern wasserpolizeilich verboten worden. Entlastung brächte eine Sanierung der Schleuse am Auswärtigen Amt, damit man den Kupfergraben wieder für die Schiffahrt benutzen könnte. Ein Trockenlegen des Spreekanals ist wirklich Quatsch.


    2. Das Flussbad ist eine Kopfgeburt. Die Illustrationen zählen allesamt zu den Hauptverdächtigen in Sachen Renderingbeschiss. Da nach dem Bau keine gemeinnützige Organisation Unterhalt und Betrieb organisieren wird sondern entweder die Bäderbetriebe oder Private stellen sich folgende Fragen:


    - wo sind die Umkleiden?
    - wo wir Eintritt gezahlt? Schranke? Zaun?
    - Toiletten?
    - Imbissstände? Restaurant?
    - Parkplätze?


    All dies wird im Weltkulturerbe schwer möglich sein. Dann steht die Ufereinfassung noch unter Denkmalschutz.


    Wenn man all' die Bedürfnisse von Sommerbadern befriedigt, sieht das Bild ganz anders aus...


    Zusammengefasst: grober Unfug.

  • Wieso man unbedingt in der Spree, unter den Augen zahlreicher Sightseeingtouris, in der weder besonders warmen noch besonders sauberen Spree schwimmen sollte ist mir nicht klar. Auch gibts da ja keine großen Wohngebiete, d.h. man müsste seine Sachen daheim in Schöneberg packen, mit der neuen U5 zur Museumsinsel fahren um dann dort im Fluß zu baden. Und dann ungeduscht, oder solls in dem Sockel auch noch einen Sanitärtrakt geben, wieder anziehen und mit der U-Bahn zurück (Parkplätze gibts da ja auch nicht wirklich). Bei aller Liebe, dann fahr ich gleich woanders hin, wos ruhiger und sauberer ist, ich kenne wenige Innenstadtflüße die so widerlich sind, gerade im Sommer bei bestem Badewetter schon so widerlich stinken, wie die berliner Stadtspree. Was da so n bischen Schilf und Uferbepflanzung paar m weiter bringen soll, die klare Isar wird trotzdem nicht draus. Bis hin zu ganz praktischen Fragen, wer klaubt zB regelmäßig Glasscherben von den Steinstufen (wir kennen doch unsere Pappenheimer, sobald sowas öffentlich zugänglich ist und es dunkel wird...) damit man nicht barfuß reintritt, solche Einrichtungen müssen sozusagen "berlin-proof" gestaltet sein.

  • Heisst das denn nun dass bereits entschieden wurde dass das Flussbad entsteht oder sind die 3,9 Millionen nur Geld für Marketingausgaben, Analysen und sonstige heisse Luft?
    Fände es toll wenn das Flussbad entsteht, einmalige Idee meiner Meinung nach und gerade in dieser Ecke ein toller Kontrast!

  • Ich finde die Anmutung mit den Treppenstufen zur Spree hin eigentlich recht attraktiv. Soweit ich den Veröffentlichungen entnehmen konnte soll es sich ja nur um eine öffentliche Badestelle handeln, soll heissen man kann dort baden. Von einem kommerziellen Freibad oder Spassbad habe ich nichts gelesen. Also wird sich eine bunte Mischung von Touristen und im Sommer einigen die dort baden wollen einfinden. Was ist dagegen einzuwänden?
    Auch der Einwand, dass der historische Ort durch die Badestelle entwürdigt wird sehe ich so nicht. Letztes Jahr hatte ich hier ein Paar Bilder von Schwimmbädern mitten in der Seine vor dem Louvre in Paris gepostet. Anscheinend haben andere Länder einen unverkrampfteren Umgang damit ihre kulturhistorischen Stätten mit den Bedürfnissen ihrer Bürger in Einklang zu bringen.
    Was allerdings wirklich mal angegangen werden muss ist der inzwischen zu dichte Verkehr von diesen Ausflugsschiffen, die fahren ja schon Bug an Kiel. Mir ist auch schleierhaft wieso die Schiffe die Luft so derartig mit ihrem Schiffsdiesel verpesten dürfen, wo bei KFZ inzwischen innerhalb des S-Bahnrings Umweltauflagen erfüllt werden müssen.

  • Der Fokus der Diskussion liegt hier viel zu sehr auf dem Flussbad an der Museumsinsel. Ich erkenne in dem Projekt allerdings einen anderen Schwerpunkt. Meines Erachtens geht es in erster Linie ganz grundsätzlich um eine ökologische Sanierung der Stadtspree. Dazu gibt es ja auch noch andere Vorhaben, wie die Installation riesiger schwimmender Behälter zur Aufnahme der Kanalisationsüberläufe bei Starkregenereignissen und somit zur Unterbindung des Fäkalieneintrags aus der Kanalisation in die Spree. Mit der Filterstrecke im Spreekanal an der Fischerinsel soll dann zusätzlich noch eine natürliche Reinigung zumindest eines Teils des Spreewassers möglich sein – damit wäre auch klar, warum gerade hier: weil sich diese Stelle für eine quasi Reinigung im Teilstrom anbietet. Die Idee der Flussbadeanstalt an der Museumsinsel ist zwar (hoffentlich) tatsächlich ernst gemeint, ist aber m.E. eigentlich nur ein werbewirksamer Aufmacher, damit das ganze Unterfangen möglichst viel Aufmerksamkeit und noch mehr Anhänger findet. Ob dann tatsächlich einmal Leute an der Museumsinsel baden werden, sei mal dahingestellt, aber das ist auch gar nicht wichtig. Das ganze Projekt ist großartig. Mir fehlt der Sachverstand, um zu beurteilen, ob das so funktionieren kann, aber genau solche Ideen sind es, die unsere Stadt braucht – eine ungewöhnliche, mit herkömmlichen Sichtweisen und Gewohnheiten brechende Herangehensweise. Ich glaube, das bringt Berlin wirklich vorwärts. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass der renaturierte Abschnitt des Spreekanals an der Fischerinsel zu einem Anziehungspunkt für Spaziergänger wird und von Anfang an sehr gut angenommen wird. Ich drücke die Daumen, dass die Umsetzung klappt.


    Und um noch auf die Ausgangsfrage – wie kann die Erhabenheit der Museumsinsel erhalten werden – einzugehen: Ich sehe nicht, dass eine übliche Nutzung (das Baden in einem Fluss ist grundsätzlich eine übliche Nutzung, mag es auch an bestimmten Stellen vielleicht ungewöhnlich erscheinen) des angrenzenden Stadtraumes der Erhabenheit der Museumsinsel etwas anhaben kann. Wenn schon, dann ist es m.E. eher die Art der angrenzenden Stadträume bzw. Stadtstrukturen, die zwar nicht der Erhabenheit der auf der Museumsinsel beheimateten Hochkultur, aber zumindest dem Genius Loci abträglich ist (man stelle sich mal eine Autobahn um die Museumsinsel vor), aber selbst da zeigt auch die die Museumsinsel durchschneidende Bahntrasse, dass man sich offensichtlich an möglicherweise alles gewöhnen kann. Die Erhabenheit der Kultur auf der Museumsinsel ist davon unberührt, sie geht vom Inhalt der Museen und von den in den Museumsobjekten verkörperlichten Ideen (Menschheitsgeschichte, Schicksal, Kultur, Religion, Schönheit usw.) aus.

  • Es ist genau die Offenheit für solche Projekte, die zum positiven Image Berlins und seiner Wiedererkennbarkeit in der Welt beigetragen hat. Mit schönen, historisch bedeutsamen, repräsentativen Gebäuden sind andere Städte weitaus mehr gesegnet als Berlin. Aber gerade zu Berlin passt eine gewisse heitere Respektlosigkeit, die gegenüber wichtigen Bauzeugnissen nicht glaubt in andächtiger Haltung erstarren zu müssen und dadurch dazu beiträgt, sie auf ihren bloßen Bildwert zu reduzieren, zu sakralisieren und damit, wie Giorgio Agamben treffend anhanalysiert hat, zu töten.


    Jene Hängematten gegenüber dem Bodemuseum, die das Bild des wiedervereinigten Berlins mitgeprägt haben, bekundeten eine Zeitlang, ehe sie kommerzialisiert wurden, eine Lebensfreude, die sich gerade weigert, die schönsten Orte ausschließlich einer touristischen Verwertbarkeit zu opfern, sondern weiterhin auch für sich, das eigene Leben beansprucht.


    Abgesehen davon: In Mitte gibt es bislang kaum Bademöglichkeiten im Freien. Für vergleichbare Möglichkeiten muss man schon zum Plötzensee oder Weißensee fahren. Selbst Freibäder gibt es kaum. Der Flussbad würde dafür sorgen, Orte, die Gefahr laufen, weitgehend zu bloßen Touristenzentren zu werden, auch für die Einheimischen attraktiv zu erhalten, und zwar nicht nur für Kulturinteressierte.

  • ^^ nicht nur der explizite Kanalüberlauf ist das Problem, selbst wenn man das in den Griff bekommt besteht die schiere Wassermenge eben stark aus geklärtem Abwasser, welches eben nie 100% sauber ist, vom Ekelfaktor mal ganz abgesehen. In der insgesamt sehr niederschlagsarmen Region Berlin/Brandenburg sind die großen Mengen Grundwasser, die über den "Umweg" Trinkwasserversorgung und schließlich Abwasser, in die Stadtspree gepumpt werden unerlässlich um den Kanal "Spree" als solches schlicht befüllt zu halten. 500 Mio. Liter Abwasser fließen täglich in die Spree in Berlin. D. h. wenn man dieses Abwasser woanders hinleitet, wohin auch immer, versiegt die Stadtspree schlicht zu großen Teilen. Muss jeder selbst wissen, "für mich ises nix".

  • Sehe das wie Camondo und der "wiederkehrende Gast" ;)


    Zum einen ist es mE ohnehin sinnvoll und wünschenswert die Spree zu reinigen (also sowohl Schadstoffe/ Verunreinigungen vermeiden als auch vorhandene herausfiltern). Zum anderen handelt es sich hier ja um einen speziellen Bereich der mit einem langen natürlichen Filterbereich noch einmal besonders gereinigt werden soll. Am Ende kann trotzdem jeder selber entscheiden ob er dort baden möchte. Ich würde sicher zumindest am Schilf entlanglaufen oder mich mal an die Ufertreppen setzen und die Füße baumeln lassen - natürlich mit der für Berlin gebotenen Vorsicht in Bezug auf Glasscherben etc. Schon das wäre ein Gewinn. Trotzdem bin ich wie gesagt etwas skeptisch, ob sich das finanziell wirklich verwirklichen und dauerhaft erhalten lässt.

  • Für diese Schnappsidee wird dann einfach mal die schöne, historische Ufereinfassung zerstört, oder wie? Diese schöne Abwasseröffnung, gerahmt von zwei Delfinen und von Schinkel entworfen, würde z.B. einer der Freitreppen zum Opfer fallen:


    https://farm6.staticflickr.com…10922091_5ebbace9f7_b.jpg
    Berlin Cathedral / Berliner Dom by .annajane, on Flickr


    Berlin hat ja aber anscheinend genügend solcher historisch erhaltenen Details, da kommt es wohl darauf auch nicht mehr an...


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    Hinweis der Moderation: Die Einbindung der Bilddatei wurde in einen Link geändert. Bitte künftig auf die Richtlinien für das Einbinden von Bildern achten! Vielen Dank.
    Bato