Wiederaufbau Berliner Stadtschloss

  • Der jetzige Zustand des PDR ist natürlich furchtbar. Wenn man sich überlegt, dass die DDR rund 1 Milliarde DDR Mark mal für ihn bezahlt hat und wie sehr der Rest des Landes unter seiner Erstellung leiden musste, wäre eine vollständige Tilgung natürlich eine Schande.
    Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass der PDR zum großen Teil aus Einzel- und Spezialanfertigungen bestand. Man beachte nur die Kugellampen und die Türgriffe und viele andere Details der Inneneinrichtung, die in der DDR speziell nur für dieses Gebäude angefertigt worden sind. Auch die Teppichböden sowie die hervorragende Raumnutzungsmöglichkeiten waren ganz spezielle Merkmale des PDR.
    Auch ist der PDR der Versuch eine eigenständige vom Westen abgekoppelte Moderne zu schaffen, und in diesem Sinne in Deutschland einzigartig. Andere ähnliche Baukonzepte wie das hamburger CCH (Congress Centrum Hamburg = eigentlich natürlich Kongress Zentrum Hamburg, nur das lies sich natürlich so schlecht abkürzen!) haben Ähnlichkeiten, aber nicht diese hohe Individualität.


    Es ist ein Konzept der 70er. Natürlich ist es heute veraltet, aber das ist ein Prozess, den alle Stilrichtungen einmal durcherleben mussten. Von daher wird der Palast seinen zweiten Frühling vielleicht erst in 100 Jahren erleben dürfen ;) Wenn man ihn denn auf der anderen Seite rekonstruieren sollte!


    Was mir wichtig ist, ist man ihn nicht nur als hässlichen Klotz begreift, das ist zu wenig. Er ist weit mehr, doch gegen das Stadtschloss, dass zudem als eine Art der Wiedergutmachung an der Stadt Berlin wie die Bauakademie gesehen werden sollte, hat er keine Chance. Doch seine Chance des Überlebens an anderer Stelle sollte man ihm deswegen nicht völlig absprechen!


    Ein kleiner Vorschlag für einen Berlin Soli:
    (Stadtschloss, Palast der Republik, Bauakademie)
    82.000.000 x 5€ x 10 Jahre = 4.100.000.000 €
    Ich finde das sollte reichen! Und ein paar andere Projekte würden sich auch noch finden lassen! Außerdem hätten wir dann wirklich ein solidarisches Gemeinschaftswerk vom hohen Rang verwirklicht und nicht nur das 300 Thermalbad in MV oder so ;)

  • ich glaub der verfasser hat sich die diskussion in diesem forum zum stadtschloss durchgelesen und alles in seinem artikel mit eingebaut ;)

  • übrigens muss ja der Verfasser des Artikels in der Welt, Richard Schröder, so schreiben da er ja immerhin Vorsitzender des Fördervereins Berliner Schloß ist.


    klasse Lobbyarbeit also :daumen:

  • Zitat von b-a-t-o

    ich glaub der verfasser hat sich die diskussion in diesem forum zum stadtschloss durchgelesen und alles in seinem artikel mit eingebaut ;)


    Nur leider nicht wirklich adäquat auf die "Vorwürfe" geantwortet...

  • @b-a-t-o


    Als ob der eine oder andere Schloss-Gegner nicht auch Mitglied in irgendeiner Pro-Palast-Organisation wär ;)

  • Ben
    klaro, ich hoffe nur, dass die Welt auch noch einen Artikel der anderen Seite abdruckt, denn als Zeitung sollte sie beide Seiten zu Wort kommen lassen so dass sich der Leser sein eigenes Urteil bilden kann

  • tja Iwano, der Abriss wird sich nicht mehr verhindern lassen. Die Abrissschiffe (ist das nach der neuen dtsch. Rechtschr. korrekt?) liegen schon auf der Spree vor Anker. Ich befürchte nur, dass der Schlossbau dann noch ewig auf sich warten werden lässt, (ich mein, hallo! --> das ist immerhin Berlin) und die dadurch entstehende Lücke symptomatisch für die inhaltliche Leere Deutschlands wird.

  • Oh oh Spiegel

    Also der Spiegelartikel ist richtig mau. Da schreibt aber jemand, der sich grade nicht sehr mit dem Palast auskennt! Es reicht doch nicht den ollen Artikel von Bruno Flierl zu lesen. Erstens ist der von 1993 und handelte von einer völlige anderen Sachlage, zweitens sind die Argumente über den kulturellen Betrieb total an den Haaren herbeigezogen.
    Ebensogut könnte man solche Kulturveranstaltungen in einer leeren Lagerhalle oder ehemaligen NVA Kaserne abhalten! Der Palast spielt selber gar keine Rolle mehr. Wenn das die Meinung der Palastbefürworter sind, spricht aus ihnen viel Resignation. Kein Wort über architektonische Eigenheiten (Saalkonstruktion...) ein Halbsatz von Flierl über Umgang mit Geschichte, naja.
    Der einzige Vorteil ist demnach der Standort! Der Palast selber ist anscheinend von keinem Interesse!


    Für mich ist dieser Artikel eine ziemliche Enttäuschung!

  • Der Spiegel-Artikel ist keine Glanzleistung, aber in Ordnung. Kommt natürlich drauf an, welche Erwartungshaltung man an ihn hat - es wird ja in erster Linie auf die Ausstellung eingegangen und den Zusammenhang mit dem Palast der Republik. Und da ist der Standort zusammen mit dem einzigartigen Zustand des Palastes, die in der Ausstellung reflektiert wird, ganz gut beschrieben worden. Es geht nicht um die Architektur (die gibt es ja auch kaum noch) des intakten Palastes, es geht um den Zerfall von selbigem, der in der Tat als Symbol für so vieles stehen kann. Auch geht es gar nicht soo sehr um den kulturellen Betrieb im Allgemeinen, aber selbst wenn die Ausstellung keine Parallele zum Palast ziehen würde, könnten viele Aktionen nicht in einer x-beliebigen Lagerhalle oder in einem sonstigen Ex-DDR-Ding stattfinden, was auch ganz gut im Artikel angedeutet wird. Eben wegen der Lage und wegen des Zustands und wegen der (ehemaligen und jetzigen) Bedeutung des Palasts.


    Wenn natürlich erwartet wird, dass von der Architektur des intakten Palastes gesprochen wird, muss der Artikel eine Enttäuschung sein - aber darüber gibt es ja schon genug Abhandlungen (nicht aber über die jetzige Ausstellung ;))

  • Ja wenn etwas zerfällt, hat es etwas morbides. Wer auf so etwas steht, kann zum Beispiel nach Westrumänien fahren, und sich dort die alten österreichischen Bauten angucken! Das ist wirklich faszinierend!
    Aber bitte, was unterscheidet den Palast im Moment von anderen Lagerhallen oder Kasernen? Nur sein Standort und die verblassende Legende drumherum!


    Für mich ist diese hochsubventionierte Kulturnutzung, bei der mit Pseudoargumenten versucht wird, dem Palast ein besonderes Image zu geben, kläglich!
    Ich möchte nur einmal erinnern, dass es zu Hochzeiten der elektronischen Musik anfang der Neunziger in alten Fabrikhallen aus dem 2 WK viel urbanere und weniger bemühte
    Partys gab, als diese aufgesetzte "ach was sind wir nicht alternativ" Geschichte im Palast.
    Damit ich nicht falsch verstanden werde, ich habe schon häufig genug hier Vorteile des Palastes beschrieben und gewürdigt, aber die jetzigen Palast Pro Argumente haben für mich einfach nichts mit dem Gebäude zu tun!

  • Also, wenn für dich eine derart riesige zerfallende Ruine mit dieser Vergangenheit und dieser besonderen Lage am Ende eines derartigen Prachtboulevards und dieser vielfältigen Nutzung (die es dergestalt und derart vielschichtig - ob nun gut oder nicht, passend oder nicht oder gar aufgezwängt sei mal dahingestellt und hängt vom jeweiligen Projekt ab - kaum irgendwo anders gibt) nicht besonderes hat, weiß ich auch nicht mehr weiter. Das hat nix, aber auch gar nix mit irgendwelchen Lagerhallen, Kasernen oder Bunkern gemein.

  • Ich finde es schade, dass der Platz nicht für beides, Schloss und Palast, reicht.
    Eine Schlossnachbildung wäre ohne Frage die städtebaulich und ästhetisch bessere Lösung. Der Palast aber ist ein, wenn auch streitbares, Original aus einer vergangenen Epoche, das einen verantwortungsvollen Umgang verdient. Und er bewährt sich als zentrales Kulturzentrum mit seinem eigenen, morbiden Charme. In seiner jetzigen Form ist er ein darüber hinaus ein modernes Stück Architektur, moderner als alles andere, er hat seinen eigenen Stil entwickelt. Also unbedingt erhaltenswert.
    Ich würde soweit gehen, den PdR unter einer Glashaube zu konservieren und den verbleibenden Platz mit dem Schloss zu bebauen; stellt euch mal dieses Kuriosum vor, absolut einmalig und garantiert ein Touristenmagnet.

  • hehe, oder halt ein halbes Schloss bauen. Es hat sich ja im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Somit erhalten beide eine Würdigung ihrer Geschichte.


    Aber das sind alles nur Makulaturen, denn der PDR wird jetzt abgerissen und der Diskussionen, ob er überhaupt abgerissen werden darf, bald ein Ende gesetzt.


    Naja, Deutschlands Bildung lechzt nach Qualität, die Binnenwirtschaft dümpelt vor sich hin, die Geburtenrate geht zurück (vor allem im Osten und Berlin), Berlin ist total Pleite, pleitiger gehts eigentlich gar nicht mehr, es gibt Milionen von Arbeitslosen und Milionen von Problemen die das Land belasten.


    Aber in Berlin wird ein Schloss wieder aufgebaut :applaus:


    Bravo Deutschland.


    PS Ich hätte gern auch nochmal das WMF im PdR erlebt.

  • Also entgegen der momentan wieder einmal aufkeimenden Schlosseuphorie sehe ich eigentlich nur, dass der Palast der Republik hastig abgerissen wird und einer Grünfläche (Grün-, Beton- oder Schlammfläche) oder gar einem Minigolfplatz weicht.
    Die paar verkauften Schmuckelemente werden wohl nicht ausreichen, um die gesamte Fassade wiederaufzubauen. Und selbst wenn, muss ja auch noch was hinein, bzw. hinter die Fassade. Und alles außer privat finanziertem Schlosshotel oder Konzernzentrale verlangt nach staatlichem Geld. Und wer daran glaubt, taugt zum Berliner Politiker.
    Das ist nämlich ein deutlicher Unterschied zur Dresdner Frauenkirche, die ja nicht nur aus Fassade besteht, sondern auch einen klar dazugehörenden Inhalt hat. Und abgesehen davon für die Dresdner wohl auch wesentlich mehr Identität stiftet und sogar das Stadtbild mehr prägt, als es beim Berliner Stadtschloss der Fall wäre.

  • Ja, ja im Prinzip ist die Diskussion überflüssig, wenn nicht sogar veraltet.
    Der Streit hatte vielleicht bis 93 noch etwas lebendiges gehabt. Zu dem Zeitpunkt war ich zumindest noch 13 und hatte gar keine Ahnung von so etwas. Ähnlich ist bei vielen von Euch vielleicht auch?!
    Das Ding wird abgerissen, gestern ging noch einmal die Meldung über N24 heraus, dass die große Koalition sich schnell mit dem Schlossbau befassen möchte.
    Die sicherlich schlechteste Alternative ist sicherlich nur eine grüne Wiese zu hinterlassen. Denn eine grüne Wiese kann man überall finden ;)
    wenn auch nicht am Ende eines Prachtboulevards! hehehe