Altes Regierungsviertel - südliche Wilhelmstraße und Voßstraße

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    Es gibt einen Verein, dessen Name mir leider entfallen ist (hat seinen Sitz am Platz), der sich für eine Verbesserung der Situation einsetzt. So plädiert er dafür, die Überbauung der (Rest-)Friedrichstraße zum Landwehrkanal hin abzureißen. Ein durchgeführtes Projekt war der "Pfad der Nationen", eingelassene Tafeln im Boden im Norden der Fußgängerzone Mehringplatz, auf dem eine Persönlichkeit aus jedem (?) europäischen Land vorgestellt wird. Ansonsten befürchte ich, dass der Platz ein Fall für den Denkmalschutz wird, wenn er es nicht schon ist. Schließlich hat hier der "Gott" Scharoun gebaut...

  • Mich würde ja vor allem mal interessieren wohin die Viktoria-Statue verbracht wurde... Eingeschmolzen zur Sanierung des maroden Haushalts? Durch die demolierte Säule ist dort nun wirklich auch der letzte Lichtblick in dieser Tristess verschwunden.

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    In der Friedrichstr. 246 hatte Scharoun sein Büro, das ist der Flachbau neben dem Kaiser´s (im EG ist ein Rossmann). Daher dachte ich, dass er aktiv einzelne Häuser geplant hatte. Aber selbst wenn Düttmann der Ausführende war, so ist die Platzbebauung dennoch auf Scharouns "Mist" gewachsen.
    Die Viktoria wird übrigens schon seit Ewigkeiten saniert. Ich meine mich zu erinnern, irgendwo in Brandenburg oder sogar Polen. Jedenfalls kommt sie wieder...

  • aus heutiger sicht ist der mehringplatz sicher in vielerlei hinsicht unbefriedigend; ein stück großsiedlung mitten in berlin. immerhin bemerkenswert aber ist doch, dass an seine einstige gestalt mit der runden umbauung immerhin angeknüpft wurde und auf diese weise ein wenigstens identifizierbarer ort entstanden ist, zu einer zeit, in der solch geometrisch gefasste plätze doch ganz de la mode waren. ein (unbewusster?) vorläufer der kritischen rekonstruktion, wäre ich fast geneigt zu sagen. und vergessen wir nicht: hinter der hochhauswand im norden plante der senat seinerzeit die südtangente der stadtautobahn durch kreuzberg zu schlagen. wenigstens das ist berlin erspart geblieben.

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    In gewisser Weise knüpft er an. Allerdings entspricht nur der äußere der beiden Bebauungsringe den Dimensionen des alten Belle-Alliance-Platzes. Der heutige Mehringplatz ist also sehr viel kleiner, wenn auch rund. Was natürlich fehlt ist neben der aufgegebenen Einmündung der Wilhelmstraße auch die der Lindenstraße, die mal hier endete. Zumindest an den beiden südlichsten Altbauten der Wilhelmstraße ist die alte Straßenführung noch zu erkennen (nur dass sie von einem unendlich häßlichen Parkhaus jäh unterbrochen wird).

  • Ach herrje. 42 Millionen - das ist wahrscheinlich ein netter Quadratmeterpreis.


    Aber mal ohne Sarkasmus: In die barocke Friedrichstadt gehören keine Großbauten mit mehr als 30 Meter Fassade. Das hat derweil sogar die SPD-Truppe aus dem Berliner Senat erkannt, die Friedrichstraßenblocks u. ä. in den Neunziger genehmigt haben. Nagel, Strieder, Stimmann - alle nachgedunkelt und vernünftiger geworden.


    Nur die nächste Generation unter den Damen Junge-Reyer, Lüscher-Gmür, Dunger-Löper und der für den Bereich zuständigen Stadtplanerin Kleinwächter-Jarnot hat das noch immer nicht begriffen. Man will "in" sein und "up to date". Falls jedenfalls noch einmal wieder jemand meckert, daß die Berliner Regierungsbauten zu retro seien sollte man sich Anderhalter merken...

  • Das Gebäude hat sogar schon einen eigenen Spitznamen: Aigner-Nordwand; frei nach der Ministerin Ilse Aigner und dem dunklen Olivin-Basaltsteins für die Fassade.


    Derweil tobt Bauminister Peter Ramsauer der lieber toitsches Baumaterial an der Fassade gesehen hätte :???:


    Artikel Berliner Zeitung

  • Unabhängig von der politischen Diskussion über deutsches oder rotchinenisches Material ist diesbezüglich folgendes festzuhalten:


    1. Der Chinesenstein kostet in der Tat etwa ein Viertel, weil die armen Teufel da unten keine Tarifverträge beim Steinekloppen haben.


    2. Er hat jedoch nicht die gleichen Eigenschaften wie deutsches Material. Anfangs sieht er nett aus, aber dann...


    Ein Beispiel: Deutscher Granit liegt nun schon seit über 100 Jahren auf Berlins Gewegen in Form der "Schweinebäuche". Er ist zwar alt, aber schön gealtert. Der billige Chinesengranit auf dem Alexanderplatz kann jederzeit besichtigt werden...

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    Dem stimme ich zu. Bei diesem Bau bin ich allerdings froh, dass man das billigere Material verwendet hat; so tuts in 30 Jahren wenigstens nicht so weh, wenn man das Gebäude umgestaltet/abreisst.

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    Dem stimme ich zu. Bei diesem Bau bin ich allerdings froh, dass man das billigere Material verwendet hat; so tuts in 30 Jahren wenigstens nicht so weh, wenn man das Gebäude umgestaltet/abreisst.


    @ Bato: Na, da sind wir endlich einmal einer Meinung. Auf der Länge des Gebäudes standen vor 100 Jahren 7 Gebäude, nicht eines.


    Nur, daß es keine 30 Jahre dauern wird bis der Stein runter ist. Hast Du dir mal aktuell die Natursteinfassade des Kanzleramtes angesehen?

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    @ Konstantin
    Und vor 200 Jahren standen dort bestimmt 14 Gebäude oder wie?
    Das liegt wohl daran das in der "barocken Friedrichstadt" vor 100 oder 200 Jahren noch keine 240 Beamte unter einen Dach gemäß Arbeitsstättenverordnung untergebracht werden mussten. Willkommen in der Dienstleistungsgesellschaft und im Hier und Heute!


    In die barocke Friedrichstadt gehören keine Großbauten mit mehr als 30 Meter Fassade.


    Was an oder in der Friedrichstadt in diesem Zusammenhang so Barock ist, außer die überlieferten Strukturen, bleibt mir unerschlossen. Bis auf die (beiden) Pfarrhäuser der Dreifaltigkeitskirche gibt es keine Überbleibsel barocker Blockrandbebauung mehr. Dann würde man auch von einen "barocken Manhattan" sprechen können, da es in zur annähernd gleicher Zeit und Struktur erschlossen wurde.


    Die barocken Zeiten und Parzellierungen haben sich auch schon vor 100 Jahren geändert. Man beachte die Bankgebäude in der Behrenstraße, die ehem. Reichsbank auf den Friedrichswerder etc.. Messels Wertheim Fassaden erstreckten sich über 240 Meter! Es kommt doch viel mehr auf die Organisation und Gestaltung des Bauvolumens im Block an.

    Er hat jedoch nicht die gleichen Eigenschaften wie deutsches Material. Anfangs sieht er nett aus, aber dann...


    Ob der Basalt aus der Eifel oder aus China kommt sagt doch noch lange nicht über seine Qualität. Selbst aus einem Abbaugebiet unterscheiden sich die Qualitäten extrem. Das bekannteste Beispiel über guten und schlechten "deutschen Naturstein" gibt der Kölner Dom ab. Man bekommt doch selbst im Baumarkt keine Dachlatte mehr die aus deutschen Wäldern stammt.


    Ob "linke" Politiker erst "nachdunkeln" müssen, oder von "rotchinenisches Material" zu sprechen geht da wohl in eine andere Richtung.

    Es tut mir wirklich leid, aber diese Argumentation die jetzt hier geführt wird kann ich nicht mehr so ganz nachvollziehen. Warum bitte ist ein Gebäude/Architektur schlecht, wenn seine Fassade sich über 30 Meter erstreckt, die Fassade nicht aus einem "deutschen Material" ist, oder jemanden die pol. Besetzung der planenden Behörde nicht passt? Es bleibt an des am Objekt noch genug zu kritisieren als in Ideologien zu verfallen.

  • Das Kanzleramt hat doch gar keine Natursteinfassade, oder irre ich da? Das ist doch leicht aufgehübschter Beton.


    Nein ich glaube das ist Plattenmaterial... Paul-Löbe und M.E.Lüders-Haus sind Sichtbeton.

  • Konstantin, besser spät als nie: die argumentation ist ungenau. an der stelle des bmelv-neubaus standen nie zuvor häuser; die französische straße begann immer erst an der mauerstraße. erst im zuge der ministeriumserweiterung ist sie 2009 bis zur wilhelmstraße verlängert worden. der erweiterungsbau steht sozusagen quer im inneren des barocken blockrasters. die geforderte nutzfläche war vorgegeben, die traufhöhe darf auch nicht überschritten werden, unterirdische arbeitsplätze lässt das baurecht in deutschland nicht zu - also ergibt sich die länge des gebäudes quasi von alleine. den versuch, die länge mittels knick zu gliedern, halte ich jedenfalls für architektonisch authentischer als die maskierung des volumens mittels unterschiedlicher fassaden vor durchlaufenden fluren, wie bei so vielen büroblocks in der friedrichstadt praktiziert.

  • Vielleicht wäre es besser gewesen, das leerstehenden DDR- bzw. Preußische Innenministerium ein paar Meter weiter zu beziehen statt neu zu bauen. Wenn der Knick eine "Gliederung der Fassade" ist - bitte. Da gibt es unterschiedliche Auffassungen. Auch wenn man neu baut, kann man bessere Fassaden entwerfen, welche sich auch besser einfügen.

  • Glinka-Haus wird saniert?

    Beim vorbeifahren eben gesehen:
    Das Glinka-Haus am Zietenplatz wird scheinbar saniert!
    Zumindest wirds gerade eingerüstet!



  • Habe gerade mal ein bisschen recherchiert und dabei diese Seite der Denkmaldatenbank gefunden.


    http://www.stadtentwicklung.be…c.tpl;&KEY=obj%2009096009


    Durch die ausführliche Beschreibung des Baus müssen wir ab nun allerdings vom "Gebäude der Allianzversicherung" sprechen, anstatt vom "Glinka-Bau" :D.
    Jedoch sollte ich gerade in meinem ersten Kommentar mal nicht so kleinlich sein ;).


    Eigentlich ein schönes Gebäude, mit gefällt die klare Gliederung der Frontpartie durch die Säulen, jedoch wirklich ein wenig "heruntergekommen". Falls es wirklich saniert werden sollte, wird es die Ecke erheblich aufwerten. Der Zietenplatz macht an sich ja schon einen guten Eindruck, doch gerade die Botschaft Nordkoreas ist kein Vergleich zum einzigsten Kaiserhof.
    Ich finde man muss jedoch das Beste draus machen und eine Sanierung ist wirklich angebracht. ;)