Wiederaufbau Berliner Stadtschloss

  • Manuel, ich glaube unser Problem ist nicht, daß wir aneinandergeraten, sondern vielmehr daß wir aneinander vorbeireden. Aber egal...


    Das Thema hat es auch so an sich, daß immer dieselben Argumente "millionenfach" ausgetauscht werden, denn neue Gründe für die eine oder andere Alternative treten einfach nicht hinzu.

  • Wenn ich so in die anderen Threads schaue, scheint Dir das ja öfter zu passieren (aneinander vorbeireden)? ;) Nachdem wir aber nun hinreichend geklärt haben, was Du alles nicht haben möchtest und wie was verstanden werden soll usw. würde mich ja nun doch einmal interessieren, was eigentlich Deine Vorstellungen einer Zwischennutzung sind?

  • Zwischennutzung! Gut...


    Also ich hätte mir selber nicht vorstellen können, meine Kunst dort auszustellen, geschweigen denn dort zu arbeiten. Andere hätten/haben sicher gerne dort gearbeitet. Meine Art von Umgebung ist das nicht gerade. Und ich will Dir auch sagen warum: Ohne, daß Du Dich gleich wieder angegriffen fühlst - mich störte einfach der Dreck ringsherum (nicht der Palast, nicht die Architektur). Die Freunde des Palastes hätten sich bspw. für einen sauberere Atmosphäre einsetzen können. Nicht daß sie die geborstene Scheiben hätten ersetzen sollen. Ich denke, ein Gerüst mit vorgehangener Attrappe (wie bei der Volksbühne am Luxemburg platz) hätte schon vieles gebracht.


    Aber in diesem Zustand hätte ich dort nicht gearbeitet. Zudem paßt meine Kunst nicht ganz in einen solchen Bau (davon jetzt mal abgesehen). Es war zu verwahrlost. Die Palastbefürworter haben sich zwar für den Erhalt eingesetzt, aber nicht gegen die Verwahrlosung. Dadurch haben die Zwischennutzer auch etwas an Glaubwürdigkeit für mich verloren.


    Wären die Nutzer wirklich für den Erhalt gewesen (über Eigennutz hinaus), dann hätte man auch alle Hebel in Bewegung setzen müssen, damit das Gebäude nicht mehr einen solchen Eindruck des Verfalls macht. Fassadenkletterer gibt es in jeder Stadt. Sie hätten wenigstens die blinden Scheiben putzen können, wenn es ihnen so ernst gewesen wäre. Dagegen hätte noch nicht mal der Senat etwas gehabt. Und wenn die Schoßbefürworter eifrig Spenden sammeln konnten, dann hätte man das auch für den Palast tun können. Niemand hätte etwas dagegen gehabt, wenn die Grafitties beseitigt worden wären. Letztenendes hätte es auch eine Attrappe geben können.


    Dann wäre die Bevölkerung auch nicht mehr so gespalten gewesen, wenn das Umfeld etwas gehübscht worden wäre. Und dann hätte man daraus auch einen wirklichen Kulturpalast machen können.

  • Also jetzt muss ich es schon wieder sagen: :mad: Niemand wollte das der PdR so bleibt, wie er sich zuletzt zeigte. Niemand! Der Vorschlag war immer, ihn zu renovieren. Dass das hier schon einmillion mal gesagt worden ist, hast Du ja selber erkannt. Also warum bitteschön argumentierst Du denn schon wieder mit dem verwahrlosten Zustand, der zuletzt dort war und den so niemand wollte? Ich begreife es nicht. Der Palast sollte innen und außen renoviert werden und auch der Vorplatz sollte neue gestaltet werden. Warum nimmst Du das nicht zur Kenntnis? Niemand hier wollte den PdR als verwahrloste Ruine erhalten.


    Das war der Vorschlag Zwischennutzung als "Depotmuseum": http://www.baunetz.de/db/news/?news_id=80662


    Wo ist da Dreck?


    Einen Vorschlag zur Zwischennutzung hast Du aber noch nicht gemacht.

  • Wäre es denn zu viel verlangt, wenn man unter laufenden Betrieb schon mal angefangen hätte, um die Ernsthaftigkeit zu unterstreichen? Das wäre ohne größeren Aufwand und Eingriffe möglich gewesen. Leider haben die Befürworter dieses aber versäumt. Und das macht sie für mich aber nicht sehr glaubwürdig. Nicht nur planen... Auch ein Besen, ein Lappen und ein Eimer Farbe tun manchmal Wunder. Bürgerschaftliches Engagement sieht in meinen Augen etwas anders aus. Du sagst immer, daß ja Pläne vorlagen. Einen Teil hätte man ohne große Probleme durchführen können, ohne irgendwelche Bauanträge stellen zu müssen


    Zur Zwischennutzung ist nichts weiter hinzuzufügen. Was bliebe denn außer Theater, Konzerte und wechselnde Ausstellungen zeitgenöss. Kunst? Das wäre doch super gewesen. Die Zwischennutzung hätte möglichst breit gefächert sein sollen. Dann wäre das Angebot auch attraktiv für die Masse gewesen.

  • Man hat doch versucht, für eine Zwischennutzung zu kämpfen. Zu sagen, ein Besen, ein Lappen und ein Eimer Farbe tun manchmal Wunder mag sein, aber der Bund war absolut dagegen. Und der PdR gehört nunmal dem Bund. Hätte man da Hausfriedensbruch mit Besen und Schrubber machen sollen?


    Wenn man jetzt noch irgendeine andere Zwischennutzung haben möchte (also kein urbanes Grün), müsste man erst wieder etwas bauen. - Das wäre zwar typisch Berlin, Palast abreißen und zur Zwischennutzung an der Stelle eine Wellblechhalle errichten, aber dementpsrechend auch reichlich gaga.


    Sehe ich das richtig, das Du hier zwar für den Abriss des PdR warst, aber auch keinen Vorschlag für eine Zwischennutzung bis zum Schlossbau hast?

  • @ralle: Warst Du eigentlich in der Ausstellung im White Cube im Palast? (Ich hab's leider verpasst) - Davon waren ja alle (auch Schlossbefürworter) sehr begeistert, Künstler sowie Besucher. Findest Du (ganz davon abgesehen ob Deine Kunst jetzt reinpasst oder nicht) das nicht besser als den Abriss und eine grüne Wiese mit ungewisse Zukunft, nur um des (dann auch nicht viel besseren) Stadtbildes wegen?


    Deine Vorschläge zur Renovierung in allen Ehren, aber ich glaube, kein normal denkender Mensch hätte sich an die sicherlich nicht unaufwändige Renovierung gegeben - auch eine Attrappe davor oder ein paar mehr als ein Eimer sind ja kein Pappenstiel - wenn der Abriss sowieso wegen des Bundestagsbeschluss unaufhaltsam gewesen ist.

  • Im aktuellen Spiegel ist ein Interview mit Rem Koolhaas!
    Koolhaas bedauert den Abriss des Palastes! Jedoch zeigt sich in dem Abriss seiner Meinung nach auch die Tradition der Verdrängung von Geschichte in Berlin!
    Der Spiegel argumentierte, der Palast sei häßlich und städtebaulich falsch.


    @rallekofskaja: Die Diskussion über den Abriss des Palastes ist so alt wie die Wiedervereinigung! WEnn du diesen Thread verfolgst, wirst du sehen, dass bestimmte Argumente immer wieder mal auftauchen!
    Ebenso stimmt, dass der Einsatz der Palastfreunde sich sehr häufig nicht auf die positiven Aspekte des Palastes bezieht (Oh Ja die gibt es! Werden aber nicht als so wichtig erachtet!), sondern sich hinter Bauzeit und Finanzierungsdiskussion verstecken!
    Ebenso falsch ist es, denn Palast nicht als Teil der deutschen Geschichte akzeptieren zu wollen. Die Diskussion, die denn Palast als politisch belastet und häßlich abstempelt, zeigt aber auch wie wenig sich man über den Palast auseinandergesetzt hat.


    Beide Varianten sind Schade, denn so wird man weder dem Palast, noch dem Schloß oder dem Ort gerecht!

  • Man muss sich alleine mal folgendes klarmachen: Wenn der PdR abgerissen ist, hat man sozusagen vom Kupfergraben bis zum Bhf. Alexanderplatz freie Sicht. Das ist eine praktisch freie Fläche von gut 1 Kilometer Länge, eingerahmt von den Platten links und rechts und der ansonsten relativ dichten Bebauung dahinter.
    Gut, würde man einen "Central Park" draus machen, ginge das noch. Aber so wie es sich wohl für die nächsten mehr als 10 Jahre darstellen wird (wird wohl eine Wiese, aus denen einige Schloss-Überbleibsel ausgeschnitten sind), ist es eine städtebauliche Katastrophe. Schaut Euch das mal bei Google-Earth an.


    Bei ganz großem Pech wirkt das dann sogar noch als "Windmaschine".

  • Ganz interessant ist dieses Zitat von Koolhaas (ich geb zu ich habe es aus einem anderem Forum geklaut und nicht nachgeprüft, weil ich den aktuellen Spiegel nicht gelesen habe)



    XXX


    Zum Thema Kunstaustellungen. Diese mögen vielleicht beeindruckend und spannend sein, rechtfertigen aber nicht den Erhalt, da sie auch irgendwo anders ausgestellt werden könnten.


    Meiner Meinung nach würde der Palast auch renoviert ein Fremdkörper bleiben.


    Die angesprochene Freifläche vom Alex bis zum Kufergraben haben wir übrigens der DDR-Abrisspolitik zu verdanken, genauso wie das Verschwinden des Schlosses aus dem Stadtbild, aber naja alles schon 100 mal diskutiert.


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    Hinweis der Moderation: Das Pressezitat wurde entfernt. Bitte künftig auf die Boardregeln (6.1) bezüglich des Einbindens fremder Inhalte achten! Vielen Dank.

  • @nitsche: Sehr gutes Zitat. Ist nämlich sehr typisch für die Mehrheit zeitgenössischer Architekten.

  • Gut ist, daß jetzt allmählich die Wüste auf der Ostseite des Palastes ins Blickfeld gerät. Wenn der Palast weg ist, wird sich die Frage, was man mit diesem Areal anfangen sollte, verschärft stellen. Meiner Ansicht nach liegt hier ein städtebauliches Problem, das mindestens so groß ist wie das, welches mit der Frage Schloß oder Palast verbunden ist: Wie kann man das Rote Rathaus und die Marienkirche wieder in städtische Strukturen einbinden, in ein Stadtviertel, in dem Menschen sich freiwillig aufhalten?

  • Mit "einem Besen und ner Kehrschaufel" wäre es beim PdR wohl nicht getan. Es hätten schon ein paar Milliönchen investiert werden müssen um ihn in einen ordentlichen Zustand zu versetzen. Aber wer investiert schon gerne eine größere Summe, wenn die Politik sich auf einen Abriss festgelegt hat?


    nitsche86


    Was rechtfertigt denn einen Wiederaufbau des Stadtschlosses? Was rechtfertigt den Abriss? Wir drehen uns im Kreis.


    Eine Freifläche an der Ecke ist für mich eher ein "Fremdkörper" als der PdR, renoviert oder nicht.


    Ernst


    Es wird vielleicht die Sichtweise deiner Welt zerstören, aber es gibt sogar Leute die sich gerne in der Ecke aufhalten und dort wohnen (gehöre selbst nicht dazu).


    Hat jemand nen Link zum Spiegel-Interview?

  • Richtig b-a-t-o wir drehen uns im Kreis. Eigentlich wollt ich mich gar nicht mehr dazu äußern, jetzt wo der Palast sowieso abgerissen wird, aber die Versuchung war zu gross ;)


    Das Spiegel Interview gibt es glaub ich nicht online.

  • @b-a-t-o,


    sehr viele sind es aber offensichtlich nicht, die sich dort gerne aufhalten. Zum Glück ist so etwas ja keine Frage der Sichtweise, sondern es läßt sich leicht überprüfen. Wohnen tut da niemand (außer einigen Bewohnern der Parkbänke), denn es gibt dort keine Häuser. Das ist ja das Problem.

  • Wie heißt es so schön, tausend mal diskutiert, und tausendmal ist nix passiert!
    Hoffen wir mal, dass es jetzt wirklich mal BUM macht!:)

  • Ernst


    Auch ich sehe das Problem. Ich hätte auch lieber eine städtebauliche Verbindung zwischen Klosterviertel und Nikolaiviertel zur/zum Heiliggeistkapelle/Hackeschem Markt. Eine Fußgängerzone von der Poststraße zur Heiliggeistgasse auf der gegenüberliegenden Seite und eine durchgängige Bebauung wäre nicht schlecht. Eine Wohnnutzung bietet sich an. Nur wer baut dort Wohnungen? Büros würden mehr Rendite bringen. Leider.

  • Zitat von rallekoffskaja

    Auch ein Besen, ein Lappen und ein Eimer Farbe tun manchmal Wunder. Bürgerschaftliches Engagement sieht in meinen Augen etwas anders aus. Du sagst immer, daß ja Pläne vorlagen. Einen Teil hätte man ohne große Probleme durchführen können, ohne irgendwelche Bauanträge stellen zu müssen.


    Ich bin zwar auch Schlossbefürworter und zwar aus dem einfachen Grund, dass der PdR (renoviert oder unrenoviert) imo ins das für mich ziemlich schöne "Ensemble" zwischen Friedrichstraße und Schlossbrücke einfach nicht reinpasst. Allerdings muss ich Deiner obigen Aussage widersprechen, da eine äußerliche Aufhübschung(wie b-a-t-o schon erwähnte) mindestens einige Hunderttausend aber eher einige Millionen gekostet hätte, darüberhinaus hätte man auch dafür Bauänträge stellen müssen(muss man in Deutschland für nahezu alles) und was noch viel wichtiger ist man braucht die Erlaubnis des Besitzers. Außerdem finde ich es nur verständlich, dass die Befürworter kein Geld für etwas ausgeben wollten, dessen Abriss schon seit Jahren mehr als wahrscheinlich gewesen ist.

  • Mittel für Authentizität

    Hallo, ich habe mir gerade mal wieder Bilder vom Dresdner Neumarkt angeguckt. Die Frauenkirche ist einfach gigantisch, und das liegt meiner Meinung nach auch daran, dass die alten Steine mitverwendet wurden. Das gibt ihr Authentizität. Bei den anderen Rekonstruktionen fehlt dies doch ein bisschen. Da wollte ich doch mal von Euch hören, wie man denn Authentizität am Besten beim Schlossbau erreicht. Ohne ist doch die Gefahr gross, dass es wie eine Attrappe wirken wird. Also, Vorschläge?