Schloß Monbijou - Oranienburger Straße

  • Schloß Monbijou - Oranienburger Straße

    Ich habe gerade in "Die Oranienburger Straße" von Laurenz Demps gelesen, daß die Oranienburger Straße einst auf das im zweiten Weltkrieg beschädigte und von den DDR-Machthabern abgerissene Schloß Monbijou bezogen war. An seine Stelle - wohl dem Moskauer Vorbild beim Abriß der Christ-Erlöser-Kirche folgend - baute man später ein Schwimmbad.
    So hat das Schloß um 1740, festgehalten in einem Gemälde von Dismar Degen, ausgesehen:


    Hohenzollernmuseum



    Heute befindet sich hier der
    Monbijou-Park.



    Links


    1) Monbijou-Platz: Die Rückkehr des Chamisso


    2) Monbijou-Park


    3) Verschwundenes Juwel: Schloß Monbijou



    Weitere markante Bauten dieses Viertels sind


    1) Die "Neue Synagoge"


    Berlin Tourist Information



    2) Das ehemalige Passage-Kaufhaus W. Wertheim, später Haus der Technik, heute das "Tacheles"


    Tacheles auf bushtrash.com


    Tacheles auf berlin-tourist-inforamtion.de


    zukünftiges "Quartier am Tacheles"?


    Hat sich da schon etwas getan? :confused:


    Links

    1) Vom Kaufhaus zum Kunsthaus - Geschichte des Tacheles


    2) Berliner Unterwelten e.V.: "Tauchen im Tacheles"


    3) Die Hackeschen Höfe

    Hackesche Höfe auf berlin-tourist-inforamtion.de


    4) Das Postfuhramt



    sowie
    5) Die Sophienkirche


    Was gibt´s Neues aus diesem Viertel?

  • Zur Geschichte von "Monbijou" finden sich Hintergrundinformationen und Bilder in einer
    an der TU Berlin erstellten Diplomarbeit über das nahegelegene Domkandidatenstift von F.A. Stüler
    gefunden: Diplomarbeit "Predigerseminar in Berlin-Mitte -
    Das Domkandidatenstift von F.A. Stüler"

  • In obiger Diplomarbeit finden sich auch einige interessante Anmerkungen zu gegenwärtigen Tendenz, Gebäude zu rekonstruieren: Rekonstruktionen werden dort als eine mögliche Art der Wiedergutmachung an der Geschichte und als Ausdruck geschichtlicher Verbundenheit ebenso wie als identitätsstiftende Werke erwähnt.

  • eosander: Kann man da Deine Intention ablesen, noch was zu rekonstruieren? :confused:


    "...Rekonstruktionen werden dort als eine mögliche Art der Wiedergutmachung an der Geschichte..."


    Wiedergutmachung an der Geschichte oder Wiedergutmachung der Geschichte? - Ist vielleicht provokant, aber was bitteschön soll mit diesen Wiederaufbau-Projekten erreicht werden...?

  • Wiedergutmachung an der Geschichte.


    Denn mit Rekonstruktionen soll keineswegs der Nationalsozialismus, Bombenkrieg oder der Kommunismus verschleiert werden. Rekonstruktionen sollen Gebäude, dir für die (Stadt- oder Landes- oder sonstwas) Geschichte wichtig sind wieder visuell ins Bewusstsein rücken. Davon ausgenommen sind natürlich Bauwerke, deren Zerstörung für eine weitere Geschichte wichtig war (z.B. Stadtmauern, deren Abriß erst Platz für einen Boulevard schufen oder so).
    Wenn man Rekonstruktionen als Wiedergutmachung an der Geschichte akzeptieren will muss man sich von dem flachsinningen Gedanken, dass Geschichte lediglich eine Kette von Ereignissen ist, lösen und Geschichte als ein gesamten Zusammenhang von Epochen und deren Gedanken sehen. Und dann darf man auch ruhig kriegszerstörte Gebäude wiederaufbauen, denn im Prinzip ist es nichts anderes, als wenn man es restauriert oder nach einem Brand wiederaufbaut.
    Abgesehen davon kann man auch Neubauten anstelle von kriegszerstörten Bauten als vertuschen des Bombenkrieges sehen (keine Sorge, das tu ich nicht) und müsste den Zustand direkt nach der Zerstörung konservieren.

  • Für das Stadtbild und die Geschichte einer Stadt bzw. eines Landes markante Bauten sollte man rekonstruieren. Ausgenommen hiervon sind selbstverständlich die Propagandabauten des NS-Regimes und der DDR.
    Mit der Wiedererrichtung von Gebäuden bekennt man sich zur Geschichte des eigenen Landes mit all seinen Höhen und Tiefen. Die Feudalzeit wünsche ich mir keineswegs zurück, aber Gebäude aus dieser Epoche, die eine gewisse Würde und/oder Heiterkeit ausstrahlen bzw. die in ihrer Gestaltung einfach als originell anzusehen sind, sollte man wieder ins Stadtbild zurückholen. Für moderne Architektur bleibt da immer noch genug Platz. Allerdings sollten die Architekten mehr Können an den Tag legen als die Beherrschung einfacher Schulgeometrie: "Quadratisch, praktisch, gut" kann ich ja noch als Werbespruch für eine Schokoladentafel akzeptieren, eine Architektur, die jedoch nicht viel mehr als das zu bitten hat, geht am Menschen vollkommen vorbei.
    Also, wenn modern, dann bitte mit Orientierung am Menschen und nicht an irgendwelchen theoretischen Traktaten, die meilenweit von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernt sind.
    Auch sollte man mit dem Dogma brechen, ein Gebäude dürfe keine Verzierungen haben. Gerade diese machen aber ein Gebäude lebendig und laden zum genaueren Hinsehen ein.

  • Wurde überhaupt schon ernsthaft über eine Wiederaufbau, zumindest der Törhäuser nachgedacht?

  • Zitat von eosander

    Für das Stadtbild und die Geschichte einer Stadt bzw. eines Landes markante Bauten sollte man rekonstruieren. Ausgenommen hiervon sind selbstverständlich die Propagandabauten des NS-Regimes und der DDR.


    Ich halte die Einstufung "Propagandabau" für eher subjektiv. Allen, mir bekannten repräsentativen Bauten der genannten Epochen ist eine Funktion zu eigen, der die äußere Hülle weitestgehend entspricht. Das gilt für das ehem. Staatsratsgebäude, für das entsorgte Außenmisisterium der DDR, für das ehemalige Reichsluftfahrtministerium etc. Selbst am "Palast der Republik" scheiden sich die Geister, was diese Frage betrifft. Gut, er vereinte diverse Nutzungen (Plenarsaal, Bühnen, Gastronomie, Galerien ...) in einem einzigen Gebäude. Dieses war dafür allerdings ebenso angemessen. Einzig über das Emblem könnte man streiten ;). Das Gebaute, was wirklich vorrangig der Demonstration der Macht galt, wurde entweder entsorgt (neue Reichskanzelei) oder ist nie entstanden ("große Halle des Volkes", "zentrales Gebäude"), aus welchen Gründen auch immer.


    Eosander, Du solltest darüber nachdenken, ob nicht z. B. gerade das Schloß nach Deiner Definition ein für alle Mal verbannt gehört. Gut, Du hast recht, es war ein "markanter Bau". Aber das sind nachfolgende Gebäude auch zu ihrer Zeit gewesen. Für den Fall, es geht Dir doch vorrangig um die konkrete Architektur, so ist natürlich Dein argumetativer Überbau hinfällig ;).





    Mit der Wiedererrichtung von Gebäuden bekennt man sich zur Geschichte des eigenen Landes mit all seinen Höhen und Tiefen. Die Feudalzeit wünsche ich mir keineswegs zurück, aber Gebäude aus dieser Epoche, die eine gewisse Würde und/oder Heiterkeit ausstrahlen bzw. die in ihrer Gestaltung einfach als originell anzusehen sind, sollte man wieder ins Stadtbild zurückholen. Für moderne Architektur bleibt da immer noch genug Platz.


    "Heiterkeit", "Würde", "Originalität" sind keine Attribute, die die Feudalzeit (oder sonst wer) für sich gepachtet hat. Gegenthese: Der vorhandene Bestand aus jener Zeit, der sich qualitativ Deinen Einschätzungen annähert, steht nirgends zur Disposition. In geringem Umfang wurde/wird er sogar reanimiert (Unter den Linden 1, Kronprinzenpalais, Bauakademie?, zzgl. diversem, das nach dem letzten Krieg eigentlich schon bis zur Unkenntlichkeit demoliert war). Bis auf wenige Ausnahmen orientiert sich Neues in Gestalt und Proportionen am historischen Bestand. Beinahe nirgends im historischen Berliner Zentrum erhielt die Moderne einen Freibrief. Mithin sehe ich die von Dir geforderte Dominanz des "Alten" als gegeben an.




    Allerdings sollten die Architekten mehr Können an den Tag legen als die Beherrschung einfacher Schulgeometrie: "Quadratisch, praktisch, gut" kann ich ja noch als Werbespruch für eine Schokoladentafel akzeptieren, eine Architektur, die jedoch nicht viel mehr als das zu bitten hat, geht am Menschen vollkommen vorbei.


    Das ist eine extrem verkürzte Darstellung der Realität. Es gibt zwar auch architekturtheoretische Überlegungen (siehe nächster Absatz), aber im Wesentlichen unterliegt die reduzierte Formenspreche der Moderne heute ganz banalen Ursachen. Dazu gehören die Erfordernisse des industrialisieten Bauens, finanzielle Vorgaben des Bauherren, oder auch Einschränkungen durch die Gesetzgebung. Unter den veränderten Rahmenbedingungen (z. B. dem Verhältnis von Arbeits- zu Materialkosten, handwerklichen Fähigkeiten, Vorgaben zu Nutzung und Unterhalt durch den Bauherren etc.) sind Gebäude, die Deine Maximalforderungen erfüllen, lediglich noch mit sehr hohem finanziellen Aufwand erstellbar. Das funktioniert wirtschaftlich aber nur an exponierten Orten. Alles in allem gilt hier meine Lieblingsphrase: Betrachte und beurteile die jeweilige Bautätigkeit innerhalb ihres gesellschaftlichen Kontextes!





    Also, wenn modern, dann bitte mit Orientierung am Menschen und nicht an irgendwelchen theoretischen Traktaten, die meilenweit von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernt sind.
    Auch sollte man mit dem Dogma brechen, ein Gebäude dürfe keine Verzierungen haben. Gerade diese machen aber ein Gebäude lebendig und laden zum genaueren Hinsehen ein.


    Wovon sprichst Du, von Loos' "Ornament ist Verbrechen" und denen,die das aufgegriffen haben? Hast Du es gelesen? Wenn ja, dann weißt Du, dass es - obwohl überspitzt formuliert - durchaus seine Gültigkeit hat. Daher ist es nach wie vor wissenschaftlich anerkannt. Und die Theorie ist in diesem Falle nur eine Abbildung der Praxis. Loos war hier kein Vordenker der Moderne, sondern ein Analyst des Bestehenden! Deine Geschmacksbildung ist folglich ein Resultat dieses "Verbrechens", kein objektives und reproduzierbares Empfinden. Ich z. B. gehe mit Dir konform, als dass ich mir "Verzierungen" auch sehr gerne anschaue, dabei aber den Kontext beachte, in dem sie entstanden sind (siehe oben). Und für Neueres gilt das Gleiche. Auch an der Moderne kann mein Blick haften bleiben. Es ist wie mit allem im Leben: Auch das Leise, das Reduzierte kann seine Faszination entwickeln! Wer die Rahmenbedingungen anerkennt, der weiß auch, einzelne Resultate der Moderne zu schätzen.



    Gruss
    AeG

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    Grundsätzlich einverstanden, aber dennoch wird es mir immer wieder übel wenn ich alte fotos von der Friedrichstrasse mit der heutige Situation vergleiche. Mir fehlen bei dem ganzem Reduktionismus irgendwann doch die "Verzierungen" oder pikturale Assoziationen.

  • Zitat von ir.Glas

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    Grundsätzlich einverstanden, aber dennoch wird es mir immer wieder übel wenn ich alte fotos von der Friedrichstrasse mit der heutige Situation vergleiche. Mir fehlen bei dem ganzem Reduktionismus irgendwann doch die "Verzierungen" oder pikturale Assoziationen.


    Da stimme ich Dir zu! Man sollte allerdings mal das Gegenbeispiel durchexerzieren: man zeige damaligen Passanten Abbildungen aus heutiger Zeit. Ich denke, auch da werden einige tauschen wollen. Die Moderne hat sich schließlich auf der Basis der Abscheu vor dem Alten entwickelt. Erst im Kontrast zur Moderne gewinnt das Historische heute zunehmend an Wert!


    Und der Wegfall historischer Architektur im Stadtbild ist weniger eine Frage von Architektur, Stadtplanung und Ideologie (von der leidigen "Stuckabschlag-Prämie" mal abgesehen), als vielmehr das Resultat eines verheerenden Weltkrieges.



    Gruss
    AeG

  • Das wird ja auch Mal Zeit! Und dann auch nur ein Jahr Bauzeit! Hoffentlich wird auch nur der Mittelpfeiler weggelassen, und keine "modernen Interpretationen" der Laternen aufgestellt. Ob auch wieder die kleinen Becken an die Laternensockel angebracht und somit die Wasserspeierfunktion der Schlangenköpfe am Fuße der Laternen wieder in Betrieb genommen werden/wird? Kann von der Brücke und den Dingern leider kein hist. Bild bei http://www.bildindex.de finden...Vielleicht kann man langfristig auch auf ein Friedrich-III.-Standbild hoffen. Was bei den Generälen am Wilhelmplatz mit etw. Eigeninitiative geht, müsste doch im Grunde auch hier gehen, oder?


    Hoffentlich passiert auch mal was mit der Friedrichsbrücke, die die Spree an der Alten Nationalgallerie überspannt. Muss ja keine Reko sein (was natürlich super wär http://www.bildindex.de/bilder/MI03712a06b.jpg), aber eine Sandstrahl-Therapie könnte nicht schaden. Die Oblisken sehen aus, wie abgebrannte Streichhölzer!

  • Heute gehts los:


    http://morgenpost.berlin1.de/c…07/26/bezirke/768989.html


    "Steg gesperrt: Monbijoubrücke wird neu gebaut


    Mitte


    Für den Neubau der am historischen Original orientierten nördlichen Monbijoubrücke beginnen heute die Vorbereitungen. Der behelfsmäßige Fußgängersteg aus Stahl über die Spree wird heute gesperrt. Wie Manuela Damianakis, Sprecherin von Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD), bestätigte, "werden zunächst die Leerrohre der alten Verkabelung abgerissen". Am 8. und 9. August wird der behelfsmäßige Stahlsteg abgebaut.


    ..."

  • "Ein Schmuckstück für die Insel"


    "Die Monbijoubrücke am Bodemuseum ensteht nach historischem Vorbild. Im Juni 2006 soll sie fertig sein"


    "
    Die Wiederherstellung der nach Plänen des Architekten Ernst von Ihne erbauten, über hundert Jahre alten Monbijoubrücke, die mit reich verzierten Sandsteinplatten verkleidet war, erfolgt im Zusammenhang mit der Generalsanierung des angrenzenden Bodemuseums, das 2004 sein hundertjähriges Bestehen feierte und 2006 nach umfassender Generalsanierung wiedereröffnet wird."


    "Der bis Juni 2006 geplante Wiederaufbau der Monbijoubrücke kostet 3,1 Millionen Euro, die überwiegend von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung übernommen werden. Die neue Brücke kann nur von Fußgängern und Radfahrern und in Ausnahmefällen von Rettungsfahrzeugen benutzt werden. Dem Neubau weicht die nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg behelfsmäßig gebaute Fußgänger- und Leitungsbrücke von der Museumsinsel hinüber zur Monbijoustraße. Die neue Brücke passt sich in ihrem äußeren Erscheinungsbild und den Abmessungen weitgehend dem alten historischen Vorbild an."


    "Der Zugang über die südliche Monbijoubrücke von der Straße Am Kupfergraben zum Bodemuseum bleibt von den Bauarbeiten unberührt. Dieser Brückenabschnitt trug im Zweiten Weltkrieg weniger Schäden davon und zeigt sich in seiner ursprünglichen Form mit reichem Kandelaberschmuck und Sitzbänken in einem Rondell, in dem einst ein Reiterdenkmal des Kaisers Friedrich III. stand."


    http://www.tagesspiegel.de/ber…0.07.2005/1961920.asp#art


  • "Monbijoubrücke mit Böschung oder ohne?"


    "Die Umgestaltung des Monbijouparks ist schon in vollem Gange, trotzdem feilen Senat und Bezirk bis zur letzten Minute noch an einer optimalen Lösung. Umstritten ist vor allem, wie die künftige Spree-Uferpromenade zur neuen Monbijoubrücke geführt wird."


    "Nach Angaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung soll die Monbijoubrücke bis zum 26. Mai und damit pünktlich zur Fußball-WM fertig gestellt werden. Der Umbau des Monbijouparks selbst wird bis Mitte 2007 dauern, ein halbes Jahr länger als geplant."


    http://www.berlinonline.de/ber…eitung/berlin/501699.html

  • Interessante Beiträge von den anderen. Schloß Monbijou hätte ich aber gerne original rekonstruiert. Das wäre ein Muß, weil ja schon das Stadtschloß nur eine abgespeckte Version ist. Natürlich ist auch dieses Schloß im Moment nicht realistisch, aber es wird sich wohl in 20 Jahren oder so aufdrängen. (Berliner DNA :eek: )


    Wikipedia - Kriegsschäden und Abriß vom Schloß Monbijou


    Warum wäre denn eine weitere Schlossattrappe ein Muß? Und warum sollte sich das in 20 Jahren aufdrängen? (Gentechnik)

  • Ich will damit ausdrücken, daß ich die Idee für spleenig und abwegig halte. Und daß man da schon ein gehöriges Maß an Enthusiasmus und Verrücktheit mitbringen muß.


    Und gleich darauf schreibst du



    Schloß Monbijou hätte ich aber gerne original rekonstruiert. Das wäre ein Muß, weil ja schon das Stadtschloß nur eine abgespeckte Version ist.


    :lach: