Wiederaufbau Berliner Stadtschloss

  • stativision: Womit wir beide dann das komplette Spektrum der Ansichten über Berlin wiedergeben... :D Vielfach ist es auch kein Wiederaufbau sondern historisierend / nachäffender Neubau nach historischen Vorbildern oder Parzellierungen. Sowas wie Adlon, Operncarrée usw. Meines Erachtens ist sowas schlicht künstlich bemüht.

  • Donnerwetter, was ist hier denn los?
    Ich bin für den Wiederaufbau und kenne auch in meinem Bekanntenkreis niemanden, der das Ganze anders sieht. Kann aber auch daran liegen, dass ich im Westen aufgewachsen bin und mich daher in keiner Weise mit dem PdR und irgendwelcher Ostarchitektur identifizieren kann, mit einem Schloss, dem Regierungszentrum des ersten gemeinsamen Deutschlands, aber um so mehr (und da reicht mir ein Wiederaufbau mit den wichtigsten Räumen wie beschlossen). Und ich habe auch kein Problem, dass das aus dem Bundeshaushalt finanziert wird.
    ... mal ganz nebenbei: Mit dem Langen Eugen, der Kongresshalle oder sonstwelcher Nachkriegsdeutschlandarchitektur kann ich mich leider auch nicht identifizieren.



    Zitat von Manuel

    Vielfach ist es auch kein Wiederaufbau sondern historisierend / nachäffender Neubau nach historischen Vorbildern oder Parzellierungen. Sowas wie Adlon, Operncarrée usw. Meines Erachtens ist sowas schlicht künstlich bemüht.


    Das ist DEINE Sicht der Dinge. Ich sehe in den Gebäuden, qualitativ hochwertige Bauten, die modern wirken und dennoch wie Häuser aussehen, Gebäude, die den Geschmack der meisten Menschen treffen - und genau das ist doch bei Stadtgebäuden wichtig, oder?
    Und einen Wiederaufbauwahn habe ich noch nirgendwo in Deutschland gesehen - würde ich mir aber sehr wünschen, von den Bauten der letzten 40 Jahre gefallen mir vielleicht 5-10%.

  • Interessant, offenbar möchten die Menschen aus Hamburg, München, Westfalen sowie der Niedersächsischen Samtgemeinde Sittensen unbedingt unser Stadtschloss wiederhaben, während nicht alle Berliner das so sehen... ;)


    Booni: Das es sich um MEINE Sicht der Dinge handelt, ergibt sich ja von selbst. Zusätzlich hatte ich aber extra noch dazugeschrieben, dass es sich um meinen subjektiven Eindruck handelt (s.o.) mehr kann ich nicht tun. Komme übrigens auch aus dem Westen und dazu noch aus einer absolut konservativen Familie, daran kann meine Meinung also nicht entstanden sein. - Es geht hier z.Zt. um pro oder kontra Stadtschloss. Da kann es überhaupt keine "richtigen" oder "falschen" Meinungen geben. Letztlich wird wohl ohnedies der jeweilige Investor (sollte es denn einen geben) entscheiden, was er dort macht.


    Ob es beim Städtebau wirklich immer darum geht, den Geschmack der Mehrheit zu treffen, ist eine interessante Frage.

  • Sollten wir uns dereinst, wenn das Schloss steht, noch in diesem Forum austauschen würde ich gerne nochmal all jene zu Wort kommen lassen, die zur Zeit so strikt gegen dieses Vorhaben sind.
    Ich würde mich, wäre ich Berliner, unendlich freuen, wenn in meiner Heimatstadt DAS zentrale Bauwerk wieder errichtet würde. Eines Tages werdet ihr es sicher ins Herz schließen, vielleicht sogar stolz darauf sein, und von der sauertöpfischen Kritik des Jahres 2005 nichts mehr wissen wollen. Wetten wir?

  • Zitat von Manuel

    Ob es beim Städtebau wirklich immer darum geht, den Geschmack der Mehrheit zu treffen, ist eine interessante Frage.


    Nicht immer, aber ganz wesentlich. Nur wird dieser leider meist mißachtet (um nicht zu sagen verachtet).

  • Dirk: "DAS zentrale Bauwerk" wäre im Luftbild Berlins mit 38x45 Kilometer Ausdehnung wohl kaum zu erkennen. Selbst auf dem (Beweis)Luftbild auf der Site von diesem Schlossverein fällt es ja kaum auf. :nono: Das nur als Hinweis, es jetzt nicht gar so zu übertreiben.

  • Zitat von Manuel

    (..)Samtgemeinde Sittensen


    nun ja, ich war oft genug in Berlin, bin selber im Osten geboren und kann mich nicht damit identifizieren, oder es gar erhaltenswert finden. Für mich ist es einfach nur ein Schandfleck, der dem Museumsviertel schadet.


    Das Gebäude ist entkernt und verfallen und besondere politische Entscheidungen wurden hier auch nicht gefallen (bis auf eine)




    Zitat von Manuel


    Ob es beim Städtebau wirklich immer darum geht, den Geschmack der Mehrheit zu treffen, ist eine interessante Frage.


    Ich mich lautet die Antwort definitiv JA. Architektur ist für den Menschen da.
    (gibt natürlich ausnahmen, z.B. BND-Neubau)

  • Zitat von Manuel

    Dirk: "DAS zentrale Bauwerk" wäre im Luftbild Berlins mit 38x45 Kilometer Ausdehnung wohl kaum zu erkennen. Selbst auf dem (Beweis)Luftbild auf der Site von diesem Schlossverein fällt es ja kaum auf. :nono: Das nur als Hinweis, es jetzt nicht gar so zu übertreiben.


    was is den für dich das zentrale gebäude?


    das brandenburger tor? eher für touris, und keine konkrete nutzung.


    außerdem müsste man nach deiner logik einen kilometerlangen Bau bauen um zentral zu wirken und im Luftbild erkennbar zu sein.

  • @nitsche: Berlin besteht aus mehreren Bezirken mit mehreren Kiezen oder Bezirken, die sogar aus ehemals mehreren Bezirken bestehen. Es gibt m.E. keine zentrale Mitte in der Stadt und ergo auch kein zentrales Gebäude.


    "Brandenburger Tor eher für Touris und ohne konkrete Nutzung." Und das Schloss ist nicht für Touris? Glaubst Du die Berliner fahren da regelmäßig hin um sich die Fassade zu begucken?


    Also wenn schon Schloss, denke ich das 3 Flügel ausreichen. Da ist dann das Hauptportal mit der Kuppel dabei, und letztlich ist auch nur der Teil für das Stadtbild interessant. - Rein subjektive Meinung natürlich. Und auf den Fundamenten des PdR würde man entweder die alte Fassade wieder aufbauen und mit modernem Innenleben ausstatten oder sogar was ganz andere bauen.

  • Zitat von Manuel

    "Brandenburger Tor eher für Touris und ohne konkrete Nutzung." Und das Schloss ist nicht für Touris? Glaubst Du die Berliner fahren da regelmäßig hin um sich die Fassade zu begucken?



    Nö, aber vielleicht der Austellungen und Veranstaltungen wegen. Abgesehen davon, dass der Lustgarten durch das Schloß sichtlich mehr Aufenthaltsqualität bietet - auch für Berliner.

  • Wen interessiert denn die Sichtbarkeit vom Weltall aus!? Es geht darum, dass das Schloss nun Mal in der Mitte der Mitte Ur-Berlins stand und auch wieder in der Mitte der Mitte des jetzigen Berlins stehen wird. Da kann es heute noch so viele Kieze geben, ohne das Schloss und wie es die weitere Stadtentwicklung beeiflusst hat, würde es diese Kieze und Sichtachsen in ihrer heutigen Form vielleicht gar nicht geben. Darauf bezieht sich der Begriff "Zentralbau" ebenso, wie auf polit./hist. Aspekte.


    Es geht doch inzwischen nur noch ums "wann" und teilw. "wie", sprich um News zu diesem Thema und nicht darum, ob die Reko nun gut ist oder nicht!

  • Manuel


    Das Schloss ist selbstverständlich das zentrale Gebäude Berlins. Genauso wie die gesamte Gegend Berlins Zentrum in historischer, politischer und kultureller Hinsicht ist. Die Stadtkerne anderer Bezirke sind in ihrer Bedeutung als regional einzustufen und von untergeordnetem Rang, selbst wenn sich das tägliche Leben eher hier abspielt.

  • Das Schloss ist selbstverständlich das zentrale Gebäude Berlins.


    Da gibts überhaupt kein Schloss, ergo "wäre" es, wenn überhaupt, das zentrale Gebäude. Die Notwendigkeit für den Nachbau der Schlossfassade ist damit aber nicht argumentiert.

    Genauso wie die gesamte Gegend Berlins Zentrum in historischer, politischer und kultureller Hinsicht ist.


    Das wird m.E. durch den Reichstag und das umliegende Regierungsviertel demonstriert. Dort ist das politische Zentrum und der Reichstag dann das zentrale Gebäude. Übrigens ein Gebäude, mit dem man sich wirklich identifizieren kann, wenngleich das bekannteste Berliner "Gebäude" wohl das Brandenburger Tor ist, woran auch das Schloss kaum was ändern würde.

  • In der WamS vom 17. Juli 2005:


    Palazzo in der Zwischenzeit


    In dem Artikel findet sich folgende Äußerung:

    "Der Bundestagsbeschluß über den Wiederaufbau des Schlosses ist nicht das Papier wert, auf dem er steht", sagt Phillip Oswalt, einer der Kuratoren der Ausstellung und spricht von einem "Unbeschluß".


    Lieber Herr Oswalt: Ihre Einstellung zum Wiederaufbau des Schlosses ist Ihre Sache, aber wenn sie meinen, ein demokratisch legitimiertes Parlament derart beschimpfen zu müssen, dann empfehle ich Ihnen doch einen mehrjährigen Aufenthalt in einem jener noch real existierenden sozialistischen Feuchtbiotope: Wie wär´s z.B. mit Kuba? Oder steht Ihnen der Sinn mehr nach einer Abkühlung? In diesem Fall könnte ich Ihnen Nordkorea nur wärmstens ans Herz legen! Da baut man ganz sicher keine kitschigen Schlösser, sondern nur gestandene sozialistische Arbeiter- und Bauernarchitektur. Da wird Ihnen sicher das Herz aufgehen, und den Palast in Berlin werden Sie dann ganz schnell vergessen haben. :lach:

  • Ich kann mich Herrn Oswalt da nur anschließen. Solange keine Nutzung und keine Finanzierung vorliegt, ist dieser Beschluss wenig wert. Da haben irgendwelche reichlich verbohrten Kulturpolitiker sich einen "Vorratsbeschluss" holen wollen, um möglichst schnell Fakten zu schaffen und jede andere Nutzung nach Möglichkeit verhindern zu können. Dabei wurde aber übersehen, dass der Beschluss jederzeit kassiert oder geändert werden kann, solange da nichts in Umsetzung ist. Der Beschluss ist also tatsächlich nicht das Papier Wert.

  • Ich denke auf die Publicity "Regierung residiert im teuren Stadtschloss" kann jede Regierung verzichten. Das würde, außer von einigen hier mitschreibenden, nicht gerade positiv aufgenommen.