Altes Regierungsviertel - südliche Wilhelmstraße und Voßstraße

  • Zitat von eosander

    Ich habe ich allerdings eine andere Vermutung: Die Herren der Huk Coburg wollten ihr Kapital möglichst gewinnbringend in eine Immobilie in zentraler Lage investieren.


    Da ich selber Kunde bei dem Verein bin, möchte ich genau das doch mal stark hoffen. Abgesehen davon, dass wohl die meisten Immobilien aus diesen Motiven gebaut werden. Man kann auch nicht ganze Straßenzüge nach historischem Vorbild aufbauen. Dafür fänden sich schlicht keine Investoren. Das geht nur bei einzelnen und herausgehobenen Objekten, die auch nur deshalb ihren Reiz haben können. Abgesehen davon, dass Teile Berlins ja jetzt schon regelrecht Modelleisenbahncharakter bekommen und dieser Neuberliner Klassizismus-Reko-Wahn einem irgendwann zum Hals raushängen kann.
    Das Projekt finde ich darüber hinaus durchaus ansehnlich. Und neben diesem Borg-Kubus (der ja tatsächlich irgendwie kultig wirkt) würde eine Rekonstruktion nach historischem Vorbild ohnedies wirklich albern aussehen. Diese Plattenbau/Wohnbebauung ist doch wesentlich störender dort. - Die müsste eigentlich weg, bzw. hätte dort nicht gebaut werden dürfen.


    eosander: Jetzt hast Du noch ein paar Bilder dazugepackt. Über Berlin heißt es immer, es ist immer im werden und nie am sein (oder so ähnlich). Und so ist es. Berlin lebt davon, dass es sich immer weiterentwickelt. Nie stehenbleibt und erst recht nicht zurückdreht. Man kann nicht einfach alles immer nach historischem Vorbild wiederaufbauen und das Kaiserzeit-Berlin wiederbeleben. Das gilt eben auch für die Wilhelmstraße. Wie oft ist in Berlin schon abgerissen und neu gebaut worden und zwar nicht nur in unserer Zeit.

  • ich bin heute mal die Voßstraße abgelaufen, das Ergebniss:







    Die schrecklichen Plattenbauten gehen echt bis vorne zum Adlon.... :nono:

  • 1A-Bilder, Jo-King :daumen::juhu:


    Ich habe mir übrigens vor kurzem beim "Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung" die DVD "Architekturgeschichte Wilhelmstrasse 49" bestellt und sie heute erhalten. Man kann sie unter folgendem Link kostenlos bestellen:


    DVD Wilhelmstraße 49


    Auf der DVD findet sich neben historischen Filmaufnahmen vom Wilhelmplatz auch ein interessantes Interview mit Laurenz Demps, Professor für Geschichte an der Humboldt-Universität und u.a. Autor des Buchs "Berlin-Wilhelmstraße, Eine Topographie preußisch-deutscher Macht", in dem er auf die städtebaulichen Zusammenhänge von "Pariser Platz", "Leipziger Platz", "Belle-Alliance-Platz" (heute "Mehring-Platz") und Dreifaltigkeitskirche (stand an der Mauerstraße vor der heutigen Botschaft Nordkoreas) und dem Wilhelmsplatz im Kreuzungspunkt der Verbindungsachsen dieser zuvor genannten vier Orte eingeht. Demps plädiert für die Wiederherstellung des Platzes und den Abriß der ihn verstellenden Gebäude. In diesem Zusammenhang erwähnt er besonders die "Geheimniskrämerei" bei der Beräumung des Wilhelmsplatzes 1973 und der unter ihm befindlichen Bunker von Göbbels aus Anlaß des Neubaus der heutigen Tschechischen Botschaft. Er spricht davon, daß das Stadtbild an dieser Stelle "bewußt auch demoliert worden" ist und bemängelt den fehlenden "Auseinandersetzungsprozeß". Die Architekturen der Gebäude rechtfertigen seines Erachtens nicht den Erhalt der Neubauten auf der ehemaligen Platzfläche. :applaus:

  • Laut der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wollen die Tschechen ihre Botschaft irgendwann umbauen. Wenngleich ich mir kaum vorstellen kann, was man da "umabuen" will... ;) Dass sie ihren regierungsnahen Standort aber räumen, ist wohl außerordentlich unwahrscheinlich. Bleibt für mich zu hoffen, dass damit die Chancen für noch ein historisierendes Schneekugelensemble wegfallen...

  • In der WamS von heute ein interessanter Artikel:


    Renaissance der Schmuckplätze


    Die pessimistische Einschätzung, was eine Wiederherstellung des Wilhelmplatzes anbelangt, kann ich jedoch nicht teilen. Aber angeblich soll es ja auch Leute gegeben haben, die an den Fortbestand der DDR geglaubt haben, z.B. ein gewisser Erich H.: "Den ..oziali..mus in seinem ..auf, ..alten weder Ochs ..och Esel auf!!!" :hammerlol

  • Es kann doch nicht so schwer sein, den Tschechen eine andere Immobilien im Tausch für das Grundstück anzubieten. Es gibt noch genug leerstehende repres. Bauten in der Gegend, die einen besseren Eindruck machen würden, als diese Kiste an dieser Stelle. Sind die Wohnungen in den ganzen City-Platten (Wilhelm-, Leipziger Str. und Fischerinsel) eigentl. irgendwann an die Mieter vekauft worden? Das würde das ganze dann wohl doch etw. schwieriger machen...
    Aber immerhin sagt man offen, dass man z.B. den Molkenmarkt in seiner Struktur wiederherstellen will oder auch die ganzen Denkmäler wiedererrichtet.

  • Ich denke wenn wenigstens die Baracken (Shops und Doener und so) weg kommen ist der anfang gemacht. Der Platz in den alten Strukturen wird sicher noch 50 Jahre brauchen um wieder zu entstehen. Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen die reste des Propagandaministeriums mit naturstein zu verkleiden? Nun wollen die wohl doch noch Speers Plaene verwirklichen.

  • Einen ersten Überblick über die Wilhelmstraße findet man unter http://www.topographie.de/wilhelmstr/.


    A propos Wilhelmplatz:
    Das Gelände des ehemaligen Reichsverkehrsministeriums ließe sich doch wieder in historischer Gestalt (jedoch ohne verunstaltende spätere Ergänzungen) bebauen ... die derzeit dort befindliche Mauer ist doch ein wahrer Schandfleck. :bash:


    Sicher wird der Wilhelmplatz nicht von heute auf morgen wiedererstehen. Aber der Versuch der DDR, Geschichte auszutilgen, indem man einfach nichtsagende 0815-Plattenbauten auf geschichtsträchtigen Boden hinpflastert, kann und darf nicht das letzte Wort sein :nono: ; und für die Botschaften Tschechiens und Nordkoreas werden sich ja wohl noch andere Standorte finden lassen.

  • Also wenn die Botschaften nicht freiwillig gehen, müsst ihr die schon enteignen. Dass dürfte einige diplomatische Verwicklungen nach sich ziehen.


    Warum bitteschön muss eigentlich unbedingt alles nach historischem Vorbild wiederaufgebaut werden? Eigentlich ist unsere Zeit doch die erste überhaupt, in der Berlin sich rückwärts entwickelt und altes wiederherstellt. Bisher hat Berlin sich immer vorwärts entwickelt und neues gebaut.


    Und übrigens kann man der DDR ja schwerlich das gewissermaßen architektonische Tilgen deutscher Geschichte vorwerfen, wenn man es ja selber auch betreiben will, indem nunmehr die DDR-Bauten der Kaiserzeitbauten wegen fallen sollen.

  • "Verbraucherschutzministerium erhält in Berlin mehr Platz"

    "An der Französischen Straße in Berlin Mitte haben heute die Arbeiten für einen Erweiterungsbau des Verbraucherschutzministerium begonnen. Neben dem fast 100 Meter langen Baukörper, der nach Plänen des Berliner Büros Anderhalten Architekten entsteht, wird für das Ministerium die ehemalige Musikschule Hanns Eisler generalsaniert. Dort sollen unter anderem die Verwaltung, die Cafeteria und die Öffentlichkeitsarbeit neue Räume erhalten. Das Bauvolumen für die Sanierung und den Erweiterungsbau beträgt 35 Mio. EUR."


    http://www.immobilien-zeitung.…ews.php3?id=15171&rubrik=


    EDIT:


    Auch ne Baunetzmeldung:
    http://www.baunetz.de/db/news/…id=80763&news_region_id=6


    noch mehr Bilder :


    http://www.baunetz.de/upload/80763az.jpg
    http://www.baunetz.de/upload/80763bz.jpg
    http://www.baunetz.de/upload/80763cz.jpg

  • Och lasst doch die tschechische Botschaft stehen!
    Sind es nicht gerade diese Gebäude, die Berlin zu Berlin machen?
    Berlin ist doch nicht Wien oder Salzburg, wo man klassische Architekturensembles in Massen findet!
    Aber wenn die tschechische Botschaft schon weg muss, dann kann man ja auch ein richtiges "70er Jahre" Sozialismus" Stadtviertel machen! > Palast der Republik, Müther Kantine und tschechische Botschaft nebeneinander!

  • "Neue Ost-West-Route in Mitte"


    "Der Bund fordert den Ausbau der Französischen Straße und erhält Unterstützung aus dem Senat"



    "Eigentlich sollte gestern nur der erste Spatenstich für einen Anbau des Verbraucherschutzministeriums getan werden. Aber der symbolische Baubeginn war genau genommen nichts anderes als der Startschuss für eines der umstrittensten Straßenprojekte Berlins: der Startschuss für die Verlängerung der Französischen Straße von der Mauerstraße bis zur Wilhelmstraße."


    "Auf der Computersimulation, die den künftigen Erweiterungs-bau des Verbraucherschutzministeriums zeigt, ist die neue Ost-West-Verbindung schon eingezeichnet: eine Asphaltpiste mit Bäumen am Straßenrand. Die Botschaft der Computersimulation ist eindeutig: hier ist eine Straße geplant und sie wird gebaut - auch wenn der förmliche Beschluss des Landes Berlin dazu noch aussteht."


    "Ohne die Straße würde die gesamte Planung des neuen Hauses nicht funktionieren. Schließlich liegt der Zugang zum öffentlichen Konferenzbereich an der Französischen Straße 1. Schwer vorstellbar, dass die Straße dorthin nicht gebaut wird. So ermahnte denn der Abteilungsleiter im Bundesbauministerium, Michael Halstenberg, gestern das Land Berlin dazu, die Französische Straße zu öffnen. Zumindest bei Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) findet er mit dem Wunsch Gehör. Sie sprach sich für die Verlängerung der Französischen Straße aus und begründete dies mit der geänderten Situation im Bezirk Mitte. Die Wilhelmstraße sei vor der britischen Botschaft aus Sicherheitsgründen für den Verkehr gesperrt, die Verkehrsbelastung in der Dorotheenstraße sei hoch und eine große Zahl von Touristen komme mit Bussen zum Holocaust-Mahnmal."


    "Experten aus der Stadtentwicklungsbehörde führen hinter vorgehaltener Hand jedoch längst ein weiteres Ar"gument für den Ausbau der Französischen Straße an: die Sicherheit an der künftigen US-Botschaft. Es sei nicht auszuschließen, dass es Situationen gebe, in denen die Behrenstraße für den Verkehr geschlossen werden müsse. Dann brauche man die Französische Straße als Ersatz."



    http://www.berlinonline.de/ber…eitung/berlin/479059.html

  • "Hessen kauft für 8,6 Mio. EUR Grundstück in Berlin"

    "Das Land Hessen hat vom Bund für 8,6 Mio. EUR ein 4.200 qm großes Grundstück neben seiner Landesvertretung in Berlin erworben. Über eine Nutzung des Geländes, auf dem sich bislang Parkplätze und ein Kiosk befinden, ist nach Informationen aus dem hessischen Finanzministerium noch nicht entschieden."


    http://www.immobilien-zeitung.…ews.php3?id=15265&rubrik=


    Klingt ja erstmal nicht so spektakulär, allerdings dürfte es sich um das Grunstück direkt an der Ebertstraße/an den Ministergärten handeln. Nebenan fliegt noch der High-Flyer, aber bald wird dort der gmp Entwurf gebaut...schön, das dieses Schandfleck jetzt verschwindet, könnte mir dort auch gut einen Park vorstellen.
    Das der Parkplatz und der Kiosk dort nicht mehr lange stehen werden, davon kann ausgegangen werden:


    " Ein Kauf des ins Auge gefassten Grundstücks in Berlin sei "strategisch sinnvoll", sagte Weimar. Erstens könne damit ein "Schandfleck" künftig besser genutzt werden, zweitens seien steigende Grundstückspreise zu erwarten."
    http://www.main-spitze.de/rhei…t.php3?artikel_id=2029991


    (Weimar: Hessens Finanzminister)

  • habe mal das Grundstück vor der Hessischen Botschaft Fotografiert, dass was Hessen letzte Woche gekauft hat, die Landesrepräsentanz im Hintergrund, der Parkplatz im Vordergrund:



    Habe mir das mit dem Park nochmal überlegt, das macht aufgrund der Nähe zum Tiergarten recht wenig Sinn, was mir allerdings sehr Sinnvoll erscheinen würde:


    Der High-Flyer muss ja bald seinen angestammten Platz verlassen, warum sollte er also nicht für ein paar Jahre, sagen wir 4-5, auf das angrenzende Grundstück ziehen. Dannach kann Hessen sich immernoch überlegen, ob es etwas Bauen will oder nicht.
    Wäre doch ne Überlegung wert...

  • Da der Wilhelmplatz in diesem Thread mit angesprochen wurde, stell ich diesen Beitrag mal hier hinein.


    Die Umgestaltung dieses in den letzen Jahren als solchen kaum zu erkennenden Platzes geht dem Ende entgegen.


    Zwischen solch architektonischen "Augenschmausen" wie Nordkoranische Botschaft, Tschechische Botschaft und Ullrich-Supermarkt ließ sich zwar kein Schmuckkästchen zaubern, aber eine deutliche Verbesserung ist es schon. (Obwohl die Tschechische Botschaft ja schon was hat :) )


    Der Platz ist wieder erkennbar, die Straßenführung wurde geändert, Bänke und etwas Grün wurden auch aufgestellt. Sanierung und Neubau der Gebäude an der Nordseite des Platzes sind fast abgeschlossen. Seht selbst:


    http://freenet-homepage.de/pla…wilhelmplatz/wilhelm.html

  • die Umgestaltung betrifft eher den Ziethenplatz. Finde ich sehr gelungen, auch den Neubau links von der Thüringischen Landesvertretung. Der Wilhelmplatz liegt weiter vorne zur Wilhelmstrasse hin und ist heute grösstenteils überbaut, nämlich mit dem Ullrichsupermarkt und der Tschechischen Botschaft.

  • Ja, der Platz macht in der Tat einen netten Eindruck. Hat sich auch ne ganze Weile gezogen. Bin da mehrfach vorbeigefahren, aber es scheint irgendwie nie wirklich was passiert zu sein.
    Son einladend der Platz jetzt auch ist, irgendwie frage ich mich, wer ihn nutzen soll...Drumherum stehen doch nur Büros u.ä.. Klar, Angestellten können da im Sommer ihre Mittagspause verbringen, aber sonst...? Und die Wohnhäuser haben ihre Gärten auf den Hinterhöfen. Und auch sonst ist es nicht grad eine Laufgegend und nur wenige Minuten entfernt ist z.B. der Gendarmenmarkt...:confused:


    Hier gibts noch etw. Info und ein Vorher-Bild.


    Dachte immer, der Typ heißt ZietHen...