Wiederaufbau Berliner Stadtschloss

  • Wie wär das eigentlich wenn das Gebäude nicht so geschichtsträchtig sein würde, sondern ein normales Gebäude das vor sich hin gammelt...wär hier dann jeder für einen Abriss? Weil in der Regel ja jeder Glücklich ist wenn eine Ruine die hässlich aussieht verschwindet...

  • Das ebenfalls geschichtsträchtige Außenministerium hat für nicht halb so viel Wirbel gesorgt.
    Übrigens zeigt uns dieses Bild eindrucksvoll, wie "hübsch" doch ein renovierter Palast aussehen würde.
    Der Berliner Dom ist wahrscheinlich mächtig glücklich.

    • Erst weicht das Außenministerium wieder der Kommandantur (und vielleicht auch bald der Bauakademie)
    • Dann weicht das Palast Hotel dem Dom Quaree
    • Jüngst wurden große Teile der Museumsinsel renoviert
    • und jetzt wird gerade der Palast abgerissen
    • ...was kommt als nächstes? Das Schloss?!


    link. http://img244.imageshack.us/img244/6531/aussenmin7jh.jpg

  • @ Samuel
    Du bist noch zu jung um den Palast im Top-Zustand gesehen zu haben. Ich kenne ihn noch im Bestzustand - gefallen hat er mir nicht, gerade das Innere war unglaublich spießig und einfallslos. Würde er irgendwo anders sehen wäre ich ja auch für seinen Erhalt, aber an dieser Stelle sehe ich einfach keine Alternative zu einer Schlossrekonstruktion.

  • Bist du sicher, dass du meinen Beitrag vollständig gelesen und verstanden hast, Vertigo. Habe doch nichts anderes gesagt. Der Palast wurde übrigens erst 18 Jahre vor dem Entstehen des Bildes gebaut auf das ich mich bezog und sah deshalb nicht überragend anders aus. Mutmaße ich trotz meines jungen Alters.:)

  • Hast recht, Samuel, ich hatte die Ironie etwas überlesen...


    Wäre schön, wenn sich alle, die sich so vehement für Erhalt politischer Bauten der DDR einsetzen (was ich grundsätzlich begrüße), auch für den Erhalt westdeutscher Staatsbauten einsetzen würden. Aber dass jetzt in Bonn die Villa Dahm (Baujahr 1874), die Sitz der Parlamentarischen Gesellschaft war, für ein x-beliebiges Kongresszentrum plattgemacht wird, scheint nur wenige zu stören...

  • Zitat von nitsche86

    Hmmm ein Labyrinth. Ist das nicht mehr Disneyland, als das Stadtschloss?


    Gegen die Bejahung spricht: Es wäre "authentisch" und es wäre sehr viel günstiger - und wahrscheinlich/vielleicht/hoffentlich sowieso nur eine Übergangslösung.

  • Zitat von Vertigo

    gerade das Innere war unglaublich spießig und einfallslos.


    Eigentlich und gerade für die damalige Zeit und gerade für die DDR ganz und gar und überhaupt nicht. Die (Multifunktions)Technik im großen Saal wäre heute noch exzellent und das Zusammenspiel von Raum für Volk und Volksvertreter (= Staat) wäre ebenfalls zu begrüßen.

  • Das sehe ich auch so! Zudem waren heller Marmor, bronzeverspiegelte Scheiben in messingfarben eloxierten Profilen, aus Deutschland West importierte Beleuchtungskörper, Teppiche deutlich abseits der Qualität derer vom "VEB Bodenbeläge Rotern Stern" und überhaupt die gesamte innere und äußere Anmutung und Ausführung weit jenseits des DDR-Standards.


    Die Anlage als "spießig" zu bezeichnen schafft nur jemand mit einer neudeutschen kultur- und konsumfeindlichen West-Sozialisierung. Ausserdem ist es ungenügend, heutige Maßstäbe an damalige Verhältnisse anzulegen.



    Und derart um den Palast zu feilschen ist in der Tat merkwürdig, vor allem, da das architektonisch wesentlich wertvollere Aussenministerium - das unter Fachpersonal gewöhnlich als einer der gelungendsten DDR-Bauten gehandelt wird - kaum eine solche Solidarität erfuhr. Jetzt, wo die Kommandantur wiederaufgebaut wurde, was einfach nur Geschichtsverdrängung ist (nur ein Depp, dem pauschal "alt" vor modern geht, kann den Ersatz bejubeln) und andere jüngere Zeitzeugnisse längst geschliffen wurden ist es müßig, ausgerechnet den Palast der Republik erhalten zu wollen. Nur schade, dass die Einfallslosigkeit gesiegt hat, was den Ersatz des ungeliebten DDR-Symboles betrifft.

  • Zitat von AeG

    das architektonisch wesentlich wertvollere Aussenministerium - das unter Fachpersonal gewöhnlich als einer der gelungendsten DDR-Bauten gehandelt wird - kaum eine solche Solidarität erfuhr.


    Da war es aber (auch) in erster Linie die Innengestaltung, oder? Alleine die vertikale Gliederung und die Tatsache, dass es die erste Leichtmetallvorhangfassade der DDR war, kann es ja auch nicht gewesen sein... Weißt Du, ob irgendwo online Fotos der künstlerischen Innengestaltung existieren?


    Edit: Wenn sie übrigens die Bauakademie gut hinbekommen würden, wäre der Abriss des Außenministeriums in meinen Augen kein so schlechter Zug gewesen (jedenfalls ein besserer Tausch als PdR gegen einen dem Schloss ähnlichen Neubau)

  • Mir ist von der Innengestaltung des Baus nichts bekannt. Vielleicht war er ähnlich hochwertig wie die äußere Erscheinung.


    Ich kann mir schon vorstellen, dass es heute schwierig ist, den Wert "banaler", scheinbar langweiliger Bauten der 60er Jahre zu schätzen.


    Zum einen beschreibt das Haus - von 1963-66 errichtet, geplant von Kaiser & Co. - den Übergang von der traditonellen, nationalen Phase zur internationalen, industrialisierten Moderne. Das macht es natürlich erst einmal nur geschichtlich interessant. Aus meiner Sicht ist es aber auch im Ausdruck und der Materialität zu einem Archetypus geworden. Es ist m. E. perfekt ausbalanciert und wirkt(e) dadurch aussergewöhnlich elegant. Die Proportionen stimmten, der Bau kam perfekt am Boden an, sachlich und nüchtern, dabei den positiven Geist der 60er vermittlend. Zudem war er m. E. sehr gut positioniert. Und die vertikal gegliederte und in horizontale Zonen unterteilte Vorhang-Fassade war keine freie Erfindung, sondern bezog sich dezidiert und dediziert (:D) auf ihr Umfeld (was dem Palast m. E. nicht gelang). Statt heute üblicher Anbiederung/Verrenkung strahlte es bescheiden, aber würdevoll. Einen vergleichbaren Enwurf muss man in Berlin erstmal finden.


    Aus welchen Gründen viele andere, mir bekannte Architekten (ich nenne mal stellvertretend Johann Friedrich Geist!) das Gebäude ausserdem schätzen, kann ich nicht sagen.


    Mir ist natürlich bewußt, dass dem Bau nach dem Ende der DDR die Bestimmung abhanden kam. Deshalb und weil seit einiger Zeit wieder das Historisierende in Mode ist erichtete man an dieser Stelle unter dem Deckmantel der Geschichte und mit Hilfe demagogisch praktizierter, städtebaulicher Leitgedanken einen (m. E. architektonisch maximal durchschnittlichen) Putzbau nach altem Vorbild - zumindest zur Straße hin. Hinten gibt's den üblichen Krampf: Funktionalität contra Ideologie.


    Die Bauakademie könnte dem natürlich mit hochwertiger Architektur Paroli bieten. Aber erstens sehe ich von ihr noch nicht viel und zweitens befürchte ich, dass sie städtebaulich zwischen Schloss, neuem Aussenministerium und Friedrichwerderscher Kirche zerdrückt wird.



    Gruss
    AeG

  • Zitat von AeG

    Mir ist von der Innengestaltung des Baus nichts bekannt. Vielleicht war er ähnlich hochwertig wie die äußere Erscheinung.


    Es gab natürlich nicht die besonderen Grundrisse und das vielfältige Nutzungskonzept vom Palast (der ihn imo insgesamt doch eine Stufe über dem Außenministerium stellt), sondern es ist die Rede von einer architekturgebundenen, bildkünstlicheren und dadurch repräsentativen Werken im Innern (Günther Kühne), daher war ich neugierig...


    Von Außen sehe ich leider nur durch die Gliederung und nicht durch die Gestalt und Proportionierung des Gebäudes den Bezug zur Umgebung (beim PdR anders). Vielleicht hätte es etwas niedriger, kürzer und längs den Linden eine bessere Wirkung gehabt... Aber rein äußerlich orientiert man sich meiner Erachtens doch zu sehr an ähnlichen Bauten des Westens (das, was das Gebäude natürlich als das Erste in der DDR auszeichnet und so wie Du sagtest geschichtlich interessant macht). Da ist (war) der Palast zumindest in Deutschland doch einzigartiger. Subjektiv sind die Gebäude wohl für Außenstehende gleich häßlich, aber das Außenministerium war alles in allem eben doch "nur" ein Bürobau, während PdR nicht nur Architektonisch, sondern auch in der Nutzung für die DDR neue progressive Wege beschritt. Wie dem auch sei - das ganze Ensemble von Außenmin., PdR und Staatsratsgebäude wäre ein sehr gutes Beispiel für ein besonderes sozialistisches Gebäudeensemble, das imo erhaltenswürdig gewesen wäre. Wer weiß, wie man in fünfzig Jahren darüber denkt...


    Zitat von AeG

    Die Bauakademie (...) städtebaulich zwischen Schloss, neuem Aussenministerium und Friedrichwerderscher Kirche zerdrückt wird.


    Momentan ist es ja definitiv noch nicht so (ich habe eher das Gefühl, dass demnächst die Friedrichswerdersche zerdrückt wird, wenn zwischen Bauakademie und Kirche gebaut werden soll), aber wer weiß wie das aussieht, wenn das Schloss steht. Wobei - wahrscheinlich steht erstmal die Akademie. Und der Abstand von Schloss und Akademie wäre doch ein gar nicht so geringer, so dass ich diesbezüglich - solange keine anderen Bauten in der Ecke dazukommen (wie diese Stadthäuser) in der Hinsicht wenig Bedenken habe.

  • Zitat von AeG


    Die Anlage als "spießig" zu bezeichnen schafft nur jemand mit einer neudeutschen kultur- und konsumfeindlichen West-Sozialisierung. Ausserdem ist es ungenügend, heutige Maßstäbe an damalige Verhältnisse anzulegen.


    Wow, meine Sozialisation war neudeutsch, kulturfeindlich und konsumfeindlich! Ich weiß zwar nicht, was du mit neudeutsch meinst, aber auch das andere überrascht mich etwas - hatte ich bisher so gar nicht wahrgenommen.
    Und das nur, weil für mich der PdR die perfekte Verkörperung der kleinbürgerlichen Weltsicht der DDR-Staatsführung war - unabhängig davon, dass die Ausstattung qualitativ über dem DDR-Niveau lag.
    Ich sehe ihn auch nicht als das exemplarische bzw. stilbildende Bauwerk seiner Zeit, du ja offensichtlich auch nicht.


    Ich bin zwar tatsächlich im Westen sozialisiert worden, aber auch meine im Osten sozialisierten (altdeutsch? kulturfreundlich? konsumfreundlich?) Freunde fanden den "Palazzo Prozzo" schlichtweg peinlich, als überflüssige Verschwendung mitten in einer Mangelwirtschaft, als Symbol für die Ausschmückung der Hauptstadt auf Kosten des Umlands, eben als "Ballast der Republik".
    Daher überrascht es mich, wenn der PdR plötzlich im Rückblick zum privaten Mittelpunkt, quasi zum Wohnzimmer von 16 Mio. DDR-Bürgern erklärt wird.


    Die hier so gelobte Verbindung von Parlament und "Volkshaus" wurde von meinen Ost-Freunden sogar mehrheitlich als zynisch empfunden, weil die Volkskammer eben nicht eine nach demokratischen Gesichtspunkten gewählte Volksvertretung war. Es ist ja nun auch nicht so, dass Erich und Margot nach ihrem Arbeitstag zusammen mit den Werktätigen auf der Bowlingbahn oder in der Milchbar abhingen.
    Solche Konzepte Politik und Öffentlichkeit zu verbinden wurden in Berlin nach der Wende ja auch angedacht: Das "Bundesforum" zwischen Kanzleramt und Löbe-Haus oder offene Botschaften. Ersteres ist an den Kosten gescheitert, letzteres an der Angst vor Anschlägen.
    Besonders gelungen finde ich von den Staatsbauten der DDR übrigens das Staatsratsgebäude, an dessen Abriss bisher glücklicherweise nicht gedacht wurde.

  • Vertigo: Das ist ja alles schön und gut und richtig, aber Du bist mit dieser Meinung eher bei der Geschichte und der Politik die das Gebäude umwehten und weniger bei der Architektur - ob man das losgelöst voneinander betrachten sollte, ist eine andere Sache (daher wäre imo eine Nutzung als kritisches Museum die beste Sache, die dem PdR hätte passieren können), aber das wurde ja oben mehrfach gefordert und ist für die Diskussion wohl besser, da der Ideologieteil hier schon genug durchgekaut wurde.

  • Ich bin zwar tatsächlich im Westen sozialisiert worden, aber auch meine im Osten sozialisierten (altdeutsch? kulturfreundlich? konsumfreundlich?) Freunde fanden den "Palazzo Prozzo" schlichtweg peinlich,


    Tja, die einen Freunde sagen dies die anderen das. Pauschalisieren lässt sich das aber bestimt nicht.


    als überflüssige Verschwendung mitten in einer Mangelwirtschaft, als Symbol für die Ausschmückung der Hauptstadt auf Kosten des Umlands, eben als "Ballast der Republik".
    Daher überrascht es mich, wenn der PdR plötzlich im Rückblick zum privaten Mittelpunkt, quasi zum Wohnzimmer von 16 Mio. DDR-Bürgern erklärt wird.


    Das ist auch einer meiner größten Kritikpunkte ggü. dem Schloßneubau. Eine knappe Milliarde kann man m.E. auch sinnvoller ausgeben; aber die Diskussion haben wir nun ausführlich durch. Aber davon mal abgesehen zweifele ich noch sehr ob ich den 1. Spatenstich für den Wiederaufbau des Stadtschlosses je erleben werde.

  • Vertigo,


    auf harsche Kritik folgt natürlich das entsprechende Echo, ist mir schon klar ;).



    "Neudeutsch", "kulturfeindlich" (oder besser: selektiv wahrnehmend) und "konsumfeindlich" sind zunächst voneinander unabhängige Attibute, wobei das Erste nach meiner Auffassung für gewöhnlich die beiden Folgenden beinhaltet. Ich warf Dir das vor allem deshalb vor weil - obwohl alle von Dir (erneut) genannten Kritikpunkte richtig sind - man das Resultat dennoch nicht als "spießig" bezeichen kann. Aus Deiner heutigen Sicht und da Du eben tatsächlich anders sozialisiert wurdest fällt es natürlich leicht, so zu urteilen. Das von Dir nun zurecht als "kleinbürgerliche Weltsicht der DDR-Staatsführung" beanstandete Bild steht jedoch in einer Reihe mit den ebenso überkommenen Repräsentationsbedürnissen des Hohenzollernschlosses und dem von anderem historischen und historisierenden Zeug. Da Du das offenbar anders siehst, halte ich Deine "Kulturfeindlichkeit" für nicht ganz unberechtigt - auch, wenn ich schon aus städtebaulichen Gründen gerne auf den Palast verzichten kann.


    Den relativ hochwertig ausgeführten Bau, der seinerzeit im internationalen Kontext auch up to date war und mit einem für damalige Verhältnisse sehr breit gefächerten kulturellen und gastronomischen Angebot versehen war als "spießig" zu bezeichnen, war für mich der Ansatzpunkt, Dir ebenso "Konsumfeindlichkeit" zu unterstellen. Du hast das also anders gemeint. Sorry.


    All Deinen anderen Kritikpunkten stimme ich zu. Allenfalls die angeblich große Abneigung beim Volk gegenüber dem Palast kann ich nicht nachvollziehen - und das, obwohl ich von derart vielen regimekritischen Geistern umgeben war (inklusive mir selbst), das ich mich frage, wie sich der Staat überhaupt so lange behaupten konnte. Obwohl sie sachlich richtig wäre, kann ich diese Einschätzung nicht teilen. Dagegen spricht der damalige, immens große Andrang, der sich nicht nur aus Mitarbeitern des MfS und SED-Funktionären erklären lässt ebenso, wie die noch heute im Osten relativ populäre Meinung, den Palast zu erhalten. Ich denke also, Deine Erfahrungen stammen möglicherweise von Leuten, die sich rückwirkend neudeutsch sozialisiert (:D) als heute politisch korrekte, damalige Vollblut-Regimekritiker ausgeben wollen. Davon gibt es ja nicht zu wenige.


    Dein Argument vom "Ballast der Republik" klingt zwar gut und passt auch andernorts, ist aber hier sachlich falsch! Vielmehr geht der Plan für das Haus auf die frühe Amtszeit Honeckers zurück. Das war die Phase, als man wegkam von der reinen Aufmerksamtkeit auf Repräsentationsbauten und großindustrielle Vorhaben und statt dessen zu Gunsten der breiten Mehrheit eher kleinere Brötchen backen wollte. Schließlich ersetzte der Bau auch wesentlich größere, rein staatsrepräsentative Projekte an diesem Ort. Der Abzug von Baukapazitäten aus den Bezirken in die Hauptstadt setzte erst zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt ein und betraf vor allem den Wohnungsbau und die Mitte der 80er Jahre einsetzenden Individualplanungen im Stadtzentrum. Daraus, dass das Haus in Berlin stand, kann man ihm alleine noch keinen Vorwurf machen. Und zwei separate Baukörper für Parlament und Volksverblödung wären vermutlich teurer gekommen.


    Dass die Hostessen im Palast hübscher waren, dass Katja Ebstein und Udo Lindenberg hier und nicht in Ottendorf-Okrilla auftraten und dass es dort in der Milchbar vielleicht öfters Erdbeereis mit Früchten gab war zwar ärgerlich für die vielen, republikweit Betroffenen (ob die paar Erdbeeren überhaupt für Ottendorf und Okrilla, geschweige denn für den ganzen Rest gereicht hätten, sei mal dahin gestellt), rechtfertigt jedoch m. E. noch lange nicht den Abriss des Hauses. Im Schloss gab es mit Sicherheit auch Vieles, was Berlinern aus der Invaliden- oder Ackerstraße nicht vergönnt war - nicht einmal mit Anstehen!


    Zum Staatsratsgebäude: Geschichtlich und architektonisch ist es sicher nicht uninteressant und auf jeden Fall erhaltenswert. Lediglich die neue Nutzung finde ich etwas unsensibel. Die Frage nach dem später "doppelten" Schlossportal ist m. E. auch noch nicht zufriedenstellend geklärt. Was mich jedoch persönlich an diesem Bau gewaltig stört: als Dienstsitz des DDR-Staatsoberhauptes war das Haus in den regimetreuen bzw. -geführten Medien omnipräsent. Mi ihm verbinde ich daher viel mehr die Miefigkeit der DDR (besonders in Nachrichtensendungen und Zeitungen), als ich es mit dem Palast der Republik tue. Und im Gegensatz zu Letzterem können dem wohl nur die wenigsten irgend ein individuell positives Erlebnis zuordnen.



    Gruss
    AeG

  • Zu Zeiten der Hohenzollern gab es wohl generell nicht für jedermann überall Erdbeeren. Als der Palast stand gehörten Erdbeeren oder Bananen (;)) im Rest der (westl.) Welt hingegen zum Standard...Das ist doch ein kleiner Unterschied, oder...?


    Was hat das Staatsratsgebäude eigentlich "getan", dass es stehen bleiben durfte? Steht's einfach nicht im Weg oder war es nicht Asbest verseucht oder was...:???:

  • Witzbold ;). Ob es woanders auch irgend etwas nicht gegeben hat, kann kein Maßstab für die gesellschaftspolitische Bewertung eines Baus sein. Oder sollten wir den Palast stehen lassen und z. B. das ICC abreißen, weil im Gegensatz zu Berlin West im Osten jeder einen Arbeitsplatz hatte? Ob nun Bananen, hygienisch akzeptable Wohnverhältnisse oder sonst etwas, ob das Schloss eine positivere gesellschaftliche Funktion für die Bürger der Stadt besaß als der Palast, mag bezweifelt werden.


    Was das Staatsratsgebäude betrifft: das frage ich mich auch. Vermutlich hat es deshalb eine Überlebenschance, weil es schwierig ist, ein städtebaulich und kulturhistorisch vernünftiges Alibi für seinen Abriss zu finden und weil es eh nur ein kleines Stück in einem großen Block weit weniger erhaltenswerter Bauten darstellt. erst wenn die Breite Straße, die nie so breit war wie heute, samt ihrer westlichen Flanken rückgebaut würde, könnte man auch ernsthaft über den Erhalt oder Abriss dieses Baus diskutieren.

  • Nee, das rechtfertigt den Abriss/Erhalt eines Gebäudes natürlich nicht...War einfach eine Anmerkung bezügl. deiner...Anmerkung. Und ETwas wahres ist doch wohl an meiner "These" dran, oder?


    Es gibt doch aber Pläne, die Breite Str (eines Tages) zurückzubauen. Naja, aber solange da nichts passiert macht es keinen Sinn, da man ja auf Grund der Blockbreite und -tiefe nichts neues bauen könnte...Ich schätze, da muss man schon auf's Schloss warten. Denn erst dann gibt es auch wieder einen Anlass, den Schlossplatz in seinem ursprüngl. Format wiederherzustellen, dem ja das SRG im Wege stünde.